Kabinett billigt Entwurf für Afghanistan-Evakuierungsmandat, Rekord-Flug mit 229 Menschen(Updates)
Das Bundeskabinett hat die formale Beschlussfassung über den Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan auf den Weg gebracht. Das Mandat soll nachträglich vom Parlament gebilligt werden, der Einsatz selbst war wegen Gefahr im Verzug ohne die Zustimmung der Abgeordneten begonnen worden. Die Evakuierungsflüge aus Kabul wurden am Mittwoch fortgesetzt.
Das Mandat (Bundestagsdrucksache 19/32022), das in der kommenden Woche im Bundestag abgestimmt werden soll, sieht als Obergrenze 600 Soldatinnen und Soldaten für eine militärische Evakuierung deutscher Staatsangehöriger, von Personal der internationalen Gemeinschaft sowie weiterer designierter Personen aus Afghanistan vor. Interessant ist die vom Kabinett am Mittwoch vormittag beschlossene Rechtsgrundlage für den bewaffneten Einsatz deutscher Streitkräfte:
Der Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte erfolgt auf Grundlage der fortgeltenden Zustimmung der Regierung der Islamischen Republik Afghanistan zum Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Evakuierung deutscher Staatsangehöriger, Personal der internationalen Gemeinschaft sowie weiterer designierter Personen, wie zuletzt mit Notenwechsel vom 15. August 2021 bestätigt, sowie aufgrund des gewohnheitsrechtlich anerkannten Rechts zur Evakuierung eigener Staatsangehöriger.
Ergänzung: Außenamtssprecher Christopher Burger erläuterte vor der Bundespressekonferenz, die Vereinbarung mit der früheren afghanischen Regierung sei am 15. August in einem Notenwechsel zwischen der Bundesregierung und der damaligen Regierung in Kabul noch einmal bestätigt worden. Völkerrechtlich gelte das weiter, so lange es nicht von einer neuen Regierung widerrufen werde.
(Und KORREKTUR-Hinweis: Zuvor hatte ich eine Passage zitiert, aus der nicht deutlich wurde, dass es um die fortgeltende Zustimmung geht.)
Die Zustimmung der Islamischen Republik Afghanistan gilt damit nach Ansicht der Bundesregierung weiterhin – obwohl die Regierung dieser Republik faktisch nicht mehr existiert, seitdem die Taliban die Macht in Kabul übernommen haben. Damit hätte eigentlich die Rechtsgrundlage aus dem noch bestehenden – und bis Januar 2022 laufenden – Mandat für den bisherigen Afghanistan-Einsatz herangezogen werden können: Darin ist mit der Formulierung, der Einsatz beruhe unter anderem auf Grundlage der Zustimmung der Regierung der Islamischen Republik Afghanistan zum NATO-geführten Einsatz Resolute Support in Form des
durch die NATO und Afghanistan unterzeichneten Truppenstatutes vom 30. September 2014 ebenfalls das Einverständnis der früheren Regierung in Kabul Voraussetzung.
Dennoch fiel in der Bundesregierung die Entscheidung, nicht auf Basis des bisherigen Mandats zu handeln. Ob das die Entsendung der Evakuierungstruppen beschleunigt hätte, ist eine Frage, die vermutlich noch in der politischen Debatte eine Rolle spielen wird.
Die Begründung für die Mission lieferten Außenminister Heiko Maas und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer im Vorblatt des Kabinettsentwurfs – und, das kam in den öffentlichen Äußerungen bislang nicht so deutlich rüber: Ausgeflogen werden sollen auch besonders schutzbedürftige Repräsentantinnen und Repräsentanten der afghanischen Zivilgesellschaft. Aus dem Begründungstext:
In den letzten Wochen hat sich die Sicherheits- und Bedrohungslage in Afghanistan dramatisch verschlechtert. Mit der Implosion der afghanischen Regierung und der Machtübernahme durch die Taliban sind die örtlichen Sicherheitsstrukturen in der Hauptstadt Kabul weggebrochen. Die Lage ist außerordentlich unübersichtlich.
Damit hat sich die Bedrohung für Luftfahrzeuge im An- und Abflug auf afghanische Flughäfen, insbesondere Kabul, spürbar erhöht.
Die Bundesregierung muss in dieser Situation eine militärische Evakuierung deutscher Staatsangehöriger aus Afghanistan sicherstellen. Im Rahmen verfügbarer Kapazitäten soll sich die Evakuierung auch auf Personal der internationalen Gemeinschaft sowie weitere designierte Personen, inklusive besonders schutzbedürftige Repräsentantinnen und Repräsentanten der afghanischen Zivilgesellschaft, erstrecken.
Die Sicherheitslage in Afghanistan hat ein sofortiges Eingreifen von Kräften der Bundeswehr, auch in Abstimmung mit den internationalen Verbündeten und Partnern, erforderlich gemacht. Es kommt im Kern darauf an, Leib und Leben deutscher Staatsangehöriger und jenes Personals der internationalen Gemeinschaft sowie weiterer designierter Personen zu schützen, für welche Deutschland eine besondere Verantwortung trägt.
Die Verlegung erster Einsatzkräfte und damit der Beginn des Einsatzes erfolgte bereits vor der Zustimmung des Deutschen Bundestages auf der Grundlage von § 5 des Parlamentsbe- teiligungsgesetzes. Es liegt Gefahr im Verzug vor, die Entsendung bewaffneter deutscher Streitkräfte duldet keinen Aufschub. Jedes weitere Zuwarten, bis der Deutsche Bundestag abschließend entschieden hat, könnte eine erfolgreiche Durchführung des Einsatzes der deutschen Kräfte in Frage stellen oder jedenfalls deutlich erschweren und damit auch Leib und Leben der zu schützenden Personen gefährden. Die Präsenz wichtiger Partner vor Ort muss jetzt für die Verlegung genutzt werden.
Die nachträgliche Zustimmung des Bundestages ist eindeutig im erwähnten Paragraph 5 des Parlamentsbeteiligungsgesetzes geregelt:
§ 5 Nachträgliche Zustimmung
(1) Einsätze bei Gefahr im Verzug, die keinen Aufschub dulden, bedürfen keiner vorherigen Zustimmung des Bundestages. Gleiches gilt für Einsätze zur Rettung von Menschen aus besonderen Gefahrenlagen, solange durch die öffentliche Befassung des Bundestages das Leben der zu rettenden Menschen gefährdet würde.
(2) Der Bundestag ist vor Beginn und während des Einsatzes in geeigneter Weise zu unterrichten.
(3) Der Antrag auf Zustimmung zum Einsatz ist unverzüglich nachzuholen. Lehnt der Bundestag den Antrag ab, ist der Einsatz zu beenden.
Die Abstimmung des Bundestages über dieses Mandat wird voraussichtlich in der geplanten Sondersitzung am 25. August stattfinden.
Unterdessen setzte die Bundeswehr ihre Evakuierungsflüge nach Kabul wieder fort, nachdem in der Nacht der Flughafen der afghanischen Hauptstadt aus Gründen der Flugsicherheit zeitweise gesperrt war. Am Mittwochvormittag (KORREKTUR, nicht Donnerstag) landete nach Angaben des Einsatzführungskommandos ein A400M; für diesen Tag sind nun insgesamt vier Flüge zwischen Kabul und der usbekischen Hauptstadt Taschkent vorgesehen.
Update: Nach Angaben des Verteidigungsministeriums (um 11.15 MESZ) startete die Maschine mit rund 180 Passagieren von Kabul:
#Afghanistan: Weitere rund 180 zu Schützende sind evakuiert worden: Der heutige erste Bundeswehrflug mit dem A400M ist aus #Kabul in Richtung Usbekistan gestartet. Damit sind mehr als 400 gefährdete Personen in Sicherheit gebracht worden – und wir machen weiter. pic.twitter.com/vafpCFzqqq
— Verteidigungsministerium (@BMVg_Bundeswehr) August 18, 2021
Update: Die Luftwaffe brachte am Mittwoch einen weiteren A400M auf den Weg nach Afghanistan, unter der Flugnummer GAF302:
Es ist wohl noch offen, ob dieses Flugzeug als zusätzliche Kapazität für die Evakuierungsflüge aus Kabul genutzt wird oder eine der vorhandenen Maschinen ersetzen soll.
Zur Übersicht – derzeit sind im Einsatz:
A400M 54+23
A400M 54+28
A400M 54+27 (das dürfte die MedEvac-Maschine sein)
A400M 54+32 (seit 17. August)
A310 MRTT 10+23
A400M 54+34 (im Zulauf 18. August)
(Danke für die Leserhinweise auf die heute in Deutschland gestartete Maschine)
Update – aus der Bundespressekonferenz vom Sprecher des Auswärtigen Amtes, Christopher Burger:
Ausgeflogen bisher:
189 deutsche Staatsbürger
59 Staatsbürger weiterer EU-Nationen
51 Staatsbürger von Drittstaaten
202 afghanische Staatsbürger (incl. Familienangehörigen von Deutschen)
Und das ernüchternde Zitat: Es ist so, dass wir nur in Kabul die Möglichkeit haben, Menschen auszufliegen – und auch dort nur, wenn sie es zum Flughafen schaffen.
… allerdings werden die Chancen, es zum Flughafen zu schaffen, immer geringer, wie CNN aus Kabul berichtet:
.@clarissaward describing the hectic situation she and her team were in last hour — including a couple close calls with Taliban fighters.
„I covered all sorts of crazy situations. This is mayhem. This is nuts… To me, it’s a miracle more people haven’t been seriously hurt.“ pic.twitter.com/5vdvCxnc6i
— Sam Fernando (@Sujayanth) August 18, 2021
Update: Es gab (auch schon hier in den Kommentaren) Hinweise darauf, dass britische Soldaten auch außerhalb des Flughafens von Kabul bei der Evakuierung aktiv sind. Das bestätigte der britische Botschafter, wie Reuters meldet:
Britain is working with the Taliban in Kabul on a „tactical, practical level“ to evacuate citizens and eligible Afghans, Britain’s ambassador to Afghanistan said on Wednesday, adding the evacuation programme would last days, not weeks. (…)
Update: Mit dem fünften Evakuierungsflug eines A400M hat die Luftwaffe am Mittwochnachmittag (KORREKTUR: nicht Donnerstag) die bisher höchste Zahl an Personen ausgeflogen, wie das Verteidigungsministerium mitteilte: 229 Menschen waren in der Maschine.
Für den heutigen Tag sind noch zwei weitere Flüge geplant.
Wie Außenminister Heiko Maas am Abend nach einer Sitzung des Krisenstabes der Bundesregierung mitteilte, sollen frühere Ortskräfte der Bundeswehr und anderer deutscher Institutionen auch in den Nachbarländern die Aufnahme in Deutschland beantragen können. Die deutschen Botschaften in diesen Ländern hätten inzwischen die Listen der Personen, die ohne Visum und Sicherheitsüberprüfung eine sofortige Aufnahme in Deutschland bekämen, sagte der Minister: Sie kriegen gleich einen Aufenthaltstitel.
Das Pressestatement von Maas zum Nachhören; die Aussage zu den Nachbarländern ist in der Antwort auf die erste Frage bei Minute 06:40:
(Weiter ggf. nach Entwicklung)
(Foto: Ein Bundespolizist und Vertreter des Auswärtigen Amtes am 17. August 2021 vor einem A400M der Bundeswehr in Taschkent/Usbekistan – Marc Tessensohn/Bundeswehr; Karte ADSBexchange.com)
Man kann die TB auch an ihren eigenen Standards packen: Gastrecht – Unverletzlichkeit der Person – für die Ausländer und ggf. Badragga i.w.S. für Ortskräfte:
„An armed party escorting a fugitive or a visitor to his destination, is called Badragga. Badragga is a guarantee for the safety of a man who is either hotly pursued by his enemies or there is an apprehension of his being killed on his way home. An armed party accompanies such a man as Badragga or `escort‘ to ensure his safe return to the place of his abode. Badragga is never attacked by the second party because of fear of reprisals and the blood feud that is sure to follow if an attack is made on it. The Badragga convoy can be depended upon only within its own geographical limits; beyond it, the people of other tribes take the charge to convoy the traveller.“
Über khyber.org
Da sind die Briten wohl abgeklärter:
„The U.S. has roughly 4,500 troops on the ground at Hamid Karzai International Airport. But those forces will not be sent beyond the airfield perimeter …“
https://www.defenseone.com/policy/2021/08/2000-evacuated-kabul-24-hour-span-pentagon-says/184637/
Vor Jahren durfte man mit Transall nicht mit aufmunitionierten Chaff und Flare Dispensern in Taschkent landen, da keine „dearming area“ vor Ort.
Das Luftfahrzeug mußte vorher an einem anderen Platz abmunitioniert werden und die Munition wurde dann zum Teil im Laderaum gesichert aufbewahrt und weitergeflogen
Vielleicht hat es ja auch in diesem Fall damit zu tun..
…oder die Usbekischen Behörden sichten einfach mal vorher die ganzen Passagiere….
Mal eine andere Frage: Was macht eigentlich das KSK in Kabul bzw. was ist der tiefere Sinn dahinter? Für die Sicherung des Flugplatzes und Kontrolle der Passagiere erscheinen die Kameraden ja eher „überqualifiziert“. Und JTAC oder FIST sollten die Fallis doch auch selbst können?
Eine Frage zum MedEvac. Verfügt der A310 MRTT über Selbstschutzausrüstung? Meine naive Vorstellung ist momentan, dass man den A310 in Usbekistan geparkt hat, um gegebenenfalls Menschen von dort zeitnah ausfliegen zu können. Diese Menschen müsste man vorher mit dem besser geschützten A400M MedEvac aus Kabul herausholen.
Es scheint so zu sein, dass das, was gerade abläuft, wohl in etwa der Notfall-Evakuierungsplan der entsprechenden Botschaften ist/war. Und das läuft ja auch:
Die Taliban lassen gewähren und man kann sukzessive die eigenen Staatsbürger und so weit möglich die afghanischen Partner rausziehen.
Von Saigon 2.0 ist man augenscheinlich deutlich entfernt.
Vollkommen überraschend war wohl allein der Moment, als die regierungsafghanischen Sicherheitskräfte Kabul nahezu ad hoc räumten-das schien nicht Teil der Überlegungen – auch nicht der der Taliban.
Dennoch sei die Anmerkung erlaubt: 1-2 Wochen früher die „Ortskräfte“/NGO-Kräfte zusammengezogen und/oder über die Ladwege „erstmal“ bis zur Abholung dort in die Nachbarstaaten ausgeschleust, wäre wohl drin gewesen und ganz ehrlich: hätte sich auch so gehört.
Die Frage, was denn für die Bw möglich wäre, wenn die USA nicht dabei wären, stellt sich nicht. Die USA sind eben (immer) dabei und wir in einem kollektiven Sicherheitsbündnis mit ihnen.
Und dass die Bw sich in die Abläufe vor Ort, auch mit solchen Ergebnissen, einbindet, zeigt ein positives Bild.
Ich hoffe und wünsche, dass die eingesetzten Kräfte gut (wieder) raus- und nach Haus kommen – selbstverständlich nationenunabhängig.
P.S.: Die Frage, wie liefe es ab bzw wäre es abgelaufen, wenn die Taliban voll auf Angriff gegangen wären, sollte durch AA und Bw gemeinsam untersucht werden.
Ganz unwichtig ist diese nämlich nicht.
@Sachlicher
„Dennoch sei die Anmerkung erlaubt: 1-2 Wochen früher die „Ortskräfte“/NGO-Kräfte zusammengezogen und/oder über die Ladwege „erstmal“ bis zur Abholung dort in die Nachbarstaaten ausgeschleust, wäre wohl drin gewesen und ganz ehrlich: hätte sich auch so gehört.“
Das hätte das Signal gesendet, dass man den zu diesem Zeitpunkt noch existenten afghanischen Staat aufgibt und in der zu diesem Zeitpunkt noch angenommenen Lage kontraproduktiv gewirkt. Möglicherweise ist es auch jetzt kontraproduktiv, denn man nimmt dem Land auf diesem Weg Kräfte, welche eine künftige Widerstandsbewegung gegen die Taliban-Herrschaft, von der erstaunlich wenig die Rede ist, brauchen wird. Im Land gibt es noch enorme Bestände an Waffen und gut ausgebildetes Personal, das zu diesem Widerstand in der Lage wäre. Vielleicht tritt ja schon in den nächsten Tagen eine Persönlichkeit hervor, die diesen Widerstand anführen kann. Sie wird dann jeden fähigen Mann und jede fähige Frau brauchen. Flucht wird die Probleme Afghanistans nicht lösen.
https://www.youtube.com/watch?v=kJkNTLncmWI
Der bekannte Funker530 hat ein Video, das von einem US-Soldaten von einem MRAP aus gefilmt wurde am Montag. Das verdeutlicht noch einmal die Situation in Kabul International, als das Flugfeld gestürmt wurde.
Nur so nebenbei möchte ich mal auf folgendes aufmerksam machen :
Laut der Twitter Statistik bieten die USA (nur grob gezählt) über 140 Transport Flugzeuge auf.
Der ganze restliche Westen aus 13 Staaten (!) nur knapp 40.
Egal ob die USA da so viele Leute raus holen MÜSSEN ODER WOLLEN:
Es zeigt, welches Land neben China als einzige Militär macht der Welt in der Lage ist in 48h etwas nennenswertes zum Kampf in der Luft, über und unter Wasser und an Land in Bewegung zu setzen!
Fakt ist : Den Westen und insbesondere die NATO wird nach diesem Saigon 2.0 keiner mehr ernst nehmen.
Der Westen ist auf Jahrzehnte hinweg handlungsunfähig.
China gehört die Welt!… Mit RUS am Rockzipfel.
Wird die USA, die EU und der Rest-Westen auch so kapitulieren, wenn demnächst Taiwan fällt und RUS sich das Baltikum und/oder die gesamte Ukraine zurückholt.,
weil der Westen nur noch weich und feige ist und RUS und CHN diese Schwäche gnadenlos ausnutzen.?
(Bei den USA hängt es ja stark von der Stärke des Präsidenten ab der grad dran ist, der
jetzige zeigt auch, dass er weich ist, obwohl man fair sagen muss, dass 3 Präsidenten vor ihm das Afghanistan Debakel am meisten zu verantworten haben)
Sieht jemand die historische Vergkeichs-Dimension?
(Sorry an TW für den folgenden kurzen off toppic in Richtung Geschichts Kommentar und nicht ausschließlich Militär Kommentar , aber bei der Katastrophe passt das irgendwie)
Der Westen ist für mich aktuell wie das römische Reich um 400 n. CHR. :
Kurz vor dem Zusammenbruch, der Abgesang der NATO und der Demokratie (zumindest in D) als Staatsform droht, zerfressen von verweichlichten Moral Kräften im Inneren (s. den geilen AA Insider Kommentar von Eric Hagen heute, Danke dafür! ),…..
Damals waren es die „weichen Christen“ , die Rom von innen zerfressen haben.
Damals : Umgeben von „Barbarenvölkern“ ohne Skrupel und Gnade und mit von Rom hoch gepäppelter Macht. (da sie selbst mal römische Provinz waren und Soldaten stellten) … Damals waren es die Westgoten., die Roms Schwäche nutzten und es eroberten ….
Heute sind es CHN, RUS, NKorea und der durch Iran und Saudi Dollar geförderter Islamismus und dessen Terror weltweit, egal in welcher Ausrichtung.
Denn um auf die aktuelle Luftwaffen Armada der USA in Afghanistan zurück zu kommen :
Nur die USA haben offensichtlich noch irgendwie Willen und quantitative Waffenresourcen, um ihr Land und die Demokratie im allgemeinen auch noch ein wenig zu verteidigen und gegen „das Böse“ überall vorzugehen (und natürlich ist DAS auch US Machtinteresse) ….und ihre Leute auch konsequent zu retten, wenn es mal ganz schnell gehen muss.
4 x Deutsche A400 von 35 oder so ist nicht allzu viel finde ich, wenn es schnell gehen soll… Was macht denn der Rest?
Mal wieder defekt?
Die ganze Diskussion um ein geeignetes Mandat war genauso sinnlos wie verheerend. Am Freitag hätte die Bundesregierung die Evakuierung anlaufen lassen müssen. Stattdessen Krisenstabsbesprechungen zur Lageentwicklung und wohl auch zur rechtlichen Grundlage.
Selten wurde der Mangel an politischer Führung der Bundesregierung so deutlich.
Ob nun das RS-Mandat oder ein Neues Mandat. Gefahr im Verzug bestand schon am Freitag und nicht erst am Sonntag als es zu spät war. Die politische Verantwortung dafür trägt letztendlich die Bundeskanzlerin. Statt zu führen wurde aber wieder mal abgewartet und „moderiert“.
@MFG, ist das KSK wirklich vor Ort? Ja es war im Gespräch geschickt zu werden, aber gibt’s auch eine offizielle Quelle das es auch im Einsatz ist? Was mich allerdings wundern würde, denn über Einsätze ihrer Spezialkräfte reden Staaten ja eher ungern.
Ansonsten vermute ich mal, lieber KSK vor Ort haben im Bedarfsfall als sie im Zweifelsfall zu vermissen. Ja in der aktuellen Lage mag ein KSK oversized wirken. Aber, das man als Ausländer der raus will anscheinend relativ problemlos zum Flughafen kommt dürfte bei der Zusammenstellung der Kräfte so nicht wirklich vorhersehbar gewesen sein. Bei einem Szenario „Transport Dritter durch feindliches Gebiet“ dürfte das KSK die Nase vorn haben.
@Diploman: Danke für den Hinweis auf die wahrscheinlich sehr negative Wirkung einer frühzeitigen und umfassenden Rückführung aller eigenen und befreundeten Kräfte auf die Rest-Stabilität des AFG Staates. Ich sehe die auch. Aber: Einen entscheidenden Unterschied für die folgende tatsächliche Entwicklung in AFG hätte es aber vermutlich nicht gemacht. Lediglich der Entscheider in DEU hätte mit der medialen Schuldzuweisung klar kommen müssen, den Zusammenbruch in AFG beschleunigt zu haben. Angesichts des jetzigen menschlichen Elends in meinen Augen eine zumutbare Last für politische Veranwortungsträger. Treues Dienen heißt, auch dann richtig zu handeln wenn es weht tut.
@T.W.
Ich glaube, der erfolgte Abflug der Antonov war eine Falschmeldung, davon stand jedenfalls nichts mehr in dem T-Online-Artikel als ich gestern reingeschaut hab (inzwischen scheint der Beitrag sogar ganz weg) und auch anderswo konnte ich nichts Entsprechendes finden.
Die HAZ schreibt zudem im um 23:43 Uhr aktualisierten Artikel, dass die Maschine „kurz vor Mitternacht“ noch in Langenhagen stand.
Mir kommt die ganze Lage in Afghanistan im Moment so vor, als hätten die Taliban auch keinen Plan:
Mir kommt es so vor als wären die teilweise genauso überrascht vom plötzlichen Erfolg wie die USA.
Da gibt es die sich sehr westlich gebende Führung, teilweise aus Katar eingeflogen, die den Eindruck erweckt, dass sie Katar am Hindukusch errichten wollen: „not great but not terrible“, wie es in Chernobyl hieß.
Dann die Kämpfer vor Ort, die anscheinend größtenteils aus den hintersten Ecken von Afghanistan kommen und die selbst in Kabul einfach nur Bauklötze staunen und eben die Sitten ihrer Dörfer durchsetzen, weil sie einfach nichts anderes kennen.
Dann die lokalen Chefs, die sich teilweise mit ihrer ganzen Sippe in Riesenkonvois nach Kabul aufmachen. Da muß jetzt natürlich jeder Schwippschwager ein Pöstchen kriegen. Inwieweit die Taliban danach noch ihren Ruf der Unbestechlichkeit beibehalten sei dahingestellt.
Dazu kommt noch Massud jr. im Paschir-Tal, der anscheinend die Nordallianz 2.0 auf die Beine stellt und andere Unzufriedene im Norden.
Das ist eine explosive Gemengelage und ich habe meine Zweifel ob die offizielle Führung der Taliban wirklich alles so im Griff hat.
DIe Kirche sollte dann doch im Dorf bleiben. Was genau hat denn China nochmal an nennenswerten internationalen militärischen Erfolgen vorzuweisen? Putin hat mit der Krim sein Husarenstück abgeliefert, davon abgesehen aber sein Land auch nicht gerade an den „Sonnenplatz“ geführt.
Ja, es bedarf einer grundlegen Aufarbeitung der Vorfälle rund um das verpfuschte Einsatzende in Afghanistan. Ja, es bedarf einer grundlegenden Neubewertung der laufenden Einsätze wie z.B. in Mali. Ja, die Kommunikation von AA, BW und Regierung gehört in Krisenfällen neu aufgestellt. (Ich war nach den 640 vs 7 ebenso empört wie viele andere. Das wäre ich mit dem Wissen von heute selbstredend nicht mehr, mea culpa. Dennoch ist diese Geschichte teils bis heute bei einigen hängen geblieben – mit einer anderen Krisenkommunikation wäre das nicht passiert.)
Aber: Die Luftbrücke schnurrt jetzt und ist ein Lichtblick im Dunkel, dass sich dort drüben zusammenbraut. Auf der Einsatzebene nehme ich eine hohe Kompetenz wahr, selbst die Technik funktioniert mal. Ich bin stolz auf die Kameraden und hoffe es gelingt vor allem auch möglichst viele Ortskräfte rauszuholen.
Der Westen hat einen ordentlichen Dämpfer bekommen und an Reputation verloren. Dass er aber handlungsfähig ist, zeigt er sehr wohl.
@Flo
Eine Präsenz des KSK wäre angesichts der Bedrohungslage keinesfalls „oversized“. Es besteht z.B. das Risiko, dass einzelne Anführer der Taliban oder anderer Gruppen ihrer Status dadurch erhöhen, dass sie Staatsangehörige westlicher Staaten als Geiseln nehmen. Falls es noch deutsche StA außerhalb des Flughafens gibt, träfe dieses Risiko auch Deutsche.
Allgemein: Ahmad Massoud sammelt im Pandschir-Tal offenbar Kräfte für den Widerstand gegen die Taliban. Vor diesem Hintergrund erscheint es mir weiterhin unverständlich, Taliban-Gegner aus dem Land auszufliegen. Jeder ausgeflogene Afghane im wehrfähigen Alter fehlt als Unterstützer für Männer wie Massoud. Man stärkt durch solche Maßnahmen die Taliban.
P.S. Die Nachrichtenlage ist etwas unübersichtlich und die Meldungen nur schwer zu verfiizieren, aber es gibt Meldungen, dass Kräfte aus dem Pandschir-Tal den Distrikt Scharikar nördlich von Kabul genommen hätten: https://www.tribuneindia.com/news/world/afghan-crisis-panjshiris-remain-defiant-claim-uzbek-leader-dostums-support-299043
Soeben hat die FAZ die Meldungen aufgegriffen.
@Der_Picard
Zitat:
4 x Deutsche A400 von 35 oder so ist nicht allzu viel finde ich, wenn es schnell gehen soll… Was macht denn der Rest?
Mal wieder defekt?
Dies ist einfach mal wieder dummes unwissendes Gewäsch und Bashing.
Sie wissen schon, oder wahrscheinlich eher nicht, das im Rahmen der Evakuierungsflüge nach Kabul nur speziell geschützte Luftfahrzeuge eingesetzt werden.
Nur ein geringer Teil der deutschen A400 besitzt diesen speziellen (u.a. Armouring Kit) Schutz.
Deshalb bitte erst Hirn einschalten bevor man so einen offensichtlichen Unsinn von sich gibt.
[Am Umgangston hier könnten wir noch ein wenig arbeiten – Kritik und Widerspruch immer, Beleidigungen nein. T.W.]
@ Der_Picard: Ganz so schwarz würde ich es nicht sehen. Denken wir daran, dass man bei derartigen Einsätzen auch ein ermöglichendes Umfeld schaffen muss im angrenzenden Ausland. Für uns Westerners ist das eine große Erleichterung.
Der Euphorie-Kredit innerhalb der TB und der Schock wird abklingen und dann wird Afghanistan zu einem geopolitischen schwarzen Loch. Die „Realsatire“ der Region, wie es @Commander Z hier bereits beschrieb wird angrenzende Staaten einholen.
Bedenken wir immer, RU und CHN waren nie gegen die Tatsache, dass wir da den Deckel drauf gehalten haben.
@Clador: „Treues Dienen heißt, auch dann richtig zu handeln wenn es weht tut.“ +1
@Flo
Im Bild-Liveticker gibt es um 20:01 im Eintrag „724 Menschen ausgeflogen“ ein Foto mit deutschen Soldaten, die einen deutlich anderen Eindruck als diejenigen auf den sonstigen Bildern machen.
@ Diploman sagt:
18.08.2021 um 23:47 Uhr
Natürlich.
Aber bitte: nicht ich habe dies nicht so geplant, vertraglich vereinbart und/oder abgesprochen und/oder kommuniziert.
Ich bin aber der Meinung: Pacta sunt servanda.
Und ein (z. B. zum Zeitpunkt x zu evakuierendes) Team definieren, dieses, ggf. verdeckt, von A nach B bringen und dazu mit Vorbefehlen/-informationen steuern, dürfte doch bitte für die akademische Elite des AA ein Kinderspiel sein…
…ebenso definiert zu haben, wie und mit wem es weitergeht vor Ort.
Vielleicht war das ja auch alles da, ist einfach „nur“ entglitten, einfach schief gelaufen…nun ja, Fehler macht jeder. Ich bin da frei von Ironie oder gar Häme.
Ich gab bitte nicht umsonst zu bedenken, dass man sich im Rahmen von zu untersuchenden Fragestellungen dem sachlich noch einmal nähert.
@memoria: Das Militärmaschinen vollgepackt mit Luftlandetruppen im eigenen Luftraum von allen Staaten kritisch beäugt werden, sollte man bedenken. Spätestens ab dem Mittelmeer/Schwarzen Meer funktioniert ein Überflug ggf. inkl. Tankstop nicht mehr auf Zuruf.
@MFG: am Flughafen sind Luftlandetruppen.
Wofür dann noch KSK? Gibt es ein ralistisches EInsatzszenario für die KSK?
Drückt Usbekistan ein AUge zu, wenn sich mehr als 10 Infanteriesoldaten aka KSK sich auf dem Flughafen häuslich einrichten?
Mir fehlt die Phantsie, was der Mehrwert des KSK vor Ort wäre und auch eine VorOrt- Bereithalten kann ich mir nicht vorstellen. Maximal Dschibuti oder auf einer US Base am Golf.
@Diploman sagt: 19.08.2021 um 9:09 Uhr
„Allgemein: Ahmad Massoud sammelt im Pandschir-Tal offenbar Kräfte für den Widerstand gegen die Taliban. Vor diesem Hintergrund erscheint es mir weiterhin unverständlich, Taliban-Gegner aus dem Land auszufliegen. Jeder ausgeflogene Afghane im wehrfähigen Alter fehlt als Unterstützer für Männer wie Massoud. Man stärkt durch solche Maßnahmen die Taliban.“
Sie setzen voraus, das diese Afghanen dann kämpfen wollen. Die letzten Wochen haben doch ganz deutlich gezeigt, das es dem Großteil der Bevölkerung egal ist. Von den ANDF will ich gar nicht sprechen.
Und dann auch noch mit den „alten“ Mudschaheddin-Führern, die will auch nicht jeder. Die Lage ist komplex und vielschichtig, da kommen sie mit so simplen Vorschlägen nicht weiter.
Der aktuelle SIGAR Bericht (August 2021):
WHAT WE NEED TO LEARN: LESSONS FROM TWENTY YEARS OF AFGHANISTAN RECONSTRUCTION
https://gandhara.rferl.org/a/afghanistan-sigar-bleak-assessment/31416354.html
https://www.sigar.mil/pdf/lessonslearned/SIGAR-21-46-LL.pdf
Vielleicht läßt sich auch für Mali etwas ableiten, bzw. sollte man eine Synopse AFG-MLI erstellen?
@Clador / @Diploman:
In der Fragestunde am 9. Juni im Bundestag hat Herr Maas genau so argumentiert.
Ich sehe das grundsätzlich auch als plausibles Vorgehen, dass keine Massenfluchtstimmung verbreitet werden sollte, die die Moral der afghanischen Sicherheitskräfte weiter reduziert hätte – aus damaliger Perspektive.
Auch gab es gegen massenhafte Ausreisen, wenn ich die unterschiedlichen Presseberichte richtig interpretiere, auch absichtliche Hürden durch die afghanische Regierung beim Ausstellen der Pässe.
Es ist glaube ich weniger schwarz/weiß als in der jetzigen politischen Debatte argumentiert wird, es ist halt Wahlkampf.
Mit einem verschuldeten schnelleren Zusammenbruch von Afghanistan durch eine organisierte Flucht aller Ortskräfte und dem damit möglicherweise initiierten Moralverlust hätte man auch den bedrohten Personen die auf keiner Liste irgendeiner Nation stehen massiv einer Gefahr ausgesetzt – aus damaliger Sicht.
Ich glaube eine „richtige“ Entscheidung war unmöglich zu treffen – aus damaliger Sicht.
Aber das heutige Ergebnis ist natürlich extrem bitter.
Für die Gefährdeten, die auf keiner Ausreiseliste einer westlichen Nation stehen aber ist es das unabhängig von der jetzigen politischen Debatte.
Was ich noch nicht ganz verstehe warum wir nur bis 600 Soldaten stellen, es wäre doch fair die Sicherung des Flughafens wird gerecht geteilt, dann wäre man auch weniger von den USA abhängig oder was haben die dort, das uns fehlt?
Das Pandschir-Tal und die dortigen Anfänge einer Nordallianz 2.0 sind schlichtweg, wie auch die erste Nordallianz, ethnischer Natur. Tadschiken wollen einfach nicht völlig von Paschtunen beherrscht werden. In der bisherigen Regierung war mit Amrullah Saleh ein Tadschike Vizepräsident.
@Diploman @Pio-Fritz
Massoud (und Dostum) wollen nur Druck aufbauen damit sie dann wieder mit am (Gaben-) Tisch sitzen können.
@Diploman, keine Frage die aktuelle Stimmung kann jederzeit in die Richtung kippen und dann wird man sich freuen das jemand so weitsichtig war und entsprechende Kräfte mitgenommen hat.
@Der_Picard, warum soll Biden aktuell zeigen das er weich wäre? Auch in den USA gärt schon länger die Diskussion nach dem Sinn des Einsatzes verbunden mit der Forderung die eigenen Truppen abzuziehen. Dazu hat sein Amtsvorgänger eben diesen Abzug mit den Taliban vereinbart. Was nebenbei den Effekt hatte das die Taliban die westlichen Truppen als Angriffziel von ihren Zetteln gestrichen hatten. Und Biden geht nun den vereinbarten Abzugsweg konsequent weiter.
Das dabei das (vermeintlich) Erreichte über die Klinge springen muss, unschön. Aber umkehren und zu sagen „ätsch, wir bleiben dann doch“ dürfte spätestens wenn die Taliban jeden westlichen Soldaten, der auch nur die Nase aus der Tür der Basen hält, unter Beschuss nehmen genauso unpopulär werden.
Hinsichtlich KSK vor Ort hat die Bild da etwas getitelt, in folgendem Tweet zu sehen, sofern der Link ok ist: https://twitter.com/mkiewel/status/1428266279354392576
@Pio-Fritz: Da hilft womöglich das von @CRM-Moderator angemahnte Interview mit Dr. Sarajuddin Rasuly auf reitschuster.de.
Zitat:“ Es gab keine viele hunderttausend reguläre Soldaten in der afghanischen Armee, wie in den letzten Tagen vielfach behauptet wurde – nicht einmal 50.000. Der Rest waren alles Verwandte der ehemaligen Kommandanten, der Minister, des Präsidenten, ihre Chauffeure, ihrer Bodyguards und ihre Angestellten im Allgemeinen.„
So gesehen, wenn die Aussage tragfähig ist, existierte niemals eine afghanische Armee. Das hört sich mehr nach z.B Ägypten, Jordanien oder Saudi-Arabien an wo die Institution Armee der Alimentierung des familiären/ethnischen Umfeldes der Powerbroker und Eliten dient. (Ägypten, der Gefreite arbeitet nach der Grundausbildung in einem Betrieb – z.B Gemüseverpacken – irgendeines General oder dessen Verwandten für minimalen Sold ein paar Jahre.)
Hierzu auch interessant General a.D Domröse bei Tagesthemen im Interview zum scheitern von „Assistent, Train and Equip“ in entsprechenden Kulturkreisen.
Sinngemäß, da kann man viel reinstecken wenn die Empfänger gar keine „Soldaten“ im engeren Sinne des Leitbildes „Opfern für die Nation“ sind.
Das reflektiert auch ganz gut die Aussage vieler Kameraden hier, die in Afghanistan z.B als Ausbilder Erfahrungen gesammelt haben.
Folgerung: Was sich um Massoud sammelt, will kämpfen. Der beschwerliche und gefährliche Weg dorthin ist Indiz dafür. Die Frage ist nur, was will Massoud?
Es ist müßig zu glauben, dass „das afghanische Volk“ für ganz Afghanistan kämpfen will – unter wem auch immer. Zunächst bedeutet ein Sieg von Ahmad Massoud nämlich im Zweifel, dass dieser dann die Vorteile der Macht in vollen Zügen genießt – vom afghanischen Volk, oder gar der afghanischen Nation hat da noch lange keiner was gesagt.
Afghanistan ist viel zu stark entlang familiärer und regionaler Verwandtschafts- und Bündnisverhältnisse orientiert. Da gibt es m.E. keinen, der eine nennenswerte Vision eines Nationalstaats mit PS und breiter Unterstützung auf die Straße bringen könnte. Bzw. es gäbe zu viele, die ihm Widerstand leisten dürften, weil sie entweder in ihrem eigenen kleinen Beritt das Sagen behalten wollen, oder Wert auf eine eigene ethnische Identität legen. Es gibt dort neben den Paschtunen noch Tadschiken und Perser, Hazara, Belutschen, Turkmenen und Usbeken und jede Menge kleinere Volksgruppen. Einige Nichtpaschtunische Bevölkerungsgruppen wehren sich sogar vehement dagegen, als „Afghanen“ bezeichnet zu werden, weil dies die persische Bezeichnung für Paschtunen ist, als die sie sich schlechthin nicht identifizieren. Noch dazu gibt es unter den Bevölkerungsgruppen auch welche, die sunnitisch, und solche die schiitisch sind. Prima Bedingungen für weitere Konflikte.
Die Taliban sind ironischerweise mit der übergeordneten islamis(tis)chen Ideologie noch am nächsten dran an einer einheitlichen Staatsform. Das Selbstbild ist, dass die Taliban identisch mit dem Staat Aber ich glaube noch nicht daran, dass das jetzt ausgerufene Emirat die ethnischen Spannungen und religiösen Konflikte untereinander auf Dauer wird niederhalten können. Zum Einen wird der Iran wohl kaum akzeptieren, wenn die prinzipiell sunnitisch dominierten Taliban gegen schiitische Bevölkerungsteile vorgehen (auch wenn es wohl auch schiitische Mitglieder der Taliban geben soll)
@AoR sagt: 19.08.2021 um 12:45 Uhr
„@Pio-Fritz: Da hilft womöglich das von @CRM-Moderator angemahnte Interview mit Dr. Sarajuddin Rasuly auf reitschuster.de.“
Vielleicht meine persönliche Befindlichkeit, ich mag den Reitschuster nicht. Für mich arbeitet der journalistisch nicht sauber. Das zeigt sich schon daran, das von dem „Interview“ nur die Antworten dort stehen, die Fragen werden gar nicht aufgeführt.
Und was Rasuly als Experten angeht, da sollte man schon ein paar Belege anbringen, wenn man behauptet, alle Führer der westlichen Allianz hätten gelogen, wenn es um die Machtübernahme der Taliban geht. Und das ist nur ein Beispiel, davon sind gleich mehrere im Text. Eine starke Behauptung ersetzt eben keinen Beweis.
Für mich nicht ernst zu nehmen, das hat schon den Charakter einer Verschwörungstheorie.
@tifafri, die Begrenzung des Mandats auf 600 Soldaten dürfte diverse Gründe haben.
Fangen wir mit dem Platz am Flughafen in Kabul an. Der wurde schon länger von der Türkei gesichert und nun kommen ad hoc noch diverse Nationen dazu um die Ausreise ihrer Staatsbürger und von einheimischen Helfern abzusichern. Das Ziel schafft aber keinen Platz am Flughafen für weitere Zugänge die man bewachen will, Unterkünfte etc. Und auch der Platz außerhalb des Flughafens den man sich nehmen könnte ohne die Taliban zu sehr zu verägern dürfte begrenzt sein. Zumal aktuell jede Nation auf eigene Faust ihre Kräfte schickt, es also keine Führungsstruktur vor Ort gibt die im Vorfeld fein säuberlich darauf abgeklopft wurde das keiner benachteiligt wird. Das gute dürfte sein das, so wie ich die Meldungen verfolge, es überwiegend NATO-Staaten sind die Truppen schicken und ich denen zutraue das sich die jeweiligen Kontingentführer einigen wer was macht. Sobald die Russen oder Chinesen da mitmischen wollen würden, dürfte das interessant werden.
Der nächste Punkt wäre die Frage was hat die Bundeswehr überhaupt an Fähigkeiten (einsatzbereit) und welche brauche ich vor Ort. Klar könnte man sicher auch eine Kompanie Panzergrenadiere vor Ort verwenden. Da wäre aber die Frage wie schnell kann ich die vor Ort haben und in diesem Fall noch wichtiger, wie schnell wären die auch wieder weg.
Bei den jetzt eingesetzten Fallschirmjägern muss ich nur irgendwie noch ein letztes Mal eine A400M dort landen um die Kräfte einsammeln zu können inkl ihrer kompletten Ausrüstung. Und auch die Anzahl der Flüge die ich brauche um alle abzuholen wird ein Faktor sein. Je mehr Maschinen ich vor Ort / in der Nähe habe, desto mehr Kräfte kann ich natürlich auch vor Ort haben. Denn eines sollte einem klar sein. Wenn die USA alle ausgeflogen haben die aus ihrer Sicht ausgeflogen werden müssen, werden die ebenfalls zusehen das ihre Truppen wegkommen. Das werden die, siehe oben es dürfte keine offizielle einheitliche Führung vor Ort geben, aber nicht groß ankündigen sondern in ihre Maschinen steigen und wegfliegen. Und dann wird keiner verlässlich sagen können wie lange der Flughafen noch offen sein wird, also wird man hoffen müssen das man entweder vor den USA fertig ist mit der Evakuierung oder zumindest früh genug merkt das die abziehen um noch in einem letzten Flug selber abziehen zu können.
Alternative, ich selber trete so robust auf, was uns wieder zum Platzproblem bringt, das ich ggf allein in der Lage wäre den Flughafen zu sichern. Dann muss ich aber auch bereit sein den dafür nötigen Preis in Verwundeten und Gefallenen zu zahlen.
@aussenstehender
@MFG
Zum Thema KSK, das wort Oversized ist da etwas unpassend. Das KSK ist ja nicht besser als die FschJg sondern „nur“ für andere Aufträge da. Mit den FschJg kann ich keine Geiseln befreien mit dem KSK schon. Dafür können die FschJg sachen die das KSK nicht kann, alleine schon aufgrund der Anzahl aber auch der Ausbildung. Wofür genau das KSK also dort ist falls es da ist, ist eine gute frage.
Vermutlich aufgrund des Grundsatzes „haben ist besser als brauchen“.
Wobei man sagen muss eine Möglichkeit der Geiselbefreiung sehe ich in der Lage als „sportlich“ an da dazu auch noch andere benötigte Kräfte fehlen.
@Pio-Fritz: Geht mit ähnlich mit der Quelle, habe ja eben nur das Zitat herausgenommen. Das Zitat erscheint mir insofern berechtigt vor dem Hintergrund Kunduz 2015.
@Flo
„Klar könnte man sicher auch eine Kompanie Panzergrenadiere vor Ort verwenden. Da wäre aber die Frage wie schnell kann ich die vor Ort haben und in diesem Fall“
Naja für MilEvacOp sind grundsätzlich die Fallschirmjäger vorgesehen, ein Regiment hat stets diesen Auftrag ein Einfliegen von Panzergrenadieren halten ich grundsätzlich für unzweckmäßig.
Das würde nur sinnvoll sein wenn die im Landmarsch dort hin sollen und auch dann nur in Grenz nähe. Andernfall müssten ohnehin andere Kräfte einem Brückenkopf nehmen.
Und wie schon geschrieben bräuchte man dafür einiges an Maschinen.
In nur noch weiteren 30 Tagen sind dann alle 10.000 ausgeflogen – wenn man sie aus den anderen, die auch mitfliegen wollen, denn rausgefiltert und auf der Liste gefunden hat.
Wenn der A310 10+23 im Einsatz ist, dann ist es weder MRTT noch MRT sondern nur PAX.
Man muss immer daran denken, dass für Militärluftfahrzeuge alle überflogenen und angeflogenen Staaten für den Überflug eine Einzelgenehmigung erteilen wollen. Das braucht Zeit, auch wenn es schnell geht.
Die Vereinbarung mit der AFG Regierung gilt eben nur für AFG.