Für den Überblick: Die Aussagen der Ministerin diese Woche
Damit am Ende dieser doch recht turbulenten Woche ein bisschen Überblick bleibt, hier als Sammler die Links zu den Aussagen von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen vom 30. April bis zum 5. Mai 2017 (und zu einem der seltenen TV-Auftritte des Generalinspekteurs). Bestimmendes Thema war der Umgang der Bundeswehr mit dem Rechtsextremismus, ausgelöst durch den Oberleutnant Franco A., der sich als syrischer Flüchtling ausgab und nach den bisherigen Ermittlungen Terroranschläge plante – aber die Ermittlungen stehen noch am Anfang.
Die Übersicht (jeweils zu den Einträgen auf Augen geradeaus!, die ein Video/Audio und nach Möglichkeit auch das Transkript oder sonst den Wortlaut enthalten):
• 30. April
ZDF-Interview: von der Leyen: Bundeswehr hat Haltungsproblem & Führungsschwäche
(Link zum Video; Transkript)
• 1. Mai
von der Leyens Offener Brief zum ‚Haltungsproblem‘: Nicht mehr von Einzelfällen sprechen
(Wortlaut)
• 2. Mai
Tagesthemen-Interview mit von der Leyen
(Link zum Video, Transkript)
• 3. Mai
Pressekonferenz von der Leyen/Generalinspekteur in Illkirch
(Audio)
• 4. Mai
Der Generalinspekteur im ARD-Morgenmagazin
(Link zum Video, Transkript)
Rede der Ministerin vor militärischen und zivilen Führungskräften
(Wortlaut)
• 5. Mai
Tagesthemen-Interview mit von der Leyen
(Link zum Video, Transkript)
Wie lange die Videos verfügbar sein werden, kann ich natürlich nicht beeinflussen.
(Foto: von der Leyen, flankiert von Generalinspekteur Volker Wieker und Heeresinspekteur Jörg Vollmer, am 3. Mai in Illkirch beim Jägerbataillon 291)
eine Frage stellt sich mir schon seit langem. Es gibt die tradierenden Traditionserlasse. Jeden in sich halte ich perse auch als Fallschirmjäger für richtig. Jedoch stellt sich mir eine Frage oder eine Ansicht. Das Gewehr der Bundeswehr ist das G3, mit ihm wurden unzählige Generationen der Bundeswehr, egal ob Infanteristen oder andere „groß“. Wenn man sich über Devotionalien a la Deutschen Stahlhelm und anderem aufregt, wieso hat dann das Wachbataillon dann noch das 98k als Präsentierwaffe. Den Stahlhelm und die Uniform gibt ja auch schon seit 1916 und davor. Ich sehe das mit zweierlei Maß gemessen wird. Und eine Abbildung auch des deutschen Fallschirmjägerhelms, übrigens von der GSG 9 lange Zeit als Einsatzhelm genutzt, auch weil er „sitzt“ und soweit als möglich den Kopf schützt, lässt nicht auf eine rechte Gesinnung schließen. Aber das sind nur ein paar Gedanken die mir dabei durch den Kopf gehen. Übrigens was für ein „Offizier“ der eine „gefundene“ Waffe auf einem internationalen Flughafen versteckt und sie dort wieder abholen will.
@Matthias Hake | 06. Mai 2017 – 21:20
Sie sprechen mir aus der Seele.
Und jetzt gucken wir uns mal die Helme an, die der Bundesgrenzschutz in der demokratischen BRD bis 1989 getragen hat …
Frau vdL hat m.M. auf Kosten der Truppe eine weitere Demonstration ihrer politischen Führungsfähigkeit in Arbeit: Kindergärten, Drohne, G36 und jetzt Rechtsextremismus.
Wie heftig hat die Parteienpolitik eigentlich reagiert, als festgestellt wurde, dass Islamisten aus der BW in Syrien kämpfen?
Zweierlei Mass ist noch nett umschrieben.
Passt hier nicht zum Thema, aber der GI soll angeordnet haben, dass alle Kasernen nun überprüft werden.
Bitte einfach löschen.
Danke
Bin gerade noch einmal über die Veröffentlichungen auf der homepage der Bw gestolpert (hier: „Richtlinien zum Traditionsverständnis und zur Traditionspflege in der Bundeswehr“) So gesehen bin ich mir nicht einmal mehr sicher, ob man/frau im BMVg die eigenen Veröffentlichungen zum Thema kennt, Zitat aus u.a. link unter „Hinweise“:
„25. Das Sammeln von Waffen, Modellen, Urkunden, Fahnen, Bildern, Orden und Ausrüstungsgegenständen ist erlaubt. Es dient der Kenntnis und dem Interesse an der Geschichte und belegt, was gewesen ist.
Die Art und Weise, in der wehrkundliche Exponate gezeigt werden, muss die Einordnung in einen geschichtlichen Zusammenhang erkennen lassen. Die äußere Aufmachung muss diesen Richtlinien entsprechen.“
Der link hierzu: https://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/start/streitkraefte/grundlagen/geschichte/tradition/traditionserlass/!ut/p/z1/hU5PC4IwHP0sHbzutyaVddMiKBQMhXSXmLpmsZzM5fr4GZ6CpHd7f3lAIQPasP4mmLmphsmB53R5CbwwDcmakDTe7vAhcoNgfiIk2mE4_wvQwcYT8DEkFYd82FhNbey3C0iAAr2znr1Qq7SR3CBWfh5CXrOmkjxWpT8KR6BCqmK87jeF6wmgml-55ho99SDXxrTdxsEOttYioZSQHFXcwb8ateoMZF9BaB-Zxe5C9qE_ewMuZlu_/dz/d5/L2dBISEvZ0FBIS9nQSEh/#Z7_B8LTL2922TPCD0IM3BB1Q22FC5
@kvogeler: Der MAD bekommt 90 zusätzliche Stellen und jeder Rekrut eine Ü1. Da wurden sofort Nägel mit Köpfen gemacht.
@Audio
Hatten wir gestern schon, dazu gibt es noch eine Weisung des GI von 1999 …. im Rahmen militärgeschichtlicher Sammlungen. Und dazu eine Handreichung des ZMSBw aus dem Jahr 2000
https://www.google.de/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://www.mgfa-potsdam.de/pdf/AufbMilHistSlgAnl_2000.pdf%3FPHPSESSID%3D969b06ce2ae1ec46aad5b16317cc118f&ved=0ahUKEwis67PYh97TAhVC1iwKHdJPBmQQFgg9MAU&usg=AFQjCNGmLxvWe_L3QRtfoFFuLa4N27n2Ag&sig2=45hw6GQKPiF0Q-enU9MKLw
Mit folgender Empfehlung
Deshalb die dringende Empfehlung:
Auflösen aller fragwürdigen „Traditionsecken“ oder „Traditionsräume“, Auf-
räumen mit allen „Sammlungen“, die Mißverständnisse über „Tradition“ aus
der Zeit vor 1945 und der NVA in sich bergen und umgehend mit dem Planen
für den „Aufbau einer Militärgeschichtlichen Sammlung“ beginnen!
@ Matthias Hake | 06. Mai 2017 – 21:20
“ …Das Gewehr der Bundeswehr ist das G3 …“
Äh, DAS ist dann aber schon ETWAS länger her…
;-)
“ … wieso hat dann das Wachbataillon dann noch das 98k als Präsentierwaffe. Den Stahlhelm und die Uniform gibt ja auch schon seit 1916 und davor. Ich sehe das mit zweierlei Maß gemessen wird. Und eine Abbildung auch des deutschen Fallschirmjägerhelms, übrigens von der GSG 9 lange Zeit als Einsatzhelm genutzt, auch weil er „sitzt“ und soweit als möglich den Kopf schützt, lässt nicht auf eine rechte Gesinnung schließen.“
Daran sieht man m. E. , daß da bei manchen Dingen einfach das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird.
Augenmaß und Sensibilität fehlen.
Aber selbstverständlich „geht“ auch ein Wachbataillon mit G36 ( wobei ich mir das Gehampel gar nicht vorstellen möchte ).
Und ein „Großer Zapfenstreich“ war nicht zum ersten mal im Gerede.
Wie sagte ein Kommentator in einem anderen Forum? „Am besten man schickt zur Begrüßung ( von Staatsgästen ) die Blumenkinder der Grünen vor. Und die Soldaten steckt man allesamt in blaue Overalls und schreibt „THW“ dran, dann hat man all diese Probleme nicht mehr „.
Na dann…
@AoR
90 Stellen müssen erst einmal FACHLICH adäquat besetzt werden.
Eine Kurzeinweisung à la Befrager im BAMF, nein danke. Will heißen, die Befugnisse/Verpflichtung der Überprüfung neuen Personals wird REIBUNGSLOS, so meine Erwartungen, in ’17 nichts mehr werden.
Was mich bei der Diskussion im höchsten Maße wundert, ist dass der hochgelobte und noch höher angesehene Leiter des BAMF und Präsident der BA mit keinem Wort erwähnt wird. Der hat wirklich einen Teflon-Anzug. Immerhin ist der Mann schlau genug, der Bundeswehr erklären zu können, wie sie alles besser machen könnte. Und dann setzt er ein kleineres IT-Projekt für den inneren Dienst der BA in den Sand und verantwortet, dass das BAMF einen syrischen Asylbewerber nicht entlarvt, der kein Arabisch spricht – toller Witz, den kann sich kein Kabarettist ausdenken. Könnte es sein, dass wir keinen Bundeswehr – UvdL – Skandal, sondern einen BAMF – FJW – Skandal haben?? (Mal ganz unbeachtlich der Frage, ob wir überhaupt einen Skandal haben oder Wahlkampf.)
@Rüstungsfritze
Herr Weise ist zunächst Ex-BAMF und Ex-BA Chef.
Daneben führt er den Dienstgrad Oberst a.D. Zu Themen der Bw kann er sich qua ausgewiesener Kompetenz vorzüglich äußern.
Kann das hier, da mit Smart-Phone zzt dabei. nicht ausführlicher äußern.
@KPK: Ist sicherlich richtig. Dennoch, es wurde gehandelt und nicht zu knapp. Die Behauptung das Vorgehen gegen die womöglich Verehrung der Wehrmacht sei unverhältnismäßig vergleichen mit dem Vorgehen gegen Daeshlinge in den eigenen Reihen ist schwer zu stützen. Darum ging es mir.
@S.M. et al:
Was mir in der Debatte der letzten Woche – auch hier – fehlt ist der konstruktive Blick nach vorne.
Was wirklich fehlt ist eine eigene soldatische Traditionspflege der Bundeswehr?
Es gäbe genug Anknüpfungspunkte.
Es fehlt wohl eher der Mut derlei anzugehen.
Einfaches Beispiel:
Warum ist immernoch keine Kaserne nach einem Gefallen der Einsätze benannt?
Wo sind die Unterrichte zur Geschichte von Verbänden und herausragenden Einzeltaten?
Wo die Aufsätze, Bücher, Bilder?
Eine Frage der Herzensbildung – um einen altmodischen Begriff zu verwenden.
Bildersturm entstand immer aus einem anderen Glauben.
Nun droht ein Ausräumen von teilweise sicher überholten Traditionen ohne Auffüllen neuer Tradition. Damit verliert eine Armee jedoch ein wesentliches Element und sicherlich sehr viel Kohärenz.
Leider kann ich weder aus der Leitung noch der militärischen Führung entsprechende Impulse erkennen.
Die logische Konsequenz wäre ein neuer Traditionserlass.
@Memoria: Die Wände der Kompanie sind geschmückt mit den Widerständlern, den großen Reformern, Zitaten der politischen Führung der BRD. Kein Guderian, der fehlt, der war Wehrmacht.
@AoR | 07. Mai 2017 – 16:27
Das sollte dann auch gegen Rekruten mit Rechtsdrall reichen.
Aber Kontrollgänge in allen Kasernen und bei der Einnordung der Generäle Abgabe von Handys, das ist für die Betroffenen entwürdigend und zeigt die Hysterie auf der politischen Seite. Es geht Frau vdL im wesentlichen nur um ihr unangreifbares Profil.
@kvogeler | 07. Mai 2017 – 20:18
„und bei der Einnordung der Generäle Abgabe von Handys, das ist für die Betroffenen entwürdigend“
Das sehe ich überhaupt nicht so. Es ist ein ganz normaler Vorgang im Bereich der milSec/OpSec…
International Standard (und national sollte es schon lange so sein).
Und nebenbei: es hat den angenehmen Effekt, dass nicht jemand das Ausschalten des Klingelns vergessen kann :)
„und zeigt die Hysterie auf der politischen Seite. Es geht Frau vdL im wesentlichen nur um ihr unangreifbares Profil.“
Diese Befürchtung habe ich auch, aber das hat doch nichts mit den Mobiltelephonen zu tun!
@ Klaus-Peter Kaikowsky | 07. Mai 2017 – 18:53
“ @Rüstungsfritze
Herr Weise ist zunächst Ex-BAMF und Ex-BA Chef.
Daneben führt er den Dienstgrad Oberst a.D. Zu Themen der Bw kann er sich qua ausgewiesener Kompetenz vorzüglich äußern.“
Ich widerspreche Ihnen nur ungern, aber nach meinem Kenntnisstand ( und so sieht das auch Wikipedia) ist Frank-Jürgen Weise „Oberst d. R.“.
Ein „marginaler Unterschied “ – ändert aber nichts daran, daß er zur fraglichen Zeit für die BAMF-Entscheidung verantwortlich zeichnete.
Ach ja: „Woanders“ wird ( schon? ) die Frage gestellt, WER eigentlich WOVON mit DIESER Sache ablenken will …
@ Klaus-Peter Kaikowsky | 07. Mai 2017 – 18:53
Sorry, ich muß mich korrigieren:
Der Oberst d.R. Frank-Jürgen Weise wurde am 18.09.2015 zum Präsidenten BAMF ernannt, nachdem am 17.09.2015 sein Vorgänger, Dr. Manfred Schmidt, um seine Entlassung gegeben hat.
Die Anerkennung des OLt A. als syrischer Flüchtling fiel also in die Zeit des Vor-Vorgängers der jetzigen Präsidentin.
Überprüfung der Diensträume, Keller, Schwimmbäder (STOP: Kfz Hallen in die es seit Monaten reinregnet), Gemeinschaftsräume und Unterkünfte?
Gerne…jederzeit.
Ich hoffe nur das dabei keiner der Kontrolleure auf den A400M angewiesen ist und zudem eine Kamera mit viel Speicherplatz mitführt um den „Feldbrauchbaren und Feldverwendungsfähigen“ Zustand des Wehrmaterials nebst Soll-Ist Vergleich zu dokummentieren.
@AoR:
Danke, das ist mir durchaus bekannt. Nur fehlt eine stringente Erzählung im Sinne einer eigenen Tradition (s.o.).
@Memoria: Oder zusammengefasst: Wo ist eine moderne Variante eines Magazins wie der Truppenpraxis?
@Sascha Stoltenow | 07. Mai 2017 – 23:27
„Oder zusammengefasst: Wo ist eine moderne Variante eines Magazins wie der Truppenpraxis?“
+1
@Sascha Stoltenow:
Das Thema moderne Variante der Truppenzeitschriften hatten wir hier ja schon – über Jahre – öfter. Ja sicherlich ein zentrales Element.
Aber eben auch eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Einsatzerfahrungen der letzten 25 Jahre.
Der junge Soldat erhält ja auch keine Anknüpfung an neue soldatische Vorbilder aus de Bundeswehr. Derer gäbe aus meiner Sicht viele auch aus der Zeit vor den Einsätzen (z.B. Feldwebel Boldt).
Diese eigene Geschichte wird in Ausbildung, Lehre und Traditionspflege viel zu wenig gewürdigt.
Wie gehen wir allein mit den Trägern der Tapferkeitsmedaille um?
Wo halten diese Vorträge?
Wo werden diese im Sinne einer Traditionspflege entsprechend gewürdigt?
Warum werden allzuviele Einzeltaten aus den Einsätzen nicht – weit über den taktischen Bezug hinaus – als beispielgebend dargestellt und gewürdigt?
Auch zur Bildung von eigenen Traditionen von Verbänden und Truppengattungen?
Wo sind die Kasernennamen, die alldies reflektieren?
Wo die multimedialen Berichte, Würdigungen, Gemälde, etc.
Oder noch zugespitzter:
Warum keine Grußpflicht gegenüber Trägern der Tapferkeitsmedaille (bei aller Diskussion um die Verleihungskriterien) für alle Dienstgrade? Wobei das ja fast wieder Wehrmachtstradition wäre…
Meine These:
Allzuviele in der Truppe suchen sich alte Idole, da ihnen keine Neuen – alltagstauglichen -geboten werden (obwohl es diese gibt).
Bundespräsident Herzog hat dies dereinst sehr gut zusammengefasst (sinngemäß):
Wenn wir die jungen Leute nicht genug an schwarz-rot-gold gewöhnen, dann suchen sie sich Anderes.
Hier würde ich mir weitaus mehr konstruktive Diskussion übe das notwendige Neue und weniger über das Alte wünschen.
Bei „Anne Will“ ging es heute abend um die Wahl in Frankreich.
Zu Gast: … Frau VdL.
Daß die Moderatorin es sich nicht verkneifen konnte, die IBuK auf die „Affäre Franco A.“ anzusprechen, fand ich schon bemerkenswert – Frau vdL schien etwas überrascht.
@kvogeler: Man könnte auch argumentieren, dass der Umstand, dass die Handy-Geschichte in der Welt stand, die Entscheidung, sie einzusammeln, eher bestätigt.
@Memoria | 07. Mai 2017 – 19:08
„Warum ist immernoch keine Kaserne nach einem Gefallen der Einsätze benannt?
Wo sind die Unterrichte zur Geschichte von Verbänden und herausragenden Einzeltaten?
Wo die Aufsätze, Bücher, Bilder?“
Weil heutzutage nur eine „lupenreine Weste“ akzeptiert wird und bei militärischen Operationen sehr oft Sachen passieren die diese teileweise beflecken können. Sie werden schwerlich Operationen in Afghanistan finden in denen man großes Lob an Einzelpersonen, Verbände geben kann ohne dabei andere Soldaten zu kritisieren. Und sei es nur wenn man die Frage stellt wie konnte es dazu kommen, dass diese Einzeltat notwendig geworden ist, was ist alles schief gelaufen…
Sowas würde die Bundeswehr eher spalten als ihr helfen.
Das „Führungsproblem“ in der Bundeswehr trägt einen Namen: Ursula von der Leyen!
General a.D. Kujat (WAMS 07.05.17):„Die pauschale Kritik der Ministerin an Haltung, Führung und Korpsgeist war inakzeptabel und schädlich für die Bundeswehr. Und ihre Entschuldigung ist wachsweich ausgefallen“. „Als Kollateralschäden bleiben ein Ansehensverlust der Streitkräfte und ein Vertrauensverlust der Soldaten in die politische Führung.“
Und in Haltungsfragen kann die Ministerin auch kaum als Vorbild taugen. Zu erinnern ist in diesem Zusammenhang an ihre Dissertation. „Sie weise klare Mängel in Form von Plagiaten auf.“ (Spiegel)
Wer das Ansehen der Bundeswehr derart schädigt, ist als IBuK nicht mehr tragbar. Sie sollte zurücktreten!
@Wa-Ge
Es gibt drei Bilder im Kopf, die einem Strategen und/oder Taktiker eine nüchterne, klare, realistische Sicht in Sachen Auftragsanalyse und Beurteilung der Lage erschweren: personifizierte Feindbilder, Heldenbilder und Vorbilder.. Imho stören die mehr als dass sie helfen in der Bewältigung von militärischen Planungs-und Führungsprozessen.
Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte, dass sogenannte militärische Traditionen, die man mit Namen oder Soldatenbildern früherer Streitkräfte verbindet kontraproduzent sind für das innere Gefüge von modernen Streitkräften. Das ist – zugegeben – eine sehr funktionalistische Sicht, wenn man aber sieht wie groß die Reibungsverluste aufgrund solcher Traditionsdebatten – wie zur Zeit in der BW – sind, dann kann man diesem Gedanken eine gewisse Plausibilität nicht absprechen.
Wenn ich in einer Gemeinschaftsunterkunft auf „Landser-Popart“ oder Wehrmachtshelme treffe, dann würde ich die Nutzer dieser Unterkunft zusammentrommeln und den Eid vorlesen, den diese helmtragenden Landser einst geschworen haben: „Ich schwöre bei Gott diesen heiligen Eid, daß ich dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, dem Oberbefehlshaber der Wehrmacht unbedingten Gehorsam leisten und als tapferer Soldat bereit sein will, jederzeit für diesen Eid mein Leben einzusetzen.“…und dann würde ich diese Nutzer fragen, ob ein solches Soldatenbild wirklich tauglich ist im Sinne eines „zeitlosen“ Vorbildes für junge, deutsche Soldaten im 21. Jahrhundert. Wie lange wollen wir noch die verloren Schlachten und Kriege unserer Groß- und Urgroßväter in unseren Köpfen schlagen ? Davon beommt man nur heftige Kopfschmerzen und die verengen dann das Blickfeld.
Interessant, dass es (jedenfalls nur so veroeffentlicht) jeweils nur Monologe der IBUK sind.
Die GI und IH stehen als Kulisse daneben und – schweigen,
Damit erhoeht sich die Selbstdarstellungs-Komponente der IBUK. Ob das bei der Truppe richtig ankommt?
Frau vdL ist angeblich um den Ruf der Bundeswehr besorgt, hat diesen aber durch Ihr Vorgehen der letzten Woche bereits gründlich ruiniert und ist gem. gestriger Aussage bei Anne Will noch nicht am Ende. Und wozu? Einzig und allein, um sich im Wahlkampf als die große Aufräumerin darstellen zu können – Kollateralschäden bei der Truppe sind in unbegrenztem Ausmaß hinzunehmen!
Und der GI flankiert das auch noch medienwirksam.
Wie lange muss man als Aktiver den beiden gegenüber eigentlich noch loyal sein?
@ Wa-Ge
Ich glaube eher das von Memoria angesprochene Vakuum ist eher das Resultat des grundlegenden Unbehagens (um es mal freundlich zu formulieren), die weite Teile der Gesellschaft gegen jede Art der „Glorifizierung des Militärischen“ hegen. Und da die Definition dessen ziemlich weit gefaßt und dennoch eher unscharf ist, bleibt man da im Ministerium (und damit auch in der Führung der Truppe) lieber auf der sicheren Seite und schweigt.
Abgesehen davon die „Tradierung“ von Einzelleistungen aus z.B. dem Afghanistan-Einsatz birgt die Gefahr einer unschönen „Staat-im-Staate“ Debatte in sich, da die öffentliche Wahrnehmung des Einsatzes, die ich mal etwas salopp mit „sinnlos, unpopulär, Fehlschlag“ titulieren möchte, sich von einer solchen Lesart docharg unterscheiden muß. Der Vorwurf, daß sich die Bundeswehr ihre eigene Realität schaffe läge da nicht fern … und würde kommen. Da geb ich Ihnen Brief und Siegel drauf.
Ein Teil der „Nicht-Tradierung“ solcher Einsätze oder auch Memorias Anspielungen auf die Träger des Ehrenkreuzes zeigen meiner Meinung nach ein gewaltiges Problem auf: Traditionen (egal wie „institutionsbezogen“ sie auch sein mögen) sind bei Streitkräften immer auch ein Bindeglied zur Gesellschaft. Ich sehe nicht, wie sie dies in Deutschland sein könnten. Derartige „Traditionen“ wachsen schlicht aus Einsätzen, und wenn man mal ganz pingelig sein will aus militärischen Operationen und Kampfhandlungen, doch der Michel will davon weder etwas wissen noch etwas hören noch will er an so etwas erinnert werden.
@ Belo
Zitat:
„Wie lange muss man als Aktiver den beiden gegenüber eigentlich noch loyal sein?“
Was soll so eine Aussage ?
Wollen Sie als aktiver Soldat zur Meuterei aufrufen ?
@ Politikverdruss
Die Bw mag ein Führungsproblem haben. Dies heißt aber mit Sicherheit nicht Ursula von der Leyen. Kein Vtg-Minister der letzten Jahre hat so aktiv geführt wie sie !
Wo war eigentlich der Generalinspekteur in der Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit in den letzten 7 Jahren ?
Treten Generalinspekteure erst nach deren Pensionierung für 20000 Euro Gage bei Anne Will auf oder haben sie auch während ihrer Dienstzeit für die Soldaten und die Öffentlichkeit etwas zu sagen ?
Gerade Herr Kujat sollte mit dem beträchtlichen zeitlichen Abstand zu seiner aktiven Dienstzeit sich etwas in der Öffentlichkeit mit seiner Kritik zurückhalten. Wenn er wirklich aufklärerisch tätig sein will, kann er ja die politschen und militärischen Leistungen während seiner Amtszeit analysieren und in der Öffentlichkeit präsentieren.
Da im Alter bekanntlich alle Sinne schwinden, außer der Starrsinn, sollte auch einmal für einen ehemaligen 4-Sterne General Schluss sein mit öffentlichen Auftritten und Aussagen über die jetzige Bundeswehr !
@ Klabautermann:
Zum zitierten Eid sollte man vielleicht anmerken, dass er, gewissermaßen im Akt des vorauseilenden Gehorsams, von Reichswehrminister Werner von Blomberg nach dem Tode Hindenburgs festgelegt wurde – nicht etwa durch Hitler selbst und dass ihn wohl nur die wenigsten aus freien Stücken sowie voller Überzeugung heraus abgelegt haben.
Ich weiß jedoch nicht so recht, was Sie in Bezug auf soldatische Tugenden oder auch persönliche Qualitäten über denjenigen (negativ) aussagen wollen, der diesen Eid geschworen hat/schwören musste. Wenn ich den zweifelsohne gewichtigen und fatalen personenbezogenen Part weglasse, bleibt es im Wesentlichen bei Treue und Tapferkeit. Das schwört oder gelobt der Soldat der Bundeswehr auch heute noch – das Prinzip von Befehl und Gehorsam besteht ebenfalls fort – ergänzt um den Part, welche Befehle man nicht ausführen darf. Wir haben heute das Glück, einem anderen Deutschland dienen zu können, aber das, was der Eid vom Soldaten verlangt, ist in letzter Konsequenz derselbe: Töten und getötet werden. Klingt unschön, hat Mundgeruch, das sagten Sie bereits, aber es ändert nichts an dieser traurigen Tatsache.
Mit Blick auf z.B. die britischen oder französischen Streitkräfte fällt es mir übrigens schwer, Ihrer Theorie, dass Traditionen kontraproduktiv für das innere Gefüge moderner Streitkräfte sein sollen, zuzustimmen. Ich gehe eher davon aus, dass die Abwesenheit von Traditionen bei gleichzeitiger Betonung des beinahe schon zivilen Charakters der Streitkräfte (was für eine Absurdität) zur Unsicherheit bzw. Ablehnung führt. Tradition kann man meines Erachtens nach nicht befehlen. Die dritte Traditionssäule der Bundeswehr ist die Geschichte der Bundeswehr selbst. Was genau ist daran „Tradition“? Dass der Große Zapfenstreich das höchste militärische Zeremonielle ist? Dass es keine Militärparaden gibt? Dass im Heer seit knapp 15 Jahren der Wasserkopf wächst und gedeiht? Dass die Wochenenden größtenteils frei sind? Fällt mir schwer, das zu greifen, was damit konkret gemeint ist.
Um aber nicht falsch verstanden zu werden: Die Wehrmacht kann, als tragende Säule des NS-Staates, nicht traditionswürdig sein – das leuchtet in höchstem Maße ein. Das gilt meines Erachtens nach auch für die militärische Elite, die hätte erkennen müssen, dass sie einem Verbrecher diente und es nicht fertig gebracht hat, dagegen etwas zu unternehmen. Weshalb aber einzelne Soldaten und ggf. Einheiten/Verbände dies deswegen automatisch nicht sein können, erschließt sich mir nicht. Es erschließt sich aus dem Zeitgeist der direkten Nachkriegsgeschichte, mit der Bundeswehr etwas völlig neues schaffen zu müssen – ja es war wohl auch ein Gebot der Stunde, damit auch nach außen hin klar wurde, dass das Personal zwar in Teilen dasselbe war, wie zuvor in der Wehrmacht, man aber nun einer neuen Armee dient. Aber gilt das in dem Maße auch heute noch? Gibt es Zweifel daran, welche Funktion und welchen Stand diese Armee in unserer Demokratie hat? Muss man sie vor sich selbst schützen? Sofern ja: Wäre das nicht ein Armutszeugnis, nach über 60 Jahren Bestehen?
@Georg
VtgMinister stehen ja immer in dem Druck, globalgalaktische Entwicklungen der Gesellschaft und der eigenen Truppe mittels schlagzeilengerchten Äußerungen und innerhalb von maximal 30 Sekunden Antwortzeit vermitteln zu müssen. Das Ergebnis sind zumeist dann plakative Phrasen. Führen mit Phrasen nenne ich das. Das ging Peter Struck auch so als er seine Hindukusch-Phrase abließ. Hätte sich besser auf die Zunge beißen sollen.Ich frage mich immer, wer legt eigentlich diese Phrasen den ansonsten militärterminologisch eher „ungebildeten“ Ministern in den Mund ? Die zumeist zivilen und „ungedienten“ PR-Fuzzis bestimmt nicht alleine. Wer ist denn der oberste Berater der/des IBUK in Sachen Einsatz und InFü ? Wie kommt denn UvdL dazu solche Begriffe wie „Korpsgeist“, „Haltung“ oder „Führungsversagen“ überhaupt in den Mund zu nehmen ? Sie redet doch sonst immer von Leadership und Management, von Compliance etc.pp. Querfrontenbildung der Lodenmantelgilde in zivi-dunkelgrau und flecktarn-uniformiert egal welches Parteibuch die Herren in der Gesäßtasche oder in der Schublade haben. Außerdem muß man darauf achten, dass der „historische“ Foot-Print der eigenen fachlichen und/oder politischen Unzulänglichkeiten und Fehlentscheidungen nicht zu offensichtlich wird. Die Altherren treibt eine gemeinsame Horrorvision und das ist UvdL als Merkel-Nachfolge.
Dann aber bitte auch für andere Personenkreise, die nicht militärische Führung waren.
Die Presse stürzt sich auf die Säuberungsaktionen wie bei der Suche nach Schwerverbrechern: Durchsuchungen und Razzien als Wortwahl.
@Hubi | 08. Mai 2017 – 17:29
„Die Presse stürzt sich auf die Säuberungsaktionen wie bei der Suche nach Schwerverbrechern: Durchsuchungen und Razzien als Wortwahl.“
Was erwarten Sie? Die IBuK hat ja mit ihren Aussage den Ton vorgegeben.
Gestern sprach Sie bei Anne Will tatsächlich von „Säuberung(!) und Reinigung“… eine Säuberungswelle?!?! Heftige Wortwahl :(
Ich dachte sie hätte nach der Welle letzte Woche gelernt…
„Säuberungs- und Reinigungsprozess“ um genau zu sein…
Zu den Aussagen der Ministerin diese Woche kommt nun auch der Sonntag hinzu. Ich vermute mal, so mancher, dem etwas an der Bundeswehr liegt, ist innerlich vom Stuhl gefallen, als er plötzlich Frau von der Leyen bei Anne Will im bequemen Sessel sah. Und zwar zu einem Thema (Wahlausgang Frankreich), das nun wirklich in keinem tieferen Zusammenhang mit dem steht, was derzeit für die Ministerin eigentlich ganz oben auf der Agenda platziert sein und damit ihre ganze Arbeitskraft erfordern sollte. Wer gibt ihr eigentlich den Ratschlag, sich ständig auf Talkshows und vor der Kamera zu präsentieren? Fühlt sie sich selbst dazu gedrängt, ohne zu spüren, wie katastrophal das bei einigermaßen gebildeten Menschen ankommt? Abgesehen davon, dass sie außer der extrem scharfsinnigen Feststellung (der Applaus war ihr gewiss), der gestrige Tag sei gut für Europa gewesen (da kann man ja auch hundertprozentig zustimmen!), in der Debatte kaum Wesentliches beizutragen hatte. Wie sollte sie auch? Das geht leider schon fast ein wenig in die Richtung dessen, was @klabautermann so schön als „Führen mit Phrasen“ bezeichnet.
Ich finde es nun wirklich richtig, wenn sie – notfalls auch mit Brachialgewalt und gegen verzweifelte Widerstände – das Innere Gefüge der Bundeswehr auf der richtigen Linie zu halten und zu verbessern versucht. Das ist ihre Aufgabe. Und tough genug ist sie ja zweifellos. Aber je mehr sie auf Außenwirkung setzt, umso größer werden die Zweifel, ob sie das eigentlich Nötige auch schafft.
@ KeLaBe | 08. Mai 2017 – 18:14″
„Wer gibt ihr eigentlich den Ratschlag, sich ständig auf Talkshows und vor der Kamera zu präsentieren? Fühlt sie sich selbst dazu gedrängt, ohne zu spüren, wie katastrophal das bei einigermaßen gebildeten Menschen ankommt?“
Ich stimme Ihnen weitestgehend zu – aber dummerweise sind die „einigermaßen gebildeten Menschen“ wohl eher nicht in der Überzahl.
Wenn auf die Frage „Was bedeutet CDU?/ SPD?/ FDP ?“ ein großer Teil der Befragten mit Achselzucken antwortet aber durchaus weiß, was „GZSZ“ bedeutet, ist man schon etwas verwundert – insbesondere, wenn es sich um Abiturienten aus NRW handelt …
Frau VdL WILL partout ins Kanzleramt, merkt aber nicht, daß selbst in der Union die Zahl ihrer „Freunde“ deutlich abnimmt.
Georg | 08. Mai 2017 – 14:07,
Ihre Forderung, General a.D. Kujat solle sich „zurückhalten“, ist nicht nachvollziehbar. Der verstorbene General a.D. Kießling hat mal einem Generalinspekteur, der dies auch von ihm forderte, folgendes geantwortet:
„Der Generalinspekteur sollte derartige Meinungsäußerungen Ehemaliger auch dann begrüßen, wenn sie Kritik enthalten. Ist damit doch die Chance gegeben, dass eine breite Öffentlichkeit auf Gefahren und Fehlentwicklungen in der Sicherheits-und Verteidigungspolitik hingewiesen werden kann, wo der Generalinspekteur aus Gründen der Loyalität schweigen muss.“(Kießling, Staatsbürger und General S.200)
Ihr Urteil, kein VtgMin der letzten Jahre habe so aktiv geführt wie von der Leyen, wird nur noch von der PdL (Ernst) geteilt. Die SPD kritisiert was das Zeug hält und aus der Union ist dröhnendes Schweigen zu vernehmen.
Und Berthold Kohler/FAZ sagt: „Die Bundeswehr hat kein Haltungsproblem. Es scheint eher auf Seiten der Politik zu bestehen.“ Dieser Sichtweise schließe ich mich an.
@Hans Dampf
„Gibt es Zweifel daran, welche Funktion und welchen Stand diese Armee in unserer Demokratie hat? “
Da kann man jetzt vortrefflich kontrovers diskutieren, aber ich denke den gegenwärtigen Stand in unserer Gesellschaft und in der Politik sollten wir uns nicht künstlich schönreden !
@ Georg
Loyalität bedeutet, im Interesse eines gemeinsamen höheren Zieles, die Werte (und Ideologie) des Anderen zu teilen und zu vertreten bzw. diese auch dann zu vertreten, wenn man sie nicht vollumfänglich teilt, solange dies der Bewahrung des gemeinsam vertretenen höheren Zieles dient.
Wir merken uns: innere Führung wollte nie “ Kadavergehorsam“ sondern gemeinsam verstandene Werte ! Hochlobendes Nachgelaufe will man heute auch nicht, aber die A14plus Ebene und höher macht es vor oder ? Woher wären wir sonst da wo wir aktuell sind !!! Sprich es laufen wieder welche hinterher die stehenbleiben sagen müssten und auch so handeln, sie tragen andere Uniformen aber handeln nicht …
Ich hoffe es fällt was auf gerade hier im Kontext des Fadens … und ja, ich werfe vor !
@Wa-Ge | 08. Mai 2017 – 8:09:
Nach der Logik hätte auch das Ehrenkreuz für Tapferkeit nicht verliehen – ja noch nicht mal gestiftet werden sollen, da es explizit Einzeltaten herausstellt.
Ich denke dies wäre also möglich. Die Frage ist nur wie und in welchem Kontext dies geschieht.
Mittlerweile kann ich jedoch nicht erkennen, dass die Träger der Auszeichnung in Ausbildung und Erziehung eine – wenn auch nur rudimentäre Rolle – spielen.
Mir geht es jedoch weitaus Grundsätzlicher um den Gesamtansatz einer modernen Traditionspflege, diese ist auch in der heutigen Gesellschaft durchaus vermittelbar.
Die fortlaufende Unterstellung die Gesellschaft lehne alles Soldatische ab, ist nach meinem Eindruck ein Zerrbild unserer Gesellschaft. Hier wäre weitaus mehr Mut angebracht.
Dass Frau Ministerin gestern öffentlich von einem Säuberungsprozess spricht, der für die Truppe ansteht, macht mich sprachlos. Jeder Fall von Rechtsextremimus oder Wehrmachtsverherrlichung ist ein Fall zu viel! Aber Säuberung? Klingt wieder nach breitem Mißtrauen und Generalverdacht Absolut unpassender Begriff für notwendiges, stetiges Sensibilisieren und korrektes Durchgreifen, dort wo nötig. Aber es ist mE immer noch ein Randthema für die Bundeswehr! Oder ist es etwa doch häufiger vorhanden als bei diesen Einzelfällen oder 280 Verdachtsfällen?
@Memoria
Ich bin dagegen, dafür eine Grußpflicht einzuführen, es sollte freiwillig sein.
@klabautermann
It takes the Navy three years to build a ship. It will take three hundred years to build a new tradition. The evacuation will continue
ABC Cunninham Kreta
MKn wurde diesem Eid vom Reichstag zugestimmt.
@Hans Dampf
Ohne welche Tugend sind alle anderen Tugenden des Soldaten bestenfalls wertlos?
@Politikverdruss
Ich vermute, dass Sie General a.D. Kujat deswegen zitieren, weil er gerade so schön in Ihre Argumentation passt.
Sie sollten dabei aber auch berücksichtigen, dass die Kujat’sche Reform unter Negierung der Ergebnisse der Weizsäcker Kommission , man könnte auch sagen unter Brüskierung der Arbeit des ehemaligen Bundespräsidenten, wesentlichen Anteil an der heutigen Situation trägt.
Und seine positiven Aussagen zu den russischen Luftangriffen in einer TV Sendung im letzten Jahr haben auch eher Verwunderung als Zustimmung ausgelöst. Der ehemalige US Botschafter hat ihn im Nachgang der Sendung als Sowjetgeneral verspottet. Nicht gerade ein Kompliment für einen ehemaligen NATO 4 Sterner.
Was ihr Kiesling Zitat anbelangt, man könnte aber auch daraus lesen, dass er (Gen Kiessling) die Innere Führung auch nicht verstanden hat. Entweder der GI berät nach besten Wissen und Gewissen…oder er lässt es bleiben, er braucht dazu sicher nicht eine oder viele Stimmen von Außen.
@Hans Dampf
Es ging Klabautermann darum aufzuzeigen, welche Unterschiede zwischen der Wehrmacht und der Bundeswehr bestehen. Un der Eid auf den Führer ist ein wesentlicher Unterschied. Die These von der „unschuldigen“ Wehrmacht ist geschichtswissenschaftlich längst wiederlegt. Sei es, dass sämtliche Züge nach Ausschwitz mit dem OKW koordiniert waren, dass die Einsatzgruppen im Osten logistisch und führungstechnisch durch die Wehrmacht unterstützt wurden, dass sich Wehrmachtssoldaten freiwillig an Massenerschiessungen beteiligt haben, (aber auch, dass niemand wegen Befehlsverweigerung betraft wurde, der dabei nicht mitmachen wollte), dass in DORA Nordhausen unter den Augen von Wernher v. Braun Zwangssarbeiter beim Bau der V1 und V2 drangsaliert und getötet wurden, der letzte Lagerführer des Lagers Kaufering IV (dass aus Band of Brother, kurz vor der Befreiung von den Wachen angezündet – 360 Tote) war Wehrmachtsangehöriger usw usw.
@Klabautermann
Ein Wesensmerkmal der aktuellen Diskussion ist, dass wir auf verschiedenen Ebenen miteinander kommunizieren und aneinander vorbeireden.
Für mich ist es beispielsweise vollkommen unmöglich nachzuvollziehen, woher ihre offensichtliche Abneigung gegen die Kämpfer-Mentalität, -die unter anderem dem Infanteristen zugesprochen wird- stammt.
Eine mögliche Erklärung sind unterschiedliche Erfahrungswelten in unserer jeweiligen dienstlichen Vergangenheit. Ich für meinen Teil habe erlebt wie Kampfunterstützer, die der Situation nicht gewachsen waren im Einsatz vor dem Hindernis „gescheut“ haben.
Die Kampftruppe vor Ort hat den Auftrag schließlich zu Ende geführt für den sie eigentlich nicht ausgebildet war. Aber irgendjemand musste es tun. Ausschlaggebender Faktor für die Auftragserfüllung war die „can do“ Mentalität der Truppe. D.h. der Hauptmann, Leutnant oder Hauptfeldwebel der sagt:“mir egal, ich mach das jetzt!“
Die Kämpfer Mentalität, einschließlich der dazu erforderlichen Tradition und klaren Hierarchien ist heute unverzichtbarer denn je, denn Kriege und Krisen werden nicht schöner sondern hässlicher.
Als Orientierung für eine eigene Identität sollten auch wir uns daher zukünftig am Leitspruch der Marines orientieren: „Every Marine is a rifleman first.“ Den bereits in der Diskussion angebrachten Vorschlag einer gemeinsamen, sehr fordernden Grundausbildung teile ich uneingeschränkt. So ein Erlebnis wirkt Identitätsbildend für ein ganzes Leben. Voraussetzung für den Erfolg wäre allerdings, dass in der Nachwuchsgewinnung zukünftig die richtige Klientel angesprochen wird.
Für die unsere Marine, die Entscheidungen aufgrund der kurzen Reaktionszeiten in Softwarealgorithmen outsourced (AEGIS oder vergleichbar) muss das natürlich nicht automatisch gelten, denn hier ist die Bedrohung abstrakt, auch wenn es sich um einen anfliegenden Seezielflugkörper handelt. Im Heer ist das Ganze halt leider noch „close and personal“.
Kleine Spitze nebenbei -im Wissen dass der Hausherr solche Exkurse liebt-:
Bei der Beschaffung des HK 416 haben auch die französischen Streitkräfte ein Bajonett je Waffe mitbestellt. So falsch können wir damit also auch nicht liegen.
@SER
DANKE!
+1
@Soenke Marahrens | 08. Mai 2017 – 21:36
„Entweder der GI berät nach besten Wissen und Gewissen…oder er lässt es bleiben, er braucht dazu sicher nicht eine oder viele Stimmen von Außen.“
Die Frage ist ja weniger, ob er nach besten Wissen und Gewissen berät sondern vielmehr ob er auch öffentlich Position bezieht.
Allerdings teile ich insofern Kritik an den Generalen Kujat als auch dem aktuellen Herrn Generalinspekteur und noch an vielen weiteren hochrangigen Stabsoffizieren und Generalen.
Ich vermisse ihren Teilnahme am Diskurs VOR ihrer Pensionierung.
Ich mag dieses Selbstverständnis vom „unpolitischen Befehlsempfänger“ nicht…
In Bezug auf ihre Argumente gegen die „saubere Wehrmacht“ auch wenn es sicherlich auch zahlreiche Argumente „für“ positive Seiten die Wehrmacht gäbe, so kommt man aber doch angesichts der unabweisbaren Schattenseiten und der Verstrickung in die Verbrechen der Nazi zu keinem positiven Gesamtergebnis.
Aber das ist ja auch weitgehend unstrittig (es gibt ja wirklich nur wenige, die ein anderes Geschichtsbild propagieren).
Und weil diese mehr als nur ambivalente Bewertung der Wehrmacht überwiegende Meinung ist, deswegen ist die Wehrmacht als ganzes ja auch schon seit 1982 als nicht-traditionswürdig eingestuft.
Wenn das aber weitgehend unstrittig ist, warum wird dann immer wieder auf diesem Aspekt herumgeritten und damit wesentlich komplizierte Fragestellungen „vergiftet“?!
Wie sieht es z.B. mit vorbildhaften Einzeltaten jenseits des Widerstandes aus?
Da gäbe es ja einiges eindeutig einiges „nicht-Verbrecherisches“… im Bereich einfach-soldatischen Handelns von politisch unbedenklichen Mannschaften, Unteroffizieren und jungen Offizieren.
Oder wie sieht es mit menschlich vorbildhaftem Handeln aus? Es gibt ja einige Soldaten, die sich persönlich für politisch oder ethnisch verfolgte eingesetzt haben.
Oder wie sieht es z.B. mit dem Retter der Kunstschätze von Monte Cassino aus?
Oder wie sieht es mit den beiden ersten Generationen der Bundeswehr aus? Sollen im Lebenslauf alle Dinge von vor 1955 „geschwärzt“ werden? Bzw. wie kann man einen Soldaten als ganzes würdigen und für die Traditionspflege nutzen, wenn man nicht sein ganzes Leben betrachtet?!
Ich möchte das ja jetzt hier gar nicht ausdiskutieren. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass es (wie fast immer in der Geschichte) nicht einfach schwarz oder weiß gibt, sondern dass es meistens Graustufen sind.
@all
Spätestestens wenn – zum wie vielten Mal eigentlich im Laufe der vergangenen Jahre? – der Marines-Spruch „Every man a rifleman'“ zitiert wird, ist klar, dass sich die Debatte nur noch um sich selbst dreht. Und alle wieder von vorne anfangen.
Hinzu kommt, dass einige in der Tat den Spruch „linke Grenze, rechte Grenze“ vergessen haben, vor allen den mit der rechten Grenze. Und nein, es wird jetzt hier keine Debatte geben, wer sich davon angesprochen/nicht angesprochen/beleidigt/wegen mangelnder Präzision vielleicht zu Unrecht gemeint fühlt.
Die Debatte entfernt sich immer weiter vom Ausgangspunkt und führt zu bisweilen unschönen Äußerungen hier, deren Übelste ich schon längst zuvor entfernt habe. Hier ist keine Propagandaplattform für jenseits der rechten Grenze. (Und ehe einer sagt: aber die linke Grenze?! Das Problem stellt sich hier in dieser Debatte nicht.)
Ich ziehe deshalb hier einen vorläufigen Schlussstrich, auch deshalb, weil ich in diesen Tagen weder gewillt noch in der Lage bin, eine 24/7-Kommentarmoderation zu gewährleisten. Keine Sorge, das Thema bleibt uns erhalten, und es wird auch noch genügend Möglichkeiten zur Diskussion geben.
/edit: Nachdem ich diesen Thread geschlossen hatte, meldete sich via E-Mail der Kommentator MikeMolto, der in einem Kommentar ein Buch eines Rechtsnationalisten zur Ergänzung empfohlen hatte. Er legt Wert auf die Erläuterung:
Ich akzeptiere diese Erläuterung – wenn ich auch ausdrücklich die Ansicht nicht teile, dass es notwendig sei, Hitlers Machwerk gelesen zu haben.