Bundeswehr in der Corona-Pandemie: Schwerpunkt Testcenter, Donald Duck und die gute alte Briefpost

Die Unterstützung der Bundesländer bei den Testzentren für Reiserückkehrer wird, wie erwartet, zunehmend zum Schwerpunkt der Bundeswehr-Amtshilfe in der Coronavirus-Pandemie. Rund 300 der ingesamt derzeit rund 550 eingesetzten Soldatinnen und Soldaten seien derzeit mit diesen Aufgaben betraut, sagte der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis.

Zusätzlich zu den bereits vergangene Woche eingerichteten Teststellen wurden inzwischen weitere mit Unterstützung der Bundeswehr eingerichtet, zum Beispiel bei Pasewalk an der deutsch-polnischen Grenze nahe Stettin. Von den insgesamt rund 300 Soldaten in diesen Einrichtungen seien 50 aus dem Sanitätsdienst, die übrigen als helfende Hände eingesetzt, sagte Schelleis am (heutigen) Donnerstag. Bislang hätten nur die vier Bundesländer Schleswig-Holstein, Sachsen, Thüringen und Niedersachsen keinen Amtshilfeantrag auf Bundeswehr-Unterstützung in diesen Testcentern gestellt; die Zahl der eingesetzten Soldaten werde voraussichtlich weiter steigen.

Dabei stoßen die Soldaten, die die Organisation und den Ablauf der Tests unterstützen, nach den Worten des Generals auf die gleichen Probleme wie die zivilen Hilfsorganisationen: Nicht wenige Donald Duck aus Entenhausen kommen aus den Risikogebieten zurück, beschrieb Schelleis die Herausforderungen, denen sich die Helfer beim Aufarbeiten der so genanten Aussteigerkarten gegenübersehen.

Darüber hinaus sei die Weitergabe der abgefragten Daten nicht so glatt eingelaufen, wie die technischen Möglichkeiten es erlauben würden, bemängelte der SKB-Inspekteur. Eine Datenübermittlung zum Beispiel eingescannter Aussteigerkarten an die Gesundheitsämter und der Versand per E-Mail sei aus Datenschutzgründen nicht zulässig. Die Übermittlung per Fax wiederum führe regelmäßig zu einem Datenstau. Inzwischen seien die Soldaten deshalb dazu übergegangen, die Dokumente gebündelt im Briefumschlag per Post an die Gesundheitsämter zu verschicken.

Der zweite große Schwerpunkt neben den Testcentern bleibt nach Schelleis Worten die Unterstützung der Gesundheitsämter bei der Nachverfolgung von Infektionsketten. Das könne allerdings nur eine zeitweise Unterstützung sein, warnte der General. Es zeige sich aber, dass diese Ämter offensichtlich auch vor der Krise schon relativ schmal aufgestellt gewesen seien. In den nächsten Tagen werde voraussichtlich das Gesundheitsamt Köln mit rund 50 Soldatinnen und Soldaten unterstützt werden.

Von den rund 15.000 Soldatinnen und Soldaten, die die Streitkräftebasis zur Pandemie-Hilfe vorhält (hinzu kommen die Soldaten des Sanitätsdienstes) sind derzeit 750 in einer Zwei-Tage-Bereitschaft für weitere Einsätze. Rund 2.000 Soldaten können innerhalb von fünf Tagen in Marsch gesetzt werden; der überwiegende Teil steht innerhalb von zwei Wochen nach der Entscheidung über eine Amtshilfe zur Verfügung.

Insgesamt gingen nach Schelleis Worten seit Beginn der Pandemie im Februar 795 Anträge von Ländern und Kommunen auf Amtshilfe bei der Bundeswehr ein – drei Mal so viele wie die Gesamtzahl aller Amtshilfeanträge im vergangenen Jahr. Davon seien 486 gebilligt worden, von denen die meisten bereits abgeschlossen wurden. Die Truppe habe im Corona-Einsatz insgesamt bereits rund eine Million Arbeitsstunden für die zivilen Behörden und Organisationen geleistet – mit nicht bezifferbaren Kosten für die Streitkräfte. Derzeit laufen noch 88 Unterstützungsleistungen.

Die Zahl der infizierten Soldatinnen und Soldaten bleibt unterdessen weiterhin stabil. Mit Stand vom Donnerstagmorgen meldete der Sanitätsdienst 18 tagesaktuell bestätigte Infektionsfälle; zusammengenommen waren es bisher 439, von denen 421 genesen sind. In dieser Zahl sind auch die jüngsten Infektionsfälle aus den Auslandseinsätzen enthalten, ein Soldat in Afghanistan und sechs im Nordirak  (KORREKTUR: Nicht in Mali).

(Foto: Soldaten im Testcenter für Reiserückkehrer am Frankfurter Flughafen – KdoCIR/Bundeswehr)