Ministerium favorisiert Eurofighter-Weiterentwicklung über F-35

Im deutlichen Gegensatz zu Luftwaffeninspekteur Karl Müllner bevorzugt das Verteidigungsministerium für die Ablösung der Tornado-Kampfjets der Luftwaffe eine Weiterentwicklung des ebenfalls von der Bundeswehr geflogenen Typen Eurofighter vor der Beschaffung eines US-Flugzeugmusters. Das berichtet die Kollegin Sabine Siebold von Reuters unter Berufung auf die Antwort des Ministeriums auf eine  Grünen-Anfrage :

Das Ministerium prüfe derzeit unterschiedliche Optionen für die Ablösung des Tornados ab 2025, heißt es in einem Schreiben von Verteidigungsstaatssekretär Ralf Brauksiepe an die Grünen-Abgeordnete Franziska Brantner, das Reuters am Montag vorlag.

“Primär wird dabei das europäische Kampfflugzeug Eurofighter betrachtet, sekundär auch drei US-amerikanische Muster”. Bei den drei US-Maschinen handle es sich um die F-15 und die F-18 von Boeing sowie die F-35 von Lockheed Martin.

Bei einer internationalen Konferenz im November hatte der Luftwaffenchef klar gemacht, dass er die F-35 Lightning II des US-Konzerns Lockheed Martin für den bestgeeigneten Nachfolger des betagten Tornados halte. Begründet hatte Müllner das unter anderem mit der Zeit bis zur Mitte des kommenden Jahrzehnts, die für eine Ablösung zur Verfügung stehe. Eine Neuentwicklung sei bis dahin nicht möglich; zudem erlaube die F-35 mit ihren technischen Eigenschaften ein tieferes Eindringen in den gegnerischen Luftraum.

Mit der sehr eindeutigen Aussage Brauksiepes folgt die Reaktion, die eigentlich schon nach Müllners Aussagen im November erwartet worden war. Mit der klaren Präferenz des Ministeriums für den Eurofighter wird allerdings auch die Frage um so dringlicher, ob dieses Flugzeug dann auch für den Einsatz von Atomwaffen im Rahmen der so genannten Nuklearen Teilhabe ausgerüstet werden soll – ein erheblicher Kostenfaktor. Die mögliche atomare Bewaffnung des Tornados war bislang ein wesentlicher Grund für die Planung, die Maschinen länger im Einsatz zu halten.

Darüber hinaus wird das Auswirkungen auf die Frage haben, ob die erste Version der Eurofighter, die so genannte Tranche 1, in der Luftwaffe durch eine neuere Version des Kampfjets ersetzt werden soll – und in welchem Umfang. Die Tranche 1 ist faktisch nur als Jagdflugzeug nutzbar und nicht für weitergehende Aufgaben wie Luftangriffe. Ende kommenden Jahres soll im Parlament über diesen Ersatz beraten werden.

(Archivbild: Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 31 „Boelcke“ mit Jubiläumslogo im Landeanflug auf den Flughafen Berlin-Schönefeld zur ILA 2016 am 30.05.2016 – Bundeswehr/Carsten Vennemann)