Afghanistan-Sammler: Ende der Evakuierungsflüge absehbar, Mandat im Bundestag
Zur weiter laufenden internationalen Evakuierungsmission in der afghanischen Hauptstadt Kabul (zunächst) der Sammler zur laufenden Entwicklung:
• Die Bundeswehr setzte – wie die anderen beteiligten Nationen auch – ihre Evakuierungsflüge am (heutigen) Mittwochmorgen fort. Der erste A400M startete nach Bundeswehrangaben um 08.40 Uhr MESZ aus der usbekischen Hauptstadt Taschkent. Bis zum gestrigen Dienstagabend hatte die Luftwaffe insgesamt mehr als 4.600 Menschen ausgeflogen.
Die US-Statistik dazu (0300EDT entspricht 0900MESZ):
From August 24 at 3:00 AM EDT to August 25 at 3:00 AM EDT, a total of approximately 19,000 people were evacuated from Kabul. This is the result of 42 US military flights (37 C-17s and 5 C-130s) which carried approximately 11,200 evacuees, and 48 coalition flights which carried 7,800 people.
Since August 14, the U.S. has evacuated and facilitated the evacuation of approximately 82,300 people on US military and coalition flights. Since the end of July, we have re-located approximately 87,900 people on US military and coalition flights.
Update: Nach Angaben der Bundeswehr startete um 11.35 MESZ der erste deutsche Evakuierungsflug des Tages von Kabul mit 218 Personen an Bord und kam um 12.55 MESZ in Taschkent an.
Der zweite deutsche Flug startete um 12.17 MESZ von Kabul mit 153 Menschen und landete 13.20 MESZ in Taschkent. (KORREKTUR: habe einen Flug wohl doppelt gezählt)
Der dritte Flug startete um 16.07 MESZ mit 165 Menschen an Bord.
• Nach der Ankündigung der USA, ihren Einsatz in dieser Evakuierungsoperation zum 31. August zu beenden, zeichnet sich ein vorheriges Ende der Evakuierungsflüge ab – schon zuvor war klar, dass die US-Streitkräfte für die Rückverlegung ihrer rund 6.000 Soldaten und des Geräts vom Flughafen Kabul mehrere Tage benötigen würden. Absehbar ist ein Ende der deutschen Flüge bereits am kommenden Freitag; auch die Bundeswehr benötigt Zeit, ihr Personal und Material – darunter zwei Hubschrauber, die offensichtlich bislang nicht zum Einsatz kamen – aus Kabul herauszuholen.
Offiziell wird der Freitag als Enddatum, den auch mehrere andere Medien melden, vom Verteidigungsministerium zwar nicht bestätigt – aber auch nicht dementiert.
Update: Die tagesschau meldete am Vormittag in ihrem Live-Blog, es könne sogar bereits am heutigen Mittwoch zu den letzten Evakuierungsflügen der Bundeswehr kommen. Dafür gibt es bislang weder weitere Hinweise noch eine Bestätigung.
• In Kabul scheinen die Taliban Ernst zu machen mit ihrer Ankündigung, nur noch Ausländer zum Flughafen durchzulassen, wie der Kollege Kim Sengupta von der britischen Zeitung Independent meldet:
In Kabul : Afghan nationals are getting stopped at Talib checkpoints despite having evacuation documents after yesterday’s decree.
— k.sengupta@independent.co.uk (@KimSengupta07) August 25, 2021
• Der Bundestag debattiert am Mittag (ab 12.00 Uhr) über das Mandat für diese laufende Evakuierungsmission. Das Bundeskabinett hatte – gemäß den Vorgaben des so genannten Parlamentsbeteiligungsgesetzes – das Mandat (Bundestagsdrucksache 19/32022) auf den Weg gebracht, nachdem die Operation wegen Gefahr im Verzug bereits begonnen hatte. Bundeskanzlerin Angela Merkel will unter anderem dazu eine Regierungserklärung abgeben.
Update: Der Bundestag stimmte dem Mandat, also nachträglich, mit großer Mehrheit zu: 539 Abgeordnete sprachen sich dafür aus, neun dagegen und 90 enthielten sich.
Während die Fraktionen von Union, SPD, FDP und Grünen geschlossen für den Einsatz stimmten, enthielt sich etwa die Hälfte der AfD-Fraktion und der überwiegende Teil der Linken. Die Gegenstimmen kamen ebenfalls aus diesen beiden Fraktionen und von fraktionslosen Abgeordneten.
• Russland kündigte an, mit vier militärischen Transportmaschinen vor allem eigene Staatsbürger aus Afghanistan zu holen, wie TASS meldete. Interessant dabei ist, dass auch ausdrücklich ukrainische Staatsbürger erwähnt werden:
Russia’s Ministry of Defense has organized the evacuation of more than 500 people from Afghanistan on the behalf of the Russian President Vladimir Putin, the ministry told reporters on Wednesday.
The four military transport aircraft will airlift over 500 Russian citizens as well as citizens of Collective Security Treaty Organization (Belarus Kazakhstan, Kyrgyzstan, and Tajikistan) and Ukraine. According to the Ministry, four plans have formed a group and are awaiting further instructions in Ulyanovsk.
(Weiter nach Entwicklung)
(Foto: Deutsche, britische und norwegische Soldaten am 21. August 2021 bei der Zugangskontrolle am Abbey Gate im Südosten des Kabuler Flughafens – Einsatzkameratrupp der Bundeswehr via Einsatzführungskommando)
Ich hätte nicht gedacht das ich das mal sage, aber ich hoffe die Taliban können und wollen die öfffentliche Ordnung aufrecht erhalten.
Insbesondere die letzten Tage dieser Operation dürftens ehr heikel werden und wir als Westen sind dann vollständig von der Gnade der Taliban abhängig. Es mag ja sein, das sie aktuell nur Ausländer zum Flughafen lassen. Wenn sie allerdings nochmal richtig schöne „der Westen versagt“-Bilder für ihre Propaganda haben möchte müssen sie lediglich kurz vor Ende der Operation ihre Checkpoints aufmachen.
Denn das die Evakuierung endet wird sich auch zu den Afghanen rumsprechen.
Ich wollte nicht unter den letzten westlichen Soldaten sein die da abrücken.
Das Potential für ein mediales Drama ist gewaltig.
@ t.w.
Tagesschau.de meldet mögliches Ende der deutschen Luftbrücke bereits heute
[wo? sehe nur Freitag. T.W.]
Eine kritische Würdigung des neuen (- Antrages für ein -) Mandates findet sich hier:
https://www.heise.de/tp/features/Afghanistan-Mandat-So-betruegt-der-Bundestag-sich-und-die-Oeffentlichkeit-6173604.html?seite=all
Allerdings erschließt sich mir die Logik der Linken nicht, das alte Mandat würde fortbestehen; mit dem kompletten Abzug aus AFG wurde die deutsche Teilnahme an RSM de facto beendet, auch wenn der Mandatszeitraum darüber hinaus reicht. Somit ist m.M.n. auch das Mandat des BT erloschen (quasi „untergegangen“). Und die aktuelle EvacOp hätte es wohl eh nicht gedeckt.
@TW
10:23 UhrARD: Ende der Evakuierungsflüge möglicherweise schon heuteNach Informationen der ARD sollen die Evakuierungsflüge der Bundeswehr auf der Strecke Taschkent-Kabul-Taschkent noch früher als gedacht beendet werden – nämlich möglicherweise schon heute. Das bestätigten mehrere Quellen. Zuvor hatte die ARD Informationen erhalten, dass die Mission am Freitag oder Samstag beendet werden sollte.
https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-afghanistan-113.html#ARD-Ende-der-Evakuierungsfluege-moeglicherweise-schon-heute
Welche Quellen das sein sollen wird nicht verlautbart. Immerhin müssen ja nun auch die beiden Helis zurückgeführt werden, das verbraucht Kapazität.
@ t.w.
Im Live-Blog bei Tagesschau der
Mittlerweile sogar Titelbild der Webseite
Danke für die Hinweise, habe das oben als Update aufgenommen – auch wenn die tagesschau mit dieser Meldung bislang allein ist. Aber es ist ja, wie heißt es immer, eine dynamische Situation.
Für den Entschluß des US-Präsidenten, die Evakuierungsoperation nicht über den 31. August hinaus zu verlängern gilt im Grundsatz das gleiche, was er zum Ende des US-Engagemants in Afghanistan insgesamt gesagt hat: so wie es keinen Unterschied machen würde, noch ein, zwei, fünf oder 10 Jahre in Afghanistan zu bleiben, so würde es grundsätzlich für die Evakuierungsoperation keinen Unterschied machen, sie noch um 3, 7 , 14 oder wieviele Tage auch immer zu verlängern. Immer würden Menschen zurückbleiben, die es entweder nicht bis zum Flughafen geschafft oder aber gar keinen Anspruch darauf haben ausgeflogen zu werden. Und diese Einzelschicksale würden hochemotional in allen Medien ausgebreitet und mit empörten Stimmen kommentiert.
Einen bewaffneten Konflikt mit den Taliban in Kauf zu nehmen, liegt nicht im nationalen Interesse der USA, daher: jetzt lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Das ist Realpolitik aus der Erkenntnis heraus, daß bei Verhandlungen mit Regimen wie den Taliban Stuhlkreise und Teelichter keinen Erfolg bringen.
An sich müßte die Erkenntnis über die Hilflosigkeit der Europäer ohne die Amerikaner in der aktuellen Lage dazu führen, daß das 2 Prozent-Ziel der NATO und etwa die Bewaffnung von UAV jetzt über alle Parteigrenzen hinweg einhellige Zustimmung und Unterstützung findet.
Es bedarf aber keiner prophetischen Gabe oder des Blicks in eine Glaskugel um zu wissen, daß genau das mitnichten eintreten wird, wenn sich erstmal der Staub vom Start des letzten Bundeswehrflugzeugs vom Flughafen Kabul gelegt hat und nach den Bundestagswahlen über Regierungskoalitionen debattiert wird.
@Obristleutnant: +1*
Dem Gefühl der Hilflosigkeit unter politischen Entscheidungsträgern kann eine entsprechende SiPo-Befähigung entgegengesetzt werden.
Daraus schliesse ich mal, dass die eigenen Staatsbürger der jeweilgen Staaten mehr oder minder ausgeflogen sind und es sich ’nur noch‘ um Afghanen handelt, die zur Debatte stehen. Da die ja sowieso nicht mehr zum Airport gelassen werden, bedeutet das, dass man sie alle holen müsste (z.B. mit Helis).
Das dauert natürlich viel zu lange ist also definitiv nicht zu schaffen (von einer Klärung wer noch berechtigt wäre und wer nicht mal ganz abgesehen).
Dann hat Biden zumindest keinen US-Bürger zurückgelassen und kann somit sein Versprechen einhalten. Das viele ‚Ausländer‘ nicht mitkommen dürfte sich dagegen innenpolitisch für ihn deutlich weniger streng auswirken als ein Versagen bei Ersterem.
Bei uns sieht das ein bisschen ‚weicher aus‘ aber es sind halt auch gerade Wahlen anstehend. Es ist daher klar, das wir beim G7-Gespräch wohl nicht für die harte Variante gestimmt haben (Ein BT-Mandat zur Rückeroberung Kabuls wäre wohl auch nicht rechtzeitig zustande gekommen *scnr)… und da Biden ja nicht (mehr) muss, alle anderen aber von der starken US-Macht abhängig sind, ist sich dann wohl jetzt jeder selbst der Nächste weil nicht mehr drin ist.
Damit wäre fürs Erste wohl Blut gespart. Wieviel Blut das dann in AFG kostet bliebe abzuwarten.
@ Obristlieutenant
Inwiefern hätte ein erhöhter Prozentsatz Auswirkungen auf den Einsatz in Afghanistan oder die Evakuierung gehabt?
@Alpha November
Gerade weil bei uns Wahlen anstehen ist man sicher froh nicht noch mehr Afghanen nach Deutschland holen „zu müssen“.
Zum einen genügt eine geschickt platzierte kleine Anfrage zum Status der Afghanen in Deutschland (es sollen etwa 300.000 sein), zum anderen ist noch ungeklärt wie mit den 90 Tage Visa verfahren wird, und zudem gibt es auch noch die auf amerikanischen Basen in DEU untergebrachten Afghanen.
WELT Online (ganzer Artikel hinter Zahlschranke):
„Die Bundesrepublik hat die größte afghanische Diaspora außerhalb Zentralasiens. Doch ihre Integration in die deutsche Gesellschaft bereitet häufig Probleme. Eine große Minderheit wird straffällig – auch haben viele Afghanen Probleme auf dem Arbeitsmarkt.“
@Obristlieutnant:
Ich denke wir können hier evtl. finanzielle Verpflichtungen außen vor lassen. Es ist egal wieviel Geld man in Streitkräfte investiert, ob man bewaffnete Drohnen anschaft etc.
Solange der gesellschaftliche und vor allem politische Wille fehlt diese mitlitärischen Machtmittel einzusetzen bringen sie nichts. In der aktuellen Wahlkampfsituation und der gesellschaftlichen Grundstimmung in diesem Land würde kein Politiker einen massiven militärischen Einsatz in Afghanistan befürworten.
Ohne die Amerikaner könnten wir tatsächlich im Moment nicht einmal die Evakuierungsoperation durchführen die durchführen. Allerdings wären wir ohne die Amerikaner auch gar nicht in der Situation sie durchführen zu müssen.
@TW
Mich würde mal interessieren warum ohne die USA nichts möglich ist. Ich würde mir einen Beitrag im Podcast wünschen! der für Normalos wie mich die Hintergründe erläutert warum Canada, UK, Frankreich, Deutschland, etc… nicht in der Lage sind die Operation vorzuführen, ohne Beteiligung der USA,
@
Küstenwache sagt:
25.08.2021 um 12:36 Uhr
“
@TW
Mich würde mal interessieren warum ohne die USA nichts möglich ist. Ich würde mir einen Beitrag im Podcast wünschen! der für Normalos wie mich die Hintergründe erläutert warum Canada, UK, Frankreich, Deutschland, etc… nicht in der Lage sind die Operation vorzuführen, ohne Beteiligung der USA,
“
Natürlich sind wir das – erst recht alle zusammen. Es geht nur halt jetzt nicht mehr innerhalb einer Woche aus einem ziemlich mittig im ‚Feindesland‘ liegenden Brückenkopf. Wenn wir wollten und mit etwas Vorbereitung wäre es eher kein Problem ohne die USA was zu machen.
@
Thomas Melber sagt:
25.08.2021 um 12:18 Uhr
“
Gerade weil bei uns Wahlen anstehen ist man sicher froh nicht noch mehr Afghanen nach Deutschland holen „zu müssen“.
“
Interessanter Gedanke…
@Küstenwache
Kern der Antwort, warum ohne die USA nichts möglich ist, hier.
https://augengeradeaus.net/2021/08/militaerische-evakuierung-aus-kabul-vor-dem-ende-neufassung/comment-page-1/#comment-367359
Aber im nächsten Podcast wird das gem. Prof Masala ohnehin Thema sein.
@ Der Realist am 25.08.2021 um 12:15 Uhr
„Inwiefern hätte ein erhöhter Prozentsatz Auswirkungen auf den Einsatz in Afghanistan oder die Evakuierung gehabt?“
Auf den aktuellen Einsatz in Kabul natürlich gar keine, aber wenn man den Mangel an militärischen Fähigkeiten, der jetzt – wieder einmal! – offen zu Tage tritt und beklagt wird, beseitigen will, dann muß man irgendwann mal damit anfangen, mehr Geld in die Hand nehmen. Von lautem Wehklagen wird nämlich kein einziges Transportflugzeug zusätzlich beschafft oder ein Eingreifverband auf gestellt und ausgerüstet – siehe die Schwierigkeiten, die Heeresbrigaden über ein „dynamisches Verfügbarkeitsmangement“ hinaus auszurüsten.
Und wann wenn nicht jetzt, wo der Mangel – wieder einmal! – so eklatant deutlich geworden ist?
Das ist die eine Seite der Medaille.
Die andere Seite ist dann natürlich die Bereitschaft der Politiker, sich vorhandener militärische Fähigkeitendann auch zur Realisierung politischer Ziele zu bedienen. Daß man da deutschen Politikern auf breiter Basis „eine entsprechende SiPo-Befähigung“ (AoR am 25.08.2021 um 11:51 Uhr) zuteil werden lassen könnte, bleibt unter den obwaltenden politischen Rahmenbedingungen eine Utopie – leider auch Realität!
@Obristlieutenant
Die Bevölkerung muss immer hinter der SiPo stehen, egal wie hoch die Rüstungsausgaben sind oder die SiPo-Expertise in der Regierung ist.
Bei fast keinem Land dieser Erde, steht die Bevölkerung geschlossen für einen längeren und/oder größeren Afghanistaneinsatz mit Kampfeinsatz.
Vielleicht ändert sich das irgendwann wieder, wenn die Taliban öffentlich wieder so werden wie vor 20 Jahren und einen Teil der Bevölkerung schlecht behandeln.
Bis dahin haben aber erhöhte Rüstungsausgaben, bewaffnete Drohnen oder eine willensstarke Regierung keine Auswirkungen. Wir leben schließlich nicht mehr zu Zeiten von Pharaonen, sondern im 21. Jahrhundert und da gibt es freie Presse, Internet, Whistleblower und regelmäßig Wahlen.
@Küstenwache
Dazu gab es hier schon einige Wortmeldungen. Zusammengefasst sind es US-Fähigkeiten, die so (vor allem was Umfang und Technologie angeht) in Europa nicht vorhanden sind. Dazu kommt ein viel ausgeprägter öffentlicher Konsens, diese im Notfall auch einzusetzen. Eine kleine Auswahl:
1. Lagebilderstellung. Um eine solche Operation zu planen und durchzuführen, bedarf es eines verlässlichen Lagebildes. Dazu haben die US-Kräfte deutlich mehr und technologisch bessere Systeme als wir. Ohne ins Detail zu gehen, hier nur so viel: Spionagesatelliten in großer Anzahl, für Bildaufklärung, ELINT (elektronische Aufklärung, also bsp. Funknetze) usw. Dazu Aufklärungsdrohnen aller Art. Diese Systeme zu besitzen ist das eine, diese aber auch mit den militärischen Entscheidungsträgern vor Ort zu vernetzen, etwas ganz anderes. Da sind die US-Streitkräfte ganz vorn dabei, wir haben diese Vernetzung nur im Ansatz gerade begonnen.
2. Comms. Zur Steuerung einer solchen Operation brauche ich robuste, verlegbare Fernmelde- (incl. IT)-Netze. Dazu Bandbreiten für Satellitenkommunikation. In dieser Anzahl in Europa nicht vorhanden. Schnell luftverlegbar schon gar nicht.
3. Luftunterstützung. Nur die USA verfügen über die nötige Anzah an Flugzeugträgern, um eine solche Operation 24/7 mit Kampfflugzeugen aus der Luft unterstützen zu können. Von wo sollten europäische Flugzeuge denn diese Luftunterstützung leisten? Aus Pakistan? Oder anderen Nachbarländern? Undenkbar. Bitte einmal daran erinnern, wie lange die Einrichtung der deutschen Luftwaffenbasis in Jordanien an Vorlauf gebraucht hat, um gegen ISIS einsatzbereit zu sein. Das liegt daran, dass unsere Systeme grundsätzlich ortsgebunden sind und verlegt werden müssen. Dieses Problem hat ein Flugzeugträger nicht. Aber selbst, wenn z.B. Franzosen oder Briten einen Flugzeugträger vor Pakistan stationieren würden (und die Überflugrechte bekämen), müssten sie für die Flugzeuge für den Hin- und Rückflug sowie für die Patrouille vor Ort Tankflugzeuge in erheblicher Anzahl 24/7 in der Luft haben. Auch diese sind der notwendigen Anzahl nicht in Ansatz vorhanden.
4. Lufttransportkapazität. Allein die schieren Zahlen der ausgeflogenen Personen aller durch US-Flugzeuge im Vergleich zu allen anderen Nationen zusammen (!) spricht eine deutliche Sprache. Diese Lufttransportkapazität wird natürlich auch für das Einfliegen von besonders großem und sperrigen Material (wie z.B. mobile Flugüberwachungsradare) benötigt. In dieser Anzahl in Europa auch nicht vorhanden. Damit wäre der Vorlauf bestenfalls viel länger. Hchstwahrscheinlich wären die benötigten Spezialfähigkeiten (Radar, etc.) nur in einer gemeinsamen europäischen Operation zusammenzustellen.
5. Reserven. Wahrscheinlich der wichtigste Punkt. In jeder militärischen Planung spielen Reserven die entscheidende Rolle. Hätten wir alle unter Punkt 1-4 beschriebenen Fähigkeiten beisammen, hätten wir unser gesamtes Equipment bereits aufgeboten. Reserven hätten wir gar keine mehr. So lässt sich eine militärische Operation nicht seriös durchführen.
Ich habe bestimmt einige Punkte vergessen, aber das waren die ersten, die mir durch den Kopf schossen.
Daher benötigen wir ZWINGEND US-Streitkräfte, um so etwas auf die Beine stellen zu können.
@ Luftikus am 25.08.2021 um 13:17 Uhr
„Die Bevölkerung muss immer hinter der SiPo stehen, egal wie hoch die Rüstungsausgaben sind oder die SiPo-Expertise in der Regierung ist.“
Richtig bemerkt! Nur kann man das politische (!) Instrument Streitkräfte eben nur dann sinnvoll einsetzen, wenn diese über die entsprechende Kräfte und Mittel verfügen.
Die Bundeswehr verfügt weder über die Kräfte noch Mittel, alleine oder mit europäischen Partnern zusammen den Flughafen von Kabul ohne die US-Streitkräfte über den 31.08.2021 hinaus zu sichern und für Evakuierungsflüge zu betreiben. So wollte es die deutsche Politik der letzten 30 Jahre, möglicherweise und sehr wahrscheinlich in Übereinstimmung mit der Mehrheit der Bevölkerung. Nur soll man dann jetzt nicht anfangen lautstark über das Schicksal derjenigen Paschtunen, Tadschiken, Hazara, Usbeken, Aimaken, Turkmenen und wie sie alle heißen zu lamentieren, die deswegen jetzt nicht mehr aus Kabul ausgeflogen werden können.
Hoffen wir, daß die Kameraden in Kabul es schaffen, nachdem sie die letzten Evakuierungsflüge nach Taschkent durchgeführt haben, den eigenen Abzug aus Kabul ohne Verwundete und Gefallene druchzuführen!
Eine Lektion darin, emotional klar zu kommen:
“This was a classic ‘teach a man to fish and he’ll fish for life’ situation, and our hard work back then obviously really paid dividends. Of course, these scenes from Afghanistan have been horrifying, but you can’t help but be a little wowed by how these bastards took our idea and just completely ran with it.”
Burns, CIA
🤪🤣
https://www.theonion.com/cia-begrudgingly-impressed-by-how-well-they-trained-fut-1847547291
Man sollte vielleicht dazu schreiben, daß es bei ‚The Onion‘ um einen englischsprachigen ‚Postillon‘ geht (auch wenn diverse Außenpolitik bisweilen sehr satirisch erscheint).
So die TB beüben Bedienung Kampfhubschrauber. Was bedeutet eine „TB LuWa“ für den Wiederstand Massouds? Hat er ManPads?
https://afghanistan.liveuamap.com/en/2021/25-august-the-taliban-has-apparently-started-flying-operations
Am Rande: Mit der Einnahme von Provinzen ebbten die Tweets von dort recht schnell ab. Betrachtet man die Karte, bemerkt man, nur die TB tweeten noch.
Seit wenigen Tagen herrscht wortwörtlich Grabesstille als Hinweis, wieviel Angst die Menschen haben.
Bislang ist hier noch nichts über den (noch) existierenden militärischen Widerstand im Land gegen die Taliban geschrieben worden. Deshalb teile ich mal diesen Link https://www.globalsecurity.org/military/library/news/2021/08/mil-210823-voa06.htm
@all
Aus gegebenem Anlass: Ich bitte um Verständnis, dass ich bestimmte Verhaltensweisen anderer Medien hier ungern thematisiert sehe… und es inhaltlich eigentlich auch nicht hierher, sondern in ein Medienblog gehört und da sicherlich auch aufgegriffen werden wird. (Und deshalb Kommentare zu dem Thema bitte nicht.)
Bei aller Kritik muss man ja auch sehen dass sich die USA diese Fähigkeiten teuer erkaufen. Tut mir hier was weh, gehe ich zum Arzt und muss nichts bezahlen. Bin ich ohne Job, bekomme ich Grundsicherung und ne bezahle, warme Wohnung. Fällt mir nen Zahn aus, bekomme ich eine Protese. Und und und…. Genau das Geld steckt dort in den Trägern.
@Pham Nuwen: Erwischt 😉
@CATO: Aus dem von ihnen verlinkten Artikel
„ Massoud’s advisers say they believe the Taliban has a lot of weaknesses. „They are not as a strong military force as we’re seeing them being portrayed in the media,“ says Nazari. „They have a shortage of men and are overstretched. They lack popular support. They have 75,000 fighters to control a country of 38 million,“ he adds“
Ist auch meine Einschätzung. Spätestens nach dem Winter fallen die Würfel, bzw. sobald Menschen Hunger haben. Die TB haben zu hoch gepokert, jetzt kommt der Fall.
@ cato Doch ist es. Im gleichen Blog vor 3 Tagen. Und als Link hinterlegt.
Deutsche Journalisten werden von US Streitkräften zwangsevakuiert. Warum nur? Womöglich damit der Kopf drauf bleibt?
https://mobile.twitter.com/tobiaschneider/status/1430529706588319746
@ AoR 25.08.2021 um 16:43 Uhr:
„Deutsche Journalisten werden von US Streitkräften zwangsevakuiert. Warum nur? Womöglich damit der Kopf drauf bleibt?“
Oder vielleicht, weil man von der Schlußphase auf dem Flughafen in Kabul keine unkontrollierbaren Innenbilder und -berichte haben möchte?
Aus der Anfangsphase vor über einer Woche gibt es ja bereits genug „Saigonbilder“.
Wenn es darum geht, die letzten Soldaten in das letzte Flugzeug zu bekommen wird es sicher ziemlich chaotisch und von US-Seite auch sehr „robust“ zugehen. Daß man dabei keine „Zuschauer“ haben möchte, kann ich durchaus nachvollziehen!
@ AoR sagt:
25.08.2021 um 16:43 Uhr
Vielleicht auch ’nur‘ weil sie den Auftrag haben keinen da zu lassen und den Flughafen zu räumen. Wenn der Journalist da bleiben möchte, dann braucht er ja nicht zum Flughafen kommen. Wenn er natürlich hingeht um von da zu berichten und sicherlich klar macht, dass er da bleiben will (also in AFG), dann finde ich es schon merkwürdig ihn zwangsweise mit zu nehmen. Aber vielleicht wollte er am Airport bleiben was ggf. nicht akzeptiert wird?
ich vermute ronzheimer et. al haben schlicht nicht verstanden, dass der Flughafen in dieser Phase schlicht demjenigen gehört der Garant der fortgesetzten Funktionsfähigkeit desselben ist.
Das ist nunmal die Air Force/Centcom und die bestimmen dann eben auch die regeln. Dieses Gezeter über den unfreiwilligen Transport nach Doha verdeckt me. die tatsache, dass journalisten bisher überhaupt nur wegen der amerikaner dort von einer evakuierung berichten konnten weil die amerikaner ein sicheres umfeld für ihre tätigkeit garantieren. Ferner ist die gesamte Evakuierung von den USA abhängig und nur durch diese ermöglicht worden.
Wenn jetzt eine besenreine Räumung des Flughafens geplant wird kann man den USA deswegen keinen Vorwurf machen
Oder aber… die BILD hatte zuvor von KSK Einsätzen mit US counterparts berichtet. Der Artikel war aber nur kurz als Aufmacher zu sehen. Kurze Zeit später wurde Ronzheimer “abgeschoben”. Kann auch alles nur Zufall sein.
[Leute. Wollen wir das mit halbgaren Spekulationen jetzt mal einfach lassen? Der Einsatz Bw mit US-counterparts wurde auch vom GI genannt, siehe Zusammenfassung (auch wenn er natürlich nicht KSK gesagt hat). T.W.]
Ich finde es erstaunlich, dass die TB einen solch extremen Brain Drain zulassen. Die letzten Monate haben ja gezeigt das wir (der Westen) offensichtlich keine Ahnung haben – Hauptstädte sind kein Vorzeigeobjeckt für Länder wie z. B. AFG – aber auch in Kabul wird der eine oder andere Elektriker gebraucht. Nur mal so grob von mir behauptet.
1961 hat man in Berlin eine Mauer gebaut um die Abwanderung von Fachkräften einzudämmen.
@Alpha November
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK)
@knoxixx
Vielen Dank für die Antworten!
@T.Wiegold ich freue mich schon auf den nächsten Podcast.
Beste Grüße
@frey, wacaffe, Alpha November, Obristleutnant:
Ich denke, und die Entwicklungen bestätigen das, dass es der Wink mit dem Zaunpfahl war, zu gehen.
Kandahar wird wohl zum NGO Drehkreuz. Da spielt sich dann die neue Polo-ökonomische und zwischenmenschliche Realität von Talibstan ab.
Der Flughafen ist auch ein bisschen weg vom Schuss und so durch die TB besser zu schützen. Ärzte ohne Grenzen sind laut Al Jazzerah schon gelandet.
Mal sehen ob unser BO in Doha bald MeS aushandelt und von GiZ über Rotes Kreuz bis GtZ dort Arbeit aufgenommen werden kann. Ich denke wir Deutschen haben auch bei den Taleban das Standing hierfür. Und dann landen da die jetzt evakuierten Ortskräfte an.