Coronavirus-Pandemie und Bundeswehr – Sammler 27. März
Der Sammel-Thread zum Thema Bundeswehr und Coronavirus-Pandemie am 27. März 2020 – und es zeichnet sich noch ein bisschen mehr Ereignisreiches im Bereich der Streitkräfte ab:
• Die Bundeswehr stellt sich bei einer absehbaren Ausweitung der Krise auf eine veränderte Arbeit ein – über die bisher eher örtlichen Hilfeleistungen hinaus auf großräumige Einsätze. Einen ersten öffentlichen Hinweis darauf gab Generalinspekteur Eberhard Zorn am (gestrigen) Donnerstag via Twitter nach seinem Besuch bei der 10. Panzerdivision in Veitshöchheim:
Zwar bemühte sich die Bundeswehr zunächst, ebenfalls via Twitter, die Aussagen ihres höchsten Soldaten herunterzuspielen. Dabei geht es, das macht Zorns Ankündigung deutlich, um eine grundlegende Änderung der Führungsstruktur der Streitkräfte in der Pandemie – derzeit noch als Eventualfallplanung. Konkreter wird die am (heutigen) Freitag dazu von der Bundeswehr veröffentlichte Meldung zum Besuch des Generalinspekteurs beim Divisionsstab:
Die vier Brigaden der Division, die in Baden-Württemberg, in Bayern, im Elsass, in Rheinland-Pfalz sowie in Thüringen und Sachsen stationiert sind, halten sich derzeit bereit, um bei der Bewältigung der Corona-Pandemie zu unterstützen. Grundlage dafür ist der Artikel 35 des Grundgesetzes, nach dem die Bundeswehr jederzeit mit technisch-logistischer Unterstützung Amtshilfe für Behörden des Bundes und der Länder leisten kann.
Das macht schon klar (neben der Besonderheit, dass die Division auch deutsche Truppen im französischen Elsass führt, die möglicherweise auch dort zur Unterstützung eingesetzt werden könnten), dass damit die Abkehr von der bisher an Landesgrenzen orientierten Amtshilfe vorgesehen wird.
Da die Länder für den Katastrophenschutz zuständig sind, orientiert sich die Führung der Bundeswehr bei ihrer Amtshilfe für die zivilen Behörden auch an diesen Strukturen: In der Regel sind Landeskommandos die Ansprechpartner, übergeordnet das Kommando Territoriale Aufgaben in Berlin, das wiederum dem Inspekteur der Streitkräftebasis (SKB) als Nationalem Territorialen Befehlshaber untersteht.
Unterhalb des Kommandos Territoriale Aufgaben werden künftig neue Organisations- und Führungsstränge eingezogen: So genannte Regionale Führungsstellen sollen großflächig die Arbeit der Bundeswehr auch über die Grenzen von Bundesländern hinaus koordinieren und führen – zum Beispiel eben die 10. Panzerdivision für Süddeutschland. Vier solcher Stäbe sollen nach den bisherigen Planungen eingerichtet werden, je zwei vom Heer und zwei von der Luftwaffe.
Die Eventualfallplanung Hilfeleistung Corona sieht außerdem so genannte Unterstützungskontingente vor, die in definierten Einsatzräumen dann zur Unterstützung vorgesehen werden – zu einem großen Teil für Transportleistungen, vor allem den geschützten Transport und die Verteilung von Sanitätsmaterial wie Masken und Schutzanzüge.
• Was das konkret bedeutet, ist vielleicht nach einer telefonischen Pressekonferenz mit SKB-Inspekteur Martin Schelleis heute klarer.
Update: Aus technischen Gründen bin ich in die Telefonkonferenz des Inspekteurs nicht reingekommen, aber die Kollegen vom Spiegel haben ein paar mehr Einzelheiten, unter anderem: Neben der 10. Panzerdivision sind die 1. Panzerdivision in Oldenburg, das Luftwaffenkommando in Berlin und das Marinekommando in Rostock als regionale Führungsstellen vorgesehen. Sie sollen bei Bedarf rund 15.000 Soldaten im Nothilfeeinsatz führen:
– 5.500 Soldaten für „Absicherung/Schutz“
– 6.000 für „Unterstützung der Bevölkerung“
– 600 Militärpolizisten der Feldjäger für „Ordnungs-/Verkehrsdienst“
– 18 Dekontaminationsgruppen mit etwa 250 Soldaten der ABC-Abwehr für Desinfektionsaufgaben
– 2.500 Logistiksoldaten mit 500 Lastwagen für „Lagerung, Transport, Umschlag“
Update 2: Weil es im Detail doch etwas komplizierter ist, habe ich das in einem gesonderten Beitrag näher erklärt.
• Wie es der Generalinspekteur bereits vor gut einer Woche angekündigt hatte: Die Pandemie wirkt sich auf die Grundausbildung neuer Rekruten aus, deren Dienst am 1. April beginnen sollte. Das Heer hat das jetzt präzisiert:
Um zukünftig bestmöglich die Verbreitung des Virus einzudämmen, werden alle Grundausbildungen im Heer mit dem Diensteintrittstermin April 2020 verändert ablaufen. Zum 01.04.2020 erfolgt zunächst der “administrative“ Diensteintritt quasi im „Postumlaufverfahren“. Damit wird die rechtlich verbindliche Einstellung vollzogen. Die Bewerber wurden oder werden gerade angeschrieben und über den Ablauf informiert.
Zunächst verbleiben die Rekrutinnen und Rekruten für mindestens 14 Tage in häuslicher Quarantäne an ihren Wohnorten, bevor sie sich bei ihrem Ausbildungstruppenteil melden. Dies ist eine strikte Auflage zur Gesunderhaltung und ist zwingend einzuhalten. Soweit keine Symptome von Covid-19 und kein Kontakt mit Infizierten in den letzten 14 Tagen vorliegen, meldet sich der Rekrut in der Kompanie. Einzelheiten werden bis dahin über Mail / Telefon oder Internet ergänzt und abgestimmt.
Anschließend wird die Grundausbildung in sechs Wochen durchgeführt. Dabei wird auch Dienst an Wochenenden geleistet, um die Zeit in der Kompanie bestens zu nutzen und um darüber hinaus Pendelfahrten zu reduzieren. Dadurch werden wiederum mögliche Kontakte mit potenziell Infizierten verhindert. Die Feierlichen Gelöbnisse werden in dieser Situation nicht in der Öffentlichkeit stattfinden.
• Die aktuellen Zahlen der Amtshilfe-Anträge an die Bundeswehr:
200 Anfragen
44 gebilligt, davon werden 25 derzeit durchgeführt
68 werden bearbeitet bzw. geprüft
9 sind abgeschlossen
der Rest entweder zurückgezogen oder abgelehnt.
Eine Anfrage nach Unterstützung der Bundeswehr für polizeiliche Aufgaben, wie sie Baden-Württemberg erwägt, ist weiterhin nicht offiziell eingegangen.
• Die aktuellen Zahlen zur Infektionssituation in der Bundeswehr:
Im Inland unter Soldatinnen und Soldaten 726 begründete Verdachtsfälle
151 bestätigte Infektionen
Im Auslandseinsatz weiterhin nur das eFP-Bataillon in Litauen mit jetzt fünf (nach vier am Vortag) bestätigten Infektionen
• Die aktuellen Zahlen zu freiwilligen Reservistenmeldungen von Sanitätsdienst und Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBw):
Beim Sanitätsdienst haben sich bis zum gestrigen Donnerstagabend 3.559 Freiwillige gemeldet, davon sind 1.309 als Reservisten einsetzbar.
Beim BAPersBw haben sich bislang 7.900 Reservisten gemeldet; wo und wie sie eingeplant werden können, wird noch geprüft.
(Weiter nach Entwicklung)
(Foto: Soldaten des Logistikbataillons 171 aus Burg bereiten die Verteilung von Sanitätsmaterial in Sachsen-Anhalt vor – Landeskommando Sachsen-Anhalt)
Die Rekruten werden also administrativ aufgenommen und sollen 14 Tage in häusliche Quarantäne verbringen.
Wie soll das denn funktionieren bzw überprüft werden! Die Frauen und Männer waren noch nicht einen Tag im Dienst und wissen doch noch gar nicht, was es heisst 24/7 Soldat zu sein! Auch was es heisst gg die Auflagen zu verstoßen!
Hier bin ich wirklich auf die Ausführungsbestimmungen gespannt!
@T.W.
Regionale Führungsstäbe: 2xHeer, 1xLuftwaffe, 1xMarine werden dem Kommando Territoriale Aufgaben unterstellt. Weitere Kräfte, u.a. „Enabler“ unter Kommando SKB.
Ich bin sehr gespannt was alles noch passiert und inwiefern die Bundeswehr tatsächlich helfen wird. Wird sich alles innerhalb der nächsten 2-3 Wochen zeigen, in denen von vielen das Hoch der Infektionszahlen prognostiziert wird.
Übrigens: Gerade im Spiegel ein Bericht „Bundeswehr mobilisiert 15k Soldaten…“ mit relativ konkreten Informationen und Plänen.
[Danke für den Hinweis – aus technischen Gründen bin ich nicht in die Pressekonferenz des Inspekteur SKB reingekommen… T.W.]
Leider hier nicht ganz passend, aber grade in Irak zeigt das EFK alles, nur nicht, dass es ein Führungskommado ist! Hier ist das EFK Beobachter großer Ereignisse! Hoffe wir einfach mal, dass bei RS die Lage etwas anders aussieht! Allein mir fehlt der Glaube!
[Hm, ich verschiebe es mal in den aktuellen Corona-Thread, weil es wirklich nicht zum Thema Afghanistan gehört. Aber was meinen Sie konkret? T.W.]
@Werner
Es gibt eine Weisung Nr. 4 die alles regelt bezüglich Grundausbildung. Darin ist wirklich ALLES geregelt.
@Werner sagt: 27.03.2020 um 9:46 Uhr
„Die Rekruten werden also administrativ aufgenommen und sollen 14 Tage in häusliche Quarantäne verbringen.
Wie soll das denn funktionieren bzw. überprüft werden! “
1. Die (dann) Rekruten wissen natürlich wie das funktioniert. Denn derzeit ist das Thema häusliche Quarantäne ja nun wirklich keine Raketenwissenschaft mehr. Aber ich würde wetten, dass es dennoch entsprechende schriftliche Hinweise an die (jetzt noch) Zivilisten gibt, wie sie sich ab 01.04. zu verhalten haben.
2. Wieso sollte das „überprüft“ werden? Die zukünftigen Rekruten werden vermutlich eine Eingangsbefragung durch den SanDstBw erhalten und damit hat es sich.
Alles andere sieht man dann ja innerhalb der ersten 14 Tage im Dauerdienst ;)
Wenn ich (noch) Chef einer Ausbildungseinheit wäre, würde mich viel mehr als diese reichlich theoretische Fragestellung interessieren, wie ich die GA unter den aktuellen Rahmenbedingungen sinnvoll durchführen kann. Aber auch hier wird es vermutlich zeitnah Hinweise und Wochenpläne aus Leipzig geben.
Also: alles gut.
@Werner sagt: 27.03.2020 um 9:46 Uhr
q.e.d: @TrVersBearbr sagt: 27.03.2020 um 12:25 Uhr
Und wieder einmal wurde ein weiser Ratschlag von der Seitenlinien von den hierfür zuständigen Stellen bereits bedacht und berücksichtigt.
Der zweite Komentar bezog soch tatsächlich darauf, was „das EFK Bashing soll“. Insofern ist er hier falsch aufgehoben! Gerne würde ich died ausdiskutieren, passt aber wohl eher in den Irak Beitrag! Dann auch gerne mit mehr Inhalt! Aber EFK Bashing hat schon seine Berechtigung auch wenn sie nicht für alles, vor allem wenn direkt aus dem BMVg ebtschieden wird, etwas können.
Zun anderen Thema, nunja, hier wird auf der einen Seite von der ach so wichtigen Isolation von als gesund geltenden für den Einsatz vorgesehenden Personal geredet, auf der anderen Seite ist eine zweiwöchige häusliche Quarantäne, die nicht überwacht werden lann völlig ausreichend! Es wird also dem Einsatzsoldat nicht zugetraut sich zuhause ausreichend zu schützen und nicht ma ein Freigang. Der zukünftige Rekrut, der ja durchazs die Infektion in die Liegenschaft bribgen kann, wird aber einfach nur in häusliche Quarantäne gesetzt und gut ist!
Klar, jetzt wird der ein oder andere argumentieren, dass es hier ja nur um Rekruten geht, wo verpflegen die nochmal gleich, und nicht um den Schutz des Personals in den Einsätzen! Das mag stimmen, trotzdem frage ich mich, was, außer einer Verzögerung des tatsächlichen Diebsteintrittes das beingen soll!
Die Probezeit wird weiter bei sechs Monaten bleiben, die Qualität der Ausbildung, schon jetzt durch dem EUAZR mehr schlecht als recht, wird sich noch weiter verschlechtern!
Die Möglichkeiten der Einheit zu reagieren und Personal wieder loszuwerden reduziert sich weiter (aber auch das ist ein anderes Thema).
Ich bin etwas verwundert das in der Aufstellung der vorgeplanten Kräfte und Mittel keinerlei Fluggerät aufgelist ist und zudem auch keine bodengebunde Krankentransportkapazität aufgeführt wird? Transportkapazität von (Intensiv-)Patienten könnte ja eine der kritischen Ressourcen werden, siehe Geschnisse in Frankreich oder auch die C130 Einsätze der Italienischen Luftwaffe zum Verbringen von Intensivpatienten in das Ausland.
Zu den Diskussionen um den Einsatz von Kräften der Bundeswehr in der aktuellen Lage einige grundsätzliche Überlegungen:
Die CoVid-19-Pandemie fordert auch in Deutschland umfassende Anstrengungen aller, um die einerseits Pandemie so gut wie möglich einzudämmen, um sie wenigsten einigermaßen beherrschbar zu halten, und andererseits die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der dazu erforderlichen Maßnahmen so gering wie möglich zu halten.
Dies ist, nach unserer Verfassung und nach unserem historisch gewachsenen Selbstverständnis Aufgabe aller davon betroffenen zivilen Behörden mit ihren dafür verfügbaren oder verfügbar zu machenden Kräften und Mitteln. Die Bundeswehr hat zunächst ihre genuinen Aufgaben national wie im Rahmen des atlantischen Bündnisses lageangepasst weiter auszuführen. Darüber hinaus ist natürlich auch Aufgabe der Bundeswehr als nationaler Großorganistion zu prüfen, mit welchen Kräften und Mittel sie unter Wahrung ihrer Fähigkeit zur genuinen Aufgabenwahrnehmung zivile Behörden subsidiär (!) unterstützen kann, wenn deren Kräfte und Mittel bei einer Zuspitzung der Lage nicht mehr ausreichen. Insofern hat sie aktuell auch die Aufgabe, sich als nationale Reserve (!) bereitzuhalten.
Soldaten wissen, daß Reserven erst dann einzusetzen sind, wenn ohne ihren Einsatz ein Gefecht oder eine Operation nicht oder nicht mehr im Sinne der ursprünglichen Absicht erfolgreich weitergeführt werden kann und der Einsatz der Reserve die einzige Möglichkeit ist, dies zu ermöglichen. Das verbietet regelmäßig einen verfrühten Einsatz oder ein Verzetteln.
Die Bundeswehr prüft daher aktuell Anträge auf Unterstützung – so wir mir scheint nach einem durchaus strengen Maßstab – und leistet auch in Einzelfällen bereits jetzt Unterstützung. Darüber hinaus optimiert der ZSanDstBw durch Heranziehen von geeigneten (!) Reservisten seine – im Vergleich zum zivilen Gesundheitswesen übrigens durchaus bescheidenen – Kapazitäten.
Viele andere Vorschläge und/oder Forderungen, wo und wie die Bundeswehr unterstützen dürfte/ könnte/ sollte/ müßte, die hier im Verlauf der letzten Wochen gemacht wurden, gehören für mich eher in die Kategorien „dabeisein ist alles“ oder auch „nice to have but nothing to need“. Das ging schon los mit den Quarantänequartieren in Germersheim für die Wuhan-Rückkehrer (keine Angst, ich will damit keineswegs und überhaupt nicht eine abgeschlossene OT-Debatte neu entfachen!). Später konnte man vergleichbare Aufgaben problemlos zivil ohne die Bundeswehr bewältigen.
Die Bundeswehr wird – wie sie das auch in der Vergangenheit bei regionalen Ausnahmezu-ständen wie Hochwasser, Waldbrand usw. selbstverständlich getan hat – in großem Stil unterstützen, wenn es wirklich erforderlich ist. Bis dahin bereitet sie sich drauf planerisch und organisatorisch darauf vor, unterstützt nur in sorgfältig geprüften Einzelfällen und hält sich als nationale Reserve verfügbar.
Dies will ich einfach mal allen zu bedenken geben, die immer neue gute Ideen haben, was die Bundeswehr in der CoVid-19-Krise noch so alles tun könnte (!) und angeblich müßte.
Ist die Planung für das Mitführen von Dienstwaffen, und wenn welche, bereits bekannt? Bei den 600 Feldjäger dürfte es klar sein, aber bei den 5500 Soldaten für Schutz und Absicherung würde mich die Planung sehr interessieren. Werden wir einen bewaffneten Aufmarsch der Bundeswehr im Innern haben?
Was im Spiegel-Bericht noch auffällig ist, ist dass sich die Hauptstadt mit Umland einen eigenen Führungsstab gönnt. Das erscheint mir im Vergleich zu dem was insbesondere die 1. und 10. Panzerdivision abdecken soll unverhältnismäßig. Das hat für mich Geschmäckle.
@Werner sagt: 27.03.2020 um 12:59 Uhr
„Zun anderen Thema, nunja, hier wird auf der einen Seite von der ach so wichtigen Isolation von als gesund geltenden für den Einsatz vorgesehenden Personal geredet, auf der anderen Seite ist eine zweiwöchige häusliche Quarantäne, die nicht überwacht werden lann völlig ausreichend! Es wird also dem Einsatzsoldat nicht zugetraut sich zuhause ausreichend zu schützen und nicht ma ein Freigang. Der zukünftige Rekrut, der ja durchazs die Infektion in die Liegenschaft bribgen kann, wird aber einfach nur in häusliche Quarantäne gesetzt und gut ist!“
Jepp. Genauso. Denn wenn seine GA-Einheit kompromittiert werden sollte, dann hat das keine weitergehenden Auswirkungen.
Wenn das Einsatzkontingent allerdings kompromittiert wird dramatische für die Operationsfähigkeit.
Von daher ist die unterschiedliche Vorgehensweise nicht nur nachvollziehbar, sondern geradezu auf der Hand liegend.
@Peter sagt: 27.03.2020 um 13:54 Uhr
„Ist die Planung für das Mitführen von Dienstwaffen, und wenn welche, bereits bekannt?“
Die Antwort darauf ist mEn ganz einfach: Das kommt auf Lage und Auftrag an.
„Werden wir einen bewaffneten Aufmarsch der Bundeswehr im Innern haben?“
LOL. „Bewaffneter Aufmarsch“?! Welche Szenare schweben Ihnen denn da vor? Ist für Sie ein „Aufmarsch“ bereits die Übernahme einzelner Objektschutzverantwortung? Dann ist es sicherlich denkbar. Oder ist der Aufmarsch erst erfolgt, wenn die Bundeswehr die exekutive Kontrolle über das öffentliche Leben übernimmt. Das wird sicherlich nicht passieren.
Also auch hier: Abwarten und Lage und Auftrag bewerten.
„Was im Spiegel-Bericht noch auffällig ist, ist dass sich die Hauptstadt mit Umland einen eigenen Führungsstab gönnt. Das erscheint mir im Vergleich zu dem was insbesondere die 1. und 10. Panzerdivision abdecken soll unverhältnismäßig. Das hat für mich Geschmäckle.“
Wieso? Natürlich benötigt die bei weitem größte Stadt in DEU, die zudem auch noch Hauptstadt ist eine besondere Betreuung. Hier sind die Aufgaben ja ganz andere als in einem Flächenland wie Niedersachsen. Zudem ist ein Heeresdivisionsstab natürlich auch wesentlich leistungsfähiger in der Führung des operativen Geschäfts als eine Kommandobehörde, die ja ganz andere Aufgaben und Strukturen hat.
Also wo ist jetzt hier das „Geschmäckle“?!
@peter
Mir scheint, dass Einsatzlagen in der Bundeshauptstadt grundsätzlich ein wenig komplexer sind, als von Hintertupfingen. Dass dafür ein eigener Stab genutzt wird, der nicht gleichzeitig Einsätze beim Bewachen von THW-Lagern in Bayern koordiniert, erscheint mir ebenfalls, rein von der mentalen Last her auch sinnvoll.
Was die inhärente Gefahr militärischer Einsätze im inneren angeht, scheint mir, dass das Luftwaffenkommando erstmal eher weniger Verdächtig ist als andere mögliche Kandidaten ;) Außerdem ist man in Berlin vielleicht den Geruch von Brack- und Seewasser nicht so gewöhnt.
Ich bin mir sicher, dass das für die beteiligten Hauptquartiere eine spannende Aufgabe ist. Gleichzeitig weckt es auch bei mir Befürchtungen ber die wachsende Zahl von Exekutivbewfugnissen in dieser Krise. Es bleibt zu hoffen, dass die Ressourcen, die hier vorgehalten werden, nicht zum Einsatz kommen.
@ Peter
Die Bundeswehr macht mit Sicherheit keinen „Aufmarsch“ – die zivile Seite bittet um Amtshilfe, über die dann im Einzelfall entschieden wird. Und nicht zu vergessen: die zivilen Kasernenwachen sind auch nicht immun gegen den Virus. Was liegt also näher, als sich auch hier Reserven zu schaffen?
Da gehen mir so viele Gedanken durch den Kopf, die kann ich hier nur Stichpunktartig wiedergeben:
14 Tage Zuhause sitzen bei voller Bezahlung?
Verlängerung Probezeit?
Wochenende durch Arbeiten in Zeiten von SAZV? Auf den Ausgleichszeitraum bin ich gespannt.
Ich habe in normalen Durchgängen schon immer die meisten Kündiger wegen Heimweh, die Zahlen die auf diese Art und Weise zusammen kommen werden dem BMVG gar nicht schmecken.
Was sollen bitte 6000 Soldaten „Unterstützung der Bevölkerung“ machen? Einkaufshelfer? So Was kann doch nicht mit Artikel 35 gemeint sein, oder?
Danke Spiess!
Da kann der Koffer noch so optimistisch drein blicken! Für diesen Grundausbildungsdurchgang wird das erhebliche Auswirkungen haben, da brauche ich „kein Raketenwissenschaftler“ zu sein!
Mir scheint, Herr Koffer, sie überschätzen, dass was in den Einsätzen vermeintlich an wichtigen Aufgaben geleistet wird und unterschätzen die Wichtigkeit der Grundausbildung in der Auswirkubg auf die Kampfverbände!
Horido Kamerad!
@Werner sagt: 27.03.2020 um 18:30 Uhr
„Da kann der Koffer noch so optimistisch drein blicken! Für diesen Grundausbildungsdurchgang wird das erhebliche Auswirkungen haben“
Natürlich wird es das. Wenn 12 Wochen in 6 Wochen komprimiert werden müssen (trotz WE-Diensten) hat das natürlich erhebliche Auswirkungen. Wo wurde das jemals bestritten??
„Mir scheint, Herr Koffer, sie überschätzen, dass was in den Einsätzen vermeintlich an wichtigen Aufgaben geleistet wird und unterschätzen die Wichtigkeit der Grundausbildung in der Auswirkubg auf die Kampfverbände!“
Da ich sowohl in dem einen als auch in dem anderen reichlich Erfahrung habe, denn ich das ich da einen recht guten Eindruck habe.
@AGA Spieß: Ich denke mal, sowas wie derzeit im Saarland. Dort werden von Zivilisten Abstrichproben genommen.
Geht man den Weg von Südkorea, dann muss man täglich große Mengen an Menschen testen. Entweder zu Hause, wo das jeder selbst erledigt, und/oder in Testzentren, die wie drive-in oder in Telefonzellen erfolgen.
Kann sich aber auch um diverse Tätigkeiten wie be- entladen von Material handeln, oder falls Gebäude umfunktioniert oder evakuiert werden müssen. Gerade bei Altersheimen braucht man viele Helfer.
@koffer
Warum es für mich Geschmäckle hat erkläre ich gerne. Gehen wir zurück zu den Zeiten der DDR. War die Versorgungslage im Rest der DDR auch noch so schlecht, egal ob zum Beispiel mit Obst, im Bau- oder im Gesundheitswesen, in der Hauptstadt der DDR gönnte man sich immer einen Extraschluck aus der Pulle.
Wir können es auch an Zahlen (gerundet) festmachen:
Berlin + Brandenburg: 5,1 Mio. Einwohner
Dagegen:
Schleswig-Holstein + Mecklenburg-Vorpommern + Hamburg: 6,3 Mio. Einwohner
Nordrhein-Westfalen + Hessen + Niedersachsen + Bremen + Sachsen-Anhalt: 35 Mio. Einwohner
Bayern + Baden-Württemberg + Rheinland-Pfalz + Saarland + Thüringen + Sachsen: 35 Mio. Einwohner
Wissen Sie wie das für mich aussieht? Da hat jemand sehr sauber gerechnet. Sonderbehandlung für Berlin, eine weitere ähnlich kleine Gruppe als Alibi dazugestrickt, damit das mit Berlin nicht so auffällt und dann den ganzen Rest einfach 50:50 verteilt. Die Bundeshauptstadt hat sich gewaltig vorgedrängelt, sollten es zu Verteilungsrangeleien für Bundeswehr-Resourcen kommen. 5 Mio. Berliner/Brandenburger sind wohl mehr wert als 35 Mio. Bürger in anderen Bundesländern.
Zur Erinnerung, ohne dass meines Wissens eine formale Anfrage an die Bundeswehr gestellt wurde, schwadronierte man in der Hauptstadt schon davon die Bundeswehr ein 1000 Patienten Lazarett in Berlin aufbauen zu lassen. Man gönnt sich ja sonst nichts. Zur gleichen Zeit als diese Phantasien aus der Hauptstadt die Runde machten lehnte die Bundeswehr ein erstes Hilfegesuchen aus Heinsberg ab (mittlerweile hilft man dort im kleinen Rahmen). Das hinterlässt Geschmäckle.
Zum meinem Begriff Aufmarsch sage ich auch noch etwas. Der war sehr bewusst gewählt. Unser Gastgeber hat dankenswerterweise in einem anderen Artikel Hintergrundinformationen geliefert. Trotzdem mache ich mir Sorgen ob es eine gute Idee ist Soldaten mit Waffen auf unsere Straßen zu stellen. Die Konfliktlösungs-Mechanismen die Soldaten einüben sind nicht gerade die, die ich auf unseren Straßen sehen möchte. Wenn ich mir dann noch vorstelle, dass der eine oder andere rechtsradikale Kamerad darunter ist, der dem Bürger jetzt mal zeigen kann wie seine Vorstellung von Staatsmacht aussieht, nein danke.
[Stopp. Jetzt hier mit Verschwörungstheorien anzukommen, bremse ich gleich mal aus – netterweise kümmern Sie sich erst mal um die Fakten, z.B. beim angeblichen „schwadronierte man in der Hauptstadt schon davon die Bundeswehr ein 1000 Patienten Lazarett in Berlin aufbauen zu lassen“. Die Fakten standen hier auch zum Nachlesen, und auch wenn der Regierende Bürgermeister recht unglücklich formuliert hat: So hat er das nun auch nicht gesagt. Der Zuständigkeitsbereich eines Kommandostabes sagt auch erst mal nichts darüber aus, welche Mittel er zur Verfügung hat. Mit anderen Worten: Jedem seine Meinung, aber Stammtischparolen beende ich hier kurzerhand. T.W.]
@ Peter am 27.03.2020 um 20:58 Uhr :
Man kann die jetzte befohlene Führungsstruktur bzw. Truppeneinteilung auch ganz anders sehen. In einer Krise ist auch ein gut organisierter Stab überfordert, 16 (!) unterschiedliche Landeskommandos zu führen und Entscheidungen immer so schnell zu treffen, wie es nötig ist. Daher ist es sinnvoll, hier eine „Zwischenebene“ einzuziehen. 1. und 10. Panzerdivision verfügen in den ihnen jetzt zugewiesenen Räumen mit ihren Brigaden und Bataillonen über eingespielte (!) Führungsstrukturen, gleiches gilt für die Marine, die nun mal naturgemäß an den Küsten stationiert ist. Sozusagen als „Rest“ bleibt dann eben Berlin und Brandenburg. Ich vermag in dieser Entscheidung einzig und allein militärisch sinnvolle Gründe fern von unsachlichen Erwägungen zu erkennen.
Übrigens kann man Truppeneinteilungen auch je nach Entwicklung der Lage ändern und anpassen …
@Obristlieutenant
So ist es.
Lageangepasste Truppeneinteilungen stellen probates Führungsmittel in von der Norm abweichender Lagefeststellung/BdL dar.
Dennoch stellt sich m.E. die Frage der Sinnhaftigkeit gegenwärtiger Struktur des Territorialen, in der das Kommando ohne landesweite Ausrufung Kat-Fall nicht Herr von Truppe wird.
Wie zu lesen ist, hatte der GI eine Überprüfung angeordnet – vor Corona. Da wird Schwung reinkommen. Gut so.
@Peter
„ Trotzdem mache ich mir Sorgen ob es eine gute Idee ist Soldaten mit Waffen auf unsere Straßen zu stellen. Die Konfliktlösungs-Mechanismen die Soldaten einüben sind nicht gerade die, die ich auf unseren Straßen sehen möchte.“
1. Sind mit den Feldjäger schon immer bewaffnete Soldaten auf der Straße und erfüllen jeden Tag ihren Auftrag z.B, bei der Wahrnehmung von Sicherheitsaufgaben und das ohne Angst und Schrecken zu verbreiten!
2. Haben auch andere Truppenteile in diversen Auslandseinsätzen mit verschiedenen Eingriffsrechten gezeigt, dass die Bundeswehr und ihre Soldaten Lageangepasst und Verhältnismäßig agieren kann.
3. Ich finde dieses Bild, dass von dem ein oder anderen beim Einsatz der Bundeswehr im Innern immer wieder gezeichnet wird, beschämend.
„ Wenn ich mir dann noch vorstelle, dass der eine oder andere rechtsradikale Kamerad darunter ist, der dem Bürger jetzt mal zeigen kann wie seine Vorstellung von Staatsmacht aussieht, nein danke.“
Ich habe mir lange überlegt, ob ich zu diesem Satz überhaupt etwas schreiben soll. Ich weiß nicht welch Bild sie von der Bundeswehr haben und wie dies gezeichnet wurde, aber mit der Realität hat das nichts zu tun. Rechtsradikalismus gibt es in der Gesellschaft und auch in den staatlichen Organisationen, dass muss man bekämpfen. Doch pauschal die Eignung der Bundeswehr für einen verhältnismäßigen Einsatz im Innern zur Unterstützung der Polizei abzusprechen, ist falsch.
Was die in einem vorherigen Kommentar aangefragten Transportkapazitäten angeht: jedes SanUstgZ muss derzeit je einen ArztTrp und einen SanTrp zur Verfügung halten. Das mag jetzt nicht die Riesenmasse sein, aber es ist auch nicht „nichts“.
Um den Nachschub an Medikamenten und SanMat sicherzustellen, wurden die VersInstZ SanMat zusammen mit acht SanOffz Apotheker und 15 Pharmaziestudierenden aus den Reihen der SanOA verstärkt. Die Kameradinnen und Kameraden treten morgen ihren Dienst dort an.
[Also, ich übersetze ein letztes Mal ins Deutsche: Um den Nachschub an Medikamenten und Sanitätsmaterial sicherzustellen, wurden die Versorgungs- und Instandsetzungszentren zusammen mit acht Sanitätsoffizieren Apotheker und 15 Pharmaziestudierenden aus den Reihen der Sanitätsoffizieranwärter verstärkt. Da ich permanent darauf hinweisen muss…T.W.]