Schwund beim Eurofighter: Eine Pilotin erklärt ihre Kündigung
In der Bundeswehr gibt es an vielen Stellen eine wachsende Unzufriedenheit mit der Situation in den Streitkräften: Zu wenig oder zu altes Material, zunehmende Bürokratie und wenig Aussicht auf Verbesserung bestimmen für zu viele Soldatinnen und Soldaten ihren Arbeitsalltag. Das ist nichts wirklich Neues und wird hier oft genug thematisiert. In der Öffentlichkeit fällt das selten auf; bei einer Berufsgruppe in der Bundeswehr wird es aber zur Kenntnis genommen: Auch unter den Pilotinnen und Piloten der Kampfjets greift die Unzufriedenheit um sich.
Mindestens sieben Piloten, die bislang den Eurofighter flogen, haben in diesem Jahr bereits ihre Kündigung eingereicht und die Streitkräfte verlassen – und es dürften, so ist aus der Truppe zu hören, noch mehr werden.
Unter denen, die gehen, sind nach Informationen von Augen geradeaus! auch ein stellvertretender Geschwaderkommodore und mehrere Fluglehrer (was offiziell aus nachvollziehbaren Datenschutzgründen nicht bestätigt wird).
Eine der raren Pilotinnen in der Bundeswehr hat vergangene Woche öffentlich erläutert, warum sie die Streitkräfte verlässt. Nicola Baumann, ausgebildet sowohl auf dem Tornado als auch auf dem Eurofighter, vor fünf Jahren Flight Commander of the Year, Fluglehrerin – und, so muss man das wohl verstehen, von der Bürokratie aus der Truppe getrieben.
Auf ihrer Facebook-Seite hat Baumann an ihrem letzten Arbeitstag ihre Beweggründe für den Abschied erklärt. Daraus als längeres Zitat mit freundlicher Genehmigung der Autorin:
Heute ist mein letzter aktiver Tag im Dienst der Bundeswehr und damit verabschiede ich mich von dieser wunderbaren Aussicht nach über zehn Jahren aktiver Jetfliegerei und fast 14 Jahren im Dienst. (…)
Ich bin mit 19 Jahren, direkt nach dem Abitur zur Bundeswehr gegangen und habe eine Verpflichtungserklärung zum Soldaten auf Zeit über 15 Jahre unterschrieben. Alleine diese Zeit kam mir damals schon wahnsinnig lang vor. Und ich dachte, ich wäre ganz schön alt, wenn das rum ist. Ich bin damals zur Luftwaffe gegangen weil ich unbedingt diese wunderbaren Flugzeuge fliegen wollte – und weil meine Arbeit einen höheren Sinn haben sollte. Einen Sinn für unsere Gemeinschaft.
Nach bestandener Jetausbildung wurde ich ohne Antrag oder großes Zutun „BO 41“. Das heißt Berufsoffizier mit der besonderen Altersgrenze 41. Auf deutsch – ich sollte bis zum 41. Geburtstag Jets fliegen und dann mit einer (ca. 50%-) Rente nach Hause gehen. Für mein Leben war das der perfekte Plan und höchst attraktiv! Ich hab ja nur ein Leben … und darin mehr als einen Beruf und mehr als einen Arbeitgeber ausprobieren zu können, war immer mein Wunsch und Traum! Für mich ist eine „Karriere“ nicht dann erstrebenswert und erfolgreich, wenn man möglichst weit nach „oben“ kommt. Sondern viel mehr wenn diese Karriere möglichst abwechslungsreich, interessant, herausfordernd und erfüllend ist.
Vor ungefähr acht oder neun Jahren beschloss die Bundeswehr den BO41-Status sukzessive abzuschaffen. Vor anderthalb Jahren wurde mir mitgeteilt, dass ich ab jetzt ein „normaler“ Berufsoffizier wäre. Das bedeutet bis voraussichtlich 67 bei der Bundeswehr zu sein. Davon wahrscheinlich mehr als 25 Jahre nicht fliegend!
Nun wäre es mit 41 Jahren schwieriger sich eine zweite Karriere aufzubauen als es mit 33 ist. Und meine Zeit bei der Luftwaffe hat kein offiziell definiertes Ende vor dem absoluten Ende meines beruflichen Lebens mehr. Also kann und darf ich, wenn ich das denn möchte, mein Dienstzeitende selbst definieren. Das sieht der Gesetzgeber so vor. Und das tue ich. Im zivilen Leben heißt das „Kündigung“ und ist die normalste Sache der Welt. Vor allem nach so langer Zugehörigkeit.
Ich kann nicht beurteilen, ob Baumann da einfach nur freundlich mit der Bundeswehr umgeht. Denn so nachvollziehbar die Umstellung eines bei Dienstantritt zugesagten Status als Kündigungsgrund ist: Aus der Truppe höre ich auch – zusätzlich – andere Gründe für die Kündigungsentscheidung der verschiedenen Piloten. In erster Linie die mangelnden Flugstunden, weil zu viele Eurofighter zu oft am Boden bleiben müssen.
Zur Erinnerung aus dem jüngsten Bericht zur Materiallage der Hauptwaffensysteme zum Thema Eurofighter:
Der Luftwaffe standen im betrachteten Zeitraum durchschnittlich 81 Luftfahrzeuge zur Verfügung. Im Schnitt waren davon 39 Luftfahrzeuge einsatzbereit; dies entspricht im Mittel einer materiellen Einsatzbereitschaft von ca. 48%.
Das Materialerhaltungskonzept sieht eine starke Abstützung auf die Industrie vor. Daher wirken sich Instandhaltungs- und Hochrüstmaßnahmen bei der Industrie direkt auf den verfügbaren Bestand aus.
Für dieses weiterhin unbefriedigende Verhältnis von Verfügungsbestand zu Gesamtbestand waren unverändert lang andauernde Instandhaltungsmaßnahmen und das Fehlen verschiedenster Ersatzteile verantwortlich. Eingeleitete Beschaffungsmaßnahmen können wegen langer Lieferzeiten erst mittelfristig wirken. Der im August 2016 angelaufene Verfügbarkeitsvertrag für Ersatzteile hat zwar zu einer ersten Stabilisierung der Ersatzteillage beigetragen, bislang aber noch nicht zu einer gesteigerten Einsatzbereitschaft der Luftfahrzeuge geführt.
Nun ist gerade bei Pilotinnen und Piloten die Motivation, zur Bundeswehr zu gehen, doch ein wenig anders als bei den meisten Soldatinnen und Soldaten: Sie wollen vor allem fliegen. Und wenn nicht geflogen wird, weil die Maschinen am Boden bleiben, sehen sie eben keine Perspektive für ihre berufliche Zukunft. Oder, um im Jargon des Verteidigungsministeriums zu bleiben: Keine Attraktivität.
Die offizielle Antwort der Luftwaffe auf die Frage nach dieser, man kann schon fast sagen Kündigungswelle: Es seien bei jeder und jedem individuelle Gründe. Das mag ja nicht falsch sein. Aber viele individuelle Gründe zeigen auch einen Trend. Und der sieht gerade nicht gut aus.
(Archivbild: Eurofighter beim Baltic Air Policing auf der estnischen Air Base Ämari im März 2017, wo auch Nicola Baumann als Pilotin eingesetzt war)
@ t.wiegold
Bevor sie hier über etwaige weitere Gründe der „Kündigung“ spekulieren. Warum bieten sie der Dame (und möglicherweise weiteren der Ex Jagdflieger)
nicht die Möglichkeit eines Gastartikels oder machen ein Interview für den Blog?
Wäre Mal ein neues Format und stießen hier sicher auf Interesse.
Einfach mal USAF Pilot Crisis googlen; das Problem ist weder neu noch einzigartig.
Piloten sind die Elite der Luftwaffe, und um dieses zu beweisen, wollen und müssen sie viel fliegen.
Wenn man sie nicht lässt, nicht den besseren Piloten fördert, sondern den Karrieristen, sie mit dem übrigen Corps auf eine Stufe stellt, dann …
Ich glaube man muss nicht allzuviel spekulieren über die Gründe für diese Kündigungswelle.
Kampfpiloten sind im Normalfall relativ extreme Charaktere, also der Gegensatz zu der Vorstellung, die man von einem klassischen Beamten hat.
Mit der BO-41 Regelung hatten die Piloten die Möglichkeit bis zum 41. Lebensjahr zu fliegen und dann eine zweite Karriere anzufangen. Dabei hatten sie eine solide Grundsicherung von ca. 55 % ihres letzten Gehaltes als Sofortpension. Damit konnten sie einen beruflichen Neuanfang wagen und waren erstmal abgesichert.
Mit der Umwandlung des Dienstverhältnis in ein normales Berufsoffiziersdienstverhältnis hätten sie bis zur besonderen Altersgrenze, also nach heutiger Vorstellung mindestens bis zum 62 Lebensjahr dienen müssen, davon über 20 Jahre ohne ihren „Beruf“, als Pilot ausüben zu dürfen.
Wenn also auf diese Art und Weise Offiziere nachträglich in ihrem Status „schanghait“ werden, dann braucht man sich über die Kündigungswelle nicht zu wundern.
Die viel interessantere Frage ist allerdings, wann tut es der Bw-Führung endlich weh, wann fängt das BAPersBw an und ergreift Gegenmaßnahmen, z.B. die Wiedereinführung des BO41 Status ?
Auch wenn Fr. Baumann möglicherweise mit ihrem Arbeitgeber „freundlich“ umgeht, eine Kündigung aufgrund „von der Bürokratie aus der Truppe getrieben“ kann ich daraus nicht erkennen.
Sie möchte halt neue Möglichkeiten erkunden und hatte dieses, als es noch den BO41 gab, als Option fest ins Auge gefasst. Die Änderung des BO41-Status sehe ich jetzt nicht so wirklich als bürokratischen Vorgang.
Sehr guter Artikel!
Sicherlich nicht nur im Bereich Jet finden sich solche Beispiele. Die Luftwaffe (und Bundeswehr allgemein) sollte endlich aufwachen und verstehen, dass Attraktivität (vor allem in der Fliegerszunft) selten etwas mit Karrierewegen und Geld zu tun hat. Ich kenne so viele Offiziere die sagen, dass ihnen ihr Beruf an sich (trotz der schlechten Lage) unheimlich viel Spaß macht. Diese Verlassen den Laden hauptsächlich wegen der Versetzungsmarathons und der damit verbundenen Familienunfreundlichkeit.
Die Bw hat dagegen keinerlei Rezept gefunden. Und von den mal angedachten Stehzeitverlängerungen merkt man bisher nichts.
Aus meiner Sicht wäre es die Bundeswehr, die erklären müsste, warum dieser tolle Beruf für viele seine Attraktivität verloren hat.
Die Frage ist allerdings, ob das System die Antworten und deren Implikationen ertragen und internalisieren kann. Und dann muss aus den abgeleiteten Maßnahmen auch noch eine Wende zum Besseren entstehen.
Liegt es möglicherweise auch an der Bevorzugung der Neueinstellungen und dem Herumtreten auf dem Bestandspersonal, was hier immer mal wieder Thema war?
Da die Mißachtung des soldatischen Personals durch das politische Personal und damit durch die Gesellschaft aber spätestens seit Scharping mir offenkundig ist, sehe ich hier die Notwendigkeit gigantischer Anstrengungen durch Gesellschaft und Politik.
Ein erster Qualitätsmaßstab könnte die Anzahl der Politiker und Wirtschaftsführer sein, deren Kinder eine Zukunft in den Streitkräften sehen.
@wacaffe/TW
Wäre sehr interessant.
Herausragende Idee.
Denen die nie eine Stimme bekommen sollte man mal eine geben, gerade wer bisher nie in der Öffentlichkeit stand und Jahre bis Jahrzente als Schwarmführer, Fluglehrer, Waffenlehrer, teilweise auf verschieden Kampfflugzeugen täglich Höchstleistung erbrachte und Fachexpertise in Person ist, diese Leute sollten ein Plattform bekommen.
Man würde sich wundern was da herauskommt. Die die draußen sind können jetzt reden und wenn sie der Lw irgendwie helfen wollen dann sollten sie es tun.
Wer meint, es hinge (nur) an den Flugstunden, hat keinen Kontakt in die Jet-Community.
Die Gründe sind wohl vielschichtig und jeder hat bestimmt mehrere Gründe welche zur Kündigung führen. Wenn man die Jet News des VBSK/FmL die letzten Jahre verfolgt hat, dann ist man mit Sicherheit nicht verwundert und wenn, dann weil es erst sieben sind.
Das trifft nicht nur auf Piloten zu, sondern auch auf Techniker und anderes Engpasspersonal.
Aber da gab es nie BO41 die gingen eben nach 12Jahren. Merkt mal jemand, dass uns genau die Menschen zwischen 35 und 55 fehlen? Aber Bestandspersonal Bedarf ja keiner Bindung, müssen froh sein, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben ;-)
@CRM-Moderator: Shoot,habe das Popcorn schon parat!
Es nur auf Flugstunden oder BO41 zu schieben ist blauäugig. Ich überlege selbst nach 20 Jahren zu kündigen da die Politik mit voller Absicht nichts zum Positiven verändern will. Bei der aktuellen Haushaltslage von der Agenda Rüstung zu sprechen ist harmlos beschrieben ein Witz. Agenda Personal ist ebenfalls deutlich zu spüren. Mehrere Hundert Dienstposten für das Ministerium und gleichzeitig ein Beförderungsstau bei den Offizieren von über 2200. Wir haben nicht genügend Geld das Bestandsmaterial zu erhalten und alle Soldaten passend zu bezahlen. Beides in Verbindung mit immer mehr Aufgaben führt nicht zur Berufszufriedenheit.
Wenig Flugstunden mögen nervig sein, richtig übel wird es aber erst wenn einem der Flugschein komplett entzogen wird, und man gar nicht mehr fliegt. Dann gibts nämlich in der Regel auch weniger Geld. Und man darf irgendeinen Job machen, der nichts mit dem zu tun hat, weswegen man sich beworben hat.
Genau das ist mir passiert, auch wenn es bei mir durch eine geniale Anschlussverwendung (meinen Dank an das PersAmt) einen guten Ausgang nahm. Das war aber nicht bei jedem so. Ausserdem bin ich BO41 geblieben aufgrund meiner schlechten Beurteilungen (meinen Dank an alle Chefs die mir schlechte Beurteilungen geschrieben haben), aber auch das war nicht bei jedem so.
Mit wenig Flugstunden können die meisten ja leben, wenn, ja wenn irgendeine Aussicht darauf ist, dass es besser wird. Aber wird es jemals besser? Passiert jemals das, was die Bundeswehr an besseren Arbeitsbedingungen verspricht?
Wenn man von der Bundeswehr über längere Zeit verarscht wird, dann ist das schon ein Grund zu kündigen.
Und eine Umwandlung von BO41 zu BS ist definitiv ein Grund zu kündigen, von daher hat Nicola wohl die beste Entscheidung getroffen für ihre Karriere.
Natürlich ist es ein Debakel für die Bundeswehr als Arbeitgeber. Im Fall von Frau Baumann ist es besonders katastrophal, denn ich habe Frau Baumann kennengelernt als Soldatin mit Ambitionen als Gastastronautin zur Raumstation zu fliegen. Daher hat sie durchaus überregionale mediale Aufmerksamkeit.
Die durch die Kündigungen dokumentierte Berufsunzufriedenheit findet sich im kompletten Bereich der fliegenden Waffensystem der Bw, bei Luftwaffe, Heer und Marine.
Ich für meinen Teil bin der Meinung, dass man das Modell BO 41 auf alle Offiziere anwenden sollte – und zwar so, wie es heute praktiziert wird (und zuvor mangels Notwendigkeit offenbar nicht): Fünf Jahre vor der besonderen Altersgrenze 41 gibt es eine Konferenz, in welcher der Bedarf für eine Weiterverwendung durchgeführt wird.
Nach Möglichkeit sollte dies natürlich im gegenseitigen Einverständnis stattfinden, es muss aber klar sein, dass es letztlich um den Verteidigungsauftrag geht und dieser schwerer wiegt als die persönlichen Belange.
Dies würde dem Dienstherrn helfen, eine ausgewogene Struktur – trotz Personalkürzungen – aufrechtzuerhalten und es dem Einzelnen ermöglichen, sich noch einmal beruflich umzuorientieren. Denn wenn man ehrlich ist: Die meisten werden mit Mitte 20 Berufsoffizier, und in den folgenden 40 Jahren kann sich vieles tun. Von der Tatsache, dass man als Dienstherr auch gezwungen wäre, etwas für das „Bestandspersonal“ zu tun, mal ganz zu schweigen – und wenn es nur wäre, dass man für genug „Haushaltskarten“ sorgt, dass jeder zeitgerecht befördert/eingewiesen werden kann. Wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen.
Hier wurde nur ein besonders medienwirksamer Fall (weiblich, Luftfahrzeugführerin, Kündigung) bekannt, der stellvertretend für sehr viele weitere oder ähnlich gelagerte steht. Mittlerweile werden doch fast ständig gegenüber dem unterstellten Personal gemachte Zusagen nicht eingehalten, getroffene Absprachen für nichtig erklärt, und sogar elementare Bestandteile des Dienstverhältnisses ohne Einverständnis und Rücksprache mit den Betroffenen zu deren Ungunsten verändert. Die Bw-Führung muss irgendwann erkennen, dass eines der Hauptprobleme des Personalwesens nicht mehr nur die Gewinnung von Nachwuchs ist, sondern dessen Verbleib in der Truppe für einen möglichst langen Zeitraum. Dass durch kurzsichtige Maßnahmen wie die zwangsweise Umwandlung der BO41 in BS nicht nur bei den direkt Betroffenen sondern weit über diesen Kreis hinaus eine Vertrauenserosion in der Truppe einsetzt, kann doch nun wirklich niemanden ernsthaft überraschen. Man erinnere sich nur an den Fall der schiffstechnischen Offiziere, die mit größeren Geldbeträgen dazu animiert wurden einer Ernennung zu BS zuzustimmen anstatt in die freie Wirtschaft zu wechseln, und denen nach Erhalt der Urkunden und dem damit verbundenen Wegfall aller Übergangsgebührnisse eine lange Nase gedreht wurde, und man trotz schriftlicher Zusicherungen von den Bonuszahlungen aus formaljuristischen Gründen nichts mehr wissen wollte. Wer soll einem solchen Dienstherrn noch Vertrauen entgegenbringen ?
Gibt es nur männliche Fluglehrer in der Bundeswehr? Im Text ist auf jeden Fall nur in der männlichen Form von Ihnen die Rede. Bitte nachbessern!
Ist der Dienstherr verpflichtet, BO41 im fliegerischen Dienst einzusetzen?
„Nun wäre es mit 41 Jahren schwieriger sich eine zweite Karriere aufzubauen als es mit 33 ist“
Bis Alter 41 wurde sich doch verpflichtet? Sofern der Dienstherr zu seinen Versorgungszusagen steht sehe ich keinen Grund einer vorzeitigen Kündigung stattzugeben, wobei der Statuswechsel BO41 – BO natürlich freiwillig ist.
@Simon Wendler
1. Lesen hilft. Bei Nicola Baumann habe ich ausdrücklich erwähnt, dass sie auch Fluglehrerin ist/war. Ihre Aussage trifft nicht zu.
2. Ich bemühe mich grundsätzlich, sowohl die weibliche als auch die männliche Form zu verwenden.
3. Das hier ist keine offizielle Publikation einer Behörde, bei der irgendjemand das Recht hätte, eine bestimmte Art der Formulierung zu verlangen.
4. Ich werde aus journalistischen Gründen nicht jedesmal bei allen Bezeichnungen auch beide Formen verwenden, weil das Texte extrem schwer lesbar macht. Wenn es eine große Mehrheit unter den Leserinnen dafür geben sollte, da anders vorzugehen, werde ich das tun – bevorzuge aber dann das generische Femininum.
@Wolfsmond
Das ist zwar richtig, aber nicht allein ausschlaggebend: Baumann ist von denen, die bislang gekündigt haben, meines Wissens bislang die/der einzige, die das öffentlich erläutert hat. Wenn einer von den anderen dazu öffentlich etwas sagen möchte: gerne.
Also ich höre ständig und lese hier wieder: „ja son paar Flugstunden zu wenig ist schon nervig“ Ich glaub hier ist keine Vorstellung vorhanden wie die Klarstände aktuell wirklich sind. Das ist hier nicht 2005 oder 2010 als zwar TOR und F4 massiv runtergeschraubt bis stillgelegt wurde und bei EF noch wenig Stückzahlen plus Krankheiten Probleme machten. Für die Flugstunden der Flotte aus diese Jahren würden wir heute …..
Zweitens, bedenke wenn Jet, Lift nicht fliegt hat der Rest der Lw auch nichts zum ausbilden und üben, es liegen also noch mehr Dienstbereiche danieder ohne LuftOps die man enabeln kann.
Drittens, Eine verlorene Astronautin ist aktuell nicht das Problem der Lw, wenn noch der ein oder andere FlugWaffenlehrer ausbüchst ist hier Stillstand. Da kann im Weltraum Disco sein oder nicht das juckt in den deutschen Geschwader gerade keine …..
Ich würde tatsächlich mal die in 2015 bis 2018 verlorenen Flug und Waffenlehrer einladen, wäre ich Presse.
@ Thomas Melber
Zitat:
§Ist der Dienstherr verpflichtet, BO41 im fliegerischen Dienst einzusetzen?
„Nun wäre es mit 41 Jahren schwieriger sich eine zweite Karriere aufzubauen als es mit 33 ist“
Bis Alter 41 wurde sich doch verpflichtet? Sofern der Dienstherr zu seinen Versorgungszusagen steht sehe ich keinen Grund einer vorzeitigen Kündigung stattzugeben, wobei der Statuswechsel BO41 – BO natürlich freiwillig ist.
Sie haben die Problematik noch nicht vollständigerfasst.
1. Grundsätzlich kann jeder Berufssoldat zu jeder Zeit kündigen. Dieser Antrag muss innerhalb von 3 Monaten stattgegeben werden.
2. Ist die einseitige Veränderung des Dienstverhältnisses von BO41 auf BO ein Vertrauensbruch und gerade eben durch die Änderung des Dienstverhältnisses hat sie die normalen Rechte eines Berufssoldaten mit dem Recht zur jederzeitigen Kündigung.
3. Gegebenfalls muss bei zu geringen Dienstzeiten (in der Regel die dreifache Zeit der Ausbildungszeit) Ausbildungskosten zurück bezahlt werden. In diesem Fall, dürften die Ausbildungszeiten allerdings „abgedient“ sein.
4. Erfordert das besondere Dienstverhältnis eines BO 41 wenn es zur Anwendung kommen soll, dass der Soldat bzw. die Soldatin beim Erreichen des 41. Lebensjahr im Besitz einer gültigen Fluglizens für Strahlflugzeugführer der Bw ist, sonst greift die BO 41 Regelung nicht.
5. Gibt es den Status BO 41 ausschließlich und nur bei Piloten in Strahlflugzeugverbänden.
Anmerkung: Dem BMI als Hüter des Dienstrechtes für alle Beamten / Soldaten war der BO 41 schon immer ein Dorn im Auge. Das BMI will grundsätzlich keine Pension an Soldaten / Beamten zahlen, die vor der allgemeinen bzw. der besonderen Altersgrenze für Soldaten ausscheiden.
Interessant.
Ich denke, die Kündigung von Nicola Baumann hat viel weniger mit der EF-Situation zu tun, als man denkt.
Immerhin ist dies schon der zweite „Posten“, den sie in kurzer Zeit augegeben hat:
https://m.tagesspiegel.de/weltspiegel/erste-deutsche-frau-im-all-astronautin-kandidatin-nicola-baumann-steigt-ueberraschend-aus/20714130.html
[Ich wäre dankbar, wenn das jetzt nicht zu einer Debatte über diese Pilotin verkäme – zumal es ja nicht so ist, als ob sie als einzige gekündigt hätte. T.W.]
Hans Dampf | 01. Mai 2018 – 19:21
1+
Wie sieht das denn aus, wenn man als Berufsoffizier kündigt (so wie es Frau Baumann getan hat), wieviel von den 55% des BO41 bleiben bei den Pensionsansprüchen noch, oder verliert man alles, sofern es nicht wieder woanders in den Staatsdienst geht? (egal ob Pilot oder „normaler“ BS?)
Dieser Kommentar ist nicht ganz unbetroffen aus einer sehr subjektiven Perspektive verfasst. Jedoch bin ich der Meinung dass man gerade auf diese Stimmen hören sollte, wenn man auf der Arbeitsebene etwas ändern will.
Frau Baumann ist ein Fall von vielen. Allerdings nicht weniger gravierend. Da ihre Person außerhalb der Bundeswehr sowohl für die Bundeswehr selbst, als auch als Karriereträgerin mediales Interesse erzeugt (Jetpilotin, selbst finanziertes Studium, Bundeswehrkarriere, Astronautenanwärterin, u.ä.), rückt nun endlich auch ein gewisses politisches Interesse an den Jetbesatzungen in den Mittelpunkt der politischen Aufmerksamkeit.
Dabei ist es zu Anfang unerheblich dass es sich um Jetbesatzungen handelt, viel mehr offenbart diese Kündigungswelle ein viel schwerwiegenderes der Bundeswehr.
Andererseits:
Wenn Menschen, welche viel für diesen Beruf geopfert haben um in diesem überhaupt erst einmal zu bestehen und diesen zu durchlaufen, welche den Beruf aus Überzeugung, aus Liebe zur Fliegerei, aus dem Drang zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung, aus äußeren und inneren Ansprüchen ausüben, (und diesen trotz der Lage der letzten Jahre bewältigen) mittlerweile dazu gedrängt werden zu kündigen, dann muss einiges schief laufen.
Salopp formuliert, wenn selbst die Nachwuchswerbeträger reihenweise kündigen…
Die Ursachen der Kündigung von Frau Baumann sind sicherlich vielfältig. Auf manch einer social media Seite kann man anhand von Kommentaren auch auf andere Beweggründe schließen und ableiten. Sie hat in ihrem offenen Brief noch recht glimpflich mit der Bundeswehr abgerechnet.
In vergangenen Berichten auf Augengeradeaus trafen innerhalb der Kommentarspalte so manche Poster ins Schwarze. Der Rest hat weiterhin um die eigentlichen Probleme herumdiskutiert.
Ursachen der Kündigungswelle abgesehen von der BO41 Problematik sind unter anderem folgende:
– SAZV. Es war unter anderem ein Tool um festzustellen wann die Einheiten an ihr Limit kommen. Mittlerweile fährt es den Laden an die Wand
– Keine Flugstunden. Der Buschfunk bestätigt dass in manchen Geschwadern fast die Hälfte der EF Piloten dieses Jahr keine 70h erreichen werden. Die NATO Mindestanforderung sind 180h wovon 40h in Simulator absolviert werden können. Über die Ursachen kann ggfs. auch woanders diskutiert werden.
– Nebentätigkeiten. Die wenigsten Piloten (weniger als eine Hand pro Geschwader) gehen ausschließlich ihrer primären Tätigkeit, nämlich der Fliegerei, nach. Stattdessen wird man zugemüllt mit 2-5 Nebenjobs und zweckentfremdeter Selbstverwaltung.
– Absurde Deals. Teilweise werden Mission Capable QRA fähige Piloten sobald sie diesen Status erreicht haben und das erste Mal einen Mehrwert für die Geschwader hätten, mit absurden Auslanddeals abgespeist. Deren neue Nebentätigkeit heißt nun Drohnenpilot oder 6 Monate Mali (an einem Stück) in einem hier nicht weiter definierten UN Mandat. Diese Art von Deals entspricht weder dem Anfordungsprofil welches bei der Einstellung kommuniziert wurde, noch eines für das man langwierig ausgebildet wurde, noch hat es für die Bundeswehr irgendeinen langfristigen Mehrwert. Denn dies bedeutet meist das Grab der fliegerischen Karriere. Wer aus den Kommandobehörden etwas anderes behauptet braucht nur ein Gespräch mit den Kameraden suchen oder die Geschwader einmal ohne großes TamTam besuchen.
– Gravierende Ausrüstungsmängel. [kurz angeschnitten] Wichtige Laufbahnlehrgänge wurden verschoben weil diese (zb Fliegerstiefel, um einmal etwas Banales zu nennen) nicht mehr vorhanden waren. Stellenweise kann man nicht einmal mehr zerschlissene Fliegerkombis tauschen. In manch einem Geschwader rennt manch eine Führungskraft mit Löchern in ihrer Arbeitskleidung herum, weil es schlicht und ergreifend keinen Nachschub mehr gibt.
Von Fliegersonderbekleidung oder Ausstattung wie beispielsweise der Fliegerhelme HEA ganz zu schweigen. Der jetzige Helm galt 2006 kurzzeitig als Übergangslösung. Weniger als 5 Piloten/Geschwader besitzen jedoch einen.
– Fehlende Ersatzteile. Schlusslicht an Ausrüstung im Vergleich mit anderen Eurofighternationen, abgesehen von Österreich. Alte Soft- und Hardwarestände, keine Absicht der Politik dies zu ändern.
– Personalplanung. Die Planung ist weder familienfreundlich, noch mittelfristig planbar, noch hat man das Gefühl angemessen behandelt zu werden. Für Piloten die keine Karriere im BMVG oder in Köln durchlaufen und sich auf ihre Spezialistentätigkeit als Pilot besinnen wollen, gibt es derzeit keine einheitliche Lösung. Jeder wird aus seinem Heimatverband wegversetzt und muss einer Tätigkeit nachgehen, welche oft nur im Entferntesten mit dem Cockpit zu tun hat.
– Personalmangel. Die eingestellten Piloten kommen frühestens Ende 20 aus der Ausbildung, meist als Oberleutnant oder Hauptmann, nur um danach nach ein paar Jahren als Major direkt wieder ins Amt versetzt zu werden. Es gibt kaum noch neu eingestellte unstudierte Piloten mit langer Stehzeit (>10 Jahre im Geschwader), welche in Zukunft genügend Erfahrung aufbauen können um einer Spezialistentätigkeit gerecht zu werden. Trotz dessen dass zu wenig geflogen wird, hat man auch einen Nachwuchs- sowie Spezialistenmangel. Es gibt zu wenig Fluglehrberechtigte, Waffenlehrberechtigte, zu wenig Rotten- und Schwarmführer. Keinen Unter-, Mittel- und Oberbau. Nur vereinzelte Piloten. Ein Vorgesetzter hat ebenfalls zu wenig Ressourcen um eine Staffel breit gefächert aufzubauen.
– Wenig Austauschprogramme mit anderen Nationen. Was vor noch 10-15 Jahren gang und gäbe war, um einen fundierten Erfahrungsaustausch zu gewährleisten, ist nun auf einem all time low.
– Kaum Kommandos. Goosebay, Holloman, Deci, das alles gibt es nicht mehr. Geschweige denn dass die letzten Jahre ein gesamtes Geschwader mit Haus und Hof verlegt hat. Es sind maximal 1-8 Piloten mit einem Bruchteil aller Maschinen eines Geschwaders. Dafür steht dann aber fast der gesamte Rest des Geschwaders daheim still.
– Perspektive. Siehe die Kombination aus o.g. Punkten. Oft fühlen sich viele Piloten von der übergeordneten Führung allein gelassen. Entscheidungen werden von Personen getroffen, welche in den letzten 20 Jahren fliegerisch alles gesehen und erlebt haben, teilweise 2500+h auf deren damaligen Einsatzmustern besitzen sowie fliegerische Spezialistenlehrgänge absolviert haben. Eine eierlegende Wollmilchsau sozusagen. Geschweige denn dass diese Anzahl an Flugstunden heutzutage von irgendeinem jungen Pilot jemals erreicht werden wird.
Es gibt nicht einmal luftwaffenweit einen Eurofighterpiloten welcher mehr als 2000h auf dem Waffensystem absolviert hat. Also zusammenfassend: Mehr Flugstunden als je ein junger Pilot in dieser Bundeswehr erreichen wird, dann noch Karriere machen, Spezialistenlehrgänge absolvieren und offen verkünden dass doch nicht alles schlecht sei. Das ist ein Witz. Wasser predigen, Wein trinken.
Mit Sicherheit gibt es noch mehr Punkte. Diese haben mir auf anhieb ins Auge gestochen. Ich bitte die Kommentatoren um Vervollständigung. In einer Sache wie der Frau Baumanns sei ein zuratenehmen des VBSK im Sinne der Aufklärung mit Sicherheit keine schlechte Idee.
Zusätzlich sollte man anmerken, dass 6-7 Piloten auf den ersten Blick nach nicht viel klingen (bei ca 120 Piloten). Wenn man allerdings alle Piloten abzieht welche in Stäben sitzen und Scheinerhalter sind, alle abzieht welche noch in Ausbildung sind und nur noch einsatzfähige und -bereite Piloten übrig bleiben, so kommt man bei 6-7 Piloten hinsichtlich der Sonderqualifikationen derselben schätzungsweise auf 20-25% der operativen Luftwaffe.
Für alle Zweifler dieser Zahl: man stelle sich selbst die Frage nach CR Crews auf Seite Eurofighter sowie die Zahl der FLB/WLB/Austauscher und vergleiche das Ergebnis. Leider rechnet man in den Ministerien mit anderen Zahlen. Man macht eben weiter wie zuvor.
@Georg
Danke für die Erläuterungen. Punkte 4. und 5. muß der Dienstherr natürlich sicherstellen, wobei es mir nicht einleuchtet, warum BO41 bei unverschuldeter Unmöglichkeit seitens des Soldaten nicht doch greifen soll (denkbar wären ja auch gesundheitliche Gründe).
Ich brauche wohl nix mehr über die Gründe anzumerken.
Big picture: VERTRAUENSVERLUST.
Auslandseinsätze in 2. Verwendungen noch als add-on. 90/5 kann man ja im Gegensatz zu einem Nichtflieger nicht einfach wegschmeissen.
Immer noch keine eigen UAS Laufbahn. Bedeutet? Ääähh genau: Zwischenassignment Heron auf dem Weg zum 70h Eurofighter (oder 40?).
Und vor der fliegerischen Ausbildung UNBEDINGT noch einen Bachelor zusammenzustudieren. Verkürzt die Wartezeit ungemein. Genau das, was man als Jetty will.
Schwupps biste 30 und musst nach HH auf den SOL/SGL. Karriere machen. Beim Lehrgang fällt die Zulage weg. Ordnund muss sein. Mit 32 dann Staka und ca. 400h. Davon 270 aus der Ausbildung. Ja ich überzeichne. Zack, Genstoffz. Mit ihrer Bandbreite! Ein bisserl Tornado. Heron. CJ 1+. 130h EF. Sie sind ja ein Tausendsassa.
Hat eigentlich irgendjemand die letzten Jahre irgendwas von der Lw diesbzgl. gehört, ausser
– Jammern auf hohem Niveau
– Wems nicht passt kann gehen.
– Wenn ihr wüsstet, was im BMVg abgeht, ihr seid noch nicht mal Nische
Bitte sehr. Dies ist die Rechnung von 15 Jahren Fake Personalführung (ja, böse überzeichnet und polemisch). Triffts aber on the dot.
Wer war eigentlich Inspekteur? Huch, Ingo Gerhartz erbt diesbzgl. einen Trümmerhaufen.
P.S.: Wer will alle JetNews beim VBSK online nachlesen. Ca. 2005 beginnen……
@ TW
Ich habe mich nur auf den Titel bezogen.
@Daniel: Da Frau Baumann gekündigt hat, war sie offensichtlich kein BO41 mehr, sonst wäre das nicht möglich gewesen. Wenn ein Berufssoldat kündigt, verfällt sein Pensionsanspruch. Hier ergeben sich dann zwei Möglichkeiten: Der Dienstherr macht zwingende dienstliche Gründe geltend, weshalb er auf den betreffenden Soldaten eigentlich nicht verzichten kann, dann erfolgt nur die Nachversicherung in der gesetzlichen Rentenversicherung ähnlich wie bei ausscheidenden SaZ. Zweitens, der Dienstherr macht keine solchen Gründe geltend, in dem Fall hat der Soldat Anspruch auf das sogenannte Altersgeld. Dieses entspricht der anhand der abgeleisteten Dienstjahre erdienten Pension abzüglich eines Malus von 15%, welches dann mit erreichen der gesetzlichen Altersgrenze (also derzeit 67) ausbezahlt wird. Gegen diesen ungerechtfertigten Pauschalabzug von 15% führe ich als Betroffener im Übrigen gerade mit Unterstützung des DBwV eine Musterklage, derzeit in zweiter Instanz. Man darf gespannt sein.
@derRealist
Die Gründe für meine Kündigung bei der Bundeswehr liegen alleine im Bereich der Bundeswehr. Meine Gründe für den Ausstieg bei dem Astronautenprojekt lagen alleine im Verantwortungsbereich des Projektes und sollten so langsam wirklich offensichtlich sein. https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/wissen/astronautin-ohne-geld100.html
Manchmal muss man gar nicht so viel spekulieren, wenn man es auch einfach nachlesen kann.
Viele Grüße,
Nicola Baumann
@ Daniel
Nachversicherung in der gesetzlichen Rentenversicherung entsprechend den Bruttobezügen während der Dienstzeit.
@all
Die div. Kommentare, in denen über die Beweggründe von Nicola Baumann spekuliert wird, dann auch noch mit der Einleitung „man hört“, lassen wir hier bitte. Zumal sie sich selbst hier weiter oben in den Kommentaren geäußert hat.
@ T.W.
Da es sich hier ja scheinbar nicht um ein singuläres Phänomen handelt weise ich nochmal auf die Option Gastartikel respektive interview hin.
Das Thema (Zustände in den fliegenden Verbänden) müsste doch von journalistischem interesse sein, und nach Abgang kann das Ministerium das Narrativ nicht mehr kontrollieren.
Das das BmVg davon asugeht alles sei ganz prima und man sei „armee von weltklasse“ hängt mittlerweile allen zu den Ohren raus.
Ein paar O-Töne der tatsächlich Betroffenen dürften zur Wahrheitsfindung sicher ganz hilfreich sein. Zumal Major baumann hier ja schon aktiv ist.
@T.Wiegold
der lange Kommentar war nicht ausschließlich auf Frau Baumann bezogen sondern auf die Kündigungswelle im Ganzen.
[Sie waren gar nicht gemeint; Ihr Kommentar war im Spamfilter hängengeblieben und ist jetzt freigeschaltet. T.W.]
@ Nicola Baumann
Ich finde es toll, daß Sie sich direkt an der Debatte beteiligen.
Mein Eindruck war, daß es für Sie einfach der richtige Moment war, etwas anderes zu machen. Das finde ich immer sehr positiv.
Wenn das nun die falsche Interpretation war, bitte ich dies zu entschuldigen.
@CRM-Moderator | 01. Mai 2018 – 21:30
Es wäre nicht so schlimm, wenn man nicht wüsste, wie ehrlich das ist, was sie schreiben. Egal welche Waffenfarbe.
Da ist nichts überzeichnet, einfach nur ehrlich. Abseits davon:
Wenn ich lesen muss, dass dem BMI aus grundsätzlichen Erwägungen nicht an BO41 gelegen ist, fühle ich Brechreiz…. Dann ändert das doch. Aber nein, systemisch sind Soldaten nun mal Beamte etc etc etc.
Kameraden, seid doch froh über die 41h Woche. Seid doch dankbar für die neue Unterkunft, die in 5 Jahren für die Rekruten kommt. Und in 3 Jahren könnt ihr vielleicht sogar wieder miteinander funken.
Aber nix hat ja bekanntlich nix mit nix zu tun. Daher kann man sich auch gerne an zu wenig Gender-Neusprech reiben. (Ich hoffe, das ist nicht ZU böszüngig).
Anerkennung für die mutige Erklärung der Kameradin. Alles Gute!
Hut ab Frau Baumann,
Meine Hochachtung vor Ihren zu den zwei schweren Entscheidungen und dem mutigen Gang an die Öffentlichkeit. Umso bemerkenswerter, dass Sie sich in Herrn Wigolds einzigartigem Blog noch deutlicher erklärt haben als zuvor. Als BS im nunmehr 35. Jahr wünsche ich Ihnen alles Gute.
@niemand | 01. Mai 2018 – 21:13:
Vielen Dank für die Zusammenfassung.
Die Probleme sind ja seit Jahren bekannt.
Trotz aller Trendwenden, Arbeitsgruppen, Task Forces, etc. scheint eine umfassende Verbesserung für die Arbeitsebene weiterhin nicht absehbar zu sein. Daher wohl auch die aktuellen Kündigungen.
Wird es bald spürbare Verbesserungen auf der Arbeitsebene geben?
Die politischen, mentalen, strukturellen, prozessualen, haushalterischen, personellen, finanziellen Vorzeichen sprechen nicht gerade dafür.
@ niemand
Bezogen auf die Luftwaffe eine ziemlich vollständige Negativliste. Nun muss man nur noch die Probleme auf die Ebene heben, in die sie gehören:
Die Beschaffungen sind politische Entscheidungen, die Bereitstellung finanzieller Mittel sind politische Entscheidungen, das Dienstrecht ist aufgrund politischer Entscheidung wie es ist. Verträge fehlen aufgrund politischer Entscheidungen. Und bei der politischen Entscheidung über Beschaffungen im Umfang von 100 Milliarden Euro, habe ich keine einzige Zeile darüber gelesen, wie die gegenwärtige Situation der Bundeswehrangehörigen verbessert werden soll. Auch eine politische Entscheidung.
Die Inspekteure waren früher der Arm der Politik. Heute sind sie der kleine Finger.
Ich seh gerade, dass es als Unternehmensberaterin weitergeht (laut Instagram-Account).
Das hat nun aber auch herzlich wenig mit Fliegen zu tun ;)
Viele wichtige und richtige Punkte wurden hier schon von „niemand“, „CRM-Moderator“ und anderen aufgeführt. Ich möchte noch ein paar Punkte ergänzen.
Ich habe nach 21 Jahren treuem Dienen gekündigt (Waffenlehrer, F-16 Austauschpilot, Fluglehrer Eurofighter und Staffelkapitän). Mein AugenGeradeaus screen name ist daher inkorrekt aber ‚HatGekündigt‘ klang mir zu holzig.
Natuerlich spielen auch immer private, familiäre Angelegenheiten eine Rolle bei so einer Entscheidung. Aber es ist die Kombination von Berufsunzufriedenheit und familiärer Unzufriedenheit, die dazu führen, dass man ein gutes, abgesichertes, sorgloses (finanziell und Arbeitssicherheit) Leben aufgeben möchte. Man muss sich das mal vorstellen. Wer als BS kündigt gibt einen sicheren Job mit garantiertem Gehalt bis in die Rente auf. Freie Heilfürsorge und Beihilfe in der Pension werden auch aufgegeben. Wer kündigt verlässt eine sichere Lebenssituation und begibt sich in die risikoreiche Welt der sogenannten freien Wirtschaft. Dieser Schritt ist kein leichter und will wohl überlegt sein (und kostet VIELE schlaflose Nächte)!!
Zurück zu den familiären Gründen. Wenn man im Dienst nicht mehr zufrieden ist, dann überträgt sich das auch auf das Familienleben und umgekehrt. Wenn also die familiäre Situation nicht optimal ist braucht man einen starken Halt im Dienst, um die Energie zu haben die familiäre Situation zu verbessern.
Hierzu versagt die Bundeswehr leider auf ganzer Linie, denn es gäbe viele Moeglichkeiten den Dienst mit dem Familienleben in Einklang zu bringen oder zu mindestens Perspektiven aufzuzeigen, die einen „am Leben halten“. In meinem Fall habe ich ca. 12 Monate auf ein Personalgespräch gewartet. Auch ständiges Nachfragen, wann wir den endlich mal zusammensitzen können, um einen Plan zu machen wurden abgeschmettert. Begründung: „momentan keine Zeit, wir melden uns wenn wir Kapazitäten haben“.
Nach einem Jahr haben wir uns also entschlossen unsere eigenen Pläne zu machen, da die Luftwaffe anscheinend kein Interesse daran hatte eine gemeinsame Perspektive zu erarbeiten. Das traurige daran ist, dass es durchaus Moeglichkeiten gegeben hätte, die dazu geführt hätten mich/uns bei der Stange zu halten. Glücklicherweise gäbe es bei P einige wenige Kameraden, die mich nicht vergessen haben und am Ende gab es dann doch noch einen Lichtblick. Aber zu dem Zeitpunkt waren wir schon gänzlich und fest entschlossen unseren neuen Plan zu verwirklichen.
Die Luftwaffe führt bei den Kündigungen immer primär an, dass es sich um private familiäre Gründe handelt. Das macht es einfacher, denn man muss den Fehler nicht bei der Bundeswehr suchen. Es ist aber Augenwischerei!
Übrigens haben seit 2012 ca. 15 Eurofighter Piloten gekündigt! Die jetzige Kündigungswelle war schon seit Jahren eine stetige Kündigungsbrandung.
Viele dienstliche Gründe wurden hier schon erläutert. Einen möchte ich hinzufügen.
Irgendwann fragt man sich, was ist der Sinn meiner Funktion bei der Luftwaffe? Was ist der Sinn meines beruflichen Lebens. Als Jagdflieger/Kampfpilot/Strahlfugzeugfuehrer ist es der Einsatz fuer den man ständig und hart trainiert. Es ist nicht so, dass sich jeder einen Einsatz wünscht aber man will bereit sein die Aufgaben, wahrscheinlich im Bündnis, professionell zu erledigen. Wenn man 15+ Jahre dabei ist und das aufregende der Jetfliegerei etwas verblasst ist, fragt man sich was das ganze überhaupt soll? Wer hier kritisch nachfragt und aufmerksam zuhört wird die bittere Wahrheit feststellen, dass es keine Absicht von Seiten der Politik oder der Bundeswehrführung gibt ein Kampfflugzeug tatsächlich im Ernstfall (ausgenommen der etwas aus der Mode gekommene Verteidigungsfall) tatsächlich einzusetzen! Ganz im Gegenteil, es wird deutlich, dass hart daran gearbeitet wird, dass das Waffensystem NICHT den Status bedingungslos Einsatzbereit erlangt.
„Meine Damen und Herren, wir wollen nicht zu gut sein, sonst müssten wir ja überall hin!“
Wer sich den oben genannten Satz klar vor Augen führt hat eine Erklärung fuer alle Versäumnisse der letzten Jahrzehnte bezüglich der Waffensysteme F-4F, Tornado und Eurofighter. Eine Ausnahme war der ECR Einsatz im Kosovo. Warum kam es dazu? Nun ja, die Luftwaffe HATTE das beste System Weltweit fuer die Aufgabe und man konnte nicht nein sagen. Anscheinend hat man aus diesem „Fehler“ gelernt.
Jagdflieger sind „Alpha-Tiere“, „GoGetter“, „Macher“ mit einem eigenen Dickkopf. So wurden wir durch die Bundeswehr psychologisch ausgewählt. Wenn man diesem Personenkreis jetzt klar macht, dass man eigentlich nicht erwartet, dass sie wirklich gut sein sollen oder ihnen ständig Betonblöcke in den Weg stellt sinkt die Berufszufriedenheit extrem. Das wird einem um so deutlicher, wenn man Europas modernstes Jagdflugzeug fliegt, welches aber ständig Probleme hat (waehrend die Briten z.B. eine Version fliegen, die in mehrere Einsatzrollen auch schon lange einsatzbereit ist). Hier öffnet sich eine Kluft zwischen der eigenen Vision seines Dienstes und der Vision der Luftwaffe (gibt es die überhaupt?). Wenn man mit der Vision der Luftwaffe nicht leben kann, dann muss man sich von der Luftwaffe physikalisch oder zu mindest psychisch lösen oder man zermürbt an der Situation.
Man lebt nur einmal!
@ CRM-Moderator | 01. Mai 2018 – 21:30
+1
Streichen sie Lw und setzten sie beliebige TSK ihr Kommentar trifft noch immer voll ins Schwarz.
Finde es manchmal witzig wenn auf Vorschläge zur Verbesserung der Gegenvorschlag kommt man könne ja kündigen (btw oft von Kameraden die mit der besonderen Altersgrenze zeitnah in Pension gehen ;-) )
Trennung und Frage (sry für kleines OT) ist die Abkehr von der besonderen Altersgrenze jetzt ein Fakt? Denn die Personalführung und Vorgesetzten schweigen sich dazu aus so eine richtig klare Aussage habe ich bis jetzt noch nicht erhalten, gerne auch kurzer Hinweis auf eine Quelle dazu. Danke
Vielleicht passend zu dem Thema sind die aktuellen Berichte von SPON, WELT und FOCUS die auf die mangelnde Einsatzbereitschaft etc. der Lw (insbesondere EF) verweisen.
Ist es in anderen Bereichen/TSK besser, schlimmer oder nur „anders“?
In den Bereichen, bei denen „Fehler“ nicht die unmittelbaren und gravierenden Auswirkungen haben können (wie z.B. bei Piloten), sehen aufmerksame Beobachter die sich nicht der Realität verschließen, wie das Personalproblem „gelöst“ wird.
Frau Baumann wünsche ich für ihren weiteren Weg ausserhalb der Bundeswehr jedenfalls alles Gute.
Der Pilotenschwund dürfte neben der Abschaffung von BO41, was ein Vertrauensbruch ist, wenn man so eingestellt wurde, auch an der geringen Einsatzbereitschaft der EF liegen.
Denn nach dem Spiegel-Bericht hat die Luftwaffe nur 4 einsatzfähige Eurofighter(von 128), weil nur Raketen für 4 Flugzeuge vorhanden sind und nur 10 Maschinen haben noch ein funktionierendes Selbstschutzsystem.
Die Begründung für die nicht funktionierenden Selbstschutzsysteme ist ein Witz, daß nicht mehr geliefert werden kann, weil der Hersteller verkauft worden ist und die BW nichts von dem Verkauf wusste! Dies zeigt, Rüstungsunternehmen müssen dem Staat gehören oder vom Staat kontrolliert werden, sonst werden sich solche Debakel immer wieder wiederholen.
Und die genauen Zahlen des Debakels werden geheim eingestuft, damit die Öffentlichkeit nicht gleich den Rücktritt der Verteidigungsministerin fordert, wie ich annehme.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-luftwaffe-hat-nur-vier-kampfbereite-eurofighter-a-1205641.html
Passend dazu ein aktueller Blick auf die materielle Einsatzbereitschaft beim Eurofighter:
http://m.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-luftwaffe-hat-nur-vier-kampfbereite-eurofighter-a-1205641.html
Ähnlich wie bei den Hubschraubern steht man wohl mitten in einer Abwärtspirale in der zu wenig einsatzbereites Material zu immer weniger (Lehr-) Personal führt – und wenn die Materialprobleme teilweise (endlich) gelöst werden, dies nicht mehr schnell hilft, da kein Personal da ist.
Somit eine echte Verbesserung der Einsatzbereitschaft 5-10 Jahre brauchen wird. Aktuell mag das Thema wohl auch bei den Haushaltsdiskussionen helfen.
Wie @minime schon schrieb: das schlimmste ist dann gar nicht mehr fliegen zu können. Wenn Dir von jetzt auf gleich gesagt wird, dass Deine Dienste im Cockpit nicht mehr gewünscht sind, obwohl Du vorher für alles immer gut genug warst und für alles verheizt worden bist, auch auf Kosten der Familie, ist das ein Schlag ins Gesicht.
Fehlende Flugstunden, überfrachtete Bürokratie, Nebenjobs die teils sich in Hauptjobs verwandeln, alles schlimm genug, aber der erzwungene Verlust des MFS/MBS ist die Krönung.
Wie @minime schon sagte, allein der finanzielle Verlust ist da gravierend. Einem Familienvater fehlen da mal von jetzt auf gleich € 300+ in der Brieftasche, allein wegen dem Verlust der Erschwerniszulage.
Schlimmer als das ist dann nur noch, das die „ausgesonderten“ unfreiwilligen Nichtflieger als abschreckende Warnung für die verbleibenden Besatzungen genutzt werden. Frei nach dem Motto: „Sehen sie die Entpflichteten da drüben? Da könnten sie auch bald sitzen, wenn sie jetzt nicht parieren!“ So selbst erlebt, wie @minime vermutlich bestätigen kann. Wir saßen da gemeinsam „auf der Entpflichtetenbank“…
Ich hätte nach diesem Artikel nicht beim Spiegel weiterlesen sollen. Ich dachte es würde für die Luftwaffe nicht noch schlechter gehen. So kann man sich täuschen, für die Anzahl der einsetzbaren Eurofighter verfügen wir sogar über zu viele Piloten. :P
Vielleicht sollte man sich doch einmal um einige extra Interviews mit den ausscheidenden Piloten bemühen…
bzgl der einsatzbereiten Eurofighter…
AUA
das Thema Selbstschutzsysteme lässt sich noch nachvollziehen… da gibt es wohl Probleme mit dem Hersteller und vermutlich Wartung/weiterbetrieb wenn de nicht mehr esistiert/liefert.
Bzgl Bewaffnung… schwer vorstellbar… welche Konfiguration?
bzgl Luft-Luft
Also Iris-T müsste mehr als ausreichend vorhanden sein.
Meteor müssten auch >100 vorhanden sein…
AMRAAM müssten auch noch genug auf Lager sein
vermutlich sind erst bei 4 von 10 (mit funktionierendem Selbstschutz) „einsatzbereiten“ Eurofightern entsprechende Upgrades umgesetzt um Meteor einsetzen zu können??
AMRAAM müssten alle 10 können… Iris-T mit Sicherheit auch
bzgl. Luft-Boden
hier ist es schon eher vorstellbar das entsprechende Upgrades noch ausstehen und nicht genug Bomben oder Laserzielbehälter vorhanden sind…
aktuell steht hier ja nur GBU48 an… da kann ich mir vorstellen dass noch nicht ausreichend zugelaufen sind… ebenso Laserzielbehälter…
vermutlich wird hier wieder was alt-bekanntes hochgepushed…
also dass von 10 EF mit zertifiziertem/einsatzbereitem Selbstschutz nur 4 Stück voll MultiRole-fähig sind und komplett als MultiRole/SwingRole bewaffnet werden können
AMRAAM gab es schon Ende 2015 nur noch 82. Das ist auch nicht geheim sondern stand so im Focus.
Der aktuell sehr geringe Flugstundenansatz wird zwar dazu geführt haben, dass auch die scharfe WSO Ausbildung zurück geht. Trotzdem müsste man hier stark gegen 0 tendieren.