Coronavirus: AKK sichert Einsatz- und Hilfsfähigkeit der Bundeswehr zu (Nachtrag)
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat zugesichert, dass die Bundeswehr angesichts der aktuellen Ausbreitung des neuartigen Coronavirus einsatzbereit und auch zur Amtshilfe für andere Behörden in der Lage sei. Die Streitkräfte seien bereit, Hilfe zu leisten, wo es nötig ist, sagte die Ministerin der Welt am Sonntag. Unterdessen reduzierten einzelne Kommandobehörden der Bundeswehr ihren Dienstbetrieb auf das unabweisbar Notwendige.
In dem Interview mit der Sonntagszeitung (Link aus bekannten Gründen nicht, ohnehin hinter Paywall) verwies Kramp-Karrenbauer darauf, dass die Bundeswehr bereits jetzt zivile Behörden im Kampf gegen das SARS-CoV-2-Virus unterstütze. Wir leisten mit unserem Beschaffungsamt Amtshilfe für das Bundesgesundheitsministerium, verhandeln und schließen sehr schnell Verträge, beschaffen Atemmasken, Schutzanzüge, Medikamente. Wir stellen Lagerkapazitäten zur Verfügung, medizinisches Personal zur Verstärkung der Laborkapazitäten. Zudem seien Reservisten des Sanitätsdienstes aufgerufen worden, sich zur Unterstützung der Bundeswehrkrankenhäuser zu melden: Wenn wir helfen können, tun wir es.
In der Bundeswehr gab es nach Angaben von Kramp-Karrenbauer bis zum vergangenen Freitagabend 18 bestätigte Erkrankte und 120 begründete Verdachtsfälle. Allerdings würden sich die Zahlen ständig verändern. In der Bundeswehr gebe es Notfallpläne, um den Dienst auch mit verrringertem Personal weiterführen zu können, und in einigen Kasernen dürften die Soldaten das Kasernengelände nicht verlassen. Wir tun unser Bestes, um die Lage so weit wie möglich zu kontrollieren, denn wir werden gebraucht, sagte die Ministerin.
Das Kommando Streitkräftebasis in Bonn kündigte am Sonntagmorgen an, in einen Notbetrieb zu gehen:
Zum Schutz der Menschen reduziert die Streitkräftebasis angesichts der weiterhin rasanten Ausbreitung des Corona-Virus den Dienstbetrieb ab sofort auf das unabweisbar Notwendige. Das dafür nicht benötigte Personal bleibt auf Abruf zuhause. Führungsfähigkeit, Einsatz- und Arbeitsbereitschaft bleiben gewährleistet, ebenso die Fähigkeit zur raschen Hilfeleistung im Bedarfsfall. Diese Reduzierung gilt bis auf Weiteres. Die Rückkehr zum Normalbetrieb ist jederzeit möglich.
Am Freitag hatte bereits das Kommando Heer in Strausberg in Brandenburg nach einem Infektionsfall den Präsenzbetrieb reduziert.
Allerdings gab es zum Wochenende in den Bereichen der Bundeswehr ein sehr unterschiedliches Bild: Während einzelne Einrichtungen wie die Bundeswehruniversitäten in München und Hamburg und die Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg praktisch den Betrieb eingestellt haben, berichteten einzelne Soldaten davon, dass sie zu Lehrgängen am (morgigen) Montag wie bisher zur Anreise auch quer durch die Republik verpflichtet seien.
Unter anderem hatte zwar das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr via Twitter darauf hingewiesen, dass es Virusverdacht beim Bundessprachenamt in Hürth bei Köln gebe – Lehrgangsteilnehmer berichteten allerdings, sie seien unverändert zum Dienstantritt bei einem Lehrgang am (morgigen) Montag verpflichtet. Ähnliches galt für zentrale Lehrgänge anderer Bundeswehreinrichtungen, zu denen die teilnehmenden Soldaten und teilweise auch Zivilisten am Wochenende anreisen sollten.
Nachtrag: Die Lehrgänge am Bundessprachenamt werden vorerst ausgesetzt:
Fremdsprachlehrgänge am #BSprA zunächst ausgesetzt. #Lehrgangsteilnehmer werden darüber aktuell informiert.
Vorgesehene Prüfungen werden mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen angeboten, können jedoch verschoben und nachgeholt werden. #COVIDー19 #FlattenTheCurve
— Bundeswehr Personal (@PIZ_Personal) March 15, 2020
(Weiter ggf. nach Entwicklung)
(Foto: Kramp-Karrenbauer am Rande der Kabinettssitzung im Bundeskanzleramt am 11.03.2020 – Felix Zahn/photothek.net)
@IstEgal
Ich will nicht zu sehr vom eigentlich Thema abschweifen, aber ihre Punkte sind doch nicht wirklich ein Hindernis!
Da ja nur ein Bruchteil der Soldaten in der Kaserne bleibt (ihrer Meinung nach nur 15 % = 27.000 Soldaten), wird es doch machbar sein die passenden Zeltbahnen und Schlafsäcke von anderen heimfahrenden Soldaten zu besorgen. (Bekleidungsstammkarte austragen, beim kasernierten Soldaten eintragen)
Natürlich setzt dies ein komplett von oben abgesegnetes Verfahren voraus, ist aber eigentlich recht einfach (auch rechtlich) umzusetzen.
Man muss nur die Verantwortung für die anstehenden Kosten (Schlafsack, Zeltbahn verschlissen) tragen wollen.
Auch in Absprache mit Zentrallagern (also dem verantwortlichen Betriebsleiter) kann auf Rechnung gekauft werden und auch später ordentlich abgerechnet werden. (auch hier muss natürlich die politische Führung vorher ein Statement abgeben und der zuständige Rechnungsmensch der Brigade angewiesen werden)
Vielleicht ist das bei vielen noch nicht angekommen, aber diese Maßnahmen sind politisch abgesichert.
Am Freitag haben Finanzminister Scholz und Wirtschaftsminister Altmaier klipp und klar gesagt, dass es am Geld nicht scheitern soll.
War zwar auf die Wirtschaft bezogen, aber würde mich wundern, wenn jetzt die Bundeswehr finanzrechtliche Probleme bekommen sollte wegen 5 Millionen Euro für ein paar kaputte Schlafsäcke und Lebensmittel und einem fehlendem Buchaltungskonto.
Der Staat muss dafür Sorge tragen, dass in 2-3 Wochen (Anfang April) bestimmte wichtige Strukturen in Deutschland fähig sind zu helfen.
Wenn möglich auch ihren normalen Auftrag auszuführen, aber die Möglichkeit zur Amtshilfe ist hier wichtiger.
Mehrere meiner Freunde arbeiten als Landesbeamte in verschiedenen Verwaltungsstrukturen und dort wird ab Montag alles nach Hause geschickt.
Damit diese Ämter (also das Personal) in 2 oder 4 Wochen überhaupt noch Amtshilfe leisten können und nicht reihenweise das Personal ausfällt.
Der Vorteil der Armee ist doch gerade ein großer Pool an Personal, welches jung ist und damit weniger anfällig. (eigentlich alles von Gefreiter bis Stabsgefreiter, Unteroffizier, Feldwebel & Oberfeldwebel, Leutnant & Oberleutnant)
Auch um die Leute im Auslandseinsatz mache ich mir keine Sorgen. Klar ist es nervig jetzt nicht planmäßig abgelöst zu werden, aber wer auch nur für 10 Sekunden seine Berufung und Berufswahl Ernst nimmt und das Coronavirus mit seinen gesellschaftlichen Auswirkungen Ernst nimmt, der hat dafür Verständnis.
Das Problem bei unseren THW- und Katastrophenschutzhelfern ist halt, dass man sie jetzt leider nicht zur Essensausteilung oder leichten Unterstützungsarbeiten in die Pflegeheime und Krankenhäuser schicken kann, weil man eben nicht weiß ob sie infiziert sind oder nicht.
Das Problem wäre bei kasernierten Soldaten zumindest bei korrektem Verhalten bei der Hilfeleistung sehr begrenzt.
Ein anderer Freund ist Altenpfleger in der Hauspflege. Der muss (!) jeden Tag zu den Patienten und Insulinspritzen setzen und andere Tätigkeiten ausführen (Waschen, Windeln).
Hier würde einfach ein wenig Entlastung schon sehr viel helfen, aber die Patienten dürfen sich unter keinen Umständen anstecken, denn diese Patienten würden mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit sofort ein freies Intensivbett benötigen – diese werden dann sehr knapp sein.
Diese „Reserve“ kostet uns nur ein wenig Geld, Organisation und leichtes Umdenken in der täglichen Routine.
Außer Soldaten (und vielleicht Polizei) kann man aber andere Staatsbedienstete nicht so einfach zwingen für 14 Tage in eine Kaserne einzuziehen.
Selbstverständlich sind Lehrgänge für Soldaten wichtig und Ausbildungen auch nicht so leicht umplanbar, aber das ist bei den Krankenschwestern, Ärzten und Amtsmitarbeitern nicht anders.
Fun Fact: Ein lange geplantes Bewerbungsgespräch findet morgen nicht statt, weil kein Mitarbeiter aus dem Personalamt (örtlich 50 km weg) mehr in meine Dienststelle kommen darf – alle Dienstfahrten wurden verboten.
Die Probleme sind überall und Normalbetrieb können wir für mindestens 10 Wochen vergessen.
Bayern hat jetzt als erstes Land den KatS Fall verfügt. Wahrscheinlich werden die restlichen 15 Bundesländer in den nächsten 24h dem Beispiel folgen.
Was kommt da auf die BW zu. Einiges!
Transportkapazitäten werden zu ersetzen sein. Die Ost- und Südeuropäischen LKW Fahrer kommen nicht mehr ins Land.
Der Sanitätsdienst wird in Schwerpunkt Gebieten mobile Einrichtungen aufbauen und betreiben müssen.
Es muß MedEvac betrieben werden wenn in Hotspots die Kapazitäten nicht mehr reichen.
Die Bundespolizei wird sofern weitere Grenzkontrollen dazu kommen. Logistik Unterstützung brauchen.
Nicht zu vergessen Führungs und Fernmelde Unterstützung für die Stäbe.
Da wird es genug zu tun geben.
@Küstengang01 sagt:16.03.2020 um 5:43 Uhr
„Bayern hat jetzt als erstes Land den KatS Fall verfügt. Wahrscheinlich werden die restlichen 15 Bundesländer in den nächsten 24h dem Beispiel folgen.“
haben Sie dazu eine Quelle? Kann auf den einschlägigen Seiten dazu nichts finden.
@Pio-Fritz
+++ Bayern will heute [16.03.] den Katastrophenfall ausrufen. „Es muss eine Strategie geben unter einer Führung“, begründete Ministerpräsident Söder den Schritt. „Die Herausforderung wächst täglich.“ … +++
https://www.deutschlandfunk.de/newsblog-zu-covid-19-dax-stuerzt-wegen-coronavirus-unter.2852.de.html?dram:article_id=472514
Nachdem das angekündigt ist wird es sicher auch umgesetzt.
@Thomas Melber sagt: 16.03.2020 um 9:29 Uhr
Auf der Seite des Staatsministeriums für Inneres ist nichts zu finden. Abwarten ist da die Devise.
Der Inspekteur der Marine @chiefdeunavy
hat in einem #Tagesbefehl vom 13. März zum Umgang mit SARS-CoV-2 die Einsatzfähigkeit der #Marine und #Gesundheitsschutz abgewogen.
https://mobile.twitter.com/deutschemarine/status/1239479631851462656/photo/1
@all
Da es einen neuen Thread mit einem Sammler zu Coronavirus-Pandemie und Bundeswehr gibt, bitte dort Debatte und Ergänzungen einbringen; hier mache ich mal zu, damit es nicht so zerfasert.