Veteran auch ohne Einsatzmedaille

Verteidigungsminister Thomas de Maizière am 16. Januar beim Abschiedsappell der 10. Panzerdivision in Bad Reichenhall (Foto: Reservistenverband/Detlef Struckhof)

Der Begriff des Veteranen ist in Deutschland noch immer weitgehend mit den Soldaten des Zweiten Weltkriegs verknüpft – obwohl es nach rund 20 Jahren von Bundeswehr-Auslandseinsätzen deutsche Soldaten gibt, die nach ihren Auslandseinsätzen und -erfahrungen in anderen Ländern sofort als Veteranen angesehen würden. Die Debatte, was einen Veteranen ausmacht, steht in Deutschland noch am Anfang.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière hat am (gestrigen) 16. Januar beim Abschiedsappell von Soldaten der 10. Panzerdivision vor ihrem Afghanistan-Einsatz in Bad Reichenhall eine neue, präzisierte Definition des Begriffs Veteranen vorgelegt. Veteran ist, wer ehrenvoll aus dem aktiven Dienst der Bundeswehr entlassen worden ist und an mindestens einem Einsatz für humanitäre oder friedenserhaltene oder friedensschaffende Maßnahmen teilgenommen hat, sagte der Minister nach Angaben des Reservistenverbandes bei seiner Rede vor dem Appell.

Damit ist de Maizière ein Stück von seiner bisherigen Definition abgerückt, die er öffentlich zuletzt beim Jahresempfang des Wehrbeauftragten im vergangenen Jahr abgegeben hat: Veteran, hatte der Minister damals gesagt, seien ehemalige Soldaten mit Einsatzbezug – und den hatte er an der Einsatzmedaille festgemacht. Die allerdings setzt mindestens 30 Tage in einem Auslandseinsatz der Bundeswehr voraus, was manche Offiziere in NATO-Verwendung ebenso ausschließt wie zum Beispiel Ärzte, die weniger als die 30 Tage in einer bestimmten Mission eingesetzt werden.

(Die Rede des Ministers ist leider vom Ministerium – noch – nicht veröffentlicht worden; deshalb erstmal nur der erste Hinweis auf seine neue Definition nach einer Mitteilung des Reservistenverbandes.)

Nachtrag: Inzwischen hat das Ministerium den Text der Ministerrede veröffentlicht; die Passage zum Thema Veteranen im Wortlaut:

Einsätze zur Konfliktverhütung und Krisenbewältigung im internationalen Rahmen gehören zum Auftrag der Bundeswehr. Die Bundeswehr ist eine Armee für den Einsatz. Und sie ist schon seit vielen Jahren eine Armee im Einsatz.
Der Einsatz im Ausland bedeutet eine besondere Belastung und stellt besondere Anforderungen an die Soldaten und ihre Angehörigen. Es ist daher unsere Pflicht als Gesellschaft, diesen besonderen Dienst auch in besonderer Weise zu würdigen.
Längst gibt es auch Veteranen der Bundeswehr. In der Öffentlichkeit wird heute ganz selbstverständlich von „Veteranen“ gesprochen. Geht es um Einsatzrückkehrer der Bundeswehr ist ganz selbstverständlich von den „Afghanistan-Veteranen“ oder den „Balkan-Veteranen“ die Rede.
Veteran der Bundeswehr ist, wer ehrenhaft aus dem aktiven Dienst in der Bundeswehr ausgeschieden ist und als Angehöriger der Bundeswehr im Ausland an mindestens einem Einsatz oder einer besonderen Verwendung im Rahmen von humanitären, friedenserhaltenden oder friedensschaffenden Maßnahmen teilgenommen hat. Gleiches gilt für die Teilnahme an mindestens einer Ausbildungsmission der NATO oder der EU außerhalb des NATO- Bündnisgebietes. Schließlich halte ich mir die Möglichkeit offen, den Status eines Veteranen der Bundeswehr aktiv zuzuerkennen, sollte dies angemessen und geboten sein.