Exzesse bei der Bundeswehr in Litauen: Bundeswehr will Soldaten möglichst entlassen; paar hundert Schuss Munition fehlen
Nach den Vorwürfen gegen deutsche Soldaten im NATO-Bataillon in Litauen, die von Alkoholexzessen bis zu Straftaten wie sexuelle Nötigung und extremistischem Liedgut reichen, holt die Bundeswehr eine komplette Teileinheit aus dieser Mission zurück nach Deutschland. Das Ministerium strebt zudem an, die Hauptbeschuldigten fristlos zu entlassen. Unterdessen wurde auch bekannt, dass nach einer Übung in Litauen der Verbleib von mehreren hundert Schuss Munition nicht nachzuverfolgen ist.
Die Vorwürfe gegen Panzergrenadiere in der enhanced Forward Presence-Battlegroup (eFP) waren Anfang der Woche bekannt geworden; das Verteidigungsministerium hatte dem Verteidigungsausschuss des Parlaments am Montag recht knapp mitgeteilt, es gehe dabei um
Anfangsverdacht auf Verstöße gegen die Kameradschaftspflicht, Gehorsamspflicht und Pflicht zum treuen Dienen, aber auch auf Straftaten wie sexuelle Nötigung, Beleidigung, ggf. mit rassistischer Konnotation und Nötigung sowie auf extremistische Verhaltensweisen.
Mehr Details finden sich beim Kollegen Matthias Gebauer vom Spiegel, danach soll es mehrfach zu Exzessen gekommen sein, bis hin zu einem Geburtstagsständchen für Hitler.
Das Ministerium teilte am (heutigen) Mittwoch dem Ausschuss weitere Einzelheiten mit:
Die Ergebnisse der bisherigen Ermittlungen führten zu der Entscheidung, den betroffenen Panzergrenadierzug am 17. Juni 2021 zu repatriieren.
Bei Vorliegen der entsprechenden Voraussetzungen wird bei den Hauptbeschuldigten eine fristlose Entlassung nach § 55 Abs. 5 Soldatengesetz geprüft.
Der genannte Paragraph im Soldatengesetz sieht vor, dass ein Soldat auf Zeit innerhalb der ersten vier Dienstjahre fristlos entlassen werden kann, wenn er seine Dienstpflichten schuldhaft verletzt hat und sein Verbleiben in seinem Dienstverhältnis die militärische Ordnung oder das Ansehen der Bundeswehr ernstlich gefährden würde. Am Montag hatte das Ministerium die Zahl von vier Hauptbeschuldigten genannt.
Neben diesen Exzessen versucht die Bundeswehr zudem zu klären, warum ihr in diesem Bataillon mehrere hundert Schuss Munition fehlen:
Im Zuge der Ermittlungen wurde weiterhin bekannt, dass am 3. April 2021 ein Fehl von 569 Schuss Handwaffenmunition festgestellt wurde. Der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr hat hierzu ein Ermittlerteam entsandt, das insbesondere dem Verdacht auf mögliche Buchungsfehler nach einer Schießübung nachgehen soll. Die Befragungen und Ermittlungen dauern an.
Der stellvertretende Heeresinspekteur Generalleutnant Johann Langenegger reiste nach Ministeriumsangaben am Mittwoch selbst nach Rukla in Litauen – offiziell zur Dienstaufsicht, sicherlich aber auch, um einen möglichen politischen Schaden an der Nordostflanke des Bündnisses einzudämmen zu versuchen. Die Ermittlungen werden inzwischen nicht nur vom Wehrdisziplinaranwalt des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr geführt, sondern auch vom Militärischen Abschirmdienst.
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer nahm dazu via Twitter (erneut) Stellung:
Das Fehlverhalten einiger Soldaten in Litauen ist ein Schlag ins Gesicht aller, die Tag für Tag in der Bundeswehr der Sicherheit in unserem Land dienen. Die Entgleisungen beschädigen das Ansehen der Bundeswehr und Deutschlands. Das wird mit aller Härte bestraft werden.
Der gesamte Zug wird mit sofortiger Wirkung aus dem eFP-Einsatz abgelöst. In Deutschland werden alle nötigen Ermittlungen und Verfahren weitergeführt und die Konsequenzen gezogen.
(Archivbild 30. Mai 2021: Deutsche Panzergrenadiere bei der Übung Iron Wolf in Litauen – Foto NATO eFP Battlegroup Lithuania)
Fehlende Munition? Die haben einfach von den Besten gelernt, daß man wegen der trägen Logistik eigene Munitionsvorräte anlegen muß, falls der Russe kommt. Seid mal nicht so streng. Einfach irgendwo eine Box aufstellen. Dann kommt die Munition auch wieder von allein zurück.
Gewisse Probleme scheinen in der Bundeswehr doch weiter verbreitet zu sein, als uns wohlmeinende Kommantatoren hier in den letzten Monaten und Jahren erklären wollten.
„Bei Vorliegen der entsprechenden Voraussetzungen wird bei den Hauptbeschuldigten eine fristlose Entlassung nach § 55 Abs. 5 Soldatengesetz geprüft.“
Zumindest bei den Vorwürfen 20. April, frauenfeindliche, antisemitische und unkameradschaftliche Kommentare scheint mir das bedenkswert, man muss natürlich genau hinschauen was wirklich passiert ist, nicht jeder unangemessene/unkameradschaftliche Kommentar ist gleiche ein 55,5, aber die Grenze bei solchen Dingen sollte amS durchaus niedrig liegen.
Ich hoffe jetzt nur, dass man mit Blick auf den VgA hier nicht das Kind mit dem Bade ausschüttet und gleich auch bei allen „normalen“ Vorwürfen (also der Saufgeschichte) auch ein Exempel statuieren möchte.
„Der gesamte Zug wird mit sofortiger Wirkung aus dem eFP-Einsatz abgelöst. In Deutschland werden alle nötigen Ermittlungen und Verfahren weitergeführt und die Konsequenzen gezogen.“
Halte ich für berechtigt. Das sendet einerseits ein Signal an unsere Alliierten und lässt gleichzeitig zu, dass die Ermittlungen konzentriert uns sachgerecht abgeschlossen werden.
@d´r Spieß sagt: 16.06.2021 um 12:56 Uhr [Kommentar aus anderem Faden]
„Je nach Dienstgrad und schwere der Pflichtverletzung würde ich meinen DisziVorg dahingehend beraten vom strengen Verweis bis zur Beförderungssperre oder Entlassung nach SG§55(5) alles, für den Einzelfall betrachtet, in Erwägung zu ziehen.“
Ich glaube damit liegen Sie genau richtig.
Gestuft von Mahnen bis hin zu Entlassen, angemessen zum konkreten Vergehen und gleichzeitig einzelfallgerecht, aber auch die Disziplin in der Truppe im Auge behaltend.
Die Munitionsgeschichte muss man separat von den anderen Vorfällen betrachten. Nach der doch sehr aufgeregten Debatte um die Munitionsvorfälle im KSK kann ich auch verstehen, das der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos ein Ermittlerteam geschickt hat. Was mich verwundert ist, das über 2 Monate nach dem Vorfall noch kein Ermittlungsergebnis vorliegt.
Die geplante Entlassung der Hauptverdächtigen finde ich gut, ich hoffe sehr, der Rest bekommt auch seine (Disziplinar-)Strafen an der Grenze des Höchstmaßes. Dann dienen diese Kameraden wenigstens noch als abschreckendes Beispiel.
@Mitleser sagt: 16.06.2021 um 13:14 Uhr
Diese Spitze gefällt mir. Allerdings bitte ich in Sachen Munition nicht die Bundeswehr allgemein sondern das Weltklasseheer speziell anzusprechen.
Es gibt natürlich auch systemische Probleme, die querschnittlich auftreten.
Moin,
na da war ja ein weltklasse-elite-vorzeige Zug vor Ort….
Man fragt sich schon, wie unbedarft und dumm Soldaten in der derzeitigen Situation in einer repräsentativen Funktion/Stellung handeln können.
Wird interessant werden, wie die Trollfabriken im Osten den Vorfall verwerten.
Cheers
Flip
Vielleicht macht es Sinn, erst einmal alle Fakten zusammenzutragen, bevor über Entlassungen fabuliert wird.
In den Raum zu stellen, dass bei Fehlverhalten konsequent eingegriffen wird, ist richtig. Alles andere könnte zum Fiasko werden, wenn die Voraussetzungen für eine schnelle Entlassung gar nicht vorliegen.
@ Sailor 1995
Achgottchen ja, weil in der Marine mit Sicherheit bisher immer alles tutti ablief und noch nie Munition abhanden kam. Ich möchte behaupten: Auch bei den Blauen Jungs liegt manche Leiche im Keller, bisher hatte nur niemand einen Grund, da mal nachzuschauen (und insofern sind die Kameraden da evtl. auch einfach schlauer…). Sie sollten evtl. erwägen, sich in SaltySailor umzubennenen, zumal ein Buchungsfehler noch nicht ausgeschlossen werden kann.
Ansonsten stimme ich zu, dass die Verantwortlichen aus den Streitkräften entfernt werden sollten – das war wahrlich ein Bärendienst…
Wie stellt man eigentlich den Verlust von 569 Schuß (Gefechts)Munition (?) fest?
Ich meine, wenn so ein Zug oder eine Kompanie ein Gefechtsschießen durchführt, dürften sicherlich ein paar Tausend Schuß in einem Durchgang verbraucht werden. Man wird ja sicherlich nicht nach jedem Durchgang die Hülsen einsammeln und mit den ausgegebenen Patronen gegenrechnen, oder?
Die saubere Ermittlung, dann Einzelfallprüfung und anschließend klare Entscheidung bis hin zu §55 Abs 5 Soldatengesetz halte ich für sehr angemessen und deshalb auch nicht weiter kommentierungswert.
Was mir fehlt ist der klare Hinweis, bzw. eine entsprechende Untersuchung zur Verantwortung der Führer vor Ort. Die besondere Aufmerksamkeit auch im Zusammenhang mit regelmäßigen Fake-News sollte ja doch dem einen oder anderen Vorgesetzten bekannt sein.
Dass nach einer Schießübung Munition fehlt sollte eigentlich ausgeschlossen sein, kommt aber leider immer wieder vor. Ich bin aber mindestens so verwundert wie Pio-Fritz, dass das Problem nach 2 Monaten noch nicht gelöst ist. Eine Frist von 24 Stunden zur Aufklärung sollte die Obergrenze sein, ansonsten ist hier irgend etwas oberfaul. Mir haben einmal 10 Schuss durch einen Buchungsfehler gefehlt. Binnen 6 Stunden war der gesamte Munitionsbestand einer Kaserne geprüft und der Fehler konnte behoben werden. In 2 Monaten kann ich den gesamten Munitionsbestand der Bundeswehr prüfen und klären, ob hier jemand falsch gebucht hat, oder ob ein größeres Proplem vorliegt.
@Trevor Faith sagt: 16.06.2021 um 15:14 Uhr
„Wie stellt man eigentlich den Verlust von 569 Schuß (Gefechts)Munition (?) fest?“
Da gibt es im Prinzip nur zwei Möglichkeiten. Entweder wurde die Munition nicht mit ausgegeben (unwahrscheinlich). Oder sie wurde zurückgegeben und fehlte dann bei der Einlagerung am Standort. Dafür spräche die krumme Zahl.
Aber das ist alles nur Spekulation, wir werden es erfahren, wenn die Untersuchung zu Ende ist.
@Pio-Fritz sagt: 16.06.2021 um 13:55 Uhr
„Die geplante Entlassung der Hauptverdächtigen finde ich gut“
Ich hoffe Sie meinen die geplante Entlassung der Hauptverdächtigen, wenn sie sich nach den Ermittlungen als Haupttäter erwiesen haben, oder?
„ich hoffe sehr, der Rest bekommt auch seine (Disziplinar-)Strafen an der Grenze des Höchstmaßes.“
Wie soll das den gehen?
1. Was ist denn Höchstmaß? 7 Tage (weil KpChef), 21 Tage (weil BtlKdr), Monatssatz (weil durch AVZ ordentlich hoch), Beförderungssperre (weil TDG)???
2. Meinen Sie generell die höchst mögliche Maßnahme für alle? Also Rasenmähermethode? Oder soll schon noch auf das individuelle Vergehen geschaut werden und jemand, der im Rahmen der Schlägerei nicht eingegriffen hat, aber dabei stand und angestachelt hat, bekommt dann doch eine andere Maßnahme als jemand der aktiv zugeschlagen hat?
Oder um es mal anders zu sagen: ich hoffe Sie folgen unverändert dem Prinzip des Rechtsstaats und dem obersten Prinzip des Disziplinarrechts, dass eine Maßnahme einzelfallgerecht sein muss, richtig???
@Trevor Faith
Bei einem Gefechtsschießen kann gar keine Munition fehlen, denn was nicht zurückgegeben wird gilt als verschossen. Wer sollte das auch kontrollieren? Höchstens kann man – je nach Schießanlage – die Treffer nachweisen aber natürlich keine Fehlschüsse.
Außer – man hat zu viel ausgegeben und zum Schluß stellt man fest, daß für einen Durchgang Munition fehlt. Das könnte man dann aber auf sich beruhen lassen 😎
Hülsen werden zwar eingesammelt wo möglich, aber nicht gezählt.
Mal bitte ganz langsam. In Deutschland gilt immernoch… Unschuldig bis die Schuld bewiesen wurde!
Ob man das mit dem Disziplinarreicht der BW und/oder mit dem Strafgesetzbuch macht ist auch eine Frage was beweisbar ist.
Fehlende Munition kann viele Gründe haben. Es gilt diese zu Ermitteln und zu beweisen.
Mit Bezug auf die „Party“ welche wohl ausserhalb des Dienstes stattgefunden hat wird sich zeigen was von den ersten Vorwürfen dann vor Gericht Bestand hat. Ich durfte selbst einige Jahre als Schöffe dienen und weiß daher wie oft sich Zeugen in der Befragung dann doch anders einlassen oder scheinbar stichhaltige Beweise zu Asche verdampfen.
Und sollte dann in einigen Monaten raus kommen, dass alles…..
1) anders war.
2) als man dachte.
Dann ist der Schaden dennoch da. Wenn es sich erhärtet, dann werden schlaue studierte Menschen in Schwarzen Roben schon ein Straf und Schuld angemessenes Urteil sprechen. Bis dahin bitte Vorsicht mit Mutmaßungen auf keiner bis kleiner Faktenlage.
2010 war so eine Schlagzeile…
*Meuterei auf der Gorch Fock!* oder *Mord unter weißen Segeln?* oder
*Party Exzesse nach Todes Sturz*
Was ist davon als Wahrheit übrig geblieben…
Ich warte jedenfalls ab bis ein Abschlussbericht vor liegt.
Vielleicht sollte die an sich vorgeschriebene Politische Bildung auch endlich mal konsequent durchgeführt werden.
Meiner Erfahrung nach wird das in den unterschiedlichen Einheiten sehr variabel gehandhabt. Konsequent durchgeführt habe ich das nur in meinen Laufbahnlehrgängen erlebt und in der Einheit, in der ich gute sechs Jahre als Truppenärztin gedient habe. In den Bundeswehrkrankenhäusern (UL und KO) gab es zumindest in den Abteilungen, in denen ich eingesetzt war, weder Angebot noch Möglichkeiten und auch seitdem ich vor dreieinhalb Jahren aus der zivilen Weiterbildung zurückgekommen bin, gab es das in meinen Einheiten nicht. Zwar wurde darüber gesprochen, „man müsste ja mal“, es gab einen Projektbeauftragten und dann verlief es im Sande.
Nach dem, was ich von Kameradinnen und Kameraden an verschiedenen Standorten gehört habe, läuft es dort ebenso.
Im Anbetracht der immer wieder auftretenden Vorfälle halte ich dieses ständige Fehlen dieser Unterrichtseinheiten für besonders fatal.
Schade dass für solche Maßnahmen immer erst mediales Interesse vorliegen muss. Solche Sachen wurden viel zu lange geduldet. Aber das ist das alte Problem mit der Bundeswehr. Wir haben es einfach nicht im Griff. Weder Personal, noch Material, nicht mal die Verpflegung und Unterkunft. Und von der Problematik ein Loch in die Wand zu bohren oder ein Telefon in einen anderen Raum zu stellen reden wir lieber garnicht…
Ich weiss gerade nicht was ich dümmer finden soll…
Etwa 1. dass da ein 1/3 eines Zuges sich „auf Urlaub“ offenbar nicht zu benehmen wusste. Saufen, „Anpimmeln“ (ich frage mich immer wieder wie so ein Quatsch über Generationen von Soldaten weiter gegeben wird) sexistische/rassistische Beleidigungen, Geburtstagslied zum 20. April…
Oder 2.: Dass BW offenbar (war mir neu) die eFP-Kräfte bei miesem Mampf ohne vernünftige Ausgangs- und Freizeitmöglichkeit in dieser Kleinkaserne in Rukla über ein halbes Jahr festsitzen lässt…
Oder 3: Dass BW bisher offenbar noch gar nicht ausermittelt hat bzw Disziplinarverfahren noch gar nicht einen spruchreifen Status erreicht haben, aber man schon tönt „wird im Moment gerade noch aufgeklärt. Aber eins ist auf jeden Fall schon dazu zu sagen: Was immer passiert ist, ist in keinter Weise akzeptabel“ bzw schon jetzt bon Emtlassungen etc redet.
Ich tendiere zu Reihenfolge 3-2-1.
Denn:
1: Es ist beknackt hoch drei, aber leider im Einzelfall und besonders in der Situation „Urlaub“ nicht immer zu verhindern, denn Deppenund deren Zusammenrottung kommen in gewisser Frequenz immer vor. Höhere Ränge waren offenbar nicht beteiligt, und nachhaltig ist hoffentlich niemand zu erheblichem Schaden gekommen. Ob hier wirklich Straftaten begangen wurden oder extremistische Haltungen vorliegen ist bisher nicht festgestellt. Einzelfall-Versagen auf der unteren Ebene bzw. Disziplinlosigkeit ganz unten. Es wurden Massnahmen ergriffen als es gemeldet wurde. Genau dafür gibt es dann die Massnahmen der Wehrdisziplinarordnung.
2. Man kann es zwar den eFP-Kräften zumuten, aber klug geht anders, und auch wenn es 1. nicht entschuldigt, dient es gerade nicht dazu präventiv zu wirken und Moral und Disziplin hochzuhalten. Führungsthema bzw. -Problem der Kommandeursebene(n), das wohl über geraume Zeit schon bestand. Die Marine zB weiss schon, warum gute Verpflegung und etwas Abwechslung für Soldaten die lange Zeit auf „engem Raum“ zusammen sind so wichtig ist.
3. Wir hatten schon mal öfter hier das Thema ob Disziplinarverantwortung real noch ausgefüllt werden kann. Wenn nun die Ministerin und BMVg selbst so vorverurteilend agiert und kommunziert, sehe ich schwarz, dass das so läuft bzw wird wie es soll. Ganz ganz grosses Führungsthema und erschreckende Disziplinlosigkeit ganz oben.
Ich bin hier recht nah bei @Koffer.
Zur Munition besteht lt. Text oben auch die Möglichkeit eines simplen Buchungsfehlers. Ein Nicht-Thema bislang also.
Ich würde mich den Fragenden anschließen, die wissen wollen, wie der Fehlbestand an Munition festgestellt wird.
Wiegen die die Patronenhülsen?
Wir haben früher sogenanntes Verbrauchsschiessen gemacht.
Alles war OK sobald die Kisten leer waren.
Dann wurde zusammengekehrt, Waffen gereinigt, abgegeben, Munition aus dem Bestand ausgetragen und gut wars.
Hat Spaß gemacht.
@Koffer
Ein kleiner Nachtrag zu unserem vorherigen Austausch; mir ist gerade aufgefallen, dass ich mich unnötig kompliziert ausgedrückt und schlecht zitiert hatte. Mea culpa.
Es ging mir nie darum, hier den Moralapostel zu spielen und jemandem das Dienstabschlussbier zu verbieten. Und ja: Bis zu einem gewissen Grad ist es normal, dass gelangweilte junge Männer mal Dampf ablassen.
Mich stören zwei Punkte: Der Ort, und der Exzess.
Wäre diese so völlig aus dem Ruder gelaufene Party in Deutschland geschehen, hätte ich vielleicht der Aussage zugestimmt: Aufklären, bestrafen, weitermachen. Ist sie aber nicht.
Sie geschah in Litauen, in einem Verband, der auf das Auftauchen der grünen Männchen ohne Abzeichen vorbereitet sein soll, und der verschiedentlich Ziel russischer Desinformationskampagnen wurde.
Mehr noch, die Vorfälle ereigneten sich während einer Rotation, die zu Image-Zwecken von einem Kamerateam begleitet wurde, und in einem Klima des verschärften Hinschauens innerhalb der Bundeswehr.
Allein schon dieser Umstand lässt mich an der Vertrauenswürdigkeit und dem gesunden Menschenverstand sowohl der beteiligten Soldaten als auch ihrer unmittelbaren Führung zweifeln.
Durch ihren Leichtsinn wurde ein völlig überflüssiger Skandal produziert, der den Einsatz der NATO-Battlegroup Lithuania unnötig erschwert und den Ruf der Bundeswehr beschädigt.
Auch ist der ganze schöne Werbeeffekt von „Die Mission“ dahin, deren sympathische Protagonisten in den sozialen Medien viel Zuspruch erfahren hatten. Schauen Sie sich nun auf den Online-Kanälen um.
Es sind beileibe nicht nur Trolls, die sich da echauffieren, sondern zu einem nicht geringen Teil dieselben Leute, die vor einer Woche noch kommentiert hatten: Tolle Serie, bitte mehr davon!
Und dann: Vielleicht waren wir Logistiker ja alle Memmen, aber wenn bei uns zu viel getrunken wurde, haben wir uns allenfalls Gags erlaubt wie den mit der Hand des Schlafenden und dem Glas warmen Wasser.
Auch ein „Dampfablassen“ mit Alkohol braucht nicht in Exzesse wie sexuelle Nötigung und das Singen fragwürdiger Lieder zu münden. Wenn es dazu kommt, muss vorher schon einiges schiefgegangen sein.
Und darauf sollte das Augenmerk liegen, sowohl innerhalb der Bundeswehr als auch außerhalb. Es genügt nicht, nur das Ergebnis zu betrachten und es auf die eine oder andere Weise als symptomatisch zu deuten.
Insofern nämlich sind Aufklären, bestrafen, weitermachen. und der Rechtsextremismus-Beißreflex mancher Medien in puncto Bundeswehr zwei Seiten ein und derselben Medaille.
@SanStoffz:
Politische Bildung (zumindest in der Form von Unterrichtsstunden durch die Bw) wird keinen davon abhalten der es wirklich will, Dummheiten zu begehen. Während ich Politische Bildung durchaus nicht ablehne, habe ich doch den Eindruck dass man damit die Idee verbindet, eine schiefgegangene Sozialisierung außerhalb der Bw mal schnell mit ein paar Unterrichtsstunden in der Bw korrigieren zu können.
Ich empfinde den Ruf nach mehr politischer Bildung (der schon mehrfach auftauchte im Zusammenhang mit ideologischen Ausrastern von Soldaten) deshalb als billige Symbolpolitik. Politiker (und höhere Führungsebenen?) lieben aber bekanntlich so etwas, da es Handlungsstärke und einfache Lösungen simuliert.
Ich habe als sehr junger Soldat am 20. April 1978 im Uffz-Heim in Ütersen gesehen, wie Stammsoldaten des Fluganwärterregiments „Führers Geburtstag“ gefeiert haben. Dies war sehr verwunderlich. befremdlich und da ich in Ütersen in meinem jungen Soldatenleben, die bis dahin höchste Dichte von Alkoholikern unter den Stammsoldaten erlebt habe, habe ich mir dies mit den kaputten Typen in dieser Kaserne erklärt.
Es ist mir rätselhaft, wie 43 Jahre später, junge Soldaten (um die handelt es sich wohl, bzw. um niedrige Dienstgrade) immer noch Soldaten in irgendeiner Form am 20. April Hitlers Geburtstag feiern.
Was ist so anziehend an diesem Pyschopathen, das man seinen Geburtstag feiern kann ?
Jahre später habe ich als erfahrener Soldat gelernt, das im Juli 1944 die monatlichen Verlustzahlen der Reichswehr bei 300 000 Soldaten pro Monat lagen.
Dieser Wahnsinnige hat in einem Monat knapp die doppelte Anzahl an Soldaten der jetzigen Bw in den Tod geschickt und kein Vorgesetzter ist da, der dies den jungen Soldaten mal so nebenbei in einem Pausengespräch erzählt und zur Abschreckung von diesem Mythos „Adolf Hitler“ beiträgt ?
Der letzte Bericht des SPIEGEL erwähnt, dass die Soldaten entgegen des Befehls eines Portepeeträgers weiter ihr Lied am 20. April sangen.
Dies ist aus meiner Sicht das wirkliche Kernproblem. Über Jahre wurde die Rolle der Gruppen- und Zugführer als Führer, Ausbilder und (!) Erzieher immer mehr abgeschwächt. Die Erziehungsrolle wurde immer mehr abgeschwächt (Trendwende Personal, Erwachsenenbildung, Jobdenken, fehlende Rückendeckung von Vorgesetzten bei erzieherischen Maßnahmen und Disziplinarstrafen).
Die Vorfälle sind nur ein Symptom, aber darüber wird erneut viel, aufgeregt und kontextlos medial berichtet und kommentiert.
@Koffer
„Zumindest bei den Vorwürfen 20. April … scheint mir das bedenkswert (die Entlassung)“
Wer als aktiver Soldat im Einsatz in einem damals betroffenen Land Führers Geburtstag feiert, hat in der Bundeswehr 2021 nichts zu suchen!
Egal ob er nüchtern oder stark alkoholisiert war, – betrunken sein ist keine Ausrede, sondern nur ein Zustand, in dem man fast immer offener ist und seinen wahren Charakter zeigt.
In der Bundeswehr ist kein Platz für rechtsextreme Soldaten – klar – und damit sind die angesprochenen Soldaten auch nicht gemeint.
In der Bundeswehr ist aber auch kein Platz für Soldaten, denen bestimmte Fakten „am Arsch“ vorbeigehen und denen die jüngere Geschichte Deutschlands egal ist.
Mit diesem Verhalten zeigt man aber genau DAS.
Jeder hat in der Schule das Thema Nazizeit gehabt und kennt die Fakten.
Entweder, die Soldaten finden das Thema (Geburtstag) lustig oder nicht so schlimm – dann sind sie einfach nur dumm und dumme Leute haben in der Bundeswehr nichts zu suchen.
Dumm, weil trotz Schulunterricht nichts hängengeblieben ist oder weil mangelnde Empathie oder weil man sich nicht bewusst, dass die dortige Bevölkerung betroffen sein könnte.
Oder sie feiern aus Überzeugung – dann haben sie auch nichts in der BW zu suchen.
Es wird sich gerne echauffiert über fehlendes Material und die mangelnde Kampfkraft der gesamten Bundeswehr.
Soldaten mit diesen Gedanken im Kopf können aber ebenso schlecht für die Kampfkraft sein.
Wer nicht begreift, dass der 20. April kein Tag zum Feiern ist und dafür aber der 20, Juli ein Tag zum Feiern – dem unterstelle ich mal ganz pauschal eine falsche politische Einstellung. (egal woher die nun kommt – sie ist halt da)
Eine falsche politische Einstellung mündet im schlimmsten Fall zu einer Befehlsverweigerung und dann ist es egal, dass der Soldat die beste für Geld zu habende Ausstattung hat.
Ähnliches Verhalten (wenn auch nicht rechtes Verhalten, aber dafür pflicht-/eidverletzendes) gibt es auch in einigen anderen Zügen in der Bundeswehr.
Ich mahne dieses Vorfälle auf die leichte Schulter zu nehmen!
Sie offenbaren ein Grundproblem bei diesen Soldaten.
@Georg
„Was ist so anziehend an diesem Pychopathen, das man seinen Geburtstag feiern kann?“
Bei solchen Vorfällen, v.a. in Verbindung mit Alkohol ist das Motiv nur in den seltensten Fällen ideologische Überzeugung.
Ein mögliches Motiv ist der Wunsch zur als befreiend empfundenen Grenzüberschreitung, wozu man sich bewusst die größten Tabus aussucht, die man kennt, um sie dann zu brechen. Dies in Gemeinschaft zu tun gilt zudem als Vertrauensbeweis und ist eine primitive, oft spontan gewählte Form der Stärkung des Gemeinschaftsgefühls. Ich vermute angesichts der vorliegenden Informationen, dass dieses Motiv hier vorliegen dürfte. Politische Bildung hilft da nicht, sondern nur Disziplin und Kanalisierung, d.h. kontrollierte Grenzüberschreitung. Wie das gelingen kann, wäre ein eigenes Thema.
Ein anderes Motiv bei solchen Vorfällen ist der Wunsch, sich als harter Kämpfer zu inszenieren, wozu man sich die krassesten Symbole sucht, die man kennt. Die „Schädelfotos“ in Afghanistan hatten einen ähnlichen Hintergrund. So etwas tritt nicht selten bei extremem Stress in Verbindung mit latenter Lebensgefahr bzw. bei schwachen Personen auf, die auch mäßigem Stress nicht gewachsen sind. Das ist nicht auf die Bundeswehr beschränkt, sondern kommt auch bei Polizei und Feuerwehr vor. Politische Bildung hilft hier ebenfalls nicht. Mögliche Lösungsansätze auszuführen würde hier zu weit führen. Sie werden in der Bundeswehr mittelfristig auch nicht umgesetzt werden, da die Empörungsreflexe einfach zu stark sind, die in solchen Taten stets einen politischen Hintergrund erkennen wollen und Verweise auf psychologische Forschung für einen Relativierungsversuch halten.
Zu den Kommentaren aus
https://augengeradeaus.net/2021/06/exzesse-im-deutschen-nato-bataillon-in-litauen-verdacht-auf-sexuelle-noetigung-und-extremismus/#comments
tt.kreischwurst sagt:
15.06.2021 um 15:00 Uhr
&
stiller Mitflieger sagt:
15.06.2021 um 15:37 Uhr
&
T.Wiegold sagt:
16.06.2021 um 9:30 Uhr
1000 % Zustimmmg von mir und +1
Wenn die Soldaten die Hotelbar vollgekotzt hätten und wegen Lärmbelästigung die örtliche Polizei gekommen wäre, hätte man so argumentieren können wie im Vorgängerfaden einige Kommentare.
Solche Grenzüberschreitungen passieren dann mal nach langen Einsätzen und unter Alkohol.
Aber die bekannten Vorfälle sind eben NICHT auf den Alkohol zurückzuführen. Das sind Grenzüberschreitungen, die eine falsche innere Einstellung haben.
@ Koffer (Thema Entsendung General)
Ihnen ist überhaupt nicht bewusst, welche Tragweite dieser Vorfall IN LITAUEN hat und genau deshalb fährt ein General dahin.
Der ermittelt nicht alleine und deshalb ist es vollkommen egal, wann seine letzte Ermittlung her ist. Sie tun doch immer so, als hätten sie viel Erfahrung – dann sollten sie das doch auch wissen.
Der Vofall ist auch ohne General schon groß – der General fährt dahin, damit man den Verbündeten (und der dortigen Bevölkerung) öffentlich zeigt, wie wichtig einem dieser Fall ist.
Nicht jeder (litauische) Zeitungsleser kennt sich mit dem Disziplinarrecht der Bundeswehr aus, aber „Generalleutnant“ sagt auch denen was. Das Problem wird öffentlich als „Chefsache“ deklariert und man fühlt, dass das Problem/der Sachverhalt ernst genommen wird.
@Gandamack
Einigen wir uns auf „nicht in allen Fällen“. In Ihrer Erklärung steckt viel Wahres, aber des Führers Geburtstag zu besingen, sollte selbst für aufgekratzte und alkoholisierte junge Männer nicht das Naheliegendste sein. Herrje, in den 2000ern gab es Zugabende, bei denen man sich gemeinschaftlich „Two Girls, One Cup“ angetan hat. Das ist ebenso bizarr, aber wenigstens nicht strafbar.
@ Gandamack sagt:
16.06.2021 um 23:08 Uhr
Hins. möglicher Motivation halte ich das was Sie beschreiben für sehr gut möglich – wir wissen es aber bisher nicht. Kann auch sein, dass da tatsächlich rechtsextremistische Soldaten waren. Ist halt wohl noch alles unklar/offen/möglich, eben zu ermitteln.
Noch Ergänzung zu meinem Posting weiter oben 19:22 Uhr: Klar. dass die Wehrdiszipliniarordnung nicht mehr reicht, wenn tatsächlich Straftaten begangen wurden – dann gibt es dafür StGB und WStG in aller notweniger Härte. Bisher gibt es lt. Verlautbarungen eine Anfangsverdacht auf Straftaten. Auch hier auszuermitteln.
@Mitleser:
„Fehlende Munition? Die haben einfach von den Besten gelernt, daß man wegen der trägen Logistik eigene Munitionsvorräte anlegen muß, falls der Russe kommt.“
Das ergibt so für mich keinen Sinn.
Wenn ich Schwarzbestand führen wollte würde ich bei einem Übungsschießen mehr abschreiben als tatsächlich verschossen wurde (oder erst gar nicht alles ausgeben) und den Rest in den Keller stellen. Dann gibt es keinen Fehlbestand in den Büchern und man müsste bei einer Kontrolle schon über die Kiste stolpern.
Bei solchen Fehlbeständen kann jemand nicht zählen, rechnen, verschlampert eine komplette Buchung oder es wird ganz gezielt aus dem Lagerbestand geklaut wo es erst bei Inventur auffällt.
@Koffer:
„Wenn Sie wirklich glauben, dass eine Abstinenzkampagne in der Kampftruppe erfolgen haben würde, dann leben wir in zwei unterschiedlichen Universen.“
Nach meinem Verständnis hat das keiner Vorgeschlagen. Was sie da aufbauen ist ein falsches Dilemma (Schwarz-Weiß-Denken), es ist nämlich durchaus möglich Alkohol zu konsumieren ohne ins Saufen zu verfallen.
@Patton sagt: 16.06.2021 um 23:32 Uhr
„Ihnen ist überhaupt nicht bewusst, welche Tragweite dieser Vorfall IN LITAUEN hat und genau deshalb fährt ein General dahin.“
Ach? Mir ist nicht bewusst. Soso…
„Der ermittelt nicht alleine“
Der ermittelt überhaupt nicht. Er lässt sich berichten und gibt Vorgaben. Wenn Sie auch nur ein bisschen wissen, wie diszipliare und (wehr-)strafrechtliche Ermittlungen laufen, dann sollten Sie das wissen. Durch meine Truppengattung bedingt und meine mehrfachen Chefverwendungen, bin ich in diesem Bereich durchaus das, was ein amerikanischer Kamerad als subject-matter-expert bezeichnen würde.
Und übrigens auch in genau dem Themenkreis, der anhängig ist (ausgenommen 20. April, so etwas hatte ich glücklicherweise in all meinen Vernehmungen nie).
„Nicht jeder (litauische) Zeitungsleser kennt sich mit dem Disziplinarrecht der Bundeswehr aus, aber „Generalleutnant“ sagt auch denen was. Das Problem wird öffentlich als „Chefsache“ deklariert und man fühlt, dass das Problem/der Sachverhalt ernst genommen wird.“
Erneut: es geht hier um politisch-strategische Kommunikation. Je höher die Welle ist, die man selbst macht, desto mehr wird man für Propaganda anfällig.
@Klaus Trophobie sagt: 17.06.2021 um 1:59 Uhr
„Nach meinem Verständnis hat das keiner Vorgeschlagen. Was sie da aufbauen ist ein falsches Dilemma (Schwarz-Weiß-Denken), es ist nämlich durchaus möglich Alkohol zu konsumieren ohne ins Saufen zu verfallen.“
Ja, ich weiß das. Aber Sie (und andere Kommentatoren) machen hier mEn den logischen Fehler, dass sie ihre Maßstäbe in einer idealen Welt an das Handeln von anderen Anlegen.
Mein Punkt ist:
Ist das Mist gebaut worden? Vermutlich ja. Muss es bestraft werden? Wenn bewiesen selbstverständlich. Aber sind Forderungen nach „mehr Zurückhaltung“ oder „mehr PolBil“ oder „weniger Stumpfsein“ oder „seid doch bitte mal erwachsener“ realistisch? Nein! Das ist Kampftruppe. Wir sind nunmal überwiegend keine 40jährigen Philosophen und Raketenwissenschaftler.
Es irritiert mich ein wenig dass Selbstverständlichkeiten, hier zumindest die Prüfung u.a. auf 55 (5) SG überhaupt so herausgestellt wird.
Es sollte doch einleuchten dass diese Maßnahme mit auf der Liste der Optionen steht.
Es bleibt zu hoffen dass die Erkenntnisse schon so eindeutig sind dass die Leitung sich ein derartiges mediales Vorpreschen auch leisten kann.
Oder möchte man hier vor allem deutliche Signale an die Öffentlichkeit senden die in diesen disziplinaren/wehrstrafrechtlichen Themen Dingen fachlich nicht so tief drinsteckt?
Ob man den Verantwortlichen damit einen Gefallen tut? (Stichwort Ermittlungsdruck, Erwartungshaltung etc….)
Bitte auch mal auf den Zeitrahmen schauen. Der Munitionsfehlbestand wurde am 3.April bekannt, Hitlers Geburtstag ist ja am 20.April, und erst jetzt , ca. 2 Monate spaeter wird die Entscheidung zur Repatriierung getroffen. Ich kann hier also kein hektisches, reflexartiges Handeln erkennen, sondern vemute eher, dass hier schon lange sauber ermittelt wurde, und deshalb auch der Entschluss, die Hauptverdaechtigen entlassen zu wollen, sehr fundiert ist. Gravierend ist hier aber nicht nur der Fakt dass die Kameraden „Grenzueberschreitungen“ begehen, sondern dass sie wohl den BEFEHL eines Vorgesetzten, dass sie das Singen einzustellen haben, nicht befolgt haben. Das vor allem ist auf keinen Fall hinzunehmen
@Gandamack sagt: 16.06.2021 um 23:08 Uhr
„@Georg „Was ist so anziehend an diesem Pychopathen, das man seinen Geburtstag feiern kann?““
„Bei solchen Vorfällen, v.a. in Verbindung mit Alkohol ist das Motiv nur in den seltensten Fällen ideologische Überzeugung.“
Das wäre jetzt eine Frage, was Sie als „ideologische Überzeugung“ definieren und wo da die Grenze ist. Auf jeden Fall muss man aber schon entsprechend vorgeprägt sein und entsprechend rechte Tendenzen haben, um auf solche Aktionen zu kommen.
Der Großteil der Soldaten ist so jung, die kennen Deutschland noch nicht mal mehr geteilt und wissen oftmals nicht, was die DDR war. Aber irgendwelche Nazi-Propaganda und Daten von Nazis, die haben die „zufällig“ aufgeschnappt? Das halte ich doch für sehr unwahrscheinlich.
@Koffer sagt: 17.06.2021 um 8:42 Uhr
„Aber sind Forderungen nach „mehr Zurückhaltung“ oder „mehr PolBil“ oder „weniger Stumpfsein“ oder „seid doch bitte mal erwachsener“ realistisch? Nein! Das ist Kampftruppe. Wir sind nunmal überwiegend keine 40jährigen Philosophen und Raketenwissenschaftler.“
Hm, wenn ich das jetzt spitz zusammenfasse, dann kommt das eben vor, weil das Kampftruppe ist. Die sind eben stumpf, verstehen PolBil nicht und werden in ihrem Verhalten auch nicht erwachsen.
Bei den hier zu ermittelnden Vorfällen muß man auch nicht Philosoph oder Raketenwissenschaftler sein, um solche Szenen zu vermeiden. Die normale „gute Kinderstube“ und etwas gesunder Menschenverstand würde schon völlig ausreichen. Oder gibt es das in der Kampftruppe nicht? Das habe ich aber anders in Erinnerung.
@Koffer
Jeder Propagandist würde Deutschland aus einem behutsamem Vorgehen ebenso sicher einen Strick drehen. Also ist es wohl besser, sich dem Vorwurf des Nichtstuns gar nicht erst auszusetzen. Könnte es übrigens nicht sein, dass die Entscheidungsfindung im vorliegenden Fall durch Wünsche und Anregungen Litauens oder des NATO-Hauptquartiers beeinflusst wurde?
@Pio-Fritz sagt: 17.06.2021 um 9:26 Uhr
„Hm, wenn ich das jetzt spitz zusammenfasse, dann kommt das eben vor, weil das Kampftruppe ist. Die sind eben stumpf, verstehen PolBil nicht und werden in ihrem Verhalten auch nicht erwachsen.
Bei den hier zu ermittelnden Vorfällen muß man auch nicht Philosoph oder Raketenwissenschaftler sein, um solche Szenen zu vermeiden. Die normale „gute Kinderstube“ und etwas gesunder Menschenverstand würde schon völlig ausreichen.“
Verstehen PolBil nicht, habe ich nicht gesagt. Vielmehr ist PolBil kein Wundermittel gegen Saufexzesse.
Gute Kinderstube und gesunden Menschenverstand haben sicherlich in der Kampftruppe viele, aber auch das verhindert einen Alkoholexszess einer Gruppe junger Männer sicherlich nicht.
Aber mit dem „stumpf und Kampftruppe gehören zusammen“ haben Sie recht. Und witzigerweise ist „stumpf“ bei uns in der Kampftruppe ja für viele gar kein Schimpfwort…
@muck sagt: 17.06.2021 um 9:54 Uhr
„Jeder Propagandist würde Deutschland aus einem behutsamem Vorgehen ebenso sicher einen Strick drehen. Also ist es wohl besser, sich dem Vorwurf des Nichtstuns gar nicht erst auszusetzen.“
Habe ich gesagt, dass man nichts tun sollte? Nein. Aber den StvInspH unmittelbar nach Bekanntwerden eines Saufexzesses junger Landser zu entsenden ist halt das andere extrem.
@Koffer
Kämpfer meint sicher gut ausgebildete, professionelle Berufssoldaten.
Idealisierter „Kämpferkult“ kann allerdings dramatische Folgen haben. Der „Kämpferkult“ der frühen Bundeswehr entsteht abseits offizieller Verlautbarungen in gewandelter Form wieder auf. Seit einiger Zeit hält abseits des dienstlichen Alltages, also in Hinterzimmern, Soldatenheimen oder privaten Partys der wehrmachtsinspirierte Kämpferkult wieder Einzug in die Teile der Bundeswehr. Immer noch bedeutet „Kämpfer“ eher einen Rückgriff auf Mölders oder auf Pour-le-mérite-Träger des Ersten Weltkrieges wie Erwin Rommel und Ernst Jünger und nicht so sehr auf Preußen.
Da sprechen wir nicht nur über Fallschirmjäger, KSK sondern auch über die Lehrbrigade 9.
Es ist noch nicht so lange her, da sollen 26 Soldaten rechtsextreme und antisemitische Inhalte in Chats ausgetauscht haben.
Die aktuellen Entwicklungen kennen sie selbst.
@Pio-Fritz sagt: 17.06.2021 um 9:26 Uhr
„Der Großteil der Soldaten ist so jung, die kennen Deutschland noch nicht mal mehr geteilt und wissen oftmals nicht, was die DDR war.“
Vorsicht bei solchen Behauptungen bzw. Argumentationslinien, denn diese bedeuten im Umkehrschluss nichts anderes, als dass man etwas zwingend am eigenen Leib erfahren muss, um sich dann dazu eine mehr oder minder fundierte Meinung bilden zu können.
@Inspekteur_Heer
„Nach Ereignissen in Litauen wichtiger denn je im Kampf gegen Rechtsextremismus im #HEER: Ergebnisbericht des in 2020 eingesetzten #KonsiliumExtremismus. Dank an die externen Experten für Blick von außen und konkrete Handlungsempfehlungen“!
Kein Link zu der Bewertung. Wurde bereits beim InspH angefragt, folgt sicher kurzfristig.
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK)
Wer davon lebt, Extremismusberater zu sein, mag dazu geneigt sein, die aktuellen Ereignisse dazu zu verwenden, mehr Einfluss und Mittel zu fordern und zu behaupten, dass die Ereignisse bestätigen, was er sagt.
Hier geschieht genau das, wovor ich oben warnte: Die institutionellen Interessen sind hier einfach zu stark, als dass andere wissenschaftliche Stimmen Gehör finden könnten, die nahelegen, dass solche Vorfälle meistens eben nicht Ausdruck von Extremismus bzw. von politischer Einstellung sind, sondern andere, psychologische Ursachen haben. Das zugrundeliegende Problem würde bestehen bleiben, wenn die Täter ihren Drang zu Tabubrüchen und Selbstinszenierung nicht mit NS-Bezügen, sondern auf andere Weise ausleben würden.
Das gilt auch für den anderen Aspekt der Vorfälle in Litauen, nämlich das sexualisierte und rassistische Mobbing. Die Täter tun das, um sich durch die Demütigung Schwächerer ein Gefühl von Stärke zu verschaffen. Mit politischen Einstellungen bzw. mit Extremismus hat das meistens nichts zu tun, sondern mit Fehlern bei Personalauswahl und Führung. Solange diese Fehler nicht angegangen werden, wird auch dieses Problem bleiben.
@Wa-Ge sagt: 17.06.2021 um 11:37 Uhr
„Vorsicht bei solchen Behauptungen bzw. Argumentationslinien, denn diese bedeuten im Umkehrschluss nichts anderes, als dass man etwas zwingend am eigenen Leib erfahren muss, um sich dann dazu eine mehr oder minder fundierte Meinung bilden zu können.“
Da verstehen Sie mich aber so was von miss. Ich habe auch nicht behauptet, das man etwas am eigenen Leib erfahren muss, um sich darüber eine fundierte Meinung zu bilden. Aber sprechen Sie doch mal mit jungen Leuten, die so ab 1995 geboren wurden. Deutsche Teilung kommt in der Schule nicht dran, im Prinzip wissen die nichts darüber und schauen einen mit großen Augen an, wenn man darüber erzählt.
@Peter Leimbach sagt: 17.06.2021 um 11:01 Uhr
„Kämpfer meint sicher gut ausgebildete, professionelle Berufssoldaten.“
Gut ausgebildet? Ja; professionell (im Sinne von gut ausgebildet und fachlich gut agierend)? Ja; Berufssoldaten? Nein.
Man kann auch mit Zeitsoldaten, Kurzdienern und Wehrpflichtigen eine schlagkräftige Kampftruppe aufbauen.
„Idealisierter „Kämpferkult“ kann allerdings dramatische Folgen haben.“
Ja, aber zu wenig Kämpferethos auch. Extreme sind immer ein Problem, aber wenn ich die Wahl habe dann habe ich lieber bei zu viel Kämpferkult, den man wieder einfangen muss (aber eben auch kann, dafür gibt es ja WDO etc.), als zu wenig Kämpfer, die ihren Auftrag nicht erfüllen können.
Ich WETTE, dass bisher nicht einmal die Vernehmungen von Soldaten und Zeugen abgeschlossen sind. Da hat garantiert noch kein WDA einen Blick in eine einzige Akte geworfen und geprüft. Da wurde noch kein Richter am TrpDstG befasst, geschweige denn ein Termin für eine Verhandlung anberaumt. Gut aber, dass schon mal in Bausch und Bogen die Unschuldsvermutung aufgehoben, die Sippenhaft für den gesamten Zug eingeführt und offen die fristlose Entlassung diskutiert werden …^^ Fehlt nur noch, dass die Soldaten „prophylaktisch“ schon mal mit Dienstgrad, Vorname, Name und Privat-Anschrift benannt werden. Wäre es überhaupt nicht „noch besser“, wenn man gleich die ganze Kompanie abziehen würde … oder noch besser … gleich das ganze efP-PzGren-Bataillon. Mein Gott … was die ministerielle Leitung gleich wieder für eine aktionistische Schaumschlägerei veranstaltet … unfassbar … die Ministerin per Twitter, der GenInsp per Tagesbefehl … InspH will „jeden Stein umdrehen“, der stv. InspH reist gleich persönlich an, um „Flagge zu zeigen“ …^^ Vielleicht könnte man ja auch den Papst noch dazu bewegen, eine Enzyklika herauszugeben …^^ — Eine Handvoll Landser haben sich besoffen und derbe über die Stränge geschlagen. Unschöne Sache … hab‘ ich verstanden. So etwas final und abschließend zu regeln, wurde früher als das „kleine Einmaleins“ auf dem Kommandeur-Lehrgang vermittelt. Spätestens auf Divisionsebene war „der Drops gelutscht“ und die Leute entweder entlassen oder disziplinar so hart geschlagen, dass die bis zum DZE nicht mehr „aus den Augen gucken“ konnten. Aber dieser ministerielle Selbstprofilierungs-Zirkus eines Haufens aufgescheuchter Hühner schon wieder …^^
@Koffer:
„Aber Sie […] machen hier mEn den logischen Fehler, dass sie ihre Maßstäbe in einer idealen Welt an das Handeln von anderen Anlegen.“
Da hätte ich gerne ein Zitat dazu wo ich mich entsprechend geäußert habe.
@Pio-Fritz sagt: 17.06.2021 um 9:26 Uhr
„Der Großteil der Soldaten ist so jung, die kennen Deutschland noch nicht mal mehr geteilt und wissen oftmals nicht, was die DDR war.“
Mit solchen Aussagen wäre ich sehr vorsichtig. Ich habe genug Soldaten aus dem Osten erlebt, die voller Stolz behauptet haben, daß nach dem 2. WK nur eine deutsche Armee wirklich kämpfen konnte …. und die meinten nicht die Bundeswehr! Das waren übrigens keine ex-NVA Soldaten, sondern die jüngere Generation.
InspH
„Conference of European Armies“ in Wiesbaden. Gelegenheit genutzt, mich vor 40 Heereschefs (v.a. bei BG Vaikšnoras) für die unerträglichen und beschämenden Vorgänge um unseren PzGrenZg in Litauen zu entschuldigen.
Absolut inakzeptabel! Ahndung mit aller Härte“! #WIRSINDDASHEER! https://t.co/DnG0QkWoc0
Munitionsfehlbestand tritt dann auf:
A) es wird mehr ausgegeben als auf der Zuweisung angefordert ist
B) die schießende Einheit weniger Verschuss nachweisen kann, als in den Übungen geschossen wurde
C) Fehler beim Einlagern / Umlagern / Packen
D) Buchungsfehler wie Munition noch im Transit zwischen Lagerorten (ja SAP ist grundsätzlich nicht auf Munitionsbewirtschaftung ausgelegt sondern nur angepasst), Fehler bei Verbrauchsbuchung, Einbuchung, Umlagern, Auslagern etc.
Bis auf B) ist derzeit alles auszuschließen.
Zum anderen Thema: Das kocht derzeit in Litauen richtig hoch und ist bis in lokale Medien bekannt geworden.. Ich hoffe das positive Bild deutscher Soldaten bleibt noch erhalten
So.
Die Debatte hat ziemliche Ausschläge nach oben und nach unten („Vielleicht könnte man ja auch den Papst noch dazu bewegen, eine Enzyklika herauszugeben“). Was im vorangegangenen Kommentar am Ende steht („Das kocht derzeit in Litauen richtig hoch und ist bis in lokale Medien bekannt geworden.. Ich hoffe das positive Bild deutscher Soldaten bleibt noch erhalten“) möchten einige schlicht nicht wahrhaben oder sogar aktiv verdrängen.
Das ist nicht mehr spaßig. Ich mache die Kommentare zu; das Thema bleibt uns ja erhalten und kann dann ggf. in einem neuen Thread weiter diskutiert werden.