Coronavirus-Pandemie und Bundeswehr – Sammler 3. April

Der Sammel-Thread zum Thema Bundeswehr und Coronavirus-Pandemie am 3. April 2020:

• Die vier regionalen Führungsstäbe, die die Unterstützungsleistungen in ihrem Bereich koordinieren sollen, haben am Freitag offiziell ihre Arbeit aufgenommen (mehr zur Struktur hier). Die Luftwaffe, die in Berlin-Gatow den regionalen Führungsstab Ost für die Länder Berlin und Brandenburg betreibt, stellte den auch gleich im Video vor:

 

• Die Anträge von Bundesländern und Kommunen auf Hilfeleistungen der Bundeswehr steigen weiter: Bis zum (heutigen) Freitagvormittag gingen beim Kommando Territoriale Aufgaben in Berlin 287 Anträge ein. Bislang wurden 80 gebilligt, davon sind 17 bereits abgeschlossen, 55 Unterstützungsleistungen laufen derzeit, acht sind gebilligt aber noch nicht begonnen. 34 Anträge werden derzeit geprüft.

Das bedeutet faktisch, dass mehr als die Hälfte der Anträge zurückgezogen (einige wenige) oder abgelehnt wurde. Bei der Entscheidung, darauf weisen Verteidigungsministerium und Bundeswehr immer wieder hin, geht es zum einen um die rechtliche Zulässigkeit. Warum sollte, als ein Beispiel, die Bundeswehr (kostenlos) Lkw-Transporte zur Verfügung stellen, wenn es genügend kommerzielle Speditionen für den Transport gibt? Und die andere Frage ist die nach Material: Die Bestände in den Depots der Truppe, gerade bei Sanitätsmaterial, sind überschaubar.

• Während aus den Ländern eine unbegrenzte und steigende Anfrage nach Unterstützung durch die Bundeswehr kommt, sind umgekehrt die Länder bei der Unterstützung der Bundeswehr deutlich zurückhaltender: In mehreren Ländern werden Soldatinnen und Soldaten nicht als Angehörige des Bereichs Kritische Infrastruktur aufgelistet – was ganz praktisch Konsequenzen hat. Denn dann steht Soldaten keine Sonder-Kinderbetreuung zu, wie sie zum Beispiel für medizinisches Personal gilt.

Ein Beispiel dafür ist Schleswig-Holstein, wo in der entsprechenden Verordnung

Kernaufgaben der öffentlichen Verwaltung, insbesondere Regierung und Parlament, Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutz, Justiz, Veterinärwesen, Küstenschutz, Hochwasserschutz

abschließend genannt werden, aber nicht die Streitkräfte.

• Die Zahl der Verdachts- und Infektionsfälle in der Bundeswehr (nach wie vor in der bisherigen Zählweise, bei der die Genesen von der Zahl der Infizierten abgezogen werden):

571 begründete Verdachtsfälle
168 bestätigte Infektionen

• In den Auslandseinsätzen gibt es weiterhin mit Ausnahme der NATO-Battglegroup in Litauen keine bestätigten Infektionen. Aus Litauen wurden am Freitag sechs infizierte deutsche Soldaten von der Luftwaffe ausgeflogen; mit dem bereits zuvor ausgeflogenen Soldaten bedeutet das bislang sieben bestätigte Infektionen bei der Bundeswehr in dieser Mission.

• Die Streitkräftebasis (SKB) hat einen Teil der sogenannten Bezirks- und Kreisverbindungskommandos aktiviert, in denen Reservisten den Kontakt zwischen regionaler und örtlicher Verwaltung und Bundeswehr halten sollen. Aus der SKB-Mitteilung:

Zu diesem territorialen Netzwerk gehören 16 Landeskommandos am Sitz der jeweiligen Landesregierung, 31 Bezirksverbindungskommandos (BVK) in allen Regierungsbezirken und 403 Kreisverbindungskommandos (KVK) in allen Landkreisen und Kreisfreien Städten. (…)
In der aktuellen Corona-Krisenlage haben bundesweit bereits 130 BVK und KVK ihren Dienst aufgenommen. Täglich werden es mehr. Jedes BVK/ KVK besteht aus einem Leiter, einem Stellvertreter sowie zwei weiteren Stabsoffizieren, die drei Lageoffiziere und drei Lagefeldwebel zur Unterstützung an ihrer Seite haben.

• Fürs Protokoll: Die NATO soll nach einem Beschluss der Außenminister ihrer Mitgliedsländer vom Vortrag in der Pandemie Aktivitäten der Allianz koordinieren. Der NATO-Oberbefehlshaber,  US-General Tod Wolters, hat damit den stellvertretenden Stabschef des Allied Command Operations beauftragt:

General Wolters designated Lieutenant General Olivier Rittimann as the head of the Allied Command Operations Task Force to combat coronavirus. Lieutenant General Rittimann, a French Army officer with more than 35 years of military service, currently serves at the Vice Chief of Staff of Allied Command Operations.
“The men and women of Allied Command Operations focus day in and day out on deterrence and defense of the Euro-Atlantic Area. We will further leverage our expertise, and our command and control capabilities to facilitate efforts in the fight against COVID-19, delivering results for NATO Allies,” said Wolters.
“As part of NATO’s work to strengthen resilience, Allied Command Operations (ACO) has worked with our Allies for a generation to enhance preparedness for all eventualities. We are now applying these capabilities throughout the Alliance during the coronavirus pandemic,” said Rittimann.

(Archivbild 23. März 2020: Betrieb eines Testzentrums im Saarland –  – Mario Leinen/Bundeswehr)