A400M-Transporter jetzt mit Schutzausstattung gegen Raketenbeschuss einsatzbereit (Korrektur)
Die A400M-Transportflieger der Luftwaffe können jetzt erstmals mit aktiven Schutzeinrichtungen gegen Raketenbeschuss in den Einsatz gehen: Die Nutzung der so genannten Infrarot-Schutzausstattung wurde vom Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (BAAINBw) freigegeben, wie die Luftwaffe mitteilte.
Bislang sind die Airbus A400M der Bundeswehr nur mit einem Armoring Kit ausgestattet, ballistischem Schutz gegen den Beschuss vor allem mit Handfeuerwaffen. Die damit bei Bedarf ausgestatteten Maschinen werden seit diesem Jahr für Flüge in Einsatzgebiete wie zum Beispiel Kabul eingesetzt. Ein Abwehr- oder Täuschsystem gegen Raketen fehlte den deutschen A400M bisher jedoch – so weit ich weiß, im Unterschied zu den Maschinen einiger anderen Nationen.
Die jetzt freigegebene IR-Schutzausstattung ermöglicht das – auch automatische – Reagieren auf Raketenbeschuss. Zum Ablenken der Suchköpfe der Raketen werden dann Düppel (Chaffs) und IR-Täuschkörper (Flares) ausgestoßen. Diese Selbstschutzeinrichtung haben bislang bereits die älteren Transall-Transportmaschinen; mit der Einrüstung in den A400M können nach Angaben der Luftwaffe die neuen Maschinen weitere Transportaufgaben der Transall in Einsatzregionen übernehmen.
Die IR-Schutzausstattung ist für alle so genannten taktischen A400M der Bundeswehr vorgesehen. Derzeit hat die Luftwaffe 13 der Flugzeuge in der taktischen und 18 (Korrektur; nicht 28) in der logistischen Variante übernommen; wie viele der Maschinen in der taktischen Variante bereits mit der neuen Schutzausrüstung zur Verfügung stehen, teilte die Bundeswehr nicht mit.
Der Schutz gegen Flugabwehrraketen ist nicht die einzige Neuerung für die A400M, die bislang alle beim Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf bei Hannover stationiert sind:
Nach Abschluss der Einsatzprüfung durch die Luftwaffe genehmigte das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr die Nutzung eines weiteren Fähigkeitspaketes für den A400M. Hierdurch wurde ein weiterer, wichtiger Schritt in Richtung uneingeschränkter Einsatzfähigkeit erzielt.
In diesem Fähigkeitspaket sind das Landen auf unbefestigten Pisten, das Erweitern der Nachtsichtfähigkeit um Wüstengebiete, das Absetzen von Lasten mittels Schwerkraftverfahren, der Taktische Datenlink und eine Infrarot (IR)-Schutzausstattung enthalten. (…) Die Fähigkeiten sind grundsätzlich für alle A400M freigegeben. Für die Befähigung des taktischen Datenlinks sowie der IR-Schutzausstattung sind nur die taktischen A400M vorgesehen.
Ungeachtet dessen tut sich bei der Abnahme weiterer A400M von Airbus derzeit nichts: Zum Mitte November verkündeten Abnahmestopp gebe es keinen neuen Stand, erklärte die Luftwaffe.
(Archivbild August 2017: Test der IR-Schutzausstattung des A400M bei der Wehrtechnischen Dienststelle 91 in Meppen – Johannes Heyn/Bundeswehr)
Hallo Herr Wiegold,
28 + 13 wären 41 übernommene Maschinen. Sind wir nicht eher bei 31 Maschinen ?
Gruß Georg
[Ups. Dummer Zahlenfehler… sind 18 + 13. Wird sofort korrigiert. T.W.]
@T. Wiegold:
Das Amt heißt „Bundesamt für Ausrüstung, InformationsTECHNIK und Nutzung der Bundeswehr“
Informationen gibt’s woanders ;-)
[Grrr, heute scheint der Wurm drin zu sein… Danke für den Hinweis; ich sollte das doch eigentlich wissen… T.W.]
Was ist denn mit dem DIRCM System, war da nicht eine Einrüstung geplant? Oder kommt das später?
Zitat;
Nach Abschluss der Einsatzprüfung durch die Luftwaffe genehmigte das Bundesamt für Ausrüstung, Information und Nutzung der Bundeswehr die Nutzung eines weiteren Fähigkeitspaketes für den A400M. Hierdurch wurde ein weiterer, wichtiger Schritt in Richtung uneingeschränkter Einsatzfähigkeit erzielt.
OT-Frage meinerseits: Sind die Pakete schon seit längerer Zeit verbaut und müssen „nur“ noch frei gegeben werden? Hätten die Pakete im Notfall genutzt werden können?
Werferfehler
Was ist das „Absetzen von Lasten mittels Schwerkraftverfahren“?
Aus der Luke kippen und zusehen, wie es unten ankommt?
Prinzipiell kann man ja jedwede Ausrüstung aus dem Flugzeug abwerfen – Einmal. ;-)
@Mitleser: „Absetzen von Lasten mittels Schwerkraftverfahren“
ausführliche Beschreibung unter:
Traditionsgemeinschaft Lufttransport Wunstorf e.V. / Exponate / Transcall 160 C / Absetzen von Lasten
oder verkürzt: ausrollen von Lasten aus angekipptem Flugzeug wie auf einer Rutsche, Fallschirm öffnet nach Verlassen des Flugzeuges und bremst den Fall bis zum Aufsetzen.
Verständnisfrage: um was für ein Schutzsystem handelt es sich denn nun konkret? Es fällt mehrfach der Begriff Infrarot- bzw. IR-Schutzsystem, dann werden aber auch Chaff/Düppel erwähnt. Schützt das System denn auch gegen Radarsuchköpfe oder nur gegen Wärmesucher?
Ist die fehlende EloKa Anlage nicht auch der Grund gewesen weshalb das landen in Gao untersagt war? Ist dies damit jetzt hinfällig und es werden keine Soldaten mehr über Bamako durch eine zivile Afrikanische Fluggesellschaft eingeflogen welche auch keine EloKa Anlage hatte, jedoch nicht unter deutschen Auflagen fliegt?
Ich hätte das ja über eine Ausnahmeregelung trotzdem möglich gemacht. Im Falle von einem Beschuss hat man ja doch lieber einen Piloten der weiß wie man Ausweichmanöver fliegt als einen einer zivilen Fluggesellschaft. Selbstschutz hatten beide ja eh nicht.
[Hm, ich bin schon selbst in einem A400M nach Gao rein- und wieder rausgeflogen; insofern war offensichtlich der Einsatz der Maschine dort auch ohne diese Selbstschutzeinrichtung schon eine Weile möglich. T.W.]
Mich deucht, Chaffs sollen radar- und Flares infrarotgelenkte Lenkflugkörper ablenken.
Jetzt bin ich doch überrascht! Es gibt unterschiedliche Varianten (taktische, logistische) des A400M!? Sind die Flugzeuge nicht alle baugleich? Wenn nein, wo gibt es Unterschiede?
@Karsten sagt: 03.12.2019 um 22:33 Uhr
Danke!
Wieder was gelernt.
Wo sind denn die Unterschiede zwischen der logistischen und taktischen Variante?
Handelt es sich dabei um tatsächliche, bautechnische Unterschiede oder nur rein um eine Definition der Bundeswehr?
@docschneider55; 04.12.2019 um 8:11 Uhr
Googeln Sie mal nach: „A400M taktische variante“
Mehr dazu auf der Internet Seite des Bundeswehr-Journal.de… mit Ausgabedatum 2016
(War mit nicht sicher ob ich das verlinken darf…vmtl. nicht!)
@doc @Laudern
Wie ich obigem Artikel von T.W. entnehmen konnte, auf jeden Fall schon mal beim taktischen Datenlink und der IR-Selbstschutzausstattung.
@Laudern und docschneider55
Die taktische Variante erhält das Selbstschutzsystem. Die logistische Variante nicht.
Die taktische Variante soll auch für taktische Missionen in Kampf-/ Einsatzgebiete verwendet werden können.
Es gibt nicht nur eine logistische oder eine taktische Variante. Es gibt jeweils um die 10 Untervarianten, gekennzeichnet durch eine Zahl nach dem Buchstaben L oder T, z.B. T11. Sie unterscheiden sich jeweils in den eingerüsteten Provisions und mit ausgelieferten Configuration Items. Alle Maschinen werden mit Vorkehrungen ausgerüstet, um mit Betankungspods ausgerüstet zu werden aber nicht alle werden mit Betankungspods ausgeliefert.
Die taktischen verfügen über Schutzausstattungen z.B. das hier erwähnte Defence Aids Sub System. Darüber hinaus gibt es nationale Ausrüstung/Ausstattung z.B. MedEvac.
Oder zukünftig DIRCM. Das hat noch keine Maschine, weil die Entwicklung und Integration erst später beauftragt wurde.
Die Auslieferung erfolgt nicht bei allen Lfz im endgültigen Bauzustand, weil die Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Grob gesagt erfolgt der Fähigkeitsaufbau in drei Schritten (SOC 1-3). Am Ende werden alle Maschinen in ein oder zwei Retrofitschritten auf den gleichen Bauzustand gebracht. Gleichzeitig werden Kinderkrankheiten durch Modifikationen behoben. Und das ist noch nicht das Ende. Sieht man sich die FCAS Werbefilme an, erkennt man das der A400M auch dort eine Rolle spielen soll.
Eine generelle bauliche Trennung in „taktische“ und „logistische“ (wohl auch als „strategische“ zu verstehen) Transportversionen halte ich für wenig sinnvoll. Wie die bisherigen Kommentare zum Thema zeigen, geht es wohl eher um die Unterschiedlichen „Konfigurationen“, wobei es vermutlich mal wieder um die lieben Kosten geht.
Warum ein strategischer Lufttransport keinen Datenlink oder ein aktives Selbstschutzsystem „braucht“, ist eigentlich nur mit Haushaltszwängen zu erklären. Mittel- bis langfristig ist es eigentlich nur sinnvoll, die Flugzeuge universell in verschiedenen Missionsrollen einsetzen zu können. Einen gewissen Aufwand wird man da nicht vermeiden können, aber von Datenlink und Selbstschutz profitieren ja nun eigentlich grundsätzlich alle Missionsprofile, wenn auch unterschiedlich stark. Es sei denn, die Einrüstung würde baulich wesentliche Fähigkeitsanforderungen der strategischen Lufttransportrolle ausschließen. Am Gewicht allein wird das aber wohl nicht liegen.