Jetzt amtlich: Alle sind Veteranen

Nach einer Woche Verwirrung hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen geklärt, wer künftig als Veteran der Bundeswehr angesehen werden soll. Das Ministerium veröffentlichte am (heutigen) Montag einen Tagesbefehl der Ministerin, der die weit gefasste Definition amtlich macht:

Veteranin oder Veteran der Bundeswehr ist, wer als Soldatin oder Soldat der Bundeswehr im aktiven Dienst steht oder aus diesem Dienstverhältnis ehrenhaft ausgeschieden ist, also den Dienstgrad nicht verloren hat.

Diese breite Festlegung geht deutlich über das hinaus, was von der Leyens Amtsvorgänger Thomas de Maizière vorgeschlagen hatte: Danach hätte der Veteranenbegriff auf die Soldaten beschränkt werden sollen, die in Auslandseinsätzen gedient haben.

Dem Tagesbefehl der Ministerin war eine etwas verwirrende Diskussion in der vergangenen Woche vorausgegangen. Eine Sonntagszeitung hatte bereits am 18. November gemeldet, von der Leyen habe sich mit dem Deutschen Bundeswehrverband und dem Verband der Reservisten der Bundeswehr auf diese Definition verständigt. Merkwürdigerweise war aber keine der drei beteiligten Institutionen bereit, diese Verständigung zu bestätigen – jede lobte nur die Haltung der jeweils anderen.

Aber egal, jetzt kann ja auf der Grundlage der nunmehr amtlichen Diskussion die Debatte losgehen, was es denn nun bedeutet, wenn alle aktiven und früheren Bundeswehrsoldaten als Veteranen bezeichnet werden. Oder ob es eigentlich gar nichts bedeutet, weil ja jeder Veteran ist. (Ganz abgesehen davon, dass sich erneut für die früheren DDR-Bürger die Frage stellt, warum sie nach Dienst in der Nationalen Volksarmee nicht als Veteranen angesehen werden sollen.)

Dass es mit der Alle-sind-dabei-Definition nicht getan sein kann, hat auch die Ministerin erkannt:

Ausgehend von diesem Verständnis habe ich nun angewiesen, Vorschläge zu erarbeiten, wie die Würdigung der Veteranen weiter ausgestaltet werden kann.
Die konkreten Bedürfnisse derer, die als Veteraninnen und Veteranen in der Bundeswehr dienen oder gedient haben, müssen hier im Mittelpunkt stehen. Anknüpfen können wir dabei an die zahlreichen Initiativen, die wir gerade mit Blick auf die Verbesserung der Fürsorge und auch der Versorgung unserer einsatzgeschädigten Soldatinnen und Soldaten in den vergangenen Jahren erreichen konnten.

Dann wird ja sicherlich auch geklärt werden, was mit den 10.000 bereits geprägten Veteranen-Medaillen passiert, die das Ministerium eingelagert hat. Das sind, wenn die kursierende Zahl von rund zehn Millionen noch lebender früherer Bundeswehrsoldaten zutrifft, ja ein bisschen wenig.

(Foto April 2018: Pilotprojekt „Ausbildung von Ungedienten“ des Reservistenverbandes in Berlin – Foto Reservistenverband)