Lesestoff: Rüstungsbericht und materielle Einsatzlage
Das Verteidigungsministerium hat die erwarteten Berichte zur Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme und den zweiten Rüstungsbericht vorgelegt. Ein dicker Packen Lesestoff – aber wie schon im Vorjahr bleibt es dabei, dass die genauen Zahlen zur Verfügbarkeit der Großgeräte nicht öffentlich werden.
Im Frühjahr hatte die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen den detaillierten Bericht zur Materiellen Einsatzbereitschaft der Bundeswehr nach Jahren der Offenheit überraschend für geheim erklärt – und ihre Nachfolgerin Annegret Kramp-Karrenbauer folgt diesem Kurs. Der am (heutigen) Donnerstag veröffentlichte Bericht hat erneut einen öffentlichen und einen geheimen Teil, die Formulierung knüpft an die bewährte Berichterstattung der vergangenen Jahre an ist also fast schon regierungsamtlicher Neusprech. Detaillierte Aussagen über die Probleme der einzelnen Groß-Waffensysteme gibt es nicht – oder jedenfalls nur versteckt.
Wer sich für die Detailzahlen interessiert, kann sie bei Spiegel Online nachlesen; aber auch so ist der – offene – Bericht in Teilen schon ernüchternd genug:
Beispiele für neue Systeme mit einer im Verlauf hohen Schwankungsbreite der materiellen Einsatzbereitschaft zwischen 26% bis 95% – allerdings überwiegend im deutlich nicht zufriedenstellenden Bereich von unter 40% – sind u.a. SPz PUMA, A400M, H 145M LUH SOF, GTF ZLK 15t und NH 90. (…)
Beispiele für stabile Systeme mit einer durchschnittlich verlässlichen hohen materiellen Einsatzbereitschaft häufig oberhalb 70% sind u.a. FREGATTEN, KPz LEOPARD 2, GTK BOXER, EUROFIGHTER. (…)
Beispiele für alte Systeme mit einer durchschnittlichen materiellen Einsatzbereitschaft von häufig unter 50% sind u.a. TORNADO, CH-53, P-3C ORION, Betriebsstofftransporter Klasse 704.
Das ist natürlich hinreichend allgemein formuliert – so dürfte die Verfügbarkeit des (von einem zivilen Muster abgeleiteten) Hubschraubermusters H145M deutlich höher liegen als die des Schützenpanzers Puma. Das wird hier nicht weiter differenziert und ist damit wenig hilfreich.
Allerdings finden sich, wenn auch ein wenig verklausuliert, in den Beiträgen der Inspekteure in dem offenen Teil einige Hinweise (man kann ja mal überlegen, was es bedeutet, wenn der Marineinspekteur den Klarstand der Seefernaufklärer mit diesem Satz beschreibt: Ebenso ergibt sich bei den Seefernaufklärern P-3C ORION, trotz der insgesamt verbesserten materiellen Lage bei den Luftfahrzeugen selbst, aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit von Ersatzteil- und Verlegepaketen, ein permanentes Erfordernis zur Priorisierung der möglichen Einsatzoptionen.)
Zusammen mit dem Bericht zur Materiallage veröffentlichte das Ministerium seinen 10. Rüstungsbericht. Auch den muss man sich sehr genau durchlesen, zum Beispiel beim neuen Marinehubschrauber SeaLion:
Der NTH SEA LION wird das Luftfahrzeug (Lfz)-Muster SEA KING ab 2023 ablösen und dessen Aufgaben als Bordhubschrauber für die Einsatzgruppenversorger (EGV) der Marine sowie den Search and Rescue (SAR)-Betrieb für die Nord- und Ostsee und die Seeraumüberwachung vollständig übernehmen. Der erfolgreiche Erstflug des Hubschraubers fand im Dezember 2016 statt. Die Auslieferung der bestellten 18 Lfz NTH SEA LION soll im Zeitraum Ende 2019 bis Ende 2022 erfolgen. (…)
Die Auslieferung des ersten NH90 NTH SEA LION in der Konfiguration Step 1 erfolgte am 24.10.19 und im vierten Quartal 2019 sollen zwei weitere Lfz geliefert werden. Der finale Bauzustand (Konfiguration Step 2) ist für Ende 2021 geplant. Das Upgrade von Step 1 auf Step 2 ist für den Zeitraum 2021 bis 2024 vorgesehen. Verzögerungen in der Entwicklung, Qualifikation und der Auslieferung sind zu vermeiden, um die bruchfreie Aufgabenwahrnehmung nach dem Nutzungsdauerende des SEA KING Mk41 in 2023 sicherzustellen. Maßnahmen zur Einführung des Hubschraubers in die Marine werden konsequent verfolgt.
Ja, klingt doch gut. Allerdings hatte doch das Ministerium selbst verkündet, dass die Marine wg. Problemen den Anfangsflugbetrieb mit dem SeaLion derzeit nicht beginnt… Diese Nachricht vom November hat es in den Bericht leider nicht mehr geschafft. Da muss man sich alle Projekte im Bericht wohl noch mal genauer vornehmen.
Und was sagt die Ministerin zu den beiden Berichten? Das hier:
Die materielle Einsatzbereitschaft der Bundeswehr ist in den Einsätzen hoch, aber insgesamt ist sie nicht zufriedenstellend. Ich nehme diese Eingangsbilanz für mich als Ansporn.
Ich möchte für eine bessere finanzielle Ausstattung der Bundeswehr sorgen. Gleichzeitig werden wir sicherstellen, dass das Geld so eingesetzt wird, dass die Soldatinnen und Soldaten mit einsatzbereitem Material und persönlicher Ausrüstung ausgestattet sind.
Mit den Entscheidungen zu den HIL-Werken und der Reform der Beschaffungsordnung sind erste Schritte bereits getan.
Ein ehrliches Lagebild dient als Grundlage, nicht nur für das Parlament, sondern auch für die Öffentlichkeit. Daher umfasst dieser Bericht erstmals umfangreiche Aussagen und Bewertungen aus allen Bereichen der Bundeswehr.
Ich habe eine Klausurtagung der gesamten Leitung des BMVg und des nachgeordneten Bereichs zu Jahresbeginn 2020 angesetzt, bei der die Erhöhung der materiellen Einsatzbereitschaft einen zentralen Schwerpunkt bilden wird. Dort werden weitere Schritte, notwendige Entscheidungen und Prioritätensetzungen offen beraten, entschieden und dann gemeinsam umgesetzt.
(Foto: NH90 Sea Lion am 6. November 2019 bei der Überführung nach Nordholz – mit freundlicher Genehmigung von Pierre Reich via ETMN-Planespotting)
Zur Erinnerung:
Reduzierung auf eine Stärke von 30% bedeutet „zerschlagen“.
Zitat: „Allerdings finden sich, wenn auch ein wenig verklausuliert, in den Beiträgen der Inspekteure in dem offenen Teil einige Hinweise (man kann ja mal überlegen, was es bedeutet, wenn der Marineinspekteur den Klarstand der Seefernaufklärer mit diesem Satz beschreibt: Ebenso ergibt sich bei den Seefernaufklärern P-3C ORION, trotz der insgesamt verbesserten materiellen Lage bei den Luftfahrzeugen selbst, aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit von Ersatzteil- und Verlegepaketen, ein permanentes Erfordernis zur Priorisierung der möglichen Einsatzoptionen.)“
Nachdem letztes Jahr bei dem Großbrand in der zivilen Lagerhalle in Ingolstadt die bereits beschafften und eingelagerten Ersatztragflächen für die betagte P3-Orion zerstört wurden, kann der Inspekteur der Marine froh sein, wenn er ein Lfz hier in Deutschland zur Ausbildung hat und ein Lfz zeitweise in den Einsatz, z.B. nach Atalanta schicken kann.
Zitat: „Maßnahmen zur Einführung des Hubschraubers in die Marine werden konsequent verfolgt.“
Da ich bin ja mal gespannt wieviel Druck gemacht wird um die fehlenden Bodengeräte für den Sea Lion zu beschaffen, die fehlende Infrastruktur in Nordholz zu errichten und die fehlende Wartungsdokumentation IETD in der richtigen Version zu bekommen (ohne das die Bw die anscheinend einen neuen IETD-X Viewer beschaffen muss weil Airbus anscheinend eigenmächtig die Spezifikation der S1000M bei der Erstellung der Dokumentation erweitert hat).
@Pirat77
Sehr schön.
Zur Verdeutlichung welche taktisch/ operativen Folgen reduzierte Verfügbarkeit von Material hat:
„Die Kampfkraft ist so herabgesetzt ( in diesem Fall durch eigenes Verschulden), dass er (Feind) für eine begrenzte Zeit nicht mehr am Kampf teilnehmen oder zumindest seine Absicht nicht mehr ausführen kann“.
Übertragen auf Bw, … das Gefecht erst gar nicht aufnehmen kann!
Für mich unterstreicht das wieder die Befürchtung, dass die Bundeswehr immer noch nicht in der Lage ist einen militärischen Angriff auf Deutschland abzuwehren. Ich hoffe der Materialklarstand ist in Polen etwas besser.
Denkt da auch mal einer nach bei den Zahlen? Hat mal jemand hinterfragt was diese Zahlen aussagen?
Australien: WaSys in Wartung, check! Auftrag Wartung wird erfüllt, check! 100% Auftrag abgedeckt….
Deutschland: 100 WaSys da abzgl. Ausbildung, planbare Wartung, unplanbare Wartung und (Bespiel SAR Flugbetrieb) ohne Alarmreserve
Wie kann dabei z.B. 95% Einsatzbereitschaft erreicht werden? Mir reichen schon 50% persönlich.
Gruß HG Butte
Das Tal der Tränen ist lange noch nicht durchschritten. Anspruch und Wirklichkeit fallen weit auseinander. Zum Glück ist „der Iwan“ ähnlich schlecht aufgestellt, so dass wir uns keine größeren Sorgen machen brauchen. Ob wir „quasi“ tatsächlich weltweit die deutschen Interessen vertreten können und wollen, ist bei der Beschreibung der Materiallage eher fraglich.
Es fällt erneut auf, dass über fehlende Ersatzteile als Hauptproblem geklagt wird.
Das nun seit 5 Jahren. Zeigt erneut wie langsam der Apparat insgesamt ist.
Die Einsatzbereitschaft scheint ja zumeist sogar weiter abzusinken oder auf niedrigem Niveau zu verharren.
Gleichzeitig sollen Einsätze und einsatzgleiche Verpflichtungen nochmal erheblich ausgeweitet werden.
Die Stellungnahmen der Inspekteure zeigen, in unterschiedlicher Deutlichkeit, dass es in der Ausbildung weiterhin zu Einschränkungen kommt und somit auch zu einer unzureichenden personellen Einsatzbereitschaft.
Wirklich zu stören scheint es weiterhin nicht.
Stattdessen verfasst man eben vorallem weitere wohl klingende Berichte.
Es ist kaum vorstellbar, dass in absehbarer Zeit eine signifikante Besserung zu sehen ist. Wie will die Bundeswehr qualifiziertes Personal gewinnen, wenn das Material den Eindruck vermittelt, als würden wir uns auf dem Rückmarsch 1945 befinden. Was nützt uns Hightech, wenn die Soldaten sie nur von Bilder kennen oder von Erzählungen? Wo ist die Generalität, die sich mal mit deutlichen Worten meldet? Der aktuelle Zustand der Bundeswehr ist kein plötzliches Naturereignis, er ist die Summe zahlreicher Versäumnisse.
@BMVg_Bundeswehr
„Das Verteidigungsministerium hat am Donnerstag den 10. Rüstungsbericht vorgestellt. Demnach wurden in diesem Jahr unter anderem eine Fregatte F-125, vier Eurofighter, sechs A400M Transportflugzeuge und 45 Schützenpanzer Puma an die Truppe ausgeliefert“.
Läuft, langsam aber stetig. 45 SPz PUMA machen ein PzGrenBtl aus. Passt.
Mies daher reden, ist ja aber so einfach und Beifall heischend.
Der offene Teil ist ernüchternd !
Der VS Teil sieht wohl so wohl so ähnlich aus.
Was will die NATO ? Und was soll DEU liefern ?
Ich mache mir Sorgen.
Bezüglich der Ersatzteillage empfehle ich einen Blick auf S. 44 des Rüstungsberichtes.
Die Haushaltsansätze für den Materialerhalt sinken bis 2023 sogar noch leicht ab.
Liegen jedoch oberhalb von den Ist-Ausgaben in 2018.
Der Materialerhalt in den Einsätzen soll sogar zugunsten des Instandsetzungsaufwandes bei der Marine reduziert werden.
Passt nicht wirklich zu den Versprechen es werde mittelfristig besser (mit den geplanten Haushaltsansätzen ist eine umfassende Verbesserung der Ersatzteillage und damit der Einsatzbereitschaft kaum möglich) und der Zusage der Ministerin die Bundeswehr könne noch mehr Einsätze stemmen (mit weniger Haushaltsmittel für Materialerhalt in den Einsätzen und zu geringer Einsatzbereitschaft im Inland?).
@Mannerheim sagt: 05.12.2019 um 20:49 Uhr
„Was will die NATO ? Und was soll DEU liefern ?“
Einfach in das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr schauen. Da ist da erklärt.
Und es ist in der Tat fern dessen, was wir derzeit leisten.
@Henrik
„Für mich unterstreicht das wieder die Befürchtung, dass die Bundeswehr immer noch nicht in der Lage ist einen militärischen Angriff auf Deutschland abzuwehren. “
Wer zum Teufel soll den diesen „militärischen Angriff auf Deutschland“ durchführen? Österreich, oder Frankreich, oder Dänemark, oder…? Ich frag ja nur. Ich hab extra noch einmal auf die Karte geschaut.
Der Berichtsteil des Insp Heer ist ja recht gut verständlich formuliert. Danach wird es etwas schwieriger..
LW: “Für die EUROFIGHTER der Tranche 1 haben wir 2019 begonnen, durch steuernde Maßnahmen den Restflugbetrieb so zu optimieren, dass ca. die Hälfte der Luftfahrzeuge in Betrieb gehalten werden kann, bis EUROFIGHTER der Tranche 4 als Ersatz zulaufen.“
Hmja, soll wohl heissen, LW kannibalisiert nun die Hälfte des EuFi-Tranche 1-Bestandes, dessen ältestes Lfz gerade mal ca. 15 Jahre im Dienst ist, um die andere Hälfte im Betrieb zu halten, hm? Hätte man ja auch schreiben können, naja, vielleicht so in der Art „legen wir 50% der Flotte still zur Ersatzteilgewinnung“, hätte dann ja aber so geklungen, also ob DEU eben 50% der Flotte zur Ersatzteilgewinnung stilllegt und kannibalisiert – obwohl…???….(während dessen ESP eben Upgrades der Tranche 1 macht)
Marine: “ Ebenso ergibt sich bei den Seefernaufklärern P-3C ORION, trotz der insgesamt verbesserten materiellen Lage bei den Luftfahrzeugen selbst, aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit von Ersatzteil- und Verlegepaketen, ein permanentes Erfordernis zur Priorisierung der möglichen Einsatzoptionen.“
Priorisierung der Optionen – kannte ich noch nicht, die Marine kann jetzt sogar Optionen priorisieren. Die Formulierung sollte ab sofort ins McKinsey-Junior-Consultant-Phrasenhandbuch aufgenommen werden.
Die SKB weiss hingegen, dass mehr zivil (wofür genau weiss man nicht, vielleicht für alles?) gut ist, denn: “ Die Fähigkeiten und Ressourcen der logistischen Prozesse werden entlang der technologischen Entwicklung und der neuen Aufgabenstellungen für die Streitkräfte kontinuierlich angepasst und weiterentwickelt. Ein bereits beschrittener Weg in diese Richtung ist die kontinuierlich steigende Einbindung von gewerblichen Dienstleistern in das Logistische System der Bundeswehr“
ZSanBW fügt sich in das Unabänderliche: “ Wie in den Vorjahren setzt sich das Risiko, weiterhin vom Stand der Wissenschaft und Technik entkoppelt zu werden, fort, da die verzögert laufende Beschaffung neuen Materials nicht mit den raschen Innovationszyklen im Bereich der Medizin Schritt halten kann.“ Na, aber warum denn noch „Risiko“? KANN halt nicht Schritt halten. Warum nicht, bleibt offen, aber kann eben nicht, ISSO, geht nicht, nichts zu wollen. Aber ZSan ist innovativ! Insten war gestern, heute wird REGENERIERT!!! Denn: „ Eine Instandsetzung ist wegen unzureichender oder nicht mehr vorhandener Ersatz- und Austauschteile mit vertretbarem Aufwand nicht mehr zu leisten. Daher sind zusätzliche ressourcenintensive Maßnahmen zur Regeneration der Systeme erforderlich. „Saach ma..ist das XYZ geinstet??“ „Neee! Das wurde gaaaanz intensiv RE-GE-NER-IIIEEERT!!!“ „Uh-Oh! Toll! So Stammzellkurortmäßig, so? Ganz achtsam?“
Hätte mir übrigens jemand den Namen „Task Force BeschO“ für ’ne Arbeitsgruppe vorgeschlagen, hätte ich wohl gefragt, ob man sich wohl lustig machen möchte.
Irgendwie lernen es die für die Materialbeschaffung verantwortlichen Sesseldrücker nicht, ein funktionsfähiges Waffensystem einzuführen: erschreckend zu lesen, dass der neue NTH NH 90 in zwei Fähigkeitsstufen eingeführt wird. So wird die Marine nie über eine vollausgerüstete und voll einsatzfähige Staffel des Hubschraubers verfügen, weil die meisten im Werk herumstehen und auf neue Software warten. Wenn dann endlich in zehn Jahren alle durchgestept sind, ist das Ding bereits veraltet. Grauenhaft!
Zu Klaus-Peter Kaikowsky: schöne Zahlen, wenn man aber bedenkt, dass die Fregatte quasi auf Bewährung in die Marine durfte, die A 400M schwere Mängel aufweisen, sogar z.T. nicht abgenommen wurden, die Eurofighter unzureichend bewaffnet sind, und die Puma-Spz weit von der Einsatzreife entfernt im Gelände herumgurken oder gleich als Ersatzteillieferanten kannibalisiert werden, schaut die Propaganda schon ganz anders aus.
Ich stelle mit Verblüffung fest, dass es auch bei den Lieferungen des MG 5 an die Truppe dem Anschein nach „hakt“!- Gerade mal 1.436 von 7.114 Maschinengewehren MG5 werden für den Berichtszeitraum als ausgeliefert dokumentiert.
Was zu den spannenden Fragen führt: „Wann wird das erste bestellte Los final ausgeliefert sein?“ und „Was kostet die Bundeswehr der Umstand, dass die (alten) MG3 weiterhin im Bestand geführt werden müssen?“ (Verbunden mit der Zusatzfrage: „Über wie viele gebrauchsfähige MG3 verfügt die Truppe überhaupt noch?“)
Man könnte nach dem aktuellen Bericht fast zum Schluss kommen, dass die Bundeswehr weder in Großen noch im Kleinen ihre Projekte im Griff hat ….
Nur für das Protokoll: In der Realität sind die Zahlen bzgl. der Einsatzbereitschaft noch düsterer. Viele erfahrene Soldaten sind frustriert, manche haben innerlich gekündigt. Die Lage ist „really bad“. Und das sage ich als Angehöriger der Bundeswehr mit bestem Wissen und Gewissen. Es wird noch viel Wasser den Rhein herunter fließen, bis wir akzeptable Zustände haben. Aber dafür können wir ja kostenlos Bahnfahren. Panzer hurra!
… und so fängt es an.
Landes- und Bündnisverteidigung muss sofort erfolgen können und nicht mit einem Planungshorizont von 10-15 Jahren. Und Krieg als Fortführung der Politik äußerst sich eben nicht immer/mehr im klassischen Land A erklärt Land B den Krieg.
Da tauchen heutzutage plötzliche grüne Männchen auf, Handelsschiffe werden beschossen und es kommt zu geheimnisvollen Drohnenangriffen … Si vis pacem para bellum – bei unseren (industriepolitischen) Vorlaufzeiten auf einen Ernstfall zu reagieren, würde ziemlich schnell mit der weißen Flagge enden – das geht dann immerhin mit Besenstiel und Laken (pun intended).
Widersprüchlich erscheinen die offiziellen Angaben zu den verschiedenen Systemen, denn einmal wird z.B. der H145 hoch gelobt, hier allerdings überraschend in der Negativ-Kladde aufgeführt. Beim EF ist es genau anders herum. Man hat das Gefühl, dass sich alle zwei Wochen jubelnde Erfolgsmeldungen mit tristen Sachständen abwechseln. („Man“ ist in diesem Fall: ich.)
Geht es nur mir so?
@ Landmatrose 3000
Bezüglich Eurofighter Tranche 1
Die Avionik der Tranche 1 wurde mit Mikroprozessoren von Motorola 68020 aufgebaut. Die Anwendungssoftware der ca. 30 Bordcomputer (LRU) wurde direkt auf den Prozessor programmiert, ohne ein dazwischengeschaltetes Betriebssystem. Das macht die Anwendungen schneller, aber deren Erweiterung z.B. zum Jagdbomber fast unmöglich. Diese Prozessorgeneration entspricht dem Technologiestand der späten 80er und frühen 90er Jahre des letzten Jahrhunderts. Um mal ein Schlagwort zu nennen. Der „Amiga 520“ von 1985 hatte auch einen 68000 Prozessor und eines der ersten Betriebssysteme mit grafischer Oberfläche.
siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Eurofighter_Typhoon#Avionik
Diese alten Schinken können Sie im Jahre 2019 nicht mehr zukunftsfähig hochrüsten, bzw. softwareseitig für neue Aufgaben programmieren, z.B. die Einrüstung neuer Fähigkeiten des Eurofighters oder die Integration neuer Waffen. Sie arbeiten ja auch nicht mehr mit ihrem 80386-Rechner und MSDOS 6.2 zu hause.
Wobei wie gesagt die Tranche 1 kein Betriebssystem hat, also alles in Assembler bzw. mit einen Compiler dazu programmiert werden musste.
Die Hälfte der Tranche 1 Maschinen als Ersatzteillager aufzubrauchen ist also eine gute Entscheidung, denn die Technologie der Tranche 1 Maschinen stammt noch von der “ Jäger 90 “ – Entwicklung !
PS: Die Entwicklung des Luftwerterechners (Air Data Computer) der Phantom F4-F mit Erstflug 1957, war ein mechanischer Analogrechner (mit logarithmischen Zahnrädern) der 55 Jahre später 2013 immer noch flog. Die Entwicklung war so genial für seine Zeit, dass der Konstrukteur dieses mechanischen Wunderwerkes dem Wahnsinn verfallen sein soll. Als Analogie zu dem Eurofighter Tranche 1 Problem mal folgender Denkanstoß: Die Hieroglyphen auf den Steintafeln des alten Äygpten kann man nach 4000 Jahren immer noch lesen, aber wer kann heute noch eine 8-Zoll Diskette, 60 Jahren nach deren Entwicklung noch lesen ?
Der InspLw schreibt in „Die Bundeswehr“ der Zulauf von Eurofightern hat sich wesentlich verbessert durch die Einführung eines Zweischichten-Systems bei Airbus, Manching und Anerkennung des firmeneigenen Prüfdienstes.
Zulauf 2017: 14 Eurofighter von Manching
Zulauf 2019: ca. 42 Eurofighter von Airbus, Manching (Neuauslieferung, Wartung, Nachrüstung, Grundüberholung)
@ Georg sagt:
06.12.2019 um 12:11 Uhr
Wird hins. LRU der Tranche 1 Eufis etwas OT, weiss ich grundsätzlich auch. Was ich nicht weiss ist, warum es für die Luftwaffe keine Lösung geben soll die entspr. Elektronik-Hardware Im Rahmen eines Mid-Life-Updates zu ersetzen bzw. anzupassen. ESP macht ja derzeit mit Airbus umfangreiche Updates der Tranche 1 auf sog. „1+“- Standard, mit Erweiterung des Operational Flight Programs, Integration von Tranche 2 und 3 Komponenten und neuen Waffen und Pods etc, mit geplantem Betrieb dieser Tranche 1+ bis 2040. Da geht es also wohl. Siehe zum Beispiel https://www.janes.com/article/86847/spain-receives-first-upgraded-tranche-1-eurofighter.
Warum das für die BW dann nicht gehen soll ist mir rätselhaft. Kann es sein, dass die BW hat sich einfach nicht um so einen Ansatz gekümmert hat?
@ Georg
Zusatz: Mir ging es auch eher um die stark euphemistische und fast irreführende Ausdrucksweise: „Durch steuernde Maßnahmen Flugbetrieb optimieren“….Das liegt sich im Report eben, als wenn man gar nicht zugeben möchte dass man die Hälfte der T1 Eufis aussondert. Klare Sprache sieht für mich anders aus. Jemand der mit der Thematik nicht vertraut ist kann kaum das heraus interpretieren, was die Formulierung eigentlich meint.
Möglicher Umkehrschluss: Wenn zukünftig die BW etwas von Steuern und Optimieren schreibt, versteht man es eben so als wenn 50 % eines Waffensystems, das andere Nationen noch lange betreiben können ind wollen, dann kannibalisiert werden weil man sich nicht anders zu helfen weiß?
Diese schönfärberische Diktion trägt eben das Risiko mit sich, dass man auch bei tatsächlich positiven Meldungen irgendwann nur noch Verschleierung von Peinlichkeiten vermutet- und hat meiner Meinung auch keine gute Vorbildfunktion für die Kommunikation in der BW.
Ob die Lösung 50% der T1 Eufis auszuschlachten an sich Sinn macht oder nicht, das wäre ja eine ganz eigene Thematik.
@ Georg
8“ Disketten ? Da würde ich die US Airforce fragen, die ganzen Rechner für die ICBM laufen auf solchen Systemen.
Und bezüglich der Software für den Typhon Tr. 1, immerhin kann den keiner hacken. Ich bin mal gespannt wann das mit der F 35 passiert.
Die IBuK zum Material ab 07:00 min.
https://m.soundcloud.com/bundeswehr/3-die-verteidigungsministerin
„Im Querschnitt 70% einsatzbereit, ein Befund, mit dem ich mich nicht zufrieden gebe. Just-in -time Lieferung muss ich mir schauen, … ggf geändert werden“.
Ja, „zerschlagen“ (Wirkungsforderung Artillerie)
zügiges Herbeiführen von ca. 30% Verlusten in einer Operation – aber der Verband kann sich natürlich neu organisieren und danach einen Auftrag erfüllen.
Er kann nur idR den aktuellen Auftrag nicht fortführen.
Passt hier also nicht. Sonst hätte im II.WW die Wehrmacht an der Ostfront wohl nicht so lange verteidigen können.
@Militärökonom
Ich bin auch sehr verwundert über H145M und Eurofighter.
Beim Hubschrauber kann man es noch verstehen, denn der Satzeinschub „von unter 40 %“ muss ja nicht für den H145M gelten. Er gehört ja zur Gruppe „26 bis 95 %“. Hoffentlich also ganz nahe an die 95 % Klarstand.
Aber der Eurofighter soll jetzt einen Klarstand von „häufig oberhalb 70 %“ haben?
Doch nur, wenn ich da Buchbestandtricks anwende…
Beispiel: „KPz LEOPARD 2“
In diesem Artikel heißt es „häufig oberhalb 70%“.
Hier: https://augengeradeaus.net/2019/11/materiallage-der-bundeswehr-scheint-sich-nicht-gebessert-zu-haben/
„Kampfpanzer Leopard: Buchbestand 245, Verfügungsbestand 183, einsatzbereit 101“ = also eigentlich 55,2 % oder sogar ehrlicherweise nur 41,2 %
Im Großen und Ganzen ist es ein Henne – Ei Problem.
Die Wehrhaftigkeit Deutschlands und damit die Finanzierung der Streitkräfte – genauso wie bei Polizei, Bundespolizei, Berufsfeuerwehren etc. – hat nun einmal keinen hohen Stellenwert. Damit sind keine zusätzlichen Wählerstimmen zu bekommen.
Wenn der Deutsche Bundestag seine Verantwortung für seine Parlamentsarmee tatsächlich wahrnähme, wäre über Jahre hinweg der Verteidigungshaushalt auch den politischen Ambitionen angemessen ausgefallen und damit der Beschaffungs- und Klarstand anders. Das setzte aber auch einmal strategische Ziele voraus, die Deutschland vertreten möchte. Auch das ist nicht vorhanden. Denn dann könnten die Streitkräfte ja berechtigte Forderungen nach entsprechendem Material stellen. Stattdessen saugt man aus vagen Aussagen eine Weißbuch zusammen und fußt darauf eine Militär- und Rüstungspolitik für die TSK und hofft, dass der ‚worst case‘ nicht eintreten möge. Gleichzeitig soll aber unbedingt die rüstungstechnische Kernkompetenz im Lande erhalten werden, weil man sich nicht in entsprechende Abhängigkeiten begeben will und auch Mitarbeiter in Rüstungskonzernen Wähler sind. Ja, was denn nun?
@Klaus-Peter Kaikowsky
Sie schrieben: “ 45 SPz PUMA machen ein PzGrenBtl aus. Passt. Mies daher reden, ist ja aber so einfach und Beifall heischend.“
Und was machen wir mit Schützenpanzern, bei denen bisweilen alle zehn Minuten die Hauptsicherung gezogen werden muss, und die dann mitunter fünf Minuten ohne Strom auf der Heide stehen? Selbstverständlich gefällt sich die Presse darin, sich über die Bundeswehr das Maul zu zerreißen, aber das heißt nicht, dass nicht einiges im Argen läge.
Vor allem weist die Unfähigkeit, mit dem achtgrößten Verteidigungsetat der Welt eine auch nur annähernd akzeptable Einsatzbereitschaft herzustellen, auf immense sowohl industrie- als auch betreiberseitige Probleme und Missstände hin. Man muss sich einmal vor Augen führen, dass z.B. Japan und Südkorea mit weniger Geld weit mehr auf die Beine stellen als wir. Wie kann das sein?
Der Zustand der Bundeswehr wird auch für die deutsche Wirtschaft zur Hypothek. Das Militär eines Landes gilt immer noch als Schaufenster der Leistungsfähigkeit der nationalen Industrie, und längst werden deutsche Schiffe, die schief im Wasser liegen, in einem Atemzug mit dem Berliner Flughafen und Stuttgart 21 genannt.
@ Ede144
Und die leiht die US Airforce jeden, der mal seinen alten Datenbestand kopieren will ? Spaß beiseite, 8-Zoll Diskettenlaufwerke dürften mittlerweile ziemliche Exoten sein und wenn darauf Datenbestände sind, sollte man sie schleunigst auf ein neueres Medium kopieren.
@ Landmatrose 3000
Die euphemistische Sprechweise bekommen die jungen Soldaten Tag für Tag von ihren Vorgesetzten vorgelebt, vermutlich besteht der ganze Stabsoffiziergrundlehrgang nur in der Anwendung von euphemistischen Sprechblasen !
Zu der Tranche 1 Problematik. Die Engländer tun die Eurofighter Tranche 1 gnadenlos aussondern, alle ! Die machen dies ja auch nicht ohne Grund.
Wenn Sie sich das Upgrade-Programm der Tranche 1 EuFi von Spanien mal genauer anschauen, also wird tatsächlich verbessert dann ist dies nicht so üppig.
Zitat:
“ which support the Operational Flight Program 02 (OFP-02) upgrade plan developed by Spain’s Armament and Experimental Logistics Centre (CLAEX).
Hier scheint mir hat eine staatliche Stelle (CLAEX), vermutlich vergleichbar mit unseren „WTDs“ einen Upgrade-Plan mit einer neuen Operational Flight Programm (Software für die Bordcomputer) geschmiedet zu haben.
Was wurde denn in der neuen Mission Software integriert ?
Zitat:
„As noted by Airbus, as part of the upgrade T2 and T3 equipment was fitted to the T1 aircraft, including a computer symbol generator, a digital video and voice recorder, a laser designator pod, and a maintenance data panel.
Ein digitaler Video und Audiorekorder bringt keine Kampfwertsteigerung, der „Computer Symbol Generator“ bringt einfach ein paar Verbesserungen, vielleicht auch ein paar Erweiterungen von Symbolen die auf den Displays der Maschinen angezeigt werden, das „Maintenance Data Panel“ ist eine Kleinigkeit, ein maximal 8 Zoll großes LCD-Panel wo die Störungskodes der Maschine vielleicht im Klartext angezeigt werden.
Die einzige wirkliche Kampfkraftverbesserung ist die Integration des Laser Designator pod’s. Das wars aber auch schon mit Verbesserungen. Das heißt außer laser-guided bombs wurde nicht wirklich zusätzliche Kampfkraft integriert. Ab dies bis 2040 ausreichen wird (out-of-service-Datum) darf bezweifelt werden.
Zitat:
„This first single-seat Eurofighter, along with a two-seat aircraft currently undergoing the upgrade, will be used initially by CLAEX as test platforms for the qualification of these new capabilities that will be implemented on the EdAE’s T1 Eurofighters.“
@Landmatrose 3000: Kleiner Zusatz: 15 EF werden für 900 Mio. € modernisiert.
Das macht ca 60 Mio € / Flugzeug.
(Quelle : Airbuzz. de).
Ob sich das rechnet, da es fast die Hälfte des Neupreises ist?
Und kann der EF dann auch das, was er nach Ausmusterung des Tornados zusätzlich können soll?
Österreich geht diesen Weg nicht, dort sucht man ein anderes Jagdflugzeug,da die T 1 zu wenig Klarstand hat.
Man hatte aus Kostengründen nicht die zweite Tranche gekauft.
@ Georg
Ich will ja auch gar nicht gross die T1-Eufi-Situation hier durchdeklinieren – mir geht es genau um das hier, wie Sie sagen „ Die euphemistische Sprechweise bekommen die jungen Soldaten Tag für Tag von ihren Vorgesetzten vorgelebt,…“
Ja, und so nun auch hier mal wieder. Fürchterlich, unsoldatisch, nicht konstruktiv, und führt auch zu nichts sinnvollem. Hilft eigentlich nur bei der Vorbereitung auf die Karriere als Unternehmensberater oder Konzernheini oder Funktionär nach DZE, bringt dann aber den Kunden oder die Firma auch nicht voran.
Man stelle sich vor: „Hptm Müller, wie sieht’s aus, können Sie die Stellung halten?“ „Herr OTL, wir sind gerade dabei durch steuernde Massnahmen unsere Wirkung zu optimieren und priorisieren derzeit die Optionen hierzu!“ „Sehr gut Müller! Weitermachen!“ Aarrghhh…
Abseits von 8“-Disketten und alten PCs im Eurofighter finde ich in der Kombination der Berichte interessant, dass eigentlich nur noch Prinzip Hoffnung zu gelten scheint.
Es wird bald besser – nur weiß man offensichtlich nicht wie und womit.
Die vom Wehrbeauftragten mehrfach sehr treffend beschriebene Verantwortungsdifussion wird bei der Einsatzbereitschaft besonders deutlich.
Zuständig für die Einsatzbereitschaft ist der Generalinspekteur. Im Bericht nimmt er gar nicht Stellung. Die jeweiligen Berichte der OrgBer zeigen, dass es weiterhin keine einheitliche Bewertung der Lage gibt.
Wie bereits beim ersten Bericht mit den Ampeln. Es wird viel die Agenda Nutzung und die Task Forces gelobt, aber die Einsattbereitschaftslage tritt weiterhin auf der Stelle oder sinkt sogar weiter ab.
Insgesamt scheint es aber die politische Entscheiderebene nicht wirklich zu interessieren, während gleichzeitig weitere Einsätze und Einsatzgleiche Verpflichtungen zugesagt oder anstehend sind.
Der mehrfache logische Widerspruch (Maßnahmen, Einsatzbereitschaftsgrad, neue Einsätze) wird kaum hinterfragt.
Eigentlich müsste dieser jahrelange Zustand und die wenig positive Perspektive sehr grundlegende Fragen zu Kultur, Struktur, Prozesslandschaft und Führungspersonal auf vielen Ebenen der Gesamtorganisation Bundeswehr aufwerfen.
Offenbar ist aber für alle Beteiligten ein „muddling-through“ deutlich sinnvoller als eine echte Veränderung, die auch Ergebnisse vorweisen kann.
Öffentlicher und medialer Druck ist auch keiner da. Ist auch alles nicht so wichtig – bis man doch mal etwas aus dem (kaputten) Werkzeugkasten braucht. Dann ist es aber zu spät.
@ CeMoi sagt:
06.12.2019 um 15:44 Uhr
„….genauso wie bei …Bundespolizei, Berufsfeuerwehren …– hat nun einmal keinen hohen Stellenwert.
Kenne das bei der BuPo nur aus zweiter Hand, aber es heisst, dass sich da seeehr vieles in den letzten Jahren verbessert hat. BuPo-Beschaffung über Beschaffungsamt BMI soll zum Beispiel richtig gut laufen, die liefern dort wohl mit kleiner Mannschaft mittlerweile eine ziemliche Top-Performance.
Bei Feuerwehr hat DEU wohl aus Sicht der allermeisten Feuerwehrleute aller Länder drum herum den totalen Overkill und wird nur noch durch AUT getoppt. War selbst mal Feuerwehrmann, wenn auch „nur“ freiwilliger. Effizienzdenken ist bei Feuerwehr in DEU oftmals nicht so wirklich weit entwickelt, Schwanzvergleichsdenke mit möglichst vielen fancy customized fetten roten Autos allerdings schon.
@Pete:
05.12.2019 um 23:51 Uhr
Wer zum Teufel soll den diesen „militärischen Angriff auf Deutschland“ durchführen? Österreich, oder Frankreich, oder Dänemark, oder…? Ich frag ja nur. Ich hab extra noch einmal auf die Karte geschaut.
Ich empfehle Lektüre Art. 87a Grundgesetz. Ihrer Logik nach brauchen wir gar keine Streitkräfte. Geht auch, klar.
Wer hätte gedacht, dass Task Forces, Symposien und „Boards“ nur eine euphemistische Umschreibung für ein dienstliches Kaffeekränzchen sind. Am Ende stellen alle zwar betroffen fest das sich was ändern muss und man versichert „glaubhaft“ was zu ändern, aber im nächsten Jahr grüßt dasselbe Murmeltier von neuem.
Solange die dicke Kruste aus SASPF, HIL, EU-weiter Ausschreibung und dem BaAINBW nicht durschlagen wird, kann sich nie etwas zum positiven ändern.
Aber hey, solange Material für VJTF, ILÜ und andere Potemkinsche Dörfer da sind gehts uns ja gut. Am Ende erklärt irgendein General das bis 2023 alles besser wird und die nötigen Schritte eingeleitet sind. Das erinnert mich zwar immer an die Durchhalteparolen aus dem letzten Kriegsjahr, aber wenn man ganz ganz feste an eine Besserung glaubt dann gelingt auch das Unmögliche, zumindest irgendwann.
@Auslandsdiener
Entweder gibt es eine konkrete, oder zumindest latente, symmetrische Bedrohung – dann müßte doch BReg und Bw alles (!) tun um hierfür „gerüstet“ zu sein, und zwar verzugslos, so schnell als möglich? Oder es gibt keine, dann kann man sich natürlich Zeit lassen.
Mir persönlich ist der Zeithorizont 2032 und auch der angestrebte „end state“ der Bw jedenfalls zu wenig ambitioniert.
@ Auslandsdiener sagt:
„@Pete:
Wer zum Teufel soll den diesen „militärischen Angriff auf Deutschland“ durchführen? Österreich, oder Frankreich, oder Dänemark, oder…? Ich frag ja nur. Ich hab extra noch einmal auf die Karte geschaut.
Ich empfehle Lektüre Art. 87a Grundgesetz. Ihrer Logik nach brauchen wir gar keine Streitkräfte. Geht auch, klar.“
– Ich kann logisch nicht nachvollziehen, was der Hinweis auf die geographische Lage Deutschlands mit dem Art. 87a des Grundesgesetzes zu tun haben soll.
– Ich habe lediglich auf den Zustand hingewiesen, dass Deutschland geographisch nur von Freunden und Verbündeten umgeben ist und daher nicht unmittelbar an seinen Grenzen territorial bedroht werden kann. Ist das etwa falsch?
– Von der russischen Grenze bis zur deutschen Grenze müssen etwa 1100 Kilometer Distanz zurück gelegt werden, nur um an unsere Grenze zu kommen.
– Dass Deutschland einen Beitrag zur Verteidigung Europas leisten sollte stelle ich nicht in Abrede, ist aber ein anderes Thema.
– Dass Deutschland im Cyberraum bedroht werden kann ist ebenfalls eine andere Debatte. Ich kann bezüglich dieser realen Bedrohung allerdings nicht erkennen, wie diese durch mehr Panzer, Korvetten und Hubschrauber abgewehrt werden kann.
– Die künstlich herbeigeredete Debatte eines neuen Kalten Krieges ist angesichts des Vergleichs der Potenziele der ehemaligen Sowjetunion / des Warschauer Paktes mit dem des heutigen Russland nur albern. Macron hat es endlich einmal thematisiert. Die Deutschen werden es auch noch merken, aber wie meistens erst dann, wenn die aneren Nationen es schon längst begriffen haben.
Bemerkenswert ist, dass für diese desolaten Zahlen niemand seinen Hut nehmen muss. Dies zeigt, dass es keine klaren Verantwortungsbereiche gibt. Viele Köche rühren im Rüstungstopf herum. Das Essen ist überteuert, schmeckt mies und kommt verspätet. Es muss eine persönliche Haftung für Versagen im Rüstungsprozess eingeführt werden. Nur so kann es besser werden.
Ralf Meier sagt:
„…Bemerkenswert ist, dass für diese desolaten Zahlen niemand seinen Hut nehmen muss. Dies zeigt, dass es keine klaren Verantwortungsbereiche gibt. Viele Köche rühren im Rüstungstopf herum. … Es muss eine persönliche Haftung für Versagen im Rüstungsprozess eingeführt werden. Nur so kann es besser werden.“
– Sie haben komplett Recht!
– Wie ist die Realität? Die ehemalige Verteidigungsministerin UvdL wurde trotz Berateruntersuchungsausschuß in die höchste EU-Position befördert.
Die ehemalige Staatssekretärin Suder wurde trotz Berateruntersuchungsausschuß Vorsitzende des Digitalrats der Bundesregierung.
– So lange das mit der Verantwortung nicht ganz oben beginnt wird weiterhin immer mehr Steuergeld verbrannt ohne dass die Bundeswehr auch nur ansatzweise leistungsfähiger wird. Die Bundeswehr ist ein finanzielles Faß ohne Boden in das immer Geld hineingeworfen wird in der Hoffnung den Boden des Faßes zuzudecken. Wird nicht gelingen, auch nicht mit noch so vielen „Social Media Aktivitäten“. Damit wird nur (relativ erfolgreich) abgelenkt von der tatsächlichen Sitaution dieser steuergeldverschlingenden Mammutbürokratie.
@ Ralf Meier
Wen wollen Sie denn haftbar machen für die desolate Rüstungslage ?
Den MdB Hahn, der als Lobbyist und ehemaliger Angestellter der EADS schaut, dass es immer wieder Aufträge an Airbus gibt, oder den MdB Kahrs, der die norddeutschen Werften und die ehemaligen Bremerhavener Motorenwerke mit Aufträgen versorgt ?
Zumindestens ein Teilziel der staatlichen Rüstungswirtschaft ist es eine Technologieförderung für die heimische Wirtschaft aus dem EP 14 zu betreiben, d.h. diese 6 – 8 Mrd Euro / Jahr als Wirtschaftsförderung für deutsche Schlüsselindustrien, als Regionalförderung für gleiche Lebensverhältnisse in allen Teilen von Deutschland durch Schaffung von Standorten in der Prärie usw. einzusetzen. Das heißt das Ziel des Rüstungsentwicklungs- und Beschaffungsprozess ist es nicht ein fertiges Produkt möglichst effizient und effektiv zu beschaffen, sondern inländische Arbeitsplätze und Technologievorsprünge zu schaffen und zu schützen. Als Mittel dies zu schaffen und auch um die Begehrlichkeiten von ausländischen Rüstungsfirmen abzuwehren, wurden die Beschaffungsgrundsätze, Ausschreibungsregeln, Auswahlprozesse so kompliziert gemacht, dass bei fast jeder größeren Ausschreibung mittlerweile ein Gerichtsverfahren, angestrengt vom unterlegenen Bieter, folgt um zu klären ob die Auftragsvergabe rechtmäßig war.
Wie wollen mit so einer Zielsetzung effektive Rüstungsbeschaffung machen ? Wen wollen Sie verantwortlich machen, wenn ein Teil der Akteure nur die oben geschilderten Ziele verfolgen und das Produkt was hinten dabei rauskommt nur zweitrangig ist ?
Natürlich wissen alle die im Rüstungsprozess tätig sind um diese Zusammenhänge und Abhängigkeiten und deshalb ist es ein Leichtes die „Schuld“ der Misere auf die jeweilige andere Partei zu schieben und den eigenen Anteil klein zu reden.
@Pete:
Dieses Argument, man könne nur von auf der Landkarte benachbarten Staaten militärisch bedroht werden, hört man in der Sicherheits- und Rüstungsdebatte immer wieder, aber es wird leider durch ständige Wiederholung nicht richtiger. Es hat auch historisch gesehen noch nie gestimmt. Alexander der Große ist bis fast nach Indien marschiert. Indien ist nicht wirklich ein Nachbarland von Makedonien gewesen, und das war vor 2300 Jahren. Dass die Mongolen vor 800 Jahren schon mal bis Mitteleuropa gekommen sind, haben Sie doch auch schon mal gehört, oder? Die Türken vor Wien ist da ja schon fast Kurzstrecke gewesen. Die Araber durch Spanien bis Südfrankreich (Tours und Poitiers…), die Aufzählung lässt sich fortsetzen.
Zu Ihrer Strichaufzählung von 10:10 Uhr,
-zweiter Strich: ja, ist falsch. Es geht ja bei der Verteidigung nicht nur um Besetzen von Territorium, Bedrohung kann auch aus der Luft oder auf andere Weise kommen.
-dritter Strich: 1100 km, ja. Und wie lange braucht eine Rakete oder ein Flugzeug dafür? Eine halbe Stunde etwa.
-vierter Strich: nein, ist kein anderes Thema, weil Landes- und Bündnisverteidigung mit derselben Ausrüstung zu leisten ist
-letzter Strich: warum beziehen Sie sich nur auf Russland? Was ist mit anderen Bedrohungen? Iranischen Raketen, der enormen chinesischen Aufrüstung? Haben Sie das Gesamtbild nicht im Blick? Die chinesische Marine hat bekanntlich schon in der Ostsee geübt – so viel zum Thema „territiorial benachbart“.
Ralf Meier sagt:
07.12.2019 um 10:20 Uhr „Es muss eine persönliche Haftung für Versagen im Rüstungsprozess eingeführt werden. Nur so kann es besser werden.“
Und wer sollte das sein? Der Finanzminister, die Bundeskanzlerin? Die ehemaligen Verteidigungsminister?
Haben Sie tiefe Kenntnis, welche Ursachen zum jetzigen ZUstand geführt haben?
Mich wundert, dass heute am 7. Dezember niemand das Beispiel Pearl Harbour ins Diskussionsfeld führt.
@Resi
Ich kann ihnen da vollständig zustimmen. Kürzlich konnte ich einen Vortrag von Oberst i.G. Jäger im Kommando CIR anhören. Er redet von durchschnittlich 45 Millionen IT Angriffen im Jahr nur auf die BW. Wie viele das für die gesamte Infrastruktur sind mag ich nicht abzuschätzen. In der ganzen Diskussion wird der hybride Aspekt völlig vernachlässigt. Wie sich das von Fake News bis zum Waffeneinsatz entwickeln kann, hat der Kollege von TW, Bruno Lezzi in der ES&T auf Seite 32 unten im Diagramm sehr schön dargestellt. Diese Angriffe finden ohne erkennbare Fronten jetzt schon statt und hierfür ist die Hardware erforderlich
@Edgar Lefgrün Einen General als Hauptverantworlichen für das jeweilige Rüstungsprojekt inklusive Ausschreibung festlegen (oder bei groß Projekten wie FCAS auch für Teil-schritte/stücke) und falls es dann nicht läuft kann man ihn rausschmeißen bzw. in Extremfällen verklagen. Wenn er sich dann von Lobbyisten/Politikern zu sehr in die Ausschreibung reinfuschen lässt, ist es sein Problem.
Politiker haben viel zu wenig Ahnung und sind nur für 4 Jahre gewählt um vernünftig haftbar gemacht zu werden.
Wann ist denn mal ein Rüstungsstaatssekretär entlassen worden, weil die Zahlen „grotenschlecht“ sind?
Vielleicht sollten die Meilensteine der Rüstungsprojekte und deren Folgelogistik noch verbindlicher werden. Werden diese nicht erreicht, so sollte eine Schadensbearbeitung durchgeführt werden. Verzögerungen und fehlende Einsatzbereitschaft sollten grundsätzlich als Schaden definiert werden. Wenn die ersten Beamten oder Projektleiter das eigene Portemonnaie aufmachen müssen, so erzeugt dies vielleicht mehr Performance, mehr Sorgfalt, mehr Durchsetzungsfähigkeit,…..
Eins ist klar: das Geld ist aktuell kein Engpass.
@ Klabautermann
„Mich wundert, dass heute am 7. Dezember niemand das Beispiel Pearl Harbour ins Diskussionsfeld führt.“
Guter Punkt!
Mit Verlaub, ich finde dass die Varusschlacht auch ganz prima zur aktuellen Debatte um die Bedrohungslage von NATO/Bundeswehr passt :-))
Also wenn jetzt hier manche meinen, die Jagd auf die Projektleiter eröffnen zu müssen, sollen sich mal fünf Minuten Gedanken machen, dass ein PL im BAAINBW überhaupt keinen Zugriff auf die Ressourcen Personal, Geld, Organisation und Vertrag hat. Er ist lediglich Bittsteller in alle Richtungen ohne handhabe. Somit ist jede Diskussion, PL für irgend etwas verantwortlich zu machen bis hin zum persönlichen Regress völlig am Ziel vorbei.
Gäbe es eine projektbezogene Organisation, eine feste Zuordnung des (selbst ausgewählten) Personal, inkl. feste überjährige Projekbudgets, Juristen direkt in Projektteams, dann müsste man diesem Projektleiter mehr als A- Besoldung bezahlen und dann könnte man eventuell anfangen über Konsequenzen für den PL bei Problemen in Projekten zu diskutieren.
Wenn die Probleme allerdings auf externe Einflussfaktoren zurück zu führen sind wie langjährige Unterfinanzierung oder industriepolitische Einflussnahme, würde selbst in solch einer Konstellation der PL keine Verantwortung übernehmen müssen. Die Verhandlung vor dem Arbeitsgericht zu einer Entlassung würde für den Arbeitgeber nicht gut ausgehen
Anscheinend haben manche Kommentatoten noch nicht zur Kenntnis genommen, dass die Unzulänglichkeiten im System so gewollt sind um eine möglichst intensive heimische Wirtschaftsförderung zu betreiben.