Corona-Einsatz der Bundeswehr: „Wir haben eine weit schlimmere Katastrophe verhindert“

Mit ihrem Einsatz zur Unterstützung ziviler Behörden in der Coronavirus-Pandemie hat die Bundeswehr nach Einschätzung ihres Nationalen Territorialen Befehlshabers eine weit schlimmere Katastrophe verhindert. Derzeit gebe es in Deutschland keine andere Organisation, die diese Hilfe dauerhaft leisten könnte, sagte der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis, in einem Zwischenfazit zur inzwischen ein Jahr andauernden Amtshilfe der Streitkräfte.

Vor ziemlich genau einem Jahr hatte die Bundeswehr ihr Einsatzkontingent Corona mit damals noch 15.000 Soldatinnen und Soldaten aufgestellt – und sich schon auf eine lang andauernde Krisensituation eingerichtet. Das Kontingent wurde inzwischen in mehreren Zwischenschritten auf 25.000 aufgestockt; im Unterschied zur Frühphase der Pandemie stehen inzwischen die meisten davon nicht mehr in einer zweiwöchigen Alarmierungsfrist, sondern können innerhalb von 48 Stunden eingesetzt werden.

Aktuell sind nach Angaben von Schelleis vom (heutigen) Dienstag rund 15.000 Soldatinnen und Soldaten aus praktisch allen Teilstreitkräften und Organisationsbereichen in dieser Corona-Hilfe aktiv. Hinzu kommen knapp 500 medizinisch ausgebildete Soldaten aus dem Sanitätsdienst (die beim Einsatzkontingent Corona noch nicht mitgerechnet sind):

• rund 4.400 Soldaten unterstützen die örtlichen Gesundheitsämter – hier erwartet Schelleis eine in nächster Zeit steigende Tendenz

• in Alten- und Pflegeheimen sind derzeit rund 2.400 Soldatinnen und Soldaten eingesetzt, davon mit 2.100 die meisten für die Schnelltests bei Personal und Besuchern – vor allem die Test-Aufgaben werden zunehmen von angeworbenen zivilen Freiwilligen übernommen

• noch 200 Soldaten unterstützen in Krankenhäusern

• 650 Soldaten werden in kommunalen Testzentren eingesetzt

• rund 3.000 Soldatinnen und Soldaten, darunter 200 aus dem Sanitätsdienst, sind in 215 Impfzentren und 74 mobilen Impfteams im Einsatz. Dabei nicht mitgerechnet sind die zwei Impfzentren Bund, die die Streitkräfte für die Impfung von Bundesbeamten eingerichtet haben.

• Hinzu kommt so genanntes Schichtwechselpersonal und Soldaten in der Führungsorganisation, so dass gut 15.000 Soldatinnen und Soldaten derzeit in der Amtshilfe unterstützen.

Damit hat die Bundeswehr derzeit rund 5.000 Soldatinnen und Soldaten weniger im Einsatz als auf dem bisherigen Höhepunkt im Februar, als insgesamt rund 20.000 Soldaten gebunden waren. Die dritte Welle der Pandemie habe sich noch nicht ausgewirkt, sagte Schelleis. In nächster Zeit erwarte er aber mehr Nachfrage nach Unterstützung vor allem in den Impfzentren, bevor im Sommer eine deutliche Reduzierung der Amtshilfe absehbar sei. Das jetzige Kontingent mit den 25.000 biete dafür aber genügend Reserven.

Der Generalleutnant verwies darauf, dass sich der Umfang der Bundeswehr-Hilfe ausschließlich nach den zivilen Anfragen richte. Wir sind nicht befugt, die Frage zu stellen: ist das denn erforderlich? sagte Schelleis.

Allerdings müssten sich Politik und Verwaltung wie auch die Gesellschaft in Deutschland darauf einstellen, für Ereignisse dieser Größenordnung belastbare zivile Strukturen zu schaffen und dafür auch Personal und Material vorzusehen – nicht nur für eine mögliche weitere Pandemie, sondern auch für Naturkatastrophen, großflächige Auswirkungen von Cyber-Angriffen oder längere umfassende Stromausfälle. Je nach politischer Situation könnten dafür nicht immer Streitkräfte zur Verfügung stehen, warnte Schelleis. Bereits jetzt müsse die Bundeswehr darauf achten, dass ihre Hauptaufgaben wie internationale Einsätze und die Ausbildung dafür nicht in den Hintergrund gerieten.

Unterdessen steigt in der Bundeswehr, wie in der Zivilbevölkerung, die Zahl der infizierten Soldatinnen und Soldaten weiter – auch wenn der bisherige Höchststand vom Dezember vergangenen Jahres bislang (noch) nicht erreicht wurde. Die Zahlen des Sanitätsdienstes:

29. März
Soldatinnen und Soldaten: 656 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 5510, davon kumuliert genesene Fälle: 4857, Tote kumuliert: 1

(zum Vergleich eine Woche zuvor, 22. März:
Soldatinnen und Soldaten: 509 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 5241, davon kumuliert genesene Fälle: 4731, Tote kumuliert: 1)

30. März
Soldatinnen und Soldaten: 669 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 5565, davon kumuliert genesene Fälle: 4895, Tote kumuliert: 1

(zum Vergleich eine Woche zuvor, 23. März:
Soldatinnen und Soldaten: 520 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 5273, davon kumuliert genesene Fälle: 4752, Tote kumuliert: 1)

(Foto: Soldaten des EinsatzfüŸhrungskommando der Bundeswehr unterstüŸtzen am 24. Februar 2021 im Corona-Impfzentrum in Berlin-Treptow – Florian Sorge/Bundeswehr)