Munitions-Affäre beim KSK: AKK bleibt bei später Information
Fürs Protokoll: Der Verteidigungsausschuss des Bundestages hat sich in einer Sondersitzung mit den Vorfällen um die Rückgabeaktion von Munition beim Kommando Spezialkräfte (KSK) befasst – allerdings gab es offensichtlich auch nach vier Stunden keine Erkenntnisse, die wesentlich über den bereits bekannten Sachstand hinausgingen. In einer erneuten Sondersitzung wollen die Abgeordneten am 3. Mai mit dem Thema weitermachen.
Dass beim KSK jahrelang gegen Vorschriften zum Umgang mit Munition verstoßen wurde und der Kommandeur der Eliteeinheit, Brigadegeneral Markus Kreitmayr, mit der Möglichkeit zur straffreien Rückgabe von, sozusagen, nicht mehr auffindbarer Munition das Problem in den Griff bekommen wollte, hatte eine Task Force des Heeres bereits zusammengetragen. Für den Ausschuss und natürlich vor allem für die Opposition steht derzeit die politische Frage im Vordergrund, wann Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer von der vermutlich rechtswidrigen Rückgabeaktion wusste – und wer, über Kreitmayr hinaus, dafür sonst noch Verantwortung trägt.
Nach Angaben aus Ausschusskreisen ließ sich in Fragen und Antworten der Sitzung am (heutigen) Montag zwar nachverfolgen, dass über die dem KSK übergeordnete Division Schnelle Kräfte hinaus bis an die Spitze des Verteidigungsministeriums, zu Staatssekretär Gerd Hoofe und dem Abteilungsleiter Recht, Andreas Conradi, die Information über die Aktion zwar bereits im vergangenen Jahr gelangt sei – aber nicht, ob es damals bereits auch die Ministerin erreichte. Kramp-Karrenbauer beharrte darauf, erst in diesem Jahr im Zusammenhang mit dem Prozess gegen einen Kommandofeldwebel davon erfahren zu haben. Und, so sagte sie in einem Statement nach der Sitzung, es gebe keine Belege dafür, dass das nicht stimme.
Das Statement der Ministerin zum Nachhören:
Im Ausschuss wie auch in ihrem Statement lehnte Kramp-Karrenbauer Entscheidungen über den Verbleib des KSK-Kommandeurs im Amt vorerst ab: Es sei angesichts der laufenden Ermittlungsverfahren dafür noch zu früh. Allerdings, so sagte sie den Abgeordneten, sei eine entsprechende Entscheidung ohnehin nicht erforderlich, weil Kreitmayr absehbar im Sommer turnusgemäß nach dann drei Jahren die Führung der Einheit abgeben werde.
Auch wenn es formal bislang keine Personalentscheidungen als Folge dieser ganzen Vorgänge gibt: Eine gibt es dennoch, die auf den ersten Blick nichts damit zu tun zu haben scheint. Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr bestätigte, dass die Dienstzeit des deutschen Generalleutnants Thorsten Poschwatta als Chef des Stabes der NATO-geführten Resolute Support Mission in Afghanistan verlängert wird – und begründet das mit der aktuellen Lage am Hindukusch:
Seit rund einem Jahr leistet Generalleutnant Thorsten Poschwatta für die Bundeswehr als Chef des Stabes der NATO-Mission „Resolute Support Mission“ seinen Dienst in Kabul/Afghanistan.
Vor dem Hintergrund einer möglichen weiteren Präsenz der NATO in Afghanistan über den April hinaus, kann es zu einer Verschärfung der Sicherheitslage kommen.
In dieser herausfordernden operativen Phase ist es für eine mögliche Fortführung der Mission notwendig, eine kontinuierliche Führung des Stabes der „Resolute Support Mission“ zu gewährleisten.
Daher wird Generalleutnant Thorsten Poschwatta bis auf weiteres seinen Dienst als Chef des Stabes der „Resolute Support Mission“ für die Bundeswehr in Kabul leisten.
Poschwatta hatte vor einem Jahr den Posten als höchstrangiger deutscher Offizier am Hindukusch angetreten – und üblicherweise ist diese Einsatzzeit auf ein Jahr begrenzt. Anfang April wurde er sogar bereits, auch das ein Zeichen für das Ende der Dienstzeit, vom afghanischen Präsidenten mit einem Orden geehrt, was die Pressestelle des Einsatzführungskommandos zunächst als Ende seiner Tour am Hindukusch verkündete und einen Tag später korrigierte.
Deshalb ist interessant, wer als Poschwattas Ablösung vorgesehen war: Der bisherige Chef des Stabes beim Kommando Heer, Generalmajor Alexander Sollfrank. Der hatte bereits als designierter Nachfolger Poschwattas seine Rundreisen zu verschiedenen NATO-Dienststellen wie dem Joint Force Command Brunssum begonnen.
Allerdings: Sollfrank war auch der Vorgänger Kreitmayrs als Kommandeur des KSK, bis zum Juni 2018, und da schließt sich der Kreis. Wenn die Ministerin – erneut – ankündigt, es müsse im Zusammenhang mit Munitionsvorfällen auch die Zeit vor 2019 untersucht werden, wird dazu auch die Zeit vor Kreitmayrs Amtsantritt im Juni 2018 gehören, als Sollfrank die Verantwortung beim KSK in Calw trug. Und da wird er dann zu Aussagen in Deutschland dringender gebraucht als am Hindukusch.
(Foto oben: Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer bei ihrem Statement nach der Sitzung des Verteidigungsausschusses – Screenshot aus Video BMVg; Foto unten: Der afghanische Präsident Ashraf Ghani verleiht Poschwatta am 3. April 2021 in Kabul die Medaille für exzellenten Militärdienst – Präsidentenpalast Afghanistan via Twitter)
…“es gebe keine Belege dafür, dass das nicht stimme(t“ Für mich klingt das ein wenig nach: Ich warte mal bis ihr mir das Gegenteil beweist. Wenn schon der Staatssekretär darüber informiert ist, kann ich mir kaum vorstellen, dass das nicht die Ministerin erreicht hat.
Bezüglich des „Chief of Staff“ bei RS kommt dir das ein bisschen wie bei Gen.Lt. Bühler vor. Der sich ja auch für den U-Ausschuss bereit halten sollte….
GenMaj Sollfrank wird dann nicht nur „zunächst für Aussagen in Deutschland dringender gebraucht“ sondern mit dieser Entscheidung zunächst auch nicht zum Generalleutnant (zumindest temporär – TR) – wie vermutlich auf dem Dienstposten Chef des Stabes RSM vorgesehen -, ernannt werden…
Ein aus meiner Sicht sehr deutliches Signal.
Hat man etwa aus der beschämenden „Causa Brühler“ gelernt?
Sarkastisch gesprochen: So schlimm kann die Sache beim KSK nicht gewesen sein, wenn es der Opposition vor allem darum geht, der Verteidigungsministerin ans Bein zu pinkeln.
@Gruffy sagt: 12.04.2021 um 23:02 Uhr
„…“es gebe keine Belege dafür, dass das nicht stimme(t“ Für mich klingt das ein wenig nach: Ich warte mal bis ihr mir das Gegenteil beweist. Wenn schon der Staatssekretär darüber informiert ist, kann ich mir kaum vorstellen, dass das nicht die Ministerin erreicht hat.“
Naja, es gibt jeden Tag zahlreiche (und damit meine ich wirklich zahlreiche!) Vorgänge die „nur bis zu GI und/oder Sts und/oder ParlSts laufen. Durch die Größe der Bw und die Größe des BMVg ist das nicht vermeidbar.
Es ist auch ganz ehrlich gesagt gar nicht die Aufgabe eines Ministers im BMVg und der Bw alles zu wissen. Viele Dinge gehören auf andere Ebenen. Ein guter IBuK vertraut seinem unterstellten Bereich und konzentriert sich auf seine Aufgaben. Die Führung des Ministeriums, die Führung der Bw und die hierfür notwendigen strategischen Entscheidungen. Das ist bei uns etwas anders als bei den anderen Häusern (oder sollte es zumindest so sein, vdL und einige Abteilungsleiter in ihrem Gefolge haben da leider einen ungesunden Kurs eingeschlagen).
Der entscheidende Punkt ist also die Frage, ob es glaubwürdig ist, dass AL R/GI/Sts die Brisanz des Vorgangs nicht erkannt haben.
Und das kann ich mir durchaus vorstellen. Ich hätte es auch nicht erkannt. Bis die ganze Diskussion hierzu überhaupt anfing, wäre meine Empfehlung gewesen: viel zu kleinteilig, belastet die BM nicht mit so unwichtigen Details.
Offensichtlich sehen das viele anders, aber ich finde es zumindest nicht abwegig, dass GI und Sts dem gleichen Irrtum unterlegen haben und die politische Brisanz dieser Frage nicht erkannt haben…
@T.W.
Sehr aufmerksam das mit Poschwatta/Sollfrank.
„Und da wird er dann zu Aussagen in Deutschland dringender gebraucht als am Hindukusch.“
Und zudem stellt sich ja auch die Frage, ob man ihn zum jetzigen Zeitpunkt zu dem noch nicht alle Zweifel über seine Führungsleistung in Calw ausgeräumt sind wirklich schon befördern möchte… Nun wäre für ihn der Dienstgrad in Kabul vermutlich nur TR (vorläufig) gewesen, aber üblicherweise werden dorthin nur Kameraden entsandt, die nach Rückkehr dann regulär befördert werden könnten…
Wenig glaubwürdig, Frau Ministerin. Sorry.
Tja, da kann man doch sagen was man will, die Ministerin unterscheidet sich wohltuend in ihrem Verhalten in so einer Affäre von ihrer Vorgängerin !
Unabhängig von ihrer persönlichen und politischen Unschuldsvermutung über den Zeitpunkt wann sie über das Vorgehen in der Munitionsaffäre beim KSK informiert wurde, zeigt sich aber das alle wichtigen Linienvorgesetzten bis hin zum Abteilungsleiter Recht und dem zuständigen Staatssekretär frühzeitig über die beabsichtigte Munitions-Sammelaktion informiert waren.
Keiner (ich wiederhole „Keiner“) der Linienvorgesetzten hat in dem Vorgehen eine Dienstpflichtverletzung gesehen, wegen der disziplinar ermittelt werden muss, bis die Sache in dem Gerichtsprozess gegen den OStFw öffentlich bekannt wurde. Danach waren sie alle ganz eifrig bemüht ihre Hände in Unschuld zu waschen (erinnert schon an einen gewissen römischen Statthalter in Jerusalem vor 200o Jahren).
Wie soll man dieses Verhalten der Linienvorgesetzten, inkl des Abteilungsleiters Recht im Ministerium werten ?
Meiner Meinung nach haben sie alle (!), die rechtlich äußerst fragwürdige Aktion akzeptiert um einen größeren Schaden (Munition in Extremistenhand) zu verhindern und hinterher, nachdem der fragwürdige Job gemacht war, hat man den Befehlenden zur Untersuchung gestellt und wie es ausschaut wird es auch zur einen oder anderen Würdigung kommen (zumindestens einer disziplinaren Würdigung, vielleicht nicht zur strafrechtlichen Würdigung).
Die ganze Zeit ging ich davon aus, dass der Leitungskreis nicht unterrichtet war. Nun heißt es, dass Conradi und Hoofe doch davon wussten. Stimmt, das ist kein Beleg dafür, dass diese Information an AKK gelangte. Allerdings ist für mich absolut ungewöhnlich, dass dies sodann nicht im Rahmen der Morgenlage oder im Zuge eines Tischgesprächs der BMin vorgetragen wurde. Sts Hoofe und Herr Conradi (als ehemaliger LeiterLtgStab) hätten wissen müssen, dass diese Information die Ministerin erhalten müsse. Beide kommen aus der Zeit von vdL und zu dieser Zeit waren die Verfahren entsprechend. Sollte Sts Hoofe gar vor einer Sizung des Parlamentarischen Kontrollgremiums davon erfahren haben, hat er dies sicherlich dem Gesamtbericht zum KSK für das PKGremium hinzugefügt, alles andere wäre ungewöhnlich. Und sollte das wiederum passiert sein, wäre es noch ungewöhnlicher, wenn er AKK nicht über seinen Bericht informiert hätte, gerade zu dieser spannungsgeladenen Zeit. Möglich ist allerdings auch, dass der LtrLtgStab diese Information für unwichtig gehalten hat und eine Vorlage daher tatsächlich nicht AKK erreichte und Herr Lange auch kein Zeitfenster für ein Tischgespräch hatte. Das ist alles aufgrund der Brisanz der Information ebenso ungewöhnlich, aber nicht auszuschließen. Westhalb Herr Conradi und Herr Hoofe allerdings nicht auf die Information des Verteidigungsausschuss gedrungen haben, ist dann allerdings nicht nachvollziehbar. Alles seltsam. Als AKK würde ich mir Gedanken machen.
@Gruffy:
Man bewahrt Ruhe und begleitet die Ermittlungen. Weder wird Dramatisiert noch schön geredet. Sie trifft Entscheidungen, wenn sie alle Infos vorliegen hat.
Peinliche Geschichte für den Verteidigungsausschuss.
Rußland schickt sich an, mit Gewalt in Europa Grenzen zu verschieben, GBR und FRA aktualisieren ihre Militärstrategien, die Bundeswehr hat strategische Lücken in der Rüstung (TOR-Nachfolge, STH, etc….) und was machen die deutschen „Verteidigungspolitiker“?
Sie diskutieren rückwärtsgewandt wann die BM vielleicht was gewusst hat in einer Sache, in der jeder mit gesundem Menschenverstand einfach nur abwinkt. Nur um dem politischen Gegner im Wahljahr an den Karren zu fahren, auf Kosten der Bundeswehr und der Soldaten und Soldatinnen. Einfach nur noch peinlich.
@Gruffy
Manchmal will der Chef einfach nicht wissen was wie gemacht wird oder wie ein Meister sagte.
Sehen sie doch gerade mal drüben nach
@Referent sagt: 13.04.2021 um 9:44 Uhr
„Peinliche Geschichte für den Verteidigungsausschuss.“
Peinlich für Sie,, das Sie Äpfel, Birnen und Hirsequark miteinander verwechseln und vermischen. Weder das eine (Russland) noch das andere (Rüstung) hat irgendetwas mit der Munitionsaffäre des KSK zu tun. Oder meinen Sie etwa, weil es noch andere Probleme gibt, sollte man dieses „unter den Tisch fallen“ lassen, weil nicht so wichtig?
Ich empfehle dringend, Ihr Rechtsstaatlichkeitsempfinden justieren zu lassen.
Wirklich peinlich ist doch, das Herren StS Hoofe, Conradi und GI Zorn zu einem anderen Rechtsschluss gekommen sind wie die Staatsanwaltschaft Tübingen. Selbst in der Provinz kriegt man das besser hin.
Die Riege der Minister*innen des BMVg hat sich nicht mit Ruhm bekleckert. Insbesondere VDL und AKK.
Jetzt aber die Unfähigkeit der verantwortlichen Kommandeure des Heeres Frau AKK anzuhängen ist politisches Getöse.
Führungsversagen liegt beim KSK und der DSK und dem Heer vor nirgends sonst. Das ist offensichtlich und wird zielgerichtet vertuscht!
Die Schwäche der politischen Leitung ist aber, dass diese Macht der führungsschwachen Generäle offenbar nicht gebrochen werden kann.
AKK läßt sich durch die Generäle an der Nase rumführen, egal ob bewusst oder unbewusst. Ich sehe kein Primat der Politik in diesem Fall, sondern ein geschickt agierendes Netzwerk unkontrollierter militärischer Führungskräfte. Das ist AUCH ein Skandal. Doch es wird weggeschaut.
@Referent sagt: 13.04.2021 um 9:44 Uhr
„Peinliche Geschichte für den Verteidigungsausschuss.
Rußland schickt sich an, mit Gewalt in Europa Grenzen zu verschieben, GBR und FRA aktualisieren ihre Militärstrategien, die Bundeswehr hat strategische Lücken in der Rüstung (TOR-Nachfolge, STH, etc….) und was machen die deutschen „Verteidigungspolitiker“?“
Sie machen genau das, wofür sie da sind: mehrere Dinge gleichzeitig machen und die Exekutive kontrollieren.
Ich persönlich bewerte den Vorgang zwar als unnötig „gehyped“ ich sehe die Dramatik an der ganzen Geschichte immer noch nicht, aber das müssen die MdB für sich selbst bewerten und wenn sie zur Bewertung kommen, dass hier der Exekutive besser auf die Finger geschaut werden muss, dann ist das ihr gutes Recht.
Und ich traue unseren Abgeordneten und ihren Mitarbeitern durchaus zu mehrere wichtige und/oder dringliche Vorgänge gleichzeitig im Blick zu behalten.
@Pio-Fritz sagt: 13.04.2021 um 11:41 Uhr
„Wirklich peinlich ist doch, das Herren StS Hoofe, Conradi und GI Zorn zu einem anderen Rechtsschluss gekommen sind wie die Staatsanwaltschaft Tübingen. Selbst in der Provinz kriegt man das besser hin.“
Das bleibt abzuwarten.
Staatssekretär Gerd Hoofe und AL Recht, Andreas Conradi, werden Fragen beantworten müssen zur Nichtinformation der Ministerin, die geboten wäre. Schließlich steht das KSK länger schon in misslicher Lage, die durch das Vorgehen von BG Kreitmayr nicht verbessert wurde. Besonders ein AL Recht hätte aufmerken müssen.
GenMaj Sollfrank wird zu seinem Verantwortungszeitraum zweifellos befragt werden müssen.
Dass er in Zusammenhang mit den laufenden Untersuchungen zunächst (?) nicht COS in Kabul wird, tut mir für ihn persönlich leid, auch aber für RSM in Gänze.
Einen Heeresoffizier mit Spezialkräfte-Hintergrund bewerte ich grundsätzlicher für geeigneter als Chef des Stabes in Afghanistan denn einen Luftwaffenoffizier, besonders angesichts zu erwartender Lageverschärfung, die SOF-Einsätze erfordern wird.
@Referent
Ihren Hinweis zur Lage RUS/UKR stütze ich, allerdings betrifft dies mehr die deutsche strategische Führung, so es die gibt, also Kanzlerin und BMVg.
Da gestern aber die G7 Stellung bezogen haben, spät aber immerhin, wird hoffentlich auch seitens der Bundesregierung ein klares Wort vernehmbar werden.
@Referent
Ja, ich denke Sie haben recht. Aber es ist doch ein so schönes Thema … dankbare Vorlage für all jene in den Medien und der Politik, die den letzten verbliebenen einsatzfähigen Teilen der Bundeswehr an den Karren fahren wollen.
Lenkt außerdem wohltuend von echten verteidigungspolitischen Problemen ab und stellt auch die Frage in den Hintergrund, wer denn für die Bundeswehr-Desaster der vergangenen eineinhalb Dekaden die politische Verantwortung trägt und vor allem: Was denn nun die Aufgabe der Bw sein solle und welche Mittel sie dafür – jetzt – in der mittelfristigen Finanzplanung bekommen müsste.
Da kommt doch so ein Stammtisch-Aufreger gerade recht. Zeigt sich auch prima in der Diskussion hier im Blog.
Der Dienstposten Chef des Stabes HQ RSM ist deutscherseits B9 dotiert und eingerichtet, es kann also befördert werden.
Regelmäßig erfolgte die Vorbereitung als Generalleutnant (TR) (innerhalb DEU formell schwierig, bei NATO-Reisen kein Problem) und die Etatisierung zeitnah im Einsatz. Nach Rückkehr wurden die Herren dann in die nationale Struktur als Dreisterner eingespleißt, zuletzt General Marlow (Ex-DSK) als COM 1GNC.
Die Causa Sollfrank hat auch noch eine weitere Facette: wegen der Unklarheit der Zukunft RSM ist auch die Führungsorganisation noch nicht klar. Die Amerikaner haben bereits entschieden den COM RSM von **** auf *** zu reduzieren. Das kann dann auch die Konsequenz haben, dass der COS HQ RSM vom *** zum ** wird.
@KPK: nach meiner Kenntnis wurden Gen Sollfrank wie auch andere ehemalige Vorgesetzte bereits befragt bzw. um Stellungnahme gebeten. Gut, dass AKK das veranlasst hat und ihre Linie (keine Vorverurteilung) mit Blick auf alle beibehält. Ich bleibe dabei, wenn, dann sollte sie sich bezüglich ihres unmittelbaren Umfelds (Hoofe, Conradi) Gedanken machen.
Nach Aussage eines Kameraden aus Kabul wurden mehrere Dienstposten aufgrund der fraglichen militärpolitischen Lage (wie positioniert sich die US-Administration, Taliban, AfgReg etc.) verlängert und so gab es eben auch den Antrage GenLt Poschwatta zu verlängern. Das kommt natürlich vor dem Hintergrund der aktuellen Sondersitzungen zum KSK gelegen, dennoch denke ich, dass Sollfrank (sobald der Wechsel angezeigt ist) folgen wird. Wäre auch ein Witz, wenn er mit einer Verwendung von knapp einem Jahr (wenn überhaupt) als der Verursacher der systemischen Probleme des KSKs ungeprüft verantwortlich gemacht werden würde. Aber wie gesagt, gut, dass auch viele aus der Vergangenheit zu den Dienstabläufen und Rahmenbedingungen befragt werden. Sollten Dienstvergehen begangen worden sein, von wem auch immer, wird AKK sicherlich handeln.
Unabhängig von der Bedeutung des „Munitionsvorfalls“ für das Parlament, wäre doch ebenso wichtig, wie man den Bericht des Generalinspekteurs zur Umsetzung des Maßnahmenkatalogs KSK umgeht bzw. diesen bewertet. Aber im Wahljahr ist das nach dem Osterurlaub wohl zu viel Lesestoff ;-)
„Ich hätte es auch nicht erkannt. Bis die ganze Diskussion hierzu überhaupt anfing, wäre meine Empfehlung gewesen: viel zu kleinteilig, belastet die BM nicht mit so unwichtigen Details.“
Ehrlich. Jede andere Antwort von Ihnen wäre eine Überraschung gewesen.
Ich denke aber, dass Sie die politische und rechtliche Brisanz des Themas für die Öffentlichkeit falsch einschätzen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es etwas Schlimmeres für eine Verteidigungsministerin gibt, als erst aus der Presse bzw. aus der Öffentlichkeit zu erfahren, welche aktuellen Entwicklungen es in einem Verband gibt, der so im aktuellen Fokus der öffentlichen Betrachtung steht wie derzeit das KSK und das eben angesichts der auffälligen Reihung von Skandalen und Skandälchen in dieser Einheit.
Die zurückgehaltenen Informationen sind eben, wenn Sie es so wollen: zwar „Kleinteiligkeiten“ aus dem aktuellen Dienstbetrieb im KSK, sowohl aber gleichzeitig auch aufgrund der rechtlichen Fragwürdigkeit des Vorgehens (Amnestie) ein brisanter Vorgang der in der politischen wie auch medialen Öffentlichkeit das Potential hat, eine immense Wirkung zu entfalten, die gehandhabt werden will. Und damit ist der Interessenbereich einer Ministerin per se betroffen. Und das ist eben ja auch eines der aktuellen Probleme.
@ KPK
„Einen Heeresoffizier mit Spezialkräfte-Hintergrund bewerte ich grundsätzlicher für geeigneter als Chef des Stabes in Afghanistan denn einen Luftwaffenoffizier“
GL Poschwatta war zuvor stellvertretender Befehlshaber im Einsatzführungskommando. Da ist aus der Vorverwednung genug Expertise vorhanden, auch zum Spezialkräft-Hintergrund.
Verantwortung, Verbindlichkeit und Vertrauen! Durch das scheibchenweise Bekanntwerden von Skandalen und Fehlentwicklungen beim KSK, dann weiter über die DSK, das Heer bis hin zum BMVg geht dies verloren. Immer wird nur das zugegeben, was z.B. durch Medien aufgedeckt wurde. Nun haben Conradi und Hoofe also auch etwas gewusst. Wieder ein Scheibchen!
Noch ist das Thema KSK bei den aktuellen Entwicklungen der Politik (Wahl, Corona…) noch ein Nebenkriegsschauplatz. Doch dies hat Potential!
Vertrauen als Kraftzentrum für gute Führung gilt generell, doch wohl nicht mehr für den Umgang mit dem Thema KSK. Es geht doch nun um die Beurteilung und Bewertung, wie vertrauenswürdig militärische und politische Führungskräfte in diesem Fall sind.
Hierfür die folgenden drei Dinge wichtig:
Kompetenz, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit.
Im Lichte des KSK Vorganges kann und muß man daran zweifeln.
@muck;
Verwechseln Sie Gelegenheit nicht mit Motivation. Es ist die Aufgabe der Opposition in einer Demokratie, die Regierung mit kritischen Fragen zu prüfen und vor sich her zu treiben.
@Gruff:
Ich empfinde die Äußerung von AKK aus meiner eigenen Erfahrung her nicht völlig unpassend. Ich selbst wäre arg gefordert, müsste ich en detail erinnern, was ich vor drei Monaten an diesem oder jenem Tag zu Abend gegessen habe. Geschweige denn die Ereignisse des dienstlichen Alltags.
Es ist insoweit normal, dass Informationen in einem Ministerium derart dokumentiert oder verschriftlicht werden, dass nachvollziehbar wird, wann M über Thema X informiert wurde. Die Ministerin hat nichts anderes erklärt, als dass bislang nicht ersichtlich ist, dass ihre Erinnerung, erst im Zusammenhang mit dem Strafprozeß über diese Angelegenheit informiert worden zu sein, unzutreffend ist. Man kann sich einigermaßen sicher sein, dass AKK ihre Leute mit dem ganz feinen Kamm durch die E-Mails und Vermerke hat gehen lassen, bevor sie sich gegenüber dem Verteidigungsausschuss aus dem Fenster lehnt.
Es gibt natürlich in der Realität Vorgänge, über die wird man als Ministerin oder selbst als StS nicht vollständig informiert. Oder glaubt irgendwer, der Oberbürgermeister von München kennt jeden Wohngeldbescheid der „seine“ Behörde verlässt? Mitnichten. Wichtig ist, ob es sich um einen Vorgang handelte, der für die handelnden Akteure erkennbar aufgrund seiner politischen Bedeutung hätte ganz oben platziert werden müssen. Und wenn dem so wäre, wofür angesichts der stetigen Diskussionen um das KSK und das Gerede um „Bewährung“, etc. einiges spricht, ist natürlich die Frage zu stellen warum dies in diesem konkreten Einzelfall nicht nachvollziehbar geschah. Und in welchen ähnlich gelagerten Fällen die IBuK eventuell in vergleichbarer Weise im Unklaren über bedeutende Details gelassen wird…
Das kann mehrere Gründe haben. Der erfahrungsgemäß Wahrscheinlichste ist politisch: Plausible deniability. Von wem auch immer die Initiative hierfür ausgegangen sein könnte. Das ist Grundbestandteil von Politik. Es geht immer darum, wessen Kopf am Ende rollt, wenn der Unrat die Ventilatorblätter berührt. Manche versuchen, „ihre“ Ministerin hierdurch vor der unausweichlichen Rücktrittsforderung zu bewahren, indem sie sie vor allzu offizieller Kenntnis „bewahren“. Manchmal sind es auch die politischen Verantwortungsträger selbst, die bestimmte Dinge lieber mündlich vorgetragen bekommen, statt einen aktenkundig zu machenden Vermerk mitzeichnen zu müssen, nachdem sie ihn bekommen haben.
Wie auch immer, solange Frau Ministerin nicht nachweislich informiert gewesen ist, lässt sich nur begrenzt politisches Kapital aus der Sache schlagen. Das weiß AKK und das weiß ganz unzweifelhaft auch die Opposition.
Das von peer_1 postulierte „Netzwerk unkontrollierter militärischer Führungskräfte“, die die Politik planmäßig an der Nase herumführen sehe ich so noch nicht. Sollte sich das in Zukunft anders darstellen, haben wir voraussichtlich kein Problem mehr mit dem KSK, sondern mit dem Heer oder sogar der gesamten Bundeswehr.
@sputo.di.rospo sagt: 13.04.2021 um 13:54 Uhr
„Ehrlich. Jede andere Antwort von Ihnen wäre eine Überraschung gewesen.“
Sie haben Recht, da ich persönlich die ganze Rücknahmeaktion von Munition ja inhaltlich durchaus positiv (oder zumindest nicht umfassend negativ) beurteile, wäre mir, wenn ich in den Büros GI oder Sts Hoofe eingesetzt gewesen wäre, die politische Brisanz vermutlich gar nicht aufgefallen.
Obwohl, vermutlich hätte mir die Aktion so gut gefallen, dass ich es der BM doch hätte zur Kenntnis gebracht. Nämlich als positives Beispiel für die Tatendrang und frischen Wind, den BG K im KSK an den Tag legt ;)
@sputo.di.rospo sagt: 13.04.2021 um 14:01 Uhr
„GL Poschwatta war zuvor stellvertretender Befehlshaber im Einsatzführungskommando. Da ist aus der Vorverwednung genug Expertise vorhanden, auch zum Spezialkräft-Hintergrund.“
Dem muss ich heftig widersprechen. Durch zwei Jahre in einer Funktion so spät im Berufsleben eines Offiziers entwickelt man nicht genügend Expertise um Systemverständnis zu entwickeln.
Als COS geht es vielleicht, weil man da ja „nur“ Prozesse steuert, aber ansonsten haben gerade wir DEU ja in den letzten 20 Jahren bereits zweimal schmerzlich erlebt wie Führung schief geht (ich denke da an den Admiral im Kongo und den Lw-General im MeS).
@Koffer schrieb:
„Dem muss ich heftig widersprechen. Durch zwei Jahre in einer Funktion so spät im Berufsleben eines Offiziers entwickelt man nicht genügend Expertise um Systemverständnis zu entwickeln.“
Laut Handbuch der Verteidigungspolitik war General Poschwatta seit 11/2014 Stellvertreter im EinsFüKdoBw, das sind knapp mehr als 2 Jahre.
Die Debatte darüber, ob ein Luftwaffengeneral genug Kenntnisse für die Funktion des Chief of Staff RSM mitbringt, verlegen die Herren jetzt unverzüglich an einen Stammtisch ihrer Wahl.
/edit, um es sehr deutlich zu machen: Auch das Beharren auf diesem OT passt an den Stammtisch, nicht hierher.
@Referent
Bei der Problembeschreibung treffen Sie, nicht aber bei der Analyse des Problems. Es ist nicht problematisch, dass sich der Verteidigungsausschuss mit dieser Causa beschäftigt während es andere strategisch deutlich relevantere Themen und dringlichere Themen gibt. Es ist problematisch dass diese anderen Themen, insbesondere in öffentlichen und in der öffentlich stattfindenden parlamentarischen Diskussion nicht die Bühne bekommen, die sie verdienen.
@Pio-Fritz
Der Schwerpunkt der Ausschussarbeit liegt in letzter Zeit eindeutig darauf, den Wissensstand der Ministerin zu politischen relevanten Zeitpunkten auszuloten, nicht auf der KSK-Munitionsaffäre. Die Ausschussmitglieder der Koalition versuchen ihre Ministerin zu schützen, die Oppositionsmitglieder, sie zu beschädigen.
Hier geht es nicht um Wahrheitsfindung im Allgemein oder darum, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen. Der Sachverhalt wird politisch verwertet. Darum mag @Referent gerne fordern, die Sache unter den Tisch fallen zu lassen; es läuft aufs Gleiche hinaus.
Es steht den Amtswaltern frei, das Gesetz nach pflichtgemäßem Ermessen auszulegen; ansonsten könnte ihre Dienststelle nicht eigenständig handeln. Dass die StA zu einer anderen Rechtsauffassung gelangt ist, heißt noch nicht, dass die Genannten geirrt oder auch nur pflichtwidrig ermessen hätten. Ein Gericht wird dies klären.
@Metallkopf
Diese ‚Aufgabe‘ ist kein Selbstzweck. Sie soll die Verwaltung zu einer rechtmäßigen, effektiven und dem Staatswohl dienlichen Pflichterfüllung anhalten. Was ich im vorliegenden Falle nicht erkennen kann.
Erschreckend!
Und erschreckend finde ich in diesem Fall nicht den eigentlichen Kern der Nachricht: Hat AKK von den Vorkommnissen innerhalb des KSK gewusst oder nicht?
Erschreckend finde ich, wie hier der Fokus verschoben wurde.
Sollte nicht der eigentliche Kernpunkt der Diskussion lauten: Was wollten so Leute wie Philipp S. mit ihren Horden an gesammelter Munition und Sprengstoff anrichten? Auch in Bezug auf gefundene Rechtsdevotionalien?
Und nein, das KSK hat niemals unter Munitionsmangel gelitten, weshalb man hätte Vorräte anlegen müssen. Das KSK hat immer (im Gegensatz zu anderen Truppenteilen) alles bekommen was es wollte. Und damit meine ich auch wirklich, was es wollte, und nicht was es brauchte.
Ist Rechtsterrorismus in den Führungsriegen der Bundeswehr einfach geduldet und okay? Eventuell nur der eigenen Karriere willen?
Diebstahl am Dienstherren ist übrigens auch ohne ideologische Gesinnung eine Straftat! Darum ist es absolut indiskutabel, in Bezug auf solche Vorkommnisse auf Pragmatik zu verweisen.
Aber, wenn man doch mal auf die Ideologie schaut: Ist ein Gelöbnis, bzw. ein Eid auf die Bevölkerung nur eine leere Lachnummer oder gehört zum Volk wirklich nur derjenige Teil, der die eigene politische Meinung vertritt?
Sind Nordkreuz, Uniter und ähnliche Vorkommnisse (allesamt in Bezug zum KSK) einfach eine Folge der harten Belastung der KSK–Soldaten?
Dann sind Todeslisten okay?
@ Pio-Fritz
Zitat: „Wirklich peinlich ist doch, das Herren StS Hoofe, Conradi und GI Zorn zu einem anderen Rechtsschluss gekommen sind wie die Staatsanwaltschaft Tübingen. Selbst in der Provinz kriegt man das besser hin.“
Nach den bekannten Berichten soll der Abteilungsleiter Recht, Hr. Conradi deutlich die geplante anonyme Munitionssammelaktion im Vorfeld und damit die faktische Amestie der Täter kritisiert haben. Es ist aber dann keine Maßnahme erfolgt die Aktion zu verhindern, sondern erst nachdem sie einige Wochen lief, kam die Forderung auf (meiner Erinnerung nach zum 1. April 2020), die Sammelaktion sofort zu stoppen.
Auch das wurde nicht umgesetzt und im April 2020 noch fleißig anonym Munition über die Kompaniesammelstellen eingesammelt.
Also der eigentliche Eklat ist, die Spitze des BMVg wusste zumindestesn inoffiziell von dem Vorgehen des Kdr in Calw, hat es aber nicht gestoppt, aus welchen Gründen auch immer. Meiner Meinung nach um die erhoffte Wirkung, bzw. das erhoffte Ziel zu erreichen und danach können die Juristen, auch der Herr Conradi, ganz in Ruhe die Aufklärung und dienstrechliche Bewertung des Vorganges angehen (wenn dieser Vorgang überhaupt öffentlich wird, was er nun dummerweise durch den Gerichtsprozess gegen den OStFw passiert ist).
So lassen sich die bekannten, vorhandenen Fakten in der zeitlichen Abfolge in einen logischen Zusammenhang bringen !
Es ist ja geradezu aberwitzig, dass auch hier in der Diskussion von einigen zunehmend der Eindruck vermittelt wird, dass eigentlich General Sollfrank mit dem einen Jahr in Verantwortung der „Hauptschuldige“ sei.
Das kann nur jemand behaupten, der nie mit ihm zusammen dienen durfte. Es gibt keinen bescheideneren, leistungsfähigeren, jedermann wertschätzenderen, aufrichtigeren und integeren Menschen und Offizier als ihn.
Kaum einer hat mehr Einsatzerfahrung – und zwar nicht von der Marke „nachmittag spätestens um 17 Uhr in der OASE“, sondern draußen in der Führung seiner Männer und Frauen. Oder wer von uns war Anfang der 90er Jahre schon als KpChef in Somalia?!
Die Frage ist nicht „Wer hat wann welche Munition gezählt und Vollzähligkeit gemeldet?“ Übrigens, bei Übergaben lässt sich ein Kommandeur vom unterstellten Bereich melden, dass Waffen und Gerät vollzählig sind und zählt maximal stichprobenartig Waffen – aber definitiv keine Munition, schon garnicht, wenn sie millionenfach irgendwo in Afrika vorgelagert ist.
Wer so etwas glaubt, der glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten.
Für mich ist die Kernfrage, wie konnte sich im KSK ein solch erschütterndes „Elitebewusstsein“ entwickeln, dass man glaubte, sich an absolut keine Regeln und Vorschriften halten zu müssen – von den individuellen Auswüchsen gar nicht zu sprechen?
Dafür tragen Sollfrank und Kreitmayr weder Verantwortung, geschweige denn Schuld, sie müssen es jetzt aber ausbaden. In der ganzen (öffentlichen) Diskussion fehlt mir hier immer noch ein Name, in dessen Zeit an der Spitze des KSK dieses Übel grundgelegt und erheblich ausgebaut wurde.
Dass sich die Ministerin zu nichts vorschnell drängen lässt, empfinde ich als höchst wohltuend, denn als IBuK hat sie eine Fürsorgepflicht. Ob das gewissen Parlamentariern gefällt, die lieber heute als Morgen Köpfe rollen sehen wollen, ist vollkommene Nebensache – nicht zu verwechseln mit dem unbestrittenen Recht des Parlamentes alle Informationen zu erhalten.
@BesorgteBürgerin
Das KSK litt aber unter Personalmangel in der MunLogistik und „mkn“ ist Zeit der KSK Soldaten die wirklich knappe Hochwertressource.
@BesorgteBürgerin sagt: 14.04.2021 um 8:06 Uhr
„Und nein, das KSK hat niemals unter Munitionsmangel gelitten, weshalb man hätte Vorräte anlegen müssen. Das KSK hat immer (im Gegensatz zu anderen Truppenteilen) alles bekommen was es wollte. Und damit meine ich auch wirklich, was es wollte, und nicht was es brauchte.“
Hier lesen wir eine unbelegte Behauptung im Internet, demgegenüber stehen Aussagen von KSK Angehörigen, bspw. eines KSK Kompaniechefs vor Gericht.
Wem soll man wohl bloß Glauben schenken. Hmm, „schwierig“.
Das Kommentieren der restlichen Aussagen in Ihrem Kommentar erspare ich mir, biete aber gerne an Sie darüber zu Belehren wer bei einem Eid/Gelöbnis da was auf wen schwört.
@tho dan
wenn Zeit die knappe Ressource der Kommandosoldaten ist, dann Frage ich mich warum es soviele genehmigte Nebentätigkeiten unter den Kommandosoldaten gibt. Wenn Zeit fehlt wesentliche Dinge zu erledigen, und Munitionsverwaltung ist wesentlich, dann müssen Überstunden angeordnet werden.
Nebentätigkeiten können auch versagt werden.
@inside Kommentator
wen meinen Sie?
„In der ganzen (öffentlichen) Diskussion fehlt mir hier immer noch ein Name, in dessen Zeit an der Spitze des KSK dieses Übel grundgelegt und erheblich ausgebaut wurde.“
@ Wa-Ge
Zitat: „Das Kommentieren der restlichen Aussagen in Ihrem Kommentar erspare ich mir, biete aber gerne an Sie darüber zu Belehren wer bei einem Eid/Gelöbnis da was auf wen schwört.“
Offensichtlich haben den Eid einige Kameraden des KSK bei der Ernennung zum Zeitsoldaten vergessen, sonst hätte es dort nicht solch eine „Parallel-Rechtsordnung“ geben können !
@Inside Kommentator:
Es geht nicht darum, irgendeinen „Hauptschuldigen“ auszumachen. Es ist durchaus möglich, dass diverse Generäle am langen Ende mehr damit beschäftigt waren, ihre Karrieren in probate Durchlauferhitzerposten zu steuern als damit, die Dienstaufsicht in diesen Verwendungen wahrzunehmen. Die sind dann eben alle „ein Bißchen“ mit dran schuld, dass sich so etwas entwickeln konnte.
Den anderen Hauptgrund für die Urstände ist offensichtlich fehlende Fehlerkultur und Beißhemmung, andere Leute auch im Hinblick auf Versäumnisse klar anzusprechen. Sieht man ja auch in Ihrem Kommentar einmal mehr: Lobeshymnen darauf, was für ein feiner Kerl der General S. doch gewesen sei, wer ihn nur kenne, der wisse, dass…
Und wenn der Mann sprichwörtlich Honig im Hintern hätte und Milch und Honig fließen lassen kann, es kommt schlicht darauf an, ob er in seiner Zeit in der Verantwortung Kenntnis von den Zuständen im KSK hatte, die ja bekanntlich über Jahre andauerten, und wenn ja, was er dagegen untenommen hat! Er und jeder andere vor ihm auch.
@muck:
Desgleichen ist auch der Fokus der Opposition auf die Kenntnis der Ministerin von eminenter Bedeutung. Die versuchen, eine Zwickmühle zu bauen. Denn wenn sie es schon vorher wusste und hat dem Parlament und der Öffentlichkeit aber was anderes gesagt, ist das politisch schlicht nicht tragbar. Wenn dieses Wissen aber selbst im Lichte der besonderen Situation betreffend das KSK bewusst von ihr ferngehalten wurde, muss geklärt werden, weshalb das so war, und ob es womöglich im BMVg Strukturen gibt, die sich vorbehalten, in derartigen Fragen ihre oberste Dienstherrin im Dunklen zu lassen.
Die Interpretation durch Oppositionsfraktionen liegt doch auf der Hand: Entweder sie hat
a) nicht die Wahrheit erzählt,
b) Scheu vor den schwierigen Themen und schiebt andere in Verantwortung, die eigentlich ihr selbst obläge oder
c) ihr Ministerium nicht im Griff, was wohl noch der schlimmste Vorwurf wäre.
Dass eine Opposition sich das nicht vom Brot nehmen lässt, und maximales politisches Kapital aus dieser Gelegenheit zu schlagen versucht, ist doch sonnenklar! Es würde mich wundern, wenn es nicht so wäre.
@ Metallkopf sagt 14.04.2021 um 17:23 Uhr
„Desgleichen ist auch der Fokus der Opposition auf die Kenntnis der Ministerin von eminenter Bedeutung. Die versuchen, eine Zwickmühle zu bauen.“
Diese Zwickmühle lässt sich ganz leicht aufbauen. Vor kurzem gab Herr MdB Lindner der WELT ein Interview, in dem er sehr genau aufgelistet hat, welche Disziplinarvorgesetzte von General Kreitmayr von der Sammelaktion wussten und wann sie die Fortführung (mit Sicherheit nicht ohne Zuziehung ihrer Rechtsberater) untersagt haben.
Durch die letzte Befragung im Verteidigungsausschuss ist nunmehr bekannt, wann ihre Staatssekretäre davon Kenntnis erlangt haben.
Wie durch den Kommentator Georg (Georg sagt 14.04.2021 um 9:38 Uhr) thematisiert wurde, soll es frühzeitig Warnungen durch Rechtsberater gegeben haben, dass die Sammelaktion rechtlich wenigstens bedenklich war.
Man muss AKK nur befragen, ob auch gegen die Disziplinarvorgesetzten von General Kreitmayr disziplinäre Ermittlungen, u.a. wegen dem Verdacht eines Verstoß gegen Paragraph 40 eingeleitet wurden oder warum nicht. Seitens des Leitenden Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Tübingen wurde in einem Interview ebenfalls darauf hingewiesen, Zitat: „Es handle sich noch um einem Anfangsverdacht, sagte Grundke. Gegen weitere Personen werde aktuell nicht ermittelt, es ließe sich aber nicht ausschließen, dass die Ermittlungen noch ausgeweitet würden.“
Ingesamt ein spannender Vorgang bei dem ich die durch General Kreitmayr angestoßene Sammelaktion salopp gesagt als „gut gemeint, schlecht gemacht“ bewerte aber auch sehe, dass er offensichtlich schlecht beraten wurde.
@Karl Mohr
Wird die Munlogistik beim KSK von Kommandosoldaten nach STAN durchgeführt?
Wenn Zeit fehlt, dann sind nicht Überstunden eine legitime Lösung, d.h. wenn die Kommandosoldaten nicht schon genug Stunden durch ihren Dienst als solche aufbauen, sondern genügend Personal
Überstunden sind nur eine Notlösung, nicht mehr und müssen abgegolten werden, und mir könnten sie in solchen Fällen nicht mit Auszahlen kommen ohne sehr gute Begründung wenn sich das finanziell lohnen würde,
@ Karl Mohr sagt: 14.04.2021 um 16:37 Uhr
Mit Ihrer Kritik der Nebentätigkeit verwechseln Sie anscheinend Zeit mit Zeit während des Dienstes. Insbesondere seitdem die EU Arbeitszeitverordnung eingeführt wurde haben sehr viele Soldaten sehr viel Zeit für Hobbies und Nebentätigkeiten, ohne dass der Dienst dafür leiden muss. Seitdem man Überstunden und DA quasi nicht mehr finanziell ausgleichen kann verbringen sehr viele Soldaten sehr viel Zeit zuhause und sind im Dienst trotzdem mehr als ausgelastet. Ein anschauliches Beispiel ist hierfür der Einzelkämpferlehrgang, hier kann nun wirklich niemand sagen dass die Soldaten da „zeitlich unterfordert sind“, nach den vier Wochen Lehrgang muss man heute im Anschluss drei Wochen Dienstausgleich abbauen. Insbesondere für Soldaten mit sehr viel zeitlich fordernder Ausbildung inklusive Nachtausbildung und Übungsplatzaufenthalte etc. kommen so sehr viele Wochen DA-Abbau zustande. Und in diesem Fall wüsste ich nicht wieso die Soldaten in dieser Zeit dann nur „rumsitzen“ müssen und sich nicht andersweitig beschäftigen können (solange es dienstlich vereinbar ist und genehmigt wurde).
@Georg
Jedes Dienstvergehen und jede Straftat ist automatisch ein Verstoß gegen den Eid (Treues Dienen und Soldatengesetzt und so …), die von Ihnen geübte Kritik trifft also auf sehr viele Soldaten zu, vermutlich sogar auf Sie selbst. (Ich nehme mir jetzt einfach auch mal ein Beispiel an Ihnen und behaupte einfach Sachen in der Absolutheit und ohne jegliche Differenzierung)
@Inside Kommentator: +1
Was ist jetzt das peinlichste:
1. Die IBUK hat es tatsächlich nicht berichtet bekommen, dann sind der Staatssekretär Gerd Hoofe und dem Abteilungsleiter Recht, Andreas Conradi wohl kaum noch vertrauenswürdig und die IBUK muss sich sagen lassen, dass sie Ihr Ministerium nicht im Griff hat.
Oder
2. Die IBUK hat es gewusst und will es nicht zugeben.
Meines Erachtens kann sie in beiden Fällen nicht an vertrauen gewinnen.
@Wa-Ge:
Nebentätigkeiten in der Freizeit sind aber regelmäßig nur dann zu genehmigen, wenn der Dienst nicht darunter leidet. Es bestehen durchaus Anzeichen dafür, dass dem bei bestimmten Tätigkeiten so sein könnte. Freizeit bedeutet nicht, dass der Soldat da in letzter Konsequenz alles machen kann, was er will, denn sie dient gerade auch dazu, dass der Soldat sich erholen, Zeit mit der Familie verbringen und somit am nächsten Tag ausgeruht und frisch wieder zum Dienst erscheinen kann. Wenn man aber dann bis in die Puppen für ein Sicherheitsunternehmen an der Disco die Tür macht oder bis spät um 22 Uhr Fliesen beim Kunden legt, kann das durchaus problematisch werden. Muss nicht, kann aber.
Dass die Zahl der Nebentätigkeiten beim KSK auffällig hoch ist, ist Ihnen bekannt? Dass die Kontakte zu privaten Sicherheitsfirmen von aktiven und ehemaligen Kameraden problematisch gewertet werden können, auch? Dabei stehen Fragen im Raum, die die Vergabepraxis im KSK und Geschäftskontakte von Soldaten betreffen, teilweise wird im Hinblick auf die Nebentätigkeiten sogar über Ermittlungen betreffend unerlaubte Weitergabe von Dienstgeheimnissen berichtet. Ich poste aufgrund der bekannten Probleme keine Links zu den entsprechenden Artikeln, aber mit ein wenig Google-Fu kriegt man durchaus hin, da mit den entsprechenden Suchbegriffen fündig zu werden. Unter anderem berichtete auch die FAZ am 23.03. darüber, es geht also nicht nur um Berichterstattung irgendwelcher Käsegazetten.
Wie viele aktive KSK-Soldaten befinden sich eigentlich „nebenberuflich“ in den Diensten der ASGAARD German Security Group? Ehemalige gibt’s da ja zu Genüge, das ist bekannt. Und die Kontakte werden über die „Nebentätigkeiten“ geknüpft?
Soldaten stehen in einem besonderen öffentlichen Dienstverhältnis! Dieses betrifft in einigem auch das Privatleben und die Freizeit, stärker noch als bei „gewöhnlichen“ Arbeitnehmern. Das, was ich oben beschrieben habe, nämlich die Freizeit der Erholung und auch dem Erhalt der Arbeitsfähigkeit gilt, ist im Arbeitsrecht völlig anerkannt.
Das KSK ist da allerdings auch nicht allein. Auch die Landes- und Bundespolizei, insbesondere Spezialeinheiten, haben mit solchen Verknüpfungen ähnliche Probleme… und immer wieder führt die Spur komischerweise nach rechtsaußen.
@ThoDan sagt: 14.04.2021 um 18:43 Uhr
„Wird die Munlogistik beim KSK von Kommandosoldaten nach STAN durchgeführt?“
Die MunLogistik im KSK wird gar nicht von Kommandosoldaten durchgeführt, sondern von den Unterstützungskräften des KSK. Und die haben meistens keine Ausbildung als Kommandosoldat. Es gibt dort also Soldaten, die keine andere Aufgabe haben, als sich um logistische Fragen zu kümmern. Ob die nun ausreichen, um alle Felder und Aufgaben hinreichend zu bearbeiten ist ja eines der Probleme, die hier hinlänglich diskutiert wurden.
Die STAN heißt mittlerweile übrigens SollOrg, (nur damit der terminus technicus passt)
@Pio-Fritz
Danke ⸮
Die Aussage stammt u.a. von Frau Eva Högl in ihrem Jahresbericht.
Also wenn das nicht stimmt, haben wir hier echt Probleme in der BW – Ministerium gegen die Nordkreutz eine milde Sommerbrise im Champagnerglas wäre
https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/266/1926600.pdf
S 31
@ThoDan sagt: 15.04.2021 um 14:03 Uhr
Habe ich mir angesehen und kann Ihre Bemerkung nicht einordnen. Die Wehrbeauftragte schreibt ja nichts, was meiner Aussage entgegenstünde, im Gegenteil ergänzen wir uns noch.
Was soll denn Ihrer Meinung nach nicht stimmen?
@ Wa-Ge
Zitat: „Insbesondere für Soldaten mit sehr viel zeitlich fordernder Ausbildung inklusive Nachtausbildung und Übungsplatzaufenthalte etc. kommen so sehr viele Wochen DA-Abbau zustande. Und in diesem Fall wüsste ich nicht wieso die Soldaten in dieser Zeit dann nur „rumsitzen“ müssen und sich nicht andersweitig beschäftigen können (solange es dienstlich vereinbar ist und genehmigt wurde).“
Weil die EU-Arbeitszeitverordnung ja nicht einfach aus dem blauen Dunst des Himmels gemacht wurde, sondern als Schutzvorschrift vor arbeitszeitmäßiger Überlastung und als Schutzforderung für die Erholungszeit des Beschäftigten.
Insofern müsste der Dienstherr aus dem Fürsorgegedanken heraus jegliche ( ! ) Nebentätigkeiten in der dienstfreien Zeit verbieten. Die Zeit ist zur Regeneration da und nicht um das Einkommen der Soldaten aufzubessern. Das verwechseln anscheinend viele Soldaten, die den weitgehenden Wegfall der finanziellen Vergütung für mehrgeleisteten Dienst kritisieren.
Aber dies ist keine soldatische Eigentümlichkeit. Auch die Feuerwehrbeamten der Bundeswehr, die zum Teil bis zu 250 Std im Monat geleistet haben und durch die EU-Arbeitszeitverordnung drastisch entlastet wurden, beschweren sich über den Wegfall des zusätzlichen Geldes…
Zitat: „Jedes Dienstvergehen und jede Straftat ist automatisch ein Verstoß gegen den Eid (Treues Dienen und Soldatengesetzt und so …), die von Ihnen geübte Kritik trifft also auf sehr viele Soldaten zu, vermutlich sogar auf Sie selbst. (Ich nehme mir jetzt einfach auch mal ein Beispiel an Ihnen und behaupte einfach Sachen in der Absolutheit und ohne jegliche Differenzierung)“
Na klar, in ihrer Logik setzen wir eine läßliche Sünde (was immer Sie nehmen wollen, z.B. schon mal ein privates Dokument auf dem dienstlichen Kopierer kopiert ) mit Rechtsextremismus, Verstoß gegen § 8 SG, Eintreten für die freiheitlich demokratische Grundordnung und Munitionsdiebstall gleich.
@Metallkopf sagt: 15.04.2021 um 10:00 Uhr
„Nebentätigkeiten in der Freizeit sind aber regelmäßig nur dann zu genehmigen, wenn der Dienst nicht darunter leidet. Es bestehen durchaus Anzeichen dafür, dass dem bei bestimmten Tätigkeiten so sein könnte.“
1. Wo haben Sie das her, dass der Dienst bei den Soldaten darunter leidet? Soweit ich lesen konnte waren die informierten Parlamentarier eher verwundert, dass die Soldaten Zeit dazu hatten und dass da so exotische Nebentätigkeiten aufgeführt waren wie „Landschaftspflege“.
2. Unabhängig davon schrieb ich doch explizit, dass es sich dabei um keine Tätigkeiten handeln darf, die den Dienst beeinträchtigen. Auch hier soweit bekannt, gibt es nur eine handvoll genehmigte Tätigkeiten im „Sicherheitsbereich“, wobei da wohl auch die Tätigkeit als Kampfsporttrainer mit aufgeführt wurde.
Das ist jetzt eine müßige Diskussion aber man sollte sich auch mal ehrlich machen und genau prüfen welche Position man als Dienstherr in diesem Fall einnehmen will und darf. Schließlich handelt es sich auch bei KSK Soldaten um Bürger des Landes mit jeweiligen Rechten, von denen nicht alle beschnitten werden können. Und wenn ich beispielsweise einem KSK Soldaten verbiete als Trainer eines Kickboxvereins tätig zu sein, wird sich sofort die Frage stellen „aus welchem Grund“. Und spätestens hier wird es sehr schwierig, wenn der Mann da bspw. Technicken ausbildet die er im Dienst garnicht gelernt hat wird es beispielsweise schwierig, hier könnte der Soldat sogar in Feld führen, dass der Dienstherr von dieser Nebentätigkeit profitiert, da der Soldat sich dabei selbst fit hält und seine Fähigkeiten ausbaut. Verbietet man es ihm weil er bspw. Gefahr laufen könnte sich während der Tätigkeit zu verletzen, bewegt man sich auch auf sehr dünnes Eis, denn dann muss man sich die Frage stellen ob es dann Soldaten nicht generell verbieten müsste Kampfsportarten zu verbieten. Und was macht man dann mit anderen Kontaktsportarten und spätestens jetzt kommt dann der Statistiker um die Ecke und sagt die meisten Soldaten verletzen sich beim Fußball, muss man das dann auch verbieten? Sehr sehr schwieriges Terrain.
Last but not least:
„Wie viele aktive KSK-Soldaten befinden sich eigentlich „nebenberuflich“ in den Diensten der ASGAARD German Security Group? Ehemalige gibt’s da ja zu Genüge, das ist bekannt. Und die Kontakte werden über die „Nebentätigkeiten“ geknüpft?“
Lesen Sie bitte den ersten Absatz nochmal durch und erinnern sich a) an den Inhalt im zweiten Zwischenbericht zur Reform des KSK und b) stellen sich beim zweiten Absatz die Frage wozu man eine Nebentätigkeit zum „Netzwerken“ braucht, wenn man das Netzwerk bereits in seinem Hauptberuf (Dienst im KSK) zur Verfügung hat (gemeinsame Ausbildung und Dienstzeit).
Glauben Sie wirklich Dienstzeit um und plötzlich kennt sich Niemand mehr und alle Telefonnummern im Handy sind verschwunden?
Also manchmal muss man sich auch mal die Frage stellen ob die einfachere Erklärung nicht auch die plausibelste ist. Und solange es gesetzlich erlaubt ist, dass Spezialkräftesoldaten nach Ausscheiden aus dem Dienst auch für Sicherheitsunternehmen arbeiten dürfen, dient sowas auch nicht für einen Skandal, vor allem dann nicht, wenn es sich auch noch in Deutschland ansässiges Unternehmen handelt. Wenn sowas nicht gewünscht ist, dann soll man es schlicht und einfach verbieten. Ich persönlich kann es nachvollziehen wenn ein Soldat nach seiner Dienstzeit seine Fähigkeiten zu monetarisieren versucht (selbstverständlich nur im Rahmen des gesetzlich erlaubten) und dabei unterscheide ich auch nicht ob es ein Pilot ist der dann bei einer Airline anheuert, ein Infanterist ist, der bei einer Security Firma tätig wird oder ein Panzermann der für KMW Panzer verkauft.
@Pio-Fritz
Entschuldigung, dann habe ich sie missverstanden, vielleicht weil IMPOV dieses Problem ignoriert wurde,
@Georg
IIRC sind ehrenamtlicher Tätigkeiten nicht genehmigungspflichtig und andere Tätigkeiten können Erholung sein,
@Wa-Ge
2 Rein aus Neugierde inwiefern spielt da Kampfsport eine Rolle, Kampfkunst könnte ich ja nachvollziehen, aber Kampfsport?
Wa-Ge sagt 15.04.2021 um 16:21 Uhr
Unter § 20 Soldatengesetz (Nebentätigkeiten) kann man die Grundzüge nachlesen, wann zu genehmigen ist, und wann abzulehnen und im Zentralerlass A-1400/12 „Nebentätigkeiten“ gibt es weitere Ausführungen dazu. Wie immer gibt es neben Schwarz und Weiss auch Grau.
@ Georg sagt: 15.04.2021 um 16:16 Uhr
Bezüglich der Ausgestaltung der Dienstfreien Zeit: Hier trifft Wunschdenken auf Realität. Der Dienstherr wünscht sich dass der Feldwebel nach Dienstschluss am liebsten seine Vorschriften aufschlägt und sich weiterbildet und in der Realität macht er seinen Rechner an und steuert einen Tiger-Panzer bei World of Tanks (um mal ein Argument aus einer Loyal Ausgabe vor 2-3 Jahren zu nehmen).
Dienstfreie Zeit ist Freie Zeit und solange ich den Soldaten nicht definitiv nachweisen kann, dass er durch sein Verhalten dort dauerhaft seine Fähigkeit Dienst auszuüben schädigt, kann man als Vorgesetzter nichts dagegen machen. Alles andere würde auch dazu führen, dass man der ganzen Kompanie verbieten müsste Fußball zu spielen nur weil sich ein Soldat bei einem Spiel einen Bänderriss zugezogen hat. Ähnlich ist es bei Nebentätigkeiten, es muss eine konkrete Problematik geben und keine Abstrakte um jemandem eine bestimmte Nebentätigkeit zu verbieten (es sei den die Tätigkeit ist in der Liste der zu versagenden Tätigkeiten aufgelistet).
Eine ähnliche Problematik gibt es ja bei dem Status „Krank zu Hause“, da gehen Sie abends ins Kino und erwischen den Soldaten wie er trotz diesen Status eine Reihe vor Ihnen sitzt. Sie wollen ihm ein Diszi geben und kriegen vom Rechtsberater den Hinweis, dass der Status Krank zu Hause nicht bedeutet dass der Soldat in seinen vier Wänden bleiben muss, er kann sogar auf Mallorca Urlaub machen wenn er der Meinung ist dass dies seiner Gesundung hilft und er mit dem Verhalten die Genesung objektiv nicht gefährdet.
Bezüglich des Passus Dienstvergehen: Aha, Treffer scheint wohl gesessen zu haben, jetzt merken Sie vielleicht auch dass undifferenzierte Aussagen selten, wenn nicht sogar nie zutreffend sind.
#KSK ist rechts oder Stabsoffiziere können kein SAP
@ MA sagt: 15.04.2021 um 17:35 Uhr
Ich empfehle Ihnen den Passus Nebentätigkeiten in dem zweiten Zwischenstandsbericht über die Reform beim KSK zu lesen. Eine der dort festgestellten Probleme ist nicht dass die Vorgesetzten unrechtmäßig Nebentätigkeiten gewähren, sondern dass es im Gegensatz zum Bsp. einiger Verwendungen bei Geheimdiensten oder den Polizeien KSK Soldaten qua Soldatengesetz wie reguläre Soldaten behandelt werden und dementsprechend auch über die gleichen Rechte verfügen. Und in der Liste der zu untersagenden Nebentätigkeiten waren wohl die im KSK genehmigten nicht enthalten.
@ Wa-Ge sagt 15.04.2021 um 19:46 Uhr
Vielleicht haben Sie mein Hinweis, als Kritik wahrgenommen, obwohl sie nicht als solche gemeint war. Mein Anliegen war es lediglich, die entsprechenden Rechtsgrundlagen zu nennen. Zu den Rahmenbedingungen, welche Nebentätigkeiten genehmigungsfähig sind und welche nicht, gehört auch ein maximaler zeitlicher Umfang. Meiner persönlichen Bewertung nach und mit ein wenig Fachkenntnis sind die „Nebentätigkeiten“ der Soldaten eher ein Randthema.