Bundeswehr in der Corona-Pandemie: Neuer Schwerpunkt Testcenter für Reiserückkehrer
Nach der Einführung verpflichtender Tests von Reiserückkehrern auf eine Infektion mit dem Coronavirus nehmen, wie bereits erwartet, die Anforderungen an die Bundeswehr zur Unterstützung bei diesen Tests zu. Inzwischen sind knapp 250 Soldatinnen und Soldaten an Flughäfen, Bahnhöfen und Busbahnhöfen zur Unterstützung im Einsatz.
Bereits in der vergangenen Woche hatte Bremen als erstes Bundesland die Hilfe der Bundeswehr für ein Testzentrum am Flughafen angefordert, mittlerweile sind etliche andere Bundesländer hinzugekommen:
• In Berlin sind Soldaten an den beiden Flughäfen Tegel und Schönefeld (letzterer tatsächlich in Brandenburg) sowie am Zentralen Omnibusbahnhof eingesetzt; am Wochenende soll der Hauptbahnhof hinzu kommen
• In Hessen verstärken Soldaten das Deutsche Rote Kreuz in einem Testzentrum am Flughafen Frankfurt/Main – das ist mit rund 100 Soldaten der derzeit größte Einzel-Einsatz dieser Art
• In Rheinland-Pfalz hilft die Bundeswehr am Flughafen Hahn sowie bei einer Teststation auf der Autobahn A64 bei Trier
• Im Saarland gibt es Unterstützung am Flughafen Saarbrücken
• In Hamburg unterstützen Soldaten am dortigen Flughafen (Foto oben)
Überwiegend werden die Soldatinnen und Soldaten an diesen Testcentern als helfende Hände für die Organisation eingesetzt, Sanitäspersonal ist dagegen vergleichsweise wenig im Einsatz, zum Beispiel mit 16 Soldatinnen und Soldaten am Bremer Flughafen. Diese Virus-Tests für Reiserückkehrer zeichnen sich als neuer Schwerpunkt der Corona-Hilfe der Bundeswehr ab; voraussichtlich werden in den nächsten Tagen noch weitere solcher Testcenter hinzukommen.
Darüber hinaus unterstützen weiterhin rund 140 Soldaten in verschiedenen Gesundsheitsämtern bei der Nachverfolgung von Infektionsketten. Insgesamt sind derzeit rund 600 Soldaten in der Pandemie eingesetzt – von Unterstützern als helfende Hände über Soldaten des Sanitätsdienstes bis zur Führung der Pandemie-Unterstützung.
Die Infektionszahlen in den Streitkräften selbst bleiben unterdessen im einstelligen Bereich – die Zahlen des Sanitätsdienstes für diese Woche:
10. August
Geschäftsbereich BMVg kumulierte Gesamtfälle: 472
Soldatinnen und Soldaten: 7 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 418, davon kumuliert genesene Fälle: 411
11. August
Geschäftsbereich BMVg kumulierte Gesamtfälle: 473
Soldatinnen und Soldaten: 9 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 418, davon kumuliert genesene Fälle: 409
12. August
Geschäftsbereich BMVg kumulierte Gesamtfälle: 477
Soldatinnen und Soldaten: 9 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 422, davon kumuliert genesene Fälle: 413
13. August:
Geschäftsbereich BMVg kumulierte Gesamtfälle: 479
Soldatinnen und Soldaten: 10 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 424, davon kumuliert genesene Fälle: 414
(Hier gilt wieder: Für Soldatinnen und Soldaten ist die Meldung der Infektion verpflichtend, für Zivilisten im Geschäftsbereich BMVg nicht)
(Foto: Soldaten des Aufklärungsbataillons 6 Holstein am 12. August bei der Einweisung am Hamburger Flughafen – Linke/AufklBtl6)
Wenn jetzt Soldaten zur Verstärkung der zivilen Behörden bei den Testzentren für Rückkehrer aus Corona-Risikogebieten eingesetzt werden, dann habe ich dafür keinerlei Verständnis. Hier machen es sich die zivilen Behörden und ihnen die Bundeswehr zu einfach.
Die Urlaubszeit war durch die kalendarisch festgelegten Schulferien langfristig bekannt. Ebenso konnte man davon ausgehen, daß sich eine Reihe von Bürgern nicht davon abhalten lassen würde, in Risikogebiete zu fahren, sei es um dort Urlaub zu machen – haben wir ja immer schon so gemacht – oder um Verwandte zu besuchen – haben wir auch immer schon so gemacht.
Daher habe ich von den zuständigen Behörden erwartet, daß sie sich vor (!) Beginn der ersten Schulferien, also ab Anfang Juni (!) überlegen , welche Maßnahmen erforderlich sind, um ein Einschleppen des Virus durch Rückkehrer aus Risikogebieten nach Möglichkeit zu verhindern. Dazu hätte auch das Verfügbarmachen entsprechenden Personals gehört, und sei es duch Neueinstellungen.
Jetzt ganz überrascht „Hilfe wir schaffen das nicht! Bundeswehr hilf!“ zu rufen, kann ich nur ziemlich dreist finden.
Im März bei der ersten Welle war der Einsatz der Bundeswehr zur Verstärkung völlig in Ordnung, das kam in so nicht vorhergesehener und nicht vorhersehbarer Wucht. Jetzt ist das schlicht Schlafmützigkeit – und möglicherweise falsche Sparsamkeit – der zuständigen Behörden. Aber dafür ist die Bundeswehr nicht da. Ein Blick ins Grundgesetzt hilft.
Ähnliches gilt übrigens auch für die auch schon wieder vernehmbaren Rufe nach der Bundeswehr zum Holzabschub nach Borkenkäfer-Befall. Leute, daß es in trockenen Jahren eine Borkenkäferplage gibt, ist hinlänglich bekannt. Es ist Sache der Waldbesitzer, sich darum zu kümmern wie sie damit fertig werden, und in keiner Weise Aufgabe der Bundeswehr und ihrer Soldaten.
@Obristleutnant
Es sollten zumindest vorrangig aktive Soldaten eingesetzt werden, da RDL deutliche Zusatzkosten verursachen – da hätte die Verwaltung auch gleich einen Personaldienstleister beauftragen können.
„Personell werden die bisher 23 Soldatinnen und Soldaten auf bis zu 40 aufwachsen. Die Amtshilfe wird voraussichtlich bis zum 31. März 2021 geleistet. Hierzu werden im Schwerpunkt Reservedienstleistende herangezogen, die das zentrale Testzentrum des Saarlandes für die Dauer des Amtshilfeantrags betreiben werden.“
https://www.bundeswehr.de/de/organisation/sanitaetsdienst/aktuelles-im-sanitaetsdienst/sanitaetsregiment-3-unterstuetzt-das-saarland-1021514