Bundeswehr beendet Anti-ISIS-Einsatz in Incirlik (m. Nachtrag)

Fast eineinhalb Jahre nach dem ersten Einsatzflug deutscher Tornado-Aufklärungsjets im Kampf gegen ISIS hat die Bundeswehr ihre Mission auf der türkischen Luftwaffenbasis Incirlik eingestellt. Am (heutigen) Montag starteten die Maschinen zum Rückflug zu ihrem Heimatflugplatz, dem Fliegerhorst des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33 in Büchel, wie die Luftwaffe mitteilte. Den letzten Einsatzflug im Rahmen der internationalen Anti-ISIS-Koalition hatten die Tornados nach Angaben des Einsatzführungskommandos am vergangenen Samstag absolviert.

Der am 8. Januar vergangenen Jahres begonnene Einsatz der Aufklärungsflugzeuge von Incirlik aus wurde – ebenso wie die Missionen eines Tankflugzeugs der Luftwaffe – nach einer Entscheidung der Bundesregierung und nicht zuletzt auf Drängen des Bundestages beendet: Nachdem die Türkei erneut deutschen Abgeordneten den Besuch bei den Bundeswehrsoldaten auf der türkischen Basis untersagt hatte, wurde die Verlegung der Maschinen auf die Basis Al-Azraq in Jordanien beschlossen.

Während das Tankflugzeug bereits am 9. Juli aus Incirlik abgezogen wurde und zwei Tage später von Jordanien aus seine Einsatzflüge wieder aufnahm, bedeutet der Umzug nach Al Azraq für die Tornados eine zwei- bis drei Monate lange Unterbrechung: Die Technik am Boden, insbesondere die Auswertestation für die Luftbilder (Ground Exploitation Station, GES) sowie Geräte und Werkzeuge für die ständige Wartung der Jets müssen verpackt und verlegt werden, weil die Luftwaffe diese Ausstattung nicht mehrfach besitzt. Auf der Luftwaffen-Webseite wird das erläutert:

Die deutschen Tornados werden jedoch nicht direkt von der Türkei nach Jordanien verlegt. Zum einen könnten ihre Luftbilder ohne die entsprechende Technik in Jordanien nicht ausgewertet werden – zum anderen gibt es vor Ort noch nicht die nötige Infrastruktur für die deutschen Aufklärungsflugzeuge.
Herzstück der Mission Counter Daesh ist die sogenannte GES (Ground Exploitation Station) – die Bildauswertestelle. Hier werden die Luftbilder des Tornados kontrolliert, gesichtet, sortiert und ausgewertet. Bis die GES in Jordanien ankommt und einsatzbereit ist, könnten also auch die Luftaufnahmen der Tornados nicht ausgewertet werden. Ebenso fehlen noch sämtliche Werkzeuge, Bodenkontrollgeräte und das nötige Wartungspersonal der Jets in Al-Azraq. Bis das gesamte Material einsatzbereit in Jordanien steht, könnten die Recce-Tornados weder Einsätze fliegen noch ausreichend gewartet werden. Für die Zeit des Umzuges geht es also zurück nach Deutschland.
Denn für einen lückenlosen Einsatz müssten Personal und Material, zumindest kurzfristig, an beiden Standorten vorhanden sein – also doppelt. Der logistische und finanzielle Aufwand wäre enorm. Ressourcenschonend geht es also während der Umzugszeit für die Tornados nach Deutschland.

Ressourcenschonend scheint die optimistische Sichtweise, es klingt eher danach, dass die Luftwaffe mit dem vorhandenen Gerät nicht zwei solcher Einsätze zeitgleich bewältigen könnte. Und das bedeutet natürlich auch, dass mit dem Abflug der Tornados die Arbeit der Bundeswehr in Incirlik noch längst nicht beendet ist – denn jetzt geht es ans Einpacken.

Nachtrag und Korrektur: Ich habe natürlich übersehen, dass die Luftwaffe, genauer das Taktische Luftwaffengeschwader 51 in Jagel, derzeit nicht nur einen, sondern gleich drei Aufklärungsmissionen bewältigen muss: Neben dem Anti-ISIS-Einsatz mit Tornados zwei Missionen jeweils mit Heron-Drohnen in Afghanistan und in Mali. Und für jeden dieser Einsätze ist eine Auswertestation nötig, eine bislang in Incirlik, eine in Masar-i-Scharif und eine in Jagel, in der das Bildmaterial aus Mali ausgewertet wird. Insofern relativiert sich das Problem mit der Verlegung der GES nach Jordanien – unabhängig von den zur Verfügung stehenden Finanzmitteln wäre vermutlich normalerweise die Nutzung von drei solcher Stationen für die geplanten Einsätze ausreichend. (Danke für die Hinweise in den Kommentaren.)

(Archivbild: Techniker bereiten am 8. Januar 2016 im Rahmen des Einsatzes Counter DAESH den ersten Einsatzflug zweier Recce Tornados auf der Air Base in Incirlik vor – Bundeswehr/Falk Bärwald)