Bei der Luftwaffe künftig Drohnenpiloten ohne herkömmliche Fluglizenz (Korrektur)

Die Neuigkeit hat die Luftwaffe in ihrer Mitteilung zum Start der Ausbildung für die neue Bundeswehr-Drohne Heron TP in Israel nur am Rande erwähnt, aber das ist einen eigenen Eintrag wert: Künftig wird die Bundeswehr Piloten für unbemannte Luftfahrzeuge, so genannte Remotely Piloted Aircraft (RPA), ausbilden, die nicht wie bisher die Lizenz für ein Flugzeug oder einen Hubschrauber der Streitkräfte erworben haben.*

Die Information taucht in dem Bericht aus Israel etwas versteckt auf:

Dieses Aufgabenfeld stellt, neben den Tätigkeiten als Jetpilot oder in der Transportfliegerei, die dritte Säule des attraktiven Berufsbildes Fliegerischer Dienst in der Luftwaffe dar. Auch die hier tätigen Piloten erwerben eine vergleichbare, fliegerische Lizenz.

Schlüsselwort ist eine vergleichbare, fliegerische Lizenz – und in der Tat, das habe ich mir von der Luftwaffe bestätigen lassen, soll es im Laufe dieses Jahres den eigenständigen Ausbildungsgang eines RPA-Piloten geben. Die ersten Anwärter sind bei der Luftwaffe schon angekommen.

Die künftigen Drohnenpiloten werden zwar zunächst auf einem Trainingsflugzeug geschult, wie die künftigen Kampfjet-, Transportflieger- oder Hubschrauberpiloten auch. Im Anschluss werden sie aber nicht für den Einsatz auf einem der bemannten Luftfahrzeuge der Bundeswehr ausgebildet und erhalten dafür auch keine Lizenz.

Und das ist das neue: Bisher ist die Lizenz für die unbemannten Systeme eine Zusatzqualifikation für Piloten, die ihren Schein für einen Kampfjet, ein Transportflugzeug oder einen Hubschrauber gemacht haben. Ohne diese vorherige Qualifikation in der bemannten militärischen Luftfahrt wurde bisher bei der Bundeswehr kein Soldat RPA-Pilot.

Zu den Ähnlichkeiten und Unterschieden hatte ich vor Jahren einen Drohnenpiloten befragt:

Frage: Ist das ein Unterschied in der Eigenwahrnehmung? Empfinden Sie anders, wenn sie ein RPA steuern als einen Jet? Weil es kein richtiges Fliegen ist?

Pilot: Das muss man differenziert sehen, da wir alle auch noch ein bemanntes System steuern. In meinem Fall eine Cessna Citation. Viele andere fliegen nebenher noch Transall oder die Huey oder Eurocopter. Von daher ist es für mich eher ein zweigleisiges Fliegen: Einmal der Einsatzflugbetrieb in Afghanistan und andererseits die Inübunghaltung in Bremen auf der Citation. Es ist nicht so, dass man sich jetzt zurückversetzt fühlt an den Simulator oder in einen reinen UAV-Flugbetrieb. Es ist schon richtiges Fliegen mit dabei, und das ist, finde ich, von Vorteil.

Frage: Aber Sie unterscheiden zwischen richtigem Fliegen und RPA-Fliegen?

Pilot: Physisch. Im Kopf ist es das Gleiche. Man hat gewisse Prozesse, im Flug wie auch am Boden, wenn man das Luftfahrzeug fernsteuert. Es sind immer dieselben Prozesse, die man da abarbeitet. Aber es ist natürlich ein anderes Gefühl, die Beschleunigungskraft und die Wettereinflüsse zu fühlen, als sie nur zu sehen. Das ist natürlich etwas anderes, auf der Panoramakamera des Heron zu sehen, wie er halt ein bisschen durch Turbulenzen fliegt, als wenn man selber drinsitzt. Es sind aber die selben Abläufe, die selben Checks, die selbe Crew Communication. Es ist schon sehr ähnlich.

Wenn ich das richtig sehe, folgt die Luftwaffe damit dem Weg anderer Streitkräfte, die schon länger ihre Drohnen von Piloten steuern lassen, die eben nicht aus der klassischen bemannten Fliegerei kommen. Interessant wird zum einen, wie diese Ausbildung konkret aussieht – und zum anderen, ob die Bundeswehr auch in einem anderen Punkt von ihren bisherigen Regeln abgeht: Bislang sitzen die Bediener der unbemannten Systeme, also ein Pilot und ein Payload Operator, in einer Bodenstation in den Einsatzgebieten in Afghanistan oder Mali. Technisch könnten sie natürlich ebenso in Deutschland sitzen und ihr Fluggerät aus einer deutschen Kaserne steuern. Mal sehen, ob das so bleibt wie bisher.

*Korrektur: Damit ist klargestellt, dass die RPA-Piloten auch auf einem bemannten Flugzeugmuster geschult werden und einen Pilotenschein erwerben. Der Unterschied liegt dann aber darin, dass sie danach gezielt für den Einsatz mit unbemannten Systemen ausgebildet werden. Da hatte es zunächst ein Missverständnis zwischen der Luftwaffe und mir gegeben.

(Archivbild Juli 2016: Das Aufklärungssystem Heron 1 steht für den nächsten Ausbildungsflug in Israel bereit – Bundeswehr/Susanne Hähnel)