Coronavirus-Pandemie & Bundeswehr: Überblick 25. Februar
Vor lauter anderen, spektakuläreren Themen ist die andauernde Amtshilfe der Bundeswehr in der Coronavirus-Pandemie ein wenig in den Hintergrund geraten, deshalb wieder ein Überblick:
• Im Saarland wird am Montag kommender Woche das erste Impfzentrum bundesweit eröffnet, das allein von der Bundeswehr und auf Bundeswehrgelände betrieben wird. In der Sporthalle der Graf-Haeseler-Kaserne in Lebach (Foto oben) werden rund 50 Soldatinnen und Soldaten im Auftrag des saarländischen Gesundheitsministeriums vom 1. März an für Impfungen bereitstehen. Im kleinsten Flächen-Bundesland ist es das vierte Impfzentrum insgesamt.
Die Zahl der in Impfzentren und mobilen Impfteams bundesweit eingesetzten Soldatinnen und Soldaten ist unterdessen leicht auf 2.600 angestiegen – aber natürlich hängt diese Zahl auch immer damit zusammen, wie viel Impfstoff tatsächlich zur Verfügung steht.
• Insgesamt unterstützen derzeit – weitgehend unverändert – rund 12.000 Soldaten in der Amtshilfe, hinzu kommen rund 5.200 so genanntes Schichtwechselpersonal und die Führungsstäbe. Neben den Impfzentren, s.o., bleiben die Schnelltests in Alten- und Pflegeheimen mit rund 4.100 Soldaten und die Unterstützung der Gesundheitsämter mit jetzt noch rund 4.200 Soldaten die bedeutendsten Aufgaben.
Für die Gesundheitsämter sind die Soldatinnen und Soldaten dabei nicht nur in der Nachverfolgung von Infektionsketten eingesetzt, sondern auch in den Call-Centern für die Vergabe von Impfterminen. So zum Beispiel Soldaten des Jägerbataillons 431 aus Torgelow, die die Impf-Hotline in Berlin besetzen.
Weitere 800 Soldatinnen und Soldaten helfen – unabhängig von den Schnelltests – in Alten- und Pflegeheimen aus. 360 Soldaten sind in Krankenhäusern in 33 Städten und Landkreisen im Einsatz.
• Im Ausland unterstützt inzwischen die zweite Rotation ein Krankenhaus in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon. Inzwischen hat auch die Slowakei um Unterstützung mit medizinischem Personal gebeten.
• In den Auslandseinsätzen bleibt die UN-Mission in Mali der Hotspot der Infektionen in der Bundeswehr: Allein in den vergangenen Tagen wurden weitere 13 Soldatinnen und Soldaten bei MINUSMA positiv auf das Virus getestet; die meisten von ihnen sollen ausgeflogen werden.
• Die aktuellen Zahlen des Sanitätsdienstes zu den Infektionen in der Bundeswehr:
22. Februar
Soldatinnen und Soldaten: 261 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 4513, davon kumuliert genesene Fälle: 4251, Tote kumuliert: 1
23. Februar
Soldatinnen und Soldaten: 260 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 4533, davon kumuliert genesene Fälle: 4272, Tote kumuliert: 1
24. Februar
Soldatinnen und Soldaten: 251 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 4542, davon kumuliert genesene Fälle: 4290, Tote kumuliert: 1
25. Februar
Soldatinnen und Soldaten: 279 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 4592, davon kumuliert genesene Fälle: 4312, Tote kumuliert: 1
• Die Impfung von Soldatinnen und Soldaten, die vor der Verlegung in Auslandseinsätze stehen, hätte mit einem eigenen Impfkontingent des Bundes eigentlich in der 8. Kalenderwoche beginnen sollen – also in dieser Woche. Bislang gab es aber noch keine solchen Impfungen. Ich bemühe mich herauszubekommen woran es hakt.
(Foto oben: Bundeswehr-Impfzentrum in Lebach – Thomas Dillschneider/Landeskommando Saarland/Bundeswehr; Foto unten: Soldaten des Jägerbataillons 413 bei der Arbeit für die Impf-Hotline in einer Berliner Messehalle – Jägerbataillon 413/Bundeswehr)
Mein Vadder war heute beim Piecksen und überrascht von der Bundeswehr Dominanz.
Darauf fragte er mich ob der Impfende auch Soldat war (äußerlich wohl nich erkennbar).
Da fiel mir mein freundliches Desinteresse an diesem Thema vor die Füße.
Ist da SanPers in Aktion, oder müssen es zivile Ärzte sein?
@Scharlatan
Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Bw Ärzte als Mangelressource zum Impfen abstellt (tbc.). Bei der Bw impfen i.d.R. „Arzthelferinnen“ und nicht die Ärzte.
[Ich weiß ja nicht, ob ihr ab und zu dieses „Augen geradeaus!“ lest, da gab’s im vergangenen Jahr so Berichte … eine Oberfeldarzt ist auch ne Ärztin, oder?
https://augengeradeaus.net/2020/12/impfbeginn-mit-bundeswehr-unterstuetzung-rund-870-soldatinnen-und-soldaten-im-impfeinsatz/
T.W.]
@TW
Dann wird es vielleicht Zeit, daß die zivile Seite sich einmal bewegt und die Anforderungen herunter schraubt. Wie sagte mir am Dienstag eine Frau Stabsunteroffizier „vom Fach“: „Wer Blut abnehmen kann, der kann auch impfen.“
Daß der Impfling von einem Arzt zunächst begutachtet wird schließt das ja nicht aus.
[Ich bin mir nicht sicher, ob die Covid-Impfstoffe nicht auch zivil nur von Ärzten verimpft werden. Aber weder Sie (so weit ich vermute) noch ich sind Mediziner, vielleicht sollten wir auf diesem Level nicht weiterdebattieren? T.W.]
Zur Klärung der Frage, wer darf impfen, ein link des RKI (denke mal, das ist OK).
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/AllgFr_RechtlFragen/FAQ01.html#:~:text=Grunds%C3%A4tzlich%20sind%20Impfstoffe%20Arzneimittel%2C%20die,Ausbildung%20d%C3%BCrfen%20auch%20Arzneimittel%20verabreichen.
Anmerkung : Die Spritzen aufziehen, das machen z. B. auch Apotheker:innen
Die Impfungen werden in der Regel durch ärztliches Hilfspersonal (=medizinische Fachangestellte= z.B. „ArzthelfeIn“) durchgeführt. Es muss nur ein Arzt anwesend sein. Das ist in der Regel in den Impfzentren nicht anders. Das weiß ich sowohl von meinen Eltern als auch aus eigener Erfahrung (berufliche Indikation). Höchstens für Pressetermine ist es mal anders…
Die Erkennbarkeit von Soldaten ist unterschiedlich je nach Verwendung. Teils kann sie auch durch Schutzkleidung verschleiert sein.
Beobachtung aus dem Impfalltag: im kommunalen Impfzentrum und bei der Landespolizei RLP impfen nie die Ärzte, sondern MFA, etc.; die Ärzte werden dringender bei der Beratung benötigt. Keine Ahnung wie das bei der Bw geregelt ist.
@all
Um diesen recht sinnbefreiten Strang der Debatte jetzt mal zu beenden, der Hinweis: Alle rpt alle Impfzentren in Deutschland (auch das in der Kaserne in Lebach, das nächste Woche aufgemacht wird) agieren im Auftrag des jeweiligen Landes-Gesundheitsministeriums und nach zivilen Vorgaben. Jetzt darüber zu diskutieren, wie viel Arzt aus Bundeswehr-Sicht da sein muss, ist ähnlich sinnvoll wie die Debatte über die Frage, welchen Führerschein denn der Kraftfahrer des mobilen Impfteams haben sollte.
Ich bedanke mich vielmals bei euch!
Lieber T.W., für mich und meinen Vater war es schon wichtig. Danke für die Geduld.
Ich dürfte auch nicht intramuskulär… ergo bin auch ich kein Mediziner.
Auch dieses „Augen geradeaus!“ ist mir bisher noch nicht so vertraut. Werde es aber definitiv in der Zukunft lesen.
Versprochen!
Der Unterstützungseinsatz in Portugal ist wohl der nächste Skandal, wenn man den Bericht von Tichys Einblick liest. Wenn dem tatsächlich so ist, das diese Hilfe einer Privatklinik in chinesischen Besitz gilt und nicht den staatlichen Krankenhäusern ist das meines Erachtens ein absolutes Unding.
[Sie werden Ihre Gründe haben, warum Sie die Originalquelle, nämlich den Bericht der Deutschen Welle, hier nicht verlinken. Dann mache ich das jetzt:
https://www.dw.com/de/bundeswehr-in-portugal-deutscher-einsatz-in-chinesischer-privatklinik/a-56669791
Allerdings scheint mir das eine Debatte über das portugiesische Gesundheitssystem – und, so problematisch das alles ist: wenn es tatsächlich „der nächste Skandal“ sein sollte, dann einer Portugals und nicht einer der Bundeswehr. T.W.]
@TW
Ich habe wohl einen zu hohen Anspruch an ihre journalistische Tätigkeit und ihre Integrität.
Wie sie schreiben habe ich diverse Gründe warum ich den Artikel von Tichys Einblick hier gebracht habe. Diese sind:
1. Da Roland Tichy ein guter Journalist ist hat er den Originalartikel natürlich in seinem Artikel verlinkt.
2. Ihm war wohl genauso wie mir der Originalartikel nicht genug Kontext, denn das ist doch genau die journalistische Tätigkeit, die einen guten Journalisten ausmacht.
Weiterhin ist ihr Einwand, das es ja ein Problem Portugals ist meines Erachtens ein ziemlich lahmer Einwand, denn zu diesem Spiel gehören zwei Parteien. Die Portugiesen, die diese Unterstützung missbrauchen und die deutschen, die sich missbrauchen lassen.
Man muss sich doch fragen warum man eine solche Unterstützung leistet. Im Vordergrund ist doch, das man tatsächlich helfen will. Nebenbei soll das doch auch eine PR Aktion sein. Es wäre wohl schlimm, wenn es andersherum wäre.
Wenn jetzt der Einsatzleiter vor Ort feststellt, das er nicht dort eingesetzt wird wo wirklich die Not sehr groß ist, sondern an einem Ort wo er eigentlich nur „nice to have“ ist würde ich spätestens nach 72 Stunden meiner Einsatzführung entsprechend informieren. Denn jetzt ist genau das eingetreten was man doch vermeiden sollte.
1. Die Hilfe wirkt unglaubwürdig.
2. Die Geschichte fliegt auf und die PR Wirkung erleidet entsprechenden Schaden.
Das ist für mich ein Skandal, denn das hätte man Pro Aktiv vermeiden können indem man der portugiesischen Regierung entsprechend auf den Topf setzt oder man diesen Einsatz dann entsprechend abbricht.
[Ok, ich habe verstanden: Aus Ihrer Sicht ist Tichy ein guter Journalist und ich nicht, ich bin noch nicht mal integer. Bitte beschränken Sie sich doch künftig auf die Angebote, die Ihren Ansprüchen genügen. T.W.]
Lieber Hausherr, dass Sie kein guter Journalist wären, hat Herr Brodersen nicht gesagt. Besonders nett geschrieben hat er allerdings auch nicht.
Zurück zum Thema: Weder bei der Bundeswehr noch im Zivilleben hat mir jemals ein Arzt selbst eine Impfung gegeben. Es muss nur ein Arzt anwesend sein und unterschreiben.
@Jan-Peter Brodersen sagt: 27.02.2021 um 17:13 Uhr
Das Sie Tichy für einen guten Journalisten halten, lässt schon tief blicken. Auf Zeit-Online gibt es zu ihm und seinen Methoden/Machenschaften eine ausführliche Reportage. Lesenswert, dann weiß man, wessen Geistes Kind er ist.
Zu Ihrem Vorwurf. Es war von Anfang an bekannt und wurde auch so kommuniziert, dass das Bw-Team in einer Privatklinik arbeitet. Allerdings ist die dort extra eingerichtete Covid-Station öffentlich, d.h. für jedermann zugänglich. Das können Sie einfach bei ARD oder ZDF recherchieren, es kam sogar in den Tagesthemen und im heute-journal.
[Dringende Bitte, diesen – eigentlich sind es gleich mehrere – OT nicht weiter auszuwalzen. T.W.]
@MFG sagt: 28.02.2021 um 7:47 Uhr
„Zurück zum Thema: Weder bei der Bundeswehr noch im Zivilleben hat mir jemals ein Arzt selbst eine Impfung gegeben. Es muss nur ein Arzt anwesend sein und unterschreiben.“
Ich habe schon beides erlebt und wenn ich es richtig sehe, dann wird das auch bei Corona mal so oder so gemacht. Der Arzt verantwortet die Impfung und muss anwesend sein, aber ob er selbst spritzt liegt an der jeweiligen Lage vor Ort, die der Betreiber des Impfzentrums und die ärztliche Leitung zu bewerten haben.
Zumindest für Berlin weiß ich, dass auch (zumindest teilweise) Ärzte selbst impfen.
Warum? Ich vermute weil die Aufklärungsgespräche (und die muss der Arzt nach meinem Wissenstand immer selbst führen) aufgrund der „Einzelkabinen“ in denen hier geimpft wird es sowieso notwendig machen, dass der Arzt zu jedem Impfling selbst kommt. Dann kann er auch ja auch gleich die (vorbereitete!) Spritze selbst setzen ;)
Aber ich kann mir auch zulässige Abläufe vorstellen in denen der Arzt die Impfung mehrerer Impflinge gleichzeitig überwacht. Die Frage ist halt, ob der Arzt die Mangelressource ist oder der Impfstoff oder die Impflinge. Wenn ich es richtig sehe, ist es derzeit (noch) nicht der Arzt.