Corona-Pandemie und Bundeswehr – Sammler 17. März
Wie schon am Vortag ein Sammler zu den Informationen, die im Zuge der aktuellen Coronavirus-Pandemie mit der Bundeswehr und mit Streitkräften zu tun haben. Nach Möglichkeit wird ergänzt:
• In einer am (heutigen) Dienstag erlassenen Weisung Nr. 3 zum Erhalt der Führungsfähigkeit des BMvg und der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr im Falle einer COVID-19-Lageverschärfung wird es eher grundsätzlich: Für die Streitkräfte gelten zunächst einmal die grundlegenden Vorbeugungs- und Schutzmaßnahmen wie sonst auch. Allerdings wird dabei besonderer Wert darauf gelegt, dass die Bundeswehr handlungsfähig bleibt, wo erforderlich 24/7, unter Ausschöpfung geeigneter Verfahren wie reduzierter Vor-Ort-Präsenz und mobilem Arbeiten.
Dabei richtet sich die federführende Abteilung Strategie und Einsatz im Ministerium natürlich auch darauf ein, dass der Höhepunkt der Krise noch nicht erreicht ist:
Bei einer weiteren Lageverschärfung COVID-19 stellen sich die Streitkräfte, die Bundeswehrverwaltung, die Rechtspflege der Bundeswehr und die Militärseelsorge auf Weisung Leitung BMVg darauf ein, einen der jeweiligen Lage angemessenen Beitrag der Bw zum Erhalt der staatlichen Handlungsfähigkeit zu leisten.
Das ist sehr umfassend, und notwendigerweise auch recht unscharf gefasst. Etwas deutlicher wird es in den Anweisungen an den nachgeordneten Bereich, wo Verfahren zur Aurechterhaltung der Dauereinsatzaufgaben, Einsätze und einsatzgleichen Verpflichtungen angewiesen werden, ebenso die dauerhafte Befähigung zum Evakuieren, Retten und Befreien deutscher Staatsangehöriger/Schutzbefohlener im Ausland.
Allerdings auch die Vorbereitung von Maßnahmen zur Hilfeleistung gemäß Artikel 35 des Grundgesetzes – also die Amtshilfe für zivile Behörden und Organisationen, auf die sich die Bundeswehr einstellt: Das kann von der Abstellung eines Lastwagens bis zur großflächigen Unterstützung der Polizei bei Absperrmaßnahmen reichen, je nachdem, was zivile Behörden vorgeben und vom Verteidigungsministerium freigegeben wird.
• Amtshilfe nach dem oben erwähnten Grundgesetz-Artikel 35 (Schwerpunkt dürfte Absatz 2 Satz 2 sein: Zur Hilfe bei einer Naturkatastrophe oder bei einem besonders schweren Unglücksfall kann ein Land Polizeikräfte anderer Länder, Kräfte und Einrichtungen anderer Verwaltungen sowie des Bundesgrenzschutzes und der Streitkräfte anfordern.) ist nach Angaben des Verteidigungsministeriums bisher nur in sehr begrenztem Umfang angefordert worden. Im Wesentlichen handele es sich um die Nutzung von Bundeswehr-Infrastruktur, zum Beispiel Lagermöglichkeiten, sagte ein Ministeriumssprecher.
• Der bereits am Sonntag angekündigte Tagesbefehl des Generalinspekteurs zu dem Thema soll nun heute veröffentlicht werden.
• Nach wie vor unklar und sehr unterschiedlich sind die Regelungen für Lehrgänge in der Bundeswehr. Aus Teilnehmerkreisen erreichen mich Hinweise, dass einzelne Lehrgänge mit aus ganz Deutschland zusammengezogenen Soldaten weiterlaufen. Die Entscheidungen, welche Lehrgänge eingestellt werden und welche nicht, wird allerdings vom Ministerium nicht zentral vorgegeben. In der Weisung Nr. 3 heißt es dazu nur, der nachgeordnete Bereich trifft Regelungen für Ausbildungseinrichtungen zur Erreichung dringend erforderlicher Ausbildungsziele unter Ausschöpfung geeigneter Verfahren wie reduzierter Vor-Ort-Präsenz, Auflockerung und Distance Learning.
• Aus den USA berichtet Associated Press, warum selbst beim US-Militär mit seiner um ein Vielfaches größeren Ausstattung die Unterstützung im Kampf gegen die Pandemie begrenzt bleiben muss:
Military faces limitations in responding to virus outbreak
• Die – bislang! – umfassendste Amtshilfe aus dem Bereich des Verteidigungsministeriums kam vom Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw). Der Ehrlichkeit halber: Die Hälfte der vom BAAINBw organisierten Beschaffung hat die Beschaffungsbehörde des Bundesfinanzministeriums beigesteuert:
In der vergangenen Woche hat das Bundesgesundheitsministerium die Bundeswehr um Unterstützung bei der Beschaffung von Schutzmasken, Handschuhen, Desinfektionsmitteln und weiterem medizinischen Material gebeten. (…)
Trotz der bereits vielfach in den Medien berichteten angespannten Marktsituation bei Schutzausrüstungen konnte das BAAINBw bereits innerhalb kurzer Zeit zum Beispiel die Lieferung von über 300.000 Schutzbrillen und Schutzmasken veranlassen.
„Allein bis heute haben wir 33 Verträge mit einem Volumen von etwa 224 Millionen Euro vergeben. Der Großteil des Materials soll bereits bis Ende März geliefert werden“, sagte Gabriele Korb, Präsidentin des BAAINBw.
Elf dieser Verträge mit einem Volumen von etwa 113 Millionen Euro wurden durch die Generalzolldirektion, das Beschaffungsamt des Bundesfinanzministeriums beigesteuert.
Die Beschaffungsämter des Bundes arbeiten mit Priorität weiter daran, das seitens des Bundesministeriums für Gesundheit identifizierte, dringend benötigte Material zur Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems sowie zum Schutz der Bevölkerung zu beschaffen.
• Marineinspekteur Andreas Krause veröffentlichte einen Informationsbrief zur Lage in der Deutschen Marine, unter anderem: Einzelne Infektions- und Verdachtsfälle bei Schulen, beim Seebataillon und seegehenden Einheiten. Ausbildungsmaßnahmen seien angepasst oder zum Teil eingestellt worden, aber der Ausbildungs-, Übungs- und Einsatzbetrieb sei weitgehend unberührt.
20200317_INfo_InspMarine-1
20200317_Info_Insp_Marine-2
• Die Bundespressekonferenz kündigte an, dass Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer am kommenden Donnerstag (also übermorgen) zum Thema Die Unterstützung der Bundeswehr bei der Eindämmung von Covid-19 in die BPK kommen werde. (Derzeit werden alle Bundespressekonferenz zu dem Thema von div. Fernsehsendern wie z.B. Phoenix live übertragen; dürfte da auch der Fall sein.)
• Bundesernährungsministerin Julia Klöckner sieht vorerst keine Notwendigkeit, zur Sicherstellung von Lieferketten auf die logistische Amtshilfe der Bundeswehr zurückzugreifen. Die Lieferketten funktionierten derzeit, und sinnvoller wäre es zunächst, einen beschleunigten Grenzübergang für Lastwagen sicherzustellen, sagte sie in der Bundespressekonferenz.
• Der angekündigte Tagesbefehl des Generalinspekteurs ist jetzt veröffentlicht, darin heißt es unter anderem:
Auch unter den besonderen Bedingungen der COVID-19-Lage müssen und werden wir unsere Kernaufgaben erfüllen, ob in den Auslandseinsätzen, einsatzgleichen Verpflichtungen, Dauereinsatzaufgaben oder zu Hause im Grundbetrieb. Dazu gehört auch, die dafür erforderliche Ausbildung weiterhin zu gewährleisten.
Zusätzlich stellt sich die Bundeswehr auf die Unterstützung von Bundesressorts, Ländern und Kommunen in Deutschland im Wege der Amtshilfe ein. Wir leisten damit einen Beitrag zum Erhalt der staatlichen Handlungsfähigkeit. (…)
Es kommt darauf an, wo immer möglich mit reduzierter Vor-Ort-Präsenz, Schichtbetrieb, Bereitschaftsregelungen und mobilem Arbeiten die Bundeswehrangehörigen vor Infektion zu schützen, um so gleichzeitig die Durchhalte- und Reaktionsfähigkeit der Bundeswehr insgesamt zu erhalten. (…)
Ich fordere Sie alle auf, mit Ihrer Arbeit, auch unter diesen schwierigen Rahmenbedingungen weiterhin tatkräftig zur Einsatzfähigkeit der Bundeswehr beizutragen. Ihre Erfahrung und Ihr Können sorgen dafür, dass sich die Gesellschaft auf uns verlassen kann. Dies gilt im besonderen Maße auch für unsere Reservistinnen und Reservisten, ich zähle auf Sie und Ihre Unterstützung zur Sicherstellung der Durchhaltefähigkeit der aktiven Truppe, sollte die Lage dies erfordern.
(Vorsichtshalber auch hier noch als pdf:
20200317-Tagesbefehl_GI_Corona)
• Der Berliner Senat plant Maßnahmen für die Errichtung eines Covid-19-Krankenhauses (der Begriff Notlazarett wird vermieden…) für 1.000 Patienten – mit Hilfe der Bundeswehr. Nach Informationen von Augen geradeaus! war am Dienstagnachmittag allerdings noch kein entsprechendes Amtshilfeersuchen bei der Bundeswehr eingegangen.
• Auswirkungen auf die Auslandseinsätze, also vor allem auf Kontingentwechsel: Quarantäne vor Afghanistan-Einsatz, Abzug aus dem Irak
• Wie schon zu erwarten war: Die für den 24. März geplante Debatte über bewaffnete Drohnen für die Bundeswehr ist angesichts der Entwicklung und der Veranstaltungsverbote in Berlin abgesagt.
• Die Karrierecenter der Bundeswehr stellen die Prüfungen für neue Bewerber ein:
Ab Mittwoch, 18. März 2020, finden in den bundesweiten Karrierecentern und dem Assessmentcenter für Führungskräfte der Bundeswehr keine Assessments und Prüfverfahren mehr statt. Die Regelung gilt auf unbestimmte Zeit. Für alle Bewerberinnen und Bewerber, die sich am heutigen Tage noch in einem Feststellungsverfahren befinden, wird das Assessment noch wie geplant durchgeführt. Alle bereits eingeladenen Bewerberinnen und Bewerber werden umgehend über diese Maßnahme informiert und zu einem späteren Termin erneut eingeladen.
Ausgenommen von dieser Maßnahme ist die Eignungsfeststellung für Reservistendienst Leistende. Diese werden nach wie vor geprüft und aktiviert – gerade wegen Covid-19.
(Weiter nach Entwicklung)
Das Ausmaß der derzeitigen Situation scheint noch nicht überall angekommen zu sein. Wir ( Marine-Unteroffizierschule, MUS) verlegen gerade mit ca. 100 Soldaten aus dem ganzen Bundesgebiet auf den Truppenübungsplatz. Obwohl wir seit letzter Woche einen Verdachtsfall und eine Menge kränklicher Soldaten haben, wurde normal weiter gemacht. Auch die Hinweise, dass die MSM Ihre Lehrgänge aussetzt scheint nicht zu überzeugen, nachdem der KDr zur „Krisensitzung“ geladen hatte. Hoffen wir, dass es gut geht und es eine Weisung der Leitungsebene geben wird.
Bei uns (Dienststelle olE) wurden gestern 50% des Personals in Rufbereitschaft nach Hause beordert. Das soll jetzt im wöchentlichen Wechsel rotieren.
Auch in anderen Ausbildungszentren in Baden-Württemberg wird trotz Verdachtsfälle weiterhin der Dienstbetrieb nicht auf Notbetrieb umgestellt, so wie in anderen Einrichtungen.
Es wäre von Vorteil eine Weisung zu veröffentlichen die für alle Streitkräfte in der Bundesrepublik gilt.
@T. Wiegold:
Gibt es schon Rückmeldungen der Bundeswehr, ob den Anforderungen nach Amtshilfe entsprochen werden konnte?
Ansonsten ist der bedeutendste Beitrag des BMVg vielleicht die Amtshilfe für das Gesundheitsministerium bei der Beschaffung von Medizingütern (Schutzausrüstung, Desinfektionsmittel, etc.). Das damit beauftragte BAAIN hat nach Angaben von DPA 13 Verträge im Wert von 126 Millionen Euro abgeschlossen, unter anderem über 300.000 Schutzmasken und Schutzbrillen. Das Material soll sofort geliefert werden.
@CRM-Moderator:
Schon im Einsatz? :-)
[Wie oben dargestellt: Die Anforderungen für Amtshilfe sind ja bislang sehr überschaubar; die BAAINBw-Unterstützung bei der Beschaffung ist ja keine im Kern militärische Aktivität… und ansonsten scheint es bislang keine großen Anforderungen zu geben. Kann sich natürlich jederzeit ändern. T.W.]
@all
Nur noch mal als Hinweis: oben wird mehr oder weniger ständig aktualisiert.
@all Ist immer ne Frage wen man fragt. Meine Mutter ist Fachschwester in einer Allgemeinazt praxis. Sie hat dass inzwischen 2o jahre durch. Sie meinte sinngemäß“wenn du vorher nichts hasst passiert garnichts und das ist alles völlig überzogen“ Und panik ist ein schlechter Ratgeber.
[So, danke für das heutige Beispiel: Grund daran zu erinnern, dass hier nicht der Ort für allgemeine Coronavirus-Debatten ist. T.W.]
Zitat:
“ Der angekündigte Tagesbefehl des Generalinspekteurs ist jetzt veröffentlicht (bislang nur via Twitter; die Datei auf bundeswehr.de funktioniert noch nicht):“
Nichts anderes habe ich von diesem Laden erwartet. Hoffentlich wird im V-Fall „Whats App“ und andere Social Media Plattformen nicht abgeschaltet, sonst ist die Führungsfähigkeit der Bw anscheinend nicht mehr gesichert.
[Keine Panik; jetzt funktioniert es. Trage ich oben nach. T.W.]
Land Berlin errichtet und betreibt in Messe Berlin Lazarett mit 1000 Behandlungsplätzen. Bundeswehr leistet Amtshilfe. (lt Tagesschau Ticker). Ist infrastrukturell gut geeignet (Aufstellflächen Sanitär etc), auch recht Zentral gelegen.
[Bitte Quelle angeben – von Amtshilfe der Bundeswehr bei Errichten/Betrieb eines (Not)Lazaretts in Berlin war bislang nicht die Rede. Ohne Quelle bin ich da erstmal misstrauisch. T.W.]
Trennung
@Dante: Von Panik ist keine Rede sondern von evidenzbasiertem, vorrausschauenden und v.a. solidarischen Handeln! We are all in this together! Und auch selbst wenn Sie (oder ihre liebe Frau Mutter…) vielleicht nicht (kritisch) erkranken, geht es darum die restliche Bevölkerung zu schützen. Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Bitte darauf ihr Verhalten abzustimmen und zu hinterfragen!
@T.W
Hier die Quelle zum Krankenhaus in Berlin
https://www.berlin.de/rbmskzl/aktuelles/pressemitteilungen/2020/pressemitteilung.908115.php
@Georg: Was die (redundante) Veröffentlichung von Tagesbefehlen neben der internen Verteilung via Mail auch über Medien wie Twitter mit der „Führungsfähigkeit der Bw“ zu tun haben soll, erklärst du uns bestimmt noch, oder?
@TW
https://www.deutschlandfunk.de/covid-19-berlin-plant-krankenhaus-fuer-coronavirus-patienten.1939.de.html?drn:news_id=1111514
https://www.rbb24.de/politik/thema/2020/coronavirus/beitraege/berlin-krankenhaus-corona-messegelaende.html
u.a. Hier noch „Bundeswehr soll“, ich gehe aber davon aus, daß es politischer Wille ist, die Bw sichtbar zu machen und „an die Front“ zu bringen.
Danke – nach meinen Informationen gibt’s aber bislang noch kein entsprechendes Amtshilfeersuchen an die Bundeswehr (s. Update oben).
@Seiteneinsteiger & @Betroffener
Soldaten befinden sich eher nicht in der Risikogruppe für Covid-19, und wenn sie in den Dienstalltag eingebunden sind und nicht bspw. tagtäglich nach Hause fahren, ist dem vielleicht sogar besser so. Der Hauptzweck der gegenwärtigen umfangreichen Maßnahmen besteht darin, verwundbare Mitmenschen zu schützen (>50 Jahre + Vorerkrankung). Zwar sind schwere Krankheitsverläufe prinzipiell auch bei jungen Menschen möglich, aber die Datenlage ist noch nicht so gut, als dass man sicher sein könnte, hier nicht die berühmte Ausnahme von der Regel entdeckt oder bislang unbekannte Risikofaktoren übersehen zu haben, etwa solche genetischer Art.
Merke: Nahezu 58% aller Fälle bisher waren beschwedefrei oder praktisch beschwerdefrei; nur um die 20% Prozent bedürfen überhaupt der Hinzuziehung eines Arztes. Der deutsche Patient Zero hatte gerade einmal Halsschmerzen. Und alle Todesopfer in Deutschland waren bislang über 65 Jahre alt und mit Vorerkrankungen belastet. In einigen Fällen ist nicht einmal bekannt, ob der Tod tatsächlich durch das Virus oder nicht doch durch die Vorerkrankung verursacht wurde.
Sars-CoV-2 ist auch weniger gefährlich als Sars-CoV-1, das Anfang der 2000er Jahre in Asien grassierte und dort viele Betroffene tötete. Zwar ist das neue Sars ansteckender als das alte, weil die Patienten früher infektiös werden und das Virus sich im Rachen repliziert anstatt in der Lunge. Doch gerade dies wirkt sich auf die Überlebensaussichten wieder positiv aus, denn die Chancen stehen gut, dass das Virus die Lunge des Infizierten gar nicht erst erreicht. Und dann passiert entweder gar nichts, oder man durchlebt eine leichte Grippe.
Aus Österreich erreichen uns heute noch eindeutigere Zahlen. Demnach bedürfen rund 10% der Kranken dort eine stationäre Krankenhausversorgung, wovon wiederum 10% im Laufe der Krankheit intensivpflichtig werden (zuletzt 12 von 1121). Auch fielen in Österreich von über 10280 Verdachtstestungen nur rund 1100 positiv aus. Das heißt zwar nicht, dass das Infektionsrisiko von Menschen mit Kontakt zu Kranken oder Aufenthalt in Risikogebieten nur bei ~10-11 % läge. Doch wird schon seit geraumer Zeit darauf hin gewiesen, dass selbst die Masern ansteckender sind als Sars-CoV-2.
Das Wichtigste ist jetzt, die Ausbreitung des Virus zu stoppen, und da ist eher an Menschen zu denken, deren Kontakte schwieriger nachzuverfolgen und die schwieriger zu sequestrieren sind als Soldaten.
[Ist jetzt hart an der Grenze zur allgemeinen Corona-Debatte… bitte wirklich auf den Zusammenhang zu den Streitkräften beschränken. T.W.]
Der Aufruf von ZSan war erfolgreich:
„Dienstag, 17. März: Kurzes Update nochmal aus dem PIZ Sanitätsdienst: Wie ein Sprecher nun mitteilte, haben sich seit dem Aufruf von Freitag 1.017 Freiwillige gemeldet, 700 von ihnen sind im Sanitätsdienst einsetzbar, von denen wiederum 400 medizinisches Fachpersonal sind.“
https://www.reservistenverband.de/magazin-die-reserve/live-blog-so-wirkt-sich-das-coronavirus-auf-bundeswehr-und-reserve-aus/
Ich hoffe, daß man alle interessierten Kameraden auch langfristig an die Bw binden kann (die, die es nicht schon sind), unabhängig ob San oder nicht.
Bei uns an der SanAkBw wird auch weiter unterrichtet.Zumindest werden ab morgen die nicht laufbahnrelevanten Lehrgänge heim geschickt. Aber Unterrichte vor 25 oder mehr Teilnehmer laufen in dieser Woche noch. Find ich persönlich sehr bedenklich,zumal wir als TrFLhr vorne stehen müssen und die Teilnehmer zusammengepfercht aus der ganzen Republik in engen Hörsälen sitzen müssen. Ab nä. Woche sollen dann laufbahnrelevante Lehrgänge normal weiterlaufen. Hatte mal was von „Pflicht zur Gesunderhaltung“ gehört (SG), aber wenn es ums Geld und Karriere geht, müssen auch Ausbilder ,die z.T. auch ihre Familien daheim dadurch gefährden, dich der Ansteckungsgefahr stellen. Bin gespannt, bis der erste positive Fall bei uns bekannt wird…😡🦠😷☣️
ZEIT Online, u.a.:
„Bund und Länder haben einen Notfallplan für die Krankenhäuser in Deutschland beschlossen. Das geht aus einem Beschluss hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Dort heißt es unter anderem, durch das „Auf-, Aus- und Umrüsten von Rehabilitationseinrichtungen, Hotels oder größeren Hallen können für die zahlreichen leichteren Behandlungsverläufe zusätzliche Kapazitäten aufgebaut werden.““
(Leider habe ich keinen Zugriff auf Inhalte der DPA)
Ich nehme an, daß ein Großteil des Personals von den Hilfsdiensten (DRK, Malteser, ggf. THW) und der Bw gestellt werden wird, da es sich um einen zusätzlichen Personalbedarf handelt.
Nachtrag: sofern nicht die bisher dort originär eingesetzten Personen hierfür in Betracht kommen bzw. ausreichend Fähigkeiten für das „sustainment“ vorhanden / verfügbar sind.
@Thomas Melber & all
Dringende Bitte: Auf Aussagen mit „ich nehme mal an“ verzichten wir derzeit mal. Nehmen Sie für sich selbst einfach an, dass die Bundeswehr dafür Personal stellt, und falls es tatsächlich so sein wollte, werden wir das hier sicherlich zur Sprache bringen.
@muck sagt: 17.03.2020 um 16:34 Uhr
Herzlichen Dank für Ihre Hinweis an @Seiteneinsteiger & @Betroffener.
Viele geschätzte Mitkommentatoren hier und in anderen Kommentarfäden vergessen, dass wir als Streitkräfte nicht die Tätigkeit einstellen nur weil es eine (wie auch immer geartete allgemeine Krise in DEU gibt).
Aus guten Gründen haben sowohl die Rahmenweisungen des BMVg, als auch die Umsetzungsweisungen der TSK/OrgBer deswegen große Freiheiten gelassen und alle die Sicherstellung des Dienstbetriebs und der Einsatzfähigkeit der Streitkräfte betont.
Wenn Lehrgänge abgesagt oder verschobenen werden müssen, dann ist das die Entscheidung der zuständigen Stellen.
Wenn andere Lehrgänge aber durchgeführt werden können, umso besser.
Wir tun alle vielleicht gut daran uns zu erinnern, was uns als Streitkräfte von anderen „Unternehmen“ unterscheidet.
Auch und gerade in Krisen.
Und eines gehört dazu: auch an morgen zu denken! Und Lehrgänge sind nun einmal eine Investition in die Zukunft der Streitkräfte.
Wenn sich die Lage weiter verschärft (wovon nach den aktuellen Prognosen ja auszugehen ist), wird man wöchentlich alle Entscheidungen auf den Prüfstand stellen müssen. Aber solange es noch geht, sollte man meines Erachtens nicht übertriebene, bzw. noch nicht notwendige Maßnahmen verfallen.
@Koffer
Keine Ahnung, ob wir in der gleichen Zeit leben, aber in ganz Deutschland wird durch unterschiedliche Maßnahmen JETZT und in den nächsten 2 Wochen versucht die Ausbreitung zu verhindern.
Spielen auf Spielplätzen und selbst Gottesdienste wurden verboten, aber der ach so wichtige Lehrgang darf jetzt nicht verschoben werden?
Was soll das denn bitte für ein Lehrgang sein – kann ja nur eine Ausbildungslehrgang im Bereich Sanität sein – alles andere kann verschoben werden.
Zumindest für die nächsten 4 Wochen, in den unter großen Anstrengungen in ganz Deutschland die Ausbreitung verhindert werden soll.
Nur darum geht es im Moment und nicht um eine Ansteckung mit schweren oder leichen Symptomen.
Die Ausbreitung soll jetzt verhindert werden und in der Bundeswehr wird weiterhin an einer Unteroffiziersschule auf den Truppenübungsplatz verlegt.
Nur wenn die dann dort 2 Woche in Quarantäne bleiben, ergäbe das Sinn – ohne Quarantäne widerspricht das elementar dem Ziel von Bund und Ländern.
Vielleicht sollte man neben der Binnensicht auch ‚mal an die kleinen Nationen in (Nord-)Ost denken:
– Kaitseliit (EST) mobilisiert seine Freiwilligen für Call Center (Beratung der eigenen Bevölkerung), zur Stilllegung der Kreutfahrtaktivitäten in Tallinn und zur Unterstützung der Polizei (Fährregime zu den westlichen Inseln)
– Der ChoD (EST) verlängert die Wehrpflichtzeit, um zum einen ausgebildete Einheiten für das Unvorhergesehene zu behalten und zum anderen um die Unterstützung von staatlichen Institutionen zu gewährleisten.
– LIT stellt bei der NATO die Anforderung, auch die temporären Kräfte EFP ’nach vorne zu legen‘, also Pi, Art und Fla, um gegen alle denkbaren Überraschungen sich ‚zu härten‘.
– POL hat bislang nur wenigen Rückkehrern aus Belarus – egal welcher Nationalität – den Transit nach DEU gewährt.
– Österreich hat mit Parlamentsbeschlüssen (Rechtsstaat !) sich weiterentwickelt, seit letzten Freitag …
Manchmal können wir das Gefühl haben, der deutsche (handelnde) Kanzler heißt M.Schröder …
[Ja, gähn, die jeweilige politische Abneigung nicht deswegen hier Ausleben, weil die Stammkneipe geschlossen ist. Ich hab‘ auch keine Ahnung, wer „M.Schröder“ ist. T.W.]
Auch ich kann von einem Geschwader berichten, dass nicht nur die Corona-Krise vollständig ignoriert und business as usual betreibt, sondern noch viel schlimmer, die dortige Führung die Appelle und Warnungen zur Corona-Krise vor den Soldaten ins lächerliche zieht und für übertrieben hält. Der tägliche Betrieb dort wird versucht mit aller Gewalt durchzuführen, obwohl es vor Ort eine 24/7 Bereitschaft gibt, die es eigentlich gilt, aufrechtzuerhalten. Damit diese Bereitschaft auch in Zukunft gehalten werden kann, müssten eigentlich alle Soldaten von ihren täglichen Dienstpflichten entlassen und sich nur noch auf den Erhalt der ständigen Einsatzbereitschaft konzentriert werden. Dass sieht die dortige Führung allerdings anders. Hätte nicht gedacht, dass zivile Unternehmen, an denen die Ökonomie Deutschlands hängt (z b VW & Audi), in diesen Zeiten besonnener reagiert und ihre Leute ins Home Office steckt, als es die Bundeswehr tut.
@ Drehstuhlpilot
Zitat:
„@Georg: Was die (redundante) Veröffentlichung von Tagesbefehlen neben der internen Verteilung via Mail auch über Medien wie Twitter mit der „Führungsfähigkeit der Bw“ zu tun haben soll, erklärst du uns bestimmt noch, oder?“
Findest Du es für so eine Großorganisation wie der Bundeswhr mit Presse-Info-Stab mit zig IT-Experten nicht auch peinlich, dass der GI seine Botschaft an die Öffentlichkeit ad hoc nur auf Twitter verbreiten kann weil die ganzen Fachleute einer 180000 Mann Organisation es nicht schaffen ein Word-Dokument ins Internet zu stellen, was heutzutage die meisten Schüler in der 8. Klasse ganz locker können ?
Und was die „Führungsfähigkeit der Bw“ mit dienstlichen Mitteln anbelangt, kann man einen ganz einfachen Test machen. Am ersten Tag eines Manövers, einer Truppenverlegung, eines Großereignisses wie Flugtag, Tag der Bw usw werden von allen Teilnehmern die privaten Handys zwangsweise eingesammelt.
Dann möchte ich sehen, wie die Organisation dieses Großereignisses gelingt !
@Picasso.2 sagt: 17.03.2020 um 19:34 Uhr
„Keine Ahnung, ob wir in der gleichen Zeit leben, aber in ganz Deutschland wird durch unterschiedliche Maßnahmen JETZT und in den nächsten 2 Wochen versucht die Ausbreitung zu verhindern.“
Die Bundeswehr hat auch an ihre Einsatzbereitschaft in vier Wochen, in vier Monaten und in vier Jahren zu denken.
Ein Absagen aller Lehrgänge würde sich jahrelang negativ auf die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte auswirken.
Die aktuelle Lage rechtfertig dies wohl eher nicht.
Moin
Eines ist festzuhalten: Die Bundeswehr wird gebraucht. Und dass am besten Gesund. Von daher ist es wirklich nicht notwendig, Lehrgänge weiter durchzuführen. Es sind im April noch die Personalratswahlen angesetzt. Da sollen wir (die Bw) uns selbst verwaltend zur Wahlurne gehen? Tag der Bw, eine reine Werbemaßnahme wird nicht direkt abgesagt?
Haben wir nix besseres zu tun? Die Gesellschaft wird uns brauchen. Kann man nocht verstehen.
@Koffer
„Ein Absagen aller Lehrgänge würde sich jahrelang negativ auf die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte auswirken.“
Sicher, aber „im Zivilen“ geistert bereits das Wort „Notabitur“ durch die Presse, idem in Bezug auf universitäre Prüfungsleistungen.
@Rakete
Kann es rein zufällig angehen, dass Streitkräfte ein Kriegsführungsinstrument sind, dass also „Führungsfähigkeit&Einsatzbereitschaft“ (GI imTagesbefehl) konstant gehalten werden müssen, auch unter „wesentlicher Änderung“ der Lage?
Ihre Darstellung und die Anderer hier und den verwandten Fäden (die dankenswerterweise angeboten sind), lassen mich an der erforderlichen Berufsauffassung erheblich zweifeln.
Im Ämter und KdoBehörden Bereich wird das Personal auf das operative Minimum herabgesetzt. Der Rest ist in Telearbeit, mobilem Arbeiten und Rufbereitschaft. Jetzt stößt die BWI mit den Zugängen zum Netz an ihre Kapazitätsgrenzen und kann aktuell nur 30% der Nutzer gleichzeitig Zugang ins Intranet gewähren. In 2020 sollte so etwas eigentlich kein Problem mehr sein.
Korrektur:
Der „Offizierlehrgang Teil 3“ an er OSLw wurde heute auch eingestellt. Es laufen in Fürstenfeldbruck nur noch laufbahnrelevante Lehrgänge weiter. Der Inspektionchef hat bei der der Verkündung bekanntgegeben, dass dies vom Inspekteur der Luftwaffe angeordent wurde.
Mich beschäftigt die aktuelle Problematik ausgefallener Erntehelfer aus dem Ausland. Wegen geschlossener Grenzen werden Tausende Erntehelfer fehlen.
Siehe:
„Die Ernte ist in Gefahr“ – Tagesspiegel – https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/coronakrise-bringt-landwirte-an-ihre-grenzen-die-ernte-ist-in-gefahr/25650368.html
Erntehelfer aus Osteuropa fehlen in RLP – SWR Aktuell – https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/corona-stoppt-erntehelfer-104.html
Sollte die Situation kurzfristig nicht flächendeckend lösbar sein, empfehle ich den Einsatz der Streitkräfte und hier im Schwerpunkt die verfügbaren Kräfte der Reserve in Betracht zu ziehen. Es würden sich aus meiner Sicht deutschlandweit in kürzester Zeit tatkräftige und körperlich belastbare Reservisten mobilisieren lassen, die die Ernte, die Lebensmittelpreise und die Versorgung mit Nahrungsmittel sichern könnten. Bilder von nicht abgeernteten Feldern oder nicht ausgebrachter Saat in den Medien würden bei der aktuellen Lage ein verheerendes Signal aussenden. Umgekehrt könnte der Einsatz der Bundeswehr beruhigend auf Bevölkerung wirken.
Die Hemmschwelle diesbezüglich sollte gering sein. Die Aktion hätte zusätzlich den positiven Effekt des Imagegewinns der Streitkräfte als Krisenhelfer in der Not und die Soldaten könnten beim Eintritt schwererer Lagen kurzfristig für andere Bereich abgezogen werden.
Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie meinen Vorschlag diskutieren würden und ggfs. über Ihre Kommunikationskanäle mit in die Bundespressekonferenz nehmen könnten.
Ich wünsche Ihnen maximale Kraft in der Krise und viel Gesundheit!
[Nee, bitte. Den OT „Soldaten an die Erntefront“ machen wir jetzt hier definitiv nicht auf. Und dass das „beruhigend auf die Bevölkerung“ wirkt, bezweifele ich schon. T.W.]
@Insider
Hoffen wir, daß es hier auch LI/LL gibt, die dann auch umgesetzt werden. Ähnliches ergibt sich ja auch bei einer deutlichen Erhöhung der Gefährdungsstufe.
@Georg: Echt jetzt? Bei dir geht sofort die Welt unter, nur weil‘s nicht auch noch auf dem Internetauftritt der Bw abrufbar ist? Anstatt dass man mal anerkennt, dass die militärische Führung mittlerweile auch Twitter und Co. zur Veröffentlichung von Informationen nutzt – was vor ein paar Jahren noch ganz anders aussah! Junge, Junge…
Btw, den Tagesbefehl hab ich via Notes bekommen und beim TdBw hatten wir Tetrapol – lief super. Punkt.
@Drehstuhlpilot
Ich denke die Kernaussage von @Georg sollte man schon zur Kenntnis nehmen, auch wenn es Personen gibt, die mit LoNo (Lotus Notes Mailprogramm der Bundeswehr) und Tetrapol zufrieden sind. In der Realität der Bundeswehr ist WhatsApp inzwischen in vielen Bereichen das Führungs- und Kommunikationsmittel Nr. 1 geworden. Und was die Verteilung von Befehlen angeht, muss ich Georg ebenfalls Recht geben: Es gibt kaum ein interessantes Papier, dass ich nicht lange bevor es mich per LoNo erreicht, schon im Internet gelesen habe. Das könnte mit wenig Aufwand besser laufen (siehe StashCat Messenger der Polizei; m.W. auch im Testbetrieb bei der Marine) Aber das dauert bei uns halt immer gefühlt ewig und ich halte das für peinlich für unsere gesamte Organisation wenn man von Externen auf zentrale Informationen angesprochen wird, die man selber noch nicht hat.
Zurück zum Thema Lehrgangsabsage: Einen zentralen Stopp von Lehrgängen halte ich auch nicht für notwendig. Aber jede Einheit sollte sich schon überlegen, wer noch auf Lehrgang geschickt werden muss und wer nicht und wer im Dienst sein muss und wer nicht. Wenn jetzt z.B. ein fliegender Verband seine volle Friedensstärke aufrecht erhält, dann wird ein einziger Coronafall in einem der vielen ohnehin kritischen Bereiche (Piloten, Technik, Flugsicherung, Prüfgruppe, Sanität, Versorgung usw.) zu einem wochenlangen Komplettausfall führen. Das führt dann zu einer Kettenreaktion in den nächsten Wochen und Monaten in den anderen Bereichen, selbst wenn sich das Virus (entgegen den bisherigen Erfahrungen) nicht weiter verbreitet.
Daher kann es wirklich nur heißen: Sofort auf Minimalstärke reduzieren und Reserven halten. Und da fängt das Problem an: Wer traut sich denn heute noch, derartige Entscheidungen zu treffen ohne dass die nächsten 15 Leitungsebenen zugestimmt haben? Dann beginnt die Neiddebatte (Warum dürfen die zu Hause bleiben und ich nicht?) und das Kompetenzgerangel darum, wer da wen wie in der Zeiterfassung (oftmals Excel) buchen darf und soll. Und so traut sich der Dienstsstellenleiter nicht das anzuordnen und verweist auf die untergeordneten Bereiche, die machen das Gleiche und ganz unten wird das vom Chef als Aufforderung verstanden, weiterhin mindestens 110% Leistung zu zeigen und niemanden nach Hause zu schicken. Und spätestens wenn ein Chef „kulanter“ ist als die anderen, dann geht das große Hauen und Stechen los.
Aber wer jetzt sein gesamtes Personal auf Maximalstärke hält, der darf sich auch nicht wundern, wenn er selbst im gar nicht so unwahrscheinlichen Fall einer einzigen Infektion einen langen Komplettausfall mit weitreichenden Folgen hinnehmen muss. Und das wird in vielen Fällen einen größeren Kettenschwanz hinter sich herziehen als ein abgesagter Lehrgangsplatz. Von der Außenwirkung für die Bundeswehr, wenn sich aus so einem Grund das Virus weiter oder schneller verteilt, mal ganz abgesehen.
Wir werden uns nach dieser Großlage über Resilienz der Bundeswehr unterhalten müssen. Und zwar in allen Dimensionen, auf allen Ebenen, unter allen Umständen. Kritische Infrastrukturen, Dienstbetrieb unter kritischen Bedingungen, Führungsmittel (insb. auch in Bezug auf die Reserve), zeitkritische Beschaffung, Nachschub und Logistik fallen mir spontan als Bereiche ein, wo die Bundeswehr gerade mit runtergelassenen Hosen dasteht.
Trendwende bla und Initiative blubb sind mir da schnurz. Es fängt beim Fehlen eines passenden Rechtsinstruments („Friedens-Dienstbetrieb unter kritischen Bedingungen“ ist nur eine Umschreibung für das, was bisher fehlt als Ergänzung der eher außengerichteten Spannungs- und Verteidigungsfälle) an und hört beim Fehlen gestufter Krisenpläne nicht auf.
Wer die plötzlich so ausgiebig beschworenen Entscheidungsspielräume der nachgeordneten Führungsebenen als Errungenschaft missdeutet, verkennt die eklatant zutage tretende Führungsschwäche und Verantwortungsdiffusion. Die Twitter-Kakophonie ist da symptomatisch.
Meiner Meinung nach sollte man langfristig über die Einführung einer Dienstpflicht (min. 12M) nachdenken. Zwar wurde bisher nur im begrenzten Ausmaß Amtshilfe geleistet, aber ich kann mir derzeit eine effektive&großangelegte Amtshilfe und die gleichzeitige Einhaltung von Bündnisverpflichtung/Landesverteidigung nur schwer vorstellen. Das Konzept der professionellen Berufsarmee kann gut funktionieren solange man nicht personell unterbesetzt ist. Das gleiche gilt für unser Gesundheitssystem. Mit mehr Personal sind wir auch dort belastbarer und müssen nicht Global abwerben. Solange sich an diesen Dauerbaustellen nichts ändert, sehe ich die Dienstpflicht in vielerlei Hinsicht als vernünftigen Ansatz.
@Georg , 17.03.2020 um 20:08 Uhr
Danke! Vielen Dank für ihre absolut folgerichtige Feststellung und Darstellung der Situation.
@Yeoman
Japp! Zustimmung aus dem Südwesten
@Schnuckel sagt:
17.03.2020 um 23:14 Uhr
Vollkommen richtig, auch mit der Neiddebatte bei Teilbetrieb.
Deshalb empfehle ich auch mittlerweile den angesprochenen Fall der Einkasernierung der besagten 15 % aller Soldaten.
Die, die dann außerhalb zuhause sind können sich im ersten Moment freuen und die kasernierten Soldaten blicken neidisch auf ihre heimfahrenden Kameraden. Das wird sich dann aber nach 2 Wochen ändern, wenn die Fälle deutschlandweit extrem groß werden und die kasernierten Soldaten fast komplett durch sind. Es wird ja den einen oder anderen Soldaten geben, der dann doch bei Tag 0 schon das Virus hat und noch ein paar ansteckt. Durch gute Gruppenbildung (klein) werden aber gute 13-14 % der 15 % am Ende übrig bleiben und dann hält sich der Neid glaube ich komplett in Grenzen.
Man könnte auch prüfen, ob freie Rechnerkapazitäten von BWI und der Rechenzentren der Bundeswehruniversitäten für die Entschlüsselung des Virus genutzt werden können.
https://de.wikipedia.org/wiki/Folding@home?wprov=sfti1
@Drehstuhlpilot sagt: 17.03.2020 um 22:09 Uhr
„Btw, den Tagesbefehl hab ich via Notes bekommen und beim TdBw hatten wir Tetrapol – lief super. Punkt.“
Danke für die Klarstellung.
@Schnuckel sagt: 17.03.2020 um 23:14 Uhr
„Und was die Verteilung von Befehlen angeht, muss ich Georg ebenfalls Recht geben: Es gibt kaum ein interessantes Papier, dass ich nicht lange bevor es mich per LoNo erreicht, schon im Internet gelesen habe.“
Naja. Das befriedigt dann zwar Ihre Neugier. Ist aber dienstlich nicht notwendig, denn Sie benötigen ja nur den Befehl von Ihrer vorgesetzten Stelle. und von dort bekommen Sie ihn.
Es ist menschlich alles schnell und umfassend wissen zu wollen. Aber nicht realistisch und nicht notwendig.
@Yeoman sagt: 17.03.2020 um 23:51 Uhr
„Wer die plötzlich so ausgiebig beschworenen Entscheidungsspielräume der nachgeordneten Führungsebenen als Errungenschaft missdeutet, verkennt die eklatant zutage tretende Führungsschwäche und Verantwortungsdiffusion.“
Dieser Analyse stimme ich grundsätzlich für die heutige Bundeswehr zu.
Aber wo ist das in der aktuellen Lage zu tragen getreten, bzw. zu einem Problem geworden?
Das BMVg erlässt seit zwei Wochen lagebezogene Rahmenweisungen. Die TSK/OrgBer setzen diese um. Und die Kommandeure und Dienststellenleiter entscheiden im Rahmen ihrer Zuständigkeit. Genauso wie geplant.
„Die Twitter-Kakophonie ist da symptomatisch.“
„Kakophonie“? Wo läuft denn hier etwas schrill oder mißklingend oder unharmonisch?
Die verschiedenen Tweet der Oberen und Obersten Führung Wiedersprechen sich nicht, sondern ergänzen sich. Sie widersprechen auch nicht der regulären Befehlsgebung, sondern kündigen diese an oder erläutern diese.
@Koffer
Aber ist das durchziehen der Lehrgänge auf mittlere bis lange Sicht wirklich notwendig und ist das richtig/gut so das dies der Fall ist?
@Klaus-Peter Kaikowsky
Das rechtfertigt aber nicht, das die Führung vor Ort Corona verharmlost.
Ob diese daher eine gute BdL durchgeführt hat ist nach ihrem Verhalten hinterfragbar
Zum Thema Amtshilfe
Der Landrat des Kreises Heinsberg (Infektionsrisiko „hoch“) hat die Bundeswehr um Bereitstellung von Laborkapazitäten gebeten, um die die notwendigen Tests zeitnah auswerten zu können.
Das wurde mit Hinweis auf fehlende Kapazitäten abgelehnt. Lediglich die Labore an den Krankenhäusern der Bundeswehr in München und Koblenz wären in der Lage, die Tests auszuwerten. Da sei man bereits heute an der Kapazitätsgrenze angelangt.
Quelle: Heinsberger Zeitung v. 18.03.2020 „Pusch: Wo sonst, wenn nicht hier“
Zitat T. Wiegold:
„Amtshilfe nach dem oben erwähnten Grundgesetz-Artikel 35 (Schwerpunkt dürfte Absatz 2 Satz 2 sein: Zur Hilfe bei einer Naturkatastrophe oder bei einem besonders schweren Unglücksfall kann ein Land Polizeikräfte anderer Länder, Kräfte und Einrichtungen anderer Verwaltungen sowie des Bundesgrenzschutzes und der Streitkräfte anfordern.) ist nach Angaben des Verteidigungsministeriums bisher nur in sehr begrenztem Umfang angefordert worden. Im Wesentlichen handele es sich um die Nutzung von Bundeswehr-Infrastruktur, zum Beispiel Lagermöglichkeiten, sagte ein Ministeriumssprecher.“
Das ist so nichtig korrekt. Amtshilfe i.e.S. steht im GG Art 35 Abs. 1 Alle Behörden des Bundes und der Länder leisten sich gegenseitig Rechts- und Amtshilfe.
Der zitierte Absatz 2 Satz 2 behandelt die hiervon zu unterscheidende Katastrophenhilfe, bei der der Bundeswehr auch weitergehende Rechte zugewiesenen werden könnten.
@Deutsches_Heer
Aufgrund von #COVID19 wird auch die Bataillonsübergabe im #PzPiBtl130 in #Minden ohne Appell stattfinden.
Die Fürsorgepflicht und #Verantwortung des Kommandeurs für seine #Soldaten hat höchste Priorität.
Information des Kdr
https://mobile.twitter.com/Deutsches_Heer/status/1240191495770189826/photo/1
Fragt sich, vom wem die Initiative zur Absage wohl ausging?
Werter Koffer, werter KPK
lassen SIe mich vorab klarstellen, dass meine Berufsauffassung der, des durchschnittlichen Soldaten enstpricht. Auch eine Einschätzung der Wichtigkeit von Lehrgängen dürfen Sie mir durchaus zugestehen.
[Trennung]
Die Durchführung von Lehrgängen, welche nur noch zwei Wochen dauern würden und notentechnisch „Safe“ sind, (so das niemandem ein Laufbahnnachteil enstehen würde) können keine so große Wichtigkeit haben, dass aus dem ganzen Bundesgebiet Lehrgangsteilnehmer anreisen müssen, in Busse gefercht werden, nur um ein bisschen auf dem TrpÜbPl zu maschieren. Will man eine Ausbreitung verhindern, so hätte man diese Konsequent zu Hause lassen müssen. Vorteil, Krankheitsbilder hätten sich in den nächsten Tagen gezeigt und eine mögliche Ansteckung in den Gemeinschafstunterkünften / Truppenküche wäre unterbunden gewesen.
Auf diesem LG sind zu 70% unerfahrene junge Soldaten, die weder relevant für DP oder Einsätze ( keine ATN ) sind und / oder zum Teil nichtmal ihre Anchlussverwendung kennen.
Es werden derzeit Einsatzausbildungen der Ausbildungshöhe AP3 abgebrochen und abgesagt, obwohl diese stark einsatzrelevant sind, aber der Boostmannslehrgang mit möglichen Positivtestungen in den letzten Wochen und Soldaten die „durch“ sind, der muss unbedingt beendet werde. Dafür fehlt mir jegliches Verständnis. Das es anders geht, zeigen die Beispiele der Lw sowie der „Alma mater“ der Offizierausbildung in der Marine. Dort hat man Weitsicht und versteht die Situation.
Es ist interessant zu lesen, wie sich hier zwei Richtungen auftun. A möchte eine Reduzierung auf das absolut wesentliche um die Einsatzbereitschaft sicher zu stellen und B möchte eine Weiterführung von möglichst Allem um die Einsatzbereitschaft sicher zu stellen. Wenigstens das Ziel eint.
Der Politik geht es um die Abminderung der Ausbreitung, bzw. um die Herabsetzung der Ausbreitungsgeschwindigkeit, damit die zu erwartenden ernsthaft behandlungspflichtigen Personen nicht so viele werden, dass die Kapazitätsgrenzen überschritten würden. Die Bundeswehr ist aufgrund ihrer Personalstärke, der Pendelstrecken und des derzeitigen Verhaltens hierbei eindeutig ein enormer Risikofaktor. Denn der Soldat geht abends, spätestens jedoch am Wochenende nach Hause und steckt ggf. alle anderen dort an usw usf. ohne ggf. selbst zu wissen, dass er schon erkrankt ist.
Daher sollten die Streitkräfte, die ja gerade für Krisen gemacht sind und natürlich auch dann voll handeln können sollen und müssen, die Konsequenz ziehen und das auch tun. Die Lösung liegt dann darin, dass man die (nicht zu verhindernde) Ausbreitung innerhalb der BW auf die BW beschränkt indem man deren Soldaten nicht in Freizeit entlässt. Kasernen sind dafür da zu kasernieren. Im V-Fall gäbe es ja erstmal auch keine Heimfahrt – das muss also möglich und vorgesehen sein. Da in der BW selbst eher PErsonengruppen sind, die nicht selbst mit schweren Folgen zu rechnen haben, die paar Gegenbeispiele dann von den BW-Krankenhäusern betreut werden können, muss nur die (übermäßige) Ausbreitung in das Zivile verhindert werden. Wenn man die Soldaten an den Lehrgangsorten und Dienststellen behält kann das gelingen bei gleichzeitiger Fortführung des Dienstbetriebes.
Gegenstimmen könnten natürlich der MEinung sein, dass das nicht geht aus Kapazitätsgründen oder weil solche Einschränkungen der persönlichen Freiheit nicht hinnehmbar seien. Das allerdings scheinen mir dann eher Bankrotterklärungen an Fähigkeiten und/oder Einstellung zu sein.
Wenn die Armee also so wichtig ist, dass sie auch in dieser Zeit voll arbeiten muss (was ja hier durchaus viele finden), dann muss man sich auch wie eine Armee in der Krise benehmen und unbeliebte Maßnahmen anorden und den Rest vor der Armee (als Infektionsquelle) zu schützen.
@Alpha November; 18.03.2020 um 10:37 Uhr
“ Denn der Soldat geht abends, spätestens jedoch am Wochenende nach Hause und steckt ggf. alle anderen dort an usw usf. ohne ggf. selbst zu wissen, dass er schon erkrankt ist.“
Richtig…jedoch auch umgekehrte Gefahr durch „einschleppen“ von Erkrankungen in militärische Liegenschaften!
Ich vertrete die Meinung: Alles was daheim nicht zwingend-dringend-unabdingbar zur Kinderbetreuung etc. benötigt wird, verbleibt b.a.w. streng isoliert in den Liegenschaften. Nach Ablauf der Zeitspanne „X“ können diese wieder in den Liegenschaften zusammengeführt werden.
Wenn es eben sein muss dann schläft Soldat M/W/D eben unter/neben dem Schreibtisch. (es gibt schlimmeres!)
Alles ist regelbar und durchführbar. Man muss es nur wollen bzw. wie im richtigen Militär üblich befehlen.
@all
Da es heute auch wieder einen neuen Sammelthread gibt, bitte ich darum, die Debatte dort fortzuführen – es wird sonst einfach zu unübersichtlich.