Kündigungen von Jet-Piloten der Luftwaffe: Neuer Höchststand im vergangenen Jahr
Die Zahl der Kampfjet-Piloten der Luftwaffe, die von sich aus kündigen, hat im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. Von den insgesamt gut 160 Eurofighter-Piloten kündigten im vergangenen Jahr neun Offiziere. In den Vorjahren waren es 2014 und 2015 je einer, 2016 drei und 2017 keiner gewesen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP hervor, die Augen geradeaus! vorliegt.
(Nachtrag: Am 18. Februar wurde sie auch als BT-Drucksache 19/7662 auf der Bundestags-Webseite veröffentlicht.)
Die Gründe für den Abschied aus dem Cockpit sind nach Darstellung des Verteidigungsministeriums nicht zu ermitteln: Begründungen für Kündigungen dürfen nicht abverlangt werden. Aus der freiwilligen Angabe Einzelner lassen sich keine validen Kündigungsgründe ermitteln. Dementsprechend liegen keine validen Erkenntnisse zu den Kündigungsgründen vor, heißt es in der Antwort.Die Kündigungswelle gerade bei den so genannten Luftfahrzeugführern, die die Bundeswehr mit großem Aufwand ausbildet, hatte sich bereits im vergangenen Jahr abgezeichnet. Im Mai hatte die Pilotin Nicola Baumann, eine der wenigen Frauen und zeitweise als Astronautin vorgesehen, öffentlichkeitswirksam ihren Abschied von der Luftwaffe erklärt und mehr oder weniger eindeutig die Bürokratie der Streitkräfte als Grund genannt.
Bereits damals war klar gewesen, dass mindestens sieben Eurofighter-Piloten gehen würden, zum Jahresende wurden es dann neun. Auch wenn das Ministerium keine validen Erkenntnisse zu den Kündigungsgründen hat: Eine mögliche Erklärung hatte die Bundeswehr im vergangenen Jahr auf eine Anfrage ebenfalls der FDP schon selbst geliefert. Auf die Frage nach Gründen für das Absolvieren zu weniger Flugstunden oder gar für einen Verlust der Fluglizenz wurde neben Lehrgängen, Krankheit, Elternzeit und ähnlichem ein grundlegendes Problem genannt:
Daneben haben Pilotinnen oder Piloten teilweise die notwendige Anzahl an Flugstunden nicht erreicht, weil aufgrund der materiellen Einsatzbereitschaft der Luftfahrzeuge die operationell erforderlichen Flugstunden nicht bereitgestellt werden konnten.
Die neun Kündigungen bekommen trotz der scheinbar geringen absoluten Zahl noch ein anderes Gewicht, wenn man den planerischen Bedarf der Luftwaffe an neuen Piloten sieht: In diesem Jahr, so heißt es in der Ministeriumsantwort, ist die Einstellung von 23 künftigen Jetpiloten geplant, zunächst noch unabhängig vom Flugmuster. Rein rechnerisch werden für den Eurofighter 14,5 und für den Tornado 8,5 Piloten neu benötigt.
Das Ministerium machte klar, dass an der derzeit gültigen besonderen Altersgrenze von 41 Jahren für Piloten und Waffensystemoffiziere auf Kampfjets festgehalten werde. Allerdings können sie bei dienstlicher Notwendigkeit auch auf eine Verwendung außerhalb des Cockpits versetzt werden, wo dann diese Altersgrenze nicht mehr gilt. Eine Änderung der im Soldatengesetz festgelegten Altersgrenzen, sowohl der allgemeinen als auch der besonderen für die Piloten, werde derzeit nicht angestrebt.
Ebenso hielt das Verteidigungsministerium daran fest, dass die Piloten der Kampfjets auch künftig Berufsoffiziere sein müssen:
Aufgrund der besonderen fliegerischen Befähigung, der medizinischen Tauglichkeit und des zeit- sowie äußerst kostenintensiven Ausbildungsverlaufs werden die Anwärter des Flugdienstes (Jet) mit der Zusage der Übernahme zum Berufsoffizier eingestellt. … Die Qualitätsanforderungen an den Luftfahrzeugführer Jet [entsprechen] denen der Offiziersqualifikation als Einstiegsvoraussetzung. Die Ausbildung zum Jetpiloten für Unteroffiziere m.P. ist daher nicht vorgesehen.
Der FDP-Verteidigungspolitiker Marcus Faber, der die Anfrage initiiert hatte, reagierte kritisch auf die Antwort:
Wenn ich mir die Planungen – also das Saldo aus Ausbildung und Ruhestand – bei den Jetpiloten ansehe, passt die Bundesregierung bedauerlicherweise die Personalplanungen der Einsatzbereitschaft der Luftwaffe an. Gleichzeitig verlassen aufgrund eben dieser Einsatzbereitschaft zunehmend die Piloten fluchtartig die Luftwaffe. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen hätte hier schon längst entgegen wirken müssen.
(Foto: Ein Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 71 ‚Richthofen‘ rollt am 5. Februar 2019 auf der estnischen Luftwaffenbasis Ämari im Schneetreiben zum Start im Rahmen des Baltic Air Policing)
Bei allem Verständnis für frustriert getippte Kündigungen hilft es, beide Seiten zu sehen. Das größte Problem ist dass die Realität (wieviele Flugzeuge und Stunden kann die Lw noch bereitstellen?) mittlerweile das BO41 Konzept überholt hat.
Einerseits sind IMHO immer noch zu viele Jetflieger zu stark auf den BO41 fixiert weil es ihnen als feste Lebensplanung versprochen wurde. Wer das Kleingedruckte liest weiß jedoch ganz genau dass dies nur und ausschließlich an einen Cockpitplatz gebunden ist und jederzeit durch den Dienstherren geändert werden kann. Ja, auch der edle Luftkämpfer darf zum „Bürokraten“ gemacht werden — er ist in dieser Hinsicht nicht besser als andere Offiziere der Luftwaffe. Wer davon angeblich kalt erwischt wurde hat seinen Contract nicht richtig gelesen.
Bevor ich jetzt gevierteilt werde, hier die Fehler der Dienstherren: warum lässt er BO41 studieren? So bleiben ihnen maximal 12 Jahre auf der Flight. Zu wenig. Warum stellt er Anwärter ein die potentielle Stabstäter werden können? In Zeiten als die Shelter voller Flieger waren, ein einziger Verband noch 10.000 Stunden im Jahr geschafft hat und Personalmangel ein Fremdwort war, da konnte man das noch getrost machen. Times are over. Die Lösung kann und muss lauten: Fachdienstoffiziere in die Cockpits und Truppenoffiziere in die Führungspositionen im Verbandes mit klarer Perspektive zum späteren Stabsdienst. So ist jedem klar was von ihm erwartet wird.
Das die Gründe nicht feststellbar sind ist hoffentlich eine alternative Interpretation der Fakten, solange nicht geglaubt wird das würde jemand glauben können.
@Ha-Wa
Der Standpunkt kann je nach Betrachter ja auch stimmen.
@Auslandsdiener
Was kann der GI auch anderes sagen?
Die Schwäche öffentlich zugeben?
Das sollte er öffentlich im Parlament anprangern und gleichzeitig seinen Abschied einreichen
Ich möchte hier mal den Gedanken – ab dem 20.Dienstjahr kündigen, wie bei anderen Armeen mit steigendem Pensionsanspruch – aufgreifen….
Nun ich bin jetzt seit 30 Jahren in duty…vor 3 Jahren geschieden, musste Haus verkaufen und habe noch 5 Jahre bis zur Pension.
Diese hab ich mir mal ausgerechnet: 2550€ brutto, nach Abzug der Steuern bleiben 1950€ übrig. 800€ Miete, 200€ Krankenkasse, 200€ Versorgungsausgleich, etc
Es bleiben sowas um die 700€ für Auto ( alter Bock/Diesel mit derzeit 150000 auf der Uhr)Sprit, Essen, Trinken etc. im Monat, das Rauchen muss ich aufgeben, ist eh ungesund.
Dafür diente ich 35 Jahre, war in 10 Einsätzen, hatte 2 gescheiterte Ehen und div verlorene Existenzen.
Wenn ich könnte, würde ich unter diesen Umständen bis 90 dienen ;-)
Es wäre aber auch interessant zu wissen, was man (wie Eingangs beschrieben) bekommen würde…blieben mir am Ende mehr wie 700€ übrig, würde ich auch sofort gehen !
Frau Baumann – Respekt !! Sie haben in meinen Augen alles Richtig gemacht. Viel Erfolg in ihrer Zukunft . Ich habe selbst schweren Herzens auch die BW verlassen und bereue dies auch nicht . Die möglich als Reservist Uniform zu tragen bleibt ihnen ja auch noch offen. MKG
„Eine Truppe,(…) schafft es nicht einmal simple aber effektive Verwaltungsstandards wie Mitarbeitergespräche, Feedback-Runden und ähnliche Formate der Evaluation einzuführen?“
Solche Standards hat u.a. ehem. Sts’in Dr. Suder für ihren damaligen Rüstungsbereich eingeführt, die Mitarbeiter wurden 2017 und 2018 umfangreich zu ihrer Zufriedenheit befragt, mit einem nach Standards der freien Wirtschaft in 2017 miserablen und in 2018 desaströsen Ergebnis!!!
In besagter freien Wirtschaft würden dafür definitiv Köpfe rollen!
Im Rüstungsbereich wartet man nun voller Spannung darauf, ob sich jemand traut, diese Mitarbeiterbefragung (mit vorausschaubarem Ergebnis) auch in 2019 durchzuführen.
Wenn die befragten Mitarbeiter aus dem gleichen Holz geschnitzt wären, wie die Piloten (und ihre Qualifikationen so gefragt wären), dann, so wage ich zu behaupten, gäbe es in diesem Bereich wohl Kündigungen im 3-4stelligen Bereich!
Dienstzufriedenheit des „Bestandspersonals“ ist ein deutlich unterschätzter Attraktivitätsfaktor!
„Ja, auch der edle Luftkämpfer darf zum „Bürokraten“ gemacht werden — er ist in dieser Hinsicht nicht besser als andere Offiziere der Luftwaffe.“
Auch in anderer Hinsicht nicht. Sie sind in erster Linie Soldaten, was – so meine persönliche Erfahrung als Ex-Flieger – heutzutage offensichtlich zu viele anders sehen. Wohl auch, weil sie mangels Flugstunden dafür mehr Zeit haben ;-)
@ EffPunktErr
1. Mir wäre neu, dass BO 41 Strahflugzeugführer ein Studium erhalten (haben). Sofern das der Fall war/ist, waren/sind es Ausnahmen, nicht die Regel bzw. es widerspricht dem Sinn des BO 41 elementar. Der Sinn des BO 41 ist es doch gerade, den „reinen“ Piloten zu generieren, der im Wesentlichen fliegt und seinen Dienst in der Staffel versieht.
2. Ja, das Kleingedruckte im BO 41-Vertrag gibt es. Es kam aber Jahrzehntelang nicht zum Tragen. Im Übrigen wurde ja bereits erwähnt, dass es nicht selten der Fall ist, dass die BO 41 – eben unter Verweis auf die besonderen Altersgrenze – mit eher schlechten/mäßigen Beurteilungen abgespeist wurden und sie sich nunmehr im Wettbewerb mit denen befinden, die von Beginn an „normale“ BO waren. Es mag rechtlich gesehen einwandfrei sein, aber es ist nicht anständig.
@moth
Glauben sie mir, es gibt genau diese Möglichkeit wie ich sie beschrieben hab.
bundeswehrkarriere.de und SLV bzw. Bereichsvorschriften der einzelnen TSK zu Einstellungsvoraussetzungen müssen nicht zwingend den gleichen Inhalt haben ;-)
Letzteres zählt aber im Vergleich zu einer Website.
Es ist leider nicht das erste mal, dass Dinge auf der Homepage falsch bzw unvollständig dargestellt werden. Für fachliche Überprüfung scheint man in der Abteilung II des BAPersBw scheinbar nicht immer die nötige Zeit aufbringen zu können, wenn schon alles andere im Bezug auf die HP outgesourct ist…
Bitte nicht falsch verstehen, es werden in Zukunft sicher weiterhin die meisten Piloten den „Standart“-TrpOffz-Weg gehen (inkl. Studium Aeronautics), dennoch gibt es auch die Möglichkeit mit min. MR ohne Studium wie in meinem vorherigem Post beschrieben.
@ EffPunktErr
1. Tja, Kleingedrucktes hin oder her…da ignorieren sie aber, dass der BO41 jahrzehntelang unangetastet bestand hatte. Die BO41 die gern länger dienen wollten, mussten sich sogar darum bewerben und wurden teilweise abgelehnt(!). Finden sie das nicht einen etwas einseitigen Vertrag? Zumindest moralisch, denn sonst wäre er ja rechtswidrig.
2. Wie überholt der BO41 ist, sehen Sie ja an der Kündigungswelle. Wären die Kameraden BO41 würden sie sicher gern bis zum Ende durchzeihen. So kündigen sie halt mit Anfang 30…
3. BO41 waren in der Vergangenheit immer Offz ohne Studium. Diejenigen, die jetzt diesen Bachalor machen (müssen), werden wohl kaum noch BO41 werden.
4. Auf die Idee, am besten „nur“ OffzMilFD zu sein, sind wir BO41 auch schon gekommen, da spart man sich auch noch den StOffzLehrg. Ist aber scheinbar nicht gewollt.
Nicht falsch verstehen, ich verstehe die Problematik der PersFührung auch…viele DP in Stäben und Ämtern usw. die durch Offz/StOffz Fliegerischer Dst besetzt werden sollen, aber die Personalpyramide ist unten eben schmaler als früher….daher weniger BO41.
Aber: ich bleibe dabei…Strahlflugzeugführer/WSO ist kein Offz/StOffz wie jeder Andere. Wer die Attitude haben soll, unter Bedrohung den Kampf in die Tiefe des gegnerischen Raumes zu tragen, der ist vllt in Masse einfach nicht der Typ für Stabsarbeit.
@Dipl.-Inf(anterist) | 12. Februar 2019 – 13:27
„Wenn die befragten Mitarbeiter aus dem gleichen Holz geschnitzt wären, wie die Piloten (und ihre Qualifikationen so gefragt wären), dann, so wage ich zu behaupten, gäbe es in diesem Bereich wohl Kündigungen im 3-4stelligen Bereich!“
Seit wann ist es erstrebenswert, insbesondere bei militärischen Führern, die Flinte ins Korn zu werfen wenn es „schwierig“ wird? Ich dachte immer der Diensteid gebietet es einem sich voll und ganz dafür einzusetzen die Situation zu verbessern und wenn es „mehrere“ Anläufe dauern mag.
Ich kann menschlich die Entscheidungen der Piloten nachvollziehen, aus der Sicht eines Soldaten kann ich es nicht. Ja es ist der Fall, dass der Pilotendienst derzeit deutlich von Ideal abweicht, aber das selbe können sicherlich auch Panzer- und U-Boot Kommandanten auch von Ihrer Situation behaupten. Bloß scheinen da nicht reihenweise Kommandanten den Dienst zu quittieren.
Im Grunde ist die BW auch selbst Schuld, wenn ich mein Personal von Anfang an so sozialisiere, dass nicht der Dienst im Allgemeinen im Vordergrund steht, sondern die Tätigkeit des Spezialisten, dann muss ich mich auch nicht wundern, dass der Dienst als ein X-Beliebiger Job wahrgenommen wird.
Nichtsdestotrotz hätte ich mir gewünscht, dass die Männer und Frauen „gebissen“ und mit dazu beigetragen hätten die Situation zu verbessern. Insbesondere dann wenn es sich um Leistungsträger gehandelt hat.
@Dipl.-Infanterist:
Offensichtlich sind Sie nicht in der freien Wirtschaft, denn bei desasteösen Ergenissen von Mitarbeiterbefragungen wird die Schuld in erster Linie bei den Mitarbeitern gesucht und gefunden (Fragen nicht verstanden, Probleme mit der Einstellung etc. ). Deutscher Großkonzern mit definitiver Anwendung von Führungsinstrumenten.
Bei der Bundeswehr läuft definitiv sehr viel wie in der Wirtschaft, teilweise effektiver und effizienter. Liegt an der besseren Grundeinstellung des Soldaten zum Dienst.
Im Allgemeinen sollte sich jeder bei der Berufswahl darüber im Klaren sein, wie zukunftsfähig das Unternehmen ist. Und wenn die Bw weniger Flugzeuge hat als ein Klein-Flugzeugverein in München, sollte Schreibtischdienst mitbedacht werden. Ist halt doch nicht Top Gun
@ Phantom711
Einer Ihrer „Vorgänger“ war nach rund 25 Jahren Abwesenheit vom FlgH Wittmundhafen überrascht, dass nunmehr (gefühlt/tatsächlich) nahezu jeder „Flyer“ in den Staffeln Maj oder Oberstlt ist. Das war offenbar zu seiner Zeit anders, da wurde das nicht jeder. Anders war es zu seiner Zeit auch, dass es einen speziellen SOL für die fliegende Zunft der Lw gab und nur ausgewähltes Personal aus der Riege BO41 den „normalen“ SGL/Grundlehrgang an der FüAk absolvierte. Die waren dann aber auch für besondere Verwendungen vorgesehen und flogen nur noch zum Scheinerhalt.
Warum sich das mittlerweile geändert hat: Keine Ahnung.
Mutmaßung: Bei den anderen Nationen (USAF/USN, RAF) machen die Piloten dienstgradmäßig auch nicht beim Hptm Halt, kann das sein? Attraktivität? Mehr Geld nur durch höheren Dienstgrad?
@Kris W:
Zu den LTG: Fluglehrer verschwinden weil die Perspektive „Sim-Instructor“ heißt. Oder weil man zivil zu besseren Konditionen gefragt ist. Nachwuchs verweigert die Übernahme zum BS, weil vorgeschriebene „Karrieren“ in Ämtern oder ähnlichem am Schreibtisch drohen. Versprechungen zu zeitlich begrenzten Zwischenverwendungen auf Drohnen wurden nicht eingehalten. SaZ warten auf ihre Musterberechtigung bis das nahe Dienstzeitende eine Verwendung auf dem Muster nahezu unmöglich macht. Könnten die SaZ kündigen wäre hier sicherlich auch mit einer Welle zu rechnen. Alles vor dem Hintergrund begrenzter Kapazitäten an Flugstunden real, wie simuliert. Expertise verschwindet und kann so kaum aufgebaut werden. Ebenso wie Motivation.
@Wa-Ge
Kann das der Panzer oder U-Bootkommandant so einfach wie der Pilot?
Wie viele von ihnen wollen verlängern oder BS werden, bzw. haben äquivalente Aussichten im Zivilleben?
Macht es den Sinn zu beißen oder hat man irgendwann genug vom Aussischtslosen Kampf?
Vielleicht sollte die Frage eher lauten, warum ist der Dienst nicht mehr des Dienens wert?
The Lance Corporal can not retire. James Mattis
@ Dipl.-(Inf)anterist
„Dienstzufriedenheit des „Bestandspersonals“ ist ein deutlich unterschätzter Attraktivitätsfaktor!“
Genau DAS ist der entscheidende Punkt! Hier wird viel von Flugstunden und von „Piloten wollen eben fliegen“geschrieben, aber das Fehlen von Flugstunden ist nur ein kleiner Baustein im Mosaik der Dienstunzfriedenheit. Weitere, gewichtigere Punkte wurden hier bereits angesprochen und auch von mir zu einem anderen Artikel hinlänglich erklärt.
@ Wa-Ge
Sie koennen sicher sein, dass wenn jemand seinen Traumberuf aufgibt, dass er/sie lange genug gebissen hat! Ich habe über 20 Jahre alles gegeben und war begeistert und hochmotiviert dabei. Die letzten ca. 5Jahre habe ich mir die Zähne ausgebissen und irgendwann muss man die Situation nüchtern einschätzen und die Konsequenzen daraus ziehen. Diese Kommentare über den fehlenden Charakter und „Biss“ von dem Personal welches gekündigt hat sind fehl am Platz und zeigen sehr deutlich, dass man lieber diese Kameraden als charakterschwach hinstellt anstatt den wahren Gründen nachzugehen.
Mit bestem Gruß,
Doh Fritsch
Anscheinend ist die Not im fliegerischen Dienst noch nicht groß genug, sonst würde die Führung mit entsprechenden Maßnahmen darauf reagieren.
Und nein Piloten sind nicht wie normale Truppenoffiziere für Alles einsetzbar.
Piloten sind Spezialisten für eine bestimmte Tätigkeit mit ganz bestimmten körperlichen, kognitiven, pyscho-motorischen und seelischen Fähigkeiten. Genauso wie es Techniker oder Ärzte für ihre Aufgabe sind.
Weil man Piloten entsprechend ordentlich bezahlen will und auch von der Aufgabe als Einzelkämpfer im Cockpit mit Kampfauftrag auch entsprechende weitreichende Entscheidungen getroffen werden, haben sie auch einen entsprechenden Dienstgrad.
Auf der F104 gab es allerdings auch hervorragende Piloten als Stabsfeldwebel. Also guter Pilot hat nichts mit dem Dienstgrad zu tun.
Das bedeutet aber auch, dass sie als Pilot und Stabsoffizier eben nicht automatisch für Stabsdienstfunktionen geeignet sind.
Ich habe mich als junger Soldat in einem fliegenden Verband immer gefragt, warum die Piloten so extreme Typen sind (Auftreten, Sozialverhalten usw.). Bis mir mal eine Statistik in die Hände viel, dass von den F104 und F4 Piloten, jeder 16. – 17. Pilot in Ausübung seines Dienstes in Friedenszeiten (als BO 41) getötet wurde.
Jetzt kann jeder mal selber überlegen, ob er oder sie unter den damaligen Voraussetzungen Jetpilot geworden wäre und wenn jemand eine solche Einstellung hat oder hatte, ob er oder sie mit den heutigen Umständen auch Jetpilot werden würde.
Meine Erfahrung ist, alle Piloten wollen einfach nur fliegen – völlig unabhängig vom Dienstgrad. Wenn man sie nicht lässt, dann gehen sie !
@Someone, danke. Klingt ja auch nicht gerade zukunftsfähig.
1989 musste ich, wie alle anderen auch, per Unterschrift zur Kenntnis nehmen, dass der BO41 eine Kann-Bestimmung ist und vom Dienstherren einseitig in den Status BO geändert werden kann.
2001 reiste FüS und FüL durch die Geschwader und briefte die zukünftigen Personalstrukturen, dass in den Jahrgängen 1968 und jünger BO-Lang fehlen und zwangsverpflichet wird und tatsächlich wurde, und bei den älteren Jahrgängen der „BO38“ im BFD stark gefördert wird.
Die Problematik ist weder neu noch gelöst!
@Phantom711
„Strahlflugzeugführer/WSO ist kein Offz/StOffz wie jeder Andere. Wer die Attitude haben soll, unter Bedrohung den Kampf in die Tiefe des gegnerischen Raumes zu tragen, der ist vllt in Masse einfach nicht der Typ für Stabsarbeit.“
Nach solchen Aussagen verliere ich jegliches Mitleid für die „Elitären“ Piloten und Tausendsassa der Lüfte. Grundsätzlich kann ich sämtliche Problematiken die hier angesprochen wurden nachvollziehen und ein Teil der Beschwerden hier sind auch absolut berechtigt. Mit solchen Aussagen schießt man sich aber selber ins Aus und brauch sich nicht wundern, wenn es später außer den Piloten niemand anderen mehr interessiert.
Am Ende sind wir alle doch gleich als Offz und StOffz. Auch der Hauptmann, Zugführer, dessen Zug in Afghanistan angesprengt wurde oder der dort im Gefecht stand, landet früher oder später im Stab. Auch dieser verfügt nicht über das Material und die Zeit sich richtig auszubilden.
Schließen möchte ich meinen Kommentar mit dem Leitspruch der Feuerwerker, den sich vielleicht der ein oder anderen Luftfahrzeugführer auch zu herzen nehmen sollte.
In dem Sinne: Bei strenger Pflicht – getreu und schlicht!
Wer vertiefen will, ca. 15 Jahre (gerne auch weiter) zurückgehen:
http://www.vbsk.net/jetN.html
Wer wissen will, was man so nach der Kündigung treibt und welches Brett noch auf die Bw/Lw zukommt:
S.6-7
https://fml-online.org/index.php/publikationen/jetnews-online/Publication/9-JetNews_2018-2.html#page/7
Alles mit Ansagen. Soll keiner sagen, er sei überrascht.
P.S.: Fehlen bei Anzahl der Kündigungen noch welche oder wurden die einvernehmlich zurückgestuft oder sind die vor dem betrachteten Zeitraum raus? Wer weiss mehr?
@Wa-Ge
„Nichtsdestotrotz hätte ich mir gewünscht, dass die Männer und Frauen „gebissen“ und mit dazu beigetragen hätten die Situation zu verbessern. Insbesondere dann wenn es sich um Leistungsträger gehandelt hat.“
Glauben eben nicht mehr an den „Sieg am Ende“ und jahrzehntelanges Gestreiche und Aussitzen der politischen und hohen mklitärischen Führung führt eben zu diesem Ergebnis … und es sind noch zu wenige !!!
Kadavergehorsam vs. soziale Intelligenz … so sehe ich das und die Blätter zur Verbesserung sind ausgereizt !
Die Probleme gibt es überall in der Bundeswehr. Wer als Luftfahrzeugtechniker heute BS werden will, muss sich bei der Unterschrift zu 5 Jahren Amtsverwendung verpflichten. Natürlich ohne entsprechende Förderung oder Garantie auf Rückkehr in den Verband. Das führt dann schon Mal dazu, dass alle Kandidaten eines Verbandes die Unterschrift verweigern und innerlich kündigen bevor die SAZ Zeit zuende geht. Die Bundeswehr muss dringend ihre Personalführung überdenken. Vor allem dürfen Fachleute heutzutage nicht wie Wehrpflichtige behandelt werden.
@Wa-Ge | 12. Februar 2019 – 16:59
„Im Grunde ist die BW auch selbst Schuld, wenn ich mein Personal von Anfang an so sozialisiere, dass nicht der Dienst im Allgemeinen im Vordergrund steht, sondern die Tätigkeit des Spezialisten“ u. @High Explosive | 12. Februar 2019 – 20:28
„Am Ende sind wir alle doch gleich als Offz und StOffz. Auch der Hauptmann, Zugführer, dessen Zug in Afghanistan angesprengt wurde oder der dort im Gefecht stand, landet früher oder später im Stab.“
+1
Ich kann bis zu einem gewissen Grade die Kritik an der aktuellen Stunden-Problematik durchaus verstehen und teile sie. Nicht nur hinsichtlich der Anzahl, sondern auch und vor allem hinsichtlich der Qualität.
Als „Bedarfsträger“ habe ich ja auch ein Interesse daran, dass die Piloten (egal ob Jetti, WSO, Transportflieger oder CH-53) nicht nur ihren Schein „erhalten“, sondern vielmehr weit darüber hinaus und vor allem komplexer und vielfältiger fliegen können umso aus sich selbst das bestmöglich heraus holen zu können und uns „Bedarfsträger“ in Folge dessen bestmöglich zu unterstützen.
Die aktuelle Situation ist also insofern in der Tat für alle unbefriedigend. Und das muss besser werden und das sollte und muss auch von allen Seiten an die militärische Führung, die politische Leitung und den parlamentarischen Bereich kommuniziert werden.
Aber das wenn aus diesem (Selbst)-Anspruch zum „bestmöglichen“ eine persönliche Anspruchshaltung ggü. dem Dienstherren wird, dann wird m.E.n. schnell eine Grenze überschritten.
Wenn dann auch noch zum wiederholten mal die Klage über die achso böse BO41 Regelung geführt wird (obwohl das Thema wahrlich im Jahre 2019 NIEMANDEN mehr überraschen darf), dann stelle ich mir hinsichtlich der Berufsauffassung des einen oder anderen schon gewissen Fragen…
„In dem Sinne: Bei strenger Pflicht – getreu und schlicht!“
Danke @High Explosive!
@Singleengine | 12. Februar 2019 – 20:41
„Wer als Luftfahrzeugtechniker heute BS werden will, muss sich bei der Unterschrift zu 5 Jahren Amtsverwendung verpflichten. Natürlich ohne entsprechende Förderung oder Garantie auf Rückkehr in den Verband.“
Natürlich. Niemand bekommt als BS Garantien an einem bestimmten Ort oder in einer bestimmten Verwendung dienen zu können. Als aller erstes sind wir Staatsdiener und also solche dienen wir dort, wo wir gebraucht werden.
Natürlich sollte der Dienstherr im Sinne der Berufszufriedenheit (und damit mittelbar der Diensterfüllung) wo immer möglich auf die Wünsche der Betroffenen eingehen, aber Garantien gibt es halt in den Streitkräften nicht.
|@Singleengine
Wenn die Behandlung nicht adäquat für Fachleute ob BS oder SaZ ist, ist sie auch nicht akzeptabel Für Wehrpflichtige,
@High Explosive
Ist es für den einen weniger schlimm weil der Mangel auch beim anderen besteht?
Sollte schlechte Arbeit Gesundheit oder gar Leben kosten gehören die Verantwortlichen juristisch sanktioniert und damit meine ich nicht die schlecht ausgebildeten Stabsoffiziere,
Warum sollte jemand Stabler werden der nach Persönlichkeit und Charakter dafür nicht geeignet ist?
Zum Thema BO41 mit Studium. Wir hatten 1985 beim LRT Studium zwei BOA, die Jet-Piloten werden sollten, die hatten dann aber auch eine höhere Mindestverpflichtungszeit (Wenn ich mich richtig erinnere) Insgesamt hatte der Jahrgang knapp 150 Studenten. War also sicher die Ausnahme, Heeresflieger gab es einige mit der geplanten Verwendung Pilot. Marine jede Menge, aber die niemanden mit Pilotenverwendung.
@Wa-Ge:
Der HF PzKdt mit Frau und Kind mit seinen ~2700,00€ Netto hat eine Inselbefähigung die ihm „draußen“ in der zivilen Welt nicht viel bringt…
Der zieht sein Ding auch ohne Panzer durch.
„Zum Thema BO41 mit Studium. Wir hatten 1985 beim LRT Studium zwei BOA, die Jet-Piloten werden sollten, die hatten dann aber auch eine höhere Mindestverpflichtungszeit“
Das waren damals keine BO41-Anwärter sondern tatsächlich richtige BO-Anwärter, für die ein Weiterdienen unabhängig von einer fliegerischen Karriere nach dem 41. Lebensjahr vorsehen war.
Gut, dass es hier um die personellen Kronjuwelen geht. Da wird erfreulicherweise gleich viel weniger schöngeredet.
Hier trifft der Personalmanagement-Stil gemäß Döner-Theorie…
High Explosive | 12. Februar 2019 – 20:28
…auf die Tatsache, dass es nicht sonderlich wirtschaftlich und weitsichtig ist, das Kobe-Filet zusammen mit dem Hackfleisch auf den Dönerspieß zu knallen:
CRM-Moderator | 12. Februar 2019 – 20:33
Das Grundübel der Personalführung im Grundbetrieb ist, dass jeder Soldat eben nur eine Nummer ist, mit der man die Soll-Org befüllt.
Dabei gäbe es so viele schöne Ansätze wie man individuelle Bedürfnisse automatisiert mit den organisatorischen Notwendigkeiten abgleicht. Im Moment passiert das bestimmt händisch und das Ergebnis hängt wahrscheinlich maßgeblich von Lust/Laune/Urlaub/Krankheit des Personalsachbearbeiters ab.
Ich verstehe nicht, warum man im Grundbetrieb den Leuten das Leben so umständlich wie möglich macht. Bei allem was mit Einsatz zu hat, ist „Du, dahin, jetzt“ natürlich ein notwendiges Übel.
@ Koffer | 12. Februar 2019 – 21:02
Aber das wenn aus diesem (Selbst)-Anspruch zum „bestmöglichen“ eine persönliche Anspruchshaltung ggü. dem Dienstherren wird, dann wird m.E.n. schnell eine Grenze überschritten. […]
Natürlich. Niemand bekommt als BS Garantien an einem bestimmten Ort oder in einer bestimmten Verwendung dienen zu können. Als aller erstes sind wir Staatsdiener und also solche dienen wir dort, wo wir gebraucht werden.
Das mag sein. Dennoch war es ein offensichtlich als fair empfundener, zumindest aber akzeptierter Deal: gutes Geld, gute Ausbildung, Dienstgrad als Ausdruck vorangegangener Leistungen sowie passend zur Kompetenz und individuell übertragenen Wirkungsreichweite, etwas Fame, früher in Pension gehen, dafür: komplett vom Dienstherrn ausgelutscht werden, quer durch die Republik versetzt werden und so weiter.
Abgeleitet von der aktuellen Personallage scheint der Schluß möglich, dass der Deal eben nicht mehr in allen Bereichen, z. B. bei den PilotenInnen, zu passen scheint. Und wenn das Gesamtpaket nicht mehr passt, dann verlassen die Menschen eben die Streitkräfte.
Die Frage ist: Was passt am Paket nicht mehr? Die Antwort(en) ist (sind) entscheidend, wenn ich Dienstposten besetzt halten will, die sich momentan nicht mehr besetzen lassen.
Ich verstehe Ihre Worte sehr gut. Es ist nur entbehrlich, so gegenüber einem Personalkörper zu argumentieren, welcher gedenkt sich umzuorientieren,wie im Falle der PilotenInnen.
Und wenn es 100 mal rechtlich, usw. richtig ist festzulegen, dass PilotenInnen ab Zeitpunkt x in den Stab zu versetzen sind. Sie lassen sich eben nicht dorthin versetzen, sondern gehen.
Entweder man kann mit dem Personalabgang leben oder man muss sich etwas einfallen lassen.
Und das ein BO im fliegerischen Dienst bis „zum Ende“ zu bleiben hat, steht wo? Nirgends wie wir alle wissen. Folglich kann man zwar betroffen schauen, wenn PilotenInnen lieber kündigen als sich in einer bzw mehreren Stabsdienstposten verwenden zu lassen. Aber das war es dann auch.
Auch hier gibt es eine einfache Frage, der man sich, wollte man das doch ändern, schlicht widmen muss: warum wollen StrahlenflugzeugführerInnen nicht in den Stab? Natürlich muss man das nur, wenn es nicht egal ist, dass diese lieber kündigen als einen vorgesehenen Anschlußverwendungsaufbau zu durchlaufen.
Lagefeststellung, Beurteilung der Lage und Entschluss mit Befehlsgebung, Kontrolle – nichts weiter. Ich sehe das vollkommen emotionslos.
@Dorian Fritsch | 12. Februar 2019 – 18:53
Ich habe niemanden als Charkterschwach dargestellt oder den Eindruck erweckt, dass mich die Grübde für die Kündigung nicht interessieren. Ich habe selbst geschrieben, dass ich solche Schritte als Mensch persönlich nachvollziehen kann, als Soldat kann ich es aber nicht.
Denn diese Entscheidung zu Kündigen, insbesondere bei Leistungsträgern, macht die Sache keinen deut besser! Wenn jetzt neben der Technik und den Prozessen auch das Personal zum Problem der Fliegerei wir, dann Prost Mahlzeit. Prozesse kann man ändern wenn man denn will und den Knall gehört hat. Die Technik kann man mit Geld und Willen sicherlich auch zum Fliegen bringen (scheint ja auch zu einem gewissen Maße ein Lw Problem zu sein als die der Luftfahrzeuge, da ja die anderen Nationen mehr Erfolge mit den Mustern haben). Aber Personal mit 5, 10 oder 15 Jahren Erfahrung können Sie auch mit allem Geld und Willen der Welt nicht schnitzen. De Facto wird so eine Kündigung das Feuer nicht Löschen sondern facht dieses noch weiter an.
@ Geoerg
Ja der Pilotenberuf is sicherlich ein anspruchsvoller und gefährlicher. Ja man muss schon einen gewissen „touch“ haben sich gegen feindliche Luftabwehr tief ins gegnerische Gebiet zu fliegen. Das ist aber nichts was die Fliegerei für sich gepachtet hat. Der Fallschirmjäger soll gerüchteweise sogar über Feindesland abspringen und dort in den Nahkampf gehen, der Fernspäher, Kommandosoldat oder Aufklärer muss dies Ebenfalls tuen. Der Minenraucher oder EODler begibt sich seit Jahrzehnten sprichwörtlich auf die Bombe und hat diese zu entschärfen damit andere nicht zu Schaden kommen. Und der Personenschützer der Feldjäger hat die Aufgabe im Zweifel mit seinem Körper die Kugel aufzuhalten, die für irgendjemand anderen bestimmt ist. Und ich habe jetzt sicherlich noch zig andere Verwendungsreihen vergessen die ähnliche Risiken tragen.
Ich nehme jedoch nicht wahr, dass Feldwebel oder Offiziere in diesen Bereichen nur in Ihrer Kernverwendung eingesetzt werden können. Wenn man möchte geht vieles.
Und ich muss tatsächlich sagen, dass ich es auch nicht wahrnehme, dass in diesen Bereichen Unmengen an Berufssoldaten kündigen, obwohl ich aus eigener Erfahrung weiß, dass da sehr sehr sehr viel Frust im Spiel ist. Ja SaZ verlängern nicht oder stellen keinen BS Antrag, aber Kündigungen sind ganz seltene Ausnahmen.
@ThoDan
Alle Berufssoldsten können kündigen. Und alle Spezialisten, egal ob Tastaturt, Skalpell oder Sturmgewehr Operateuer, würden morgen in der freien Wirtschaft mit Kusshand genommen werden (Qualität vorausgesetzt) und würden mehr bekommen als der Bund zahlen kann.
Die Möglichkeit besteht also für sehr viele. Als Bürger der an den Sinn und Zweck von Streitkräften glaubt, bin ich froh, dass die Kündigung die Ausnahme ist.
@ Wa-Ge
@ High Explosive
Sie übersehen bei Ihrer Kritik, dass der Dienstherr es dem Strahlflugzeugführer inzwischen nicht mehr erlaubt, SaZ zu bleiben, obwohl das ja formal ginge und früher auch der ein oder andere es so gemacht hat. Wer nicht unterschreibt, bekommt eine Nicht-fliegende Stelle.
Insofern hinkt der Vergleich mit dem Panzer oder U-Boot-Kommandanten.
Sie verstehen mich da vllt auch falsch: Es war ja früher gewissermaßen ein kleiner „elitärer“ Teil des Jetpersonals, das von vornherein mit Studium als BS eingeplant war. Und jetzt soll es jeder sein? Es wird doch auch nicht jeder Zugführer BS…!?
Wie erkläre ich es Ihnen?: Bei einem Jetpiloten/WSO geht es, anders als bei seinem Kameraden Offz/StOffz vom HEER nicht darum, immer grössere Formationen (Zug/Kp/Btl/Brig) truppendienstlich und ggf. taktisch zu führen, sondern sein Lfz und eine fliegende Formation zu führen, ggf. Fluglehrer und Waffenlehrer zu werden.
Der Anspruch kann doch nur sein, dass man den bestmöglichen Jetpiloten ausbildet. Und das kann er nur sein, wenn er 1-2x am Tag fliegt und so auf 180h+ im Jahr kommt.
Seine beste Performance hat er üblicherweise zwischen 30-35, weil am besten Ausgebildet, Erfahren und körperlich/geistig noch sehr fit.
Sie merken vllt, da ist wenig Zeit, um auch noch der geilste beim Thema Stabsarbeit zu sein. Und das Gefühl macht sich eben breit, dass der Dienstherr das nicht so ernst nimmt…da will man am Ende eher den StOffz, der „zufällig“ mal Jets geflogen ist („Subject Matter Expert“ heisst das dann…LOL)
Am Rande noch, ich war selbst auch 2009 in Kunduz und 2011 am OP North…ich kenne „beide Welten“ und hab dort auch n bissl was erlebt. (ich fange jetzt aber garnicht erst an, das Fass „Zweitfunktionen“ aufzumachen)
Natürlich „überrascht“ es auch 2019 niemanden mehr, dass es keinen BO41 mehr gibt. Das ändert nichts daran, dass das für die spezielle Tätigkeit LFF/WSO auf Strahlflugzeugen schlecht ist.
@rhadamanthys
Ja, das waren dann eben keine BO41 sondern Soldaten, die als BS in der Laufbahn fliegerischer Dienst vorgesehen war.
HORRIDO
@Koffer | 12. Februar 2019 – 21:02
„Als aller erstes sind wir Staatsdiener und also solche dienen wir dort, wo wir gebraucht werden.“
So denkt vielleicht die Generation 50+, weil sie z.T. noch so erzogen wurde. Aber keinesfalls die Generation zwischen 25 und 40. Hier geht es um persönliche Lebensplanung, „Work-Life-Balance“ und Wohlbefinden. Alles andere, auch der Beruf, wird diesen Zielen angepasst. Und da ist Geld nicht immer der erste Faktor, der zählt. So meine Erfahrungen aus der Wirtschaft, warum soll das bei der Bw anders sein? Wir haben oft genug darüber diskutiert, die Bw muss sich den Marktgegebenheiten anpassen , sonst bekommt sie nicht die Leute, die sie braucht und haben will. Und da sehe ich BO41 für Strahlflugzeugführer als ein Instrument, um diejenigen, die nur fliegen wollen, zu bekommen und zu binden.
„Die aktuelle Situation ist also insofern in der Tat für alle unbefriedigend. Und das muss besser werden und das sollte und muss auch von allen Seiten an die militärische Führung, die politische Leitung und den parlamentarischen Bereich kommuniziert werden.“
Über „besser werden“ reden wir jetzt auch schon drei Jahre, seit die angeblichen Trendwenden eingeläutet wurden. An der Kommunikation in die Führungsetagen hinein mangelt es nicht, sondern dort mangelt es am Willen, das Problem richtig anzupacken. Weil es gesellschaftspolitisch nicht opportun ist.
Denken Sie nur an den letzten Sommer, als hier auf AG die Meldung kam, der Klarstand der EF sei historisch schlecht, weil in der Versorgung eine Dichtung fehlte, den ursprünglichen Anbieter gab es nicht mehr. Und schon steht ein Großteil der Flotte, weil ein Teil für z.B. 75 ct fehlt.
Und so etwas ist ja kein Einzelfall, da muss man sich nicht wundern, wenn die Kameraden und Kameradinnen nicht nur innerlich sondern auch wirklich kündigen. Passiert in der Wirtschaft auch, schlechte Arbeitsbedingungen und mangelhafte Technik – und schon sind sie weg. Berufung, Pathos und Ethos – egal. Und dieser „Lifestyle“ macht eben vor der Bw auch nicht halt, da ist sie genauso Arbeitgeber wie Siemens, Daimler oder BASF (beispielhaft wegen der Größenordnung).
@ wa-Ge
Alles schön und gut. Am Ende entscheidet die Macht des Faktischen. Entweder die Verantwortlichen reagieren auf die Lage (wie @ Sachlicher schreibt) oder die Lw steht in absehbarer Zeit ohne Piloten da. Perspektivisch gilt dies auch für viele andere Mangel-ATNs.
Der fast schon verzweifelte Versuch die Umfangserhöhung der Bw durch Verlängerong von SaZ und BS zu erreichen, anstatt durch eine höhere Neueinstellungsquote ist bezeichnend für die Lage.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, gerade in einer streng hierarchischen Organisationsform wie der BW, die Verantwortung bei den Betroffenen zu sehen. Zudem ist es eine Unterstellung zu behaupten, diese Personen hätten nicht „gekämpft“ und „gebissen“, um die Situation zu verändern … Oder meinen Sie die sind eines schönen Tages aufgewacht, aus der Kaserne marschiert und wurden nie wieder gesehen?
Womöglich war es überhaupt erst das stärkste Signal zu gehen, ein Elektroshock für den „Körper“. Aber der will ja nicht mal wissen, warum er ihn überhaupt bekam. Fisch, Kopf und so.
PS: Vergleiche mit anderen Truppenteilen „die Tapfer durchhalten“ sind Äpfel-/Birnen-Vergleiche, da uns keine Informationen vorliegen, die einen seriösen Vergleich erlauben würden.
Ich möchte bei dieser Diskussion mal eines anmerken:
Der Disput absoluter Spezialist im Offizierrang vs. Generalist im Truppendienst ist viel größer als hier dargestellt und betrifft bei weiten nicht nur Piloten.
Heute sind unzählige Tätigkeiten so komplex geworden, dass sie echtes Expertentum erfordern. Teilweise erfordert die Verantwortung des Einzelnen oder eben die notwenidge Attraktivität eine hohe Besoldung – die eben derzeit mit dem DG einhergeht.
Die Bw tut aber nach wie vor so als wären die ihe TrDstOffze alle Generalisten und das müsste auch so sein, wenn in Wirklichkeit 60% davon eigentlich Spezialisten sein müssen. Das funktioniert heute hinten und vorne nicht mehr. Die Leute sind jahrelang in Ausbildung und werden gleich wieder weiterverwendet. Das frustet an allen Ecken. Die gesamten Kündigungszahlen der Bw sind beachtlich – ähnlich die fehlenden BS Bewerber.
Aber auch die Bw hat derzeit mein Mittel dagegen, da sie in ihrem eigenen System gefangen ist. Die Zentralisierung der Personalführung hat alle notwendigen Besonderheiten der einzelnen TSK und Verwendungen sauber rasiert. Es musste(!) ja alles gleich werden.
Der Bedarf war eigentlich ein ganz anderer. Klassischer Gegentrend. Und der Unsinn zieht auch immer mehr in andere Laufbahnen ein.
@Phantom711
„ich bleibe dabei…Strahlflugzeugführer/WSO ist kein Offz/StOffz wie jeder Andere. Wer die Attitude haben soll, unter Bedrohung den Kampf in die Tiefe des gegnerischen Raumes zu tragen, der ist vllt in Masse einfach nicht der Typ für Stabsarbeit.“
Der „Kampf in der Tiefe des Raumes“ wird u.U. von jedem Soldaten abverlangt. KSK, Fallschirmjäger, Kampfretter, Transportflugzeugführern im taktischen Einsatz unter Bedrohung…. die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Von einem Strahlflugzeugführer/WSO wird somit im Grundsatz nicht mehr verlangt als von anderen Soldaten (ich rede hier nicht von Eignung oder Qualifikation, mir sind die Dynamik und die Belastung durchaus bewusst – aber reden Sie mal mit einem Zugführer der in AFG im Gefecht stand).
Wenn man demnach in der Masse nicht „der Typ für Stabsarbeit“ sei, sehe ich auch keinen Grund mehr die Kameraden als Stabsoffiziere zu bezahlen. Und wenn doch, dann mit allen Konsequenzen die das eben mit sich zieht.
Also: BO41 und das starre Festhalten an StOffz im Jet abschaffen, damit u.a.
– sich der (berechtigte) Kritikpunkt der Beurteilungsproblematik erledigt
– eine Gleichbehandlung ggü. anderen StOffz-Karrieren besteht
– der OffzMilFd endlich in die Jetcockpits kommt
– die jungen Kameraden wissen woran sie sind
– der Realität des Personalmangels endlich begegnet wird
– man einfach länger die Jungs und Mädels auf der Flight behält
Aber beim neuen InspLw bin ich optimistisch dass er diese neuen Realitäten bereits vollumfänglich anerkannt hat :)
… Wenn ich das alles so lese und verfolge kommen mir auf der einen Seite echt die Tränen, auf der anderen Seite bin ich einfach nur froh…
Aufgewachsen in Rheine, mit 15 Jahren mit Segelfliegen begonnen, wuchs relativ schnell der Wunsch Pilot zu werden. Ein Bekannter der Familie war F-4 Jockey in Hopsten und witterte seine Chance mich in diesen Bann zu ziehen. Geschafft… Nach dem Top Gun Hype war das auch einfach. Abi 1997, als einziger aus dem Jahrgang eine Stelle ergattert. Bei uns im Jahrgang gab es noch einige die diesen Weg gehen wollten.
Grundausbildung, OSLw, Goodyear, Sheppard, Holloman… Den gewünschten Platz in der good old lady erwischt. Alles so gelaufen wie gewünscht.
Wieder in Deutschland merkte man recht schnell wie die Stimmung in den fliegenden Staffeln so ist. Flugstunden waren da schon ein rares Gut. Ständig fehlende Ersatzteile und schlechte Klarstände haben den Rest gegeben. Man war in der Realität angekommen. War es das wovon man immer geträumt hat? Sollte es so weitergehen? Kurz und knapp… Ich habe die Luftwaffe damals verlassen und sitze heute in einem Kranich Cockpit. Computerfliegen at its best! Aber ich fliege, sehe jeden Tag die Sonne und bewege mich im dreidimensonalen Raum. Alles das was ich wollte…
Mir tut es richtig weh zu sehen was aus der fliegenden Truppe geworden ist! Die Kontakte die ich noch zu ehemaligen Kameraden habe die mittlerweile im Eurofighter sitzen, bestätigen leider all das was man hier lesen kann. Sehr sehr traurig!
@Pham Nuwen | 13. Februar 2019 – 9:42
Ich habe nicht behauptet, dass diese nicht gekämpft und gebissen haben. Ich finde es aus Sicht eines Soldaten Schade, dass diese aufgegeben haben dies zu tuen.
Nochmal es liegt mir nicht zu beurteilen, ob da jemand an seine persönliche Grenze gekommen ist oder nicht, ich kann jede Entscheidung menschlich nachvollziehen.
Ich kann aber eine Frage zum Selbstverständnis aufwerfen. Ist man als Staatsdiener in erster Linie Staatsdiener und dann Spezialist, oder erst Spezialist und danach Staatsdiener. Denn keiner von uns hat einen Diensteid geschworen dem Staat als Pilot oder Zugführer oder Kraftfahrer treu zu dienen!
Hier und auch in der Truppe schimft gefühlt jeder, Personalführung klappt nicht, Beschaffung klappt nicht, Ausbildung klappt nicht…
Wenn man den Personen aber die Pistole auf die Brust setzt und fragt „Wo warst du als ein Konzeptionär im Amt für Heeresentwicklung, Ausbilder auf der Truppenschule oder BEschaffer im BAAINBw gesucht wurde?“
Es kommt nur betroffenes Schweigen.
Es wird noch viel schlimmer, die Situation im Bereich EF wird sich durch die Umrüstung noch weiter verschlechtern.
Im Bereich Tornado wird es nun mit Sicherheit katastrophal, denn durch die fehlende Perspektive der Industrie werden viele bis 2025 keine Verträge mehr eingehen. Dazu kommt die Versetzung von Besatzungen durch Wegfall Tornado einschl. Tornado Ausbildung in Jagel.
Der Verlust im Übergang wird uns gerade bei den Fluglehrern und CR Crews richtig weh tun. Trendwende Personal mal anders.
@Wa-Ge
Sie schweifen ab. Hier geht es nicht darum, das jeder seine (Bw-) Welt ein bisschen besser machen kann und soll. Oder den Diensteid.
Hier geht es schlicht um Piloten, die kündigen, weil die Flugstunden qualitativ und quantitativ schlecht sind. Weil P bei der Personalplanung die Flexibilität einer Eisbahnschiene aufbringt und Wünsche und Bedürfnisse des Soldaten schlicht ignoriert.
Die Spezialisten mit zivil gut verwertbaren Berufen und Qualifikationen gehen dann eben weg. Punkt. Ist nicht toll, aber es wird mit den Füßen abgestimmt.
Und wenn Sie den Diensteid in die Waagschale werfen, müssen Sie auch die Frage nach der Fürsorgepflicht des Dienstherrn stellen. Und die erschöpft sich nicht darin, den Sold am Ende des Monats pünktlich zu überweisen. Dazu gehört auch, den Soldaten in die Lage zu versetzen, seine Aufgabe/seinen Auftrag zu erfüllen. Unabdingbar dafür einsatzbereites Großgerät, vollständige persönliche Ausrüstung und qualitativ hochwertige Ausbildung in ausreichender Anzahl.
Ich erinnere an dieser Stelle mal an die Fliegerkombis aus dem Bericht des Wehrbeauftragten.
Soweit mir bekannt ist, endet der Diensteid nicht „… bis dass der Tod uns scheidet“. Es sollte(!) kein Problem sein dem Vaterland treu zu dienen und trotzdem kein allzu großes Delta zu den individuellen Interessen zu haben. Und wenn es da eben ein wachsendes Delta gibt, ohne hoffnungsvolle Perspektive innerhalb großer Teile der eigenen Lebenszeit, kippt die persönliche Waagschale früher oder später. „Klagt nicht, …“ – ja, mit was denn? Ob es jetzt Besenstiele oder Flugstunden sind, irgendwann ist die Luft raus.
Ein „Konzeptionär für …“ ist eben nicht ein „Pilot für ….“ und beliebig austauschbar. Da kann es anständiger sein seinen Platz ehrenvoll zu räumen, als sinnfrei in einer hohlen Struktur auf einem warmen Platz die Zeit abzusitzen.
Von einem Einsatz unabhängiger Berater hätte man hier beispielsweise offene & ehrliche Worte in Richtung gewisser (vor allem auch politischer) Entscheidungsträger/innen erwarten können … Ganz interessant zum Personalthema sind auch die Worte von Volker Rühe (Tagesspiegel, 10.2, online), der einen konkreten Niedergang ab der Zeit Guttenberg ausmacht. Natürlich gesegnet mit der Nachsicht und mittlerweile fern von den Schaltstellen der Macht …
„Wenn man den Personen aber die Pistole auf die Brust setzt und fragt „Wo warst du als ein Konzeptionär im Amt für Heeresentwicklung, Ausbilder auf der Truppenschule oder BEschaffer im BAAINBw gesucht wurde?““
Dann kann man mitunter auch die Antwort bekommen: „Hatte mich beworben, war angeblich kein Bedarf“
Gibt’s auch.
Treu dienen und tapfer verteidigen schließ ein, dass man dazu befähigt wird und man entsprechend ausgestattet wird.
Im speziellen fehlt es bei der LW an verfügbarem Gerät und Munition. Im Grunde haben wir zuviel Luftfahrzeuge und Piloten.
Das bedeutet, dass wenn alle Verfügbaren Luftfahrzeuge max. Flugstunden abfliegen wir nicht alles Piloten fit (mind Flugstunden) halten können (werden dann RPA Piloten).
Dazu kommt der Bedarf an Personal für Ämter und Stäbe im Grundbetrieb und Einsatz.
Verantwortungsvolle Bundesbürger entscheiden sich dann eben uU für ihre Familie, da kann der Beitrag für den Staat effektiver eingesetzt werden.
Sicherlich wird jeden Tag harte konzeptionelle Arbeit geleistet. Indem man Borniertheit vorwirft, macht man sich es allerdings zu leicht. Die Gründe für den Abgang können nachgelesen werden und es ist auch nicht so als gäbe es in der Hierarchie noch Personen mit dem 5-fachen an Flugstunden.
Am Ende muss man sich klar sein, dass die Rahmenbedingungen für den Abgang sicherlich nicht besser werden (es werden vermutlich eher Hürden geschaffen), und wenn man den Piloten ihre Mission nimmt, sie zu Bürokraten umformt, ein weiterer Zufriedenheitsfaktor genommen wird.
@ Pio-Fritz | 13. Februar 2019 – 11:32
@ Pham Nuwen | 13. Februar 2019 – 12:11
Eben weil der Dienstherr seiner Treuepflicht nur schlecht, oder garnicht nachkommt wird dieser kritisiert. Genau aus dem gleichen Verständnis heraus ist eben auch der Soldat zu kritisieren der seinen Diensteid einseitig kündigt (egal ob innerlich oder öffentlich).
Es ist gibt ja wohl keinen Automatismus, der besagt, dass man dieses darf wenn ein anderer jenes tut. Ich habe ja auch nicht behautet, dass die Bundeswehr nicht für diese Lage verantwortlich ist. Ganz im Gegenteil, das habe ich sogar explizit getan. Mit dem Hinweis, der Input bestimmt den Output. Wenn ich eine „Job“ Mentalität in die Streitkräfte integriere, dann werden die Bediensteten ganz schnell zum „Arbeitnehmer“.
Unabhängig davon wird jeder Aktive und ein Haufen Reservisten gebraucht um den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen, in den die vorherigen Generationen an mil. und ziv. Führung die Bundeswehr manövriert haben.
Moin Moin,
@ Herr Wiegold: Kennen Sie denn auch den Antwortteil zu folgenden Punkten der kleinen Anfrage:
„5. Wie viele der in Frage 1 genannten Jetpiloten (Anm.: Frage 1 bezog sich auf die Gesamtzahl der Piloten pro Lfz-Muster) sind aktuell auf einem
nichtfliegerischen Dienstposten eingesetzt?
6. Gibt es nach Kenntnis der Bundesregierung Jetpiloten, die auf nichtfliegeri- schen Dienstposten eingesetzt sind und dennoch ihre Fluglizenzen bzw. Musterberechtigung erhalten?
Wenn ja, warum ist das so?
….
9. Ist es nach Kenntnis der Bundesregierung möglich, nach einer Verwendung im Stabsdienst wieder in den aktiven fliegerischen Dienst als Jetpilot zu wechseln?
Wenn ja, wie häufig ist dies in den letzten sieben Jahren vorgekommen?“
Die Bundestagsdrucksache der Antwort liegt ja leider noch nicht online beim Bundestag vor, die Erläuterungen des Ministeriums fände ich aber im Zuge der laufenden Diskussion sehr interessant.
[Ich habe die komplette Antwort, hatte auch eigentlich damit gerechnet, dass die inzwischen komplett online steht… muss mal gucken, wie ich das aufgreifen kann. T.W.]
@ Wa-Ge
Der Karren ist im Dreck! Sehr richtig!
Aber er ist dort absichtlich. Er wurde da sehenden Auges reinmanövriert und steckt dort fest. Und auch das ist absichtlich, denn es ist eine ziemlich angenehme Situation, wenn man im Dreck steckt und nicht weiterkommt. Einsätze sind nur bedingt, wenn überhaupt möglich. Man muss den Karren nicht unbedingt verbessern, da er sich ja eh nicht viel bewegt. So kann sich Deutschland immer schön aus militärischm Engagement herausreden. Das ist politisch so gewollt und wird auch von der militärischen Führung verstanden und umgesetzt. Die Truppe ackert allerdings wie blöd, um mit dem Karren noch irgend etwas hinzubekommen.
So, und jetzt frage ich sie warum ich die zweite Hälfte meines Lebens damit verschwenden soll zu versuchen diesen Karren aus dem Dreck zu ziehen?
Als Dankeschön für die vergebens geleistete Mühe werde ich dann vielleicht am Ende mit einem kaputten Familienleben belohnt.
Doh Fritsch
Ok, letztmalig die Bitte, das hier nicht zu einer globalgalaktischen Debatte über den Zustand der Bundeswehr insgesamt, Deutschlands und der Welt umzufunktionieren.
@Wa-Ge | 13. Februar 2019 – 14:14
„Genau aus dem gleichen Verständnis heraus ist eben auch der Soldat zu kritisieren der seinen Diensteid einseitig kündigt (egal ob innerlich oder öffentlich).“
Hm, dann müssten Sie mich auch kritisieren. ich bin nach meinen 12 Jahren einfach gegangen, weil meine Zeit um war. Ich habe es noch nicht einmal versucht, BS zu werden, weil ich mir so dachte: „Baby, mit uns beiden wird das nix.“.
Oder ist das in Ihren Augen etwas anderes? Und wenn ja, warum?
Ich habe den Eindruck (von Jahr zu Jahr mehr), dass einfach in der Werbung viel mehr versprochen wird als später auch gehalten wird.
Sei es jetzt bei der Luftwaffe als Pilot und den wenigen Flugstunden und auch den qualitativ schlechten Flugstunden.
Das könnte auch mal jemand erläutern was mit Qualität einer Flugstunde gemeint ist…
Aber auch bei anderen Werbemaßnahmen.
Noch vor nSAK war ich W9 und stand vor einer Verpflichtung als SaZ 8 oder 12.
In allen Werbeträgern wird natürlich groß gezeigt was für tolle Sachen man dann später machen kann. Großgerät, Schießen Handfeuerwaffen, Panzer etc.
Beim umsehen auf die damals aktuellen Zeitsoldaten fiel einem dann aber ernüchternd auf, dass manche Soldaten maximal einmal pro Jahr schießen fahren und dann oft nur 20 Schuss für G36 und 15 Schuss P8.
Das wars.
Ist nur ein Beispiel mit dem Schießen aber das ist ja ein Alleinstellungsmerkmal der Armee und wird auch offen beworben, aber im späteren Soldatenleben spielt es in fast allen Verwendungen eine sehr sehr kleine Rolle.
Das Highlight eines Kameraden SaZ 8 (Geschäftszimmer) war ein Mitflug in einem UH-1 Hubschrauber. Normaler Flug.
Und das in 8 Jahren Dienst bei einem Luftwaffengeschwader.
Highlight. Ich war entsetzt.
Ist nur meine persönliche Meinung, aber für mich ist Soldat sein schon lange mehr mit Papier/Bürokratie/Büro verbunden, als mit den Werbebildern an Bushaltestellen oder in Youtubefilmen.
Vielleicht sollte man da mal offener kommunizieren.
Bei den Piloten dann z.B.
– Ihr werdet den Eurofighter fliegen können, aber nur ein paar Jahre und wenige Flugstunden, aber ihr werdet ihn fliegen können.
– Den Rest der Dienstjahre müsst ihr aber vielleicht langweiligere Drohnen fliegen oder im Stab arbeiten.
Trotzdem ist dies aber die einzige Möglichkeit ein Jagdflugzeug im Leben allein zu fliegen und da kommt auch keine Lufthansa mit.