Kündigungen von Jet-Piloten der Luftwaffe: Neuer Höchststand im vergangenen Jahr
Die Zahl der Kampfjet-Piloten der Luftwaffe, die von sich aus kündigen, hat im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. Von den insgesamt gut 160 Eurofighter-Piloten kündigten im vergangenen Jahr neun Offiziere. In den Vorjahren waren es 2014 und 2015 je einer, 2016 drei und 2017 keiner gewesen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP hervor, die Augen geradeaus! vorliegt.
(Nachtrag: Am 18. Februar wurde sie auch als BT-Drucksache 19/7662 auf der Bundestags-Webseite veröffentlicht.)
Die Gründe für den Abschied aus dem Cockpit sind nach Darstellung des Verteidigungsministeriums nicht zu ermitteln: Begründungen für Kündigungen dürfen nicht abverlangt werden. Aus der freiwilligen Angabe Einzelner lassen sich keine validen Kündigungsgründe ermitteln. Dementsprechend liegen keine validen Erkenntnisse zu den Kündigungsgründen vor, heißt es in der Antwort.Die Kündigungswelle gerade bei den so genannten Luftfahrzeugführern, die die Bundeswehr mit großem Aufwand ausbildet, hatte sich bereits im vergangenen Jahr abgezeichnet. Im Mai hatte die Pilotin Nicola Baumann, eine der wenigen Frauen und zeitweise als Astronautin vorgesehen, öffentlichkeitswirksam ihren Abschied von der Luftwaffe erklärt und mehr oder weniger eindeutig die Bürokratie der Streitkräfte als Grund genannt.
Bereits damals war klar gewesen, dass mindestens sieben Eurofighter-Piloten gehen würden, zum Jahresende wurden es dann neun. Auch wenn das Ministerium keine validen Erkenntnisse zu den Kündigungsgründen hat: Eine mögliche Erklärung hatte die Bundeswehr im vergangenen Jahr auf eine Anfrage ebenfalls der FDP schon selbst geliefert. Auf die Frage nach Gründen für das Absolvieren zu weniger Flugstunden oder gar für einen Verlust der Fluglizenz wurde neben Lehrgängen, Krankheit, Elternzeit und ähnlichem ein grundlegendes Problem genannt:
Daneben haben Pilotinnen oder Piloten teilweise die notwendige Anzahl an Flugstunden nicht erreicht, weil aufgrund der materiellen Einsatzbereitschaft der Luftfahrzeuge die operationell erforderlichen Flugstunden nicht bereitgestellt werden konnten.
Die neun Kündigungen bekommen trotz der scheinbar geringen absoluten Zahl noch ein anderes Gewicht, wenn man den planerischen Bedarf der Luftwaffe an neuen Piloten sieht: In diesem Jahr, so heißt es in der Ministeriumsantwort, ist die Einstellung von 23 künftigen Jetpiloten geplant, zunächst noch unabhängig vom Flugmuster. Rein rechnerisch werden für den Eurofighter 14,5 und für den Tornado 8,5 Piloten neu benötigt.
Das Ministerium machte klar, dass an der derzeit gültigen besonderen Altersgrenze von 41 Jahren für Piloten und Waffensystemoffiziere auf Kampfjets festgehalten werde. Allerdings können sie bei dienstlicher Notwendigkeit auch auf eine Verwendung außerhalb des Cockpits versetzt werden, wo dann diese Altersgrenze nicht mehr gilt. Eine Änderung der im Soldatengesetz festgelegten Altersgrenzen, sowohl der allgemeinen als auch der besonderen für die Piloten, werde derzeit nicht angestrebt.
Ebenso hielt das Verteidigungsministerium daran fest, dass die Piloten der Kampfjets auch künftig Berufsoffiziere sein müssen:
Aufgrund der besonderen fliegerischen Befähigung, der medizinischen Tauglichkeit und des zeit- sowie äußerst kostenintensiven Ausbildungsverlaufs werden die Anwärter des Flugdienstes (Jet) mit der Zusage der Übernahme zum Berufsoffizier eingestellt. … Die Qualitätsanforderungen an den Luftfahrzeugführer Jet [entsprechen] denen der Offiziersqualifikation als Einstiegsvoraussetzung. Die Ausbildung zum Jetpiloten für Unteroffiziere m.P. ist daher nicht vorgesehen.
Der FDP-Verteidigungspolitiker Marcus Faber, der die Anfrage initiiert hatte, reagierte kritisch auf die Antwort:
Wenn ich mir die Planungen – also das Saldo aus Ausbildung und Ruhestand – bei den Jetpiloten ansehe, passt die Bundesregierung bedauerlicherweise die Personalplanungen der Einsatzbereitschaft der Luftwaffe an. Gleichzeitig verlassen aufgrund eben dieser Einsatzbereitschaft zunehmend die Piloten fluchtartig die Luftwaffe. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen hätte hier schon längst entgegen wirken müssen.
(Foto: Ein Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 71 ‚Richthofen‘ rollt am 5. Februar 2019 auf der estnischen Luftwaffenbasis Ämari im Schneetreiben zum Start im Rahmen des Baltic Air Policing)
Herr Wiegold,
ich verstehe ihre Bedenken, dass es hier nicht abschweifen soll. Aber die Gesamtsituation der Bw ist für dieses Thema entscheidend, da es ein wichtiger Bestandteil der Kündigungswelle ist. Wer dem psychologischem eines Jetpiloten entspricht will in der Regel nicht in einer Organisation arbeiten deren Erfolg nicht gewünscht ist. Solange wir hier nur über Stabsarbeit, wenige Flugstunden oder dem ein oder anderm Engpass in der Ersatzteilversorgung reden kommen wir nicht auf den Kern des Problems.
Aber ich belasse es dabei.
Mit bestem Gruß, Doh Fritsch.
@Wa-Ge
Einseitig kündigen? Es ist am Ende beidseitig, denn man hat sie ja gehen lassen.
TdM wollte einen atmenden Personalkörper und nun haben wir ihn.
Vielleicht ist das Ganze auch einfach ein großer Controlling-Erfolg. Jahrelang wurde uns gepredigt, dass wir effektiver werden und auch mehr sparen müssen, die Anzahl der DP in allen Bereichen war zu reduzieren, Standorte wurden geschlossen und im Bereich der Beschaffung galt schieben, strecken, streichen. Aber unsere Controlling-Experten haben an die militärische und politische Führung gemeldet, dass wir ausschließlich besser und effektiver werden. Probleme gab es nicht und die ersatzweise erfundenen Handlungsfelder (welch Wortvergewaltigung) waren immer mit weiteren Verbesserungen (Einsparungen) hinterlegt. Wenn man die jahre- (oder jahrzehnte-) langen Controllingberichte liest, kann überhaupt nicht verstehen, wie es zu Missstimmungen oder gar Kündigungen kommen kann.
Sarc on. Vielleicht sollte man für die Personalsituation der EF-Piloten einen Sondercontroller einsetzen. Dann wären alle Handlungsfelder gelöst. Sarc off.
@Pio Fritz
Nein, mit Nichten! Ich bin auch nach 12 Jahren gegangen. Es ist aber ein Unterschied ob jemand sich für 12 Jahre verpflichtet und nach diesen 12 Jahren, nachdem er sein Versprechen eingelöst hat geht. Oder ob jemand sich bis zu Pension verpflichtet und dann zwischendurch geht.
Ich kritisiere keinen einzigen der sich nicht verpflichtet, keinen BS Antrag stellt oder nicht verlängert. Das sind Sollbruchstellen die so vorgesehen sind und beide Parteien sind sich einig, dass es keine Überraschung ist wenn diese nicht gezogen werden.
Was anderes ist es wenn sich beide Parteien heute einig sind dass man 20/30/40 Jahre treuen Dienst vor sich hat und dann von heute auf Morgen eine Partei für sich entscheidet das dies nicht mehr gilt. Hier ist sowohl der Dienstherr als auch eben in diesem Fall der Pilot zu kritisieren.
@Retieres D.F.
Was war denn die Grundmotivation zum Dienen? Ist es als Pilot zu „Fliegen“ oder seinen Auftrag als Pilot im weiteren Sinne zu erfüllen. Wenn die Lage es eben erfordert kann dies unter Unständen auch die Steuerung einer Drohne bedeuten etc.
Es steht doch bei niemandem im Dienstvertrag, dass man X Flugstunden in der Y Qaulität bekommt. Ich kann schon nachvollziehen, dass es für einen Piloten sicherlich was anderes ist am Steuer eines Fliegers zu sein im Vergleich zur Bedienung eines Joysticks einer Drohne oder eines Simulators. Aus der Sicht eines Offiziers gibt es da aber meiner Meinung nach keinen Unterschied. Wenn der Auftrag es eben erfordert einen Joystick zu bedienen, dann erfüllt man eben diesen und wenn es der Auftrag erfordert sich in die Lüfte zu erheben dann erfüllt man eben diesen. Der Punkt ist das „Dienen“ kennt nicht Simulator oder Flugzeug.
@ Zimdarsen
Eine Kündigung ist immer eine einseitige Willenserklärung. Bloß manchmal ist der Dienstherr überrascht, daß nicht er es ist, der die Kündigung ausspricht.
@Wa-Ge
Wenn Soldat kündigt, mag das zu Bedauern sein. Wenn er aber die Möglichkeit dazu hat, ist das nicht zu kritisieren, denn dann ist es ja sein gutes Recht. Zu den Zeiten als der Arbeitsmarkt noch nicht so gut lief wie heute, war mancher AG erstaunt, daß auch ein AN die Möglichkeit hat, zu kündigen, und noch erstaunter, wenn er dies auch tat.
Etwas anderes ist es, wenn SaZ von seinem Posten wegrennt. Denn diesen ist es ja, wenn ich das der Diskusion richtig entnommen habe, nicht möglich zu kündigen.
@ Wa-Ge | 13. Februar 2019 – 19:12
ich hatte bereits 1996 die Erfahrung machen dürfen, dass die BW das Treue-Verhältnis extrem einseitig auszulegen weiss und darüber hinaus einen sehr großen Teil der Perspektiven dessen, was man in Aussicht gestellt bekam (freilich vor der Unterschrift) nicht zu erfüllen vermochte (und dies vielleicht auch nie beabsichtige). Ich bin sicher, das wird bei Piloten nicht anders sein. Ich hatte in diese Textbox schon sehr viel Text geschrieben, aber es lässt sich eindampfen auf:
Keine Zeit für vernünftige Ausbildung,
absolut kein Material,
absolute (zeitliche) Überlastung der Soldaten (damals ohne w).
Und bei den ersten beiden Punkten hatten wir es noch gut, da OA-Ausbildung – letzterer kam allerdings wohl gerade deshalb zu Stande. Ich erkannte ein totes Pferd – und davon sollte man absteigen. Ich ging OHNE meine SaZ Zeit zu erfüllen.
Ich bin daher geneigt @D.F. zu glauben: Dieser Zustand ist gewollt, denn man hätte es schon damals ändern können.
Treues Dienen geht mit Fürsorge einher und das fängt nur mit dem Sold an und sollte dann mit Ausrüstung und Gerät weitergehen. Was genau Fürsorge ist, ist vermutlich tatsächlich auch durch den Zeitgeist geprägt und daher heute anders als 1970. Sold allein könnte reichen, wenn man geistig nicht auf Selbstverwirklichung eingestellt ist und wenig Ziele hat – und ja wenn er vielleicht annähernd die Höhe eines zivilen Gehaltes hätte. Ich hab es seinerzeit gegen Ende als ‚Schmerzensgeld‘ eingeordnet, wofür es jedoch nicht genug war.
Dazu ist die BW heute sehr bemüht den Soldatenberuf als Beruf wie jeden anderen anzupreisen und einzuordnen – damit ist die BW dann aber auch ein Arbeitgeber wie jeder andere. Im Ergebnis wird sie so weniger ’soldatische Eigenschaften‘ denn ‚arbeitnehmerische Eigenschaften‘ anwerben und erreichen. So passiert dann mit dieser Firma genau das wie mit jeder anderen Firma: Sobald für den Arbeitgeber eine günstigere Situation entsteht (oder die derzeitige derart ungünstig ist, das man auch Nachteile bei einem Wechsel in Kauf nimmt), dann geht er.
Ich habe mich damals noch Jahre gefragt ob es richtig war zu gehen oder ob man hätte beissen sollen und müssen. Heute (seit ein paar Jahren) weiss ich, dass sich kein einziger Biss gelohnt hätte.
@Wa-Ge 19:12
Ihre Meinung dazu verstehe ich nicht so ganz – nach meiner Auffassung ist es doch so, dass ein SaZ-Verhältnis grundsätzlich recht eng an einem Zeitvertrag bei sonstigen Berufen angelehnt ist, mit genau der definierten „Sollbruchstelle“ zum Vertragsende ohne die Option während der Vertragslaufzeit den Vertrag zu kündigen. Beim BO ist das Vertragsende hingegen unbestimmt bis auf die gesetzte Schwelle des allgemein zur Altershöchstgrenze vorgesehenen Dienstzeitendes – wie eben die unbestimmte Vertragslaufzeit bei einem unbefristeten Arbeitsvertrag landauf landab, mit der Möglichkeit der fristgerechten Kündigung. Dabei ist die Möglichkeit das der Soldaten-„Arbeitnehmer“ das BO-Verhältnis kündigt ja explizit zwischen den „Arbeitsvertragsparteien“ vereinbart. Der BO der kündigt verhält sich also völlig vertragstreu gegenüber dem Dienstherrn und dem Vaterland. Wenn ein Dienstherr dann nicht will dass ein BO kündigt wenn ihm vernünftige Wechseloptionen an sich offen stehen, würde ich eher dazu raten besser ein so gutes Umfeld zu bieten, dass ein Bleiben besser als ein Gehen erscheint. Sicher wird es immer Personen geben die eher eine starke Haltung zum „treuen Dienen“ haben, und wahrscheinlich im Soldatenberuf noch viel mehr als in der privaten Wirtschaft, nur ist es für den Dienstherrn sehr riskant zu stark darauf zu setzen. Um so stärker noch wenn sich eine Bundeswehr selbst sich in Ihrer Begrifflichkeit dem normalen Arbeitsmarkt immer mehr annähert. Bei Pilotenberufen kommt eben dazu dass vom Dienstherrn bei der Personalakquise das „Pilot-Sein“ an sich aktiv beworben wird, nicht ein Dasein als „Treuer Diener“ in allen Lagen. Hiermit wird dann offenbar vielfach eine Erwartung beim Bewerber geschaffen, die dann später nicht wie erwartet erfüllt wird. Wen will man denn wirklich für den Job, und wen glaubt man mit Erfolg dafür findem zu könmem: Leute die für das Piloten-Sein brennen und in dem Feld zu den Besten gehören wollen oder diejenigen, die keinen Wert auf eine nähere Ausgestaltung des Tätigkeitsbereichs legen und gern treu eben alles erfüllen, was ein Dienstherr an Aufgaben nach Bedarf vorgibt?
Ähnlich wie bei Piloten ist das sicher auch bei einer Reihe von anderen Verwendungen. Wenn die Haltung der Bundeswehr so ist wie Sie das nahelegen, und das treue Dienen egal wie und wo nach Bedarf oberste Prämisse ist müsste sie dann aber ehrlicherweise sofort aufhören, “attraktive“ Verwendungen wie eben Pilot-Sein, Panzerkommandant-Sein, Fallschirmjäger-Sein etc. zu bewerben, sondern übergehen das “ein bisschen Pilot, und parallel Verwalter, dann Stabsdienstler, und dann…” am Bewerbermarkt anzupreisen. Unerfüllte Erwartungen führen ansonsten eben oft zu Enttäuschungen mit bekannten Folgen. Kann man machen, mit dem Risiko einer hohen Fluktuation.
@Wa-Ge
Mit Verlaub, aber wo soll man bei Ihnen anfangen?
2 verschiedene Zeichensätze. Dann muss man eben irgendwann mal sagen: Keine gemeinsame Kommunikationsebene. Ist nicht schlimm. Kommt vor. Geht der Lw-Führung ähnlich.
P.S.: Die Piloten, die kündigen sind ihr Problem los. Die Bundeswehr nicht. Es gibt aber keinen Zwang zum persönlichen Unglück.
@Alpha November | 13. Februar 2019 – 20:20
„Treues Dienen geht mit Fürsorge einher und das fängt nur mit dem Sold an und sollte dann mit Ausrüstung und Gerät weitergehen.“
Sorry, aber man sollte feststehende Begriffe nicht einfach umdefinieren, nur damit es besser in die Argumentation passt.
Ausrüstung und Gerät hat nichts mit Fürsorge zu tun (es sei denn in dem in diesem Kommentarfaden aber nicht einschlägigen Fall der persönlich „gefährdenden“, mangelhaften Ausrüstung).
@TomTom | 13. Februar 2019 – 20:46
SaZ und BS Verhältnisse können nicht mit „Verträgen“ verglichen werden.
Das besondere an einem Soldatenverhältnis ist, dass es sich im Wesentlichen nur durch einen Faktor bestimmt. Die gegenseitige Treue. Dazu gehört von der einen Seite im wesentlichen Besoldung und Fürsorge und von der anderen Seite halt das treue Dienen. Und wo und in welcher Form das treue Dienen zu erfolgen hat darf (weitgehend) der Dienstherr bestimmen.
Ob es „klug“ ist, jemanden so fern seiner Interessen einzusetzen, dass er unzufrieden mit seinem täglichen Dienst ist, ist eine andere Frage und muss wohl überlegt werden, aber manchmal gehört das halt auch zum Soldatenberuf hinzu.
„Bei Pilotenberufen kommt eben dazu dass vom Dienstherrn bei der Personalakquise das „Pilot-Sein“ an sich aktiv beworben wird, nicht ein Dasein als „Treuer Diener“ in allen Lagen. Hiermit wird dann offenbar vielfach eine Erwartung beim Bewerber geschaffen, die dann später nicht wie erwartet erfüllt wird.“
Zustimmung. AmS macht die Bw seit Jahren schwerwiegende Fehler sie das besondere am Soldatenberuf nicht deutlich und offensiv unterstreicht. Auch ggü. Spezialisten wie Piloten und Ärzten…
Das führt dann in der Tat emotional zu „Spannungen“, wenn sie (die Bw) ihre Rechte anwendet und jemanden (z.B. ein Jetti) gegen sein „gefühltes“ Recht verwendet wird.
Ich glaube wir würden wesentlich höheres Verständnis für die Unbillen des Berufs haben, wenn man von vornherein immer und nachdrücklich die „Preisschilder“ des Soldatenberufs verdeutlich…
Allerdings muss man gerade diesen beiden Spezialistenverwendungen ja auch deutlich sagen, dass sie die Intelligenz und den Horizont haben (sollten) auch genau zuzuhören und genau zu lesen und nicht nur das heraus hören zu wollen, was man sich „wünscht“. Die seit Jahren (!) bekannte BO41 Problematik sei nur mal ein Beispiel, wo häufig sehr selektiv zugehört wurde…
@Wa-Ge | 13. Februar 2019 – 19:12
Mit Neffen ist das „Dienren“ die ultima ratio des Zeit-und Berufssoldaten; das ist noch nicht einmal old school, sondern klingt für mich verdächtig nach Nibelungentreue und Kadavergehorsam. Mit Blick auf kritisches Schlüsselpersonal wie IT’ler werden heutzutage viele Ausnahmen von den Verwendungs- und Laufbahnegeln gemacht, warum also nicht auch bei Jeties ? Das behebt zwar nicht das Problem der fehlenden Flugstunden, würde aber imho etwas Kessel aus dem Druck nehmen ;-)
Was nun die qualitativ hochwertigen Flugstunden anbelangt so frage ich mich wo denn ein_e Pilot_in dieselbigen herbekommen will, wenn er/sie gekündigt hat ? Für mich ein Scheinargument, das hier von Frau Baumann in die Diskussion eingebracht wurde.
Der Spannungsbogen, der Austausch sachlicher Argumente aus diversen Perspektiven zum Thema ist beeindruckend und verdient Respekt.
Deshalb sei ein Schuss Emotion am Abend erlaubt. Die „Eisgrauen“ werden sich vielleicht noch erinnern. 1965 warb die Bw in einem Film mit dem Titel „Unter Dir der Himmel“ junge Enthusiasten wie mich zum Eintritt in den Fliegerischen Dienst einer der drei TSK. Ich habe ihn mir gerade noch einmal mit leicht feuchten Augen auf YouTube angesehen. Knapp 30 Minuten faszinierende Bilder, eine Sequenz „über Dir der Schreibtisch“ gibt es darin nicht!
Wodurch unterscheidet sich ein Kampfpilot von einem Airliner-Piloten ?
Wer sagt überhaupt nicht, der hat keine Ahnung über die Motivation von LFF/WSO in Jet-Verbänden. Ein gewisser Prozentsatz der Piloten will nach den vielen Jahren der Ausbildung, der internationalen Übungen, (Red Flag, Nellis AFB und Green Flag, Anchorage usw.) auch als Kampfpilot eingesetzt werden.
Insofern unterscheiden sie sich tatsächlich nicht von manchen Kämpfer am Boden der nach seiner Ausbildung auch in den Einsatz gehen will.
Die Bundesregierung versucht aber Kampfeinsätze für die Bw zu vermeiden wie der Teufel das Weihwasser. Man kann sich gerne um die quälende Auseinandersetzung ca. 2007 – 2009 erinnern, ob man den Einsatz der Bw in AFG „Krieg“ nennen kann.
So werden eben dann auch keine simplen Dichtungen für das Kühlmittel des DASS (Selbstschutzsystem des EF) schnell nachbeschafft – die Flotte ist nicht einsatzfähig für den Kampfeinsatz. Taktisches Fliegen auf Hochwertübungen wird reduziert und dafür 4 Std über Deutschland mit Luftbetankung geübt. Das sind dann die qualitativ niederwertigen Flugstunden, verglichen mit dem taktischen Fliegen als Abfangjäger.
Und nun stellt mancher Kampfpilot fest, er darf zwar mit befreundeten Streitkräften üben aber nicht in den Einsatz gehen oder er fliegt sowieso ein Profil wie ein Airliner.
Da liegt dann der Gedanke schon nahe, dann kann er oder sie auch für das doppelte Gehalt einen Airliner fliegen oder in der Industrie arbeiten.
Die Problematik der (eigentlich) gegenseitigen Abhängigkeit, bei gleichzeitiger (unterschiedlicher) Auslegung des Interpretationsspielraumes (wechselseitiges) treues Dienen ./. Fürsorge, ist mMn in keinem Kommentarfeed zu lösen.
Beide Parteien haben ihrerseits eine (gewisse) Berechtigung zu ihren individuellen Standpunkten.
Einige haben das ja im Feed auch schon treffend angesprochen. Das Verhältnis der beiden Parteien zueinander ist (leider) nicht ausgeglichen. Eine Seite ist de facto abhängiger als die Andere. Eine Seite ist, unterm Strich, eher gefangen in der Bringschuld, dem permanenten Aufbringen von Akzeptanz zu der einseitigen Auslegung von treuem Dienen in Bezug auf den Spalt in Richtung Fürsorge und individueller Zufriedenheit.
Man mag das geschichtlich, philosophisch, militärisch breit auslegen und interpretieren können, für mich bleibt aber in diesem Konstrukt stehen, dass eine elementare Seite dieses Spannungsfeldes, ihrer grundsätzlichen und per Eid abgegebenen Verpflichtung, zum treuen Dienen…usw., nicht nachgekommen ist. Aus reinen Partikulärinteressen, nämlich dem persönlichen Vorteil, der persönlichen/individuellen Vorstellungen und der eigenen Lebensplanung. Jedoch z.B. nicht aus Gewissensgründen oder Beweggründen entsprechender Relevanz.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet.
@ Koffer | 13. Februar 2019 – 21:35
Zu:
“Und wo und in welcher Form das treue Dienen zu erfolgen hat darf (weitgehend) der Dienstherr bestimmen.”
Ja, das stimmt! Aber der BS darf eben auch dann – als mündiger Staatsbürger in Uniform – kündigen wenn’s ihm nicht mehr passt. Beide Parteien nahmen dann eben die Ihnen zustehenden Rechte wahr. Eine fehlende Treue des BS der kündigt und bis dahin seine Aufgabe gut erfüllt kann ich nicht erkennen – er geht ja wenn er gehen darf. Mit dieser Option hat sich ja der Dienstherr bei Eingehen des Dienstverhältnisses BS bewusst einverstanden erklärt.
Wenn nun eine Seite möchte – hier der Dienstherr – das die andere Seite – da der BS-Pilot – seine entsprechenden Rechte – die Kündigung – eben nicht wahrnimmt, dann sollte er das Dienstverhältnis für diesen Menschen ausreichend attraktiv gestalten. Der Dienstherr hat ja im Dienstverhältnis die erhebliche Gestaltungsmacht, der Pilot alleine sehr wenig.
Wenn’s nicht attraktiv genug ist könnte man vor Kündigung natürlich noch versuchen über die Interessenvertretungen Lobbyarbeit zu machen – @ an vielleicht Anwesende von DBwV oder VBSK, gibt’s da Aktivitäten zum Thema und was verspräche Erfolg?
Wäre es möglich Frau Bw Ministerin gibt die EU-Armee mehr Andacht als die Bundeswehr und so das ganze einfach verwahrlost und so die Piloten notgedwungen kündigen müssen wegen z.B. safety/Betriebsicherheit des Ganzes?
[Flugsicherheit hat hier noch kein einziger als Grund genannt. Sie werden Belege für Ihren Vorwurf haben? T.W.]
@TomTom | 14. Februar 2019 – 0:30
„Aber der BS darf eben auch dann – als mündiger Staatsbürger in Uniform – kündigen wenn’s ihm nicht mehr passt.“
Rechtlich gesehen haben Sie absolut Recht.
Sprachlich und emotional-inhaltlich widerspreche ich aber dem Begriff „kündigen“. Ein BS-Status ist auf Dauer begründet und kann und soll nicht gekündigt werden.
Es ist wie eine Ehe nach konservativem Verständnis. Nur der Tod soll diesen Bund trennen.
Wenn ein BS also seine Entlassung verlangt (früher sagte man dazu seinen Abschied erbittet), dann bricht er ein „Versprechen“.
Ist das rechtlich zulässig? Ja, auf jeden fall.
Ist das ethisch/soldatisch zulässig/angemessen? Im Extremfall ja. Manchmal ist eine ebenso verkorkst, dass das weitere Zusammenbleiben eine untragbare Qual für beide Seiten bedeuten würde…
Aber dennoch „gut“ ist das Handelns dieser BS nicht. Sie „brechen“ ihr „Versprechen“ obwohl der Dienstherr seines erfüllt…
Aber wie gesagt, manchmal ist das das kleinere Übel.
Wenn das zu häufig passiert muss sich der Dienstherr halt überlegen, ob er
a) die richtigen auswählt und/oder aber
b) diese in jungen Jahren richtig „prägt“.
@Georg
„Die Bundesregierung versucht aber Kampfeinsätze für die Bw zu vermeiden wie der Teufel das Weihwasser.“
Was ein Glück!
Da müssen unsere Piloten vor 1996 ja total frustriert gewesen sein? Im Besonderen jene welche schon vorher nach Erhać sollten.
Dass Piloten nicht in Einsätze dürfen wurde nie als Kündigungsgrund angegeben (eher das Gegenteil).
Die wollen Jet fliegen und das im Rahmen des (GG und unseres Eides).
Gebt ihnen Flugstunden (zur Not mit anderen Lfz), eine planbare Perspektive und unterstützt die Mobilität (auch die Kann man attraktiv gestalten).
@Koffer
Ja, der Soldat hat keinen Anspruch auf bestes Gerät aber ein Soldat hat Anspruch darauf seine Tätigkeit schin im Grundbetrieb beherrschen zu können. Beim Fliegen (Tauchen, Springen, LKW Fahren, Entschärfen uvm) ist es überlebensnotwendig und zwar bei jedem Flug, nicht erst im Einsatz.
@ Appendix1 | 14. Februar 2019 – 0:11
Absolute Zustimmung.
Mir persönlich ist der BS der in diesem Spannungsfeld sein Recht der Kündigung in Anspruch nimmt, lieber als der BS der „innerlich gekündigt“ nur noch wiederwillig dient.
Mann könnte auch den Schuh umdrehen und sich fragen, warum im Vergleich zu denen die ihr Recht zu kündigen in Anspruch nehmen noch so viele bleiben?
Ist es eher dem „treuen Dienen“ oder der „finanziellen Absicherung“ geschuldet?
Oder wie es an anderer Stelle schon hervorgerufen wurde. Andere Ausbildungs- und Verwendungsreihen (ohne diese herabwürdigen zu wollen) sind zivilberuflich nicht unbedingt verwertbar oder gehören zu den gesuchten Fachkräften.
@ Georg | 13. Februar 2019 – 23:04
„Und nun stellt mancher Kampfpilot fest, er darf zwar mit befreundeten Streitkräften üben aber nicht in den Einsatz gehen oder er fliegt sowieso ein Profil wie ein Airliner.
Da liegt dann der Gedanke schon nahe, dann kann er oder sie auch für das doppelte Gehalt einen Airliner fliegen oder in der Industrie arbeiten.“
Ich gebe Ihnen da vollkommen Recht.
Nichtsdestotrotz ist da ein fader Beigeschmack, denn zumindest einzelne Piloten haben ja öffentlich bekundet, dass es an der „Qualität“ des Fliegens gelegen hat. Diese „Qualität“ wird aber sicherlich auch nicht bei einem Airliner oder einem Rüstungskonzern erreicht.
Da wird dann schon gerade der zweite Aspekt Ihrer Aussage interessanter. Ist vielleicht doch das Geld der eigentliche Treiber für die Entscheidung und nicht die Qualität des Fliegens. Und wenn dass der Fall ist, dann ist es um so verwerflicher, den solche Piloten bekommen ihre „Anschlussverwendung“ (egal ob Airline oder Rüstungsindustrie) nur aus einem einzigen Grund, weil der Steuerzahler vorher mehrere Millionen Euro in deren Ausbildung gesteckt hat! Da sind solche Piloten dann aber nicht alleine, gibt ja auch den ein oder anderen Soldaten der sich nach bestandenem Generalstabslehrgang von der Industrie „herauskaufen“ lässt.
Mich würde daher dringen interessieren welche Tätigkeiten die Piloten, welche in den letzten Jahren gekündigt haben, heute nachgehen. Wäre schon interessant zu wissen wieviele davon Krankenpfleger oder Bio-Bauern geworden sind und wie viele „verwendungsnah“ tätig sind.
Dass man vom BO 41 abrücken möchte/wird, zeigt doch dreierlei:
1. Die Bundeswehr ist in ein Spiegelbild der Gesellschaft. Die Altersstruktur der Bevölkerung sieht aus wie eine schwangere Frau, wenig Junge, vergleichsweise viele Alte und dazwischen die Masse, die immer älter wird. Ähnlich sieht es bei der Dienstgradstruktur aus, zumindest bei der Offizieren. Der strukturelle Bedarf (?) an Stabsoffizieren ist offenkundig absurd hoch.
2. Es geht nicht um militärische Beweggründe, sondern um politische. Das erprobte und über Jahrzehnte offenbar zu sinnvolle Konzept des BO41 wird geopfert, damit Frau Ministerin vermelden kann: „Die Bundeswehr wächst wieder“! Ob an den richtigen Stellen, ob militärisch sinnvoll und der Schlagkraft dienlich, ist dabei völlig egal.
3. Es geht ums liebe Geld. Auf meine im Scherz gestellt Frage, ob es sich ein angehender Pensionär/Versorgungsbezügeempfänger vorstellen könne, im Sinne des „atmenden Personalkörpers“ zwei Jahre dranzuhängen, antwortete dieser sinngemäß: Er sei doch nicht bescheuert und diene zwei Jahre lang für de facto 28,25% des Gehaltes, da er 71,75% als Pensionär fürs Nichts-Tun ja ohnehin hätte. Nun dienen die ehemaligen BO41 de facto für 45% ihres Gehaltes weiter, das finden sie bestimmt total klasse.
Unterm Strich wird dadurch auch deutlich, dass der vom DBwV propagierte „BS flex“ leider niemals kommen wird. Lieber baut man weitere Wasserköpfe auf, um die jungen BS von gestern in der geschrumpften Bundeswehr von morgen „angemessen“ beschäftigen zu können. Bei einer über 30 Jahre beständig wachsenden/gleich bleibenden Personalstärke ergab der BS-Status derzeitiger Prägung durchaus Sinn, heute ist er eine schwere Hypothek für die Zukunft und gehört abgeschafft. Der BO41 hätte da durchaus als veritables Beispiel dienen können! Wer angesichts der sich abzeichnenden Rezession, bereits versprochener Wahlgeschenke wie mehr Rente und weniger Hartz IV immer noch an z.B. ein Heer mit drei vollaufgestellten Divisionen glaubt, der glaubt wahrscheinlich auch an den Osterhasen…
„Aber dennoch „gut“ ist das Handelns dieser BS nicht. Sie „brechen“ ihr „Versprechen“ obwohl der Dienstherr seines erfüllt…“ (Koffer, 14. Februar 2019 – 8:03)
Das sind (natürlich) subjektive Bewertungen, aber ich frage mich, ob diese Bewertung (in der gewählten Formulierung ist es de facto eine Feststellung/Behauptung) in Bezug auf Versprechen des Dienstherren derzeit durch die Masse der aktiven Soldaten so wahrgenommen und geteilt wird?
Meist bildet Wahrnehmung eine Meinung, nicht unbedingt die Realität!
Zur Nachfrage LTG:
1. Die Ausbildung zum Piloten wird mit der CPL IFR ATPL Theory Credit MCC abgschloßen. Das ist aktuell das höchste Ausbildungsziel eines zivilen Piloten (nicht einmal Lufthansa Students werden so intensiv geschult). Diese Ausbildung macht allerdings nur Sinn, wenn man diesen Schein auch erhalten kann. Leider verlieren zur Zeit ALLE diesen Schein nach 7 Jahren, sofern Sie den nicht zivil mit viel Geld selbständig erhalten haben. Der BFD zahlt hier leider nicht den Erhalt, sondern nur den Erwerb. Bei 70.000 Euro Ausbildungskosten nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
2. Leider wurden in der Vergangeheit die materielle und personelle Planung nicht angepasst, was dazu führt, dass unsere Trallis mit fast niemanden mehr funken können, navigatorisch große Flughäfen nicht mehr anfliegen dürfen, teilweise mit einer nur einer Flugdienstkombi ausgestattet sind, aber noch den Löwenanteil des geschützen Lufttransportes weltweit darstellen müssen. Neben der Hohen Einsatzbelastung spielt auch die im Geschwader übliche 2. bzw 3. Verwendung mit hinein. Hier rede ich nicht immer von fliegerisch durchaus sinnvollen Verwendungen, wie zum Beispiel als Mission Planner oder Theorielehrer, sondern auch von dem Einsatz als Dispatcher, Ordonnanzoffizier, Schießlehrer, OvWa etc.
3. Aufgrund der immer höher werdenden Personalnot werden Piloten in Einsatzszenarien geschickt, wie zum Beispiel Evakuierungen, ohne jemals diesen Ernstfall durchgespielt zu haben. Der Einsatzstatus Combat Ready wird nicht wie früher anhand des Ausbildungsstandes definiert, sondern nach Bedarf. Wie auch die Kameraden der schnellen Fraktion bemänglen fehlt es an Zeit für qualifizierte Ausbildung.
4. Umschulung auf neuere Muster verlaufen mitlerweile auch immer schleppender. Man sollte meinen, dass ein Einsatzerfahrener Pilot (Kommandant/ Fluglehrer) möglichst rasch auf ein neues Muster (A400M) umgeschult wird, um die Erfahrung und Expertise und den Trainingsstand nicht zu verlieren. Leider wird in der Realität dieser Pilot GAAAAAANZ hinten angestellt (noch hinter frisch ausgebildeten Copiloten aus Bremen). Nach der Versetzung folgen Wartezeiten von bis zu drei Jahren bis man endlich auf das neue Luftfahrzeug umgeschult ist (wir sprechen hier nicht vom Combat Ready Status, sondern nur von A nach B fliegen).
5. Zwangsversetzungen sind immer mehr in Mode. Als ich BS wurde (wohlgemerkt wurde ich verglichen mit allen TransportFLUGZEUGFÜHRERN bei der BS Auswahlkonferenz!!!), kam die Ernüchterung. Versetzung auf einen nichtfliegenden Dienstposten für mindestens drei Jahre (man rechne 3 Jahre nicht fliegend + 3 Jahre warten bis man wieder geschult ist). Das heißt im Umkehrschluss, das wir wohl keinen Wert darauf legen fachspezifisches personal fachspezifisch zu verwenden um den maximalen Output zu erzielen. WAbgesehen davon hat mein jetziger DP nichts mit der Fliegerei zu tun, sondern schlicht weg mit der Auffüllung von Lücken in unseren KdoBeh. Im Zuge meines Personalgespräches wurden mir offen die Wahlmöglichkeit zwischen meinen jetzigen DP und Kündigung gelassen (ein halbes Jahr nach der Ernennung und unter Verlust der Übergangsgebührnisse). Wer den aktuellen Bericht der Wehrbeauftragten gelesen hat, weiß das nur 60% fliegerische DP in den LTG’s besetzt. Stellt sich mir die fragen, wie wir uns erlauben können die Leute zu versetzen.
5. Flugstunden: Ich bin im Schnitt pro Jahr in den letzten 6 Jahren zwischen 70 und 100 Stunden geflogen. Kein Kommentar dazu.
Mich verwundert es, dass hier noch keine größere Kündigungswelle aufgetreten ist, bin aber sehr zuversichtlich, dass nach Einführung A330 und A350 mehr Leute ihre Uniform gegen Anzüge tauschen werden.
@Koffer
Eine Ehe kann auch nach konservativem Verständnis kirchlich getrennt oder nie gültig gewesen sein.
Ob der Staat, BmV und BW belegen ihren Teil erfüllt haben?
@Transallflieger:
Das ist ein erschreckendes Einzelbild, was Sie da schildern. Man bekommt den Eindruck, dass es womöglich besser sein könnte, wenn in den Kommandobehörden Dienstposten mal länger vakant blieben. Dann passiert dort weniger Unsinn und die Leute könnten tatsächlich mal dort eingesetzt werden, wo sie nützlich sind.
Leider sieht die Realität anscheinend anders aus.
@ Transallflieger
Zitat: “ Im Zuge meines Personalgespräches wurden mir offen die Wahlmöglichkeit zwischen meinen jetzigen DP und Kündigung gelassen (ein halbes Jahr nach der Ernennung und unter Verlust der Übergangsgebührnisse).“
Das hat die Personalführung vor 30 Jahren auch schon so gemacht. Ein Kamerad von mir sollte 4 Wochen nach der Ernennung zum BS von Süddeutschland nach Norddeutschland versetzt werden. Für einen OFw der lokal seit seiner Geburt familär stark verwurzelt war ein harter Schlag. Vor allen in den 80er Jahren, wo wir quasi eine stehende Bw im Unteroffizierskorp hatten.
In der Konsequenz hat er 3 Monate nach seiner Ernennung gekündigt, eine Rückstufung als SaZ hat die Personalführung nicht mitgemacht. Er hat damit seine 18 Monate berufsfördernden Maßnahmen und 3 Jahre Übergangsgebührnisse auf einen Schlag verloren.
Nun kann man sagen selbst Schuld, hätte er wissen müssen, dass er als BS jederzeit versetzbar ist, aber wusste die Personalführung wirklich 4 Wochen vorher noch nicht was sie mit dem Mann nach der Ernennung vor hatten ?
In der Konsequenz haben die nächsten beiden BS-Kanditaten, jeder ein Top-Techniker, beim Kommandeur Technik bei der Ernennungsprozedur die Annahme des BS-Status verweigert. Danach hat man das Verfahren geändert und den Kandidaten vorher gesagt warum sie mit dem Chef zum Kdr Technik müssen um die Peinlichkeit im Zimmer des Kdrs zu vermeiden.
@ Hans Dampf | 14. Februar 2019 – 9:51
„Bei einer über 30 Jahre beständig wachsenden/gleich bleibenden Personalstärke ergab der BS-Status derzeitiger Prägung durchaus Sinn, heute ist er eine schwere Hypothek für die Zukunft und gehört abgeschafft. Der BO41 hätte da durchaus als veritables Beispiel dienen können! “
Zustimmung, denn die Bundeswehr ist jetzt schon überaltert und wird nach den derzeitigen Absichten/Modellen vergreisen bzw. noch weiter „verkopfen“.
Modelle an die Sie denken funktionieren aber nur bei ausreichender Bewerberlage (ohne auf Qualität besonders einzugehen) und Finanzierung.
Beides können oder möchten sich die gewählten Volksvertreter offensichtlich nicht leisten.
„Do“ hat hier und vor allem in einem früheren Thread sauber aufgeführt, wo des Übels Wurzel liegt. Stattdessen versuchen andere hier die Diskussion auf die Emo-Ebene zu ziehen – Motto: Treueverhältnis missbraucht, Illoyalität, mangelnde Frustrationstoleranz, etc.
Der VBSK u.a. warnen seit Jahren vor dem, was jetzt tatsächlich eingetreten ist. Antwort: „Jammern auf hohem Niveau…… ihr seid noch nicht mal Nische……wenn ihr wüsstet was die wirklichen Probleme im BMVg sind….wems nicht passt kann gehen..“ uswusf.
Vor der Wende 16 Jet-Geschwader im Westen. 63 Mio Einwohner. Ein paar Jet-Geschwader dazu im Osten.
Nach der Wende nun 82 Mio Einwohner und 6 Geschwader (Wittmund, Schleswig, Laage, Nörvenich, Büchel und Neuburg). Meist noch nicht mal aufgewachsen und grösstenteils Singleseat. Und das Personalamt schafft es nicht für diesen Mini-Spezialistenhaufen genug loyale Bewerber rauszufiltern. DingDong jemand zu Hause? Oder ist das Auswahlverfahren falsch? Würde dann ja auch die Bw für verantwortlich sein. Oh…. doof, gell.
Bisher ist dieses über jahrzehnte verwurzelte Missverständis der Personalführung nicht zu Tage getreten, weil die Lw immer kleiner wurde. Sprich, man über Personalverluste nicht traurig sein musste, galt es doch zu verkleinern. Von 100.000 auf 20.000. Nun sind wir aber am Minimum angelangt. Breite vor Tiefe. Einer sagte so schön „Der Fluch der kleinen Zahl“.
Nochmal: Wer glaubt, es läge an den Flug-h, der drückt sich vor einer ehrlichen Ursachenforschung. Denn die Flug-h kann man schön auf die Politik abschieben. Bei Managementfehlern müsste man ja sich selbst/die Orga in Frage stellen. Und genau deshalb fragt man die Kündiger nicht nach Gründen. Denn wer fragt, bekommt Antworten.
Ja wo arbeiten sie denn?
Mein Link oben zur aktuellen Jet-News hat schon mal einen guten Anhalt gegeben. Und ansonsten natürlich Airlines oder eben als Expat in fernen Ländern und trainieren dort den Nachwuchs. Und manche fliegen einfach nicht mehr. Wenn schon nicht mehr fliegen, dann selbstbestimmt versuchen die Geschicke in die Hand zu nehmen. Vielleicht in einem anderen Grosskonzern, der etwas mehr Gespür hat, wie schwer es ist, so eine Person zu generieren.
Man kündigt nicht aus einer Bierlaune heraus. Es gibt lange vorher viele Signale der Abnabelung. Wenn die Antwort auf diese Signale Schulterzucken, Durchhalteparolen oder gar Drohungen sind….tja….
Mittlerweile hat dies natürlich auch einen psychologisch bedingten Dominoeffekt. Wenn all die Guten gehen – nein, nicht die Motzer – dann muss ich ja bescheuert sein, dabeizubleiben. Das fragen dann mal auch die Partner/das Umfeld, warum Schorsch und Karl schon so tolle Jobs draussen haben aber Du, Heinz, noch weiter dabei bist. Verpasst Du den Absprung?
Ich sehe dauerhaft einen Bedarf für dieses Personal in der ziv. Welt. Eine Wirtschaftskrise drückt zwar die Airlines aber in der Rüstungswirtschaft wirds nicht weniger werden. Da gehen ja auch bald überall ehemalige BO41 in den Ruhestand.
;)
Warum fragt eigentlich keiner, wie die Lw-Führung gedenkt, die outgesourcte zivile Sim-Ausbildung EF mit Spezialistennachschub zu versorgen?
Huch.
@ThoDan | 14. Februar 2019 – 11:01
„Eine Ehe kann auch nach konservativem Verständnis kirchlich getrennt oder nie gültig gewesen sein.“
Das ist kirchenrechtlich und theologisch äußerst komplex und so wie Sie es schreiben sicherlich nicht Lehrmeinung. Unabhängig davon ist das aber hier definitiv OT und meinen Kern-Punkt haben Sie glaube ich verstanden, oder?!
„Ob der Staat, BmV und BW belegen ihren Teil erfüllt haben?“
Ich verstehe Sie nicht.
@Koffer
Ach! Wir wollen uns auf der “sprachlich und emotional-inhaltlichen“ Ebene unterhalten?
Nun gut. Ich war über 20 Jahre bei der Bundeswehr und habe unzählige Beispiele von Fällen in denen der Dienstherr, in allen seinen Erscheinungen, sich mir gegenüber soldatisch/ethisch sehr unsauber verhalten. Es gab auch mehr als nur ein Versprechen, welches nicht eingehalten wurde.
Bevor ich hier allerdings eine Einzelaufstellung der Ereignisse publiziere, die mich persönlich geprägt haben hätte ich gerne die Erlaubnis des Moderators, da die Liste sicherlich den Rahmen sprengen würde (und den ein oder anderen stillen Mitleser peinlich berühren würde).
Und übrigens, ich war immer mit der Anzahl meiner Flugstunden und der Qualität meiner Flüge zufrieden. Hier mag es sein, dass ich eine Ausnahme war und andere Kameraden andere Erlebnisse hatten. Aber das Thema Flugstunden und Qualität hatten null Einfluss auf meine Entscheidung zu kündigen.
Leute, die Debatte auf dieser moralischen Ebene führt massiv vom eigentlichen Thema weg. Wer das vertiefen möchte: Ich bin gerne beim Austausch der Mailadressen behilflich.
@T.Wiegold | 14. Februar 2019 – 22:14
„Wer das vertiefen möchte: Ich bin gerne beim Austausch der Mailadressen behilflich.“
Für mich nicht, danke. Ich halte den Austausch von persönlichen Einzelbeispielen tatsächlicher oder gefühlter Ungerechtigkeit der Personalführung für wenig aussagekräftig für die hier anhängige Frage.
@Retired | 14. Februar 2019 – 22:04
„und habe unzählige Beispiele von Fällen in denen der Dienstherr, in allen seinen Erscheinungen, sich mir gegenüber soldatisch/ethisch sehr unsauber verhalten“
Ich denke Sie führen hier eine Diskussion auf einer andere Ebene, als ich.
Haben Sie persönliche Ungerechtigkeit erlebt? Möglicherweise, das vermag ich nicht zu entscheiden.
Hat der „Dienstherr“ sich Ihnen gegenüber ungerecht Verhalten. Schon deutlich weniger wahrscheinlich, wenn, dann sind es meistens einzelne Vorgesetzte bzw. einzelne Personalführer, weniger aber eine bewusste Entscheidung oder fahrlässig Handlung „der Bundeswehr“ bzw. „der Bundesrepublik Deutschland.
Aber selbst das wäre ja jetzt noch kein Verstoß gegen die Treuepflicht des Dienstherren. Erst wenn er seiner Fürsorgeverpflichtung ggü. einem (oder mehreren) Soldaten nicht nachkommen würde, würde ja die Treuepflicht des Soldaten entfallen.
Und jetzt mal ganz ehrlich: Bei allem Unfug der manchmal in der Bw läuft und aller Unzufriedenheit die wir alle hin und wieder und mehr oder weniger mal verspüren, soweit sind wir doch in der Bundeswehr glücklicherweise noch LANGE nicht…
Wenn wir das jetzt mal ganz nüchtern anerkennen, dann können wir vielleicht wieder zurück zur tatsächlich relevanten Frage kommen, nämlich ob es „klug“ von der Bundeswehr ist eine dienstliche Atmosphäre zu schaffen, in der Hochwertpersonal (oder eigentlich ja jedes Personal) so unzufrieden ist, dass es seinen Abschied nimmt.
Bzw. wenn es klug oder notwendig ist, dann ob die Bw das richtige Personal auswählt und/oder ob sie das ausgewählte Personal richtig prägt.
Meines Erachtens nach ist es notwendig, auch Jettis außerhalb ihrer Komforzone einzusetzen und mEn ist es notwendig Soldaten bundesweit und (leider) nicht selten zu versetzen und mEn ist es notwendig alte Zöpfe abzuschneiden.
Ich persönlich glaube ehrlich gesagt eher, dass die Bw in ihrer Binnenkommunikation viel zu sehr unter den Teppich kehr welche unangenehmen Facetten unser Beruf auch in Friedenszeiten hat.
Wenn man einem 18jährigen Soldaten (OA und Jetti oder UA/FA und Lfz-Techniker o.ä) von Anfang an sagt, dass er häufig umziehen werden wird und das er nur eingschränkte Mitsprachemöglichkeiten bei Personalveränderungen hat und wenn man ihm gleichzeitig erklärt warum das so sein muss und den Soldatenberuf als „Gesamtpaket“ verkauft (die guten wie die schlechten Facetten gehören eben zusammen), dann würde das mEn den „cultural fit“ der Soldaten erheblich erhöhen, daraus resultierend dann die Berufszufriedenheit und daraus resultierend dann zu einer Verringerung der eingereichten Abschide von BS führen.
Statt dessen wird in der Bw aber leider noch häufig eine Mähr von Standortbindung, ziviler Vergleichbarkeit und wünsch-dir-was verbreitet. Das dann einem Soldat mit 30 oder 40 irgendwann mal die Schere zwischen kommunizierten Wohlfühloase und realer Welt zu groß wird kann ich fast verstehen…
Aber – und das muss man vielleicht auch mal sagen – von dem hier in Rede stehende Hochwertpersonal sollte man eigentlich auch erwarten können das Kleingedruckte zu lesen und durch nette Wohlfühlphrasen hindurch schauen zu können, oder?!
@Koffer
Wir kommen nicht auf einen Nenner. Ich kann ihren Aussagen zwar folgen aber unsere Weltanschauung bezüglich DER Bundeswehr (die im übrigen ihre Vorgesetzten und Personalführer aussucht, ausbildet und dann auf die Truppe loslässt!) und Strahlflugzeugfuehrer liegen soweit auseinander, dass ich hier die Diskussion kopfschüttelnd verlasse möchte.
Ich wünsche alles Gute.
Bis zur nächsten Diskussion.
@ Koffer | 14. Februar 2019 – 22:46
Ihr Treueverständnis und Soldatenethos ist ja ehrenhaft. Aber glauben Sie dass Sie auf dem Bewerbermerkt und auch beim Bestandspersonal eine annähernd ausreichende Zahl von Leuten mit gleichen Mindset finden um den Personalbedarf der BW für Piloten zu decken? Ich glaube das nie und nimmer. Und die gelebte “Fùrsorge” der BW stellt doch schon lange keinen besonderer Vorteil im Vergleich zu anderen Beschäftigungsverhältnissen mehr dar. Wenn Sie ja dem Piloten sein Recht zugestehen zu kündigen und dann aber die sprachliche und emotional-/inhaltlichen Ebene einbringen wollen, müsste man doch logischerweise diesen Maßstab auch an den Begriff der Fürsorge anlegen, hier bleiben Sie aber rein bei einer eng rechtlichen Auslegung. Was Sie als Ihren Anspruch an den Dienstherrn beschreiben geht aber aus meiner Sicht eher in Richtung einer bloßen Versorgung im allgemeinen Wortverständnis.
Die BW ist aus meiner Sicht da in kompletter Konfusion gefangen wen man denn nun wirklich will (Mindset “Koffer”? Mindset “TopGun”? Oder was dazwischen?) erkennt massive Zielkonflike nicht oder ignoriert diese, wendet Grundregeln erfolgreicher Personalführung vielfach nicht an und definiert die eigenen Anforderungen nicht nachvollziehbar. Jeder anderen Organisation würde man zu sofortiger externer Management- und Strategieberatung (inkl. Führungscoaching! Aber massiv!!) raten wenn sie sich dann nicht selbst zu helfen weiss, nur ist sogar die Option leider gerade irgendwie verbrannt worden. Da wirds dann eng.
@ T.Wiegold | 14. Februar 2019 – 22:14
Vielleicht ist ja so eine Interpretation der moralische Komponente (am Thema: des moralischen Anspruchs des Dienstherrn an die Piloten) wie sie von Koffer oder Wa-Ge beispielsweise dargestellt wurde, und die dann im Konflikt steht mit der Haltung von Piloten (und anderer Diskussionsteilnehmer hier) steht, Hintergrund bestimmter Verhaltensmuster innerhalb der BW-Führung und Ihrem Verwaltungsapparat, die Einfluss auf den in Ihrem Artikel geschilderten Sachverhalt hat. Ich vermute das sogar sehr stark. Daher finde ich schon richtig und wichtig dass die von Wa-Ge und Koffer vertretene Seite Ihre Meinung zu diesem Aspekt des Anspruchs der BW an Piloten hier zum Ausdruck bringt. Wo diskutiert die BW intern derzeit eigentlich sowas? Aber gut, das wird off-topic ;-) Beim Thema Kündigung kommt man aber kaum an den Fragen “Warum ist das passiert? Wo und wann gingen die Erwartungen der Parteien auseinander?” vorbei. Der hier geführte Austausch war aus meiner Sicht schon sehr aufschlussreich. Hoffentlich findet dann er Fortsetzung auf irgendeiner Ebene der BW und/oder Politik, die Erkenntnisse produktiv umsetzen kann.
Moin, irgendwie war ich offline.
Wird einem BO jetzt ein Kündigungsrecht eingeräumt oder gilt weiterhin Gesetz über die Rechtsstellung der Soldaten (Soldatengesetz – SG) – § 46 Entlassung ?
@Koffer
Das wäre also Ihre Strategie bei einem Einstellungsgespräch? Gleichzeitig erläutern Sie dann den in einem „Hochwert-Casting“ ausgewähltem angehenden Piloten, das er nur ein bißchen Fliegen wird und danach z.Bsp. S2 in einem Verband wird? Sie würden einen Computer-Spezialisten für CIR einstellen und ihm sagen, dass er damit rechnen muss auch mal ein paar Excel-Formeln für einen Kdr zu basteln?
Werter Kamerad, so sehr ich mir wünschte, dass wir, die Bundeswehr, diese Anforderungen stellen könnten, so sehr befürchte ich, dass wenn wir heute darauf beharren, es sehr einsam demnächst um uns wird. Meinem Sohn würde ich aufgrund der aktuell vorhandenen Angebotsvielfalt, von Ihrem Angebot Bundeswehr sicher abraten.
@TomTom
1+++++
Vielleicht so als Fazit: Die BW verhält sich so, als ob ein ziviles Krankenhaus leitende Oberärzte einstellt und sie dann die Blutbank einsortieren lässt. Da kann man moralisch dazu stehen wie man will, aber sinnvoll ist das nicht.
Da gibt man jedes Jahr Millionen für die Ausbildung eines Piloten aus und läßt sie dann Schreibtischjobs machen?
Der Wahnsinn hat anscheinend Methode.
@Koffer | 14. Februar 2019 – 22:46
„Meines Erachtens nach ist es notwendig, auch Jettis außerhalb ihrer Komforzone einzusetzen und mEn ist es notwendig Soldaten bundesweit und (leider) nicht selten zu versetzen und mEn ist es notwendig alte Zöpfe abzuschneiden.“
Da bin ich grundsätzlich bei Ihnen, aber erst, wenn der Pilot/die Pilotin nicht mehr aktiv fliegen kann. Seine/Ihre Ausbildung ist um ein Vielfaches teurer, spezialisierter und aufwändiger als meine oder vielleicht auch Ihre. Es macht schlicht keinen Sinn, hier das menschliche Kapital und die Fähigkeiten zu verschwenden, indem der Pilot einen Stabsdienstposten bekleidet, der dann schlimmstenfalls auch noch mit fliegerischer Erfahrung und Know How nichts zu tun hat.
Und was bundesweite Versetzungen und alte Zöpfe angeht, das ist wohl ein zweischneidiges Schwert. Dann müsste man auch über das Stationierungskonzept der Bundeswehr reden und Mindeststehzeiten auf den Dienstposten. Aber das führt hier OT.
@Koffer:
Was ist ihre Meinung bzgl. meinen Ausführungen?
Sind ja Fakten?
Hat ihrer Meinung nach die Bundeswehr die falschen Leute ausgesucht? Da müsste doch an der OPZ, beim Flugmed und bei P mal richtig ausgekoffert werden, oder?
@koffer
meiner Meinung nach liegen Sie beim Thema Piloten mit Ihrer traditionellen und durchaus berechtigten Sichtweise was einen Offizier ausmacht falsch:
Wer wird denn als Pilot eingestellt? Für die angehenden Flieger wird es erst NACH der Bewerbung in Köln relevant; die tatsächliche Entscheidung, ob man fliegen darf oder nicht trifft das FlugMed in Fürsty. Und genau dort haben nicht nur direkt messbare medizinische Faktoren Einfluss auf die (Nicht-) Eignung, sondern die Psychologen reden ein gewichtiges Wort mit. Und hier liegt der Knackpunkt:
Das psychologische Profil für einen (Kampfflugzeug-) Piloten widerspricht m.E. nach diametral dem eines Offiziers. Hier wird der überspitzt gesagt der höchstmotivierte Egoist gesucht, der immer danach strebt, der Beste zu sein. Denn genau diesen Typus Mensch brauche ich im Luftkampf im Cockpit. Auch wenn es gerne belächelt wird, schauen Sie sich die Charaktäre in Top Gun an, das sind keine Teamplayer. Natürlich wird in einer Mission als Team geflogen, aber in Ausbildung und Training ist sich jeder immer selbst der Nächste, um den anderen möglichst immer einen Schritt voraus zu sein. Und genau darauf kommt es an.
Ich habe in meiner Dienstzeit oft mit Jetties auf Lehrgängen Kontakt gehabt, dazu in einigen Ämterverwendungen mit Jetties im Dezernat täglich gedient, selbst auf allgemeinen Laufbahnlehrgängen (SOL, Chef-Lg, etc.) und auch im Tagesdienst im Amt / Division tritt dieses Verhaltensmuster ständig auf. Aber nochmal, genau diesen Mensch hat das FlugMed ausgewählt, weil genau das verlangt wird.
Und jetzt stellen wir das Bild des „klassischen“ Offiziers gegenüber; das ist m.E. nicht kompatibel. Und wenn die (Personal-) Führung nun anfängt, den Piloten wie jeden anderen Offizier zu behandeln, dann wird der aufgrund seiner (gewünschten!!!) Persönlichkeitsstruktur eben nicht so reagieren, wie es in der Regel von einem Offizier erwartet wird. Er wird sich treu bleiben und weiter danach streben, der Beste zu sein und sich (fliegerisch) zu verwirklichen. Sieht er dazu keine Chance mehr, dann ist er ganz schnell weg. Früher konnte die Bw ihn als BO41 ein Angebot machen, dass die Kündigung verhinderte, heute ohne BO41 folgt dann konsequent die Kündigung und das schon deutlich vor dem 41. Geburtstag.
Und zum Thema Recht auf Kündigung: juristisch ist die Kündigung eines BS / Beamtenverhältnisses völlig rechtskonform, als habe ich jederzeit das Recht, diese auszusprechen. Ansonsten hätte das BMI als FF Ministerium diese Möglichkeit schon längst abgeschafft. Dies ist im Gegenteil ja gar nicht gewollt, da ja ein Austausch zwischen Führungspositionen als Beamter und in der freien Wirtschaft durchaus gewollt ist ab einer gewissen Besoldungshöhe.
Als Staatsbürger in Uniform gebe ich Teile meiner Rechte ab, das ist richtig; aber diejenigen, die mir weiter zustehen und damit die u.a. die Kündigung darf ich dann ziehen, ohne dass mit daraus ein Vorwurf gemacht werden darf! Der BS ist eben KEIN Bürger zweiter Klasse!
@Koffer:
Was ist ihre Meinung bzgl. meinen Ausführungen?
Sind ja Fakten.
Hat ihrer Meinung nach die Bundeswehr die falschen Leute für den Fluegerischen Dienst (Jet) ausgesucht? Da müsste doch an der OPZ, beim Flugmed (Psycho) und bei P mal richtig ausgekoffert werden, oder?
Haben sich damehrere Unterorganisationen verschworen, durch eine personelle Negativauswahl die Verteidigungsfähigkeit im Bereich Luftmacht massiv zu schädigen?
Was schlagen Sie vor?
Pio-Fritz | 15. Februar 2019 – 9:18
„Da bin ich grundsätzlich bei Ihnen, aber erst, wenn der Pilot/die Pilotin nicht mehr aktiv fliegen kann. Seine/Ihre Ausbildung ist um ein Vielfaches teurer, spezialisierter und aufwändiger als meine oder vielleicht auch Ihre. Es macht schlicht keinen Sinn, hier das menschliche Kapital und die Fähigkeiten zu verschwenden, indem der Pilot einen Stabsdienstposten bekleidet, der dann schlimmstenfalls auch noch mit fliegerischer Erfahrung und Know How nichts zu tun hat.“
Dem Gedanken folgend, müssen auch die EGA/EGTWA Kurse, oder wie auch immer die heute heissen (verpflichtende Studienfachfremde Zusatzkurse beim BW Studium), zwingend abgeschafft werden. Denn diese zwingen den BW Studenten ja gerade zu sich außerhalb seines Faches und Interessensbereiches zu betätigen.
Mit dem einzigen Zweck, der Offizier soll kein Fachidiot sein, sondern von Anfang an vermittelt bekommen, dass der Blick über den Tellerrand ein wertvoller sein kann und die Perspektive nicht einengt sondern erweitert. Dies dient sowohl dem Verständnis des Spezialisten für die Welt um ihn herum, als auch für die Welt die so einen Einblick in die Tätigkeiten des Spezialisten bekommt.
Und wenn die Personalführung der Meinung ist, dass die Besetzung des S-2 Dienstpostens wichtiger ist als die eines Piloten, dann kann ich das nachvollziehen, dass da der Pilot gefrustet ist. Aber über die Wichtigkeit eines Dienstpostens entscheidet Gott sei Dank nicht der Soldat, sondern die Personalführung, die die Aufträge der Inspekteure (soweit ich weiß ist dieser bei der LW sogar ein Pilot) abarbeitet.
@NoNamw | 15. Februar 2019 – 9:30
Wäre interessant zu wissen ob es ein Persönlichkeitsprofil gibt, welches bei Bedarf Egoist und Teamplayer sein kann.
@ Nonamw
Eine sehr saubere pyschologische Analyse der Piloten. Deshalb pfeiffen die Piloten auch auf „Sicherheit und Renten“ und gehen ihren eigenen Weg, wenn der Dienstherr versucht sie zu gängeln.
@ Koffer
Willkommen in der 100 000 Soldaten Bw !
Glauben Sie ernsthaft mit der Einstellung würden sie 20000 Freiwillige pro Jahr für die Bw werben können ?
Das haben offensichtlich andere Personalwerber der Bw erkannt und garantieren den SaZ-Kandidaten mehr oder weniger die Standortsicherheit während ihrer Verpflichtungszeit. (mal abgesehen von Ereignissen wie StO-Schließungen usw.).
Dabei geht es meiner Erfahrung nach oftmals nicht um die Volatitlität in den ersten Berufsjahren (ich war in meinen ersten 5 Dienstjahren an 11 verschiedenen Standorten auf Lehrgängen usw tätig) sondern um die Konstanz in der Familiienphase.
Die beginnt meist wenn SaZ überlegen BS zu werden. Nicht alle sind in der Gehaltsklasse wie die Piloten, für junge Familien bedeutet der Standortwechsel oftmals den sozialen Abstieg. Wenigsten sagt die Personalführung jetzt den Lfz-Technikern, dass sie für 5 Jahren ins Amt müssen, ohne Rückkehrrecht an ihren alten Standort, bevor sie den Antrag BS unterschreiben.
@Wa-Ge | 15. Februar 2019 – 11:09
Die sollen auch alle gerne über den Tellerrand gucken, nichts dagegen. Aber wer investiert soviel Geld in eine Spezialausbildung und nutzt diese hinterher nicht? Auf die Idee kommt nur die Bundeswehr.
Die Folgen davon bekommet die Bw jetzt zu spüren. Egal, welchen Standpunkt man dazu hat, das Ergebnis ist für alle gleich – die Piloten sind weg. Abstimmung mit den Füßen. Das hat die Personalführung dann richtig gut gemacht./sarc
Und normale Stabsdienstposten kann ich auch anders besetzen. In der Sanität werden die Offiziere, die keine Ärzte sind, auch von anderen Truppengattungen „eingekauft“.
Vielleicht einmal die Kirche im Dorf lassen ? Eine Massenflucht der Piloten der BW aus dem Dienstverhältnis vermag ich nicht zu erkennen…….also kein Grund zur Panik und auch nicht zu philosophischen Grundsatzdiskussionen über Treue und Fürsorge oder Top Gun versus Top Fun ;-)
@ Pio-Fritz | 15. Februar 2019 – 12:05
„Und normale Stabsdienstposten kann ich auch anders besetzen. In der Sanität werden die Offiziere, die keine Ärzte sind, auch von anderen Truppengattungen „eingekauft“.“
Ganz ehrlich, ich denke ein Großteil der BW-Probleme besteht genau deswegen, weil es immer „andere“ machen. Das führt dann dazu, dass „Spezialist Stabssoldat“ dem „Spezialist Pilot“ einen Dienst bereitet, mit dem dieser nichts anfangen kann.
In unzähligen Kommentarfäden zu der Berichterstattung des Hausherren schreiben Kommentatoren, dass eines der Gründe für die Probleme in der Personalführung der BW auf die Elfenbeinturmproblematik zurückzuführen sind. Die Personaler im Raum Bonn haben keine Ahnung was es heißt von A nach B versetzt zu werden und alle drei Jahre was anderes machen zu müssen, da diese sich ins Nest setzen und dieses nie wieder verlassen.
Hier in dem Faden geht es um Piloten, daher möchte ich bei dem Beispiel bleiben, wenn Soldaten mit Pilotenerfahrung, Piloten führen und für Piloten Material beschaffen etc. etc. dann werden davon sicherlich in erster Linie Piloten profitieren. Aber dafür müssen die Herren und Damen dann nicht nur vereinzelt vom Ross steigen und Ihre Berufung darin finden sich in den Dienst für die Folgegeneration von Piloten zu stellen.
Das gleiche gilt im Übrigen für Fallschirmjäger-, Panzer-, Inst- oder sonst welche Offiziere. Ich kenne es doch aus meinem eigenen alten Verband, alle schimpfen, dass nur i.G. Kommandeure werden und aber keiner der „Truppenschweine“ hat lust mal für ein paar Jahre die Handwaffe gegen einen Laptop zu tauschen und seine Leistung nicht mehr im Schützengraben sondern auf der Schulbank an der Führungsakademie zu verbringen.
@Wa-Ge
„Aber über die Wichtigkeit eines Dienstpostens entscheidet Gott sei Dank nicht der Soldat, sondern die Personalführung, die die Aufträge der Inspekteure (soweit ich weiß ist dieser bei der LW sogar ein Pilot) abarbeitet.“
Das ist mit Verlaub die aberwitzigste Vorstellung die ich in diesem Faden lesen konnte …
Die Personalführung entscheidet über keinerlei Wichtigkeit sondern versucht nur (und zumeist mit schmalem Erfolg) den Bedarf in den Lücken zu decken, egal zu welchem Preis !
Da sind die Jets nicht alleine, sondern alle fliegenden Verbände und der Preis hinten raus ist immens … aber er wird zu zahlen sein von der Führung !
P sagt selbst es muß sich was ändern, aber bis dahin muß P tun was angewiesen ist …
Das bringt das systemische Versagen auf den Punkt und ist der Nachweis des Führungsversagens !!!
Und wer heute noch (zu welchem Benefit? ) Soldaten quer durch die Republik versetzen mag, der sollte besser Nachwuchswerber werden und seinen Erfolg an erfolgreich geworbenem Nachwuchs in der eigenen Lohntüte messen lassen ;-) WOHLAN …
@klabautermann | 15. Februar 2019 – 13:12
Was die Grundsatzdiskussion angeht, bin ich bei Ihnen. Und glücklicherweise ist es keine Massenflucht, wobei 9 Piloten auf die Gesamtzahl der aktiven Strahlflugzeugführer doch zu merken sein wird.
Der Punkt ist doch, da kündigt Personal mit einer wirklich hochwertigen, langwierigen und teuren Ausbildung und in der Führung interessiert es niemanden. Oder diese Leute werden im besten Pilotenalter im Stab eingesetzt, was genauso gut der Oberleutnant von den Objektschützern könnte, dessen Lizenz nicht verfällt.
Was hier praktiziert wird ist ökonomischer Wahnsinn, den sich auch keine Armee leisten kann. Als Arbeitgeber würde ich mir da in den Allerwertesten beißen, wenn da einer kündigt.
@klabautermann: „Eine Massenflucht der Piloten der BW aus dem Dienstverhältnis vermag ich nicht zu erkennen“
Optimismus ist nur Mangel an Information.
Es gibt bereits Probleme in der Ausbildung.
Und es sind noch einige Wankelmütige in der Pipeline…. da ist noch lange nicht Schluss.
Es wäre gut, wenn einige Foristen mehr Kontakte zur Front hätten.