Dokumentation: von der Leyens Rede vor militärischen und zivilen Führern
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte am (gestrigen) Donnerstag rund 100 Generale, Admirale und zivile Führungskräfte der Bundeswehr in Berlin zusammengerufen: Vor dem Hintergrund des Falls Franco A., vor dem Hintergrund bekanntgewordener Skandale wie in Pfullendorf wollte die Ministerin thematisieren, wie es zu diesen Vorfällen kommen konnte und was getan werden kann, um so etwas künftig auszuschließen.
Einzelne Teile der Aussagen der Ministerin wurden inzwischen bekannt – zum Beispiel, dass sie den Teilnehmern ihr Bedauern ausdrückte, dass sie ihrer harten Kritik an der Truppe am vergangenen Wochenende nicht eine Würdigung der Leistungen der Soldaten vorangestellt habe.
Aber das ist nur ein Absatz dessen, was die Ministerin gesagt hat. Damit sich alle ein Bild machen können, hier der Redetext, wie ihn die Bundeswehr intern bekanntgemacht hat – ich denke, darüber sollten sich alle ihre Meinung bilden können.
Der Redetext im Wortlaut (der nicht deckungsgleich sein muss mit der tatsächlich gehaltenen Rede):
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
wenn wir über die Bundeswehr reden, reden wir über eine Viertelmillion Menschen. Menschen mit und ohne Uniform. Männer und Frauen fast jeden Alters. Sie dienen in den unterschiedlichsten Verwendungen – hier, in der Heimat, aber auch in vielen Teilen der Welt oder auf Hoher See.
Egal wo diese Männer und Frauen dienen oder arbeiten – es ist ein unverzichtbarer Dienst für unser Land. Dafür gebührt Ihnen Dank und Anerkennung.
Ich wünschte, ich hätte diese Sätze am Wochenende in dem 5 Minuten Interview über den Rechtsextremisten vorweg gesagt. Es tut mir leid, dass ich es nicht getan habe. Das bedaure ich.
Für ihre Leistungen verdienen die Soldatinnen und Soldaten auch das Vertrauen der Gesellschaft. Darum ist es verheerend, wenn dieses Vertrauen auch nur ins Wanken gerät. Hier genügen schon wenige Missstände und Vorfälle – so wie wir sie seit Wochen erleben müssen. Pfullendorf, Sondershausen und jetzt Illkirch sind die Stichworte dazu.
Ich möchte klar und deutlich betonen: Die übergroße Mehrheit der Angehörigen der Bundeswehr leistet tagtäglich ihren Dienst anständig und tadellos. Umso bitterer ist es, wenn eine Minderheit sich völlig inakzeptabel verhält. Dies muss mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln verfolgt und geahndet werden – gerade im Interesse all derer, die jeden Tag Vorbildliches leisten.
Zwar haben die Medien in den vergangenen Monaten ausführlich über die Vorkommnisse in der Bundeswehr berichtet. Doch ich will Ihnen nochmals in Erinnerung rufen, um was es geht. Denn die Verstöße, über die wir sprechen, sind meist Verstöße gegen die Grundsätze der Inneren Führung, gegen die Grundrechte, gegen die Pflicht zur Kameradschaft – bis hin zu Strafbeständen.
Zuerst Pfullendorf: Die Berichte sprechen von „Mobbing“, von „herabwürdigenden Praktiken in der Ausbildung“. Das klingt so neutral, wie Untersuchungsberichte eben klingen müssen. Doch was das für die Betroffenen wirklich bedeutet hat, zeigt die schonungslose Bestandaufnahme: „Abtasten des unbekleideten Genitalbereichs mit nicht behandschuhter Hand und anschließende Geruchsprobe“. Dann: „Öffnen der Gesäßbacken zur Inspizierung des Afters“. Und schließlich: „entwürdigende bildliche Darstellung der Ausbildungspraktiken als Unterrichtsmaterial“. Wie konnte es soweit kommen und solange gehen?
Nächstes Beispiel: Sondershausen. Ausbilder bezeichnen Kameraden als „Körperschrott bzw. genetischer Abfall“. Strafrunden bei 30 Grad Außentemperatur bis zum Zusammenbruch infolge Dehydrierung. Festgestellte Ausbildungsmängeln werden von Ausbildern glattgebügelt, wenn sie Alkohol als Ausgleich bekommen. Auch hier die Frage: Warum konnte es soweit kommen und so lange anhalten?
Und jetzt Illkirch: Ein formal und juristisch ganz anders gelagerter Fall. Ein junger Oberleutnant gibt sich als Asylsuchender aus; lebt ein Doppelleben; wird mit einer illegal besorgten Waffe am Wiener Flughafen geschnappt. Es besteht der Verdacht auf einen geplanten Terroranschlag – die Bundesanwaltschaft ermittelt. Und Stück für Stück kommt heraus, dass er seit Jahren rechtsextremistisches Gedankengut pflegt. Wer einen Blick in seine erste Masterarbeit wirft, die er Ende 2013 an der französischen Akademie Saint Cyr als Austauschstudent einreichte, hat keinen Zweifel mehr an seiner völkischen, rassistischen und rechtsextremistischen Gesinnung. Da geht es um „die Schwächung des Volkes“ durch „Subversion“ in Form einer großen Verschwörung der Regierenden; um „die Durchmischung der Rassen“, den „infektiösen Charakter der Menschenrechte“ und, und, und. Der Wissenschaftler des ZMSBw in Potsdam, der damals hinzugezogen worden war, erstellte ein eindeutiges und glasklares Gutachten: „Bei dem Text handelt es sich nach Art und Inhalt nachweislich nicht um eine akademische Qualifikationsarbeit, sondern um einen radikalnationalistischen, rassistischen Appell, den der Verfasser mit einigem Aufwand auf eine pseudo-wissenschaftliche Art zu unterfüttern sucht.“ Und der damalige französische Schulkommandeur urteilte trocken: „Wenn es ein französischer Lehrgangsteilnehmer wäre, würden wir ihn ablösen“. Das war im Frühjahr 2014. Und trotzdem blieb der Offizier bis vor wenigen Tagen im Dienst. Wie konnte es dazu kommen?
Pfullendorf, Sondershausen, Illkirch – wie schon gesagt: alles Einzelfälle und nur bedingt miteinander vergleichbar. Sie müssen individuell untersucht und dann entsprechend disziplinar oder strafrechtlich verfolgt werden. Doch stellt man diese Einzelfälle in eine Reihe, so gibt es etwas Verbindendes: Es hat lange gedauert, gegärt, manche haben sich weggeguckt, schöngeredet und verharmlost. In allen diesen Fällen haben die Mechanismen, die wir haben, um Übergriffe und Verstöße gegen die Innere Führung zu verhindern oder zumindest frühzeitig aufzudecken, nicht gegriffen. Und es geht auch um Verantwortung und Aufgaben von Vorgesetzten. Wohlbemerkt: das betrifft nicht die Mehrheit der Vorgesetzten, aber das macht das Problem nicht kleiner.
Als Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt trage ich die Gesamtverantwortung für die Bundeswehr. Ich scheue diese Verantwortung nicht. Wir haben viel bewegt in den vergangenen drei Jahren: Agenda Attraktivität, Agenda Rüstung, die drei Trendwenden für eine Bundeswehr, die seit der Wiedervereinigung 25 Jahre lang Schrumpfungsprozesse mitgemacht hat. Wir haben diesen großen Tanker langsam, aber sicher wieder in die richtige Richtung gedreht. Wir sind dabei durch so manches Tal der Tränen gegangen. Und auch jetzt gehen wir wieder durch ein tiefes Tal der Tränen – und ich sage Ihnen, wir haben nicht einmal die Talsohle erreicht. Und wenn ich mir etwas zum Vorwurf mache, dann dass ich nicht viel früher viel tiefer gegraben habe, als mir die Einzelfälle der Reihe nach auf den Tisch kamen.
Doch wir müssen auch feststellen, dass nicht alle Meldewege so funktioniert haben, wie sie sollten. Dass nicht alle Mechanismen so griffen, wie sie hätten es tun müssen. Dass nicht alle Ebenen mit der Vehemenz ihre Aufgaben wahrgenommen haben, mit der sie hätten sich der Einzelfälle annehmen müssen.
Wir beginnen jetzt mit der Aufarbeitung und Diskussion. Ich möchte heute mit Ihnen über drei Stränge sprechen – und ich bin erst am Anfang meiner Überlegungen – das ist nicht vollständig, nicht abschließend.
1. Unsere Werte und Regeln:
Es braucht ein klares Koordinatensystem. Das haben wir: mit der Inneren Führung. Aber das muss auch bis in den letzten Winkel gelebt werden. Es muss zum Beispiel klar sein, was ist notwendige Härte in der militärischen Ausbildung – und ab wann beginnt Schikane? Die Dienstvorschrift zur Inneren Führung ist eindeutig: „[Die] Innere Führung stellt ein Höchstmaß an militärischer Leistungsfähigkeit sicher und garantiert zugleich ein Höchstmaß an Freiheit und Rechten für die Soldatinnen und Soldaten im Rahmen unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung.“ Klarer kann man den Gegensatz nicht beseitigen, den immer wieder einige Soldaten und Kommentatoren aufmachen wollen. Es gibt hier kein entweder „Höchstmaß an militärischer Leistungsfähigkeit“ oder „Freiheit und Rechte“. Sondern beides geht Hand in Hand.
Was ist Meinungsvielfalt in der Bundeswehr – und wann verlässt jemand die freiheitlich-demokratische Grundordnung? Wenn es in der Masterarbeit des Soldaten A. heißt, Zuwanderung führe zum genetischen Genozid der westlichen Völker, dann muss allen glasklar sein, dass das NS-Gedankengut ist.
Auch bei der Tradition sind die Linien eigentlich klar: Die Wehrmacht ist nicht traditionsstiftend. Das ist nichts Neues. Das ist für die Bundeswehr Selbstverständlichkeit. Im Traditionserlass von 1982 steht unzweideutig: „Ein Unrechtsregime wie das Dritte Reich, kann Tradition nicht begründen.“ Warum hängen dann im Aufenthaltsraum in Illkirch, der seit 2010 besteht – Wehrmachtsdevotionalien – vom Propagandabild bis zum Helm?
Wir haben 60 Jahre Bundeswehr!! Darauf können wir zu Recht stolz sein. Das ist eine besondere Geschichte, aus der sich unser Selbstverständnis speist. Nicht umsonst haben wir das im Weißbuch so klar herausgearbeitet. Das heißt: es gibt kein Vakuum im Traditionsverständnis.
Ich habe immer wieder bei Pfullendorf gehört: es sind keine weiteren Schritte nötig, wir haben ja die innere Führung. Ja, aber sie muss jeden Tag mit Leben gefüllt werden. Das tut die übergroße Mehrheit – aber wir dürfen auch nicht so tun, als sei keinerlei Problem da, und wer problematisiert oder sich wehrt, der bricht ein Tabu.
Soweit Gedanken zu unseren Werten und Regeln. Nun erste kursorische Gedanken zum Gerüst: ist die Wehrdisziplinarordnung in sich schlüssig? Gibt es Bruchstellen? Gegenwärtig haben Disziplinarvorgesetze ihre Rechtsberater, die bei Ermittlungen wechseln in die Rolle des Disziplinaranwaltes….(….)
In vielen Fällen läuft es gut. Dennoch müssen wir uns fragen, ob wir Menschen nicht überfordern in Doppelrolle aus dem Nähe- und Vertrauensverhältnis gegenüber Disziplinarvorgesetzen?
Wir müssen uns fragen, ob alle nach einheitlichen Maßstäben urteilen und wer das kontrolliert? Wir müssen uns fragen, wo die Supervision ist, wenn nicht adäquat gehandelt wird?
Ich habe heute eine Arbeitsgruppe eingesetzt, mit dem Ziel der kritischen Durchleuchtung der Wehrdisziplinarordnung.
Zweiter Punkt: wenn der Disziplinaranwalt empfiehlt, einzustellen – dann gibt es keine Meldepflicht. Ist es hier nicht besser, ein Mehr-Augen-Prinzip einzuführen, wenn die Absicht besteht, das Verfahren einzustellen?
Wir werden jetzt als untergesetzliche Maßnahme für bestimmte Fallgruppen das Mehr-Augen-Prinzip einführen.
3. Setzen wir in der Ausbildung die richtigen Schwerpunkte?
Räumen wir der Vermittlung eines Wertekanons und einer soliden Haltung
im Alltag genug Zeit ein bei der Erziehung, Ausbildung und Fortbildung zukünftiger Generationen von Vorgesetzten? Überfordern wir viele der noch sehr jungen Vorgesetzten? Überfrachten wir sie mit administrativen Aufgaben – und nehmen ihnen die Zeit, die sie eigentlich als Menschenführer benötigen? Oder liegen die Defizite in Melde- und Untersuchungssystemen? Reden wir genügend mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über Ebenen hinweg, kennen wir deren Belastung, Sorgen und Nöte? Schauen wir „richtig“ hin und achten wir genug aufeinander?
Lassen wir uns beraten und schätzen wir tatsächlich konstruktiv kritische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Erklären wir in ausreichendem Maße unsere Absicht, geben wir klare Ziele vor und überlassen das „WIE“ den Ausführenden? Führen wir von vorne? Gestehen wir eigene Fehler ein?
Viele Fragen. Es wird dauern, sie zu beantworten. In dieser Woche ist erst der Anfang.
Es wird jetzt viel hochkommen. Das ist gut, weil es sein muss. Es ist keine Schande, wenn die Dinge hochkommen – es ist eine einmalige Chance, uns die Defizite bewusst zu machen. Wir wollen auch denen Recht verschaffen, denen Recht verwehrt wurde.
Und der Fall A. ist mit Sicherheit noch nicht zu Ende mit seiner Festnahme. Er ist kein ‚lonely wolf‘.
Jetzt wollen wir diskutieren. Wir nehmen uns die Zeit.
(Foto: von der Leyen mit Generalinspekteur Volker Wieker, r., und Heeresinspekteur Jörg Vollmer am 3. Mai 2017 in Illkirch beim Jägerbataillon 291)
Tun Sie sich keinen Zwang an, Herr Marahrens. Wenn Sie über gute Kontakte in das ZMSBw verfügen, dann können Sie sich ja dort belehren lassen. Alternativ empfehle ich ihnen die Hefte Militärgeschichte – Zeitschrift für historische Bildung des ZMSBw.
Der renommierte Arbeitskreis Militärgeschichte e.V. dürfte übrigens kaum für Wehrmachts-Apologetik bekannt sein.
@ Pete | 07. Mai 2017 – 16:59
„Nach meine Beobachtung hat in diesem Blog niemand die Verbrechen der Nazis auch nur ansatzweise entschuldigt.“
Das habe ich auch mit keinem Wort behauptet, aber GENAU DIES wird m.E. durch öffentlich und medial wirksame Allgemeinangriffe IMPLIZIERT, auch, wenn es nicht so gemeint sein sollte.
Was kommt denn in der Bevölkerung an ?
„Entscheidend ist nicht das WORT, sondern die WIRKUNG DES WORTES“ ! ( sehr gutes Sprichwort, habe ich kurz vor langer Zeit gemerkt… )
„Ich weiß im Moment nicht, was Ihr obiger Hinweis mit dem Thema der oben dokumentierten Rede der Ministerin zu tun hat.“
Wirklich nicht?
@ T. Wiegold, 7.5., 15:48
@ xyz, 7.5., 14.05
@ Politikverdruss, 7.5., 12:08
@ all
Vielleicht gelingt es mir ja, lieber Hausherr, die Traditionsdebatte in diesem Block zu Ende zu bündeln. (Wer ein wenig googelt, sieht ja, dass ich damit auch dienstlich befasst war und bin und dass das nicht immer Freude bereitet.)
Die Richtlinien zur Traditionspflege von 1982 sind vage im Text und auch zur Wehrmacht nicht eindeutig. Dort heißt es lediglich, dass ein Unrechtsregime wie das „Dritte Reich“ keine Traditionen begründen kann. – Folgerungen wurde damals kaum gezogen und auch die Forschungen des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes auch in der Bundeswehr selten zur Kenntnis genommen, selbst von Generalen – und dies bis heute! Die Fernsehauftritte solcher Personen wie General Johann Adolf Graf von Kielmansegg und Ulrich de Maizière in einschlägigen Fernsehsendungen haben das Bild der Wehrmacht, das die historische Forschung erarbeitet hat, immer wieder verwässert.
Insofern hat die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung ab 1995 die Fachdebatte weiter getragen. Trotz der handwerklichen Fehler hat sie die Grundkenntnisse der Forschung durchaus pointiert und kontrovers einer breiten Bevölkerungsmehrheit provozierend zur Kenntnis gebracht. Der Rückzug, die Überarbeitung und die Neuausstellung 1999/2000 haben den fachwissenschaftlichen Dialog vervollständigt aufgenommen und weniger polemisch das Thema wieder gegeben, als die erste Ausstellung. – Im Übrigen sollte man nicht übersehen, dass die Ausstellung erst nach 2 Jahren Laufzeit in München den gesellschaftlichen Diskurs erreichte. Und wer den alten und den neuen Katalog nebeneinander legt, sieht, was die Wehrmacht nun wirklich war und getan hat.
Im Übrigen: man kann doch nicht so tun, als wäre sie zwischen 1939 und 1944/45 auf Einladung der Gastländer zum bliateralen Austausch zu Gast gewesen!! Oder sie habe die Heimat verteidigt! Ja wann dann? 1944/45 erst. Außerdem: allein zwischen Juni 1944 und Kriegsende sind mehr Menschen ums Leben gekommen, als in den Kriegsjahren seit 1939 bis 1944.
Die Bundestagsdebatte vom März 1997 zur Ausstellung führte ebenso erstmals dazu, dass sich ein Bundesverteidigungsminister (Rühe) öffentlichkeitswirksam zur Wehrmacht positionierte.
Und erst in dieser Folge wurde das Traditionsverständnis auf Grundlage der Richtlinien von 1982 auf die „Drei Sälen: Preußische Heeresreformen – Widerstand gegen den Nationalsozialismus – eigene Geschichte der Bw“ politisch verbal komprimiert.
Minister Scharping sprach bisweilen nach 1998 auch von einer „epochenübergreifenden Linie“, die den ein oder anderen außerhalb dieser Drei Säulen ermöglichen sollte – nur passierte da faktisch nichts. (Der Bürgersoldat der 1848/49er Revolution ist noch immer nicht aufgenommen.)
Alles was dann folgte war aller Ehren wert, aber durch die verschiedenen Minister selbst nicht besonders propagiert: seien es die Weisung zur Intensivierung der historischen Bildung durch den GenInspBw von 1994 oder der Richtlinien für die Sammlungen durch den GenInspBw von 1999, die das Ende der geschichtsklitternden Wehrmachtruhmeshallen und Traditionsräume alter Art bedeuten musste.
Die Mölders-Debatte von 2005 zeigte tatsächlich auf, dass es eine Eigendynamik in der Truppe gibt, Generale die Richtlinien von 1982 nicht beachten oder Ehemalige der Bundeswehr vorschreiben wollen – besonders ärgerlich http://www.moelders.info, mit einem Hauch von „Wir wissen es sowieso besser, haben es in unserer aktiven Zeit aber nicht geschafft!“ – was zu tun ist.
In der Mölders-Debatte, wie auch heute, wird immer wieder übersehen, dass Traditionspflege auch einen erzieherischen/bildnerischen Zweck haben soll, ja haben muss. Dieser wird aber zu reiner Heldenverehrerung, wenn nicht erklärt werden kann, wieso ein Mölders u.v.a. als Vorbild dienen soll. Auch Hagena ist da eher ein Gesinnungstäter, der nicht hinnehmen will, dass der Nur-Soldat Mölders nichts mit der Bw gemein haben kann. Oft genug arbeitet er subversiv und nicht offen im dialogischen Diskurs.
Insofern ist der von @yxz hergestellte Bezug zu http://portal-militaergeschichte.de/schmider_moelders (der Hagena aufsaß) nicht wirklich weiterführend, wenn nicht danach auch http://portal-militaergeschichte.de/moellers_moelders gelesen wund verstanden wird.
(Anmerkung: Klaus Schmider lehrt in Sandhurst. Dort haben die Offizieranwärter kaum Berührungsängste zu Kriegsverbrechern unter den Militärs, sehen Sepp Dietrich als wirklichen Soldaten usw., um es vereinfacht zu sagen. Ich trete meinem Kollegen Schmider damit nicht zu nahe, wir streiten uns gerne. Das gehört zum Diskurs. Ich fand seine Darstellung zu Mölders jedoch nicht für hinreichend um zu klären, warum wir Mölders ehren sollten und habe deswegen mit meiner Antwort weit ausgeholt.)
Insgesamt muss dann also m.E. in der Frage nach der richtigen Tradition auch geprüft werden, was mit der Konzeption der Inneren Führung und dem Leitbild des Staatsbürgers in Uniform kompatibel sein kann. (Wehrmacht, Reichswehr und Streitkräfte des kaiserlichen Deutschlands als Organisationen eben nicht! Einzelpersonen ggf. nach ausführlicher Prüfung.)
Damit sollte diese Diskussion in diesem Blog nun wirklich beendet sein. Landsermalings in Gebäude sind eher Unfug und m.E. unsinnige Schmierreien und sie legen nahe, dass diejenigen, die so was malen und diejenigen, die sowas dulden, nicht wissen, um wen oder was sich bei der Wehrmacht handelte! Und das die Wehrmacht eben vielfach nicht von hoher Feldherrenkunst bei gleichzeitiger Schonung der eigenen Kräfte geprägt war, wissen wir nun doch auch. Was soll die ganze Wehrmacht-Geschichts-Klitterei also noch?
Das bedeutet jedoch nicht, dass nicht Beispiele aus der Kriegsgeschichte zur Ausbildung genutzt werden können, um operative Entscheidungen zu verstehen. Fraglich ist m.E. nur, ob dazu wirklich die Wehrmacht anschauliche Beispiele liefert, umso mehr, als wir nun in einer anderen Epoche angekommen sind. Und solche Hilfsmittel wie „Kriegsnah ausbilden“ oder „Üben und schießen“ lassen den guten Ruf der Wehrmacht wittern, koste es was es wolle. Aber: was wollte das Heeresamt damit ausdrücken????
Zuletzt: Nach meiner Information wird im BMVg durchaus über einen neuen Traditionserlass nachgedacht. Ich frage mich nur, ob ein Minister wirklich dieses Themenfeld in den Fokus rücken sollte, dass so mit Schwierigkeiten überzogen ist, die nur zu kontroversen Debatten auch solcher führen, die nun wirklich dazu ruhig bleiben sollten. Deswegen – last but not least -, wenn noch mehr Generale solche Geschichtsklitterei betreiben wie Schulze-Rohnhof, solchen Weltbildern und Denkweisen aufsitzen wie Günzel, in Unkenntnis der Historie reden wie Hammel oder ihr Bild absolut setzen wie Trull, sollten solche Charaktere sich bitte zurückhalten. Sie haben m.E. auch nicht wirklich gezeigt, dass sie die Einbindung der Bundeswehr in den demokratischen Staat und seine Verfasstheit (Innere Führung) vollkommen verstanden und verinnerlicht haben. Andere, vor allem Politiker – oftmals gerade solche der Union -, übrigens auch nicht.
Was wir nur nicht brauchen ist Gesinnungsschnüffelei mit Bildersturm, wie er jetzt stattfindet – aber auch das kennen wir ja auch aus vergangenen Zeiten.
(Tippfehler sind Bestandteil eines Rätsels.) Schönes Rest-WE. Mir reicht’s jetzt mit der Tradition.
@Pete
Danke für die Informationen
Hinsichtlich der Ehrenerklärung habe ich auch mal gelesen, dass es den deutschen Generalen ab einem bestimmten Punkt klar war, dass die USA nicht ohne sie können (Siehe Adenauers Zitat Ich kann den Amerikanern keine 18 Jährige Generale anbieten…) , und man das auch Eisenhower klar gemacht hat. Die bereits 1952 beginnenden Gespräche im Kloster Himmerod hätte man auch unter Hochverrat aburteilen können. …
Meine beiden Grossväter waren beide im 2. Weltkrieg, für den einen die beste Zeit seines Lebens, für den anderen ein Bekenntnis zu nie wieder Krieg. Er hat nie darüber erzählt, aber Zeit seines Lebens der deutschen Kriegsgräberfürsorge gespendet, damit seine gefallenen Kameraden irgendwann einmal ein würdiges Grab bekommen. Ihm zu Ehren gehe ich auch, wann immer möglich, sammeln und halte auch junge Offiziere, Unteroffiziere und Manschaften dazu an.
Schuld ist immer individuell, aber ich gehe trotzdem den Weg einer schuldlosen Wehrmacht nicht mit. Der Traditionserlass hat da eine aus meiner Sicht vernünftige Formulierung (teils schuldlos teils schuldhaft). Und daraus abgeleitet, sehe ich keinen Bedarf an einer Traditionslinie (verboten) oder an Koffers Aufenthalts- und Sozialraumtheorie (für mich konstruiert, aber das haben Koffer und ich bereits sachlich ausdiskutiert) in der Bundeswehr.
Was Heusinger anbelangt, neue historische Fakten führen auch zu neuen Urteilen. Vielen Dank für die Informationen.
Ich denke die Diskussion wird man nun auch führen müssen.
Was die Fairness anbelangt, ich habe das schon mal gesagt, ich habe die Rede der Minsterin für mich geprüft und festgestellt, ich war nicht gemeint, also sehe ich das seit Anfang an gelassen, was für den ein oder anderen vielleicht zu gelassen erscheinen mag. Ich habe mal vor einem Vorgesetzten gestanden, der meinte, mir rechtsradikale Tendenzen vorzuhalten, weil ich eine offiziele Ausstellung der Gedenkstätte Dora Nordhausen zur Zwangsarbeit im Dritten Reich mitorganisiert habe. Ich denke, ich kann beurteilen, was mangelnde Haltung in den SK bedeutet.
Und schon die Diskussion hier im Blog zeigt doch, dass Gesprächsbedarf besteht.
PS
Ich schätze den Hausherren sehr und danke ihm für die sachliche Berichterstattung und seine Geduld auch gegenüber persönlichen Angriffen. und ich würde mir darüber hinaus eine Zeitung Truppenpraxis (mit einem Chefredakteur T.W. ;-)) zurück wünschen, die solche Themen aufgreift.
Und rufe ebenfalls mal zu Spenden für ihn auf.
Können sie sich vorstellen, das es Soldaten gibt, die soldatische Bilder in Gemeinschaftsräumen einfach schön finden, ohne da irgendetwas hinein zu interpretieren?
(sorry, schreibe vom Handy)
@Elahan
Empfehle über eine Stiftung der Bundestagsparteien (Hans-Seidel, Friedrich-Ebert etc) ein Besuchsprogramm aufzustellen. Habe das dreimal mit meinen Offz/Uffz gemacht- Brüssel, Berlin, Dresden- war jedesmal ein voller Erfolg.
Am nachhaltigsten war der Besuch in Hohenschönhausen und der selbst organisierte Besuch im KZ Dachau – die Hinterlassenschaften zweier Unrechtsstaaten in kurzer Zeit haben auch offene Münder erzeugt.
DeltaR95 | 07. Mai 2017 – 18:25
Volle Zustimmung.
Rein formal, hätte die Schule natürlich reagieren können. Bei diesen bi-nationalen bzw. internationalen Austauschen, hofft das Gastland natürlich, dass das Entsendeland reagiert … darum gab der Schulkommandeur ja einen entsprechenden Hinweis richtung Fontainbleu. Ich gehe davon aus, das der Schulkommandeur inzwischen besuch eines Stabsoffiziers bekommen hat, der die damalige deutsche Entscheidung erklärt hat … ;-))
@DeltaR95 | 07. Mai 2017 – 18:25
„Interessant an dem Fall finde ich eher, aus welchem Grund er seine Master-Arbeit noch einmal schreiben durfte? An zivilen Universitäten wäre nach so einer „Arbeit“ keine zweite Chance eingeräumt,“
????
Natürlich kann auch im zivilen Bereich eine nicht bestandene Masterarbeit wiederholt werden (normalerweise einmalig).
„Vielleicht kann mir Herr @koffer einmal erklären, welchen Zweck Tradition überhaupt erfüllen soll“
Dazu darf ich die Traditionsrichtlinien von 1982 in Auszügen zitieren:
–> Tradition ist die Überlieferung von Werten und Normen. Sie bildet sich in einem Prozess wertorientierter Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Tradition verbindet die Generationen, sichert Identität und schlägt eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Dem kann ich mich durchaus anschließen und mir diese Definition zu eigen machen.
„in einer Welt, die gen Globalisierung, vollständiger Vernetzung und Vermischung läuft?“
Gerade in einer sich globalisierenden Welt und gerade im Soldatenberuf mit all seinen ethischen Dilemmata sind Traditionen umso wichtiger.
„Zum Thema „Tradition“ hat mir mal ein Kommandeur so schön gesagt „Tradition braucht der, der keinen eigenen geeichten inneren moralischen Kompass hat, nach dem er handeln kann“. Aus diesem Grunde kann ich diese ganze „Traditions-Debatte“ nicht nachvollziehen“
Auch dazu hat der Erlass einige schöne Worte:
–> In der pluralistischen Gesellschaft haben historische Ereignisse und Gestalten nicht für alle Staatsbürger gleiche Bedeutung, geschichtliche Lehren und Erfahrungen nicht für alle den gleichen Grad an Verbindlichkeit. Tradition ist auch eine persönliche Entscheidung.
Wenn Sie also für sich auf Traditionen verzichten wollen: gerne…
Aber bitte zwingen Sie ihre Position nicht anderen auf.
@Heiner Möllers | 07. Mai 2017 – 19:03
Herzlichen Dank für Ihren informativen Beitrag.
Ihre Position ist sicherlich vertretbar, wenn ich mir diese verkürzte Bemerkung gestatten darf.
Ich hoffe allerdings, dass Sie auch andere Meinungen akzeptieren und ihre (sehr weitreichende, fast schon absolute) Position nicht anderen als „einzig wahr und richtig“ vorschreiben wollen?
@Sönke Marahrens | 07. Mai 2017 – 19:16
„und ich würde mir darüber hinaus eine Zeitung Truppenpraxis“
Hmmm, einer der wenigen Punkte in denen wir glaube ich wirklich einer Meinung zu sein scheinen…
Ich habe die Einstellung der Truppenpraxis immer als Zeichen einer fortschreitenden geistigen Verarmung in unseren Streitkräften bzw. des vernachlässigten Diskurses begriffen.
In der Bundeswehr, so ist zumindest meine Wahrnehmung, besteht kein Interesse von mittleren und höheren Ebenen an einer geistigen Auseinandersetzung über militärische Themen. Sei es Berufsethik, sei es Taktik, sei es Ausbildung…
@Sönke Marahrens
Vielen Dank für die umfangreiche Antwort. Eine kleine Anmerkung:
„Und schon die Diskussion hier im Blog zeigt doch, dass Gesprächsbedarf besteht.“
Einverstanden! Ich gehe sogar noch weiter und sage es besteht „Klarstellungsbedarf“, um Handlungssicherheit für die Truppe herzustellen.
DeltaR95 | 07. Mai 2017 – 18:25:
“ … Vielleicht kann mir Herr @koffer einmal erklären, welchen Zweck Tradition überhaupt erfüllen soll in einer Welt, die gen Globalisierung, vollständiger Vernetzung und Vermischung läuft? …“
Ich erklär es Ihnen in einem Satz: Dem kategorischem Imperativ folgendes, bewährtes und bewahrenswertes Denken, Handeln und Unterlassen pflegen und vermitteln.
Hans Schommer
Ja, aber: Hier werden einige Dinge durcheinander gebracht, auch, weil die Gründergeneration der Bundeswehr und dem BGS aus der Wehrmacht kam und im Rahmen der Widerbewaffnung Kanzler Adenauer mit seiner Ehrenerklärung im. Bundestag ein politisches Signal setzen musste und wollte. Neben dem Konstrukt eines wie immer gearteten Traditions-Verständnisses gab es in der Tradition des deutschen Generalstabs die Auswertung der Militärgeschichte – taktisch-handfest auf Ebene der Zug- und Kompaniechefs bis in die 90er Jahre mit der Schrift „Kriegsnah ausbilden“ und die Suche nach militärischen Vorbildern und Beispielen für das Selbstverständnis des einzelnen Soldaten/der Gruppe. Gerade beim letzten Bereich gab es wegen des Fehlens/ der Unterstützung des Dienstherren Wildwuchs und automatisch Friktionen mit der „Öffentlichkeit“. Ich werde nicht vergessen, wie nach durchzechter Nacht mit schottischen Offizieren in Fallingbostel erst einmal gemeinsam „Waterloo“ geschaut wurde, zu den Klassikern (noch auf VHS :)) bei der Bundeswehr waren das „Hamburger Hill“ und „Steiner- das Eiserne Kreuz“. Will sagen: 1) Wer die Truppe nicht mit Vorbildern aus dem taktischen Bereich versorgt, muss sich nicht wundern, dass diese woanders gesucht werden. Das Bundesheer hat da für Unteroffiziere und Offiziere gute, didaktische Angebote. 2) Beispiele und Vorbilder für den Kampf werden eher schwer innerhalb der offiziellen „Angebote“ zu finden sein, „was sagt mir Stauffenberg für meinen Kindern Konvoi in Mali“?. 3) Unsere Verbündeten kennen und analysieren „Steiner, Wittmann etc.“ und können diese erfreulicherweise auch in die entsprechende Zeit/Verhältnisse einordnen. Das scheint der geneigte Betrachter gerade dem einzelnen Unteroffizierkops abzusprechen. Ich ich hoffe, in der Kürze der Zeit und Schwierigkeiten bei der Eingabe auf dem IPhone einige zusätzliche Aspekte angerissen zu haben. Der gestiegene Verbrauch von weißer Wandfarbe in den Verbänden und neue Erlasse geben gleichwohl nur ungenügende Antworten auf einen weltweit festzustellenden Bedarf bei Soldaten, sich mit Einsatzerfahrungen und dem Verhalten in modernen Kämpfen zu beschäftigen und sich mit dem einen oder anderen „Altvorderen“ näher zu beschäftigen. Sie gehören einfach nicht „einem Beruf wie jedem anderen auch“ an. Zu guter Letzt: Ich als Steuerzahler erwarte eine Bundeswehr mit Soldaten, die kämpfen können und kämpfen wollen, um nicht kämpfen zu müssen.
Es wird für alle das beste sein, wenn in jedem Truppenteil eine zivile Komponente etabliert wird , um künftig herabwürdigende Praktiken zu verhindern. Es bedarf einer unabhängigen zivilen Kontollinstanz, die Verfehlungen wie zb in Pfullendorf verhindert.
@Heiner Möllers:
Vielen Dank für Ihren Beitrag, Herr Oberstleutnant.
Da kann ich ich weitgehend zustimmen.
Ich bin jedoch der Ansicht, dass es gerade jetzt an einem positivem Impuls für ein neues Traditionsverständnis fehlt.
Ein neuer Traditionserlass mag hier politisch und sachlich schwierig sein, aber gerade deswegen wäre es eine Pflicht im Sinne verantwortlicher Führung.
Hier etwas mehr:
http://augengeradeaus.net/2017/05/fuer-den-ueberblick-die-aussagen-der-ministerin-diese-woche/comment-page-1/#comment-267986
Ich fände es allgemein hilfreich, wenn die Diskussion sich in diesem Überblick-Thread bündeln würde, um genau diesen Überblick zu behalten.
@Insider: Es soll auch Soldaten geben, die finden Pornographie einfach schön, ohne da irgendetwas hinein zu interpretieren – und es gibt halt viele, die finden das eher nur so mittel.
Koffer | 07. Mai 2017 – 18:11
Es wurde von mir nie eine These
„einer Querverbindung zwischen dem AC SKA und/oder dem RB/WDA SKA mit staatsgefährdenden Absichten“
aufgestellt.
Nebenbei erfordert die Staatsschutzklausel keine Absicht, der Vorsatz müsste sich auch noch auf die in § 89a I 1 StGB aufgeführten Deliktstypen erstrecken und die Bezugstat dementsprechend, entgegen dem Wortlaut der Gesetzesbegründung, hinreichend konkretisiert sein. Siehe dazu BGH 3 StR 243/13. Garantenstellung dürfen Sie nicht mit untergesetzlichen Regelungen zur institutionellen/personellen Dienstaufsicht durcheinanderbringen. Zwar ist die Frage nach der strafrechtlichen Garantenstellung von Amtsträgern umstritten, mit Blick auf BGHSt 43, 82, der geschützten Rechtsgüter des § 89 a und seiner Kategorisierung als abstraktes Gefährdungsdelikt, erscheint die Stellung militärischer Vorgesetzter als Beschützergaranten mit einhergehenden Schutzpflichten bzw. als Überwachungsgaranten mit einhergehenden Überwachungspflichten auch hinsichtlich der besonderen Autorität bzw. Gefahrenverantwortung naheliegend. Grundsätzlich ist die Bestimmung anhand der Dienstpflichten und anhand des jeweiligen Aufgabenbereichs vorzunehmen. Hierauf bezog ich mich mit „Dienstaufsichtverpflichteten“, eine zugegeben unscharfe Bestimmung. Eine Trennscharfe Bestimmung ist bei Amtsträgern wie erwähnt problematisch. Da § 89 a StGB als abstraktes Gefährdungsdelikt angesehen wird, genügt einfache Äquivalenz infolge Garantenstellung der Entsprechungsklausel des § 13 I Hs. 2 StGB. Alle anderen Fragen der Tatbestandsverwirklichung durch Unterlassen bedürfen der Sachverhaltsaufklärung insbesondere des subjektiven Moments. Daher hatte ich mich auch ganz bewusst abstrakt gehalten und eben nicht – um das ein letztes Mal ganz deutlich zu sagen – die von Ihnen mir unterstellte These vorgebracht.
Zu erwähnen bleibt, dass ich Verständnis dafür habe, dass Sie als Soldat ein ausgeprägteres Mitteilungsbedürfnis in Bezug auf die Aussagen der Ministerin haben, als ich es habe. Meine Äußerungen diesbezüglich zeigen in der Tat das bisweilen auftretende Spannungsfeld zwischen (Meinungs-)Freiheit und beruflicher Integrität auf.
Guten Tag.
@ koffer
Eine Masterarbeit kann grundsätzlich wiederholt werden, aber eben nur grundsätzlich. Dennoch ist es eine Einzelfallentscheidung, die in der jeweiligen Prüfungsordnung der Hochschule niedergelegt sind.
Ausschlusskriterien für den Zweitversuch sind z.B. Plagiate oder eben auch Arbeiten, die Straftatbestände erfüllen. Ein Zweitversuch ist immer eine Entscheidung des Prüfungsausschuss.
Zum Thema Tradition… ich habe meine Standpunkt als eigene Meinung gekennzeichnet. Wenn Sie Traditionen brauchen, dann zwingen Sie gemäß der pluralustischen Gesellschaft bitten nicht jedem diese auf. Für mich stehen Traditionen in zweiter Linie hinter der Erziehung eines Menschen sowie frei nach Kant dessen Aufklärung.
Traditionen sind ein schwieriges Feld und bei deren Auswahl muss man Gefühl walten lassen – Stichwort interkulturelle Kompetenz. Oder glauben Sie, dass sich derartige Stubendekoration wie in Illkirch in Ländern gut macht, die die Wehrmacht etwas anders in Erinnerung haben?
Der Traditionserlass regelt u.a. was Traditionswürdig ist und weiteres wird im Rahmen PoliBi unterrichtet. Wenn nun einzelne Soldaten sich derartige Gemälde und Devotionalien wider besseren Wissens durch Vorschriften und Bildung in die Stube hängen, dann müssen sie auch mit den Konsequenzen leben – in diesem Fall eben negativer Würdigung durch höhere Disziplinarvorgesetzte.
Wenn jemand Traditionen und Vorbilder braucht, gern, ich bin der Letzte, der etwas gegen freie Persönlichkeitsentfaltung hat. Dann sollen diese aber auch aus der richtigen Epoche und dem richtigen Kontext stammen und nicht undifferenzierte Landser-Attribute unter Ausblendung jeglichen negativen Kontextes.
Damit ist für mich alles gesagt. Ich darf vielleicht noch anmerken, dass mein Ausgangspost nicht so negativ konotiert war, wie Sie ihn vielleicht aufgefasst haben. Ich bin einfach kein Freund von Emojis (?) im Schriftverkehr…
@Sascha Stoltenow
Genau, und deswegen hat nicht jeder Soldat eine rechte Gesinnung und nicht jeder der Porno schön findet ist ein Vergewaltiger.
„„Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest
uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl.“ (Schiller)
Was befiehlt denn das Gesetz dem BW-Soldaten ?
„Der Soldat hat die Pflicht, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.“
– §7 Soldatengesetz
Aha, und dazu kann man selbst bei Wiki lesen:
„Die Formulierung in §7 des Soldatengesetzes ist sehr allgemein gehalten, und wird in den folgenden §§8-21, die spezielle Pflichten enthalten, konkretisiert. Dazu gehören beispielsweise die Pflicht zum Eintreten für die freiheitliche demokratische Grundordnung (§8), die Pflicht zum Gehorsam (§11) oder die Pflicht zur Kameradschaft (§12). Die Grundpflicht des Soldaten steht also juristisch in Konkurrenz zu den speziellen Pflichten, und wird von diesen grundsätzlich verdrängt.
Trotzdem beschreibt der §7 zwei Kernpflichten („treu dienen“), nämlich die Pflicht jederzeit Dienst zu leisten, und die Pflicht, das Vermögen des Dienstherren zu wahren, die so nicht als spezielle Pflichten formuliert werden. Außerdem gibt die Formulierung „tapfer zu verteidigen“ einen Hinweis darauf, dass es die Pflicht des Soldaten ist, seine persönliche Furcht zu überwinden. Das schließt die Möglichkeit der Preisgabe der körperlichen Unversehrtheit und des eigenen Lebens ein, auch im Beistand für andere Kameraden in Not und Gefahr.“
Die zwei Kernpflichten des Soldaten kann man auch als Kernaufträge verstehen und wenn man diese Auftäge einer Auftragsanalyse unterzieht, dann ist es im Prinzip oberste Pflicht des Soldaten, seine Fähigkeit zum treuen dienen zu erhalten und im Kampf nur in Fällen der Not-und Kameradenhilfe, bzw. Selbstverteidigung/erweiterte Selbstverteidigung seinen Leib und sein Leben „preiszugeben.“
Diese Kernpflichten des Soldaten gelten natürlich auch und gerade für alle militärischen Führer, das hat natürlich Konsequenzen für das Führen mit Auftrag.
Wer als deutscher Soldat also sein eigenes Leben oder das seiner Untergebenen „ohne Not“ preisgibt, der hat wohl etwas nicht verstanden Sachen „Auftragstaktik“.
Macht ja auch Sinn. Wie kann den ein Soldat treu bis zum Dienstzeitende dienen, wenn er tot oder ein Pflegefall ist. Und was hat die Volksgemeinschaft inkl. der eigenen Oma davon, wenn der deutsche „Staatsbürger in Uniform“ am Hindukusch „ohne Not“ sich von einem Taliban wegballern läßt und somit nicht mehr in der Lage ist, das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen ?
So, und nun vergleichen wir einmal diese Auftragsanalyse mit den „traditionellen“ Auslegungen der Auftragstaktik und der Grundpflichten des Soldaten. Na, noch immer überzeugt, dass wir „Landserbilder und -lieder“ in den Kasernen und in den Köpfen unserer „Frontschweine“ brauchen, damit die ihren Auftrag erfüllen können ?
Soviel zu falschen Korpsgeist….wünsche eine schöne Woche.
Zu dem Thema hat sich die Verteidigungsministerin auch gestern Abend noch einmal bei Anne Will geäußert.
klabautermann | 08. Mai 2017 – 7:49
Danke! Sehr schön zusammengefasst.
@ Klabautermann: gute Betrachtung des Themas unter Berücksichtigung des Soldatengesetztes.
@koffer er al: Ihre Wahrnehmung der Wehrmacht nach rein militärisch taktischen Aspekten kann ich teilweise nachvollziehen. Sicher war die Wehrmacht im damaligen und teilweise auch heutigem Vergleich eine der effektivsten und schlagkräftigsten Armeen überhaupt , weil primär als Angriffsarmee ausgerichtet. Aber zugleich zusammen mit der roten Armee auch eine der menschenverachtensten. Viel zu viele Soldaten sind sinnlos geopfert worden. Auch hierin haben Sie Recht, die meisten deutschen Soldaten waren Opfer aber es gab auch viele Taeter. Ich sehe ebenfalls ein konsequentes Versagen der Wehrmacht bzw. eigentlich schon der Reichswehr bezüglich ihrer eigentlichen Aufgabe naemlich volk und Vaterland zu schützen , nachzukommen . Beide Armeen wären die einzigen Maechte gewesen die Gräueltaten des sog. Dritten Reiches zu verhindern und haben es nicht getan.
Das sind fuer mich aber weitere Argumente warum ich nicht nachvollziehen warum innerhalb der Bundeswehr immer noch einzelne der Wehrmacht huldigen dürfen.
Die Ausstattung von Gemeinschaftraeumen und Besprechungsraum unter dem Wohlfuehl oder Geschmacksaspekt zu rechtfertigen finde ich doch sehr gewagt.
Ich kann mir schon vorstellen, dass sich der ein oder andere vor Landserbildchen und WKII MPi und Stahlhelm so richtig kuschelig fuehlt. Aber wenn einzelne das brauchen, dann bitte zu Hause in ihrem Wohnzimmer oder am Wochenende im Clubheim ihres Rockerclubs. Natuerlich kann man das gut finden und muss deshalb kein Nazi sein. Wie schon angeführt kann man auch Pornografie gut finden und muss kein Vergewaltiger sein. Von mir aus kann sich jemand auch wenn es gefaellt die ganze Wohnung mit Pornobildchen tapezieren, aber bitte nicht halboeffentliche Raeume der Bundeswehr. Einserseits erwarten Sie und das auch zur Recht, dass die Bevölkerung hinter ihrer Bundeswehr stehen soll, aber im Kontrast dazu dann der Rueckzug auf den privaten persoenlich Geschmack. So einfach ist das nicht, alles was bei der Bundeswehr und drum rum passiert ist öffentlich. Sonst haetten wir die ganze Diskussion doch gar nicht. Ich wuerde mich doch nicht in die privaten Belange einzelner , auch nicht von Soldaten einmischen solange die FDGO nicht tangiert wird.
Mit der rein auf das Individuelle bezogen Betrachtung lassen voellig außer acht wie groß die Wirkung nach außen ist . Damit meine ich nicht nur das deutsche Volk sondern auch andere uns beobachtende Laender. Und jetzt bitte nicht das Argument Angehoerige anderen Armeeen , die das gesehen haben fanden das auch nicht schlimm, auch sind nur ein kleiner spezieller Teil ihres Landes . Wenn man Teil einer staatlichen Einrichtung wie der Bundeswehr ist, dann ist man eben kein Privatmann der zu Hause tun und lassen kann was er will, zumindest nicht solange er sich in Raeumen der Bundeswehr befindet. Wenn einzelne in der Bundeswehr fuer ihr Wohlbefinden Traditionsdarstellungen brauchen, dann bitte ich doch um Besinnung auf die eigene Tradition. Nach ueber 60 Jahren sollte das moeglich sein und die Anleihe bei der Wehrmacht zur heutigen Zeit ist fuer mich als Buerger und ehemaliger Wehrpflichtiger nicht nachvollziehbar. Meine Kameraden und Vorgesetzten hatten das 1982 nicht notwendig, umso weniger ist nachvollziehbar warum das heute sein muss.
@MA | 08. Mai 2017 – 11:33
Zu dem Thema hat sich die Verteidigungsministerin auch gestern Abend noch einmal bei Anne Will geäußert.
Ja, uns sie sprach dabei tatsächlich (!) von Reinigungs- und Säuberungsmaßnahmen…
@DeltaR95 | 08. Mai 2017 – 6:52
„Wenn nun einzelne Soldaten sich derartige Gemälde und Devotionalien wider besseren Wissens durch Vorschriften und Bildung in die Stube hängen, dann müssen sie auch mit den Konsequenzen leben – in diesem Fall eben negativer Würdigung durch höhere Disziplinarvorgesetzte.“
Das Aufhängen von Landserbildern ist nach bisheriger Vorschriftenlage grundsätzlich zulässig gewesen (wenn gewisse Vorgaben eingehalten wurden).
Da wird es sicherlich keine Diszis geben!
„Wenn jemand Traditionen und Vorbilder braucht, gern, ich bin der Letzte, der etwas gegen freie Persönlichkeitsentfaltung hat. Dann sollen diese aber auch aus der richtigen Epoche und dem richtigen Kontext stammen und nicht undifferenzierte Landser-Attribute unter Ausblendung jeglichen negativen Kontextes.“
Da stimme ich weitgehend mit Ihnen überein.
Nur wurden die Bilder über Dir wir hier gerade rechen ja auch überwiegend gar nicht im Kontext von Traditionspflege aufgehängt…
Von daher versuchen Sie gerade einen Maßstab A an einen Vorgang B anzulegen…
@klabautermann | 08. Mai 2017 – 7:49
„Na, noch immer überzeugt, dass wir „Landserbilder und -lieder“ in den Kasernen und in den Köpfen unserer „Frontschweine“ brauchen, damit die ihren Auftrag erfüllen können ?“
Nope, aber wenn sie es schön finden, warum sollte man es ihnen verbieten?
„Soviel zu falschen Korpsgeist….wünsche eine schöne Woche.“
Wenn ich mir den Hinweis hier erlauben darf: Sie verwenden hier m.E.n. den falschen Begriff. „Falscher Korpsgeist“ hat mit den von Ihnen in Ihrem Kommentar thematisierten Aspekt wenig zu tun…
@Hauptgefreiter | 08. Mai 2017 – 14:38
„Die Ausstattung von Gemeinschaftraeumen und Besprechungsraum unter dem Wohlfuehl oder Geschmacksaspekt zu rechtfertigen finde ich doch sehr gewagt.“
Ja, aber das ist nun einmal die Grundlage nach der diese Gegenstände und Bilder überwiegend aufgehängt wurden.
Man kann darüber streiten, ob die Trennlinien zwischen Tradition, Geschichte, Brauchtum und „Sozialleben“, die seit 1982 durch die Vorschriften und Erlasse gezogen wurden (und noch werden) richtig oder falsch ist. Man kann darüber streiten, ob sie vielleicht auch möglicherweise zu fein und zu kompliziert ist und ob deswegen nicht eine falsche Wahrnehmung entsteht.
Aber derzeit sind die Regelungen nun einmal so wie sie seit 1982 sind. Jetzt zu behaupten es sei alles illegal (!) gewesen, ist halt schlicht und einfach objektiv falsch.
Ich teile übrigens ihre inhaltlichen Aussagen über die Wehrmacht teilweise (allerdings nur teilweise), aber mir geht es aktuell gar nicht um die inhaltliche Frage, sondern nur um die Frage der formalen Zulässigkeit der Landserbilder und Abschiedsgeschenke.
Die Welle, die die IBuK losgetreten hat, ist deswegen aus meiner Sicht so verwerflich, weil sie der Öffentlichkeit einen Illegalität suggeriert, die (bisher) einfach nicht vorhanden ist.
Hauptgefreiter | 08. Mai 2017 – 14:38:
„… Mit der rein auf das Individuelle bezogen Betrachtung lassen voellig außer acht wie groß die Wirkung nach außen ist . Damit meine ich nicht nur das deutsche Volk sondern auch andere uns beobachtende Laender. …“
Meine Fazit aus diversen Gesprächen am Wochenende bei der Demminer Kunstnacht ist folgendes: Die politische Finte der sog. „schonungslosen Aufarbeitung“ des Falles Franco A. durch Frau von der Leyen wird von den allermeisten Menschen durchschaut. Die finden den damit einhergehenden Missbrauch der Bundeswehr als „menschlichen Schutzschild“ einfach nur schäbig. Ich seh das übrigens genauso.
Und was die uns beobachtenden anderen Länder betrifft: Die unterteilen sich meiner Wahrnehmung nach in zwei Lager. Nämlich diejenigen, die uns Deutsche ob dieser ministeriellen Politposse (und damit mein ich nicht den Fall A.) nicht verstehen, und diejenigen, die uns deswegen verachten.
Hans Schommer
@ koffer
„Das Aufhängen von Landserbildern ist nach bisheriger Vorschriftenlage grundsätzlich zulässig gewesen (wenn gewisse Vorgaben eingehalten wurden).
Da wird es sicherlich keine Diszis geben!“
Für mich zählen auch schon die Äußerungen der Bundeswehr-Führung als „negative Würdigung“, da braucht es keine Diszis ;)
@ Hauptgefreiter | 08. Mai 2017 – 14:38
1, „Sicher war die Wehrmacht im damaligen und teilweise auch heutigem Vergleich eine der effektivsten und schlagkräftigsten Armeen überhaupt , weil primär als Angriffsarmee ausgerichtet. Aber zugleich zusammen mit der roten Armee auch eine der menschenverachtensten. Viel zu viele Soldaten sind sinnlos geopfert worden. Auch hierin haben Sie Recht, die meisten deutschen Soldaten waren Opfer aber es gab auch viele Taeter.“
2. Ich sehe ebenfalls ein konsequentes Versagen der Wehrmacht bzw. eigentlich schon der Reichswehr bezüglich ihrer eigentlichen Aufgabe naemlich volk und Vaterland zu schützen , nachzukommen . Beide Armeen wären die einzigen Maechte gewesen die Gräueltaten des sog. Dritten Reiches zu verhindern und haben es nicht getan.“
Zu 1. referre annum.
zu 2. referre annum. (|Tacitus, Annalen.)
Aus heutiger Sicht haben Sie beide Male recht.
Aber wegen „1918“ konnte und wollte die Reichswehr bis 1933 das Reich nicht retten.
Und ab ca 1936 konnte die Wehrmacht (der Soldat) das Reich nicht retten ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, und das haben die meisten bis 1944 nicht riskiert, weil der Druck nicht gross genug war.
(Persoenlicher Eindruck aufgrund von Gespraechen mit Menschen die bis ca 1980 gelebt haben.) – Ansonsten auch zur Ergaenzung empfohlen: „Der Fragebogen“ von E. von Salomon.
@DeltaR95 | 08. Mai 2017 – 18:25
„Für mich zählen auch schon die Äußerungen der Bundeswehr-Führung als „negative Würdigung“, da braucht es keine Diszis ;)“
Ich kann diese Position nicht nachvollziehen und damit meine ich ihre Bewertung, als auch die Handlungen der Führung und Leitung.
Wenn es (bisher) zulässig gem. Erlasslage war (oder zumindest eine Frage des zulässigen Auslegungsspielraums und ich versichere Ihnen, dass es das in den meisten derzeit strittigen Fällen war), warum stellt sich dann die militärische Führung nicht vor die Soldaten und sagt der Leitung:
„STOP! Zwar kann die Erlasslage ab JETZT durch Leitungsentscheidung geändert werden und vielleicht war auch manches, was bisher geschah diskussionswürdig und vielleicht auch nicht besonders „geschmackvoll“ oder „differenziert“, aber es geschah durch die Truppe in rechtmäßiger Auslegung ihrer durch Leitungserlass und Innere Führung gewährten Gestaltungsspielraums! Sehr geehrte Frau Ministerin, wenn Sie es ändern wollen, dann ist es Ihr Recht, aber beschmutzen Sie bitte nicht die Streitkräfte rückwirkend aus politischen Gründen!“
Zugegeben Maßen sollte ein Flaggoffizier das ggü. der Leitung etwas diplomatischer Formulierung als ich in es jetzt getan habe, aber es geht mir um die Richtung ;)
Ich persönlich bin der Meinung, dass es so wie es BISHER war gut war. Aber ich akzeptiere auch, dass man das aus unterschiedlichen Gründen anders sehen kann.
Ich akzeptiere auch, dass die IBuK die Spielregeln für die Zukunft ändern kann (auch wenn ich es für falsch halten würde und für einen deutlichen Verstoß gegen die bisherige Grundsätze der Inneren Führung).
Aber was ich nicht akzeptiere ist, dass wir so tun, als wäre das was bisher gelaufen ist überwiegend „illegal“ oder „schmutzig“ oder „zu tadelnd“….
@MikeMolto
„Ansonsten auch zur Ergaenzung empfohlen: „Der Fragebogen“ von E. von Salomon.“
Ihnen ist schon bewusst, dass Sie hier einen rechten Autor propagieren, der als Freikorps-Kämpfer einer der Wegbereiter des Nationalsozialismus war?
[Danke für diesen Hinweis. Ich empfehle
https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_von_Salomon
Grundsätzlich: Eigentlich versuche ich in diesen Tagen low ops und schalte dabei viele Kommentare am Handy frei – deshalb ist mir dieser Hinweis durchgegangen. Ich hätte ihn sonst nicht freigeschaltet. Ich denke nicht, dass dieses Gedankengut hier propagiert werden sollte. T.W.]
„.Sicher war die Wehrmacht im damaligen und teilweise auch heutigem Vergleich eine der effektivsten und schlagkräftigsten Armeen überhaupt , weil primär als Angriffsarmee ausgerichtet. “
Naja, das fällt dann wohl eher in den Bereich Mythos Wehrmacht.
Gerade bei Ausrüstung und Logistik war die Wehrmacht stets weit davon entfernt effektiv und schlagkräftig zu sein.
Sturm im Wasserglas, oder Self Made Tsunami?
Mit viel Erwartung sind einige in den heutigen verheisungsvollen Tag gegangen. Nachdem gestern Abend kurz vor Ende der „Will“ Show nochmals verbal ausgeholt wurde…
Was kam unten an? Meldetermn A und B…Ziffer 3a? Fehlanzeige…und zur Handlungssicherheit nochmal die Vorschrift A-2600/1 nebst Traditionserlass von 1982 und Meldevordruck…Aha, so sieht also „Helfende Dienstaufsicht aus“. Handlungssicherheit? Ermessensspielraum eher nicht…dafür aber „Schockstarre“ in der Etage drüber….
Macht aber nichts, dafür muss man sich seiner Uniform schon fast schämen, da man teilweise schlimmer als von allen bekannten Anti-Irgendwas-Bewegungungen betrachtet wird. Schuldig oder nicht ist dem zivilen Betrachter egal.
In einigen Bereichen wurde den Soldaten „angeraten“ NICHT in Uniform nach Hause zu fahren und wenn möglich auf „dienstliche Transportbehälter zu verzichten“. Soweit sind wir schon…
Wir erinnern uns an die guten Zeiten der Wehrpflicht (Spiegelbild der Gesellschaft) wenn tlw. hunderte von saufenden Entlassoldaten ihr Ende der Wehrdienstzeit an Verkehrsknotenpunkten mit der Bevölkerung geteilt haben! Tausende ordentliche Entlassoldaten wurden in der Regel nicht gesehen….dafür aber grölende biertrinkende Horden. Imageschaden damals = die Bundeswehr säuft…Imageschaden heute Mai 2017…ohne Kommentar.
@T. Wiegold
Die meisten Rechten sind geschickter und beziehen sich nicht offen auf rechtsextreme, völkische Autoren wie in diesem Fall. Die gefährlicheren Rechten, von denen es in der Bundeswehr leider noch manche gibt, inszenieren sich statt dessen jetzt als Opfer und versuchen, Meinungsfreiheit etc. für ihre Zwecke zu instrumentalisieren oder nutzen formaljuristische Pseudoargumente, um ihre Hetze dahinter zu verstecken. Man sollte auch dieser Taktik nicht auf den Leim gehen. Wenn man einigermaßen für das Thema sensibilisiert ist, erkennt man solche Muster bei nicht wenigen der Kommentatoren hier…