Jetzt amtlich: Alle sind Veteranen
Nach einer Woche Verwirrung hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen geklärt, wer künftig als Veteran der Bundeswehr angesehen werden soll. Das Ministerium veröffentlichte am (heutigen) Montag einen Tagesbefehl der Ministerin, der die weit gefasste Definition amtlich macht:
Veteranin oder Veteran der Bundeswehr ist, wer als Soldatin oder Soldat der Bundeswehr im aktiven Dienst steht oder aus diesem Dienstverhältnis ehrenhaft ausgeschieden ist, also den Dienstgrad nicht verloren hat.
Diese breite Festlegung geht deutlich über das hinaus, was von der Leyens Amtsvorgänger Thomas de Maizière vorgeschlagen hatte: Danach hätte der Veteranenbegriff auf die Soldaten beschränkt werden sollen, die in Auslandseinsätzen gedient haben.
Dem Tagesbefehl der Ministerin war eine etwas verwirrende Diskussion in der vergangenen Woche vorausgegangen. Eine Sonntagszeitung hatte bereits am 18. November gemeldet, von der Leyen habe sich mit dem Deutschen Bundeswehrverband und dem Verband der Reservisten der Bundeswehr auf diese Definition verständigt. Merkwürdigerweise war aber keine der drei beteiligten Institutionen bereit, diese Verständigung zu bestätigen – jede lobte nur die Haltung der jeweils anderen.
Aber egal, jetzt kann ja auf der Grundlage der nunmehr amtlichen Diskussion die Debatte losgehen, was es denn nun bedeutet, wenn alle aktiven und früheren Bundeswehrsoldaten als Veteranen bezeichnet werden. Oder ob es eigentlich gar nichts bedeutet, weil ja jeder Veteran ist. (Ganz abgesehen davon, dass sich erneut für die früheren DDR-Bürger die Frage stellt, warum sie nach Dienst in der Nationalen Volksarmee nicht als Veteranen angesehen werden sollen.)
Dass es mit der Alle-sind-dabei-Definition nicht getan sein kann, hat auch die Ministerin erkannt:
Ausgehend von diesem Verständnis habe ich nun angewiesen, Vorschläge zu erarbeiten, wie die Würdigung der Veteranen weiter ausgestaltet werden kann.
Die konkreten Bedürfnisse derer, die als Veteraninnen und Veteranen in der Bundeswehr dienen oder gedient haben, müssen hier im Mittelpunkt stehen. Anknüpfen können wir dabei an die zahlreichen Initiativen, die wir gerade mit Blick auf die Verbesserung der Fürsorge und auch der Versorgung unserer einsatzgeschädigten Soldatinnen und Soldaten in den vergangenen Jahren erreichen konnten.
Dann wird ja sicherlich auch geklärt werden, was mit den 10.000 bereits geprägten Veteranen-Medaillen passiert, die das Ministerium eingelagert hat. Das sind, wenn die kursierende Zahl von rund zehn Millionen noch lebender früherer Bundeswehrsoldaten zutrifft, ja ein bisschen wenig.
(Foto April 2018: Pilotprojekt „Ausbildung von Ungedienten“ des Reservistenverbandes in Berlin – Foto Reservistenverband)
Mit der jetzigen Begriffsfassung ist der Begriff Veteran dann sogleich obsolet geworden.
Auf den Punkt:
Auch im Jahr 2018 will die Bundeswehr keine Möglichkeit haben, der Fürsorgepflicht auf lange Sicht gerecht zu werden. Weil keine Differenzierung stattfindet, können gehäuft auftretende Erkrankungen innerhalb eines Kontingents nicht erkannt und Betroffene nicht zu mehr Vorsorge angehalten werden.
Das Betrifft Gefährdungen an Einsatzorten mit Uranmunitionbelastung, wie auch unspezifische, kaum zu beziffernde Erkrankungen z.B. wenn man über Monate in schimmeligen Zelten (Kongo) oder rottigen Fabrikhalten (Prizren, Lager Progress(?) oder wie die Fabrik da hieß) untergebracht war.
Auch bei den psychischen Nachwirkungen, wie Suiziden nach der Dienstzeit ist durch den verwässerten Veteranenbegriff gewährleistet, dass niemand bemerkt, wenn sich die Selbstmordrate innerhalb eines Kontingentes erhöht.
All das soll nach dem Willen der Bundesregierung mit dem AVZ abgegolten sein. Lieber nicht zu genau hinschauen, scheint die Devise zu sein. Das ist – gemessen an den (Langzeit-)Risiken ein unwürdiger und verantwortlungsloser Umgang.
@Daniel Lücking | 28. November 2018 – 11:29
„Mit der jetzigen Begriffsfassung ist der Begriff Veteran dann sogleich obsolet geworden.“
Zustimmung. Wer nicht differenziert, würdigt gar niemanden.
„Auch im Jahr 2018 will die Bundeswehr keine Möglichkeit haben, der Fürsorgepflicht auf lange Sicht gerecht zu werden.“
Sorry, aber zum einen ist diese Behauptung reichlich gewagt und zum anderen hat das doch gar nichts mit dem Thema zu tun.
Sie vermischen hier zwei Themen. Beide Fragestellungen sind wichtig, aber haben wenig mit einander zu tun!
@Koffer
Wer differenziert, schließt aus. Und wer in diesem Thema jemanden grundsätzlich ausschließt, nimmt Ehre.
Ohne mich auf irgendeinen vorherigen Beitrag/Kommentar abzustützen, verstehe ich „Veteran“ entlang seiner ursprünglichen (Wort-)Bedeutung als jemanden, der „Altgedienter“ ist, oder etwas salopper beschrieben, sich durch (jahre-)langes Dienen für den Soldatenberuf wesentliche Erfahrungen angeeignet hat resp. sich überhaupt dadurch hat aneignen können.
Insofern fallen für mich im Grunde alle Sdt heraus, die „lediglich“ Grundwehrdienst im Grundbetrieb abgeleistet haben; dabei möchte ich die Leistungen Einzelner, die z. B. durch freiwillige Wehrdienstverlängerungen als FWDL in einen Einsatz gegangen sind, in keiner Weise schmälern oder gar diskreditieren!
Selbst der frühere W15 hatte nach dreimonatiger(!) Grundausbildung und abzüglich der Urlaubsansprüche nur knapp ein Jahr, um als vollausgebildeter Reservist „nach Hause“ zu gehen, die Reduzierungen auf zwölf-, zehn-, neun- und schließlich sogar sechsmonatige Grundwehrdienstzeiten waren demnach zunehmend aberwitzig geworden, wodurch mir als Vorgesetztem damit auferlegt wurde, dies sozusagen und irgendwie durch „Handauflegen“ zu kompensieren …
Somit bin ich der Auffassung, dass es mehr braucht, als nach einigen wenigen Monaten Dienst den „Laden“ wieder zu verlassen, ohne je eine soldatische Vollausbildung erreicht zu haben; unter anderen Gesichtspunkten, z. B. fehlende/unzureichende Ausrüstung, führte auch dieser Umstand in die heutige Unfähigkeit der Bw, dem legitimen politisch-gesellschaftlichen sowie verfassungsgemäßen Anspruch an die Bw, im Falle des Falles für die Landes- und Bündnisverteidigung befähigt zu sein, Folge leisten zu können. (Nochmals: das haben nicht die davon betroffenen ehemaligen Soldaten/heutigen Reservisten zu rechtfertigen.)
In früheren Zeiten war der Veteran der (alt-)gediente, kriegserfahrene Sdt, der darüber hinaus erst auch zuzüglich ausgezeichneter „Conduite“ (Führung; Betragen) in eine Eliteeinheit übernommen wurde (vgl. Napoleons sogar so bezeichnete „Alte Garde“); oder der bereits erfahrene (und verdiente) deutsche Frontsoldat, der – schon 1914 als Veteran bezeichnet – in die Rekrutenausbildung an der Heimatfront eingesetzt wurde, als man erkannte, dass der frische Personalersatz wie die Fliegen dahingerafft wurde, da er ohne jede Heranführung bzgl. Gefechtseinwirkungen gleichsam aus dem Viehwaggon* direkt ins Feuer geschickt wurde, und noch nicht, so wie die „alten Frontschweine“, zu überleben gelernt hatte.
Fazit: Sdt sind dem Begriffe nach dann Veteranen, wenn sie altgedient und/oder einsatzerfahren sind, dabei sagt der Begriff nichts darüber aus, ob jemand noch aktiver Sdt ist oder bereits ausgeschiedener Zeitsoldat oder aber Pensionär ist.
*: Soldaten reisten damals noch nicht 1. Klasse …
(Ach ja, noch was: ich unterscheide grundsätzlich nicht zwischen männlichen und weiblichen Soldaten, es ist mir egal, wer da unter der Uniform steckt, denn unbenommen ihres Geschlechts haben alle die gleichen Pflichten und Rechte als Sdt.)
@Mathias
Selbstverständlich darf ich differenzieren.
Wenn es um die Wertschätzung derer geht, die einen oder mehrere Einsätze hinter sich haben, ist es doch legitim zu unterscheiden.
Die Fragen sind:
Was soll damit ausgedrückt werden?
Wen will ich erreichen?
Warum überhaupt wenn ich sowieso wieder keinen Unterschied machen will?
Es gibt nun mal Unterschiede, in der erbrachten Leistung.
Und bevor hier ein Shitstorm über mich hereinbricht.
JA – ich weiß dass manche gerne diese Leistung erbringen würden, es aber aus diversen Gründen nicht können oder dürfen.
Trotzdem haben sie es nicht!
@Koffer
Dann benennen Sie mir mal einen Kontakt, der im BMVg eine Übersicht über die Suizide von Auslandseinsatzteilnehmerinnen nach der Dienstzeit hat.
Mein Kenntnisstand: es wird nicht gezählt. Kann aber mittlerweile veraltet sein.
Eine Themenvermischung kann ich indes nicht erkennen, weil die Forderung nach einem „Veteranen-Status“ genau zu diesem Zweck erhoben wurde. Fragen Sie mal in Veteranenorganisationen zum Thema Suizid – da gibt es national und international einige Erfahrungswerte.
@Daniel Lücking | 28. November 2018 – 13:55
Wie @Koffer auch, gehen Sie in Ihrer Definition von Veteranen vom sog. Einsatz- oder Kriegsveteran aus. Das ist aber nicht im Sinne der allgemeinen Definition.
Demnach ist jeder ein Veteran, der in den Streitkräften gedient hat, genau so, wie jeder Student ein Alumni seiner Universität ist, egal, wie weit er es gebracht hat oder was er geleistet hat.
Ihr anderer Punkt ist auch einer, hat mit der Diskussion hier zwar nichts zu tun, aber ist ein ausgeblendetes Problem, da es an entsprechenden Betreuungsstrukturen mangelt. Wobei jeder Einsatzveteran aktiv zustimmen müsste, sich dort betreuen zu lassen.
Da hilft es auch nicht, so platt wie der Reservistenverband es letzte Woche getan hat, einen General der Veteranen oder für Veteranenangelegenheiten zu fordern.
Im Prinzip haben wir den schon, es ist der stellvertretende Generalinspekteur, der gleichzeitig der Beauftragte für Reservistenangelegenheiten ist. Der wäre m.E. der richtige Ansprechpartner.
Reservistenverband bietet sich als Heimstatt an.
Reservistenverband will Veteranen/Kameraden eine Heimat bieten. Staatssekretär
@petertauber und Verbandspräsident Oswin Veith haben über Fragen gesprochen, die 10 Mio Ehemalige betreffen.
Dazu bedarf es zunächst tatkräftiger Präsenz des Verbandes in der Truppe.
@ Daniel Lücking | 28. November 2018 – 13:55
„Dann benennen Sie mir mal einen Kontakt, der im BMVg eine Übersicht über die Suizide von Auslandseinsatzteilnehmerinnen nach der Dienstzeit hat.“
Um jetzt nicht zu sehr OT zu werden. Dies dürfte, trotz des Leitfaden […], aufgrund des stark unterschiedlichen Umgang in der Truppe schwierig werden.
Ich habe selbst erlebt, wie Soldatinnen/Soldaten bei dem geringsten Verdacht einer Eigengefährdung in eine geschlossene Psychiatrie eingewiesen wurden oder dies durch einen Psychiater im BwZk mit „erzieherischer Wirkung“ begründet wurde.
Und es setzte sich so weit fort, dass ein KpChef nicht wusste, dass er Einsatzgeschädigte in seiner Einheit hat. Wenn dann noch ein Kdr befiehlt, bei Beginn der Behandlung sofort eine Begutachtung auf Dienstfähigkeit durchzuführen und das zuständige SanVersZ mitspielt, zeugt das von wenigstens einem geringen Kenntnisstand in der Truppe.
Was den Veteranenbegriff angeht, um auf das Thema zurückzukommen, gibt es verschiedene Ansichten und viele Kameraden sehen ihn in der derzeitigen Auslegung eher kritisch.
Ich selbst bin nur darauf gespannt, wie man den Begriff als solches mit Leben füllen will, wenn ein gesellschaftliches Desinteresse vorzuherrschen scheint.
@JS
Was hat das mit dem Begriff Veteran zu tun. Sie ist eine Bezeichnung für ehem. Soldaten und sich für den Dienst in der Bw zu entscheiden und ihn zu leisten ist ehrenwert und sollte Anerkennung verdienen.
„Wenn es um die Wertschätzung derer geht, die einen oder mehrere Einsätze hinter sich haben, ist es doch legitim zu unterscheiden.“
Ja, wird ja auch getan, mit Geld, Urkunden, ggf in der Beurteilung und Orden/Abzeichen.
Welche Einsätze meinen Sie? In Bamako im Hotel? Wer im Einsatz war, muss noch lange keine Leistung gebracht haben, außer er ist da eingelaufen;-)
Die Fragen sind:
Was soll damit ausgedrückt werden?
Wen will ich erreichen?
Warum überhaupt wenn ich sowieso wieder keinen Unterschied machen will?
Es wird unterschieden, zwischen jenen die in der Bw gedient hatten und jenen die nicht gedient hatten.
Auch Polizisten die bereit waren, ihr Leben jeden Tag aufs Spiel zu setzten verdienen Anerkennung auch wenn sie nie in eine Schießerei kamen und dann sind ehem Polizisten eben Veteranen der Polizei (kann das BMI ja für sich definieren :-)
Wie die Gesellschaft das anerkennt (Ehrung, Vorzüge, uvm) ist ihre Sache aber jetzt kann sich ein Veteran als solcher bezeichnen und evtl mal ausweisen (Abzeichen, Ausweis o.ä.)
Im Gespräch wird man dann erfahren was er alles geleistet hat (oder gern hätte ;-))
@MA
Beim Suizid-Thema sprach ich nicht aktive Soldat_Innen an, sondern „Veteranen“ nach der Dienstzeit.
In den USA sind es TÄGLICH 20 Veteranen aus unterschiedlichsten Kriegseinsätzen, die Suizid begehen. In GB verweigerte sich das Militär solange, bis Veteranenverbände eine eigene Liste zusammengetragen hatten und die Suizide der Einsatzteilnehmenden nicht mehr zu leugnen waren.
Und wenn wir einfach mal zusammenhalten ?
Die Mehrheit der Bevölkerung ist bestenfalls desinteressiert und eine viel zu große Minderheit feindselig.
Da sind doch erst Mal alle Zeichen nach außen wertvoll.
Wer´s weiß, erkennt es an der Spange, und die anderen interessierts doch nicht.
@JS | 28. November 2018 – 13:49
„Selbstverständlich darf ich differenzieren.
Wenn es um die Wertschätzung derer geht, die einen oder mehrere Einsätze hinter sich haben, ist es doch legitim zu unterscheiden.“
+1
@Daniel Lücking | 28. November 2018 – 13:55
„Dann benennen Sie mir mal einen Kontakt, der im BMVg eine Übersicht über die Suizide von Auslandseinsatzteilnehmerinnen nach der Dienstzeit hat.“
Guter Punkt.
Hat aber nichts mit dem Thema „Veteranenstatus“ als Anerkennung geleisteten Dienstes zutun.
Wie gesagt: zwei wichtige Punkte, aber nicht unmittelbar miteinander verbunden…
@fischer | 28. November 2018 – 21:32
„Und wenn wir einfach mal zusammenhalten ?“
Natürlich müssen wir als „gediente Demokraten“ zusammenhalten.
Aber das hat ja nichts damit zu tun, dass wir nicht sehr wohl unterscheiden können (müssen) zwischen dem Lebensdienst eines BS nach vierzig Jahren oder einem SaZ mit Gefechtserfahrung im Vergleich zu einem GWDL 6 mit…
Beides ist ehrenhaft, aber das eine ist nicht (umfänglich) vergleichbar mit dem anderen…
@ Daniel Lücking | 28. November 2018 – 19:51
Ich kann ihre Argumentation nachvollziehen und schliesse persönlich ehemalige Soldaten (Veteranen) nicht aus.
Meiner Kenntnis nach gibt es eine Meldepflicht (hier kann man mich gerne verbessern), wenn bei aktiven – nehmen wir einfach einmal den Begriff – Einsatzveteranen ein Verdacht auf Eigengefährdung (Suizid) besteht.
Ich kann es aber nicht alleinig dem BMVg anlasten wenn dieses schon bei aktiven Soldaten keinen 100%-igen Sachstand haben kann. Zu unterschiedlich ist der Kenntnisstand und sind die Reaktionen im dem, dem BMVg unterstellten Bereich.
Woher ich das weiss? Ich hatte selbst Soldaten unter meinem Kommando bei denen eine einsatzbedingte PTBS diagnostiziert wurde und ab und an muss ich mich für Kameraden, Vorgesetzte und ganz besonders die Verwaltung schämen.
Ich kann sie aber „beruhigen“. So gut wie z.B. durch das BMVg oder dem Wehrbeauftragten dargestellt wird, ist es um die Betreuung und die Bearbeitung von (WDB-) Anträgen bei aktiven Soldaten auch nicht gestellt. Und das selbst bei einfachsten und klaren Fällen.
Das soll es aber von mir zu dem Thema sein. Vielleicht wird es ja einmal ein eigenständiger Thread.
@Koffer
Also bitte…
1. Der Veteranenbegriff der Bw ist für die gesamte Gesellschaft gedacht um das besondere Opfer und Opferbereitschaft derer zusammenzufassen und zu benennen, die für dieses Land Dienst an der Waffe geleistet haben. Jene die nicht verweigert haben. Jene die Jahre ihres Leben in den Dienst der Streitkräfte gestellt haben und jene die ihre Berufung in ihr fanden. Alles Veteranen in der Gesellschaft die sich von ihren Mitmenschen eben in diesem besonderen Punkt unterscheiden.
2. Aufbauend darauf ist eine Unterscheidung/Differenzierung nach Einsatz/Draussies/Drinnies/Gefecht/Büro/Patrouille bla Lübbe doch lächerliches internes Geplänkel, dass ich auch in den Diskussionen hier äußerst unkameradschaftlich finde. Wer als Mann der Schlammzone nicht verstanden hat, das sein Überleben und seine Taten nicht auch zu gleichen Teilen dem Soldaten im Camp oder zu Hause zu verdanken sind – hat wenig bis sehr wenig verstanden.
3. Wer jetzt immer noch nach mehr “Differenzierung” und “Unterscheidung” schreit treibt aktiv Keile in die Truppe deren Zusammenhalt er ja eigentlich fördern sollte ;) Ich bin nicht Soldat/Offizier+ nur weil mir monatelang Kontinent fremde Sonne auf die Cap gebrannt ist und mir schonmal Dinge um die Ohren und das Herz fast aus der Brust geflogen ist. Diesen Anspruch und Erwartungshaltung dürfen wir auch niemals anerziehen. Ich habe vor keinem Kameraden mehr oder weniger Wertschätzung nur weil er in Land x war oder eben nicht. Gestaffelte Wertschätzung ist auch nicht mein Auftrag, sondern der der BRD. @Zimdarsen hat es ja schon angekratzt:
– Dienstgrad
– Bezahlung
– Urkunden
– Belobigung
– Sondermaßnahmen
– Abzeichen und Orden
– Beurteilungen
Woran erkenne ich den altgedienten und verdienten Veteran? Da oben steht’s.
Also nirgends wo hab ich mehr Möglichkeiten der Abgrenzung und Unterscheidung als hier. Jetzt auch noch fancy Namen? Kampfveteran? Anti-Terror Veteran? Wie wärs mit Gefechts Uwe? Nur um irgendeine Egomaschine weiter zu Füttern? Nein Danke. Durch dieses scheiss IKM haben wir eine völlig verklärte Sichtweise auf unseren Beruf gewonnen. Die Ausnahme von damals ist heute Benchmark unserer gegenseitigen Wertschätzung.
“Du warst nich draußen, hast nicht x gemacht. Du weißt nicht wie es wirklich ist. Man bringe mir meine Bahre den ich stand im Gefecht” Und nun? Part of the Job Description…
Ich kann’s echt nicht mehr hören diese Diskussionen über eine größere Unterscheidung von Soldaten mit (mehreren) Einsätzen und deren ohne. Was für ein Schwachsinn… Ganz im Gegenteil der Soldat der immer daheim war müsste eigentlich mehr Anerkennung erfahren, schließlich kommt er seinem primärem verfassungsgemäßen Grundauftrag der Verteidigung deutlich mehr nach als wir, die sich mit den verfassungsmäßigen Zweitaufträgen in fernen Ländern rumtummeln.
Je mehr ich in diesem Faden lese desto überzeugter bin ich von der aktuellen Sichtweise des BMVg zum Thema Veteranen – denn die alternativen Diskussionen sind ja unerträglich
4. Aber keine Sorge, is nich persönlich gemeint, obwohl ich gerade von Ihnen schon erwarte hier ein wenig zu erziehen und zu bilden – sind ja nicht alle vom Fach hier.
@Daniel Lücking|28. November 2018 – 11:29:“Auch im Jahr 2018 will die Bundeswehr keine Möglichkeit haben, der Fürsorgepflicht auf lange Sicht gerecht zu werden. Weil keine Differenzierung stattfindet, können gehäuft auftretende Erkrankungen innerhalb eines Kontingents nicht erkannt und Betroffene nicht zu mehr Vorsorge angehalten werden.“
Aber aber Herr Lücking. Wollen sie etwa an der schwarzen Null zweifeln? Diese ist alternativlos und alles im Staate hat sich dieser unterzuordnen. Außer Sarkasmus bleibt einem da nichts.
Generell, viel Wind um nichts. Tanz um das Veteran. Gibt ja sonst keine Probleme wie die eben angesprochene mangelhafte Versorgung.
@Daniel Lücking | 28. November 2018 – 19:51
„In den USA sind es TÄGLICH 20 Veteranen aus unterschiedlichsten Kriegseinsätzen, die Suizid begehen. In GB verweigerte sich das Militär solange, bis Veteranenverbände eine eigene Liste zusammengetragen hatten und die Suizide der Einsatzteilnehmenden nicht mehr zu leugnen waren.“
Eine wichtige Frage, hat aber sehr wenig mit der gesellschaftspolitischen Fragen nach der Definition eines Begriffs zu tun.
Also: ich verstehe Ihr Ansinnen (auch wenn ich es nicht umfänglich teile), aber es hat halt schlicht und ergreifend nichts mit dem Thema zu tun.
@Jas | 29. November 2018 – 1:25
„Also bitte…“
Also danke ;)
„Der Veteranenbegriff der Bw ist für die gesamte Gesellschaft gedacht“
Ist er das?
Ich dachte er wäre für die Soldaten gedacht?!
„Alles Veteranen in der Gesellschaft die sich von ihren Mitmenschen eben in diesem besonderen Punkt unterscheiden.“
Aha, Soldaten von Zivilisten unterscheiden ist also i.O., aber Einsatzveteranen mit Gefechtserfahrung von GWDL6 und Heimschläfer zu unterscheiden ist nicht i.O.?
Sehe hier die Stringenz Ihrer Argumentation ehrlich gesagt nicht.
„lächerliches internes Geplänkel, dass ich auch in den Diskussionen hier äußerst unkameradschaftlich finde. Wer als Mann der Schlammzone nicht verstanden hat, das sein Überleben und seine Taten nicht auch zu gleichen Teilen dem Soldaten im Camp oder zu Hause zu verdanken sind – hat wenig bis sehr wenig verstanden.“
Das mag Ihre Ansicht sein. Ich sehe es genau umgedreht. Und zwar wirklich genau umgedreht…
TRENNUNG
Es geht aber ja auch gar nicht darum dem „Team H“ (also den zurück in DEU bleibenden Kameraden) die Ehre abzusprechen, es geht doch vielmehr darum denjenigen etwas zu geben, die etwas besonderes/zusätzliches geleistet haben.
Ich persönlich könnte übrigens auch durchaus mit einer Kombination leben also Einsatz und/oder SaZ lang/BS und/oder dienstgeschädigt.
Das ist übrigens auch in etwa die US Definition hinsichtlich der Zuständigkeit der Gesundheitsversorgung durch die VA…
Wobei die Zuständigkeit der VA in den USA wiederum nicht komplett Deckungsgleich ist mit der normalen Verwendung des Begriffs Veteran.
Aber wie gesagt: wenn man alle (inkl. ja sogar der AKTIVEN) als Veteranen bezeichnet, dann schafft man damit gar nichts. Weder für die Gesellschaft noch für die Betroffenen.
Man drückt sich einfach nur vor der Diskussion…
Jas | 29. November 2018 – 1:25
„Der Veteranenbegriff der Bw ist für die gesamte Gesellschaft gedacht um das besondere Opfer und Opferbereitschaft derer zusammenzufassen und zu benennen, die für dieses Land Dienst an der Waffe geleistet haben. […]
Wer jetzt immer noch nach mehr “Differenzierung” und “Unterscheidung” schreit treibt aktiv Keile in die Truppe deren Zusammenhalt er ja eigentlich fördern sollte […].“
Danke! Glücklicherweise habe ich viele Beiträge gesehen, die ihre Meinung vertreten, aber sie bringen es mMn am besten auf den Punkt!
OT
Wenn die Soldaten der BW nicht begreifen und verstehen das sie Teil eines Teams sind und zusammenwirken müssen damit es klappt, sind IMHO die Diskussionen um Veteranenstatus, Ausrüstung etc. Nebelkerzen.
Ernsthaft? Und wer sich das obige Mantra im Jahre 2018 noch immer einreden muss, der sollte mal sein Koordinatensystem überprüfen. Ich selbst war im Einsatz auch das ein oder andere Mal „auswärts“ unterwegs, sehe mich deswegen aber keineswegs „auf Augenhöhe“ zu denen, die ihre Einsatztage zu 90% außerhalb des Lagers verbracht haben und das in so beschaulichen gebieten wie KDZ & Co. Ganz ehrlich, diese ewige Weichspülerei im Sinne von „Wir sind auch ganz doll wichtig gewesen!“ nervt nur noch – und das sagt einer, der nicht zur Infanterie gehörte. Ins Bild passt da auch die hier plötzlich aufgeploppte Debatte über „Ehre“ und „Ehrverlust“, die nun mal so gar nichts mit dem Thema zu tun hat…
@Koffer
Der Veteranenbegriff ist doch für die gesellschaftliche Auseinandersetzung definiert worden. Daher meine Unterscheidung. Für diesen Part brauchen wir nicht noch mehr Unterscheidungen, da wir sonst jene überfordern mit denen wir erstmal ins Gespräch kommen wollen, wenn es um “Veteranenangelegenheiten” geht.
Und nach außen kann es nur eine Message geben: Das Wir. Ohne Unterscheidung.
Intern(!) (Ich Verweise auf meinen Beitrag mit der Auszeichnung etc) können wir uns gerne um eine differenziertere Betrachtung im offenen Dialog bemühen. Das dann aber bitte völlig losgelöst von der Veteranendebatte erfolgen. Um diese Trennschärfe und das führen interner Debatten im Internet gehts mir.
@Voodoo
Ja Ernsthaft. Und ich sage das als Devils Advocate. Ich hab überlebt weil mein Versorger mir Fressen und wasser besorgt hat, der SanV meine Medic Sachen versorgt hat, ich meine Mun bekommen hab, mir die Drohne das Lagebild geliefert, mein FüUstg mir die Anbindung gesichert, meine Inst das Fz fit gehalten hat und Topper und Mitch aus der Luft mich rausgehauen haben als es eigentlich nicht mehr ging. Beliebig fortführen…
Und am Ende konnte ich weil alles das schon gelaufen is im Gefecht bestehen, mich verpissen wo es nötig war und die Überlegenheit meiner Einheit überhaupt erst ausnutzen.
Ich hab nix davon gemacht. Und das ich in eine Kampfeinheit bin und die anderen nicht war freie Entscheidung. Weg von zu Hause waren wir alle. Witziger Weise einige der Unterstützer deutlich öfter.
Klar isses scheisse wenn man Nachts zurückkommt und noch die letzten “Feierabendbierchen” sah wenn für einen selbst die Tageszeit schon lange keine lenkende Rolle mehr hatte. Aber bisher war es doch Ethos und Selbstanspruch aller “Kämpfer” da drüber zu stehen und nicht um Anerkennung zu betteln. Und das innerhalb der Bw den “Kämpfern” zu wenig Anerkennung zukommt hab ich nie wahrgenommen, tatsächlich eher eine Geringschätzung aller Unterstützer…
@Voodoo | 29. November 2018 – 18:53
Danke. Nicht in meinem Namen (ich bin ja auch nur noch Lamettaträger), sondern im Namen meiner Kameraden und meiner (ehemaligen) Untergebenen…