Schwund beim Eurofighter: Eine Pilotin erklärt ihre Kündigung
In der Bundeswehr gibt es an vielen Stellen eine wachsende Unzufriedenheit mit der Situation in den Streitkräften: Zu wenig oder zu altes Material, zunehmende Bürokratie und wenig Aussicht auf Verbesserung bestimmen für zu viele Soldatinnen und Soldaten ihren Arbeitsalltag. Das ist nichts wirklich Neues und wird hier oft genug thematisiert. In der Öffentlichkeit fällt das selten auf; bei einer Berufsgruppe in der Bundeswehr wird es aber zur Kenntnis genommen: Auch unter den Pilotinnen und Piloten der Kampfjets greift die Unzufriedenheit um sich.
Mindestens sieben Piloten, die bislang den Eurofighter flogen, haben in diesem Jahr bereits ihre Kündigung eingereicht und die Streitkräfte verlassen – und es dürften, so ist aus der Truppe zu hören, noch mehr werden.
Unter denen, die gehen, sind nach Informationen von Augen geradeaus! auch ein stellvertretender Geschwaderkommodore und mehrere Fluglehrer (was offiziell aus nachvollziehbaren Datenschutzgründen nicht bestätigt wird).
Eine der raren Pilotinnen in der Bundeswehr hat vergangene Woche öffentlich erläutert, warum sie die Streitkräfte verlässt. Nicola Baumann, ausgebildet sowohl auf dem Tornado als auch auf dem Eurofighter, vor fünf Jahren Flight Commander of the Year, Fluglehrerin – und, so muss man das wohl verstehen, von der Bürokratie aus der Truppe getrieben.
Auf ihrer Facebook-Seite hat Baumann an ihrem letzten Arbeitstag ihre Beweggründe für den Abschied erklärt. Daraus als längeres Zitat mit freundlicher Genehmigung der Autorin:
Heute ist mein letzter aktiver Tag im Dienst der Bundeswehr und damit verabschiede ich mich von dieser wunderbaren Aussicht nach über zehn Jahren aktiver Jetfliegerei und fast 14 Jahren im Dienst. (…)
Ich bin mit 19 Jahren, direkt nach dem Abitur zur Bundeswehr gegangen und habe eine Verpflichtungserklärung zum Soldaten auf Zeit über 15 Jahre unterschrieben. Alleine diese Zeit kam mir damals schon wahnsinnig lang vor. Und ich dachte, ich wäre ganz schön alt, wenn das rum ist. Ich bin damals zur Luftwaffe gegangen weil ich unbedingt diese wunderbaren Flugzeuge fliegen wollte – und weil meine Arbeit einen höheren Sinn haben sollte. Einen Sinn für unsere Gemeinschaft.
Nach bestandener Jetausbildung wurde ich ohne Antrag oder großes Zutun „BO 41“. Das heißt Berufsoffizier mit der besonderen Altersgrenze 41. Auf deutsch – ich sollte bis zum 41. Geburtstag Jets fliegen und dann mit einer (ca. 50%-) Rente nach Hause gehen. Für mein Leben war das der perfekte Plan und höchst attraktiv! Ich hab ja nur ein Leben … und darin mehr als einen Beruf und mehr als einen Arbeitgeber ausprobieren zu können, war immer mein Wunsch und Traum! Für mich ist eine „Karriere“ nicht dann erstrebenswert und erfolgreich, wenn man möglichst weit nach „oben“ kommt. Sondern viel mehr wenn diese Karriere möglichst abwechslungsreich, interessant, herausfordernd und erfüllend ist.
Vor ungefähr acht oder neun Jahren beschloss die Bundeswehr den BO41-Status sukzessive abzuschaffen. Vor anderthalb Jahren wurde mir mitgeteilt, dass ich ab jetzt ein „normaler“ Berufsoffizier wäre. Das bedeutet bis voraussichtlich 67 bei der Bundeswehr zu sein. Davon wahrscheinlich mehr als 25 Jahre nicht fliegend!
Nun wäre es mit 41 Jahren schwieriger sich eine zweite Karriere aufzubauen als es mit 33 ist. Und meine Zeit bei der Luftwaffe hat kein offiziell definiertes Ende vor dem absoluten Ende meines beruflichen Lebens mehr. Also kann und darf ich, wenn ich das denn möchte, mein Dienstzeitende selbst definieren. Das sieht der Gesetzgeber so vor. Und das tue ich. Im zivilen Leben heißt das „Kündigung“ und ist die normalste Sache der Welt. Vor allem nach so langer Zugehörigkeit.
Ich kann nicht beurteilen, ob Baumann da einfach nur freundlich mit der Bundeswehr umgeht. Denn so nachvollziehbar die Umstellung eines bei Dienstantritt zugesagten Status als Kündigungsgrund ist: Aus der Truppe höre ich auch – zusätzlich – andere Gründe für die Kündigungsentscheidung der verschiedenen Piloten. In erster Linie die mangelnden Flugstunden, weil zu viele Eurofighter zu oft am Boden bleiben müssen.
Zur Erinnerung aus dem jüngsten Bericht zur Materiallage der Hauptwaffensysteme zum Thema Eurofighter:
Der Luftwaffe standen im betrachteten Zeitraum durchschnittlich 81 Luftfahrzeuge zur Verfügung. Im Schnitt waren davon 39 Luftfahrzeuge einsatzbereit; dies entspricht im Mittel einer materiellen Einsatzbereitschaft von ca. 48%.
Das Materialerhaltungskonzept sieht eine starke Abstützung auf die Industrie vor. Daher wirken sich Instandhaltungs- und Hochrüstmaßnahmen bei der Industrie direkt auf den verfügbaren Bestand aus.
Für dieses weiterhin unbefriedigende Verhältnis von Verfügungsbestand zu Gesamtbestand waren unverändert lang andauernde Instandhaltungsmaßnahmen und das Fehlen verschiedenster Ersatzteile verantwortlich. Eingeleitete Beschaffungsmaßnahmen können wegen langer Lieferzeiten erst mittelfristig wirken. Der im August 2016 angelaufene Verfügbarkeitsvertrag für Ersatzteile hat zwar zu einer ersten Stabilisierung der Ersatzteillage beigetragen, bislang aber noch nicht zu einer gesteigerten Einsatzbereitschaft der Luftfahrzeuge geführt.
Nun ist gerade bei Pilotinnen und Piloten die Motivation, zur Bundeswehr zu gehen, doch ein wenig anders als bei den meisten Soldatinnen und Soldaten: Sie wollen vor allem fliegen. Und wenn nicht geflogen wird, weil die Maschinen am Boden bleiben, sehen sie eben keine Perspektive für ihre berufliche Zukunft. Oder, um im Jargon des Verteidigungsministeriums zu bleiben: Keine Attraktivität.
Die offizielle Antwort der Luftwaffe auf die Frage nach dieser, man kann schon fast sagen Kündigungswelle: Es seien bei jeder und jedem individuelle Gründe. Das mag ja nicht falsch sein. Aber viele individuelle Gründe zeigen auch einen Trend. Und der sieht gerade nicht gut aus.
(Archivbild: Eurofighter beim Baltic Air Policing auf der estnischen Air Base Ämari im März 2017, wo auch Nicola Baumann als Pilotin eingesetzt war)
Also ich kann die Piloten, die gekündigt haben, gut verstehen.
Bei so einem Klarstand an Maschinen, peinlich. Und dann wird bei einem Gesamtbestand von 128 Maschinen darüber diskutiert, ob 4 oder 10 einsatzbereit sind, das mag man prozentual gar nicht ausrechnen. Da ist fremdschämen angesagt.
Systemversagen bei Beschaffung und MatErhalt auf der ganzen Linie.
@ Retired
Zitat:
„Jagdflieger sind „Alpha-Tiere“, „GoGetter“, „Macher“ mit einem eigenen Dickkopf. So wurden wir durch die Bundeswehr psychologisch ausgewählt. Wenn man diesem Personenkreis jetzt klar macht, dass man eigentlich nicht erwartet, dass sie wirklich gut sein sollen oder ihnen ständig Betonblöcke in den Weg stellt sinkt die Berufszufriedenheit extrem. Das wird einem um so deutlicher, wenn man Europas modernstes Jagdflugzeug fliegt, welches aber ständig Probleme hat (waehrend die Briten z.B. eine Version fliegen, die in mehrere Einsatzrollen auch schon lange einsatzbereit ist). Hier öffnet sich eine Kluft zwischen der eigenen Vision seines Dienstes und der Vision der Luftwaffe (gibt es die überhaupt?). Wenn man mit der Vision der Luftwaffe nicht leben kann, dann muss man sich von der Luftwaffe physikalisch oder zu mindest psychisch lösen oder man zermürbt an der Situation.
Man lebt nur einmal! “
1+
Herzlichen Dank für die Schilderung ihrer persönlichen, teilweisen intimen Beweggründe für ihren Schritt. So wie sie denken vermutlich viele unzufriedene Berufssoldaten der Bw aber nur wenige haben den Mut so einen extremen beruflichen Schritt zu gehen. Wie Sie aber selber schreiben, sind Jagdpiloten „Alpha-Tiere“, müssen sie auch sein um in einem Luftkampf zu überleben, und deshalb stellen ihre Beweggründe die Spitze des Eisberges dar, der in der Truppe wohl latent vorhanden ist.
In keiner bisherigen Darstellung wurde die Schizophrenie der Existens eines Bw-Soldaten von heute so detailliert herausgearbeitet.
Früher, in Zeiten des kalten Krieges, hieß es „Wir trainieren hart, um abzuschrecken, damit es zu keinem Ernstfall, Kriegsfall kommt“.
Heute heißt es „Wir trainieren hart, um für Alibiveranstaltungen eingesetzt zu werden, die politische Bündnissolidarität demonstrieren, aber keinen militärischen Mehrwert darstellen“.
Das dies für echte Spezialisten, für echte Koryphäen in ihren Fachgebieten unbefriedigend ist, ist nachvollziehbar. Die hatten sich auch bisher nach ihrer SaZ Zeit von der Bw verabschiedet und haben aufgrund ihres Potentials auf einen BS verzichtet und den Weg in die freie Wirtschaft gewählt.
Neu ist hingegen, das die Bw, von der politischen Führung ausgehend, gezielt darauf hinarbeitet strukturell nicht einsatzfähig zu sein, um bündnispolitisch für Kampfeinsätze nicht angefragt und eingesetzt zu werden.
Unter dieser Prämisse ist die Erhöhung des Verteidigungshaushaltes allerdings fraglich !
Für Sie persönlich, genauso wie für Frau Baumann, wünsche ich alles Gute für ihre persönliche Zukunft. Ich habe keinen Zweifel, dass sie beide aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur ihren Weg gehen werden und danke für die Schilderung ihrer Beweggründe für diesen Schritt.
Carpe Diem !
@obibiber: Der Spiegel-Artikel sagt leider nicht, welcher LFK Mangelware ist, ob es IRIS-T, AMRAAM oder Meteor ist. Ich vermute, daß wir genug IRIS-T haben, aber es entweder an AMRAAM oder Meteor mangelt.
Mit Ihrer Annahme, daß wir genug AMRAAM im Lager haben, liegen sie falsch. Denn daß die Luftwaffe zu wenige AMRAAM-Flugkörper hat, war hier schon Thema in AG. Vermutlich wg der geplanten Beschaffung des Meteor wurden AMRAAM nicht mehr nachbeschafft und war der AMRAAM Flugkörper Mangelware schon vor Jahren. Es waren weniger als ein Flugkörper pro EF schon vor ein paar Jahren vorhanden.
wenn man das Statement von Frau Baumann liest, ein klein wenig darüber nachdenkt und das mit dem Geschehnissen der Bundeswehr vergleicht ein absolut nachvollziehbare Schritt und sehe ich hier sehr wohl, dass diese Kündigung nicht in erster Linie deshalb vollzogen wurde weil sie neue Perspektiven sucht, sonder eben wegen angeprangerten Bürokratie. Man muss sich mal anschauen wer zur Bundeswehr geht um Pilot zu werden. Die meisten von ihnen weil sie Kampfjets fliegen wollen, weil sie in der Luft sein und gefordert werden wollen. An den Schreibtisch verbannt sind viele von Ihnen frustriert. Vergleicht das mit einem LkwFahrer. Den Beruf ergreift man nicht um mal ein bisschen mit einem Truck zu fahren sondern und viele Stunden am Schreibtisch verbringen will, das macht man weil man fahren will und so ist es mit vielen Piloten der Bundeswehr auch. Dazu war der Anreiz des BO41 ideal. Sie konnten tun was sie wollten, nämlich fliegen und wenn es aus gesundheitlichen, respektive Altersgründen nicht mehr geht stand ihnen der Weg in die Wirtschaft frei, wo der Großteil von denen die als BO41 gegangen sind irgendwo in der zivilen Fliegerei sind . Das hat man ihnen genommen. Zu diesem einschneidenden Schnitt kommt mE die herrschende Identitätskrise in der sich die Bundeswehr befindet. Die Bundeswehr will, aber sie kann nicht weil es an allen Enden und Ecken hapert, eine Besserung ist nicht in Sicht und auch die Politik macht nichts dergleichen um diesen Zustand zu beenden und sich so zur Truppe zu stellen wie es sich eigentlich gehören würde. Dann kommt hinzu das viele Piloten eh schon kaum fliegen und somit zum „rumsitzen“ verdammt sind was sicherlich nicht besonders motivierend ist. All das dürfte wohl dazu beitragen das sich Piloten/innen berechtigt die Frage stellen ob es das gewesen sein soll und das ist was sie wollen. Und so ist nachvollziebar das sie kündigen, wie Frau Baumann, in einem Alter wo ihnen zivil noch alle Möglichkeiten offen stehen und sie als Piloten auch fliegen können. Hier macht die Bundeswehr einen entscheidenden Fehler – Piloten wollen fliegen und nicht am Schreibtisch sitzen, bis auf die, die Karriere machen wollen, denen ist das Fliegen aber auch nicht so wichtig. Nur ist das eben nicht der Großteil der Piloten. Ich denke ich kann mir da ganz gut eine Meinung zu bilden, letztlich war ich viele Jahre Spieß in einer fliegenden Staffel (Jets), hatte tagtäglich mit einer Vielzahl an Piloten und denke das ich nicht so falsch damit liege das es zwei Arten von Piloten gibt – die, die fliegen wollen und die, die Karriere machen wollen. Und erstgenannte sind vermutlich auch die, die jetzt die Bundeswehr wieder verlassen was ein logischer Schluss ist wenn Erwartungen nicht oder nicht mehr erfüllt werden. Dann folgt Frustration, Demotivation und letztlich der Entschluss einen Weg zu gehen wo sie vorfinden was sie erwarten und wollen.
Die politische Ebene und der finanzielle Rahmen sind das kleinste Problem der Luftwaffe. Und ich schreibe Luftwaffe, da ich nicht bestätigen kann, ob die anderen TSKs die gleichen Probleme in den militärischen Führungsebenen haben.
Wer den deutschen Verteidigungshaushalt mit dem anderer europäischer Länder wie zum Beispiel Schweden, den Niederlanden oder Spanien vergleicht und in Relation zum militärischen Potential betrachtet, kann unmöglich behaupten, der Bundeswehr würden zu wenig finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.
Das die Unzulänglichkeiten Im Bereich des Eurofighters primär bei der Rüstung liegen, ist auch schwer fundiert zu belegen, da die Briten mit dem Eurofighter mittlerweile ein äußerst potentes Waffensystem betreiben.
Daher muß der Kern der aktuellen Probleme innerhalb der Bundeswehr selbst liegen. Dieser Kern ist die, über Jahrzehnte herangezüchteten „Verantwortungsvermeidungskultur“, welche auch die Ministerin so treffend angesprochen hat. In allen Bereichen, ob in der Personalführung, als Disziplinarvorgesetzter oder in den operationellen Bereichen haben „erfolgreiche“ Vorgesetzte erkannt, dass es besser ist keine Entscheidungen zu treffen und definitiv keine Verantwortung zu übernehmen.
Insbesondere im Bereich Eurofighter könnten fast alle „Herausforderungen“ weit unterhalb der politischen Ebene angegangen und, wie bei den anderen Nutzernationen, auch gelöst werden. Ein Offizier wird genau dafür bezahlt, Verantwortung zu tragen. Und Verantwortung zu tragen heisst auch immer, persönlich für etwas einzustehen. Bereit zu sein, ein kalkulierbares Risiko zu tragen. Wer dazu nicht bereit ist, ist per Definition weder Offizier noch Unteroffizier, auch wenn er A-15 oder höher besoldet wird. ;-)
Und die Vorgesetzten, die jetzt behaupten, die Piloten würden aus persönlichen (welche, wie „Doh F“ bereits erwähnt hat, natürlich immer eine Rolle spielen) oder gar finanziellen Gründen künden, leben genau diese Kultur par excellence. Sie würden natürlich niemals offen zugegen, dass, vermeidbare Missstände im eigenen Verantwortungsbereich liegen, sondern instrumentalisieren nun die aktuelle Situation für die Erreichung Ihrer, mal wieder, persönlichen Ziele.
Leider sehe ich persönlich keine Lösung, wie man eine derartig gewachsen Kultur innerhalb der nächsten 10 Jahre verbessern könnte. Aber zu behaupten, mehr Geld würde merklich etwas verändern zeigt entweder, dass man keinen Einblick in die Luftwaffe hat oder teil des Problems ist.
7 Kündigungen in einem Teilbereich sind natürlich schon ein dickes Brett – ungeachtet dessen würde mich mal die Gesamtstatistik SG 46(3) der letzten fünf Jahre interessieren.
Es haben ja nicht nur Kampfpiloten gekündigt, sondern auch Personal aus anderen Mangelbereichen, wie zum Beispiel ITler, für die das Personalamt keine Verwendung in der IT zulassen wollte (absurd, aber wahr).
Spannend ist für mich auch, dass bei den mir bekannten Kündigungen keine Ursachenforschung seitens des Personalamtes erfolgte (also noch nichteinmal ein Standardisierter Fragebogen zu Gründen).
Die große Ironie ist doch dass der „BS 41 für alle“ viele der tiefen strukturellen Probleme der Bundeswehr lösen könnte. Der „SaZ“ reicht nicht. Eigentlich brauchen Streitkräfte Viele im Altersband 41.
Warum dann die faktische Abschafung des BO 41 für Jetpiloten, wo dieser Sachverhalt aus objektiven medizinischen Gründen am Deutlichsten ist?
Die Personalverwaltung (von „Führung“ kann man nicht sprechen) weiss dass sie unfähig ist ausreichend neue qualifizierte Bewerber für eine gesunde Alterstruktur zu motivieren und „streckt“ daher den Bestand. Die Abschaffung der Wehrpflicht hat dies verschärft.
Viel zu viele Stabsoffiziere, Fachdienstoffiziere und auch Unteroffiziere dienen lange jenseits des Alters in dem sie für die militärischen Fähigkeiten der Bundeswehr im engeren Sinne Nutzen erbringen. Das führt dann zu Elefantenfriedhöfen „oben“ in der Alterspyramide und Beförderungsstau „unten“.
Die „180000“ Soldaten sind ja gerade daher durch die Einsätze überfordert weil es „netto“ viel weniger sind als in NATO Staaten mit „BS 41“ ähnlichen Regelungen (USA, UK, CA, FRA…). Tausende werden im BS Status in Uniform gehalten lange nachdem sie im engeren Sinne militärisch „nützlich“ waren und die gesamte Grundstruktut der Bundeswehr wird hierdurch verzerrt.
Im Kern geht es bei der militärischen Relevanz um die „Truppenjahre“, bei Offizieren mit Studium ca. Alter 24-38 (+/- 1-3 Jahre). Danach ist man für die Truppe in Funktionen unterhalb A15 (Kommandeur) eigentlich zu alt und die Perspektive für „höheres“ ist auch bekannt.
Wer z.B. als Offizier im Truppendienst jenseits des 41sten Lebensjahres noch „nützlich“ dient sollte auch eine A15+ Perspektive haben (A16+ jenseits 50 usw.), alle anderen verbringen (mit wenigen Ausnahmen, hauptsächlich Spezialisten wie TO’s oder Glückliche die eine Nische gefunden haben) mehr als zwei Jarhrzehnte (!) als uniformierte glorifizerte Sachbearbeiter auf A13/14 gekodeten Schreibtischposten mit zweifelhafter militärischer Relevanz (im engeren Sinne). Wer mit Überzeugung zur Bundeswehr ging und sich als Soldat und Seefahrer/Infanterist/Pilot etc. verstand hat dann große Schwierigkeiten mit der Berufs- und Lebenszufiredenheit.
Kann ich nachvollziehen. Ging ja bei IT-Kräften genauso: Ach was machen Sie hier das kann ja jeder dressierte Affe .. ach Karriere können Sie eh nicht machen, da ist bei A12 eh Schluß . .Sie führen ja keine Truppen und ihre 4 Nerds da in ihrem Abschnitt … also als SAZ 12 raus .. kurze Zeit später kommt die Cybertruppe .. „Könnten Sie nicht doch ? Also so als Führungskraft .. so mit ihrer Ausbildung und den ganzen teuren Zertifikaten ?? Ach jetzt mit Ausbildung bei der Polizei und jetzt als Zivilist als teuerer Berater ??“ Ginge ne Wehrübung ?? Naja also A13 würden wir bieten .. aber die langen Haare und der Bart die müßten ab . .aber immerhin machen wir sie für die Übung zum Oberst“ .. Ja Gelächter.
Vor 4 Jahren hätte die Bundeswehr für das im Monat gekriegt was mein Chef jetzt für 2 Tage in Rechnung stellen würde. Stellt sich raus das eine Firma die fast nur ehemalige SaZ hat ist nicht billig einzukaufen …
@Kerveros | 02. Mai 2018 – 10:49
Sicherlich wäre die Gesamtzahl interessant, bei den Piloten ist es nur besonders eklatant, weil die Ausbildung im Vergleich zu anderen sehr teuer ist. Und Nachwuchs fällt nicht vom Himmel.
Zu allem Überfluss wurden die Kosten durch das mittlerweile zu absolvierende Bachelor-Studium weiter gesteigert.
@Tastenaffe
Made my day… auch für A16 würde ich mir den Unfug nicht antun. Das Maß an Dummheit, dass ein Mensch ertragen kann ist endlich – und das habenPersonalamt/BMVg mehrfach locker gesprengt… aber das muss ja jeder mit sich selbst ausmachen.
Die Elefantenfriedhöfe sind durchaus ein gravierendes Problem, waren es ja auch insbesondere beim Strukturanpassungsgesetz, als die Leute, die man eigentlich loswerden wollte, eben nicht gehen wollten, und man dann doch nochmal die Anträge von Mangel-ATNlern rausgekramt hat, die man eigentlich nicht gehen lassen konnte. Dann hat man halt Quotenerfüllung über Mangel-ATN priorisiert und schon war es das wieder… Wenn man sich mal anschaut, wer da, und mit welcherQualifikation teilweise, Personal verwaltet, dann erklärt sich vieles.
@ S | 02. Mai 2018 – 10:46
@ TBR | 02. Mai 2018 – 10:58
Einfach schön, solche zutreffenden und nüchtern die Realität umschreibende Kommentare zu lesen.
Unter diesen Umständen sind neue Flieger sinnlos, solange nicht die Prozesse zielbewusst angepasst werden.
Frau Baumann scheint ja sonst ganz zufrieden zu sein, „jeden Tag“ den EF zu bewegen.
https://www.youtube.com/watch?v=O_u6xHU3-y0
https://www.youtube.com/watch?v=nQTqp_-5XKQ (mit AMRAAM bei 3:26, oder?)
Es wäre ja auch ein massiver Gesichtsverlust, nun nach Erstellen eigener Media-Accounts und öffentlichen Auftritten etwas anderes als eine einseitige Änderung ihres Arbeitsverhältnisses zu rügen.
Zu anderen Bereichen:
Auf BW-Instagram wird behauptet, dass Transportfahrer Monokular-Nachsichtgeräte weiterhin einsetzen würden:
„gängige Praxis dass die LUCIE genutzt wird und damit gegen geltende Vorschriften verstoßen wird.“
https://www.instagram.com/p/Bf-vZfqDB0G/?taken-by=bundeswehr
Ist ja auch irgendwann eine Haftungsfrage im Fall der Fälle.
Nicht wirklich neu das Problem wenn ich diese kleine Anfrage der FDP Fraktion von 2002 so betrachte
http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/14/096/1409600.pdf
Allerdings kommt mir doch beim Lesen der Kommentare doch schon hin und wieder jammern auf hohem Niveau in den Sinn.
BO41 ist ein gewaltiges Entgegenkommen seitens des Arbeitgebers gewesen das wohl so ziemlich einzigartig in Deutschland ist. Das jetzt auch noch für alle Offiziere zu fordern ist schon ein starkes Stück nur weil einem die Bürokratie nicht gefällt.
Als Polizist kann man auch nicht bis 62 beim SEK bleiben oder der Zollbeamte bei der ZUZ und muss ab etwa 40 normalen Dienst machen. Und das heißt inzwischen auch zu zwei Dritteln Bürokratie. Da fordert niemand eine BO41 Regelung und da bekommen auch die Wenigsten A13 oder mehr und alle möglichen Zulagen.
Ich kenne genug Kollegen die fast jedes Wochenende raus müssen wegen Demos, Fußballspielen, Großveranstaltungen etc und wenn sie Pech haben auch mal Doppelschichten abreißen dürfen. Denen mal den eigentlich einmal pro Woche vorgeschrieben Sport madig macht und bei Beurteilungen entsprechend „berücksichtigt“. Und die tolle 4.90€/Stunde extra bekommen falls es Sonntag/Feiertag ist, ansonsten weniger. (nicht ruhegehaltsfähig)
Oder schauen wir mal ins Handwerk, die Mehrzahl der Fliesenleger oder Dachdecker ist mit Mitte 50 körperlich kaputt und die dürfen noch bis 67 weiterbuckeln. Und die haben kein unkündbares Beamtenverhältnis. Von denen verdient auch keiner 4000€+ netto was man so als A13 kinderlos, höchste Altersstufe, Steuerklasse 1 bekommt.
Die haben auch Personalmangel, aber auch dort kommt niemand auf die Idee deswegen BO41 zu fordern.
Mit dieser Einstellung wird man in der Öffentlichkeit sicherlich keine Sympathie für seine Sache bekommen.
PS: Sorry für den Rant aber manchmal habe ich das Gefühl die Perspektive zur Normalbevölkerung (die die das alles zahlen müssen) geht doch verloren.
Der bezieht sich auch explizit nicht auf Frau Baumann, die hat den Mut die entsprechenden Konsequenzen aus ihrer Unzufriedenheit zu ziehen.
Steht jedem frei…
@n.machiavelli | 02. Mai 2018 – 18:03
„BO41 ist ein gewaltiges Entgegenkommen seitens des Arbeitgebers gewesen das wohl so ziemlich einzigartig in Deutschland ist. Das jetzt auch noch für alle Offiziere zu fordern ist schon ein starkes Stück nur weil einem die Bürokratie nicht gefällt.“
Nope, es ist nur folgerichtig angesichts der besonderen Aufgaben und Strukturen von Streitkräften!
„Als Polizist kann man auch nicht bis 62 beim SEK bleiben oder der Zollbeamte bei der ZUZ und muss ab etwa 40 normalen Dienst machen. Und das heißt inzwischen auch zu zwei Dritteln Bürokratie. Da fordert niemand eine BO41 Regelung und da bekommen auch die Wenigsten A13 oder mehr und alle möglichen Zulagen.“
Eben! SEK und Zoll lassen sich eben nicht mit der Bundeswehr vergleichen. Unterschiedliche Aufgaben, unterschiedliche Strukturen, unterschiedliche Zuständigkeiten.
BO41 (oder BSflex oder SaZ lang+Zusatzversorgung o.ä.) ist der einzige Weg, wie der Steuerzahler eine vernünftig einsatzfähige Armee für sein Geld bekommt. Alles andere sind nur teure Luftbuchungen, die zwar den Eindruck von „Sparsamkeit“ und „Gerechtigkeit ggü. der Polizei“ machen, aber tatsächlich genau das Gegenteil sind.
Teuer und gleichzeitig noch ineffizient. Also weder im Sinne des Art. 87a (Verfassungsauftrag zur Errichtung von funktionstauglichen Streitkräften) NOCH im Sinne des Steuerzahlers!
@Memoria
@schleppi
Ich denke dass meine Liste dennoch nicht ganz vollständig ist. Es waren lediglich Dinge, welche einem direkt und ohne langes Umsehen ins Auge stechen.
@Retired hat das Meiste auf den Punkt gebracht. Und er hat seine Entscheidung sicherlich nicht unüberlegt getroffen. Er wird mit Sicherheit auch nicht der Letzte sein, wenn nicht zügig und massiv gegengesteuert wird.
@n.machiavelli
Nur mit dem Unterschied, dass die Piloten welche gekündigt haben mehrere 10 Millionen an Ausbildungswert innehalten. Die 5 Millionen welche kürzlich durch die Medien geisterten beziehen sich lediglich auf den Erwerb der Musterzulassung. Selbst wenn man Flugstunden nicht 1:1 mit deren Kosten aufwiegt: Die militärische Erfahrung kann im Zivilen nicht einfach mal so nachgeneriert werden, da dies den Rahmen jeder zivilen Firma sprengen würde. Das Knowhow jedoch ist gefragt, da limitiert. Angebot sowie Nachfrage regulieren den Markt. Somit ist ein erfahrener Eurofighterpilot dann wohl doch ein wenig anders zu betrachten, als beispielsweise ein ehemaliger Polizist, Metzger oder Handwerker.
Unabhängig vom Gehalt: wenn man nun alle Punkte, welche einen überzeugten Offizier und Piloten bei der Bundeswehr halten, systematisch an die Wand fährt -am besten noch mit einer Familie im Nacken- so fällt die Entscheidung zu kündigen manchem gar nicht mehr allzu schwer.
@Tastenaffe hat kurz ausgeführt wie das auf die Cybertruppe projeziert ausgesehen hat/aussieht.
@TBR
Wenn gewisse Austauschprogramme mit dem Ausland, Manöver und Kommandos, Einschränkung der Bundeswehr im Inneren aus z.B. Lärmschutzgründen*, Beschaffung von Wehrmaterial und ein stringenter Einsatzleidfaden nicht politisch sind, dann weiß ich auch nicht weiter. *Hierbei kann gerne jemand den Vergleich von Operational Air Traffic im Ausland vs in Deutschland ziehen.
@Retired
@Frau Baumann
Meinen größten Respekt dass Sie sich für diesen Schritt entschieden haben. Dank Menschen wie Ihnen wird sich hoffentlich etwas in der Bundeswehr zum Besseren wenden. Da sich die letzten Jahre mit Abstand jedoch nicht einmal eine Wende des Abwärtstrends erkennbar abzeichnen, sondern vielmehr eine exponentiale Spirale weiter nach unten andeuten, so kann einen wirklich niemand ihre Entscheidung übel nehmen. Im Gegenteil. Vor allem wenn sie einmal bessere Zeiten erlebt haben und nun sehen was heutzutage davon übrig bleibt.
@Koffer
So ist es.
@n.machiavelli
…..und deshalb können wir uns vor Nachwuchs nicht retten!
Perspektive der Normalbevölkerung zur Bw geht verloren.
Es ist schon ein starkes Stück einem A13 Soldat mit einem Handwerker zu vergleichen.
Vergleichen sie den A13 mit einem Geschäftsführer der die Verantwortung für 200+ Menschen unter lebensbedrohlichen Umständen übernimmt.
Man kann eben nicht vergleichen wenn man wichtige Faktoren ausblendet.
Es geht auch nicht nur ums Geld, sondern Standortsicherheit, Planbarkeit, Abwesenheit von Familie, Vertrauen, Perspektive, Alternative, Schulbildung der Kinder, Arbeitsverhältnisse der Partner uvm.
Ich scheine ja einen Nerv getroffen zu haben :-)
„Eben! SEK und Zoll lassen sich eben nicht mit der Bundeswehr vergleichen. Unterschiedliche Aufgaben, unterschiedliche Strukturen, unterschiedliche Zuständigkeiten.“
Klar unterschiedliche Aufgaben und Zuständigkeiten. Was sich sehr wohl vergleichen lässt ist die Altersstruktur und notwendige körperliche Voraussetzungen. Was die Kampftruppen bei der BW sind in der Polizei Bereitschaftspolizei, BFE, SEK, MEK und co.
Und genau wie bei der BW gibt es für jeden dieser Einsatzkräfte mindestens drei die Verwaltungsjobs machen und da zähle ich auch große Teile der Kriminalpolizei und Dienstgruppen dazu, weil Aufnahme von Einbruchsanzeigen oder Verkehrsdelikte nichts wirklich anderes sind.
„Alles andere sind nur teure Luftbuchungen, die zwar den Eindruck von „Sparsamkeit“ und „Gerechtigkeit ggü. der Polizei“ machen, aber tatsächlich genau das Gegenteil sind.“
Nur ist Gerechtigkeit bzw Gerechtigkeitsempfinden essentiell für eine Gesellschaft. Es nutzt nichts sichere Außengrenzen zu haben wenns drinnen überkocht.
Ernsthafte Frage, wie machen es zB die Amerikaner? Oder die Briten?
„Nur mit dem Unterschied, dass die Piloten welche gekündigt haben mehrere 10 Millionen an Ausbildungswert innehalten….“
Meine Kritik bezog sich nicht so sehr auf die Piloten sondern die Forderung BO41 auf alle Offiziere auszuweiten. Vor allem da -so weit ich das als Externer mitbekomme- dort kein Bewerbermangel herrscht, sondern das Problem eher im Ufz. bzw Mannschaftsdienstgrad besteht.
Ich stimme Ihnen ansonsten vollkommen zu, dass Dinge wie fehlende Planbarkeit und Standortperspektive, überbordende Bürokratie etc. inakzeptabel sind. Und natürlich auch eine zugesagte BO41 einfach einseitig aufzulösen.
„Vergleichen sie den A13 mit einem Geschäftsführer der die Verantwortung für 200+ Menschen unter lebensbedrohlichen Umständen übernimmt.“
Wenn Ihnen der Installateur den Gasanschluss verbaselt reden wir weiter :-)
Aber etwas ernsthafter, der Geschäftsführer geht auch nicht mit 41 Jahren und 50% seiner Rente in Ruhestand. Noch ist er unkündbar und ein Unternehmen kann auch pleite gehen. Und über dem Geschäftsführer gibt es selten noch einen riesigen Wasserkopf von A14 – B9 besoldeten, von Großunternehmen ala VW und co. mal abgesehen.
Aber ich vergleiche zb einen Baustellenleiter durchaus mit einem A13 Offizier, auch der übernimmt die Verantwortung wenn einer vom Gerüst fällt. Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung sind in dem Bereich gar nicht mal so selten nur wird da kaum in der Presse berichtet. Und ja auch der arbeitet länger für weniger.
@ n.machiavelli:
Sie vergessen aber folgendes – und das hat zugegebenermaßen nicht direkt etwas mit dem BS-Status zu tun: „Früher“ basierte das System BS auf einer Pyramidenstruktur der Bundeswehr – viele Indianer, wenig Häuptlinge. Da galt vereinfacht: Bis zum Alter X Truppe, danach im Wesentlichen Ämter, Schulen oder Kommandos, ggf. unterbrochen von Führungsverwendungen.
Heute gleicht die Stuktur mehr einer Schwangeren, es gibt es Jungspunde, die haben die Truppe nie gesehen und fangen z.B. quasi direkt bei BAPersBw an – weil sich der Wasserkopf seinen eigenen Bedarf generiert, der auch viele jüngere „schluckt“. Dies Wiederum ist die Folge der stetigen Reduzierungen bei gleichbleibender BS-Anzahl als Fixgröße.
Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, benötigt man eine Anpassung des BS-Status -mit mehr Flexibilität für alle Beteiligten. Meines Wissens nach hat es bei der Polizei in den letzten 30 Jahren nicht annähernd einen personellen Kahlschlag gegeben, wie bei der Bundeswehr. Insofern ist der Vergleich Bundeswehr – Polizei unpassend. Und eine Lösung wie seinerzeit bei der „gelben“ und „grauen“ Bundespost bzw. der Bundesbahn, dass man die Beamten einfach ersatzlos bei der Post, Telekom oder der DB hat auslaufen lassen können, weil es ja keine Nachfolger in diesem Status gab, gibt es bei der Bundeswehr auch nicht. Insofern sollte man diese Vergleiche mit Vorsicht genießen bzw. anbringen. Das Alter der BS sollte der Struktur folgen – nicht umgekehrt.
@n.machiavelli | 02. Mai 2018 – 20:38
„Was die Kampftruppen bei der BW sind in der Polizei Bereitschaftspolizei, BFE, SEK, MEK und co.“
Nein.
„Ernsthafte Frage, wie machen es zB die Amerikaner? Oder die Briten?“
Beide nicht ganz identisch, aber im Prinzip kann man sagen mit einer Art BO40, bzw. BSflex, bzw. SaZ lang + Zusatzversorgung.
Also eben genau so, wie es hier von einigen gefordert wurde und noch nicht einmal ansatzweise so wie wir in DEU bei Polizei und Zoll!
„Vor allem da -so weit ich das als Externer mitbekomme- dort kein Bewerbermangel herrscht, sondern das Problem eher im Ufz. bzw Mannschaftsdienstgrad besteht.“
Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?
Die Ausweitung des BO41 (bzw. vergleichbar) hat doch nichts mit Bewerbermangel zu tun, sondern vielmehr damit, dass man Soldaten (und das trifft natürlich nicht nur viele Offziere umsomehr auch für Unteroffiziere und gerade Mannschaften zu) in vielen Fällen ab 40 nur noch sehr wenig sinnvoll einsetzen kann.
Natürlich einige für die Karriere und einige für die Verwaltung und natürlich bei den Spezialisten/Technikern sogar relativ viele, aber querschnittlich sind alte Soldaten vor allem eines –> TEUER!
@n.machiavelli
Es nützt nichts, wenn man alles über einen Kamm schert und dann Vergleiche anstellt.
Es gibt eben nicht DEN A14 und DEN Soldaten.
Wir haben viele strukturelle Verwerfungen im Dienstgradgefüge und wer Attraktivität am Geld misst, wird der Sache nicht gerecht. Wer die Bw zu einem Arbeitgeber unter vielen macht, muss sich nicht wundern, wenn die Bürger eben unter vielen wählen.
Im Gegensatz zur Polizei haben wir ein Nachwuchsproblem und in einigen Bereichen angeblich ein Altersproblem. Wenn das so ist, muss man die Probleme angehen.
BO41 ist mit Sicherheit ein Modell welches in einigen Bereichen Attraktivität schaffen könnte und zeitgleich der Wirtschaft fähiges und nötiges Fachpersonal zuführt. Volkswirtschaftlich ist es wohl unschädlicher an einem produktiven Steuerzahler 50% Pension zu zahlen, als einen DP zu generieren (zB DPäK) der 25 Jahre mit jemand besetzt ist, welche nicht gebraucht wird, 100% Gehalt und nachher 20Jahre 71% Pension bekommt.
Es gibt eben für alles eine Lösung, aber nicht eine für alles.
Ich verstehe schon das Problem dass es
a) durch die Reduzierung der BW jetzt zu viele Berufssoldaten gibt die ja nicht einfach im gleichen Maßstab mit reduziert werden konnten und
b) man viele Soldaten aus Altersgründen nur noch bedingt einsetzen kann
Und b trifft im Übrigen auch auf die Polizei zu, der übergewichtige grauhaarige Polizist der kaum aus dem Streifenwagen kommt ist ja schon fast ein Internet Meme.
Nur sollte man bei all den Forderungen halt nie vergessen wie das im Rest des Landes ankommt. und mit 41 Jahren mit 50% Pension in Ruhestand zu gehen ist momentan politischer Selbstmord für die Partei die das fordert und in einer Zeit von Minijobs, befristeten Arbeitsverhältnissen zuhauf, Überlegungen der Rente mit 70 etc. meiner Meinung nach auch völlig zu Recht.
Da nutzt es auch nichts ob das volkswirtschaftlich sinnvoll ist oder nicht oder die BW attraktiver als Arbeitgeber macht, eine BO41 Regelung für alle Soldaten ist gesellschaftlich nicht tragbar.
Da müssen halt Lösungen her, dass „zu alte“ Soldaten weiter in Ihrer jeweiligen Gehaltsstufe bei anderen Behörden weiterbeschäftigt werden. Dazu muss man zwar das BBG und das Soldatengesetz ändern, aber dafür gibt’s ja den Bundestag :)
Auch andere flexible Lösungen sind denkbar, aber wenn die dazu führen das am nächsten Tag in der 4-Buchstaben Zeitung groß steht „SOLDATEN NACH 20 JAHREN IN RUHESTAND!!“ ist das ein no-go.
„Im Gegensatz zur Polizei haben wir ein Nachwuchsproblem und in einigen Bereichen angeblich ein Altersproblem. “
Das gilt auch für die Polizei. Immer weniger Leute haben Lust sich die Wochenenden um die Ohren zu hauen und die Prügel einzustecken die andere verursacht haben.
„Wer die Bw zu einem Arbeitgeber unter vielen macht, muss sich nicht wundern, wenn die Bürger eben unter vielen wählen.“
Das ist aber ein hausgemachtes Problem des BMVG
@Frank | 02. Mai 2018 – 9:34
Danke für den Hinweis, hatte ich schon wieder verdrängt. Tolle Trendwende. Nix im Arsenal, nichts nachbestellen aber Geld zurückgehen lassen.
@n.machiavelli | 02. Mai 2018 – 22:34
Für solche Modelle wie BO40, SaZ 20 oder 25 muss man etwas kreativ werden. Sicherlich reicht der Pensions-/Rentenanspruch mit 40 oder 45 nicht aus, um seinen Lebensstandard zu halten. Kann er auch nicht, dafür ist die Zeit zu kurz, um einen vollständigen Versorgungsanspruch zu erwerben. Er sollte nur gegenüber dem Regelfall etwas aufgestockt sein, so wie z.B. bei den Bergleuten, bei denen der Arbeitgeber Zusatzbeiträge bezahlt. Die dürfen auch eher in Rente (mit 62).
Die 50% des BO41alt sind ein einmaliger Sonderfall gewesen und für ein allgemeines Modell schlicht zu teuer.
Auch in den USA oder GBR arbeiten ehemalige Soldaten in einem Zivilberuf weiter, es gibt auch keinen Grund, warum das nicht so sein sollte.
Und wer den Wasserkopf der alten Kameraden abbauen möchte, auch da gibt es genug Instrumente. Vom neuen Personalstärkegesetz über Altersteilzeit bis hin zum „golden handshake“ gibt es eine breite Palette an Möglichkeiten.
Der Gesetzgeber muss nur wollen und das Thema anpacken. Aber genau diesen Willen kann ich nicht erkennen.
Ich kann Frau Baumanns Beweggründe durchaus nachvollziehen. Sie ist selbstverständlich nicht die erste, die kündigt, aber aufgrund des Astronautinnenausahlverfahren, Facebookpräsenz etc. sicherlich bislang einer der prominentesten Beispiele. In Zeiten der Trendwende und en Bemühungen der Bw um neue (auch weibliche) Köpfe ein kleines PR-Desaster. Kann man daraus lernen? Das Spannungsfeld „Pilot – Stabsoffizier – Stabsarbeit“ ist m.E. das größte Problem. Warum stellt man die jungen Offiziere nach z.B. 8 Jahren Flightline nicht einfach vor die Wahl? „Führungspositionen im Verband, dann Stabsarbeit und mindestens Oberstleutnant“ oder „Weiterfliegen, maximal Major und im Geschwader bleiben.“ Oder man denkt über den „Fachdienstoffizier Jet“ nach… den BO41 abschaffen, das war einfach. Etwas Kreatives, Neues, Abstraktes zu wagen, das ist schwer…
@n.machiavelli
Ich lese ihre Kommentare und schmunzel nur.
Ich verkürze mal polemisch ihre Argumentation:
Der Laden ist unattraktiv aber wir dürfen den Laden bloss nicht im Sinne des Fisch attraktiver machen, sondern irgendwie im Sinne des Anglers.
Und nein, sie haben keinen „Nerv getroffen“. Ihre Lösungsvorschläge sind eben keine. Der Laden brennt und sie machen sich sorgen über Handwerker und BILD-Schlagzeilen. Kann man gerne tun – im Sinne eines advocatus diaboli – hilft aber NULL.
Sollen unsere Jets fliegen? Ja oder Nein?
Mit qualifiziertem Personal? Ja oder Nein?
Gab es mal funktionierende Laufbahnen, die das ermöglicht haben? Ja oder Nein?
Und damit verabschiede ich mich wieder für sehr lange Zeit.
@CRM-Moderator
Ich sehe eigentlich nur dass Sie meine Kommentare nicht richtig gelesen haben sonst würden Sie nicht wieder die Piloten anbringen.
Aber Sie glauben die Welt dreht sich um die BW und stellen unrealistische Forderungen. Und halten es nicht mal für nötig zu begründen wieso andere Lösungsvorschläge nicht sinnvoll sein sollen wie zb Weiterbeschäftigung in anderen Behörden.
Und um die polemische Gegenfrage zu stellen:
Hat die Bundeswehr Bewerbermangel bei den Piloten? Ja oder Nein?
Sind alle die Bewerber die momentan im Auswahlverfahren nicht auf dem notwendigen Ranking Platz landen alle unqualifiziert und ungeeignet? Ja oder Nein?
PS
Und nein ich bin kein BW Gegner und hätte gerne funktionierende Streitkräfte. Aber der Unzufriedenheit kann durchaus auch mit sinnvollen Standortkonzepten, Planbarkeit, Ausrüstung etc entgegen getreten werden anstatt einer Rente mit 41.
Ihre Fragestellungen zeigen nur, dass sie sich bisher nie intensiv mit diesem Themenkomplex auseinandergesetzt haben.
Das ist ok.
Aber deshalb werden sie nicht im Sinne eines Out-of-the-Box Denkenden gewertschätzt, sondern als jemand, der sich einarbeiten sollte.
Ich erklär es ihnen mal für Neueinsteiger:
Jetpilot ist sowas wie die Leuchtturmverwendung der Luftwaffe.
Natürlich gibt es massenweise geeignete Bewerber. Nachdem die Einstellungsvorraussetzungen abgesenkt wurden und D und mal C geeignete idR eingestellt werden. Statt früher A und B. Aber das wussten sie ja bereits.
@n.machiavelli
Es geht nicht um Rente mit 41 sondern um eine angemessene Alimentation eines Bürgers der sein Leben und seine Gesundheit für riskiert und den der Staat in seiner Profession nicht mehr benötigt.
Ja, es gibt auch andere Verwendungen/Berufe in der BRD die dies für sich in Anspruch nehmen oder nehmen sollten, aber das ist dann eben eine andere Diskussion.
P.S.: Bei einem Fußballprofi hat keiner ein Problem.
@ n.machiavielli
Ich darf mich @ CRM-Moderator anschließen und vielleicht noch ein paar eigene Gedanken hinzufügen.
Früher gab es den Zeitsoldaten SaZ 12 im Regelfall nur in der Feldwebellaufbahn mit entsprechender Fachausbildung, der auf eigenen Wunsch die letzten 2 Dienstjahre bereits eine weiterführende zivilberufliche Ausbildung machen durfte, also für 10 Jahre der Truppe zur Verfügung stand.
Dies war eine faire und saubere Vereinbarung, mit 20 Jahren zur Bw, 10 Jahre dienen, 2 Jahre auf den neuen Zivilberuf vorbereiten, mit 32 Jahren eine zivilberufliche Karriere starten. Im Regelfall ist der Kandidat am Ende nicht unter einer Meisterqualifikation oder dem entsprechenden Abschluss aus der Bw ausgeschieden und in die zivile Laufbahn gestartet.
Heute kann eine Verpflichtungszeit auch 15, 20 oder gar 25 Jahre betragen und ist nicht auf die Feldwebellaufbahn begrenzt, sondern auch Unteroffiziere ohne Portepee (A5 – A7) (gibt es bei Polizei praktisch nicht mehr nach der Ausbildung) oder Mannschaftsdienstlaufbahn (A3 – A6) ( Im Zivilen nur noch als Justizvollzugsbeamte) ist mit diesen langen Verpflichtungszeiten möglich.
Für die Mannschaftslaufbahn ist keine besondere zivilberuflich anerkannte Ausbildung vorgesehen (vielleicht von LKW-Führerschein und im Spezialfall Omnibusführerschein mal abgesehen). Unteroffiziere o.P. erhalten im Regelfall eine ca. dreimonatige Fachausbildung neben der militärischen Ausbildung. Dies ist für einen SaZ 12 bis SaZ 25 auch nicht gerade viel zivil verwertbare Ausbildung.
Was hat dies nun mit unseren Diskussionsfaden zu tun ?
Diese für den zivilen Berufsmarkt schlecht ausgebildeten Zeitsoldaten wollen nach 12 bis 25 Jahren im Zivilleben Fuß fassen. Natürlich stehen ihnen bis zu 5 Jahre Übergangsgebührnisse zu um sich draußen wieder eine Existens aufzubauen, aber seien wir doch mal ehrlich zu uns selber :
Es gibt zwei Lebensarbeitshälten:
Die erste von 20 – 45 Jahren und die zweite von 45 – 67 Jahren.
In der ersten bekommt man relativ leicht eine Anstellung – in der Zweiten relativ schlecht, wenn man nicht die entsprechende Qualifikation hat. Genau diese Qualifikation, Berufserfahrung in einem erlernten Beruf fehlt den oben beschriebenen Langzeit SaZ in der Mannschafts- und Unteroffizier o.P. Laufbahn.
Die Gefahr, dass diese ehemaligen Soldaten im Sozialsystem landen zwischen dem 50. und 67. Lebensjahr ist relativ groß, denn sie waren schlicht und einfach zu lange Soldat auf einer niedrigen Qualifikationsebene.
Vernünftigerweise müsste man also überlegen, wenn man Langzeitsoldaten auf niedriger Qualifikationsebene haben will, also Mannschaftsdienstgrade für 20, 25 Jahre bis Anfang, Mitte 40, dann muss man auch mit einer Sofortrente nach dem Aussscheiden die Existenz dieser Personen sichern. Wenn die betroffenen Personen zum Sozialamt gehen und Hartz IV beantragen, dann bekommen sie auch diese Unterstützung, nur haben sie für diesen Staat viel geleistet und das sollte man honorieren.
Sie haben für diesen Staat mehr getan, als z.B. ein ewiger Student, der nach 14 Semester sich mit einen kommunalen Mandat als Stadtrat vom Sitzungsgeld über Wasser hält, weil er mit seinem Studium als Sozialpädagoge o.ä. keine Anstellung findet und sich ernähren kann.
Also entweder das alte Modell mit SaZ 12 nur für Feldwebel, alle anderen Laufbahnen kürzere Verpflichtungszeiten oder aber eine sofortige Grundversorgung wenn man diese Soldaten mit Mitte 40 in die freie Wirtschaft entlassen will.
Und somit kommen wir zur Frau Baumann zurück. Sie hat konsequent gesagt mit 33 Jahren hat sie bessere Berufschancen als mit 41 / 42 Jahren bei einem Neuanfang. Nachdem man ihr den Neuanfang mit Sofortrente als BO 41 einseitig aufgekündigt hat, hat sie sich konsequent auf die Vermarktung ihres eigenen beruflichen Kapitals konzentriert und ist diesen Schritt gegangen.
Dies ist freie Marktwirtschaft mit der gleichen Ethik wie der Dienstherr den Oberstabsgefreiten als Door-Gunner ausgebildet, mit Anfang 40 Jahre in die freie Wirtschaft entlässt und sagt „nun sieh mal zu wie du klar kommst.“
@Georg | 04. Mai 2018 – 20:15
Sehr treffend beschrieben !
Schlichtweg „unverantwortlich“ ist die Tatsache das eine Wiedereinstellung von 35 bis über 40 jährigen überhaupt angeboten und sehr häufig auch genehmigt wird!
Die Führung produziert hier, zur Schönung der Zahlen, u.U. kalkulierbare Sozialfälle in ca. 10-20 Jahren.
Die Sachlage bei den Piloten läßt sich auch ohne Zweifel auf andere „Spezialisten“ ausdehnen.
@ Georg | 04. Mai 2018 – 20:15
@ 0815 | 04. Mai 2018 – 23:46
Absolute Zustimmung.
Die von „Georg“ geschilderte Situation blenden leider zu vile aus und von Vorgesetzten wird nicht (oder nicht deutlich genug) darauf hingewiesen. In den letzten Jahren wurde vieles getan, einfach nur um die Zahl X zu erreichen, die von UdL zur Trendwende Personal vorgegeben wurde. Vieles davon hat nichts mit einsatzfähigen Streitkräften oder dem Gewinnen/Halten von Spitzenpersonal zu tun. Auch hier wurde viel Geld (Halteprämien etc.) „verbrannt“.
Ich wohne in der Schweiz und habe folgendes verstanden: Vorher wurden die Piloten mit 41 Jahren in den Ruhestand geschickt. Heute wurde das aufgelöst und auf 67 Jahren heraufgesetzt: Mein Kommentar: Piloten trotz Studium sind nichts besonderes: Als damals die SWISSAIR bachab gegangen war, hatten viele auch ehemalige Militärpiloten ihren Job verloren: Trotz ETH – Studium waren sie in der Privatwirtschaft ( außer Fluggesellschaften) nicht gefragt. Gerade in der heutigen wirtschaftlichen Situation sollten die Eurofighter Piloten froh sein, dass sie einen Offiziers Job beim Staat genießen können. Auch wenn man rund 25 Jahren im Büro ist. In den USA müssen sich die Piloten um einen Büro- Job bewerben und in der Bundeswehr werden diese nach geworfen. Wenn man die steigende Armut und Elend in Deutschland anschaut ist eine solche Kündigungswelle von Piloten eine Ohrfeige für diese Armuts- betroffenen. Vielleicht werden dann auch mal einige von diesen ehemaligen Eurofighter Piloten in diese Armutsfalle kommen. Ein Kampfpilot muss ein Charaktertyp sein- aber das stellt sich erst später raus.