DroneWatch: Bundeswehr beginnt Ausbildung für neue Drohne – Update (neu: Lizenz für RPA-Piloten, mit Korrektur)

Gut ein halbes Jahr nach der Zustimmung des Bundestages zur Beschaffung bewaffnungsfähiger Drohnen für die Bundeswehr hat die Ausbildung der Crews in Israel begonnen. Am (heutigen) Montag startet die israelische Luftwaffe die Instruktion der deutschen Bedienungsmannschaften auf der Bais Tel Nof bei Tel Aviv, teilte die Luftwaffe mit. In dem zweimonatigen Kurs für Pilot und den so genannten Payload Operator gehe es bislang ausschließlich um den Einsatz der unbemannten Systeme zur Aufklärung.

Nach langem Streit zwischen den Koalitionspartnern Union und SPD hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages im Juni vergangenen Jahres die Planung gebilligt, auf neun Jahre ein Gesamtsystem aus fünf Remotely Piloted Aircraft (RPA) des israelischen Typs Heron TP, vier Bodenstationen und je einen Ausbildungssimulator in Deutschland und Israel zu leasen. Eine Bewaffnung der Fluggeräte ist zunächst nicht vorgesehen, darüber soll in einem gesonderten Parlamentsbeschluss entschieden werden.

Auch ohne Bewaffnung sei die Heron TP den derzeit genutzten unbemannten Systemen des ebenfalls israelischen Typs Heron überlegen, argumentiert die Bundeswehr: Reichweite, Flughöhe, Einsatzzeit und auch die Aufklärungstechnik seien besser als bei den älteren Drohnen, die bereits in den deutschen Auslandseinsätzen in Afghanistan und Mali genutzt werden.

Aus der Mitteilung der Luftwaffe:

Das Training der ersten sechs Crews, bestehend aus je einem Piloten und einem Tactical Operator (Sensorbediener) erfolgt entlang der gültigen Regularien und operativen Fähigkeiten des Systems. Die Soldaten werden zum sicheren und effektiven Einsatz des Systems und seiner Aufklärungssensoren anhand unterschiedlicher Szenarien befähigt und weitergebildet. So umfasst die Ausbildung unter anderem das Handling des Systems im Normalbetrieb und bei gegebenenfalls aufkommenden Fehlermeldungen – inklusive einer möglichen Fehleranalyse – im Flug bei Tag und Nacht sowie in der Dämmerung. (…)
Nach derzeitigem Stand sind je zwei Lehrgänge in 2019 und 2020 geplant, weitere Durchgänge für deutsche Soldaten sollen in den Jahren 2021 und 2022 folgen. Dieses Aufgabenfeld stellt, neben den Tätigkeiten als Jetpilot oder in der Transportfliegerei, die dritte Säule des attraktiven Berufsbildes Fliegerischer Dienst in der Luftwaffe dar. Auch die hier tätigen Piloten erwerben eine vergleichbare, fliegerische Lizenz.

Die Drohnen im Bundeswehr-Einsatz gehören zum Taktischen Luftwaffengeschwader 51 Immelmann in Schleswig-Holstein. Dessen Kommandeur Oberst Kristof Conrath sagte am Rande der Eröffnungszeremonie in Tel Nof laut Luftwaffe: Das Ausbildungsprogramm ist auf den Betrieb in der Aufklärungsrolle ausgelegt, unsere israelischen Partner verfügen hier über weitreichende Erfahrungen und die entsprechende Luftraumstruktur. Das machen wir uns zunutze.

In der Pressemitteilung hat die Luftwaffe übrigens eine knackige Neuigkeit versteckt: Bislang gilt die Regel, dass der Pilot eines unbemannten Flugsystems bereits eine Lizenz für eines der bemannten Flugzeuge oder einen Hubschrauber der Streitkräfte erworben haben muss. Davon nimmt die Bundeswehr nun Abschied, wie die Aussage Auch die hier tätigen Piloten erwerben eine vergleichbare, fliegerische Lizenz schon zeigt: Im Laufe dieses Jahres sollen die ersten RPA-Piloten kommen, die nicht mehr wie bisher zuvor den Flugschein für die bemannten militärischen Luftfahrzeuge gemacht haben, bestätigte mir die Luftwaffe auf Nachfrage.

(Korrektur: Da hatte ich zunächst eine ungenaue Darstellung, wegen eines Missverständnisses – in diesem Eintrag habe ich das noch mal genauer erläutert.)

Interessant ist übrigens auch, dass mit keinem Wort erwähnt wird, dass die Drohnen nach entsprechender politischer Entscheidung auch bewaffnet werden können – und dass dafür auch Ausbildung nötig sein wird. Sind dann die jetzt ausgebildeten Crews auf die Aufklärungseinsätze der Drohnen beschränkt?

Die Beschaffung der Systeme ist in Deutschland politisch umstritten, weil die technisch mögliche Bewaffnung von deren Gegnern als Schritt der Bundeswehr in Richtung völkerrechtlich fragwürdiger Drohneneinsätze der USA angesehen wird und in Zusammenhang mit der Nutzung auch durch Israel gesetzt wird.

(Fotos: Patch der neuen Ausbildungseinheit / Eröffnungsappell der Ausbildung in Tel Nof / Conrath im Gespräch mit seinem israelischen Kollegen – Francis Hildemann/Luftwaffe)