Kündigungen von Jet-Piloten der Luftwaffe: Neuer Höchststand im vergangenen Jahr
Die Zahl der Kampfjet-Piloten der Luftwaffe, die von sich aus kündigen, hat im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. Von den insgesamt gut 160 Eurofighter-Piloten kündigten im vergangenen Jahr neun Offiziere. In den Vorjahren waren es 2014 und 2015 je einer, 2016 drei und 2017 keiner gewesen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP hervor, die Augen geradeaus! vorliegt.
(Nachtrag: Am 18. Februar wurde sie auch als BT-Drucksache 19/7662 auf der Bundestags-Webseite veröffentlicht.)
Die Gründe für den Abschied aus dem Cockpit sind nach Darstellung des Verteidigungsministeriums nicht zu ermitteln: Begründungen für Kündigungen dürfen nicht abverlangt werden. Aus der freiwilligen Angabe Einzelner lassen sich keine validen Kündigungsgründe ermitteln. Dementsprechend liegen keine validen Erkenntnisse zu den Kündigungsgründen vor, heißt es in der Antwort.Die Kündigungswelle gerade bei den so genannten Luftfahrzeugführern, die die Bundeswehr mit großem Aufwand ausbildet, hatte sich bereits im vergangenen Jahr abgezeichnet. Im Mai hatte die Pilotin Nicola Baumann, eine der wenigen Frauen und zeitweise als Astronautin vorgesehen, öffentlichkeitswirksam ihren Abschied von der Luftwaffe erklärt und mehr oder weniger eindeutig die Bürokratie der Streitkräfte als Grund genannt.
Bereits damals war klar gewesen, dass mindestens sieben Eurofighter-Piloten gehen würden, zum Jahresende wurden es dann neun. Auch wenn das Ministerium keine validen Erkenntnisse zu den Kündigungsgründen hat: Eine mögliche Erklärung hatte die Bundeswehr im vergangenen Jahr auf eine Anfrage ebenfalls der FDP schon selbst geliefert. Auf die Frage nach Gründen für das Absolvieren zu weniger Flugstunden oder gar für einen Verlust der Fluglizenz wurde neben Lehrgängen, Krankheit, Elternzeit und ähnlichem ein grundlegendes Problem genannt:
Daneben haben Pilotinnen oder Piloten teilweise die notwendige Anzahl an Flugstunden nicht erreicht, weil aufgrund der materiellen Einsatzbereitschaft der Luftfahrzeuge die operationell erforderlichen Flugstunden nicht bereitgestellt werden konnten.
Die neun Kündigungen bekommen trotz der scheinbar geringen absoluten Zahl noch ein anderes Gewicht, wenn man den planerischen Bedarf der Luftwaffe an neuen Piloten sieht: In diesem Jahr, so heißt es in der Ministeriumsantwort, ist die Einstellung von 23 künftigen Jetpiloten geplant, zunächst noch unabhängig vom Flugmuster. Rein rechnerisch werden für den Eurofighter 14,5 und für den Tornado 8,5 Piloten neu benötigt.
Das Ministerium machte klar, dass an der derzeit gültigen besonderen Altersgrenze von 41 Jahren für Piloten und Waffensystemoffiziere auf Kampfjets festgehalten werde. Allerdings können sie bei dienstlicher Notwendigkeit auch auf eine Verwendung außerhalb des Cockpits versetzt werden, wo dann diese Altersgrenze nicht mehr gilt. Eine Änderung der im Soldatengesetz festgelegten Altersgrenzen, sowohl der allgemeinen als auch der besonderen für die Piloten, werde derzeit nicht angestrebt.
Ebenso hielt das Verteidigungsministerium daran fest, dass die Piloten der Kampfjets auch künftig Berufsoffiziere sein müssen:
Aufgrund der besonderen fliegerischen Befähigung, der medizinischen Tauglichkeit und des zeit- sowie äußerst kostenintensiven Ausbildungsverlaufs werden die Anwärter des Flugdienstes (Jet) mit der Zusage der Übernahme zum Berufsoffizier eingestellt. … Die Qualitätsanforderungen an den Luftfahrzeugführer Jet [entsprechen] denen der Offiziersqualifikation als Einstiegsvoraussetzung. Die Ausbildung zum Jetpiloten für Unteroffiziere m.P. ist daher nicht vorgesehen.
Der FDP-Verteidigungspolitiker Marcus Faber, der die Anfrage initiiert hatte, reagierte kritisch auf die Antwort:
Wenn ich mir die Planungen – also das Saldo aus Ausbildung und Ruhestand – bei den Jetpiloten ansehe, passt die Bundesregierung bedauerlicherweise die Personalplanungen der Einsatzbereitschaft der Luftwaffe an. Gleichzeitig verlassen aufgrund eben dieser Einsatzbereitschaft zunehmend die Piloten fluchtartig die Luftwaffe. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen hätte hier schon längst entgegen wirken müssen.
(Foto: Ein Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 71 ‚Richthofen‘ rollt am 5. Februar 2019 auf der estnischen Luftwaffenbasis Ämari im Schneetreiben zum Start im Rahmen des Baltic Air Policing)
Bei Berufszufriedenheit kündigt in der Regel niemand, selbst bei vorübergehenden Schwierigkeiten im persönlichen Umfeld nicht.
Piloten zeigen sich zufrieden, wenn sie fliegen dürfen, auch in Einsätzen.
Alles kein Geheimnis.
„Piloten (verlassen) fluchtartig die Luftwaffe“ oberpeinlich für die politische Führung im BMVg, oder gar grob pflichtwidrig.
Was soll ich auch als Pilot bei der Luftwaffe, wenn ich aufgrund der prekären Materiallage nicht fliegen kann? Und das auch noch bei der langwierigen und teuren Ausbildung, was für eine Verschwendung von menschlichem Kapital.
Das dürfte in anderen Bereichen auch nicht anders sein, es interessiert sich nur keiner dafür.
Anscheinend möchte man im Ministerium den Zusammenhang zwischen Material- und Personallage nicht sehen.
Wozu soll ich Soldat werden, wenn meine Ausrüstung nur zu ganz besonderen Anlässen (Einsatz, VJTF etc.) komplett ist und es sich mit dem Großgerät genauso verhält?
In der Industrie kündigen die Leute auch, wenn die Arbeitsbedingungen schlecht sind und die technische Ausstattung unzureichend.
„Die Ausbildung zum Jetpiloten für Unteroffiziere m.P. ist daher nicht vorgesehen.“
Hä?
Wirbt die Bundeswehr nicht damit, dass man mit Realschulabschluss + Ausbildung auch Jetpilot werden kann? (https://www.bundeswehrkarriere.de/kampfpilot-offizier/136706)
Und damit kann man nur über die Laufbahn der OffzMilFD (also eigentlich die Aufstiegslaufbahn für Uffze m.P.)
Wenn man uns gefragt hätte, hätte auf freiwilliger Basis bestimmt jeder gerne und ausführlich seine Gründe dargelegt. Die geringe Flugstundenanzahl ist dabei ein oft kolportiere aber eher unwichtiges Thema. Für mich persönlich war viel mehr die (fehlende) Qualität der Flugstunden ausschlaggebend. Außerdem die langfristige Perspektive bei der Bundeswehr und das kooperative Verhalten der Personalführung.
Das Kernproblem in allen Bereichen der Bundeswehr ist, dass Soldaten das tun wollen, wofür sie mal einen Eid geleistet haben: Die Bundesrepublik Deutschland tapfer verteidigen. Für Offiziere bedeutet dies insbesondere auch „führen“ dürfen. Ansonsten bedeutet es üben, ausbilden und vorbereiten für einen Ernstfall den es hoffentlich nie geben wird.
Übungen gibt es nicht mehr, Ausbildung findet für vieles, aber nicht für den „Ernstfall“ des Einsatzes von Streitkräften statt und „Vorbereitungen“ sind bereits auf strategischer Ebene nur noch an viel „Hoffnung“ geknüpft und auf Dekaden ausgelegt, aber nicht an der Realität orientiert.
Und Führen? Das tut gefühlt höchstens noch der Gruppenführer in der Grundausbildung (alternativ hier beliebigen „Modulnamen“ eingeben) – aber natürlich nur zwischen 06:30 und 16:00.
Dass Soldaten überall in der Bundeswehr keine/kaum noch Berufszufriedenheit (mehr) erleben, weil sie als Beamte verwendet und mit Bürokratie überfrachtet werden ist nichts Neues. Aber offenbar müssen erst teure Waffensysteme obsolet werden, weil die Bediener (hier Piloten) aus diesen Gründen den Hut nehmen, damit diese Schieflage wahrgenommen wird.
So, so …… die Gründe sind also nicht bekannt und lassen sich nicht ermitteln.
Großes Gelächter!
Die Gründe wurden auf AugenGeradeaus mehrfach dargelegt und diskutiert. Die Gründe sind in der Truppe bekannt. Kameraden lösen sich ja nicht in Luft auf, wenn sie dann raus sind. Außerdem wird das Thema Kündigung (Verfahren, Gründe, Vorteile, Nachteile) offen in der Truppe diskutiert (der Disziplinarvorgesetzte, der hauptsächlich mit seiner Karriere beschäftigt ist bekommt das natürlich nicht mit).
UND derzeitig wird eine Studie angefertigt, um die Gründe zu ermitteln.
Also, wenn ich ein Problem ignoriere brauch ich mich auch nicht drum kümmern. Das ist eine alte Regel, deren Anwendung ich oft in der Bundeswehr erlebt habe.
Blick frei voraus und weitermachen.
Noch ein weiteres solches Jahr mit EF Kündigungen bei Fluglehrern dann steht die Flotte. Ich frag mich wann endlich strategische Maßnahmen ergriffen werden wollen?
Mich würde in diesem Zusammenhang die reinen Ausbildungskosten interessieren. Liege ich mit ca. 600000€ ohne Personalkosten ca. richtig? Die Unzufriedenheit dieser Verwendungsreihe ist schon länger bekannt. Hinsichtlich Laufbahn kann ich mich noch daran erinnern, Uffz. m. P. lange Zeit PIC im Hubschrauber waren. Warum bei psychischer und körperlicher Verfassung nicht auch Uffz. m. P. im Jet. ? Allerdings muss die kausale Ursache der Kündigungen m.E. zeitnah aufgearbeitet werden.
Wer nicht üben kann, wie er eingesetzt werden soll (im Umfang und mit der Ausrüstung, die er / sie braucht), wird sich irgendwann nach dem Sinn des Ganzen fragen.
@Jay
Das ist der direkt Einstieg als FD.
Ist wie bei den Fluglotsen.
(Bitte aus gegebenem Anlass: Grundsätzliche Betrachtungen zum Zustand Deutschlands etc sind in diesem Thread ein globalgalaktischer OT und hier am falschen Ort. Die entsprechenden Kommentare kommen hier deshalb nicht rein.)
@Jay
„Und damit kann man nur über die Laufbahn der OffzMilFD (also eigentlich die Aufstiegslaufbahn für Uffze m.P.“
Mit Realschulabschluss + Ausbildung wurde durch Beschluss der HRK Hochschulrektorenkonferenz vom 18. November 2008 zur Neuordnung des Hochschulzugangs für beruflich Qualifizierte zu Studiengängen, die zu einem ersten berufsqualifizierenden Abschluss führen, ermöglicht.
Somit ist ein Studium an den FHs der Bw möglich und auch der Zugang zum TrpOffz.
Train as you fight heißt doch die Maxime des Soldaten. Insbesondere bei den Piloten scheint das gar nicht mehr zu funktionieren. Ein Jammer.
@Thomas Risse
Der Bundesrechnungshof hat in einem Bericht von 2009 die Höhe der Ausbildungskosten eines Tornadopiloten mit rund 29 Millionen Euro beziffert.
Die Kosten werden seit der letzten 10 Jahre mutmaßlich nicht gesunken sein und für das Waffensystem Eurofighter noch (erheblich?) höher liegen.
Der Kostenanteil für die Grundausbildung in den USA bei ENJJPT liegt relativ konstant bei ungefähr 2 Millionen Euro, womit erwartungsgemäß ein Großteil der Kosten waffensystemabhängig anfällt.
Vielleicht hat hier ja jemand aktuellere Zahlen.
https://www.bundesrechnungshof.de/de/veroeffentlichungen/produkte/bemerkungen-jahresberichte/jahresberichte/1-archiv/2009/teil-ii-einzelne-pruefungsergebnisse/bundesministerium-der-verteidigung/langfassungen/2009-bemerkungen-nr-26-zu-kurze-einsatzmoeglichkeiten-bei-zu-langer-ausbildung-der-kampfpilotinnen-und-piloten
@Zimdarsen | 11. Februar 2019 – 18:16
„Somit ist ein Studium an den FHs der Bw möglich und auch der Zugang zum TrpOffz.“
A hat mit B nichts zu tun. Der Zugang zum Offz TrD ist nicht an die Studienberechtigung (zudem setzt Bayern diese Regelung auch recht restriktiv um) gebunden. Vielmehr bestand rechtlich schon „immer“ die Möglichkeit Realschule + Ausbildung = Zugang Offz TrD. Allerdings wird diese Option aufgrund ausreichender Bewerber mit Abi/Fachabi schon seit Jahren nicht (bzw. fast nicht) genutzt.
Ob diese Regelung aktuell großzügiger freigegeben wird (im Zuge der angekündigten „Flexibilisierung“ der Einstellung Offz TrD) kann ich allerdings mangels Detailssicht nicht sagen. Insbesondere kann ich nicht sagen, wie dies derzeit für Strahlflugzeugführer gehandhabt wird. Die Internetseite scheint ja eine großzügige Anwendung nahezulegen. Möglicherweise ist es aber auch einfach ein „copy+paste“ Fehler ;)
KORREKTUR (habe gerade nochmal in der SLV nachgeschaut)
Für den Offz TrD (SaZ, nicht allerdings für den BO(A) 41) und den Offz MilFD (BS) reicht sogar (theoretisch) die Realschule. Ich hatte das mit Realschule + Berufsausbildung falsch in Erinnerung.
@Nicola Baumann:
Das „kooperative Verhalten der Personalführung“ ist nach meiner Bewertung ein wesentlicher Faktor der Berufszufriedenheit aller Soldaten, der irgendwie nicht zu funktionieren scheint. Persönlich habe ich als Betroffener das Gefühl, dass die Bundeswehr hier weit hinter ihren Möglichkeiten bleibt, Entwicklungsperspektiven eher verstellt, als sie zu eröffnen und häufig sehr unsensibel in die Selbstbestimmung der geführten SoldatINNen eingreift. Wenn das auch Ihr Gefühl ist, wäre es das meines Ermessens wert, es noch etwas weiter auszufächern. Eine solche Diskussion wäre der Attraktivität des Soldatenberufs unter Umständen weit zuträglicher als Kühlschränke und Fernseher. Mich würden Ihre Erfahrungen in diesem Bereich jedenfalls brennend interessieren.
@Koffer: Nein, das haben Sie richtig in Erinnerung. Die SLV ist die Mindesthürde, jedoch legen nachgelagerte Erlasse den Einstieg für OffzTrD auf mind. Realschule +Berufsausbildung fest.
@Jay: es ist ein Unterschied, wie ich einsteige und als was ich verwendet werde. Die Zulassung nach §40 (2) SG entspricht auch quasi einer Direkteinstellung, auch wenn sie über i.d.R. ein Jahr Fw-Anwärterlaufbahn geht. Die Verwendung ist jedoch die eines Offiziers.
Jet Pilot kann werden, wer mindestens die mittlere Reife hat.
Der bewirbt sich dann als Feldwebel im Truppendienst mit der Verwendung Flugschüler. Nach bestehen der 3 Phasen des Einstellungverfahrens (in diesem Fall 1. Phase am zuständigen KarrC und nicht am ACFüKr) startet dann die Ausbildung zum Piloten.
AGA in Roth bzw. Germersheim, Fw/OffzMilFD Lehrgang in Fürsti, Versetzung an die UniBw Neubiberg in den Fachbereich Aeronautics (Dient in diesem Fall jedoch nur als Stammtruppenteil, die Leute die über MR einsteigen studieren nicht!) und von dort aus die fliegerische Grundausbildung. Danach noch die waffensystemspezifische Schulung idR direkt im Verband –> fertig. Übernahme zum BS und fliegen solange es der Körper mitmacht. Dienstgrad dann halt max. StHptm.
@Koffer 18:48
Auch das (A mit B) ist richtig, hatte nichts anderes behauptet ;-)
Wenn ich dieses Wort schon höre „Piloten“ Kündigungen.
Das verkürzt und verharmlost die eigentliche Katastrophe so krass.
Da haben ja mit wenigen Ausnahmen nicht „irgendwelche Piloten“ quasi der average joe gekündigt. Das waren seit schon etwa 5 Jahren richtig gute Leute. Waffen- und Fluglehrer, selbst gute Generalstabsoffiziere, Staffelkapitäne, Kommandeure bzw. Werdende Kommandeure, Leiter Ausbildung, Standardisierer, Austauscher auf Amerikanischen Mustern.
Ich glaub es hakt diese Leute kosten ein Vielfaches der Standard Piloten Rechnung, vor allem kosten sie Zig Jaaahre an Erfahrung und jeder Kostet gleich mehrfach weil er als Fluglehrer und Schwarmführer x Fach Mulitplikator im täglichen Dienst war. Ohne solche Qualifikation fliegt bald gar nix mehr.
Und vor allem hatten die meisten dieser Leute eines was man gar nicht bezahlen kann, wonach draußen bei Head Huntern sofort eingestellt wird: umfassendes Veranwortungsbewusstsein und Bad Ass Spirit.
Ich mach doch kein Restaurant auf ohne Koch. Da können dann die Kellner nackt ihre Namen tanzen und dennoch gibts nix zu futtern.
Im offiziellen Statement sind keine Gründe bekannt. Ein Witz! Es fehlt nur noch, dass niemand eine Frau Baumann kennt.
@ Ken Adams
Meistens ist es so, wenn top ausgebildete Soldaten kündigen, dann sind sie wirklich gut und auch auf dem freien Arbeitsmarkt begehrt. Das sind dann die Leute die vom Insp mit einer goldenen Uhr ausgezeichnet wurden oder in späteren Jahren event. mit dem Jahresbestpreis des Inspekteurs in ihrer Laufbahn ausgezeichnet wurden.
Die Gründe für diesen Schritt hören sich fast immer ähnlich an.
Die Personalführung der Bundeswehr war sowohl 1980 wie 2018 nicht in der Lage den Top-Leuten in ihrer persönlichen Lebensplanung entgegen zu kommen. Das konnte eine bestimmte Verwendung sein, eine entsprechende außerordentliche Förderung aufgrund einer Höchstleistung in der Vergleichsgruppe sein oder ein bestimmter Verwendungsort sein usw.
Da ist dann gesagt worden, sie müssen aber nach der Chef-Verwenung noch dies und das Pflichttor passieren, bevor man sie in ihre Wunschverwendung bringen kann. Oder es war z.B. nicht möglich einem Spitzenmann in Bayern eine entsprechenden Dienstposten zu geben, nachdem er aber schon 3 – 5 Jahre gependelt war und seine Frau als verbeamtete Lehrerin in Bayern tätig war. Wenn sie dann auf den Gehaltszetteln am Monatsanfang 2 x A13 stehen haben, dann fällt so eine Entscheidung auch leichter.
Aber allgemein, kreative Überflieger, kommunikativ, kontaktfähig die sich deutlich vom Durchschnitt abheben müssen nicht jede Willkür der Personalführung mitmachen.
Dies ist das Grundproblem der „Personalnivellierung“ in der Bw.
Die Überflieger werden auf Mittelmaß gezogen und in Standardkarrieren gezwungen.
Der Durchschnitt schwimmt so mit und der Unterdurchschnittliche weis ziemlich sicher, dass er oder sie ohne allzugroße Anstrengungauch noch den Enddienstgrad erreichen wird. Ist die Wartezeit halt ein paar Jahre länger.
Also für Spitzenpersonal ist eine Laufbahn innerhalb der Bw immer ein Problem, denn die Ochsentour für den Generalstäbler will nicht jeder machen und andere, indivduelle Laufbahnen für Spitzenpersonal gibt es höchst selten.
@Sailor
https://www.bundeswehrkarriere.de/kampfpilot-offizier/136706
https://www.unibw.de/mb/studiengaenge/bachelor-aer
@KenAdams
„…..umfassendes Veranwortungsbewusstsein und Bad Ass Spirit.“
Sie fassen die Entwicklung prägnat zusammen. „Macher“ scheinen ausgedient zu haben.
@Hubi
Mit den offiziellen Statements ist das so eine Sache.
Man muss, glaube ich, noch einmal unterstreichen, dass die 9 Kameraden bei ihrer Entscheidung alle Versorgungsbezüge verloren haben und mit nichts, außer ihrer Ausbildung, da stehen. Wer diesen Weg geht überwindet eine Wahnsinns Hürde und umso schwerer wiegt diese Entscheidung. Da darf man sich auch nicht wundern, dass künftige Piloten weiterhin BO41 sein werden. Logisch, sonst rennen vermutlich noch mehr weg.
Dieser Grundsatz gilt aber auch für die nichtfliegenden BS. Kleines Gedankenspiel: Würde man bei der Bundeswehr ähnlich wie zu anderen Armeen ab dem 20. Dienstjahr einen jährlich steigenden Pensionsanspruch, aber auch ein Kündigungsrecht OHNE Verlust der Versorgungsansprüche haben, wie würde sich das wohl auf die Quote auswirken?
„… das kooperative Verhalten der Personalführung“ ist ein tatsächlich unterschätztes Problem – wenn nicht sogar das Hauptproblem.
Auch ich bin betroffen von der Willkür dieses Bundesamtes. Als Offizier im fliegerischen Dienst wurde mir als Antwort auf einen harmlosen Antrag sogar die Kündigung offen nahegelegt. Diese sogenannte Personalführung handelt ganz sicher nicht im Interesse des Ministeriums sondern ist lediglich bemüht gewisse Tabellen zu befüllen / zu „optimieren“. Das dabei die Unzufriedenheit der Betroffenen steigt (mit all ihren Konsequenzen) ist nur menschlich und absolut nachvollziehbar.
HALLO!
Nicola Baumann hat hier persönlich Stellung genommen.
Ist das keinem aufgefallen?
Aus eigener Erfahrung kann ich mich noch erinnern: „Du bist NUR BO 41 und gehst bald; ich habe XX (BO) besser bewertet, denn der macht ja Karriere!“
Das nimmt man mal hin und wird kurz vor Ausscheiden dann doch SCHWUPPS BO…
No Comment!
Nach meiner Beobachtung gibt es in der Luftwaffe zwei Kategorien von Piloten. Die einen betrachten eine zeitlich begrenzte fliegerische Verwendung als Baustein in ihrer Karriereplanung. Die anderen, wie von Klaus-Peter Kalkowsky zutreffend beschrieben, sind passionierte Flieger und beziehen ihre dienstliche Motivation aus der fliegerischen Tätigkeit. Aus dieser Gruppe dürfte die Masse der Kündigungen erfolgen.
Es ist eine Binse, die Fähigkeit zur uneingeschränkt sicheren und optimalen Führung des komplexen technischen Systems Luftfahrzeug wird nur durch permanenten Einsatz (d. h. Flugstunden) erreicht und erhalten. Nur so können mentale und physische Stärke auf dem erforderlichen Level stabilisiert werden.
Nimmt man den Piloten die Möglichkeit, Selbstbestätigung zu finden und Leistungsbereitschaft und -fähigkeit zu demonstrieren, führt das zu Enttäuschung, Frust, zur „inneren Emigration“ und zur Suche nach Alternativen. Kommen dann noch wohlmeinende Angebote aus der erstgenannten Gruppe zur „Förderung“ in Cockpit-fernen Tätigkeiten, verschlimmert das die Situation und beschleunigt die Wechselabsichten.
Die Lösung kann nur sein, allen Piloten das absolute Minimum von 180 Flugstunden pro Jahr zu gewährleisten, wie auch immer. Meine Einschätzung beruht auf der Erfahrung von rund 20.000 Flugstunden mil./ziv.
Zum Thema Ausbildunge fliegerischer Dienst: Meine Tochter (Abi 2018)hat im vergangenen Jahr aus Köln im Rahmen der Einstellungsprüung (ACFüK) die Eignung als Offizier erhalten, jedoch kein Angebot zum Studium (was diese zumindest aktuell auch nicht möchte). Als nächster Schritt sollte dann dier Auswahltest zum fliegerischen Dienst erfolgen. Auf Grund diverser Berichte und Gesprächen zum Zustand der Bundeswehr im allgemeinen und im speziellen bei der Luftwaffe, hat meine Tochter dann ein Angebot aus der Privatwirtschaft den Vorzug gegeben.
Der Umgang der Bundeswehr mit diesem Thema ist mindestens grob fahrlässig. Die Piloten sind hier das prominente Aushängeschild einer allgemeinen Tendenz. Hochqualifizierte Kräfte finden derzeit problemlos einen neue Job. Schlimm ist, dass die Bw nichts dazulernt. 1996/97 war der vorzeitige Abgang von jungen studierten Offizieren (auf Zeit) evident hoch. Dies veranlasste einen Kameraden den entsprechenden General der Truppengattung im Rahmen des Zugführerlehrganges zu fragen, wie er diese Entwicklung bewerte. Antwort: für ihn sei nur die BO-Quote relevant (wenn ich mich recht entsinne soll die bei ca. 8:1 gelegen haben). Zwei Jahre später wurde in einer Infromationsveranstaltung der Personaler berichtet die BO-Quote sei auf 2,3:1 gefallen.
Es fällt mir schwer meine Gefühle auszudrücken, wenn es in der Bundeswehr Bereiche gibt in denen für vertraglich verankerte Rahmenbedingungen der Leistungserbringung durch Dritte bei der Leiterin der vertragsschließenden Behörde für jeden einzelnen Fall erneut eine VzE (Vorlage zur Entscheidung) notwendig ist, um sich bestätigen zu lassen, dass man den Vertrag wie geschlossen anwenden darf.
Bitte verstehen Sie das bitte, nur als die Kirsche auf der Torte die auf der Spitze des Eisberges balanciert. Die Bundeswehr hat es geschafft in den letzten Jahrzehnten insbesondere unterhalb der Ebene des höheren Dienstes, ihr zunehmend hochspezialisiertes Per
@Nicole Baumann:
„Für mich persönlich war viel mehr die (fehlende) Qualität der Flugstunden ausschlaggebend.“
Was meint man damit genau?
Als Laie denke ich mir:
Nur langweiliges umherfliegen und zu wenig „Action“ wie Luftbetankung, Luftkampf, Tiefflug und ähnliches?
Schon erschütternd.
Der Iran kann uns konventtionelle Bomben auf den Reichtag werfen und wir sind nichtim Geringsten in der Lage darauf zun antworten.
Nicht mit Seeflugkörpern oder selbst den Tauren.
GG 87a – scheintt keine Bedeutung mehr bei uns zu haben.
Wird Zeit das ich als doppel MINTler meinen Hut hier in meinem Heimatland ziehe.
[Das hat jetzt was genau mit dem Thema hier zu tun? T.W.]
Gibt es die Möglichkeit die kleine Anfrage einzusehen?
[Die wird wie alle diese Anfragen und Antworten vom Bundestag veröffentlicht, müsste in den nächsten Tagen passieren. Verlinke sie dann oben. T.W.]
Drehen wir x das Rad der Geschichte um mindestens 40 Jahre zurück. Es wurde geflogen auf „Teufel komm raus“, Minimum pro Tag und Geschwader 25-30 Starts, und das von Mo. – Fr., das ganze Jahr durchgehend. Dazu die Übungen, reichlich Nachtflüge und so sammelten unsere Piloten in der cold war Phase Hunderte und Aberhunderte von Flugstunden, so dass sie mehr wie einmal die 4-Stellige Flugstundenzahl auf der Flight und später in der Lounge feiern konnten. Fliegerisches Können war angesagter denn je. Szenenwechsel: Heute gibt der Simulator den Mainstream vor, Drohnenkunst ist angesagt; auch SAP, seinen Beratern, auch der Multi–Kulti Software und incredible india sei Dank. Ein Technik–Freak und Chrew Chief der 70er Jahre, der das Wohl und Wehe der LW nie aus den Augen verloren hat und bestürzt ist über die Entwicklung. Rein rechnerisch benötigten wir für unsere Anzahl von Jets Minimum die gleiche Anzahl einsatzfähihiger Piloten, die zu ergänzenden auszubildenden, ausscheidenden sowie beurlaubten und erkrankten Piloten diese Zahl mit 2 hochzurechnen, also warum nicht, die Kostensprenger horchen auf, die Uffze als Kostensenker nicht doch einzusetzen??? Schwaches Bild, meine Damen und Herren Berater und die, die die Verantwortung tragen. Fazit : Weiter so, oder doch die Kompetenzträger mit ins Boot holen? Hoffe nur, das es kein Leck geschlagenes Submarine ist. Ein Veteran.
Ich finde es immer wieder verwunderlich, dass die Gründe für die Kündigung durch das BMVg anscheinend nicht zu ermitteln sind. Es ist ja nicht so, dass, nach solchen, insbesondere medienwirksamen Kündigung wie der von Frau Baumann, nicht Stellungnahmen aus den Kommandobehörden gefordert werden. Die dann wiederum Stellungnahmen der Geschwaderführung anfordern.
Nur das Personal wird dazu nicht befragt, wie Frau Baumann oben schon angemerkt hat. Die Wahrheit will ja keiner hören, bzw als Stellungnahme nach oben weiterreichen. Stattdessen wird sich schön in die Taschen gelogen und Verdrängungspolitik betrieben.
Interessant ist übrigens auch, dass es meist immer Stabsoffiziere sind, die diesen Schritt der Kündigung in Betracht ziehen und das betrifft nicht nur den fliegerischen Dienst Jet, denn auch in anderen fliegerischen Bereichen gibt es Kündigung aus dem Führungspersonal.
Wenn man wirklich die Frage nach dem Warum stellen will, muss man auch die Antwort dafür suchen wollen.
Und die Antwort ist eben nicht, dass der Oberstleutnant aus dem fliegerischen Dienst nach knapp 15 Jahren Fliegerei noch 25 Jahre (oder mehr, geht ja alles in Richtung Altersgrenze bis 67) in Stäben verbringen soll und das auch noch unter Inkaufnahme finanzieller Einbußen (Wegfall Erschwerniszulage und nach 5 Jahren Halbierung der Stellenzulage) bei gleichzeitiger Verwendung in Ballungsräumen Köln / Berlin, wo die Lebenskosten um ein deutliches höher sind als an den fliegerischen Standorten. Für fliegendes Personal ist das definitiv nicht mehr attraktiv genug.
Gleichzeitig sind die Aussichten für Offiziere, die tatsächlich eine Karriere anstreben, deutlich geringer als vor 20 Jahren. Man geht vom BO41 weg, erhöht den Personalkörper A13/14 aufwärts unter Verringerung der Führungsdienstposten (da es nur noch 1/3 der früheren Geschwader gibt). Da wundert man sich, dass da Unmut/Unzufriedenheit aufkommt?
Aber Hauptsache die Personalzahlen gehen am Ende des Jahres in die richtige Richtung, nämlich nach oben.
Daher wird es der Bundeswehr auch weiterhin schwer fallen qualitativ hochwertiges Personal zu halten und dementsprechendes Nachwuchspersonal zu generieren.
Die Gründe zu den Kündigungen sind vielfältig, zusammenfassend, die Gründe, die Niki Baumann aufgeführt hat:
1. Zuviel Bürokratie und einsatzfremde Reglementierung. Piloten, insbesondere Kampfpiloten sind absolut auftragsorientiert. Wenn durch Vorschriften Ketten angelegt werden, die die Auftragserfüllung erschweren, sind sie gefrustet.
2. Flugstunden sind ein rares Gut, Piloten wollen jede Stunde einsatznah üben. Verdonner ich sie zum 3 Stunden Deutschlandborderpatrol mit dem Viertanker unter IFR, dann sind dies sinnlos verflogene Flugstunden, aber der Komo kann damit glänzen, dass sein Verband die Stunden erfolgen hat. Hab ich in der Tat mehrfach erlebt, insbesondere zwischen 2003 und 2006, als wir EF-Stunden verfliegen mussten.
3. Piloten mit regulären Offizieren vergleichen. Die Luftwaffe ist die einzige TSK wo der Hauptkampfauftrag nur von Offizieren geschultert wird. Als StaKa muss ich fliegerisch mit dem Hauptmann mithalten, insofern mache ich meine Cheftätigkeit effektiv nur halbtags. Ich hatte einmal für drei Jahre eine nicht-fliegende Führungsfunktion und es war meine erste nichtfliegende Verwendung und es war erschreckend, wieviel Zeit ich auf einmal hatte.
4. Die Kampfpilotenausbildung, ist die teuerste und zeitaufwendigste Ausbildung der Bundeswehr. Sheppard(Grundschulung) alleine circa 1,5 Mio, B-Kurs Eurofighter circa 5 Mio. Danach noch die Schulung im Verband(hies früher mal TEA). Ab Beginn Grundausbildung, bis Abschluss TEA, circa 5 Jahre reine Ausbildungsdauer und dann ist er ein LCR Wingman, sprich darf im Einsatz seinem Lead hinterherfliegen. Jetzt sollen alle noch studieren, also haue ich nochmal 2,5-4 Jahre drauf, alles wohlgemerkt ohne Wartezeit. Diese Offze müssen sich dann mit allen anderen vergleichen, die teilweise ihre Fachausbildung in 6 Monaten abgeschlossen haben.
5. Die Phase 3 in FFB selektiert den Operateur. BAPers will den zukünftigen Generalstäbler(Bürokraten) mit fliegenden Tätigkeitsabzeichen. Die Operateure jedoch sind die Waffen- und Fluglehrer, diese kündigen, weil man sie in den Stäben als Bürokraten haben möchte. Ergo fehlen Ausbilder, nach Sheppard und Goodyear in die fliegenden Ausbildungsstaffeln will keiner, weil man dem studierten Nachwuchs erzählt hat, dass man Karrier in den Stäben macht, oder weil man sie nach ihrer Zeit im Ausland nach Kalkar in die Stäbe zurück versetzt. In den nächsten drei Jahren gehen die letzten BO41 die derzeit noch in Sheppard die Fluglehrexpertise stellen. Ab 2020 wollen wir 60% mehr Flg Personal ausbilden. Ab nächsten Jahr wird die Luftwaffe ein Pilotenproblem bekommen was vergleichbar mit der aktuellen Situation der USAF und USN ist.
6. BAPers tut das was sie sollen, Bedarf decken ohne Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten. Das die vor 10-15 Jahren noch als BO41 eingestellten Operateure, die mehr oder weniger einseitig zu BO DG umgeändert worden nun anfangen zu kündigen, wenn man sie in die Stäbe schickt sollte keinen wirklich überraschen.
7. Unser jetziger InspLw und unser KdrFlgVbde haben das Problem erkannt, sind aber meiner Ansicht nach 10 Jahre zu spät in der Position um das noch kommende Drama zu verhindern. Fehleinschätzungen der Politik tun ihren Rest dazu. 2020 wird das Jahr wo man schon mal das Popkorn auf die Seite stellen sollte um sich das aufkommende Drama bei der Luftwaffe in Ruhe beobachten zu können.
Also als noch aktiver Pilot, kann ich zu dem Thema nur folgendes sagen:
Die Arbeitsbedingungen sind bei der BW einfach zu schlecht. Sobald hier einige von uns ihr A330 Rating haben werden, sind wir weg. Mal abgesehen davon, dass wir bei der Bw nicht zum Fliegen kommen, wird bei Luftfahrzeugbesatzungen immer noch nicht europäisches Recht umgesetzt. Flugdienst und Ruhezeiten wurden zwar teilweise übernommen, aber Regelungen die wie im zivilen eben die Mehrarbeit ausgleichen bzw. vermeiden und den Leuten auch ein wenig Planungssicherheit geben sollen wurden konsequent weggelassen. Im Jet Bereich fällt dies noch nicht einmal so ins Gewicht, aber hier spielen wohl auch die Nebenverwendungen eine Hauptrolle, welche für Besatzungen sowie abgeschafft gehören. Wir haben hier junge Kameraden die kaum ihre 75 Stunden im Jahr schaffen, weil sie einen Schichtdienst nach dem anderen schieben aus Mangel an fähigem Personal.
„Die Gründe für den Abschied aus dem Cockpit sind nach Darstellung des Verteidigungsministeriums nicht zu ermitteln:
Andere Nationen sollen sich der Frage – auch wenn es dort über die Verwendung LfzgFhr hinausgeht.
https://www.forces.net/news/military-retention-be-investigated-after-thousands-leave-service-each-year
Die BO-41-Option gab seinerzeit für viele den Ausschlag, sich beim Bund für die fliegerische Laufbahn zu entscheiden. Die schleichende Abschaffung dieser Option, gekoppelt mit der fehlenden Bereitschaft der Fluglinien, von ihren Einstellungshöchstaltersgrenzen abzurücken haben neben unfassbaren Bürokratiehindernissen für den Erwerb der zivilen Lizenz (im Vergleich zu beispielsweise den USA) die Attraktivität für den fliegerischen Dienst erheblich geschmälert.
Früher gab es auch auch dann noch genug Offiziere für die Stäbe, nachdem die Flugbegeisterten mit 41 „in den Sack gehauen“ hatten. Nicht jeder ging dann zwingend in die zivile Passagierfliegerei, aber es gab genug Optionen. Die Attraktivität des Strahlflugzeugführerberufs zu steigern, oder immerhin zu versuchen, die Grundlagen der Personalgewinnung zu erhalten, indem die Rahmenbedingungen entsprechend politisch gestaltet werden, wurde schlicht verschlafen, bzw. es war einfach nicht en vogue, Geld für die Bundeswehr in die Hand zu nehmen…
Wie immer zeigt sich auch hier ein „Schweinezyklus“. Auf den Überfluss folgt unweigerlich periodisch der Mangel. :-/
Ich kann also Piloten verstehen, die bei nüchterner Betrachtung nur Nachteile in Kauf nehmen müssen, wenn sie länger dabeibleiben, als sie unbedingt müssen.
Puh, danke für die Hintergründe hier … Ich hoffe die richtigen Stellen lesen mit. Aufwachen!!!
Das was sich nun bei den Verwendungen/Laufbahnen der Jetpiloten abspielt ist allerdings in einer Vielzahl der Laufbahnen zivil wie militärisch der Alltag. Das Kerngeschäft bleibt liegen wegen übermäßigen Bürokratiemus und für die Pflege von „on-top“ EDV, insbesondere SASPF.
Das BAPersBw als die zentrale Behörde für alle kämpft mit der Vielfältigkeit des Bw-Personalkörper
Es gab immer Phasen im fliegerischen Dienst, die mit einer erhöhten Unzufriedenheit der Lfz-Besatzungen einherging. Aber immerhin gab es früher noch das Gemeinschaftsgefühl im Rahmen der fliegenden Staffeln. Mittlerweile hat sich dieser Zusammenhalt durch Arbeitszeitverordnung, permanente Personalabstellungen für Auslandseinsätze auf nicht-fliegende Dienstposten oder Lückenfüller in KdoBeh aber auch die Umstellung von Doppel- auf Einsitzer-Lfz deutlich veringert. Hier hat die Bw das Ziel erreicht, „ein Arbeitgeber wie jeder andere“ zu werden. Dazu noch Personalführung „by corner“ und irgendwann ist der Bogen überspannt. Wie bereits von anderen kommentiert: Es sind nicht irgendwelche Piloten, sondern Leistungsträger, die gekündigt haben. In der Wirtschaft werden diese Kameraden mit ca. 50% zusätzlichem Gehalt einsteigen, ohne kurzfristige Auslandseinsätze, Vollzähligkeitsappell, kurzfrisitge Versetzungen, Kommandierungen etc.
Kleiner Schwank zum Thema Personalführung: Ich hatte um Versetzung aus familiären Gründen auf einen heimatnahen DP gebeten. Der Personalführer hatte einen geeigneten Vorschlag gemacht. Leider war seine Zeit um, er wechselte auf einen fliegerischen Führungsdienstposten (Zufall). Sein Nachfolger bot mir einen neuen DP an. Nicht wirklich heimatnah, aber bei einer NATO Dienststelle, die zu meinem Versetzungsdatum (mit mir) in einen 12monatigen AFG-Einsatz gehen sollte. Da war offensichtlich die Not des Personalführers einen Kandidaten für den DP zu finden größer, als meine Not einen heimatnahen DP zu bekommen. So geht Personalführung.
@ Flg StaKa
+1
Besser kann man es echt nicht auf den Punkt bringen.
@Ex-Soldat | 11. Februar 2019 – 22:29
Die Situation in den 90er Jahren war aber eine ganz andere. Nach der Wiedervereinigung und der Übernahme der NVA folgten gleich die ersten neuen Strukturen und Konzepte zur Verkleinerung der Bundeswehr.
Und auch wenn ein großer Teil der NVA-Kameraden in den ersten Jahren über die Akten der Gauck-Behörde fiel, blieben doch genug übrig, um den einen oder anderen Beförderungsstrang zu blockieren.
Das wurde damals erkannt und das Personalstärkegesetz geschaffen. Die Kameraden haben also nicht gekündigt, sondern auf Antrag ihre Dienstzeit verkürzt, insbesondere haben dieses TrpOffz mit Studium SaZ 12 in Anspruch genommen. Sämtliche Ansprüche auf Bezüge, Übergangsgebürnisse etc. wurden auf die dann geleistete Dienstzeit umgerechnet und blieben erhalten.
Das war eine grundlegend andere Situation, auch rechtlich, als wir sie hier und heute haben. Meines Wissens nach kann ein BO nur kündigen, aber nicht seine Dienstzeit verkürzen, was quasi die Rückversetzung in den Status als SaZ bedeuten würde. Und vor allem haben wir z.Zt. keinen sich abzeichnenden Personalüberschuss, im Gegenteil.
Was mich etwas wundert, sind die Kommentare derjenigen, die schreiben, das BO41 auf BO lebenslang umgeswitcht wurden. Meines Wissens nach muss der Soldat zustimmen. Das kann nicht so von Oben bestimmt worden sein.
@ Georg
Das von Ihnen beschriebene Phänomen ist dem gesamten öffentlichen Dienst zu eigen. Das Abschrecken fängt ja teilweise schon beim Einstieg an. Aus eigenem Erleben:
Nach dem WiWI-Studium an einer Uni wollte ich in den höheren Dienst der Finanzverwaltung einsteigen. Bei Hofe wurde mir beschieden, daß dazu nur Juristen berufen sind. Aber ich könnte ja noch ein dreijähriges FH-Studium absolvieren, und anschließend als Außenprüfer im gehobenen Dienst (!) arbeiten. Selten so gelacht! Wenn ich das gewollt hätte, hätte ich diese Laufbahn sofort eingeschlagen.
Nun bin ich für die andere Seite in einem mittelgroßen Unternehmen tätig. Das schöne ist, ich weiß, was ich am dem Unternehmen habe, und das Unternehmen weiß, was es an mir hat. Beide Seiten sind zufrieden. 2 Studienkollegen von mir haben nach 10 Jahren beim Finanzamt in den Sack gehauen und sind jetzt selbstständig tätig. Der Grund: Sie hatten die Gängelei satt.
Der Umgang mit (Spitzen)Personal ist offensichtlich ein systemisches Problem des öffentlichen Dienstes. Das fatale ist, daß die Auswirkungen bei der BW deutlich gravierender ausfallen als in anderen Bereichen.
@all
(Erneut) Die dringende Bitte: Sicherlich gibt es bei diesem Thema Parallelen zu anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes, zur Weltlage, zu Deutschland, zu …. Es bringt hier aber keinen weiter, wenn das jetzt zu grundlegenden Betrachtungen über diesen Bereich hinaus genutzt wird, sondern führt sehr schnell in eine globalgalaktische Debatte, die hier nicht weiterhilft.
Ein normaler Mensch sieht den brennenden Baum, das BMVg preist wahrscheinlich die kostenfreie Wärmequelle an.
In Zeiten wo jeder Rekrut der die Aga abbricht einen Fragebogen ausfüllen darf warum und wieso er denn abgebrochen habe, beharrt das BMVg tatsächlich auf den Passus das ein BS auf eigenen Antrag kündigt und das ohne die Angabe von Gründen?
Hier hätte es ein weißes Blatt Papier getan und wie Frau Baumann hier ausgeführt hat wären die Betroffenen sicherlich bereit gewesen Auskunft über die Gründe darzulegen,
Aber anstatt die Gefahr des drohenden Crash zu sehen und Gegenmaßnahmen einzuleiten, lügt man sich selbst in die Tasche und versteckt sich hinter Vorschriften.
Da die materielle Einsatzbereitschaft in Zukunft nicht besser werden wird, sondern eher noch schlimmer und die Problematik um SASPF verschärft wird sehe ich für die Zukunft schwarz.
Ich denke die BO 41 Regelung und wie sie heute fast nicht mehr angewandt wird ist ein Kernpunkt der Kündigungsmisere.
Früher war es klar, dass die „Operateure“, also die flugbegeisterten Piloten nach ca. 20 Jahren Dienstzeit mit 55 % Pensionsanspruch ausscheiden konnten.
Nachdem seit ca. 2010 / 2011 dies einseitig von der poltiischen Leitung anders gehandhabt wird, muss die jetzige Kündigungswelle der „Operateure“ niemanden überraschen.
Dabei ist der Druck auf die alten BO-41 Regelung nicht nur von politischen Spitze aus dem Bereich BMVg vorhanden.
Laut DBwV haben bei einem aktuellen Gesetzesvorhaben für die Neuregelung der allgemeinen und besonderen Altersgrenze für Soldaten, 13 von 15 Ministerien bei der Mitzeichnung gegen die Beibehaltung der besonderen Altersgrenze für Soldaten gestimmt.
Wenn die neue Altersgrenze erstmal für alle Soldaten verbindlich festgelegt ist und die Demografie auf den Bw-Personalkörper ab 2025 voll durchschlägt, dann wird die Bw noch ganz andere Personalsorgen bekommen – nicht nur im fliegerischen Bereich.
„Schanghaien“ funktioniert nur solange bis das Prinzip durchschaut ist !
Harter Tobak. Freundliche Worte fallen mir dazu nicht ein, also versuchen wir es mit einigen rethorischen Fragen: Die Leute werden für zig Millionen Euro ausgebildet. Fliegen millionteure Maschinen, teils unter Bewaffnung. Und man behauptet elementare Beweggründe dieser Personen nicht zu kennen? Ernsthaft?
Oder: In einem Tätigkeitsumfeld, wo großes Vertrauen ineinander unabdingbar ist, ist offenbar die Kommunikation miteinander derart schlecht, dass Personen zur „Black Box“ werden?
Oder: Eine Truppe, die sich mit schicken Plakaten und Social Media-Kampagnen um Nachwuchs bemüht, schafft es nicht einmal simple aber effektive Verwaltungsstandards wie Mitarbeitergespräche, Feedback-Runden und ähnliche Formate der Evaluation einzuführen?
Die Sprachlosigkeit des Verteidigungsministeriums macht sprachlos! Wenn man nicht einmal die Kündigungsgründe benennen kann oder will – wie soll da jemals stringent entgegesteuert werden können?
Zit. aus einer zufällig ausgewählten Seite: „Trotz offener Stellen sieht Generalinspekteur Eberhard Zorn keinen Grund zur Panik. „Im Schnitt sind 15 Prozent der Dienstposten nicht besetzt“, sagte Zorn dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstag). Es gebe „etwas größere Lücken“ bei der IT, bei Ärzten, im Personalmanagement und in der Logistik – aber „keinen Anlass zur Panik, weder von der Zahl her noch von der Qualität unserer Bewerberinnen und Bewerber“. (dpa)“
Alle Kommentatoren haben Unrecht. Es gibt kein Problem. Frau B. war ein Einzelfall. Pünktlich zum 1.4.2031 wird jeder Pilot planerisch wieder ausreichend Flugstunden absolvieren können.
Und hinter jedem Piloten sitzen 3 Generalstabsoffiziere pro Führungsebene, die in epischer Breite ausformulieren, warum das so wichtig ist. Wer kann schon sagen, wie viele Flugstunden welcher konkreten Bedrohungslage unter besonderer Berücksichtigung des verfassungsmäßigen Auftrags der Bw und den sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen entsprechen? Den vernetzten Ansatz nicht vergessen.
Das muss konzeptionell sauber abgeleitet werden!
Aber immerhin kriegt man ja jetzt mehr Unterhemden – wenn das mal kein zusätzlicher Attraktivitätsfaktor ist, der Bewerber nachhaltig anlockt.
Danke an alle PilotInnen, die sich hier geäussert haben. Als interessierter Mitleser bekommt man dadurch eine ganz andere Einsicht zu dem was da passiert.
Mich würde zusätzlich interessieren ob die Stimmung bei den PilotInen in den LTGs genauso schlecht ist?