Luftwaffe beendet Air Policing an der russischen Grenze – Italien übernimmt mit F-35

Fürs Archiv: Nach acht Monaten hat die Bundeswehr ihren Einsatz in der NATO-Luftraumüberwachung im Norden des Baltikums beendet und die Aufgabe auf der Luftwaffenbasis Ämari in Estland an Italien abgegeben. Die Italiener übernehmen die Aufgabe mit F-35-Kampfjets, die erstmals an der Nordostflanke der NATO und damit direkt an der Grenze zu Russland eingesetzt werden.

Die Luftwaffe hatte ihren zwölften Einsatz im Baltic Air Policing (BAP) Ende September vergangenen Jahres übernommen. Wie mehrfach in den vorangegangenen Jahren übernahmen deutsche Geschwader gleich zwei Rotationen in dieser Mission, die routinemäßig zwischen den größeren NATO-Ländern wechselt. In den vergangenen Monaten hatte zunächst das Taktische Luftwaffengeschwader 71 Richthofen aus Wittmund und dann das Taktische Luftwaffengeschwader 74 aus Neuburg an der Donau die Eurofighter für die Luftraumüberwachung gestellt.

Seit 2004 haben Kampfflugzeugen aus verschiedenen Ländern der Allianz im Wechsel die Sicherung des Luftraums über den drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen übernommen, die über keine eigene Luftverteidigung verfügen. Nach der Annexion der Krim weitete die NATO diese Mission aus: Sowohl in Šiauliai in Litauen als auch in Ämari stehen Kampfjets in Bereitschaft, um unbekannte Flugzeuge über dem Baltikum als auch im internationalen Luftraum über der Ostsee zu identifizieren und gegebenenfalls abzufangen.

Die neue Rotation der Italiener bringt eine ganz neue Entwicklung mit: Erstmals wird der US-Kampfjet F-35 in dieser Region und damit unmittelbar an der Grenze zu Russland eingesetzt. It’s quite likely that the presence of the Italian F-35A 5th generation stealth aircraft in Estonia, not far from the border with mainland Russia, will attract some interest by the Russians land and airborne ELINT sensors, targeting, if not the F-35’s radar signature at specific wavelengths, at least its valuable radar emissions, merkt der italienische Luftfahrtjournalist David Cenciotti dazu an.

Auf die Erkenntnisse aus dem Einsatz der F-35 ist auch die NATO gespannt, wie ihr Allied Air Command deutlich macht: Bringing the F-35 to an Allied high-tempo mission is another significant step toward integrating modern platforms into Allied Air Power. Both Allied Air Command and the Combined Air Operations Centre at Uedem, Germany, are integrating the enhanced situational awareness and advanced avionics capabilities into NATO’s Air Policing arrangements permitting to preserve NATO’s technological edge in providing collective security to Allied populations.

Es ist allerdings nicht das erste Mal überhaupt, dass F-35 in einer Luftraumüberwachungsmission der NATO eingesetzt werden: Sowohl Italien als auch Norwegen hatten diesen Flugzeugtyp bereits in das Air Policing über Island geschickt, das ebenfalls von anderen Mitgliedern des Bündnisses geschützt wird.

Die Luftwaffe bereitet sich unterdessen auf eine neue Air Policing-Mission an einer anderen NATO-Grenze vor: Im Sommer werden deutsche Eurofighter zusammen mit Eurofighter Typhoon der Royal Air Force in der Luftraumüberwachung an der Südflanke der NATO in Rumänien stationiert werden – und dann auch Einsätze über dem Schwarzen Meer fliegen.

(Foto: Der deutsche Eurofighter, l., und die italienische F-35 in Ämari –  Sigrid Pukk/Luftwaffe Estland)