Zum Mitplotten: Vor einem nationalen deutschen Werftenverbund?

Die Kollegen an der Küste sind näher dran, aber zum Mitplotten ist es auch im Binnenland interessant: Der Bau von Kriegsschiffen in Deutschland könnte vor einer kompletten Neuordnung stehen. Die derzeit konkurrierenden Werften – die Bremer Lürssen-Gruppe, die German Naval Yards Kiel (GNYK) und ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) – verhandeln nach einem Bericht des Norddeutschen Rundfunks über den Zusammenschluss zu einem deutschen Werftenverbund.

Mit der Neuordnung könnte, so berichten die NDR-Kollegen, in Deutschland ein maritimer Großkonzern für den militärischen Schiffbau entstehen, ähnlich wie es ihn bereits in Frankreich gibt:

Seit Anfang des Jahres laufen nach NDR-Informationen Gespräche zwischen der Bremer Lürssen Werft sowie GNYK und TKMS aus Kiel. Die Bundesregierung fungiert dabei als Moderator, heißt es. (…)
Ziel soll es sein, einen neuen und auch noch den größten deutschen Werftkonzern zu gründen – ähnlich wie in Frankreich. Die französische Naval-Group zum Beispiel beschäftigt mehr als 13.000 Mitarbeiter und gehört mehrheitlich dem Staat. Aufträge vergibt die französische Regierung fast ausschließlich national.
Das anvisierte neue deutsche Unternehmen soll sich ausschließlich auf den Marineschiffbau konzentrieren, wie der NDR aus Verhandlungskreisen erfuhr.

Die Lürssen-Werft wollte laut NDR diese Angaben nicht kommentieren. Die Kieler German Naval Yards meldeten sich dagegen nach der Veröffentlichung via Twitter:

Ein Dementi sieht anders aus.

Interessant sind diese Gespräche und ein möglicher Zusammenschluss nicht nur grundsätzlich, sondern auch aktuell im Hinblik auf die Vergabe des Baus der neuen Mehrzweckkampfschiffe 180 (MKS180) der Deutschen Marine. Dieser Auftrag soll an ein Konsortium unter Führung der niederländischen Damen-Werft vergeben werden, ein (Groß?)Teil der Arbeiten würde ohnehin auf deutschen Werften stattfinden. Allerdings hatte GNYK als unterlegener Anbieter gegen diese Vergabeentscheidung den Rechtsweg begonnen.

Eine Einigung auf einen deutschen Werftenverbund würde voraussichtlich auch auf dieses Projekt Auswirkungen haben. Nicht zuletzt, weil eine Verzögerung des Baus der neuen Kriegsschiffe für die Marine ein Problem zu werden droht.

(Foto: Die Einsatzgruppenversorger ‚Berlin‘, l.,  und ‚Frankfurt am Main‘ bei German Naval Yards in Kiel am 6. April 2020 – Foto Helwin Scharn)