Coronavirus-Pandemie und Bundeswehr – Sammler 19. März
Der aktuelle Sammelthread zu den Vorgängen rund um Bundeswehr, Streitkräfte und die Coronavirus-Pandemie – am 19. März 2020 mit dem Schwerpunkt auf der Pressekonferenz von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Generalinspekteur Eberhard Zorn:
• An der deutsch-polnischen Grenze unterstützen Soldaten der Panzergrenadierbrigade 37 (Foto oben, wie bereits im gestrigen Sammler erwähnt) zivile Hilfsorganisationen, die wartende Auto- und Lastwagenfahrer mit Getränken und Lebensmitteln versorgen. Wegen der Sperrung der Grenze auf polnischer Seite haben sich vor allen Grenzübergängen ins Nachbarland Staus von 65 Kilometern Länge und mehr gebildet:
#DeutschesHeer hilft LKW-Fahrern in Not:
65 km Stau vor der polnischen Grenze, nichts geht mehr. #Soldaten der #PzGrenBrig37 helfen den Menschen vor Ort und verteilen nachts Lunchpakete. @MPKretschmer hatte zuvor @akk um Unterstützung gebeten.#FürEuchGemeinsamStark pic.twitter.com/IU8xB9AOqL
— Heer (@Deutsches_Heer) March 19, 2020
• Bereits vor ihrer Pressekonferenz (1300 Uhr geplant) hat Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer in einem Interview der Financial Times skizziert, was die Bundeswehr noch an Hilfeleistung kurzfristig bereit stellen könnte – unter anderem logistische Unterstützung, also beim Transport. Interessant auch die Aussage, dass nicht nur im Sanitätsdienst Reservisten aufgerufen seien, sich zu melden:
“We have called on all reservists, especially those with medical experience, to register with us,” she told the Financial Times. “We are providing healthcare professionals wherever they are needed.
“If we have transport problems, because so many truck-drivers are held up at the borders and are no longer available, the Bundeswehr has vehicles and drivers who can take on the work to supply the population.”
Bislang gibt es den offiziellen Aufruf an Reservisten nur für den Sanitätsdienst, mal abwarten, was da noch kommt.
• Die Einbeziehung von Reservisten – über den Sanitätsdienst hinaus – kündigte die Ministerin auch in einem Tagesbefehl an, der am Donnerstag vormittag erlassen wurde. Neben dem Erhalt der Einsatzbereitschaft und der Unterstützung ziviler Behörden komme es nun darauf an, zusätzliche Kräfte zu organisieren:
Zum Dritten sollten wir die unschätzbaren Fähigkeiten unserer Reservistinnen und Reservisten sinnvoll nutzen. In der Sanität ist das bereits angelaufen. Nun wollen wir, auch mit Hilfe der Landeskommandos, über die Sanität hinaus Strukturen schaffen, die es für die Reserve ermöglichen, nützliche Beiträge leisten zu können. Darauf wird es ankommen, insbesondere wenn die Krise länger andauert.
Details nannte Kramp-Karrenbauer in dem Tagesbefehl (noch) nicht.
Sie rief auch die Truppe auf, mit organisatorischen Maßnahmen Infektionen zu verhindern: Je weniger Angehörige der Bundeswehr sich anstecken, desto mehr tragen wir dazu bei, dass sich das Virus langsamer verbreitet und in seinen Auswirkungen besser zu kontrollieren ist. Dafür müsse sich die Bundeswehr flexibel zeigen und mobiles Arbeiten, Sonderurlaub, Abbau von Überstunden und ähnliches zulassen. Dabei müssten die Disziplinarvorgesetzten auch unorthodoxe Lösungswege suchen, sagte die Ministerin.
• Den Tagesbefehl gibt es jetzt auch von der Ministerin vorgelesen im Video und als Text auf der Bundeswehr-Webseite.
(und vorsorglich auch hier: 20200319_AKK_Tagesbefehl_Corona)
• Zur Pressekonferenz der Ministerin und des Generalinspekteurs gibt es einen gesonderten Eintrag:
• Lageupdate von der Marine:
• Noch ein Punkt am Abend, bei dem nicht die Maßnahme selbst, sondern die Dauer interessant ist: Das Heer hat Dienstreisen auf ein Minimum heruntergefahren – bis mindestens Anfang Juni. Ebenfalls bis Anfang Juni sollen Pendlerfahrten möglichst dadurch reduziert werden, das die Dienstphasen blockweise geleistet werden – während ohnehin die Bemühung für viele Dienststellen gilt, auf das operative Minimum herunterzufahren.
(Weiter voraussichtlich dann erst am Freitag)
(Foto: Soldaten versorgen in der Nacht zum 19. März 2020 Lastwagenfahrer an der deutsch-polnischen Grenze – Anne Weinrich/Bundeswehr)
@MikeFox Vorgängerfaden
Selbstverständlich sind die Strukturen fast die alten, aber wenn der oberste Chef nicht „springen“ sagt, springt keiner los!
@0300-Infantrie Vorgängerfade
Auch sie haben es nicht verstanden, dass es jetzt nicht auf Bequemlichkeit ankommt.
Verpflegung wurde schon zig mal erörtert – ähnlich wie bei Fluthilfe wird dann die Gulaschkanone rausgeholt und zur Not versorgen sich die Soldaten selbst.
In der Fahrzeughalle werden Tische aufgebaut und ein paar elektrische Kochplatten aus dem Campingbedarf (Baumarkt) und es wird gekocht.
Einfache Mahlzeiten, aber das kann man 2 Wochen schon mal machen. Bis dahin sind dann auch andere Kräfte mobilisiert (Katastrophenschutz mit Versorgungseinheit).
Sanitäreinrichtungen ähnlicher Fall. Selbst bei nur einer (1) Dusche schaffe ich pro Tag 100 Soldaten.
Toiletten sind jawohl vorhanden, Dienstbetrieb findet ja auch statt.
Vielleicht nur zur Klarstellung. Niemand will ja die 25000 Soldaten in eine (1) Kaserne pressen, sondern in jeder Kaserne sind dann, abgesondert wenn machbar, vielleicht 50-400 Soldaten. Je nach Größe und Möglichkeit.
Übrigens habe ich gestern einen interessanten Transport gesehen.
Bundeswehr LKW mit merkwürdigem Anhänger (mir unbekanntes Gerät)
Ein Logo und Hersteller war erkennbar – Internetrecherche sagt:
Petkus Technologie GmbH – Saatgutreiniger
http://www.petkus.de/produkte/-/info/mobile-anlagen/saatgutreinigung
Wäre mir neu, dass die Bundeswehr jetzt zivile Logistikaufgaben übernommen hat.
[Vielleicht kann man das Gerät auch für andere Aufgaben einsetzen? Wo war das denn? T.W.]
Hallo Thomas,
liegen dir Informationen zu dem Landesregiement in Bayern und den RSU Kompanieen vor?
Danke,
G.
[Da die Frage vermutlich einige interessiert, kurze Antwort: Bislang noch nicht, ich bleibe aber dran. T.W.]
@FGG 1 / Personalgewinnung o.ä
KarrC schließen oder sind bereits geschlossen. Gibt es Pläne, inwiefern mögliche SaZ Anwärter im Status FWDL, die bisher nicht geprüft wurden in dieser längerfristigen Krise weiterverpflichtet bzw. weiterhin als FWDL Dienst leisten könnten? Kritisch wären diejenigen deren Restdienstzeit als FWDL nicht mehr ausreichen könnte / nicht mehr ausreicht?
Wird der Diensteintritt 01.04. ausgesetzt? Schutz vor Neuinfektionen in der Truppe. In manchen Wirrköpfen geistert die Angst um den Verlust derer rum…
@Ghibli
ggf. hat die Firma vorher Maschinen in ungenutzten BW Hallen untergebracht, praktisch als „Untermieter“. Und im Rahmen der Krisenvorbereitungen werden diese Hallen jetzt klar gemacht. Ist zumindest eine Idee. Wo haben Sie den Transport gesehen?
Für die Fraktion Panik/Weltuntergang/Gulaschkanone
Meine Soldaten sind alle zuhause, aber im Dienst.
Fahrzeuge getankt, Zugang sicher gestellt, EPA besorgt etc etc.
30% sind innerhalb von 30’ am Standort
75% innerhalb 60’ und 85% innerhalb 90’.
Der Rest wohnt entweder zu weit weg oder ist aus anderen Gründen nicht frei verfügbar.
Es gibt also schlicht keinen Grund jetzt alle Reserven aufzubrauchen. Wenn es notwendig ist sind wir in 2h abmarschbereit mit 85% Personal. Also ich finde das ausreichend.
@Ghibli
Ich könnte mir vorstellen, dass diese Merkmale von nutzen sind um irgendwo Weizen abzupacken:
Big-Bag Abfüllung
Absackung
Ah, das kann sein mit den genutzten Hallen.
Gesehen auf der B192 (Mecklenburg-Vorpommern) von Waren/Müritz Richtung Westen (noch vor Sietow).
In Waren/Müritz ist der Standort Warenshof (Bundeswehrdepot) oder der LKW kam sogar aus Neubrandenburg.
Aber eigentlich haben die Bauern hier in der Gegend genügend alte LPG Hallen, aber kann schon sein mit de m Unterstellen.
Leider habe ich nicht auf das Kennzeichen vom Anhänger geschaut.
Hm, so lange nichts genaues nicht klar ist… bitte ich einfach ein bisschen um Vorsicht mit spekulativen Überlegungen. Hinweise auf Vorgänge natürlich gerne, aber bei den Folgerungen bitte Zurückhaltung…
@Langenichtgepostedleider vergessen
++ Es scheint das die Truppe noch genug Sinn und Verstand hat!
Und sie wollen dann was machen mit den 85% Personal?
Nicht vergessen, sie wissen dann nicht wer virusfrei ist.
Sie können dann natürlich allgemeine Aufgaben übernehmen, das können aber auch die Landesbeamten und kommunalen Angestellten, die eh nicht normal arbeiten können/dürfen.
Aber jede Aufgabe, die einen virusfreien Bezug hat, wird dann sehr gefährlich – Beispiel ältere Menschen in Pflegeheimen unterstützen.
Die angestammten Pflegekräfte (gut ausgebildet), werden dann zur Hälfte in die Krankenhäuser und Notlazarette verlegt.
Sie haben doch dann immer noch genügend Reserve, die zuhause geblieben ist.
Ich hörte schon aus TrTl, dass der DA der Grundausbildung zum 01.04. vollzogen wird, die Rekruten nach DA aber wieder nach Hause geschickt werden.
Wenn man die „Hygienemaßnahmen“ richtig umsetzt sicherlich halbwegs gut umsetzbar.
Aus dem Bauch heraus halte ich das für die richtige Entscheidung.
Der DA muss erfolgen, dass das faktische Dienstverhältnis beginnt. Ein Aussetzen des DA halte ich, systembedingt, für nicht möglich.
@Ghibli
Ja aber was soll man denn stattdessen machen?
Ca. 1000 Mann an einem normalen Heeres Standort improvisiert in der Kaserne einsperren?
Toll dann kann ich nach 2 Wochen schauen ob ich 1000 Mann die jetzt gerade gesund sind bis ich ihnen einmal den Auftrag gebe eine Versorgungsfahrt zu machen und schon ist es wieder ungewiss oder ich hab 1000 zusätzliche Kranke die damit die Krise deutlich schlimmer machen.
Wenn man da mal Kernrisiko mit Kernchance vergleicht macht es das doch reicht leicht sich zu entscheiden und gibt deutlich Recht Langenichtgepostedleider vergessen.
Wieso sagt die Ministerin, dass man nur die Erreichbarkeit der Mitglieder des Verbandes der Reservisten der BW kenne?
Die Einstellung zum 1.4.2020 findet statt, geht aber mit einem verspäteten Dienstantritt und einer verkürzten GA einher. Die Weisung (Wsg Nr 4) aus dem BMVg dazu erwarten wir morgen bzw zeitnah. Das ist auf einem guten Weg und in meinen Augen hervorragend gestafft. Was dann Ende April ist, wird mir einer neuen BdL (Beurteilung der Lage ;) ) eingehen müssen.
Guten Tag,
ich habe mal eine Frage zu dem oben abgebildeten Bild.
Zu meiner Grundwehrdienstzeit (1997/1998) war das Tragen eines Bartes nicht gewünscht, da es angeblich das Anlegen einer ABC-Maske erschwerte. Nun sehe in letzter Zeit vermehrt Soldaten mit einem Bart, wie im obrigen Bild zu sehen ist. Haben sich da die Regelungen verändert bzw. klappt denn das Anlegen der PSA bei einem Vollbart?
[Ich nehme das mal zum Anlass, darum zu bitten, solche echten Off-Topic-Themen hier nicht einfach reinzuwerfen, das hilft keinem. Ansonsten: Sie kennen Google? Ach so, dann: let me google this for you.
https://augengeradeaus.net/wp-content/uploads/2014/01/Erscheinungsbild_Soldat-innen.pdf
T.W.]
@JohSte sagt: 19.03.2020 um 12:41 Uhr
„++ Es scheint das die Truppe noch genug Sinn und Verstand hat!“
Hm, hatte wir nicht vor kurzem die Diskussion über „das BMVg gibt nur den Rahmen vor und die Kommandeure und Dienststellenleiter setzen diese dann im Rahmen eigener Verantwortlichkeit um“?
Ein gutes Beispiel.
@Topsan sagt: 19.03.2020 um 14:15 Uhr
„Die Einstellung zum 1.4.2020 findet statt, geht aber mit einem verspäteten Dienstantritt und einer verkürzten GA einher. Die Weisung (Wsg Nr 4) aus dem BMVg dazu erwarten wir morgen bzw zeitnah. Das ist auf einem guten Weg und in meinen Augen hervorragend gestafft. Was dann Ende April ist, wird mir einer neuen BdL (Beurteilung der Lage ;) ) eingehen müssen.“
Danke für diese Information und Klarstellung.
TRENNUNG
Vielleicht wird hier jetzt mal endlich anerkannt, dass die Bundeswehr das ganze bisher ziemlich gut im Griff hat?!?
Man kann vieles im Detail immer besser machen.
Erst recht kann man das vom Spielfeldrand behaupten.
Aber worauf es im Militär ankommt ist nicht die perfekte Lösung, sondern die hinreichende. Alles andere ist Schmuck am Nachthemd.
Ghibli schrieb:
„Aber jede Aufgabe, die einen virusfreien Bezug hat, wird dann sehr gefährlich – Beispiel ältere Menschen in Pflegeheimen unterstützen.
Die angestammten Pflegekräfte (gut ausgebildet), werden dann zur Hälfte in die Krankenhäuser und Notlazarette verlegt.“
…
Uii … also da wär ich mal seeeeeehr vorsichtig, sag ich mal als Mitarbeiter eines Pflegeheims. 90% meiner KollegInnen sind definitiv nicht für die Verlegung in Krankenhäuser und Notlazarette geeignet – es sei denn, sie wollen die Mortalitätsrate erhöhen. Das Sparen, das babylonische Sprachgewirr, Abstriche noch und nöcher in der Ausbildung und Herunterlassen jeglichen Anspruchs einer qualitativ hochwertigen Pflege haben doch einige Spuren hinterlassen. Also ich freue mich sicher über Unterstützung muskelbepackter, tatkräftiger Soldaten, die gut deutsch sprechen und auch noch ohne „Aber …“ Anweisungen befolgen, aber bitte lasst die Altenpfleger dort wo sie sind – mehr geht nicht. Viele haben ja nicht mal in der Ausbildung ein Krankenhaus gesehen, weil der Arbeitgeber muckte, dass sei für ihn verschwendete Zeit.
LG
Ist denn schon bekannt wann die GA, welche eigentlich am 01.04.2020 starten sollte, anfängt? Würd mich sehr interessieren da es mich betrifft.
Las ich nicht irgendwo hier in den Kommentaren, dass der Dienstantritt zwar am 1.4. sei, aber dann die Kameraden erstmal nach Hause geschickt werden?
[Lesevorschlag: Der Bericht auf Augen geradeaus! zur Pressekonferenz von Verteidigungsministerin und GI. Könnte ja helfen.
https://augengeradeaus.net/2020/03/bundeswehr-richtet-sich-auf-langfristige-hilfe-in-coronavirus-pandemie-ein-keine-corona-parties-aufloesen/
T.W.]
@Auchmal
Der Soldat, der noch nie im Bereich Pflege gearbeitet hat und noch nie eine Spritze gesetzt hat, geschweige denn weiß was bestimmte Fachbegriffe sind soll dann ins Krankenhaus/Notlazarett? Vielleicht sogar Angst hat etwas falsche zu machen und im Zweifel dann nichts tut und auf die ausgebildete Krankenschwester wartet? Ist nicht jeder ein Universal Soldier.
Einer muss ja hin und helfen, dann doch lieber den zumindest halbwegs ausgebildeten Altenpfleger.
Der soll ja auch nicht die Intensivpatienten behandeln, sondern bei den „normalen Patienten“ mithelfen – Tropf wechseln, wenn das Überwachungsgerät am Krankenbett mal wieder piept nachschauen wieso es piept. Passiert leider sehr oft bei manchen Patienten.
Zumindest in meinem Freundeskreis arbeiten 2 als Altenpfleger und die kennen sich 10 mal mehr aus als ich.
Selbtverständlich sind medizinisch ausgebildete Soldaten die bessere Lösung für ein Krankenhaus, aber auch da stößt die Bundeswehr dann irgendwann an ihre Grenzen.
Und wird die AGA dann verkürzt ablaufen?
Da werden doch diverse Ausbildungsinhalte zu kurz kommen, sollte diese erst Ende April starten.