Bundeswehr stoppt vorerst Abnahme von A400M-Transportfliegern – (Zusammenfassung)

Die Bundeswehr hat die Abnahme von A400M-Transportflugzeugen des Herstellers Airbus vorerst gestoppt. Zwei Maschinen, die zur Auslieferung anstehen, würden nicht übernommen. Als Grund nannte die Luftwaffe mehrere  wiederkehrende technische Mängel, aber auch nicht näher erläuterte fehlende vertraglich zugesicherte Eigenschaften.

Anlass für eine entsprechende Mitteilung der Luftwaffe am (heutigen) Mittwoch war offensichtlich ein schon länger bekanntes Problem mit den Befestigungsschrauben der Propeller an der viermotorigen Maschine:

So wurde im Rahmen routinemäßiger Überprüfungen der Befestigungsmuttern an den Propellern bereits im Flugbetrieb befindlicher A400M festgestellt, dass nicht alle 24 Muttern pro Propeller das vorgesehene Anzugdrehmoment aufweisen. Wird dieser Mangel nicht erkannt und korrigiert, kann dies zu schwerwiegenden strukturellen Schäden am Propeller und der Welle des Propellergetriebes führen. Daher wurden zuletzt zusätzliche Inspektionen zur Kontrolle des Anzugdrehmoments der Befestigungsmuttern angewiesen. Der zeitliche Aufwand ist abhängig vom Ergebnis der Kontrollen und somit nicht pauschal quantifizierbar. Im Rahmen der Inspektion sind circa 30 Mannstunden erforderlich, was den Ausfall des Luftfahrzeugs für einen Tag bedeutet.

Dieses Problem, über das auch der Spiegel berichtete, tritt offensichtlich nicht erst seit kurzem auf. Bereits 2017 (danke für den Leserhinweis!) verfügte die Luftsicherheitsbehörde Malaysias, einer Nutzernation des A400M, unter Berufung auf Airbus-Angaben entsprechende Inspektionen. Die Schwierigkeiten mit den Befestigungsschrauben, so genannten Dowel Bolts, bedeuteten eine potentially unsafe condition.

Die Herstellerfirma selbst erklärte am Mittwoch dazu:

We are aware of findings related to dowel bolts / Propeller interface in some of our customer aircraft. The issue, already communicated to all our customers, requires inspection / torque checks on Propeller Interface Bolts for aircraft involved in demanding high G manoeuvre operations.
This is not safety critical and our customers continue to accept and operate their aircraft.
Airbus is working together with EPI and Ratier to alleviate the inspections regime and use the already existing maintenance schedule.
Airbus has made great progress so far over this year to meet our customer requirements and the agreed capability roadmap. We continue to work closely with all our customers on those matters.

Allerdings sind die Schwierigkeiten mit der Propellerbefestigung und die folgenden Kontrollen nicht der einzige Punkt, wenn die Luftwaffe von wiederkehrenden technischen Problemen spricht:

Über den erhöhten Inspektionsaufwand an den Befestigungsmuttern der Propeller hinaus sind derzeit eine Vielzahl zusätzlicher Inspektionen erforderlich, u.a. zum Prüfen der Triebwerksbefestigungen, zur Rissprüfung an diversen Stellen, an den Brennkammern sowie zum Prüfen der Triebwerksklappen. Bislang können jedoch trotz dieser Einschränkungen alle Aufgaben, auch im Rahmen der Einsätze und einsatzgleichen Verpflichtungen, mit dem Waffensystem A400M erfüllt werden.

Die Gesamtzahl der technischen Probleme wiederum scheint nicht allein den Ausschlag gegeben zu haben für die Entscheidung, die beiden zur Auslieferung anstehenden Flugzeuge nicht zu übernehmen. Die gesamten technischen Mängel sowie die Feststellung, dass die zwei derzeit auszuliefernden Maschinen zusätzlich nicht die vertraglich zugesicherten Eigenschaften besitzen, führen zur aktuellen Nichtabnahme dieser Luftfahrzeuge durch die Bundeswehr, erklärte die Luftwaffe.

Offen blieb allerdings, welche vertraglich zugesicherten Eigenschaften bei den letzten zwei Flugzeugen fehlen, die in diesem Jahr übernommen werden sollten. Sowohl die Luftwaffe als auch das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) machten dazu auch auf Nachfrage keine weiteren Angaben. Airbus selbst ging in seiner Mitteilung auf diesen Punkt nicht ein.

Die Luftwaffe, größer Nutzer dieses Flugzeugtyps weltweit, hat derzeit 31 der insgesamt 53 bestellten Maschinen, die beim Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf bei Hannover stationiert sind. Nach Angaben der Luftwaffe waren die Maschinen bisher in 1.700 Missionen mit über 4.000 Flugstunden im Einsatz.

(Fürs Archiv die Meldung auf der Luftwaffen-Webseite als pdf: 20191113_Luftwaffe_A400M_Nichtabnahme)

(Archivbild Juni 2017: Ein Airbus A400M der Luftwaffe startet von der Air Base Beja/Portugal beim European Air Transport Training 2017 – Jana Neumann/Bundeswehr)