Coronavirus-Pandemie und Bundeswehr – Sammler 6. April
Der Sammel-Thread zum Thema Bundeswehr und Coronavirus-Pandemie am 6. April 2020:
• Die aktuellen Zahlen zu den Infektionen unter den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr im Inland:
379 begründete Verdachtsfälle derzeit
256 bestätigte Infektionen, davon 169 noch erkrankt
Der Sanitätsdienst hat mit dem (heutigen) Montag seine Statistik umgestellt: Die Zahlen der bestätigten Infektionen der vergangenen Tage waren die jeweils (noch) Erkrankten abzüglich der Genesenen – damit war kein direkter Vergleich zu anderen Statistiken wie denen des Robert Koch-Instituts möglich. Jetzt wird die kumulierte Zahl angegeben, also alle Soldatinnen und Soldaten, die bestätigt mit dem Virus infiziert waren, die zweite Zahl gibt den aktuellen Status an.
• Die Zahlen der Amtshilfeanträge gehen weiter nach oben; inzwischen liegen sie bei mehr als 300. Fast 200 davon wurden abgelehnt oder zurückgezogen; über 90 gebilligt. Gut 60 Amtshilfeleistungen laufen derzeit.
Ein genauerer Blick zeigt: Von den abgelehnten Anträgen wurden über 100 vor allem wegen fehlenden Sanitätsmaterials abgelehnt. Rechtliche Bedenken gab es bislang nur bei zwei der (nicht zurückgezogenen) Anträge, für die übrigen waren Engpässe beim (spezialisierten) Personal ausschlaggebend.
• Weiterhin melden sich Reservistinnen und Reservisten mit medizinischer Vorbildung beim Sanitätsdienst der Bundeswehr – bis zum Montag insgesamt mehr als 4.500. Als heranziehbar, also für den Dienst einplanbar, wurden davon 1.174 eingeordnet. Bislang wurden davon 386 auch heranzogen.
• Die Statistik der Streitkräftebasis zu den Amtshilfeleistungen wird zwar weiter täglich aktualisiert, gibt aber weiterhin keine detaillierten Aussagen zu Art und Umfang der jeweiligen Unterstützung.
(Weiter ggf. nach Entwicklung)
(Foto: Aufbau eines Notkrankenhauses in der Messe Hannover am 4. April 2020 – Oliver Raabe/Bundeswehr)
(Aus gegebenem Anlass: bitte jetzt hier keine Debatte, noch dazu mit wilder Vermischung, zwischen den vom Berliner Senat bestellten und angeblich in Bangkok abhanden gekommenen Schutzmasken und der Transporthilfe des Wachbataillons für Schutzmasken vom Leipziger Flughafen – wenn wir dann noch die Gerüchte um die Anfrage auf Amtshilfe des Lufttransports von Schutzmasken für Berlin da reinwerfen, haben wir ein wildes Durcheinander von zig verschiedenen Sachen, die mit den Themen hier nichts zu tun haben. )
Das ist doch mal ne Ansage:
Corona bei der Deutschen Marine: Einsatzbereitschaft geht vor Infektionsschutz.
„Oberste Priorität hat die Einsatzbereitschaft. Zweite Priorität hat der Infektionsschutz“, betont Marinesprecher Johannes Dumrese.
ostsee-zeitung.de/Nachrichten/MV …
Die Bw ist zum 1. April um das Sanitätsregiment 4 und das Panzerbataillon 363 (1. Kommandeur) verstärkt worden. Kommt dazu noch was oder wg Corona im Moment nicht zu leisten?
Für mich stellt sich eher die Frage warum wir nicht seit 2 Monaten Einsatzersthelfer B in Masse ausbilden die dann im schlimmsten Fall intubieren könnten…
@closius
Es kommt alles wie geplant. Keine Panik.
363 ist intensiv seit 2 Jahren, grundsätzlich seit 2014 in Vorbereitung.
https://augengeradeaus.net/2018/12/bundeswehr-stellt-weiteres-panzerbataillon-auf/
@Alpha Sierra: Weil die a.) im Normalbetrieb schon kaum mit der Aus- und Weiterbildung hinterherkommen und b.) weil die da ausgebildete Atemwegssicherung bei einer ausgewachsenen Lungenentzündung kaum helfen wird. Wüsste nicht wo da dann der Benefit herkommen soll
@KPK 06.04. um 19:36:
Konnte den Artikel in der Ostseezeitung nicht lesen, aber wenn die Aussage des Marinesprechers: Einsatzbereitschaft geht vor Infektionsschutz “ nicht völlig aus dem Zusammenhang gerissen wurde, dann wird dieser Offizier nicht mehr lange für die Marine sprechen.
In Friedenszeiten geht solch ein Spruch gar nicht! Darüberhinaus funktioniert Einsatzbereitschaft ohne Infektionsschutz nicht, wie sich am Beispiel des US-Trägers THEODORE ROOSEVELT gerade deutlich zeigt. Der Marineminister, der den Kommandanten des Trägers für seinen Brandbrief gefeuert und öffentlich verunglimpft hat, muss auf Druck seines Präsidenten schon wieder zurückrudern. Mal schauen, wann der Inspekteur Marine sich hier einschaltet.
Kann nur hoffen, dass den Kommandanten unserer (mittlerweile mehr als kümmerlichen) Seestreitkräfte erspart bleibt, sich zum Wohle ihrer Crews gegen die eigene Karriere entscheiden zu müssen!
[Da der Artikel hinter PayWall ist, konnte ich ihn auch nicht lesen. Aber ehe es jetzt über diese Frage wilden Streit geben könnte, schauen wir erst einmal, ob es dazu mehr Klarheit gibt? T.W.]
@Lucky.Sailor sagt: 07.04.2020 um 7:17 Uhr
„Konnte den Artikel in der Ostseezeitung nicht lesen, aber wenn die Aussage des Marinesprechers: Einsatzbereitschaft geht vor Infektionsschutz “ nicht völlig aus dem Zusammenhang gerissen wurde, dann wird dieser Offizier nicht mehr lange für die Marine sprechen.“
Ehrlich gesagt finde ich den Spruch nicht dramatisch. Vielleicht etwas stark verkürzt, man hätte das differenzierter im Rahmen von „Abwägung“, „gebotene Auftragserfüllung“ etc. sagen können, aber im Ergebnis läuft es ja auf das hinaus, was IBuK, GI und andere auch schon seit Wochen sagen und was die Bw auch in der Praxis bei den zahlreichen notwendigen Abwägungsentscheidungen praktiziert.
Dabei heisst es ja nicht „Infektionsschutz“ wird in der Bw nicht umgesetzt, sondern lediglich, dass die höhere Priorität die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte ist.
Aus meiner Sicht lässt sich das gut an der GA ablesen (anderer Diskussionsfaden). Wenn der Infektionsschutz die alleinige und höchste Priorität wäre, dann hätte man die Februar GA abbrechen müssen und die April GA gar nicht durchführen dürfen. Statt dessen werde die laufenden (mehr oder weniger natürlich mit Einschränkungen wo geboten) abgeschlossen und die April GA zwar etwas geschoben und in der Durchführung modifiziert, aber nach aktuellem Planungsstand sehr wohl durchgeführt.
Also im Ergebnis empfinde ich die Aussage des Sprechers Marine zwar „knackig-kurz“, aber in Übereinstimmung mit den Handlungen der Bundeswehr.
@Lucky Sailor
In der Marine Auftrageserfüllung zuerst.
@deutschemarine
„Für uns als Soldaten steht immer die Erfüllung des Auftrages weiter im Mittelpunkt“, sagt Korvettenkapitän Heger, Kommandant #Korvette #Erfurt „Wir stehen aktuell in See“
Zur Ostsee-Zeitung – ist auch via Instgramm einsehbar.
Dort Kapitän z. See J. Dumrese weiter: „Wir haben keinerlei operative Einschränkungen“, sagt Dumrese. Auch der Ausbildungsbetrieb gehe normal weiter. Weitere Info zum Dienst auf Ubooten, zum home-office und der Infektionslage: „Bis Montagmittag gab es bei der Marine zehn infizierte Soldaten, 73 waren in häuslicher Quarantäne“.
Kapitän zur See Johannes Dumrese ist Leiter des Presse- und Informationszentrums der Deutsche Marine.
Leute, ich habe ein Problem. Jetzt gibt’s mehrere Kommentare zu den Aussagen von Marinesprecher Johannes Dumrese in der Ostsee-Zeitung. Den Artikel selbst haben die wenigsten offensichtlich gelesen, zumal er hinter Paywall steht. Ich kenne ihn, aber das alles hier im Zusammenhang zu zitieren würd arge Copyright-Probleme aufwerfen – und dann wird es für mich teuer. Deshalb meine Bitte: Wir stellen die Debatte über diese Aussagen erstmal zurück; vielleicht kann ich das hier noch gesondert aufgreifen und dann auch inhaltlich etwas vertiefter zur Diskussion stellen.
Was für die Marine gilt, kann man regelmäßig
auf bundeswehr.de verfolgen.
Dort findet man u.a. die Infobriefe Corona des InspM.
https://www.bundeswehr.de/resource/blob/247906/d500c47f2e55254cb113167d93ca8721/20200403-infobrief-corona-03-04-20-data.pdf
Es gilt für die gesamte Bundeswehr: erste Priorität: Einsatzbereitschaft zweite: Mitwirkung an Eindämmung der Ausbreitung (wenn durch Prio 1 nicht übersteuert wird) 3) eventuell Amtshilfe (nicht hoheitlich)
mkg
Eisensoldat
@Eisensoldat sagt: 08.04.2020 um 12:52 Uhr
„Es gilt für die gesamte Bundeswehr: erste Priorität: Einsatzbereitschaft zweite: Mitwirkung an Eindämmung der Ausbreitung (wenn durch Prio 1 nicht übersteuert wird) 3) eventuell Amtshilfe (nicht hoheitlich)“
Ich würde als neue Prio 1 ergänzen: „Auftragserfüllung“.
Denn Einsatzbereitschaft ist ja nur das Bereithalten für etwas. Oberste Priorität hingegen hat für die Bundeswehr die tatsächliche Auftragserfüllung von Aufgaben, die aufgrund von Abwägungen zu weiteren Fakten (hier vor allem Erhalt Einsatzbereitschaft und Eindämmung der Ausbreitung) nicht zurück gestellt wurden.