Bundeswehr-Berater bereiten Abzug aus Kunduz vor

Die Bundeswehr in Afghanistan bereitet sich darauf vor, die Beratung der afghanischen Sicherheitskräfte in Kunduz einzustellen und ihre Soldaten aus der nordafghanischen Stadt abzuziehen. Das Camp Pamir, in dem die Bundeswehr im Rahmen der NATO-geführten Resolute Support Mission stationiert war, soll aber erhalten bleiben.

Zuvor hatte die Bild-Zeitung (Link aus bekannten Gründen nicht) berichtet, das Bundeswehr-Camp in Kunduz sei bereits geräumt. Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr sagte dagegen am (heutigen) Dienstag, der Abzug werde derzeit vorbereitet.

Grund für die Aufgabe der Beratungstätigkeit in Kunduz ist nach Bundeswehrangaben ein bereits vor Wochen ergangener Befehl des Kommandeurs der Resolute Support Mission, des US-General Scott Miller, die Arbeit dort einzustellen. Einen Zusammenhang mit den auf Druck des noch amtierenden US-Präsidenten Donald Trump in der vergangenen Woche bekanntgegebenen Plänen des Pentagon, die Zahl der US-Truppen bis Mitte Januar deutlich zu verringern, gebe es deshalb nicht.

Schon in den vergangenen Monaten hatten die deutschen Soldaten angesichts der Coronavirus-Pandemie die direkten Beratungsgespräche nur noch in speziell hergerichteten Containern mit Trennwänden geführt (Foto oben).

In Kunduz sind bislang rund 120 deutsche Soldaten im Einsatz. Die Berater werden nun nach Mazar-e-Scharif verlegt, sollen aber künftig bei Bedarf kurzfristig zur Unterstützung der afghanischen Armee nach Kunduz eingeflogen werden können.

Die Verlegung aus Kunduz ist von Umfang und Bedeutung her nicht vergleichbar mit der Aufgabe des deutschen Provincial Reconstruction Teams (PRT) Kunduz im Oktober 2013. Die derzeitige Präsenz der Bundeswehr beträgt nur einen geringen Teil der damaligen Stärke; darüber hinaus sind die Soldaten zur Beratung der Afghanen auf den Aufenthalt im Camp Pamir beschränkt.

Eine anscheinend notwendige Ergänzung: In diversen Debatten und auch in Medien wird in diesen Tagen mit einer gewissen Überraschung darauf verwiesen, dass die Bundeswehr einen Abzug aus Afghanistan bis Ende April kommenden Jahres plane. Nun, die USA und die Taliban haben Ende Februar eine Vereinbarung getroffen, die faktisch einen Abzug aller internationalen Truppen vom Hindukusch bis Ende April in Aussicht stellt. Wer von diesem Abkommen gehört hat, kann von den Planungen nicht allzu überrascht sein. Wie die Pläne konkret umgesetzt werden, darauf hatte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am (gestrigen) Montag verwiesen, will die Allianz im Februar festlegen.

(Archivbild Juni 2020: Besprechungsraum der deutschen Berater mit Trennwand in Kunduz – Einsatzführungskommando/Bundeswehr)