Bundeswehr und Coronavirus-Pandemie: Vorbereiten auf eine lange Krise
Angesichts der Coronavirus-Pandemie bereitet sich die Bundeswehr auf Unterstützung in einer langwierigen Krise vor. Dafür werden vor allem neue Befehlsstrukturen im Inland geschaffen – und Soldaten als langfristige Reserve vorgesehen: Dauerhafte Bereitschaft hat Vorrang vor kurzfristiger Bereitstellung von Personal.
Einen ersten Hinweis auf die Eventualfallplanung hatte Generalinspekteur Eberhard Zorn bereits am Donnerstag bei seinem Besuch bei der 10. Panzerdivision in Veitshöchheim gegeben: Die ist als einer von vier neu eingerichteten regionalen Führungsstäben vorgesehen, die künftig die Hilfen der Streitkräfte im Inland organisieren sollen.
Bislang orientiert sich die Führungsstruktur der Bundeswehr für die Amtshilfe im Katastrophenfall an den Bundesländern, die für den Katastrophenschutz zuständig sind: In der Regel sind bisher die so genannten Landeskommandos die Ansprechpartner, übergeordnet das Kommando Territoriale Aufgaben in Berlin, das wiederum dem Inspekteur der Streitkräftebasis (SKB) als Nationalem Territorialen Befehlshaber untersteht.
Mit der neuen Krisenstruktur werden künftig neue Organisations- und Führungsstränge eingezogen. Damit soll die Truppe schneller auf Bitten um Amtshilfe aus den Bundesländern reagieren können.
Unterhalb des Kommandos Territoriale Aufgaben wird die 10. Panzerdivision als regionaler Führungsstab Süd zuständig für die Länder Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, das Saarland, Thüringen und Sachsen. Die 1. Panzerdivision in Oldenburg organisiert als regionaler Führungsstab West die Hilfe in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt. Im Norden ist das Marinekommando in Rostock für Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg zuständig, im Osten das Luftwaffenkommando in Berlin für Berlin und Brandenburg.
Während der Nationale Territoriale Befehlshaber, in Person von SKB-Inspekteur Martin Schelleis, die direkte Kontrolle über Feldjäger und Einheiten der ABC-Abwehr behält, werden den vier regionalen Führungsstäben Soldaten für die logistische Unterstützung und zur Absicherung unterstellt – letztere sind für Raum- und Objektschutz, Schutz kritischer Infrastrukturen und Sicherung vorgesehen.
Allerdings werden nicht gleichzeitig alle rund 15.000 Soldaten, die zur Bewältigung der Krise im Inland zur Verfügung stehen sollen, in den gleichen Bereitschaftsstand versetzt. In allen Regionen sind Einheiten in Zugstärke vorgesehen, für die aber auch so genannte Folgekräfte bereitstehen: Die ersten Einheiten, zum Beispiel 26 Logistik-Züge mit jeweils etwa 30 Männern und Frauen im Süden, stehen in einer Zwölf-Stunden-Bereitschaft, weitere 57 Züge können innerhalb von 72 Stunden eingesetzt werden.
Die Staffelung ist deshalb bedeutsam, weil die Bundeswehr auch bei ihren Soldaten mit Infektionen und damit Ausfällen rechnen muss. Unter Berücksichtigung der derzeitigen dynamischen Infektionsverläufe und basierend auf der aktuell bekannten Datenlage wird als erste Näherung eine Ausfallrate von ca. 15 Prozent des Personalumfangs angenommen, heißt es in einer Weisung der Streitkräftebasis.
Als rechtliche Grundlage für die Planung und den Einsatz der Bundeswehr in diesem Fall beruft sich die Bundeswehr auf den Grundgesetz-Artikel 35, der Amtshilfe der Streitkräfte im Inland regelt. Normalfall ist dabei überwiegend die technisch/logistische Unterstützung ohne Wahrnehmung hoheitlicher Aufgaben, vor allem nicht als Organ der vollziehenden Gewalt.
Allerdings wird für die Soldaten auch die Katastrophenhilfe nach den Absätzen 2 und 3 dieses Grundgesetz-Artikels möglich – wenn ein Bundesland das anfordert oder die Bundesregierung diesen Einsatz beschließt.
Die Soldaten, die zur Unterstützung eingesetzt werden, sind dann zwar als Streitkräfte im Einsatz, aber Bestimmungen des jeweiligen Bundeslandes gebunden. Auch ihre so genannten Eingriffsbefugnisse, also in welchem Umfang sie zum Beispiel Polizeirechte wahrnehmen dürfen, richten sich nach diesen zivilen Regeln – das Gesetz über die Anwendung unmittelbaren Zwanges und die Ausübung besonderer Befugnisse durch Soldaten der Bundeswehr, das vor allem die Rechte bei der Bewachung von Kasernen regelt, gilt in diesem Fall nicht.
Alle Einsätze zur Absicherung stehen unter polizeilicher Führung und eine solche Führung vor Ort ist möglichst sicher zu stellen, legte die Bundeswehr fest. Der Einsatz spezifisch militärischer Waffen ist nur in besonderen Ausnahmefällen und auf Weisung der Bundesministerin zulässig. Absicherungseinsätze sind durch die jeweils vor Ort eingesetzten militärischen Führerinnen bzw. Führer zu dokumentieren, um eine rechtliche Überprüfung zu gewährleisten.
Entsprechende Anforderungen für Hilfeleistungen, bei denen die Bundeswehr die Polizei unterstützen soll, waren bis zum (heutigen) Freitag noch nicht gestellt – auch wenn Baden-Württemberg eine entsprechende Anfrage erwägt.
Zwei notwendige Ergänzungen (danke für die Leserhinweise): Zum einen bleiben die Landeskommandos auch weiterhin eingebunden – als Ansprechpartner der jeweiligen Landesregierungen für Amtshilfeanträge. Und zum anderen: Diese Regelungen des Nationalen Territorialen Befehlshabers gelten für all das, was nicht vom Sanitätsdienst der Bundeswehr geleistet wird – der weiterhin für die Unterstützung vor allem mit medizinischem Personal und in den Bundeswehrkrankenhäusern zuständig bleibt.
(Archivbild August 2016: Übung der ABC-Abwehrtruppe in Bruchsal – Björn Trotzki/Bundeswehr)
„Unter Berücksichtigung der derzeitigen dynamischen Infektionsverläufe und basierend auf der aktuell bekannten Datenlage wird als erste Näherung eine Ausfallrate von ca. 15 Prozent des Personalumfangs angenommen, heißt es in einer Weisung der Streitkräftebasis.“
Was soll uns diese schwammige Aussage den sagen ?
Soldaten-
– werden sich bei Hilfseinsätzen infizieren
– schleppen Infektionen von daheim mit und stecken wiederum andere an
Soll den Vorsorglich jeder Soldat mit einer Maske ausgestattet werden um eine Tröpfcheninfektion zu vermeiden? Stimmt, brauchen wir nicht…in Taiwan und in Singapur muss eine Maske i.d. Öffentlichkeit getragen werden. Ansonsten drohen Geldstrafen bis zu 3000€.
Egal, wir haben ohnehin nicht genügend Masken auf Lager. Dazu denke ich mir meinen Teil…
@0815
Ist doch eindeutig: Unter Berücksichtigung aller bekannten Fakten15% Ausfallrate, bis andere Datenlage vorliegt.
Wie würden denn z. B. Sicherungsaufgaben mit der Maßgabe „… der Einsatz spezifisch militärischer Waffen ist nur in besonderen Ausnahmefällen und auf Weisung der Bundesministerin zulässig.“ funktionieren? Dann wäre ja bei P8/P30 Schluss, weil alles andere militärische Waffen sind, oder?
Unfassbar, da haben wir eine Streitkräftebasis mit dem Kommando Territoriale Aufgaben nebst 15 Landeskommandos und noch ein Logistikkommando und alle diese Kommandos bzw. unser „Territorialheer“ ist nicht in der Lage nur 15.000 Soldaten zu führen?? Warum hat man die 4 Wehrbereichskommandos aufgelöst, wenn jetzt die Nationale Krisenvorsorge der Streitkräfte bei der ersten kleinen Krise versagt und die Felddivisionen, das Marinekommando und das Luftwaffenkommando einspringen müssen??
Bei der Sturmflut von 1962 waren 40,000 Soldaten im Einsatz und beim Oderhochwassern 1997 30.000 Soldaten.
Offensichtlich sollten wir nach der Krise schleunigst wieder ein schlagkräftiges Territorialheer aufstellen, was einer Krise gewachsen ist.
Oder geht es hier nur darum, daß das Heer, die Marine und die Luftwaffe bei der Krisenbewältigung mitspielen wollen aus Eitelkeit der Teilstreitkräfte gegenüber der Streitkräftebasis?
Unsere ABC-Truppen sind nur noch eine Resttruppe(in Spanien oder Asien sind die Streitkräfte groß im Einsatz zum desinfizieren. Einen solchen Einsatz der BW habe ich noch nicht gesehen. Pionierbrigaden besitzt die BW nicht mehr…..
So daß mir das Fazit zu sein scheint, daß es der BW an Panzern, Schutzmasken und ausreichend geeigneten Truppen für den Katastrophenfall fehlt.
@0815:
Solange es noch Kommandeure gibt, die noch grübeln wie man in der momentanen Phase am besten Urlaub und Überstunden abbauen kann sind solche Feinheiten noch nicht das Problem….
Die große Maschine läuft an.
Das macht aus meiner Sicht so durchaus Sinn und scheint durchdacht.
Ich bin jedoch mal gespannt wie sich nun die Zusammenarbeit zwischen den Divisionen und den Landeskommandos entwickelt.
Nun müssen die jeweiligen Länder auch ihre Planungen soweit vorantreiben (Planungshorizont ca. 3 Wochen), damit konkrete Anträge auf Unterstützung gestellt werden können. Nur so können die zivile und die militärische Seite wirklich ineinander greifen.
@Closius sagt: 27.03.2020 um 14:15 Uhr
„Offensichtlich sollten wir nach der Krise schleunigst wieder ein schlagkräftiges Territorialheer aufstellen, was einer Krise gewachsen ist.“
In der Tat beweisen sich jetzt alle Mahnrufe der letzten Jahre als berechtigt, die die momentane Führungsstruktur bemängelt haben. Da wollte der GI ja sowieso ran, jetzt dürfte der Beweis der Notwendigkeit erbracht worden sein.
Bin gespannt, welche konkreten Lehren man im Nachgang ziehen wird.
Ob allerdings mit Blick auf die Truppenstruktur wirklich eine Territorialheer angemessen sein wird, da habe ich meine Zweifel. Vielleicht einige Heimatschutzverbände, vor allem gekaderte und ggf. teilgekaderte wären ja i.O., aber ein komplettes Territorialheer sehe ich als nicht gerechtfertigt an.
Da gibt es weder im Grundsatz noch in der aktuellen Lage irgendetwas was den Bedarf hierfür aufzeigen würde.
@Closius,
….bzgl. Aussagen zur Führung der Kräfte: 1*
@Neuling
Mich würde interessieren wieviele Leute deinen Beitrag grad gelesen haben und sich dachten „Hey der muss bei mir im Bataillon sein!“
Traurig aber wahr..
@Closius sagt:27.03.2020 um 14:15 Uhr
„…da haben wir eine Streitkräftebasis mit dem Kommando Territoriale Aufgaben nebst 15 Landeskommandos und noch ein Logistikkommando…“
Sie haben das Standortkommando Berlin vergessen, dass die Aufgaben des 16. Landeskommandos hat. Die haben namensmäßig nur eine Extra-Wurst bekommen.
„Offensichtlich sollten wir nach der Krise schleunigst wieder ein schlagkräftiges Territorialheer aufstellen, was einer Krise gewachsen ist.“
Ich bin dafür. Allerdings sehe ich schwarz, was die personelle und materielle Ausstattung angeht, wenn man die Mühen betrachtet, die RSU Kompanien voll zu besetzen und auszustatten. Selbst unter Einbeziehung der neuen Konzeption Reserve.
„Unsere ABC-Truppen sind nur noch eine Resttruppe(in Spanien oder Asien sind die Streitkräfte groß im Einsatz zum desinfizieren.“
Die Bundeswehr hat für ihren eigenen Bedarf geplant, das ist in Ordnung. Ein Dekont-Einsatz ist bisher auch gar nicht gefordert gewesen, warum sollten die Kameraden also im Einsatz sein?
„Pionierbrigaden besitzt die BW nicht mehr…..“
… und hatte die Bundeswehr auch nur im Zuge der Heeresstruktur V von Anfang der 90er Jahre bis 2003.
Closius: exakt. So als dem Wasserkopf Arbeit droht, muss es jemand anderes machen.
Sobald.
@Neuling sagt: 27.03.2020 um 14:23 Uhr
„Solange es noch Kommandeure gibt, die noch grübeln wie man in der momentanen Phase am besten Urlaub und Überstunden abbauen kann sind solche Feinheiten noch nicht das Problem….“
Wenn nicht jetzt, wann dann? Derzeit ist die Arbeitslast noch überschaubar, aber gleichzeitig der Dienstbetrieb herunter gefahren. Natürlich ist jetzt der perfekte Zeitpunkt um für die Masse (Spezialisten und Führung ausgenommen) Stunden und Urlaub abzubauen. Warum sollte man das kritisieren? Ich würde es kritisieren, wenn man es nicht so machen würde.
@Memoria sagt: 27.03.2020 um 14:35 Uhr
„Die große Maschine läuft an.
Das macht aus meiner Sicht so durchaus Sinn und scheint durchdacht.“
Zustimmung. Und auch hier zeigt sich, dass die Mäkler der letzten beiden Wochen ins leere kritisierten. Die Bundeswehr hat die Anlaufzeit bevor die Krise ihren Höhepunkt erreicht gut genutzt um sich aufzustellen und jetzt angreifen zu können.
„Ich bin jedoch mal gespannt wie sich nun die Zusammenarbeit zwischen den Divisionen und den Landeskommandos entwickelt.“
Das ist allerdings in der Tat eine interessante Frage ;)
Was ist denn die Quelle für diese Information? Hat das BMVg dazu eine Weisung erteilt? Wer hat denn diese neue Krisenstrukturen festgelegt?
[Text lesen: „heißt es in einer Weisung der Streitkräftebasis“. T.W.]
@Koffer
Ja nur muss man sich entscheiden ob ich permanente Erreichbarkeit und eine NTM von 4-8h haben möchte und für Aufträge bereitstehe oder lieber Stunden und Urlaub abbauen.
„Zustimmung. Und auch hier zeigt sich, dass die Mäkler der letzten beiden Wochen ins leere kritisierten. Die Bundeswehr hat die Anlaufzeit bevor die Krise ihren Höhepunkt erreicht gut genutzt um sich aufzustellen und jetzt angreifen zu können.“
Wo lässt sich das denn beobachten? Dass das eine oder andere Kampftruppenbataillon wurde wie aus dem nichts von der Lage getroffen oder hat zumindest so auf die Befehle der übergeordneten Führung reagiert.
@Closius
In der gegenwärtigen Situation braucht es meiner unmaßgeblichen Meinung nach eher die Sanität und die Logistik (sowie ggf. personelle Unterstützung einer zusehends durch Krankmeldungen geschwächten Polizei) als per se die ABC-Abwehrtruppe. Nach allem, was die Literatur bisher zu SARS-CoV-2 hergibt, ist eigentlich nur die Desinfektion ungelüfteter Räumlichkeiten, in denen sich ein symptomatischer (d.h. v.a. hustender) Patient längere Zeit aufgehalten hat, dringend angezeigt (mithin vorrangig Kranken- und Behandlungsimmer).
Dass das Virus auf bestimmten Flächen längere Zeit nachweisbar ist (bspw. 72 Stunden auf Edelstahlflächen) heißt nicht, dass es jederzeit in ausreichend hoher Konzentration vorhanden wäre, um eine Gefahr darzustellen. In normal gelüfteten Räumen sinkt das ausgehustete oder beim Sprechen abgegebene Virus-Aerosol zu Boden und wird offenbar binnen drei Stunden inaktiviert. Das Robert-Koch-Institut nimmt an, dass man sich etwa 15 Minuten in unmittelbarer Nähe eines Infizierten aufhalten müsste, um das eigene Ansteckungsrisiko signifikant zu erhöhen. Abstandhalten und entsprechende Hygiene sind also durchaus vielversprechende Schutzmaßnahmen.
Die Desinfektion von Außenflächen, wie sie derzeit bspw. in Spanien und vormals in China praktiziert wurde, halte ich persönlich für überflüssig. Zwar bin ich kein Arzt, sondern Jurist, aber immerhin in der Lage, die entsprechenden wissenschaftlichen Aufsätze zu lesen. Unter freiem Himmel sorgen anscheinend schon normale Luftströme dafür, dass das Virus sich nicht in relevanter Konzentration sammeln kann. Und was tatsächlich an Material vorhanden ist, wird durch gewöhnliche Sonneneinstrahlung, d.h. UV-Strahlung inaktiviert. Wahrscheinlich dienen solche Maßnahmen eher der Beruhigung der Bevölkerung, oder sind einer gewissen Verzweiflung geschuldet.
Ich hoffe, dass man in Berlin aus dem gegenwärtigen Geschehen die Lehre zieht, wieder eine Reservelazarettorganisation aufzubauen. Besonders die immense materielle Reserve, die 2007 entweder an die Einsatz-Sanität weitergegeben oder aber verscherbelt wurde, käme jetzt sehr gelegen. Hier dürfte es auch nicht an Unterstützung durch Politik und Bevölkerung mangeln, anders als vielleicht in anderen Bereichen der Wiederertüchtigung der Streitkräfte.
Die Strukturen sind doch eigentlich da…
Kommando Territoriale Aufgaben
Landeskommandos
BVK
KVK
Warum wachsen die jetzt nicht auf? Sondern werden quasi ausgeschaltet und durch TSK Kommandos bzw. Divisionskommandos bei Seite geschoben!?
Hat man sowenig Vertrauen in die Strukturen, dass man sie über Bord wirft und praktisch ersetzt?
Dann kann man ja zukünftig sich einen Hört von talentierten Allroundern halten die man Situativ zu einem Führungsstab zusammen würfelt.
Wäre ich in Verantwortlicher Position eines Landeskommandos, ich würde mein Entlassungsgesuch schreiben und beim DRK fragen ob die Unterstützung in der Feldküche brauchen.
@chris sagt: 27.03.2020 um 16:17 Uhr
„Ja nur muss man sich entscheiden ob ich permanente Erreichbarkeit und eine NTM von 4-8h haben möchte und für Aufträge bereitstehe oder lieber Stunden und Urlaub abbauen.“
Genau das muss man sich in der aktuellen (!) Lage überlegen.
„Wo lässt sich das denn beobachten? Dass das eine oder andere Kampftruppenbataillon wurde wie aus dem nichts von der Lage getroffen oder hat zumindest so auf die Befehle der übergeordneten Führung reagiert.“
Die Kette ist doch ganz einfach. Das BMVg und die TKS/milOrgBer haben die letzte Woche genutzt um die Stäbe/Lagezentren etc. hochzufahren. Und erste Weisung erlassen. Diese Wochen wurde weitere Fragen geregelt und jetzt kommt nach und nach beginnend ab nächster und übernächster Woche die Truppe in die Umsetzung.
Also genau rechtzeitig für die anstehende „Krise“.
Warum hätte man letzte oder vorletzte Woche irgendein Kampftruppenbataillon für irgendetwas gebraucht?
@Küstengang01 sagt: 27.03.2020 um 16:59 Uhr
Landeskommandos/BVK/KVK
Sind nicht dafür geeignet und auch nicht dafür gedacht Truppenverbände größeren Umfangs zu führen. Sie sind (wie es die Namen bei den beiden letzten sogar in sich tragen) Verbindungskommandos.
Offensichtlich bereitet sich die Bundeswehr jetzt auf die mögliche (!) Lage vor, dass ab nächster/übernächster Woche vielleicht eine größere Anzahl von Soldaten geführt werden müssen.
Dafür sind aber Divisionsstäbe des Heeres in besonderer Weise geeignet. MarKdo/LwKdo zwar weniger, aber dafür haben sie ja auch die wesentlich kleineren Bereiche abbekommen und MarKdo zumindest noch den Teil in dem überproportional Marine stationiert ist, so dass wenigstens die normalen truppendienstlichen Kanäle und persönliche Netzwerke funktionieren.
@ Pio-Fritz 15.08 Uhr
Das StOKdo Berlin wurde Anfang 2013 ausser Dienst gestellt.
Wie für viele Unternehmen und Behörden ist die Corona-Krise auch für die Bundeswehr ein Offenbarungseid, was die Notwendigkeit und die Durchhaltefähigkeit von Strukturen und Prozessen angeht – und für wesentliche Teile der SKB und von ZSan zeigt sich grade keine Darseinsberechtigung. Die Landeskommandos sind nicht schicht- / durchhaltefähig, sondern nur bessere Verbindungskommandos. Dass in der Corona-Krise die Divisionsstäbe des Heeres, das MarKdo und das LwKdo territoriale Aufgaben wahrnehmen, ist auch nur deshalb möglich, weil die Bundeswehr – und alle anderen auch – den Luxus hat, sich nur auf eine inländische Krise konzentrieren zu müssen.
Im Spannungs – und Verteidigungsfall oder einer anderen internationalen Krise, die sowohl im In- als auch im Ausland die Bundeswehr fordert, wäre dem aber nicht so und die offensichtlich (!) weder personell noch materiell durchhaltefähigen Landeskommandos müssten die Aufgaben wahrnehmen, die ihnen jetzt abgenommen werden. Wie das ausgehen würde, kann sich jeder vorstellen.
Warum nicht Wehrbereichskommandos (entsprechend einem größeren Bundesland oder mehreren kleineren Bundesländern), die personell und materiell durchhaltefähig aufgestellt sind, die in ihrem Zuständigkeitsbereich stationierten Verbände, die jetzt zu ominösen Fähigkeitskommandos oder ZSan gehören, führen, erschließt sich wohl nur den Stabsoffizieren, die durch die Organisationsbereiche SKB und ZSan ihre eigenen bzw. neue Dienstposten begründet haben.
@TW: Seit wann gilt eine angebliche Weisung der SKB auch für alle anderen OrgBer? Ist die Weisung „offen“ – dann sollte sie hier auch gezeigt werden. Viele Fragen, die sich hier stellen, weil wir das Originaldokument nicht kennen… Daher wäre eine gewisse Zurückhaltung bei den Bewertungen hier durchaus angebracht.
[Es steht Ihnen frei, meine Berichterstattung für unseriös zu halten und sich anderswo zu informieren. T.W.]
@Küstengang01 sagt: 27.03.2020 um 16:59 Uhr
Wer die ZMZ-Strukturen kennt, der weiß, das die erste Entscheidungsebene, ob es Kräfteeinsatz irgendwo gibt, das Kommando Territoriale Aufgaben (KTA) ist. Das KVK stellt den Antrag (mit erster Bewertung), das Landeskommando priorisiert und bewertet und KTA entscheidet. Bei einer bundesweiten Lage ist KTA einfach unterbesetzt und überfordert. Die Strukturen bleiben erhalten, unterhalb des KTA ist deshalb eine Führungseben eingezogen worden, was Sinn macht. Früher ( bis 2013) waren das die Wehrbereichskommandos (WBK). Und wer mal genau hinsieht, es waren derer vier. Welche Überraschung.
Anscheinend hat man eine Lücke erkannt und diese geschlossen. Ich finde das gut.
Zitat:
„Die Staffelung ist deshalb bedeutsam, weil die Bundeswehr auch bei ihren Soldaten mit Infektionen und damit Ausfällen rechnen muss. Unter Berücksichtigung der derzeitigen dynamischen Infektionsverläufe und basierend auf der aktuell bekannten Datenlage wird als erste Näherung eine Ausfallrate von ca. 15 Prozent des Personalumfangs angenommen, heißt es in einer Weisung der Streitkräftebasis.“
Diese Ausfallrate von 15 % kann bereits beim Beginn der Einsatzbereitschaft ab kommenden Freitag dem 03.04. gegeben sein, denn die jetzt nach Hause geschickten Soldaten können sich problemlos in ihrem privaten Umfeld angestecken und dann bereits infiziert, aber noch ohne Krankheitsymptome zum Dienst kommen. Das bedeutet dann die Logistik kann z.B. nicht mit 26 Transportzügen starten, sondern hat bei Beginn schon Ausfall und Qurantäne einiger Züge zu verkraften, denn es ist einfach unwahrscheinleich, dass bei 26 x 30 Soldaten kein Infizierter in einer Woche dabei sein wird.
Die 57 Erstatzzüge, die in einer 72 Stunden Bereitschaft stehen werden und dessen Soldaten jetzt nach der allgemeinen Lage in den Kasernen wohl nach Hause geschickt wurden, gehe ich schon davon aus, dass die jetzt erstmal FvD und Überstunden abbauen, bevor bei dem zu erwartenden Katastropheneinsatz neue Überstunden und Ausgleichstage aufgebaut werden. Alles andere wäre unlogisch und könnten auch niemanden Aussentehenden vermittelt werden, dass die Soldaten bei voller Bezahlung nach hause geschickt werden und dabei ihr Überstundenkonto noch nicht mal abgebaut werden würde.
@Küstengang01 sagt: 27.03.2020 um 16:59 Uhr
Sie treffen da was im Zielgebiet, ohne dass ich zumindest wüsste, warum nach recht kurzer Zeit ( +/- 2 Wochen) das Zutrauen in bestehende Strukturen verloren gegangen zu scheint.
Bislang wurden mil Hilfeleistungen noch nicht im grossen Massstab abgerufen/ angewiesen. Ein echter Stresstest ist also doch noch gar nicht erfolgt. Warum wird also nun die Führungs- und Ablauforganisation gewechselt?
Ich weiss nicht, was in letzten Jahren territorial geübt wurde, die Felddivisionen haben solche anstehenden Eins sicherlich nicht eingeübt.
Warum werden Einheiten/ Verbände nicht dem KdoTerrAufgaben/ den LKdos unterstellt?
Mir scheint, dass da mehr dahinter steckt. @Koffer hat vielleicht um 14.38h die richtige Annahme dazu geäussert.
@TW: Ui, wo habe ich denn etwas von „Unseriös“ geäußert? Warum so dünnhäutig?
Eine Weisung der SKB ist i.d.R. in den anderen OrgBer nicht gültig. Was ist da passiert?
Darüber hinaus sind derartige Weisungen nach meiner Einschätzung auch mindestens als „VS-NfD“ eingestuft. Wenn sie „offen“ ist, kann man sie auch veröffentlichen und dann auch entsprechend bewerten – und das bezieht sich auf die Bewertungen durch die Leserschaft. Hätte ich Ihre Bewertungen gemeint, hatte ich das auch geschrieben. Daher noch einmal mein Appell, sich mit Bewertungen zunächst zurückzuhalten.
[Pardon, dann habe ich das missverstanden. Die Weisung ist nicht öffentlich; warum aber eine Weisung des Nationalen Territorialen Befehlshabers außerhalb der SKB nicht gelten soll, erschließt sich mir nicht. T.W.]
Kein Problem, dazu dienen ja Klarstellungen.
Zur Zuständigkeit: ich glaube, dass hier ein wichtiger semantischer Unterschied notwendig ist. Eine Weisung das Nationalen Territorialen Befehlshabers muss in dieser Funktion im Rahmen seiner fachlichen Zuständigkeit selbstverständlich auch außerhalb der SKB gelten, eine Weisung der SKB (als ebenengleicher OrgBer zu zB MarKdo, Kdo H, KdoLw etc) nicht. Und da es hier vor allem um Kräftezuordnungen geht, ist es notwendig, die Zuständigkeiten der anderen OrgBer hervorzuheben.
Grundsätzlich ist nach meiner Einschätzung die FüOrg Inland dringend überarbeitungsbedürftig. Das zeigt sich bei dieser Pandemie deutlich. Wenn wir Strukturen haben, die wir nicht nutzen, wozu sind diese dann gut? Warum nicht ad-hoc Strukturen (so wie jetzt), in denen man zB die Landeskommandos nicht benötigt? Ich denke, dass wir uns an diese Lesen Learned unbedingt erinnert müssen, wenn diese Lage vorüber ist.
Mhhh ich schaue mir die Struktur der SKB an und denke immer wieder…. alles da alle Stabspositionen besetzt.
Da sitzt ein Inspekteur als Stelv. GI und nationaler Befehlshaber und hat ein Kommando Streitkräftebasis dem ein Streitkräfteamt und dem wiederum ein Kommando territoriale Aufgaben nachgeortnet ist, welches wiederum ein Kommando Feldjäger und ein ABC Abwehrkommando hat sowie diverse Landeskommandos.
Wozu habe ich diesen ganzen Apparat wenn man den im Bedarfsfall nicht braucht und andere Stäbe mit den Aufgaben betraut?
Das wird vermtl. nun wieder eine absolute Meldeorgie geben, bei der die Bw viel Zeit und Ressourcen verbraten wird. Eigene vorgesetzte Kdo’s, LKdo’s, Kdo TA und nun noch 4 regionale Führungsstäbe, die in unterschiedlichen Meldeformaten alle die gleiche Informationen haben wollen. Bin mal auf die Koordination gespannt….
@CBK-DE sagt: 27.03.2020 um 19:20 Uhr
„Grundsätzlich ist nach meiner Einschätzung die FüOrg Inland dringend überarbeitungsbedürftig. Das zeigt sich bei dieser Pandemie deutlich.“
Das wussten wir vorher ja auch schon. Der GI hatte da ja bereits Untersuchungen beauftragt. Aber durch die jetzigen Situation dürfte das noch Fahrt aufnehmen.
@Küstengang01 sagt: 27.03.2020 um 19:20 Uhr
„Da sitzt ein Inspekteur als Stelv. GI und nationaler Befehlshaber“
Der Inspekteur SKB ist schon seit Jahren nicht mehr StvGI. Gut 7 1/2 wenn ich es richtig in Erinnerung habe.
Gibt es eigentlich Pläne, wie die Soldaten gegebenenfalls vorbereitet werden würden, sofern exekutive Befugnisse wahrgenommen werden? Da das ja offenbar dann ans Landesrecht gekoppelt wäre, frage ich mich, wie man denjenigen dann im Crashkurs unter Epidemiebedingungen beibringen kann, was erlaubt ist und was nicht. Vollkommen ohne Einweisung würde das ja kaum vonstatten gehen, hoffe ich. „Unter polizeilicher Führung“ klingt auf dem Papier ja gut, aber ob das jeweils vor Ort sichergestellt werden kann?
Oder sind die Planungen da einfach noch nicht soweit, so dass das noch nicht auf der Tagesordnung steht und ich male mir Probleme aus, wo es keine gibt?
Das Kommando Territoriale Aufgaben
– „Das Kommando der Bundeswehr, 2013 als eines von drei Fähigkeitskommandos aufgestellt, ist der operative Arm für territoriale Einsätze der Streitkräfte im Inland,
steht im Auftrag, weiter
– Anträge auf Hilfeleistung, die von den betroffenen Landeskommandos koordiniert und vorgelegt werden hier geprüft und bewertet, um verfügbare militärische Kräfte, schnell in Verbindung zu zivilen Organisationen vor Ort treten zu lassen und effektiv und schnell helfen zu können“.
Nur leider, das Kdo TA ist ein „Kaiser ohne Land“, die „verfügbare(n) militärische Kräfte“ gehören den Div, den Brig, der SKB, ein wenig auch Lw und Marine.
Bei kleinteiligen Anforderungen, Stil in Brandenburg brennt ein ÜbPl, lässt sich das anforderungs- und kräftemäßig einvernehmlich regeln.
Bei deutschlandweiter Anforderungstiefe aber, weshalb erst Truppe den Div und Brig wegnehmen, um diese aZa oder den KdoTA/Lko zu unterstellen, mit ungewohnten Strukturen, Verfahren, neuen Vorgesetzten?
Das wäre sogar nachteilig.
Die Div/Brig kennen sich. Eingeübte Verfahren bestehen, Meldewege sind „eingelaufen“, die Truppenteile sind in interner Koordinierung geübt, Kdr und Chefs haben vielfache Erfahrung der Zusammenarbeit. Lasst sie zusammen!
Für die Zukunft, was ist zu prüfen?
Ist KdoTA ohne eigene „enabler“ Pi, Log, Fm, San überhaupt sinnvoll?
Da Zahl der Soldaten begrenzt ist, wird das Kdo eigene Tr kaum bekommen.
Die Gesamtorganisation KdoTA nach dem Gesichtspunkt der Arbeitsfähigkeit überprüfen.
@ Neuling; 27.03.2020-14:23 Uhr
@ Maik
Nicht wahr? Da haben Sie beide aber nen richtigen Tiger im Tank.
Zuerst befiehlt man fast alles an Soldaten in die perfekt überwachbare Heim-Isolation und zeitgleich fragt (oder beschäftigt) man sich wie das mit dem EU 2020/D(Z)A etc.pp ablaufen soll… Schwerpunkte haben manche Leute.
@Klaus-Peter Kaikowsky sagt: 27.03.2020 um 20:24 Uhr
„Ist KdoTA ohne eigene „enabler“ Pi, Log, Fm, San überhaupt sinnvoll?
Da Zahl der Soldaten begrenzt ist, wird das Kdo eigene Tr kaum bekommen.“
Braucht KTA auch nicht, gemäß Weisungslage unterstehen im Fall des MilKatal alle verfügbaren Truppenteile dem KTA. Verfügbar heißt, nicht in Einsätzen, einsatzgleichen Verpflichtungen etc. gebunden. Das schließt Truppenteile auf Übungsplätzen mit ein (sehr praktisch an Wochenenden).
Das Hochwasser 2013 hat übrigens gezeigt, das die „normalen“ Führungsstrukturen im Katastrophenfall auch kontraproduktiv sein können. Brigade- und Divisionskommandeure dulden meistens keinen König neben sich, um so schwerer tun sie sich damit, zivile Stäbe zu unterstützen. Aber diese führen nun mal den Katastrophen- oder Großschadeneinsatz. Das führt zu Reibungsverlusten. Im momentanen Stadium der überwiegenden Amtshilfe ist das weitestgehend egal.
@ sakrileg
Vielleicht gibt es dazu Pläne, vielleicht haben da manche (egal ob in den Landesregierungen oder in der Bundeswehr) einfach nur feuchte Träume, die sie laut rausposaunen. Die Landeskommandos haben lediglich ein paar Soldaten in den RSU-Kompanien, die mit der Aufgabe „Streife mit der Landespolizei“ sicherlich an ihre Grenzen stossen würden. Aktive Soldaten könnten das sicherlich besser. Aber nochmal: wir brauchen medizinische Schutzausstattung und medizinisches Personal, jetzt und auch in den nächsten Wochen.
@ all
Seit wann führen KVK oder LKdo Truppen im Einsatz? Entspricht nicht den Vorgaben und wurde nie so ausgebildet. Also braucht die Truppe ihre gewohnte Führung. Und ja – es laufen definitiv zu viele Häuptlinge herum (oder sitzen in Homeoffice) und zu wenige Indianer.
Da taucht eine Krise auf und die Bundeswehr ist als erstes mit der Schaffung neuer Stäbe beschäftigt. Da frage ich mich doch, welche unserer hochbegabten und hochbezahlten Spezialisten diese Struktur erst geschaffen hat. Aber ok, akzeptieren ist einfacher als verstehen.
Schwerpunkt in dieser Woche war der Kampf mit dem Zugang zum Intranet aus dem HomeOffice. Da ja mehr oder weniger alle Veranstaltungen, Besprechungen etc. abgesagt sind und auch keinen Dienstreisen stattfinden, ist das Arbeitsaufkommen sehr überschaubar.
Montag und Dienstag klappte der Zugang erst nach 16:00 Uhr, Mittwoch Vormittag ca, 1 Stunde Netz, Donnerstag erst wieder am Nachmittag. Ein Lichtblick am Freitag, wo das Netz zumindest bei mir stabil war. Netzgeschwindigkeit teilweise extrem langsam und dazwischen noch ein Softwareupdate. Alle anderen Telearbeiter aus meiner Teileinheit mit den gleichen Problemen. Kommunikation mit den Kameraden ohne Laptop via WhatsApp. Ein Hoch auf die BWI. Wie soll das funktionieren wenn es einmal knallt und raucht?
Und zur Belohnung sollen wir jetzt möglichst Überstunden und Urlaub abbauen. Bei Überstunden bin ich ja noch dabei aber Erholungsurlaub werde ich dafür nicht nehmen. Wir sitzen doch nicht freiwillig zu Hause. Wenn der Dienstherr keine sinnvollen Aufträge vergibt oder zu wenig Laptops und Netzzugänge hat, kann es nicht das Problem der zwangsweise heimgeschickten Soldaten sein, die Zeit mit Urlaub zu füllen.
Willkommen im Westen, Sachsen-Anhalt! 😊
Zum Thema Überstunden + Urlaub abbauen.
Ich kann da schon jeden Soldaten verstehen, der keine Lust hat seine mühsam erarbeitete Überstunden oder Urlaubstage in einer Kontaktsperrezeit oder Ausgangssperrezeit (Bayern) abzubauen und sich gleichzeitig noch als Reserve bereitzuhalten.
Mir ist durchaus bewusst, dass wir in einer angespannten Lage sind und dieses Thema ziemlich unwichtig ist, aber es wird auch eine Zeit nach der Coronakrise geben und dann sind die Soldaten auch noch da und schauen allgemein auf ihren Dienst der letzten Jahre und den Umgang des Dienstherren mit ihnen.
Da wird es also wieder einen Punkt (unter vielen) geben, den man auf die Negativliste schreiben kann.
Viel lieber würde ich (nicht betroffen) jetzt sehen, dass man diese Überstunden und Urlaubstage jetzt nicht abbaut und dann nach der Krise diese ausbezahlt bekommt, wenn es nicht möglich ist diese abzubauen (weil zu viele).
Das wäre dann auch eine hervorragende Wirtschaftsaufschwungsmaßnahme.
@Pio-Fritz sagt: 27.03.2020 um 21:11 Uhr
„Das Hochwasser 2013 hat übrigens gezeigt, das die „normalen“ Führungsstrukturen im Katastrophenfall auch kontraproduktiv sein können. Brigade- und Divisionskommandeure dulden meistens keinen König neben sich, um so schwerer tun sie sich damit, zivile Stäbe zu unterstützen.“
Naja, das ist ja wie immer von Lage und Auftrag abhängig. Im 97er Hochwasser hat sich gerade das Gegenteil gezeigt, als die gemeinsame Führung aller (Bw-)Truppen aus (Divisions-)hand ein sehr erfolgreicher war.
Aber eines ist klar. Bei der Führung lokaler oder regionaler Lagen bei denen wir nur unterstützen müssen die zivilen Instanzen natürlich den Hut aufhaben. Alles andere wäre ja wiedersinning.
Aber ich denke ich auch nicht, dass die BwStäbe die Führung vor Ort übernehmen sollen, sondern vermutlich lediglich die Koordination der Bundeswehrkräfte.
@CBK-DE
Die Weisung ist VS-NfD; aber seien Sie versichert das TW zur Zeit die beste offene Quelle ist.
@Prio-Fritz Aussage 27.03.2020 um 18:19 Uhr zu eingezogenen Führungsebenen. Note 1 mit Stern – genau so ist es! Planvolles handeln in bestehenden Strukturen. Warum manche glauben, von einer Kräftegenerierung auf die Gesamtleistungsfähigkeit der Bundeswehr zu schließen, erschließt sich mir auch nicht.
[Oh, danke. Und eine Bitte an div. andere Kommentatoren: Die Diskussion über offen/öffentliche Einstufungen usw. ist an der Stelle besonders nicht nötig und sinnvoll hier. T.W.]
Insider sagt:
27.03.2020 um 22:50 Uhr
„Da taucht eine Krise auf und die Bundeswehr ist als erstes mit der Schaffung neuer Stäbe beschäftigt.“
Wenn ich den Text richtig gelesen habe werden keine Stäbe gebildet sondern Aufträge erteilt/Aufgaben zugewiesen. Kenne ich. Habe/mache ich an jedem Diensttag. Kann ich! Seit vielen Jahren.
@Insider sagt: 27.03.2020 um 22:50 Uhr
„Da taucht eine Krise auf und die Bundeswehr ist als erstes mit der Schaffung neuer Stäbe beschäftigt.“
Welche neuen Stäbe werden geschaffen? Die beiden DivKdo tun genau das wofür sie geschaffen wurden: Truppen führen. Und die Umwidmung von MarKdo und LwKdo schafft auch keine neuen Stäbe sondern füllt lediglich die derzeitige Auftragsflaute in beiden Kdo mit einem neuen Auftrag.
Ganz im Gegenteil. Die aktuelle Lage wird also dazu genutzt bestehende Stäbe (bzw. Kommandobehörden) mit sinnvollen Aufgaben zu betrauen.
„Montag und Dienstag klappte der Zugang erst nach 16:00 Uhr, Mittwoch Vormittag ca, 1 Stunde Netz, Donnerstag erst wieder am Nachmittag. Ein Lichtblick am Freitag, wo das Netz zumindest bei mir stabil war. Netzgeschwindigkeit teilweise extrem langsam und dazwischen noch ein Softwareupdate. Alle anderen Telearbeiter aus meiner Teileinheit mit den gleichen Problemen. Kommunikation mit den Kameraden ohne Laptop via WhatsApp. Ein Hoch auf die BWI. Wie soll das funktionieren wenn es einmal knallt und raucht?“
Kann ich nicht bestätigen. Wir hatten im Referat überwiegend stabile und gute Verbindungen und die durch die BWI bereit gestellten Werkzeuge (Sametime etc.) haben gut funktioniert.
„Und zur Belohnung sollen wir jetzt möglichst Überstunden und Urlaub abbauen. Bei Überstunden bin ich ja noch dabei aber Erholungsurlaub werde ich dafür nicht nehmen. Wir sitzen doch nicht freiwillig zu Hause. Wenn der Dienstherr keine sinnvollen Aufträge vergibt oder zu wenig Laptops und Netzzugänge hat, kann es nicht das Problem der zwangsweise heimgeschickten Soldaten sein, die Zeit mit Urlaub zu füllen.“
In der Tat ist nicht besonders angenehm, dass man gesagt bekommt wann man etwas zu tun hat, aber das ist nun einmal das Los eines Soldaten. Wer es anders möchte, der hätte nicht Soldat werden sollen. Und gute Vorgesetzte werden auch zu guten „Mischlösungen“ kommen, also einfach mal entspannen.
@Günni sagt: 28.03.2020 um 6:38 Uhr
„Viel lieber würde ich (nicht betroffen) jetzt sehen, dass man diese Überstunden und Urlaubstage jetzt nicht abbaut und dann nach der Krise diese ausbezahlt bekommt, wenn es nicht möglich ist diese abzubauen (weil zu viele).
Das wäre dann auch eine hervorragende Wirtschaftsaufschwungsmaßnahme.“
Ja, wenn wir das Geld dann für so etwas haben fände ich das auch gut ;)
@Pio-Fritz
MilKatal ist nicht ausgerufen.
KdoTA und Unterstellte sammeln die Anfragen, Div/Brig sind Dienstleister.
SOE können Div auch allein.
Das Konstrukt ist für Krise und Krieg angedacht. In jetziger Lage hinterfragt sich die territoriale Verfasstheit mehr denn je. Die Weisungslage ist zzt nicht umgesetzt, da die Voraussetzungen fehlen.
Daher sind die unterschiedlich Kommandos von Kreis bis Bund quasi machtlos, ohne Unterbau an Truppe.
@insider
Zugang ins BW-Netz aus Homeoffice:
Kann ich, anders als Koffer, zu 100% bestätigen. Seit knapp zwei Wochen nicht möglich. (Erklärung BWI help-desk: Begrenzung auf 6000 Zugänge).
Was wird denn angeboten…..
15k Soldaten. Bei 16 Bundesländern, das schaffen die Landeskommandos nicht?
Sicherungskräfte…. in einem Umfang ein Battalion pro Bundesland oder weniger.
Feldjäger…. Da gibt es eine exestierende Führungsstruktur.
ABC Abwehr… auch da gibt es ein Kommando.
Logistik…. selbe in grün oder blau.
Wenn man jetzt Einheiten bei ihren angestammten Führungsstrukturen belassen wollte… weil das so gut funktioniert. Dann ist das Marine- und Luftwaffenkommando irgendwie auch fehl am Platz.
Aber OK, ich hab’s verstanden. Die SKB ist nutzlos und kann dem zufolge ja auch abgeschafft werden alles zurück zu den TSK’s
Zum Kdo Territoriale Aufgaben als „Kaiser ohne Kleider“ ist anzumerken, daß dem Kdo TA ursprünglich die Feldjäger und die ABC-Abwehrtruppen unterstanden haben und erst später weggenommen worden ist. Offensichtlich nicht der richtige Ansatz. Ohne neue Verbände könnte man nicht nur die Feldjäger und die ABC-Truppe wieder dem Kommando unterstellen, sondern auch das Logistik Kommando und die Spezialpioniere. Und da die BW weiter wachsen soll, nur niemand genau weiß, was für Einheiten neu aufgestellt werden sollen(außer einem Logistikregiment und einem ABC-Regiment dieses Jahr) könnte man sicher noch weitere Pionier- oder Fernmeldeeinheiten aufstellen und dem Kdo unterstellen, wenn man denn wollte.
Da die nächsten Krisen oder Katastrophen mit Sicherheit kommen werden, sollte die BW sich schleunigst eine Srtuktur geben, die auch bei Katastrophenfällen funktioniert und nicht bei der ersten Krise überfordert ist. Ich denke aus rein politischen Gründen wurde die BW 2011 auf 185.000 Soldaten verkleinert, Milliarden sollten eingespart werden und unter diesem Druck haben die Stabsoffiziere eine BW geplant, die ihre eigenen Posten möglichst überleben lässt, auf dem Papier schön aussieht, aber daß die Struktur auch funktioniert, war weniger gefragt. Deshalb haben wir jetzt 15 Landeskommandos, als schöne Obristenversorgungsposten bzw. mittlerweile werden ein paar Landeskommandos schon von Brigadegeneralen geführt, die der Krise nicht gewachsen sind und jetzt sollen Marinekommando, Luftwaffenkommado und beide Felddivisionen einspringen, die den Katastrophenschutz wahrscheinlich noch nie geprobt haben und wo zu befürchten ist, daß die Zusammenarbeit der Teilstreitkräfte, mangels Erfahrung im Katastrophenschutz und wegen den Eitelkeiten der Teilstreitkräfte nicht optimal funktionieren wird.
Da hier zu Recht darauf hingewiesen worden ist, daß äußere und innere Krisen zusammen fallen können, sollte nach der Krise wieder da angeknüpft werden, wo wir vorher waren, mit zuletzt 4 Wehrbereichskommandos. Daß diese die Landeskommandos ersetzen, oder diese zu reinen Verbindungsstellen herabgestuft werden, und wir dann 4 Kommandos haben, die für die regionale Krisenbewältigung durchhaltefähig ausgestattet sind.
Die Glaubensfrage ist dann nur, ob die Wehrbereichskommandos separat von den Felddivisionen seien sollen, wie es die meiste Zeit in der BW-Geschichte war oder sollten wir die Wehrbereichskommandos nicht besser mit den Divisionen fusionieren, wie nach der Deutschen Einheit, damit mehr Manpower vorhanden ist, so lange keine äußere Krise ist, und nicht nur 4 neue Stäbe und damit nicht nur neue Häuptlinge geschaffen werden?
Das Wehrbereichskommando Küste könnte mit der 1. Panzerdivision fusioniert werden, das WBK Süddeutschland mit der 1, Panzerdivision, das WBK II(Westen) mit der DSK und nur mit dem WBK III (Osten) hätten wir das Problem, daß wir im Osten keine Division mehr haben. So daß das WBK III nur mit dem Kdo TA fusioniert werden könnte.
@all
Meine Bitte wäre, dass wir uns hier nicht zu sehr in kleinteiliger Kästchenkunde verlieren…
Fakt ist: Der Disziplinarvorgesetzte legt von Amtswegen her fest, wann Dienstausgleich – egal welcher Art – genommen wird, oder ob er finanziell ausgeglichen werden muss. Dass dies dann erfolgt, wenn man seine Leute ohne Ufftrag nach Hause schicken muss, ist vernünftig, folgerichtig, recht und billig. Ich bin gespannt, wie lange es noch dauern wird, bis medial die Sau durchs Dorf getrieben wird, dass jetzt Tausende von Soldaten, Beamten und womöglich auch Angestellten von Bund, Ländern und Kommunen bei vollen Dienstbezügen „nach Hause geschickt“ wurden, während sich der „normale“ Arbeitnehmer glücklich schätzen kann, wenn er seinen Job behält und/oder Kurzarbeitergeld erhält. Insofern kann ich dieses Gemoser nicht nachvollziehen.
Fakt ist aber auch: Der Disziplinarvorgesetzte kann anregen (!), wann Erholungsurlaub genommen werden soll – befehlen kann er dies nicht. Es ist ein schönes Beispiel für „wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß!“ Man erwartet von seinem „Alten“, dass er schon frühzeitig Urlaubszeiträume festlegt, doch wenn er dies tut, fahren ihm Spezialagenten in die Parade, die ihren Erholungsurlaub dann doch lieber wann anders nehmen würden, was dann wieder einen Rattenschwanz an organisatorischen Maßnahmen nach sich zieht.
Ansonsten stimme ich all denen zu, welche gerade jetzt die Frage stellen, was insbesondere die SKB für eine Bewandtnis hat, wenn man sich jetzt zu nicht geringen Teilen auf Stäbe und Kommandos der TSK abstützen muss. Man darf gespannt sein, ob sich an diese heilige Kuh und die andere (ZSanDst) herantrauen wird, oder ob die ewigen Bestandsschutz haben…
@Closius
So ist es.
Die fusionierte Struktur, z. B. WBK II/1. PzDiv bestand ja von ’94 bis 2001. Nicht alles muss wiederholt werden, aber „darf“ neu gedacht sein.
Eine umfassende Bestandsaufnahme dessen was SK-weit fehlt, was gebraucht wird, muss aber unbedingt gesamtstaatlich mehr als allein einem Revirement unterzogen werden.
Vielleicht bringt die Kreise ja auch Besserung wenn man die richtigen Lessons Lerned daraus zieht.
Reserve… brauchen wir wieder.
*Also her mit den Feldersatz Battalionen
*Ergänzungstruppenteilen die eine dritte Division (mechanisierte) bilden können, also mit Gerät und Ausrüstung.
*RSU zu Regimentern mit Ausrüstung, LKW statt GTK
Die ABC Züge zu Battalionen mit Schwerpunkt Bevölkerungsschutz weiterentwickeln. Die Pionierzüge auch zu Battalionen die auch schwerpunktmäßig für ZMZ verwendet werden können.
Dann hätte man zukünftig 30k bis 40k an Reservisten die von der BW National eingesetzt werden können ohne die Einsatzbereitschaft für den Kernbereich herabzusetzen.
Ein oder zwei Reserve San Regimenter und der Ball ist rund.
Woher das Personal dafür nehmen….?!
* jeder SaZ wird für 6 Jahre Beordert mit Pflicht RDL ein bis zweimal im Jahr.
* Freiwillige weiter Verpflichtung in der Reserve, dafür gibt es dann Kohle oder Zuschüsse zum Bafög oder oder oder…. ein Kameradschafts Erlebnis!
Die Führungsstruktur der Reserve muss auch geschärft werden. In dem man nicht aktive Fernmelde und Führungsunterstützungs Battalione aufstellt die man den Landeskommandos oder meinetwegen auch den zukünftig wieder aufgestellten WBK‘ s an die hand gibt. Und natürlich in diesen Kommandos genug Personal beordert und beübt die dann die Stäbe aufwachsen lassen kann.
Nur mal so ein paar Ideen.
@ Koffer
Schön wenn Sie persönlich einen stabilen Netzzugang hatten. Den haben aber leider definitiv nicht alle, was auch durch die BWI kommuniziert wurde und das ist eine Situation die für Streitkräfte ein absolutes NoGo ist.
Man kann zu Diskussionspunkten durchaus verschiedene Meinungen haben, aber tuen Sie uns alle einen Gefallen und sparen sich bitte Ihr oft benutztes Totschlagargument, das man nicht Soldat hätte werden sollen, wenn man mal anderer Meinung gegenüber dem Dienstherrn ist. In den 80er/90er Jahren hätten sie damit noch Diskussionen beenden können, 2020 funktioniert das leider nicht mehr.