Dokumentation: von der Leyens Rede vor militärischen und zivilen Führern
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte am (gestrigen) Donnerstag rund 100 Generale, Admirale und zivile Führungskräfte der Bundeswehr in Berlin zusammengerufen: Vor dem Hintergrund des Falls Franco A., vor dem Hintergrund bekanntgewordener Skandale wie in Pfullendorf wollte die Ministerin thematisieren, wie es zu diesen Vorfällen kommen konnte und was getan werden kann, um so etwas künftig auszuschließen.
Einzelne Teile der Aussagen der Ministerin wurden inzwischen bekannt – zum Beispiel, dass sie den Teilnehmern ihr Bedauern ausdrückte, dass sie ihrer harten Kritik an der Truppe am vergangenen Wochenende nicht eine Würdigung der Leistungen der Soldaten vorangestellt habe.
Aber das ist nur ein Absatz dessen, was die Ministerin gesagt hat. Damit sich alle ein Bild machen können, hier der Redetext, wie ihn die Bundeswehr intern bekanntgemacht hat – ich denke, darüber sollten sich alle ihre Meinung bilden können.
Der Redetext im Wortlaut (der nicht deckungsgleich sein muss mit der tatsächlich gehaltenen Rede):
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
wenn wir über die Bundeswehr reden, reden wir über eine Viertelmillion Menschen. Menschen mit und ohne Uniform. Männer und Frauen fast jeden Alters. Sie dienen in den unterschiedlichsten Verwendungen – hier, in der Heimat, aber auch in vielen Teilen der Welt oder auf Hoher See.
Egal wo diese Männer und Frauen dienen oder arbeiten – es ist ein unverzichtbarer Dienst für unser Land. Dafür gebührt Ihnen Dank und Anerkennung.
Ich wünschte, ich hätte diese Sätze am Wochenende in dem 5 Minuten Interview über den Rechtsextremisten vorweg gesagt. Es tut mir leid, dass ich es nicht getan habe. Das bedaure ich.
Für ihre Leistungen verdienen die Soldatinnen und Soldaten auch das Vertrauen der Gesellschaft. Darum ist es verheerend, wenn dieses Vertrauen auch nur ins Wanken gerät. Hier genügen schon wenige Missstände und Vorfälle – so wie wir sie seit Wochen erleben müssen. Pfullendorf, Sondershausen und jetzt Illkirch sind die Stichworte dazu.
Ich möchte klar und deutlich betonen: Die übergroße Mehrheit der Angehörigen der Bundeswehr leistet tagtäglich ihren Dienst anständig und tadellos. Umso bitterer ist es, wenn eine Minderheit sich völlig inakzeptabel verhält. Dies muss mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln verfolgt und geahndet werden – gerade im Interesse all derer, die jeden Tag Vorbildliches leisten.
Zwar haben die Medien in den vergangenen Monaten ausführlich über die Vorkommnisse in der Bundeswehr berichtet. Doch ich will Ihnen nochmals in Erinnerung rufen, um was es geht. Denn die Verstöße, über die wir sprechen, sind meist Verstöße gegen die Grundsätze der Inneren Führung, gegen die Grundrechte, gegen die Pflicht zur Kameradschaft – bis hin zu Strafbeständen.
Zuerst Pfullendorf: Die Berichte sprechen von „Mobbing“, von „herabwürdigenden Praktiken in der Ausbildung“. Das klingt so neutral, wie Untersuchungsberichte eben klingen müssen. Doch was das für die Betroffenen wirklich bedeutet hat, zeigt die schonungslose Bestandaufnahme: „Abtasten des unbekleideten Genitalbereichs mit nicht behandschuhter Hand und anschließende Geruchsprobe“. Dann: „Öffnen der Gesäßbacken zur Inspizierung des Afters“. Und schließlich: „entwürdigende bildliche Darstellung der Ausbildungspraktiken als Unterrichtsmaterial“. Wie konnte es soweit kommen und solange gehen?
Nächstes Beispiel: Sondershausen. Ausbilder bezeichnen Kameraden als „Körperschrott bzw. genetischer Abfall“. Strafrunden bei 30 Grad Außentemperatur bis zum Zusammenbruch infolge Dehydrierung. Festgestellte Ausbildungsmängeln werden von Ausbildern glattgebügelt, wenn sie Alkohol als Ausgleich bekommen. Auch hier die Frage: Warum konnte es soweit kommen und so lange anhalten?
Und jetzt Illkirch: Ein formal und juristisch ganz anders gelagerter Fall. Ein junger Oberleutnant gibt sich als Asylsuchender aus; lebt ein Doppelleben; wird mit einer illegal besorgten Waffe am Wiener Flughafen geschnappt. Es besteht der Verdacht auf einen geplanten Terroranschlag – die Bundesanwaltschaft ermittelt. Und Stück für Stück kommt heraus, dass er seit Jahren rechtsextremistisches Gedankengut pflegt. Wer einen Blick in seine erste Masterarbeit wirft, die er Ende 2013 an der französischen Akademie Saint Cyr als Austauschstudent einreichte, hat keinen Zweifel mehr an seiner völkischen, rassistischen und rechtsextremistischen Gesinnung. Da geht es um „die Schwächung des Volkes“ durch „Subversion“ in Form einer großen Verschwörung der Regierenden; um „die Durchmischung der Rassen“, den „infektiösen Charakter der Menschenrechte“ und, und, und. Der Wissenschaftler des ZMSBw in Potsdam, der damals hinzugezogen worden war, erstellte ein eindeutiges und glasklares Gutachten: „Bei dem Text handelt es sich nach Art und Inhalt nachweislich nicht um eine akademische Qualifikationsarbeit, sondern um einen radikalnationalistischen, rassistischen Appell, den der Verfasser mit einigem Aufwand auf eine pseudo-wissenschaftliche Art zu unterfüttern sucht.“ Und der damalige französische Schulkommandeur urteilte trocken: „Wenn es ein französischer Lehrgangsteilnehmer wäre, würden wir ihn ablösen“. Das war im Frühjahr 2014. Und trotzdem blieb der Offizier bis vor wenigen Tagen im Dienst. Wie konnte es dazu kommen?
Pfullendorf, Sondershausen, Illkirch – wie schon gesagt: alles Einzelfälle und nur bedingt miteinander vergleichbar. Sie müssen individuell untersucht und dann entsprechend disziplinar oder strafrechtlich verfolgt werden. Doch stellt man diese Einzelfälle in eine Reihe, so gibt es etwas Verbindendes: Es hat lange gedauert, gegärt, manche haben sich weggeguckt, schöngeredet und verharmlost. In allen diesen Fällen haben die Mechanismen, die wir haben, um Übergriffe und Verstöße gegen die Innere Führung zu verhindern oder zumindest frühzeitig aufzudecken, nicht gegriffen. Und es geht auch um Verantwortung und Aufgaben von Vorgesetzten. Wohlbemerkt: das betrifft nicht die Mehrheit der Vorgesetzten, aber das macht das Problem nicht kleiner.
Als Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt trage ich die Gesamtverantwortung für die Bundeswehr. Ich scheue diese Verantwortung nicht. Wir haben viel bewegt in den vergangenen drei Jahren: Agenda Attraktivität, Agenda Rüstung, die drei Trendwenden für eine Bundeswehr, die seit der Wiedervereinigung 25 Jahre lang Schrumpfungsprozesse mitgemacht hat. Wir haben diesen großen Tanker langsam, aber sicher wieder in die richtige Richtung gedreht. Wir sind dabei durch so manches Tal der Tränen gegangen. Und auch jetzt gehen wir wieder durch ein tiefes Tal der Tränen – und ich sage Ihnen, wir haben nicht einmal die Talsohle erreicht. Und wenn ich mir etwas zum Vorwurf mache, dann dass ich nicht viel früher viel tiefer gegraben habe, als mir die Einzelfälle der Reihe nach auf den Tisch kamen.
Doch wir müssen auch feststellen, dass nicht alle Meldewege so funktioniert haben, wie sie sollten. Dass nicht alle Mechanismen so griffen, wie sie hätten es tun müssen. Dass nicht alle Ebenen mit der Vehemenz ihre Aufgaben wahrgenommen haben, mit der sie hätten sich der Einzelfälle annehmen müssen.
Wir beginnen jetzt mit der Aufarbeitung und Diskussion. Ich möchte heute mit Ihnen über drei Stränge sprechen – und ich bin erst am Anfang meiner Überlegungen – das ist nicht vollständig, nicht abschließend.
1. Unsere Werte und Regeln:
Es braucht ein klares Koordinatensystem. Das haben wir: mit der Inneren Führung. Aber das muss auch bis in den letzten Winkel gelebt werden. Es muss zum Beispiel klar sein, was ist notwendige Härte in der militärischen Ausbildung – und ab wann beginnt Schikane? Die Dienstvorschrift zur Inneren Führung ist eindeutig: „[Die] Innere Führung stellt ein Höchstmaß an militärischer Leistungsfähigkeit sicher und garantiert zugleich ein Höchstmaß an Freiheit und Rechten für die Soldatinnen und Soldaten im Rahmen unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung.“ Klarer kann man den Gegensatz nicht beseitigen, den immer wieder einige Soldaten und Kommentatoren aufmachen wollen. Es gibt hier kein entweder „Höchstmaß an militärischer Leistungsfähigkeit“ oder „Freiheit und Rechte“. Sondern beides geht Hand in Hand.
Was ist Meinungsvielfalt in der Bundeswehr – und wann verlässt jemand die freiheitlich-demokratische Grundordnung? Wenn es in der Masterarbeit des Soldaten A. heißt, Zuwanderung führe zum genetischen Genozid der westlichen Völker, dann muss allen glasklar sein, dass das NS-Gedankengut ist.
Auch bei der Tradition sind die Linien eigentlich klar: Die Wehrmacht ist nicht traditionsstiftend. Das ist nichts Neues. Das ist für die Bundeswehr Selbstverständlichkeit. Im Traditionserlass von 1982 steht unzweideutig: „Ein Unrechtsregime wie das Dritte Reich, kann Tradition nicht begründen.“ Warum hängen dann im Aufenthaltsraum in Illkirch, der seit 2010 besteht – Wehrmachtsdevotionalien – vom Propagandabild bis zum Helm?
Wir haben 60 Jahre Bundeswehr!! Darauf können wir zu Recht stolz sein. Das ist eine besondere Geschichte, aus der sich unser Selbstverständnis speist. Nicht umsonst haben wir das im Weißbuch so klar herausgearbeitet. Das heißt: es gibt kein Vakuum im Traditionsverständnis.
Ich habe immer wieder bei Pfullendorf gehört: es sind keine weiteren Schritte nötig, wir haben ja die innere Führung. Ja, aber sie muss jeden Tag mit Leben gefüllt werden. Das tut die übergroße Mehrheit – aber wir dürfen auch nicht so tun, als sei keinerlei Problem da, und wer problematisiert oder sich wehrt, der bricht ein Tabu.
Soweit Gedanken zu unseren Werten und Regeln. Nun erste kursorische Gedanken zum Gerüst: ist die Wehrdisziplinarordnung in sich schlüssig? Gibt es Bruchstellen? Gegenwärtig haben Disziplinarvorgesetze ihre Rechtsberater, die bei Ermittlungen wechseln in die Rolle des Disziplinaranwaltes….(….)
In vielen Fällen läuft es gut. Dennoch müssen wir uns fragen, ob wir Menschen nicht überfordern in Doppelrolle aus dem Nähe- und Vertrauensverhältnis gegenüber Disziplinarvorgesetzen?
Wir müssen uns fragen, ob alle nach einheitlichen Maßstäben urteilen und wer das kontrolliert? Wir müssen uns fragen, wo die Supervision ist, wenn nicht adäquat gehandelt wird?
Ich habe heute eine Arbeitsgruppe eingesetzt, mit dem Ziel der kritischen Durchleuchtung der Wehrdisziplinarordnung.
Zweiter Punkt: wenn der Disziplinaranwalt empfiehlt, einzustellen – dann gibt es keine Meldepflicht. Ist es hier nicht besser, ein Mehr-Augen-Prinzip einzuführen, wenn die Absicht besteht, das Verfahren einzustellen?
Wir werden jetzt als untergesetzliche Maßnahme für bestimmte Fallgruppen das Mehr-Augen-Prinzip einführen.
3. Setzen wir in der Ausbildung die richtigen Schwerpunkte?
Räumen wir der Vermittlung eines Wertekanons und einer soliden Haltung
im Alltag genug Zeit ein bei der Erziehung, Ausbildung und Fortbildung zukünftiger Generationen von Vorgesetzten? Überfordern wir viele der noch sehr jungen Vorgesetzten? Überfrachten wir sie mit administrativen Aufgaben – und nehmen ihnen die Zeit, die sie eigentlich als Menschenführer benötigen? Oder liegen die Defizite in Melde- und Untersuchungssystemen? Reden wir genügend mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über Ebenen hinweg, kennen wir deren Belastung, Sorgen und Nöte? Schauen wir „richtig“ hin und achten wir genug aufeinander?
Lassen wir uns beraten und schätzen wir tatsächlich konstruktiv kritische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Erklären wir in ausreichendem Maße unsere Absicht, geben wir klare Ziele vor und überlassen das „WIE“ den Ausführenden? Führen wir von vorne? Gestehen wir eigene Fehler ein?
Viele Fragen. Es wird dauern, sie zu beantworten. In dieser Woche ist erst der Anfang.
Es wird jetzt viel hochkommen. Das ist gut, weil es sein muss. Es ist keine Schande, wenn die Dinge hochkommen – es ist eine einmalige Chance, uns die Defizite bewusst zu machen. Wir wollen auch denen Recht verschaffen, denen Recht verwehrt wurde.
Und der Fall A. ist mit Sicherheit noch nicht zu Ende mit seiner Festnahme. Er ist kein ‚lonely wolf‘.
Jetzt wollen wir diskutieren. Wir nehmen uns die Zeit.
(Foto: von der Leyen mit Generalinspekteur Volker Wieker, r., und Heeresinspekteur Jörg Vollmer am 3. Mai 2017 in Illkirch beim Jägerbataillon 291)
NACHTRAG
Und ich muss übrigens nochmals darauf hinweisen, dass die hier in Rede stehenden Bilder und Ausstellungsstücke überwiegend gar nichts mit Tradition im Sinne des Traditionserlasses zu tun haben!
@ T.W. | 06. Mai 2017 – 20:07
„[Das mit dem Stasi/Gestapo-Vergleich überdenken wir vielleicht noch mal? T.W.]“
Vor allem überdenke ich auch noch einmal den Satz
„Wenn wir uns allgemein darüber einig sind, daß etwas Derartiges wie ’33-’45 NIE, NIE, NIE wieder geschehen darf, bin ich seht Bielefeld beruhigte, als wenn irgendwo vor der Kantine ein paar Wehrmachtshelme in einer Vitrine ausgestellt sind…“
Das sollte natürlich heißen „… bin ich sehr viel beruhigter, … “
2x gelesen und trotzdem von der „Schlechtreibkorrektur“ gechrasht – sorry …
Nun habe ich doch noch mal in die Hefter ausm Studium gekuckt und bei Wikipedia stehts auch kurz und knapp: Tradition ist ein etwas. Und dieses etwas wird seit vielen Generationen überliefert und gilt als kultureller Wert. Wenn nun dieses etwas in einer Gesellschaft, frei oder unfrei, sich entwickelt hat, besteht und überliefert wird, dann wird es wohl zu einer recht alten und gepflegten Tradition. Es kann dieser Tradition jedoch passieren, dass sie geändert wird. Und zwar durch diejenige Gesellschaft, die mit der bisherigen Tradition wohl nicht mehr viel anzufangen weiß. Nun probiert diese Gesellschaft etwas neues, ein neues etwas. Es gibt dieses etwas an die Folgegeneration. Wenn diese es übernimmt und weitergibt, dann hat das etwas die berechtigte Hoffnung, tradiert zu werden und damit zu einer Tradition zu werden.
Ich selbst bin nun einer, ein Teil einer Gesellschaft. Und als dieser eine habe ich nun mittlerweile 39 Jahre breitestmöglicher Entnazifizierung durchlebt und es nimmt kein Ende. Und das sowohl in der DDR als auch im vereinten Deutschland. Und lieber Herr Koffer, ich habe keinen Bock mehr auf Nazischeiß. Ob nun mit oder ohne tugendhafter Wehrmacht ist mir völlig Wurst. Wenn ich irgendwo so einen Wehrmachtshelm sehe oder eine solche Uniform, dann wird mir ganz aggressiv zu Mute. Ich will das nicht. Taktische Grundsätze kommen auch ohne die braune Bremsspur der Geschichte aus. Soldatische Tugenden auch. Wobei Werte deutlich betonter sein sollten.
Und ja, meinen Opa habe ich trotzdem lieb.
Koffer | 06. Mai 2017 – 18:24
Das Problem ist, verehrter Stabsoffizier Koffer, dass die von Ihnen propagierte Sichtweise mitunter dafür verantwortlich ist, dass ein junger Oberleutnant trotz spätestens im Jahr 2014 evidenter verfassungsfeindlicher Gesinnung gefördert und beschützt wurde. Haben die Verantwortlichen eben damals anders gesehen. Wenn sich da, zum Zeitpunkt oder nachdem der Tatentschluss seitens A und etwaiger Mitwisser gefasst wurde, Anhaltspunkte für Querverbindungen zwischen Dienstaufsichtverpflichteten (Garant ggü. dem Staat!) und Verdächtigen ergeben, steht eine Strafbarkeit nach §§ 13, 27 I, 89 a II Nr. 1-3 StGB und schlimmstenfalls §§ 13, 25 II, 89 a I, II Nr. 1-3 StGB im Raum.
Ich bezichtige Sie nicht und möchte Sie nicht angreifen – auch wenn ich ihre Einstellung immer noch für gefährlich halte – sondern möchte nur deutlich machen, weshalb das angesprochene „Haltungsproblem“ in anderen Sphären gravierende Auswirkungen hat. Glauben Sie denn ernsthaft irgendwer interessiert sich für alte Helme oder Wandmalereien? Das wir „Rechte“ bis „Rechtsradikale“ in der Bw haben ist doch jedem klar und nichts Neues! Bislang hat nur keiner angenommen, dass es konspirative Tendenzen, geschweige denn Tendenzen Richtung § 129 a StGB gibt.
Betrachten sie das Ganze mal im Zusammenhang lösgelöst von Pathos und Begriffen wie „Ehre“, „Tapferkeit“, „bis zum Tod“ „Identität“ oder „Tradition“. Das ist wirklich der falsche Zeitpunkt um über die Angemessenheit von Wehrmachtsexponaten oder die Tauglichkeit der Ministerin zu diskutieren (oder gar vorzuschreiben, was Sie denn zu tun hätte).
Nur so als gutgemeinter Ratschlag.
Georg | 06. Mai 2017 – 20:11 ,
sprechen Sie von der Wehrmachtsaustellung, die am 04. 11.1999 zurückgezogen wurde und deren Inhalt und Bildmaterial durch eine Historikerkommission überprüft wurde?
Die Kommission veröffentlichte am 15. November 2000 ihren Untersuchungsbericht mit dem zusammenfassenden Ergebnis, die Ausstellung enthalte „1. sachliche Fehler, 2. Ungenauigkeiten und Flüchtigkeiten bei der Verwendung des Materials und 3. vor allem durch die Art der Präsentation allzu pauschale und suggestive Aussagen.“
„Die Überprüfung dauerte mehrere Monate und erschütterte Reemtsma sichtbar, denn die sachlichen Mängel, Fehler und Manipulationen waren zahlreich und gravierend. So hatten die Ausstellungsmacher mehrere Dutzend Bilder mit „abweichenden Bildlegenden“ (mindestens 45) versehen, das heißt mit selbst erfundenen und dazu auch falschen. Sie hatten mehrere Fotos, die jeweils verschiedene Ereignisse zeigten, zu Bildgeschichten/“Bildfolgen“ montiert, die sie dann vielfach mit einheitlichen und falschen Bildlegenden versahen, wodurch „dramatische Effekte erzielt“ und „das Geschehen visuell dramatisiert“ wurde. Es gab mindestens 16 solche Bildgeschichten in der Ausstellung.“ (bpb)
In der Zweitfassung der Wehrmachtsausstellung hieß es: Die Wehrmacht sei bei dem Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion und den dabei stattgefundenen Verbrechen „ mitschuldig“ geworden. Mich würde interessieren, worauf sich Ihre These abstützt, die „Wehrmacht sei als verbrecherische Institution akzeptiert“?
Weil ich das weiter oben eben lese bezüglich des Oberst a.D. Hartmann folgende Anekdote: Ich war 1978 im Sommer an einem Wochenende bei ihm zu Hause zu Besuch (nix dienstliches, war rein privater Natur). Da haben sich gerade zwei Amis verabschiedet. Die waren von der US Flugzeugfirma, die damals die F16 gebaut hat. Grund des Besuches: Abschluss eines Vertrages für ein Werbe-Video für diesen Flieger. Seine Tochter hat mir später mal gesagt, dass das wohl auch gedreht und verwendet wurde. Rückblickend kann man sich schon fragen, warum die Amis da keinen ihrer Fliegerasse genommen haben. Vielleicht war der Hartmann aber auch nur für den EU Markt gedacht – außer für DEU natürlich.
Hans Schommer
@Peter Popel | 06. Mai 2017 – 22:03
„Und lieber Herr Koffer, ich habe keinen Bock mehr auf Nazischeiß.“
Ich auch nicht. Ich finde es abstoßend und erstaunlich, dass im Jahr 2017 immer noch Verrückte den Nationalsozialismus verherrlichen. Aber vermutlich kann man einfach nicht alle aufklären und erziehen :(
„Wenn ich irgendwo so einen Wehrmachtshelm sehe oder eine solche Uniform, dann wird mir ganz aggressiv zu Mute.“
Was hat denn jetzt das eine mit dem anderen zu tun?
„Ich will das nicht.“
Ohne Ihnen zu nahe zu treten, aber in einer freiheitlichen und pluralistischen Gesellschaft kann man seine eigenen Wünsche nicht einfach so anderen überstülpen!
@Shepard | 06. Mai 2017 – 22:05
„Das Problem ist, verehrter Stabsoffizier Koffer, dass die von Ihnen propagierte Sichtweise mitunter dafür verantwortlich ist, dass ein junger Oberleutnant trotz spätestens im Jahr 2014 evidenter verfassungsfeindlicher Gesinnung gefördert und beschützt wurde.“
Beim besten Willen nicht!
Ich habe keine Ahnung wie Sie auf so eine Aussage kommen können.
Die Arbeit (zumindest sofern die drei oder vier Abschnitte die veröffentlicht wurden als repräsentativ für die ganze Arbeit sein kann) ist menschenfeindlich. Das ist etwas, was ein Offizier niemals vertreten oder gar beschützen sollte.
„Haben die Verantwortlichen eben damals anders gesehen.“
Nein, haben sie nicht. Wenn man dem bisher veröffentlichten glauben kann, waren auch die Verantwortlichen sich darin einig, dass die Arbeit nicht geht.
Aus mir (auf der Basis der veröffentlichten Informationen) aber unerfindlichen Gründen haben sie die Karriere des zukünftigen OLt vor die Inhalte seiner Arbeit gestellt.
Das ist übrigens genau das Gegenteil, von dem was ich für richtig halte.
Aber nett, dass Sie mir eine üble Sache unterstellen und dann auch noch die Fakten falsch zitieren…
„Wenn sich da, zum Zeitpunkt oder nachdem der Tatentschluss seitens A und etwaiger Mitwisser gefasst wurde, Anhaltspunkte für Querverbindungen zwischen Dienstaufsichtverpflichteten (Garant ggü. dem Staat!) und Verdächtigen ergeben,“
Ich bitte Sie mit solchen rufschädigenden Spekulationen ggü. dem AC SKA und dem damaligen RB/WDA aufzuhören. Ich kritisiere (auf der Basis der veröffentlichten Informationen) die damalige Entscheidung ja auch, aber Ihre Spekulation gehen VIEL zu weit.
„Ich bezichtige Sie nicht und möchte Sie nicht angreifen – auch wenn ich ihre Einstellung immer noch für gefährlich halte“
Ich halte Ihre Einstellung wiederum für falsch, aber es ist Ihr gutes Recht als Staatsbürger, warum wollen Sie mir mein Recht auf meine Meinung absprechen?!
„Bislang hat nur keiner angenommen, dass es konspirative Tendenzen, geschweige denn Tendenzen Richtung § 129 a StGB gibt.“
Wir sollten abwarten was die Ermittlungen bringen. Ich denke ich wage mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich spekuliere, dass es maximal ein kleiner Kreis von 1-5 Personen sein wird und vermutlich auch noch nicht einmal alle von diesen in die „Attentatspläne“ eingeweiht waren (so es denn solche gegeben hat).
Wen ich auch mal spekulieren darf, vermute ich eher eine „politisch bedenkliche Whats-App-Stammtischgruppe“…
„Das ist wirklich der falsche Zeitpunkt um über die Angemessenheit von Wehrmachtsexponaten“
Wieso? Ich habe ja nicht damit angefangen. Die IBuK hat dieses für den Gesamtkomplex OLt A vollkommen unwichtige Detail in die Öffentlichkeit gezogen und jetzt wird eine Welle gemacht, die überhaupt nichts mit der Realität- und Weisungslage zu tun.
„oder die Tauglichkeit der Ministerin zu diskutieren (oder gar vorzuschreiben, was Sie denn zu tun hätte).“
Als Staatsbürger in Uniform ist es mein Recht meine politische Meinung zu artikulieren und als Offizier ist es meine Pflicht, meine Sorgen um die Streitkräfte zu äußern.
Das eine habe ich aus den InFü-Unterrichten meiner Unteroffizier- und Offizierausbildung gelernt und das andere sollte sich jeder deutsche Offizier spätestens seit Generaloberst Becks Worte von „Wissen, Gewissen und Verantwortung“ zur Maxime des eigenen Handeln machen.
Weiß jetzt nicht ob das doppelt kommt …
Aber wenn wir uns mal öffnen wollten als Staatsbürger weg vom Mikrokosmos Bw und der aktuellen Diskussion hier …
Haben wir nicht eher das Problem der Vergangenheitsverdrängung denn der -bewältigung ?
Aufgrund der Kontroverse hier denke ich eindeutig JA !
Wann diskutierte unsere Gesellschaft und Politik die Irrungen und Wirrungen unserer Geschichte ? Jahrzehnte verstrichen ohne Auseinandersetzung, Diskurs, sachlicher Diskussion etc … allein der Begriff der Bewältigung kann schon Bücher füllen wenn man tiefer hineindenkt …
Die Politik und die Bürger sind hier geforderter denn je, denn nur so ist auch die Bw wie gewollt verankert in der Gesellschaft !
Jetzt wird laut Bild.de jede Kaserne durchsucht. Zwischenbericht am Dienstag.
Dienstag, den 9. Mai!
Dann können wir nochmal den Sieg über den Faschismus feiern… *sark
Nur die Frage, was das mit einen in Frankreich sozialisierten rechtsextremen Sozialbetrüger zu tun hat, erschließt sich mir immer noch nicht.
pi
[Mit diesen Verharmlosungen „war ja nur ein rechtsextremer Sozialbetrüger, in Frankreich sozialisiert“, hören wir jetzt mal auf. Ich werde dieses Machwerk nicht verlinken, aber der Text der Masterarbeit kursiert im Netz, wer will, kann sich ja diese übelste Propaganda mal anschauen. T.W.]
@ Politikverdruss
Das die Wehrmachtsausstellung von 1999 zu heftigen Widerspruch, gerade auch aus Kreisen der Bw geführt hat, ist bekannt. Auch bekannt ist, das Deserteure aus der Wehrmacht auch in den 90er Jahren noch als verantwortungslose Vaterlandsgesellen in weiten Teilen der Öffentlichkeit, insbesondere auch in der Bw, betrachtet wurden.
Dies ist der alte Konflikt, ist der deutsche Soldat ein neutrales Werkzeug der jeweiligen Regierung oder hat er selbst eine Veranwortung für die Taten, die er durchführt ?
Ein Jahrzehnt früher, in den 80er Jahren, kamen noch folgenden Aussagen von den Angehörigen der Republikanischen Partei (Scherhuber usw.), „die Waffen-SS war ja gar nicht so schlecht, hat die Wehrmacht in kritischen Situationen rausgehauen, nur die schwarze SS, die Totenkopf-SS war böse“.
Zwei Jahrzehnte früher in der 60er Jahren, kamen noch solche Sprüche in meinem Heimatdorf, der Hitler war ja gar nicht so schlecht, hat Arbeit geschaffen, nur dies mit den Juden hätte er nicht machen dürfen.
Man sieht die Einordnung von historischen Vorgängen ändert sich mit dem jeweils herrschenden Zeitgeist.
Aus heutiger Sicht, sind z.B. die Politik der verbrannten Dörfer, der verbrannten Erde auf dem Russlandfeldzug, die Erschießungskommandos mit dem Spur der Vernichtung entlang der Marschroute gen Osten, der Partisanenerlass, wonach zehn Zivilisten für jeden getöten Soldaten hingerichtet wurden, eindeutig als Verbrechen nach heutigen Rechtsverständnis und Wehrverfassung zu bezeichnen. Organisation wie die Wehrmacht, die dies auf Befehl der politischen Führung, über die gesamte militärische Hierarchie von oben nach unten umgesetzt haben, muss man aus heutiger Sicht als verbrecherische Organisation bezeichnen.
Entsprechende aktuelle Bezüge werden auch aus dem Syrien-, dem Irak- und Afghanistan- sowie Bosnienkrieg geliefert (Beschießung von Krankenhäusern, Zerstörung der Lebensgrundlagen der Menschen in einem Siedlungsraum). Hier geht es heute wie damals nicht um einen militärischen Sieg über den Gegner, sondern um die Vernichtung von Zivilisten, Zerstörung von Siedlungsräumen.
Also auch wenn die Wehrmachtsausstellung Fehler enthalten hat, die dann entsprechend korrigiert worden sind, muss mit dem Rechtsverständnis der jetzigen freiheitlich demokratischen Grundordnung klar sein, dass die Wehrmacht insgesamt eine verbrecherische Organisation war, die eben nicht heldenhaft einen militärischen Krieg geführt hat, sondern nach heutigen Maßstäben insbesondere im Osten einen Vernichtungsfeldzug geführt hat, der nach heutigen Maßstäben als Verbrechen gegen die Menschlichkeit einzustufen ist.
Dies sollte bitte auch in dieser Deutlichkeit dem letzten Mannschaftsdienstgrad der Bundeswehr klar sein, bzw. von ihren jeweiligen Vorgesetzten klar gemacht werden !
Deshalb gehört m.M.n der Traditionserlass der Bw geändert und die Berufung auf die Wehrmacht für die Bundeswehr als Gänze verboten.
Als ich als Junge erstmals die Schussnarbe im Schenkel meines Vaters sah, erklärte er mit dürren Worten, dass er beim Absprung in Kreta verwundet wurde. Er sprach nicht gerne drüber und wollte auch nichts von Kreta- Gedenkens wissen- er war dabei. Ja, der selbe Vater, der bei meiner Ernennung zum Leutnant Tränen in den Augen hatte.
Deshalb tut es mir weh, wenn Jungspunde vom Kreta- Gedenken faseln.
Ebenso erstaunlich finde ich, wie glatt Traditionsgegenstände mal eben zu Abschiedsgeschenken umformuliert werden, die gar nichts mit Tradition zu tun hätten. Zumal von einem StOffz, der nach eigener Aussage im Personalwesen arbeitet.
Ich habe vdLs Interview letzten Sonntag missbilligt, aber jetzt ist es wohl an der Zeit durchzugreifen.
@ Pete | 06. Mai 2017 – 19:36
„Es ist schade, dass diese Einzelfälle zu einem großen systematischen Bundeswehrproblem aufgewertet wurden ohne zuerst ein Lagebild zu erstellen um zu wissen wie der tatsächliche Zustand der Bundeswehr ist.“
1+
Am Montag wird jeder aktive Soldat in seinem Standort wieder mit den wirklichen und weder durch UdL, Frau Suder (Anspruch & Wirklichkeit) und dem GI gelösten Problemen stehen.
Fehlende, nicht funktionierende, nicht mit NATO Partnern kompatible Ausrüstung und Ja, auch Vorgesetzte die dem Anspruch an Dienststellung nicht gerecht werden.
Das positive daran – es ist für die derzeitige Bw – traditionsstiftend (scnr).
@Georg | 07. Mai 2017 – 9:41
„Deshalb gehört m.M.n der Traditionserlass der Bw geändert und die Berufung auf die Wehrmacht für die Bundeswehr als Gänze verboten.“
Ich weiß nicht warum Sie immer wieder davon anfangen, aber es ist bereits jetzt schon festgelegt, dass die Wehrmacht aufgrund ihrer Verstrickungen in die Nazi-Verbrechen keine Traditionslinie für die Bw begründet.
@Spike | 07. Mai 2017 – 9:42
Und ich habe viele Alte Adler erlebt, die uns viel gegeben haben und die von unserer Unterstützung emotional profitierten.
Warum versuchen hier einige Ihre Antwort anderen überzustülpen?!
InFü möchte genau das nicht! Der selbstständig Denkende ist ihr Ziel…
Unabhängig davon, warum sollte man der Gefallenen nur ein mal im Jahr gedenken?!
„Ebenso erstaunlich finde ich, wie glatt Traditionsgegenstände mal eben zu Abschiedsgeschenken umformuliert werden, die gar nichts mit Tradition zu tun hätten. Zumal von einem StOffz, der nach eigener Aussage im Personalwesen arbeitet.“
1. Weil es keine Tradituonsgegenstände sind das ist die Erlasslage.
2. Weil es uberwiegend Anschiedsgeschenke sind (die Bw hat für die Verschönerung der Sozial- und Aufenthaltsräume nie Geld bereit gestellt).
3. Nicht nur Personalführung, sondern auch langjähriger KpChef in der Truppe sowie Teil der Offz/FwAusb meiner TrGttg)!
Warum werden diese Dinge als Devotionalien betrachtet?
Hat die Bundeswehr den gefallenen Soldaten der Wehrmacht zu gedenken ?
Die Leistung der Wehrmacht in der Schlacht um Kreta ist gewiss nicht mehr der Ehrenhaften Erinnerung Wert wie repugnant Battle Honour of Mysore
@ Spike
Das ist eine zwar nur individuelle, aber sehr berührende und menschlich wie sachlich überzeugende Erfahrung, die Sie schildern.
Was Kreta und die Rolle der Wehrmacht dort betrifft, so empfehle ich sehr das Buch „Der kretische Gast“ von Klaus Modick. Ein Roman zwar „nur“, aber sehr spannend geschrieben und überdies extrem lehrreich. Das Werk wird aber vielleicht nicht jedem gefallen, der gerne Tragödien verklärt.
1. Verbrecher und Soldaten welche dem Traditionserlass nicht nachkommen, müssen mit den dafür vorgesehenen Verfahren bedacht werden.
2. Das BMVg muss sofort alle Maßnahmen, welche die Tradition der Bw beschädigt nicht fördern stoppen und überprüfen (dazu gehören auch Ausbildungseinrichtungen zB OSLw).
3. Die Bw/BMVg müss sich ihrer vorhanden Instrumente zur Erziehung und Bildung bewußt werden.
4. Die DV benötigen Zeit, Mittel und klare Vorgaben im Rahmen der Auftragstaktik (einschl. Spielraum).
5. Das BMVg muss aufhören jedes Detail an die Presse zu schieben und darf nur nach Abschluss von Verfahren Aussagen aktiv tätigen.
6. Bis in die höchste Funktionen muss allen der Unterschied zwischen Freiheit und Frieden klar sein und dass die Freiheit (FDGO) genau das ist was wir verteidigen.
7.Geschichte ist Geschichte und soll nicht verschwiegen werden. Tradition für die Bw darf der FDGO nicht widersprechen und im Zweifel ….. weg damit. Die Basis unserer Kultur (das einigende Fundament in der BRD) sind unsere Werte (nicht der Glaube) manifestiert im GG.
„Dass das unbedingte Bekenntnis zum Grundgesetz und aller implizierten Ideen und Werte – ein deutscher „Verfassungspatriotismus“, wie es modern heißt – „abstrakt“, „akademisch“ sei, eine Sache der Intellektuellen und Eliten, dabei aber nicht die Seelen und Herzen der Menschen ausfülle, stellt eine gefährliche Diffamierung dar. Traurigerweise hat sie Tradition in Deutschland, von Beginn an war sie eine populistische Waffe gegen die Demokraten, schon die von 1848, und diente ihrer wirkungsvollen Denunziation. Mit fast im Wortlaut identischen Vorhaltungen – „Gelehrtenträumer“ etc. – wurde die kleine demokratische Fraktion in der Paulskirche verhöhnt: „Die deutsche Seele braucht etwas anderes, braucht mehr!“
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/leitkultur-wir-sind-viel-zu-zurueckhaltend-gastbeitrag-a-1145962.html
Als Außenstehender finde ich diese Diskussion hier schon wirklich faszinierend, vor allem diese Diskussion über „Abschiedsgeschenke“ vs. „Traditionsgegenstände“.
Wenn ich Sie richtig verstehe, lieber Koffer, dann kann es ja letztlich eigentlich gar keine Traditionsgegenstände mit problematischem Bezug zur Wehrmacht geben, einfach weil die Erlasslage das ja verbietet.
Wenn man davon ausgeht, dass diese Einstellungen zum Thema in der Bundeswehr verbreitet sind, dann wundert mich überhaupt nicht, wie es zum aktuellen Vorfall kam.
Weil, der junge Herr Oberleutnant kann ja gar kein Rechtsextremist sein, denn die Erlasslage verbietet das ja. Die Masterarbeit wurde entsprechend neu verfasst, alles gut, Sie sind Berufssoldat. Rechtsextremisten gibt’s bei uns nicht, weil das wäre ja verboten.
Man kann wirklich nur hoffen, dass die Ministerin hier mal ausmistet.
@ Koffer
Das ist ja eine durchaus beeindruckende Karriere! Freilich stellt sich mir da natürlich die Frage, wie man es trotzdem schaffen kann, sich seit Jahren auch während der offiziellen Dienstzeit so intensiv an nicht-dienstlichen Diskussionen aller Art zu beteiligen. Ist Ihr Dienstposten wirklich so wenig fordernd? Kann ich eigentlich gar nicht glauben, da Sie doch so viel von Pflicht, Ehre und Treue reden und mehr Respekt einfordern. (Sorry, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Ich werde es auch nicht vertiefen. Aber nicht zuletzt aus Sorge um das deutsche Heer bzw. die SKB musste diese Randbemerkung jetzt einfach mal sein.)
@Interessierter Betrachter
Gut erkannt. Und warum ist das so ? Weil die InFü „funzt“, nur UvdL begreift das nicht.
Die Dementis der „Verteidiger des Vaterlandes“ werden immer länger, dient wahrscheinlich dem Zweck, Diskussionen (Kreta etc…..) wieder aufzumachen, die längst „erledigt“ sind aus historisch-wissenschaftlicher und politischer Sicht. Auf diese Weise kann man dann in der PolBil in der Truppe auch wieder „unvoreingenommen“ über Kreta diskutieren, damit sich der junge, mündige Staatsbürger in Uniform eine eigene Meinung bilden kann – gelle ? Braune Agit-Prop vom Feinsten.
Koffer | 06. Mai 2017 – 23:46
Ich dachte ich hätte den Punkt verständlich vorgebracht. Daher nochmal zu Klarstellung:
1. Ich unterstelle Ihnen nichts. Das habe ich auch ausdrücklich so erklärt.
2. Mangels überprüfbarer Tatschen kann ich gar keine „Fakten“ falsch zitieren.
3. „Aus mir (auf der Basis der veröffentlichten Informationen) aber unerfindlichen Gründen haben sie die Karriere des zukünftigen OLt vor die Inhalte seiner Arbeit gestellt.“ Das deckt sich mit meiner These, dass die Verantwortlichen es damals anders gesehen haben. Sonst wäre es gemeldet worden. Nichts anderes hat der GI im MoMa artikuliert.
4. „Ich bitte Sie mit solchen rufschädigenden Spekulationen ggü. dem AC SKA und dem damaligen RB/WDA aufzuhören.“ Es ist legitim mögliche Tatbestände sachlich, jenseits von persönlichen Anschuldigungen zu skizzieren – vor allem dann, wenn es hier bisher noch keine Betrachtung gefunden hat. Nichts von alledem stellt eine Rufschädigung dar, vor allem nicht, wenn es im Konjunktiv und ohne Personenbezug geschieht. Ihr Vorwurf geht ins Leere.
5. „Wir sollten abwarten was die Ermittlungen bringen.“ Zustimmung. Sie interessieren sich für Militärtraditionen, ich mich für die juristische Perspektive. Wo Sie gegen den eindeutigen Wortlaut der Ministerin argumentieren, stelle ich mein persönliches Verständnis (!) der strafrechtlichen Möglichkeiten (!) der.
6. „warum wollen Sie mir mein Recht auf meine Meinung absprechen?“ Ein Vorwurf, den Sie auch gegenüber anderen Kommentatoren geäußert haben. Wie in den anderen Fällen wurde nur jeweils die persönliche Sichtweise des Verfassers dargestellt. Im Übrigen kann man niemandem seine Meinung absprechen, man kann Menschen nur überzeugen. Ihre Meinungsbildung und Meinungsäußerung obliegt Ihnen allein und wird durch den Diskurs nicht behindert, sondern vielmehr durch diesen gefördert.
7. „Ich denke ich wage mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich spekuliere, dass es maximal ein kleiner Kreis von 1-5 Personen sein wird“ Dazu: „Wir sollten abwarten was die Ermittlungen bringen.“ Ich habe lediglich von Tendenzen gesprochen. Wenn die Ministerin von sich gibt, dass aus Ihrer „tiefen Überzeugung“ noch mehr herauskommen wird und A „kein lone-wolf“ war, spricht das für besagte Tendenzen. Ich bin froh wenn ich widerlegt werde!
8. „Wieso? Ich habe ja nicht damit angefangen.“ Wenn das Kommando der Ministerin lautet, „Die Wehrmacht kann in keiner Form traditionsstiftend“ sein, erübrigt sich die Diskussion darüber eigentlich.
9. „als Offizier ist es meine Pflicht, meine Sorgen um die Streitkräfte zu äußern.“ Die Außenwirkung Ihrer Äußerungen dürfte diese Sorgen bei anderen Personen eher verstärken. Meiner Meinung nach wäre es in Anbetracht der desolaten Außenwirkung der letzten Vorkommnisse angemessener, Zusammenhalt und Loyalität zu zeigen (und damit bezweifele ich nicht Ihrer Loyalität, sondern beziehe mich darauf, wie ein Außenstehender Ihre Äußerungen mit hoher Wahrscheinlichkeit auffassen wird). Wenn Sie Ihre Pflichten so auffassen, seien Sie konsequent und schreiben der Leitung einen Brief. Ihre „Sorgen“ hier im Rahmen Ihrer „Pflichterfüllung“ zu äußern, wird nicht von nennenswerter Effektivität sein.
10. Generaloberst Beck ist mir leider nicht vertraut, dafür aber Kant. Der hat auch einige schlaue Sätze von sich gegeben.
xyz | 06. Mai 2017 – 21:13,
stimme Ihnen zu. Brigadegeneral a.D. Dr. iur/utr Hermann Hagena (Lw/ Jagdflieger/Bw) hat den „Fall Mölders“ besonders gut untersucht:
http://www.moelders.info/html/der_bruch.html
[Aha, „besonders gut untersucht“. Und als Beleg eine Webseite, in der Bundestagsbeschlüsse als absurd und eigentlich rechtswidrig abqualifiziert werden und in der von „bestellten Gutachten“ beim MGFA die Rede ist, dessen Wissenschaftler in „Richtung linkspolitischer Friedensbewegung“ abdriften? Come on. Diese Propaganda ist hier nicht.T.W.]
Zurück zum Redetext…
„Lassen wir uns beraten und schätzen wir tatsächlich konstruktiv kritische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?“
1. „Lassen wir uns beraten…“ – Ja, man hört sich ja gern die Gedanken der anderen an und lässt diese einfließen. Und nein, man hört sie sich nicht gern an. Fall Ja kann etwas mit der Inneren Führung anfangen. Fall Nein nicht.
2. „schätzen wir tatsächlich konstruktiv kritische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ – Hm, das kommt drauf an. In jedem Fall ist ein solcher Mitarbeiter eine Belastung für den oben beschriebenen Fall Nein. Denn Nein hat sich festgelegt und nun hat er überhaupt keine Lust, daran etwas zu ändern. Und da kann die Sach-, Ausbildungs- Material-, Emotions- und Traditionslage noch so offensichtlich sein.
Was ist der Ausweg? Resignation oder „Widerstand“ in Form verschärfter konstruktiv-kritischer Mitarbeit.
Ich habe mir jetzt das „80 Millionen“ Geplärrklimper dieses angeblichen „Einer-von-40.000-Infantristen“ angesehen, der sich darüber beklagt, dass es den 80 Millionen wohl ziemlich egal ist, dass er
– sich nichts mehr anderes vorstellen kann als Infantrist zu sein
– bis zum letzten Mann diese 80 Mio zu verteidigen
– und das, indem er nach Vorne geht…..etc.pp
Wer redet jungen Soldaten solch eine gequirrlte Kacke ein ? Wenn das ein repräsentatives Ergebnis der militärischen Prägung junger Soldaten bei der Infantrie ist, dann ist das mehr als nur ein falscher Korpsgeist. Klingt schon fast nach Gehirnwäsche.
Und weil hier so oft Kreta und Fotos von Vorfahren in Uniform auf dem Schreibtisch erwähnt wurden, noch etwas dazu:
Ich habe hier auch ein Foto von meinen Großvater stehen, in Uniform, auch mit erkennbaren Reichsadler und Hakenkreuz. Ich habe keine Ahnung, ob er damals in der Ukraine tapfer gekämpft hat, ob er dabei seinen Kameraden immer treu beigestanden hat, ob er ein untadeliger Soldat war. Ich weiß es nicht, konnte ihn auch nie danach fragen, denn ich habe Ihn nie kennengelernt. Auch mein Vater hat ihn nie kennengelernt, und es gibt auch kein Grab. Vermisst, und später für tot erklärt, wie so viele.
Vielleicht hat er damals tapfer gekämpft, und ist dabei anständig geblieben. Vielleicht auch nicht. Aber ich weiß, wenn er damals all diese unpolitischen Ideale des Soldatischen in sich hatte und angewendet hat, dann hat er damit dafür gesorgt, dass zur gleichen Zeit mein Großonkel als Beamter im Warthegau dafür gesorgt hat, dass die neu Hinzugezogenen dort recht schnell eine annehmbare Unterkunft bekommen haben. Eine Unterkunft, deren vorherige Bewohner immer pünktlich in Zügen von Bahnhof losgefahren sind. Und von denen es heute auch keine Gräber mehr gibt.
Ich will nicht, dass heute oder auch in Zukunft noch irgendein junger deutscher Soldat meinen Großvater oder irgendeinen seiner Kameraden der Wehrmacht als Vorbild sieht. Egal wie tapfer und soldatisch und anständig sie waren, sie haben dafür gesorgt, dass unter dem Banner des Hakenkreuzes halb Europa versklavt und ganze Kulturen vernichtet wurden.
Für die Armee des freien und rechtsstaatlichen Deutschlands im Jahr 2017 sollte das keine Tradition sein, und kein Vorbild.
Nachtrag:
Koffer | 06. Mai 2017 – 23:46
Ich habe erst jetzt das Missverständnis erkannt. Die von mir skizzierten Überlegungen hinsichtlich etwaiger Tatbestände resultieren nicht aus der nicht gemeldeten Masterarbeit, sondern setzen – wie ausgeführt – Querverbindungen, gemeint ist Kenntnis oder Vermuten und Gewährenlassen nach Tatentschluss voraus. Bitte genau lesen!
@KeLaBe: Ich sage mal – Foul! Und: Die Bundeswehr leidet unter Materialmangel, vor allem aber in vielen Bereichen unter „bore-out.“ Wann immer ich in den vergangenen Jahre. Kontakt mit der Truppe hatte, sehr häufig war die Arbeitsbelastung nicht annähernd in einem vergleichbaren Bereich wie ich das in der Wirtschaft der Fall ist. Ausnahmen bestätigen die Regel. Selbst in meiner aktiven Zeit hatte ich mehr Freiraum als ich es heute habe.
@klabautermann: Ich finde es ganz niedlich, und wer das in die Köpfe trägt, ist doch ganz einfach: sie selbst, weil Führung sich einfach verpisst, weil es zu anstrengend ist, sich um Menschen zu kümmern, vor allem, wenn man sekbst frustriert ist.
@Peter Popel
Wir benötigen eine Konkretisierung und Vorstellung einer Fehlerkultur in der Bw.
Unsere DV benötigen mehr Zeit für Dienstaufsicht (einschl Gespräche), das bedeutet wieder mehr Personal für den Innendienst und weniger Büroarbeit für die Chefs.
SG, WDO und SBG (mit BPersVG) geben den Rahmen für -verschärfter konstruktiv-kritischer Mitarbeit- vor, man muss es nur leben und dies gilt für die gesamte InFü.
Ggf muss man das eine oder andere weiterentwickeln und u.U. administrativ entfrachten und entbürokratisieren (siehe @Koffer).
Wir alle benötigen mehr Achtung vor den im Grundgesetz konkretisierten Menschenrechten, vor allem vor dem Recht der Persönlichkeit auf Leben und freie Entfaltung.
……und auch wir Soldaten sollten dies laut, im Rahmen der Gesetze, für uns einfordern.
@politikverdruss
Ich spreche da eigentlich von den wissenschaftlichen Schriften des ZMSBw und des Luftfahrthistorikers Braatz, das durch das ZMSBw positiv rezipiert wurde und die derzeit einzige umfangreiche Biographie ist, die nach wissenschaftlichen Maßstäben geschrieben wurde.
Es gibt allerdings auch ein paar andere Schriften, die das Thema ganz gut zusammenfassen:
http://portal-militaergeschichte.de/schmider_moelders
Das könnte Herr Wiegold vielleicht mal zur Kenntnis nehmen, bevor er hier in Unkenntnis etwas unterstellt…
@Shepard
Don’t feed the troll and never wrestle with a pig, because U both get dirty, but the pig loves just that.
Die Technik des Nicht-Dementi-Dementi sollte ja bekannt sein. Ganz prominent seit Bill Clinton. Der hat ja auch zu Protokoll gegeben: „I did not have sexual relations with that woman, Miss Lewinsky“, wobei man eben wissen muß, dass in den USA juristisch die Fellatio nicht als sexuelle Beziehung gilt. Und so verstößt ja auch kein DV gegen den Traditionserlaß, denn „Abschiedsgeschenke“ oder „Ausschmückungsspenden“ fallen ja nicht darunter.
Die identitäre Subkultur hat offenbar die BW erreicht. Da kommen natürlich auch rechtspopart-ige Techniken „zum Einsatz“, wie man sehen und hören kann. Damit läßt sich auch gut Kohle machen mit solchen Wortspielen wie „Volksvertreter“ und „Volksverräter“ wie in „Marionetten“ von Xavier Naidoo, der ja kein rechtspopulistischer Verschwörungsrhetoriker sondern ein „Wahrheitssuchender“ ist.
Die Früh(wahl)jahrsoffensive der Identitären und ihrer politischen Sympatisanten und Sponsoren ist losgebrochen – gut organisiert und finanziert. Es gibt auch schon Angebote im Netz, dass die Infantrie dem BAMF durchaus mehr Hilfe leisten könnte, denn schließlich verfügt die Infantrie mit dem MG3 über eine Gerätschaft, mit der man 1400 Asylanträge pro Minute abschlägig und abschließend bearbeiten könnte.
Ja, ganz niedlich diese rechtspopulistischen Märtyrer- und Opfertrutzburgprodukte. Gehören sie auch schon zur „Belegschaft“ ?
@ Sascha Stoltenow
Okay ja, das war zweifellos ein Foul. Man könnte es sogar als Notbremse interpretieren. Eine bunte Karte dafür habe ich gewusst in Kauf genommen. Und: Ja, die Arbeitsbelastung ist in der Bundeswehr sehr ungerecht verteilt – eine Beobachtung, die von Jahr zu Jahr deutlicher wird. Was mich dabei besonders ärgert: Oft sind es nach meinem Eindruck diejenigen, die weiß Gott keinen Grund zur Klage haben, die am lautesten von fehlendem Dank und mangelndem Respekt seitens der Gesellschaft daherreden – und sich dabei hinter angeblichen soldatischen Traditionen verschanzen. Ich möchte mich jetzt nicht zu einer allzu spekulativen Interpretation einiger der jüngsten Vorgänge hinreißen lassen, aber vielleicht war vor Ort auch ein Schuss Langeweile dabei.
Dürfen in Zukunft die Bataillonswappen der ehemaligen Bw Panzerbataillone 24, 81 und 84 in Räumlichkeiten der Bundeswehr sichtbar ausgestellt werden, wenn in diesen Wappen explizit u.a. die Kürzel von PzRegimenter der Wehrmacht dargestellt sind und somit eindeutig als traditionsstiftend wahrgenommen werden können?
Und was ist jetzt mit der Palme bei PzGrenBtl 33??
Frage für einen Freund…
re: MA
Ich bin mir nicht einmal sicher, ob man/frau im BMVg die eigenen Veröffentlichungen zum Thema (hier: „Richtlinien zum Traditionsverständnis und zur Traditionspflege in der Bundeswehr“) kennt!? (Ein Blick auf die homepage der Bw hätte geholfen!)
Es wäre offensichtlich auch hilfreich gewesen, wenn sich v.d.L. vielleicht etwas früher mit Frage der „Tradition und Bundeswehr“ aus Sicht des „neuen Traditionserlasses“ von 1982 auseinandergesetzt hätte“!- Vielleicht wäre es an dieser Stelle dann auch hilfreich gewesen mal abzuklären, wer in der Bundeswehr den Traditionserlass tatsächlich kennt und wie diese Kenntnis im Zusammenhang mit der ZDv 10/1 eigentlich vermittelt wurde bzw. wird!?- Mithin auch, wie die „Hinweise“ unter „Richtlinien zum Traditionsverständnis und zur Traditionspflege in der Bundeswehr“ verstanden werden sollen!
Möglicherweise hätte die Befassung mit dem Thema auch dazu geführt, sich seitens v.d.L. noch einmal mit der BT Drucksache 13/11005 („Beschlußempfehlung und Bericht des Verteidigungsausschusses als 1. Untersuchungsausschuß gemäß Artikel 45a Abs. 2 des Grundgesetzes zu dem auf Antrag der Fraktion der SPD am 14. Januar 1998 gefaßten Beschluß des Verteidigungsausschusses, sich zur Abklärung tatsächlicher und behaupteter rechtsextremistischer Vorfälle in der Bundeswehr als Untersuchungsausschuß gemäß Artikel 45a Abs. 2 des Grundgesetzes zu konstituieren“ der link hierzu: http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/13/110/1311005.pdf ) und den Schlußfolgerungen hieraus zu beschäftigen!- Denn die heutige Diskussion unterscheidet sich von der u.a. im Jahre 1998 geführten Diskussion in keiner Weise!
Mit einem Unterschied: Damals wurde die Diskussion „lösungsorientiert“ seitens der Politik geführt, heute wird sie politisch instrumentalisiert und medial „problemorientiert“ durch die eigentlich zuständige und damit verantwortliche Ministerin geführt!
Wobei man anmerken muss, dass die „Traditionsdiskussion“ offensichtlich immer nur dann in Gesellschaft und Politik geführt wird, wenn sich wieder mal ein irgendein Anlass hierzu aufzeigt,- mithin das Thema „Wehrmacht“ im Zusammenhang (mag er noch so läppisch sein!) mit der Bundeswehr berührt wird!
Wenn nunmehr – quasi als Abfallprodukt des „Falles des Franco A.“ – diese Diskussion wieder (mal) geführt wird, dann mag das hilfreich sein können!
Nur realistisch betrachtet dürfte das Interesse der Politik an einer klärenden breiten gesellschaftlichen Diskussion über „Tradition und Bundeswehr“ gleich Null sein!
Wenn die noch-amtierende Bundesverteidigungsministerin hierzu jetzt „ein Fass (zu einer Diskussion) aufgemacht“ hat, dann dürfte dieser – ein paar Monate vor der Bundestagswahl – von v.d.L. ausgelöste „Tsunami“ vermutlich (politisch gewollt!) ganz schnell als „seichte Welle“ ausklingen, bevor diese (Diskussion) das Wahlvolk richtig erreicht hat!
So gesehen wird’s dann wieder einmal nichts mit einer klärenden breiten gesellschaftlichen Diskussion über „Tradition und Bundeswehr“, die der Bundeswehr möglicherweise Anstöße zur zeitgemäßen Weiterentwicklung aus Sicht des Jahres 2017 gäbe!- So bleibt dann nur der Verweis auf den „neuen Traditionserlass“ aus 1982 …
Literaturhinweis zu dem Thema: Birk/Heinemann/Lange „Tradition für die Bundeswehr, Neue Aspekte einer alten Debatte“ aus 2012
@xyz
Vielen Dank für den Link zum Portal Militärgeschichte. Das war mir nicht bekannt. Auch den Artikel zu Mölders finde ich interessant und erhellend. Besonders wichtig im Zusammenhang mit der aktuellen Debatte scheint mir der folgende Satz aus dem Artikel:
„…Zu den Prinzipien des souveränen Umgangs mit der eigenen Geschichte gehört, Erkenntnisse auch dann ernst zu nehmen, wenn sie einer öffentlichen Mehrheitsmeinung zu widersprechen scheinen…“
Um dem obigen Anspruch gerecht zu werden muss man allerdings Zivilcourage besitzen. Erfahrungsgemäß ist diese immer nur bei einer kleinen Minderheit der Gesellschaft vorhanden. Die große Masse läuft der öffentlichen Mehrheitsmeinung hinterher. Das war in früheren Zeiten so und das ist auch heute so.
So. Noch mal langsam zur Erläuterung:
Da verlinkt ein Kommentator die Seite
http://www.moelders.info/html/der_bruch.html
als „besonders gute Untersuchung“ zum Thema Mölders.
Ich schaue mir den Text an und finde die Aussagen von einer „absurden Beschlussfassung“ des Bundestages, von einem „bestellten Gutachten“ des MGFA und den Hinweis auf die angeblich nach links driftenden Wissenschaftler von MGFA und heutigem ZMSBw: „Noch 2015/2016 ist eine Verbindung aus dem ZMSBw zur linken Friedensbewegung erkennnbar (Verwendung interner dienstlicher Papiere).“
Und wenn ich das zitiere, erklärt der nächste Kommentator, ich solle mal lieber die Wahrheit auf der von ihm verlinkten Webseite zur Kenntnis nehmen, ehe ich „aus Unkenntnis was unterstelle“?
So läuft das nicht. Dieses Vorgehen ist zumindest merkwürdig, oder mit den Worten eines früheren Verteidigungsministers: intellektuell überschaubar. Und das findet hier bitte nicht mehr statt.
Die Debatte um Franco A. und die damit erhobenen Vorwürfe gegen die gesamte Bundeswehr ist etwa eine Woche alt.
Am Ende der öffentlichen Debatte wird es in der Bundeswehr (Truppe) aber auch im BMVg nur Verlierer geben.
Durch reinen Aktionismus wurde nicht nur die ordentliche Abarbeitung und Sanktionierung der Einzeltäter behindert, sondern auch die gesamte Bundeswehr mit einem öffentlichen/medialen Vorwurf konfrontiert, den sie als Gesamtsystem vermutlich nicht verdient hat. Hoffentlich wird nun mit Ruhe und Sachlichkeit aufgeklärt.
Ich vergleiche das Krisenmanagement von German Wings beim offensichtlich durch den Piloten herbeigeführten Absturz eines Flugzeugs. Man stelle sich vor die Firma hätte öffentlich die gesamten Verfahren der Pilotenauswahl, -ausbildung und -überwachung in Frage gestellt. Das Unternehmen wäre heute pleite.
Fazit:
Mehr Souveränität und Sachlichkeit im Umgang mit Einzelfällen würde der Leitung/Führung der Bundeswehr gut zu Gesicht stehen.
@T.Wiegold
Herr Wiegold, Sie haben Recht mit Ihrer Klarstellung bezüglich des Ablaufs der Quellenverlinkung. Sie haben vollkommen korrekt argumentiert. Ihnen ist kein Vorwurf zu machen.
Dennoch finde ich es in Ordnung und hilfreich, dass xyz in diesem Zusammenhang eine andere (offensichtlich seriösere Quelle) anbietet um zum Inhalt des Themas (Mölders) beizutragen.
MfG
Von der Website DeutschesHeer.de das Selbstverständnis des Heeres:
„Das Heer steht in der Tradition der Heeresreformer um Gerhard von Scharnhorst, der Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 und seiner eigenen über 50jährigen Geschichte.“
Je mehr ich versuche, diese (ab sofort unbedingt politisch korrekte) Tradition der Bundeswehr vor meinem geistigen Auge zu definieren, desto größer wird die Unschärfe:
Sind ehemalige BwGeneräle wie Trettner, Uhle-Wettler oder Schulze-Rhonhof traditionswürdig?
Was ist mit Gen Gudera oder Oberst Klein?
Viel eindrucksvoller und nachhaltiger als jeder Redevortrag bei PolBil ist für mich ein Besuch in einem KZ.
Nicht mal drüber reden“, sondern „da“ sein, vor Ort.
Und in Plötzensee die Fleischerhaken und Klaviersaiten sehen. Nicht irgendwo im Fernsehen, „abstrakt“ und irfendwie weit weg, sondern „live“, vor Ort.
Und im Haus der Wannsee-Konferrnz herumlaufen, sich die Bilder der Kindergesuchter ansehen. Ruhig, ohne Geplapper und Handybetrieb.
Für mich war es mehr als nachhaltig…
( Und wenn man dann zusätzlich noch die Normannenstraße, das Dienstzimmer von Erich Mielke, von Michael Wolf und die Zellen im Keller besuchen kann, rundet das die Sache ab.)
Wäre auch für junge und jüngste Offiziere und -anwärter, im Grunde für JEDEN Soldaten sinnvoll …
Darf ich mal bitte kurz von der Homepage IGTH zitieren ?
„Und was die Ministerin hinsichtlich Führungsschwäche und Transparenz und schonungslose Aufklärung sagte, sollte man ruhig einmal anhand der Antworten des BMVg auf Anfragen von Politikern und Journalisten im Hinblick auf Ausrüstungs-,Ausstattungs-,Beschaffungsmängel, Mängel beim Personalbestand und Fehlerkultur auf Substanz prüfen.“
Sollte uns das nicht auch zum Nachdenken anhalten ? Einige Kommentatoren sind da ja schon auf gutem weil kontroversen und selbstkritischen Weg ….
@xyz
Bevor Sie den Hausherr der Unkenntnis bezichtigen, sollten Sie einmal Kontakt zum zuständigen Historiker im ZMSBw aufnehmen, der könnte ihre derzeit noch unvollständige Quellensammlung ergänzen.
U.a dürfte bisher niemand die von Herrn Braatz und BG aD Hagena ausgewerteten Quellen auch in Augenschein nehmen.
@BlueLagoon
Und wenn Sie ihre Kenntnisse jetzt noch um die Geschichte der Zwangsarbeit im III. Reich erweitern, in dem Sie u.a Dora Nordhausen besichtigen oder die von der Lw in Igling betriebene Gedenkstätte zum Thema Weingut II / ME 262 besuchen, dann bleibt von der hier im Block entstandenen Empörung nicht mehr viel über.
@BlueLagoon
„Viel eindrucksvoller und nachhaltiger als jeder Redevortrag bei PolBil ist für mich ein Besuch (…) Wäre auch für junge und jüngste Offiziere und -anwärter, im Grunde für JEDEN Soldaten sinnvoll …“
Volle Zustimmung. Doch leider haben die Truppenteile welche es am Nötigsten hätten am wenigsten Zeit und Geld für solche Reisen. Machen kann man mit Engagement jedoch viel……wen man will.
Wo ist denn die Anlaufstelle für Soldaten in Berlin? Wo kann man denn als Soldat das Große und Ganze der Bundeswehr erleben? Wo ist die Begegnungsstätte das Bw Hotel in Berlin?
Der „Showroom“ in Berlin ist da eher ein negatives Symbol für unsere Streitkäfte!
@ Pete
Zitat:
„Fazit: Mehr Souveränität und Sachlichkeit im Umgang mit Einzelfällen würde der Leitung/Führung der Bundeswehr gut zu Gesicht stehen.“
Das kann man so sehen, man kann aber auch zu einer anderen Schlussfolge von den bekannten Ereignissen kommen, die lautet, es ist immer nur die Spitze des Eisberges zu sehen und es ist an der Zeit, die Größe, den Umfang, die Reichweite des nicht sichtbaren Anteils des Eisberges unter Wasser (hoffentlich ist es nicht brauner Sumpf statt Wasser) innerhalb der Bw zu untersuchen.
@ Sönke Marahrens | 07. Mai 2017 – 16:33
“ …dann bleibt von der hier im Block entstandenen Empörung nicht mehr viel über.“
Nun, ich denke nicht, ( freilich ohne es tatsächlich zu WISSEN ), daß irgendjemand hier, der sich gegen die „in Bausch und Bogen“-Angriffe und -Vorwürfe gewehrt hat, ernsthaft den WK II glorifizieren oder womöglich die Zustände von ’33-’45 in irgendeiner Weise zurückhalten möchte.
Einen grauenhaften, mit millionenfachem Massenmord verbundenen Krieg zu verurteilen und zu verdammen, ist die eine Sache, aber einen grundsätzlichen „Bildersturm“ mit rundumschlagenden Allgemeinvorwürfen gegen alles und jeden durchzuführen, nicht wirklich optimal zu empfinden, ist die andere Sache.
Wer sich bei Flüchtlingen ( zurecht ) dagegen wehrt, jede Straftat ( die selbstverständlich zu ermitteln, aufzuklären und zu ahnden ist ), pauschalierend ALLEN Flüchtlingen in die Schuhe zu schieben, sollte sich m.. E. gerechterweise auch empören, wenn mehr oder weniger jeder Soldat ( vor- ) verurteilt wird.
@BlueLagoon
„Viel eindrucksvoller und nachhaltiger als jeder Redevortrag bei PolBil ist für mich ein Besuch in einem KZ.“
Nach meine Beobachtung hat in diesem Blog niemand die Verbrechen der Nazis auch nur ansatzweise entschuldigt. Ich weiß im Moment nicht, was Ihr obiger Hinweis mit dem Thema der oben dokumentierten Rede der Ministerin zu tun hat.
Die Ministerin hat in der oben dokumentierten Rede die folgende Frage gestellt:
„…Warum hängen dann im Aufenthaltsraum in Illkirch, der seit 2010 besteht – Wehrmachtsdevotionalien – vom Propagandabild bis zum Helm?…“
Diese Frage gilt es zu klären.
War es Nachlässigkeit? War es fehlende Dienstaufsicht der Vorgesetzten? Oder war es eventuell sogar im Einklang mit dem gültigen Traditionserlaß? Denn dort heißt es in Ziffer 25:
„…25. Das Sammeln von Waffen, Modellen, Urkunden, Fahnen, Bildern, Orden und Ausrüstungsgegenständen ist erlaubt…“
Waren es wirklich „Devotionalien“ in Illkirch oder lediglich Exponate?
Ich habe die Antwort auf diese Frage nicht. Es sollte aber nicht allzu zu schwer sein hier eine Klarstellung herbeizuführen.
@ xyz
Zitat:
„Es gibt allerdings auch ein paar andere Schriften, die das Thema ganz gut zusammenfassen:
http://portal-militaergeschichte.de/schmider_moelders
Das könnte Herr Wiegold vielleicht mal zur Kenntnis nehmen, bevor er hier in Unkenntnis etwas unterstellt…“
Es ist schön, dass Sie den Aufsatz des Herrn Schmider auf Portal „Militärgeschichte“ zitieren, aber der Vollständigkeit sollte sie auch die Gegenrede auf des Verfassers Positionen verweisen. Dann schaut die Welt nämlich schon ganz anders aus:
Unter dem Titel „Mölders und kein Ende ?“ schreibt der Historiker Heiner Möllers, Mitarbeiter des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, die Gegenthese:
http://portal-militaergeschichte.de/moellers_moelders
Zitat:
„Schluss
Auf die polemischen und semi-öffentlichen und nicht öffentlichen Stellungnahmen der Mölders-Anhänger wie auch ihrer Aktivisten in zahlreichen Briefwechseln mit dem Minister oder unter den Generalen der Luftwaffe einzugehen, kann dem Leser an dieser Stelle erspart bleiben. Nicht erspart bleiben darf hingegen, dass diese Schreiber oft genug von den jeweiligen Vorgesetzten forderten, die Historiker, die die Mölders-Diskussion inhaltlich mit führten, erzieherisch oder disziplinar zu rüffeln. Und nicht selten durfte der Verfasser sich vorhalten lassen, dass er ja im Krieg gar nicht dabei war und nicht wissen könne, was die Männer dort geleistet hätten.55
Daran kann man auch einen Mangel an Verständnis für die Innere Führung festmachen, dem auch Schmider unterliegt, wenn er gleich eingangs auf die „heftigen Debatten“ um die „Leutnante 70“, die Hauptleute von Unna eingeht, ohne deren Intention wirklich zu durchdringen, und die Schnez-Studie und ihr restauratives Verständnis vom Soldatenberuf vollkommen vernachlässigt.56 So lässt sich eine Debatte um Mölders und seine Bedeutung für die Bundeswehr als den Streitkräften im demokratischen Deutschland nicht führen.
Es geht nicht um Helden von einst, sondern um berufliches Selbstverständnis heute!
Ich denke dies zeigt exemplarisch die rückwärtsgewandte Diskussion um die Erinnerungswürdigkeit von Wehrmachtssoldten und Handlungen. Nicht nur als offizielle Traditionslinie sondern auch als legitime Verhaltensbasis für einen Bw-Soldaten im Jahre 2017 !
@Sönke Marahrens
Ich glaube wir machen es uns zu einfach wenn wir jeden Wehrmachtssoldaten zum Verbrecher stempeln. Dann müsste man konsequenterweise einen Großteil der Gründungsgeneration der Bundeswehr als nicht traditionswürdig bewerten und deren Bilder aus den Ahnengalerien entfernen. Wo führt das hin? Nicht umsonst hatte Adenauer 1952 eine Ehrenerklärung für die ehemaligen Soldaten der Wehrmacht im Deutschen Bundestag abgegeben. Auch Präsident Eisenhower hat eine solche Ehrenerklärung für die ehemaligen Wehrmachtsoldaten abgegeben.
Wenn wir aber heute eine schonungslose „Abrechnung“ mit allen Wehrmachtssoldaten wollen, dann müssen wir auch einige der höchsten Generale/Admirale der Gründungsgeneration der Bundeswehr neu bewerten.
Als Beispiel möchte ich den 1. Generalinspekteurs der Bundeswehr, General Heusinger, anführen? Sein Bild hängt in der Ahnengalerie des Ministeriums. Weder GI noch Ministerin haben damit ein Problem. Der beste Absolvent des deutschen Generalstabslehrgangs bekommt die Heusingermedaille.
Hier ein Link zu einem Artikel in der FAZ zu General Heusinger:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/politik/rezension-sachbuch-hitlers-und-adenauers-general-142043-p2.html
Einige Auszüge daraus:
„…Heusingers Briefe zeigen ihn als typischen Vertreter seiner Offiziersgeneration, die noch im Ersten Weltkrieg zum Einsatz kam, durch den Zusammenbruch des Kaiserreichs stark politisiert wurde, der Republik mit Widerwillen diente, von den Erfolgen Hitlers begeistert war und ihr professionelles Können der Diktatur bis zur bitteren Neige zur Verfügung stellte. Den pointierten Revanchismus und Antibolschewismus seiner frühen Jahre legte Heusinger nicht wieder ab, wie seine Euphorie angesichts der Siege über Polen und Frankreich sowie seine Zustimmung zum Krieg gegen die Sowjetunion beweisen…“
„…Heusingers Ordonnanzoffizier, kein getreuer Eckermann, sondern ein kritischer Kopf, dem die funktionalistische Haltung seines Chefs mißhagte, registrierte in seinem Tagebuch genau die ungeheuren deutschen Verbrechen im Osten und den Judenmord. Dieses von ihm geteilte Wissen seines Vorzimmers hinderte Heusinger jedoch nicht, noch lange den Vorstellungen eines notwendigen Kreuzzugs des Abendlands gegen die bolschewistische und asiatische Gefahr aus dem Osten anzuhängen…“
„…Seit August 1942 koordinierte Heusinger die brutale „Bandenbekämpfung“ und erwies sich auch dabei als militärischer Funktionär, der die „Kriegsnotwendigkeiten“ über Sentiments stellte. Sein Vorschlag einer „rücksichtslosen Evakuierung eines Streifens von 50 km auf beiden Seiten“ der Nachschublinien wurde zwar nicht verwirklicht, steht aber gegen die Behauptung Meyers, Heusinger habe die Bevölkerung im Operationsgebiet „verständnisvoll“ behandeln wollen…“
Hier ein Auszug aus Wikipedia zu Heusingers Rolle im Wiederstand:
„…Heusinger wusste von den Plänen der Verschwörer des Attentates gegen Hitler. Er war aber an der konkreten Planung und Ausführung nicht beteiligt. Trotz der Einsicht, dass der Krieg verloren sei, war der Generalleutnant der Meinung, seine Soldatenpflicht erfüllen zu müssen. Von dem unmittelbar bevorstehenden Anschlag ahnte er offenbar nichts. Am 20. Juli 1944 stand er unmittelbar neben Hitler, als die Bombe explodierte, die Claus Graf Schenk von Stauffenberg in seiner Aktentasche zurückgelassen hatte. Heusinger erlitt Kopf-, Arm- und Beinverletzungen. Danach wurde er in die Führerreserve versetzt. Am 23. Juli 1944 wurde er im Krankenhaus von der Gestapo verhaftet, im Oktober 1944 allerdings wieder aus der Haft entlassen, da ihm nichts nachgewiesen werden konnte. In seiner Haftzeit verfasste er auch eine von Hitler wohlwollend aufgenommene „Denkschrift“, in der er alle ihm bekannten Informationen über die Verschwörer vom 20. Juli preisgab.[5]..“
https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Heusinger
Sehr geehrter Herr Marahrens, wenn wir wirklich konsequent sein wollen, dann wird ein Riesenfaß aufgemacht; mit dem Entfernen von einzelnen Ausstellungstücken in Gemeinschaftsräumen ist es dann nicht getan. Beispielsweise würde sich dann auch die Frage stellen, ob ein „Heusingerpreis“ für den besten Absolventen der Führungsakademie sinnstiftend für die Bundeswehr sein kann.
Ich rege nicht dazu an das „große Faß“ aufzumachen. Ganz im Gegenteil, ich glaube die Bundeswehr hat einen vernünftigen Traditionserlaß und muss „erwachsen“ damit umgehen. Gefährlich wird es wenn man jeden Einzelfall – wie das Gemeinschaftszimmer in Illkirch- zu einem Generalthema macht. Denn dann kann man Fragen wie der Legitimation eines Heusingerpreises für den besten Generalstabsoffizier eines Jahrgangs nicht ausweichen.
@KeLaBe | 07. Mai 2017 – 11:28
„Was Kreta und die Rolle der Wehrmacht dort betrifft,“
Nochmals: Aus der Wehrmacht (und auch aus der Fallschirmtruppe der Wehrmacht) erwächst keine Traditionslinie für die Bw.
Das hat aber nichts damit zu tun, dass nicht der Toten gedacht werden darf, dass man nicht die (taktisch-operativen) Lehren ziehen darf und das nicht einzelne Soldaten traditionswürdig sein können.
Alles strikt nach Traditionserlasse. Nicht geheimes. Nichts illegales.
Aber auch hier noch einmal: Die derzeit in Rede stehenden Gegenstände und Bilder in den Sozial- und Besprechungsräumen haben normalerweise weder mit dem einen, noch mit dem anderen, noch mit dem Dritten zu tun.
Sie sind einfach das, was Soldaten „schön“ finden.
Und solange sie den Vorgaben entsprechen (keine Kriegsverbrecher, keine Verherrlichung, entnazifiert, keine Behauptung einer Traditionslinie etc.), dann war das auch bisher zulässig.
Ich rate übrigens dazu, mal von dem emotionalen Thema Kreta abzukommen.
Ich habe den Eindruck, dass hier einige Kommentatoren seit dieser Begriff gefallen ist (wohlgemerkt nicht erstmalig von mir und von mir nicht im Zusammenhang mit zulässiger Tradition), nicht mehr sachlich argumentieren wollen…
„Das Werk wird aber vielleicht nicht jedem gefallen, der gerne Tragödien verklärt.“
Jeder, der ein bisschen Ahnung von der Operation Markus hat, weiß sehr genau wie groß die menschliche Tragödie im Zuge dieser Operation war.
Aus einer bestimmten Blickrichtung, ist ein sachgerechtes Aufarbeiten der Operation Merkur übrigens beste „Anti-Kriegs-Dikdaktik“…
@Elahan | 07. Mai 2017 – 11:31
„1. Verbrecher und Soldaten welche dem Traditionserlass nicht nachkommen, müssen mit den dafür vorgesehenen Verfahren bedacht werden.“
Ich stimme beiden Aussage absolut zu.
Allerdings empfinde ich die sprachliche Gleichsetzung in einem Satz als unangemessen. Das eine ist eine mit min. einem Jahr Freiheitsstrafe zu ahndende Straftat, das andere ist (zumeist) nur ein einfacher Befehlsverstoß.
Unabhängig davon muss aber natürlich beides geahndet werden.
„5. Das BMVg muss aufhören jedes Detail an die Presse zu schieben und darf nur nach Abschluss von Verfahren Aussagen aktiv tätigen.“
Ja, aber dann würde ja die „Vorneverteidigung“ der IBuK nicht mehr funktionieren…
„7.Geschichte ist Geschichte und soll nicht verschwiegen werden. Tradition für die Bw darf der FDGO nicht widersprechen und im Zweifel ….. weg damit. Die Basis unserer Kultur (das einigende Fundament in der BRD) sind unsere Werte (nicht der Glaube) manifestiert im GG.“
+1
@Interessierter Betrachter | 07. Mai 2017 – 11:35
Puuh, das ist aber schon harter Tobak, den Sie hier auffahren :(
„Als Außenstehender finde ich diese Diskussion hier schon wirklich faszinierend, vor allem diese Diskussion über „Abschiedsgeschenke“ vs. „Traditionsgegenstände“.“
Ich verstehe das Problem nicht.
Tradition unterliegt sehr deutlichen und engen Vorgaben und hat u.a. einen allgemeinen Bildungs- und Erziehungsauftrag. Ihr kann sich der Soldat nicht entziehen, da sie sowohl mit dienstlichen Mitteln durchgeführt wird, als auch (bis zu einem gewissen Grade) befohlen werden darf.
Die Geschenke und Verschönerungen aber über die wir hier überwiegend sprechen, sind das was Soldaten „schön“ fanden und mit dem sie für sich oder ihre Nachfolger die Sozial- und Aufenthaltsräume verschönern wollten.
Hierzu bestehen zwar auch Vorgaben, aber diese sind wesentlich weiter gefasst. Vor allem auch dem Gedanken folgende, dass die Soldaten sich selbst ihre Umgebung „schön“ machen sollen dürfen.
Natürlich dürfen auch diese Dinge nicht gegen die FDGO verstoßen und zudem gab es auch noch weitere Vorgaben, aber diese wahren bewußt großzügiger gehalten…
„Wenn ich Sie richtig verstehe, lieber Koffer, dann kann es ja letztlich eigentlich gar keine Traditionsgegenstände mit problematischem Bezug zur Wehrmacht geben, einfach weil die Erlasslage das ja verbietet.“
Natürlich kann es problematische Bezüge geben, wenn die Vorschriften absichtlich oder unabsichtlich nicht eingehalten wurde. Aber da wir seit den 90er bereits drei Wellen an Säuberungen/Korrekturen hatten und offizielle Einheits- und Verbandstraditionen immer aus dienstlichen Mitteln und unter aktiver Genehmigung (nicht nur Duldung) durch KpChef und Kommandeure erfolgen gibt es vermutlich nur noch sehr, sehr, sehr wenige unzulässige Traditionsbezüge.
„Weil, der junge Herr Oberleutnant kann ja gar kein Rechtsextremist sein, denn die Erlasslage verbietet das ja.“
Das halte ich jetzt für Polemik.
@KeLaBe | 07. Mai 2017 – 11:39
„Das ist ja eine durchaus beeindruckende Karriere!“
Danke.
„Freilich stellt sich mir da natürlich die Frage, wie man es trotzdem schaffen kann, sich seit Jahren auch während der offiziellen Dienstzeit so intensiv an nicht-dienstlichen Diskussionen aller Art zu beteiligen.“
Ich wüsste nicht, dass ich mich in den letzten Jahren intensiv WÄHREND der Dienstzeit hier als Kommentator beteiligt hätte!
„Ist Ihr Dienstposten wirklich so wenig fordernd?“
Einheitsführer in der Infanterie?! Haben Sie eigentlich gedient?
„Kann ich eigentlich gar nicht glauben, da Sie doch so viel von Pflicht, Ehre und Treue reden und mehr Respekt einfordern. (Sorry, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten…“
Haben Sie aber :(
Aber im Sinne des Blutdrucks des Hausherren antworte ich darauf jetzt nicht…
@klabautermann | 07. Mai 2017 – 11:55
„Braune Agit-Prop vom Feinsten.“
Warum so verletztend und unsachlich? Können wir nicht im Sinne der InFü einen Diskurs zwischen unterschiedlichen Positionen führen und die Meinung des Anderen respektieren?
@Shepard | 07. Mai 2017 – 12:07
„Wenn das Kommando der Ministerin lautet, „Die Wehrmacht kann in keiner Form traditionsstiftend“ sein, erübrigt sich die Diskussion darüber eigentlich.“
1. Die Wehrmacht als Organisation ist in keiner Weise traditionsstiftend. Das steht seit Jahrzehnten fest und wird nur von wenigen Kritikern bestritten (zu denen ich übrigens wie ich bereits mehrfach ausgeführt habe NICHT gehöre).
2. Unabhängig davon, dass ich darüber gar nicht diskutieren WILL (weil ich es auch so sehe), hätte ich aber als Staatsbürger in Uniform ein Recht dazu (und müsste mich natürlich trotzdem an verbindliche Befehle halten. A widerspricht B hierbei nicht)!
„Wenn Sie Ihre Pflichten so auffassen, seien Sie konsequent und schreiben der Leitung einen Brief. Ihre „Sorgen“ hier im Rahmen Ihrer „Pflichterfüllung“ zu äußern, wird nicht von nennenswerter Effektivität sein.“
Ich mache von meinen Recht als Staatsbürger in Uniform gebrauch mich am gesellschaftlichen Diskurs zu beteiligen.
Ich bin erstaunt, dass Sie das von mir nicht wollen.
„10. Generaloberst Beck ist mir leider nicht vertraut,“
Das wiederum erschüttert mich! Beck war der Führer des militärischen Widerstandes. Sozusagen der „Boss“ von Stauffenberg (der ja nur der Kofferträger war ;) ). Hätte der 20. Juli erfolg gehabt, wäre er „Reichsverweser“ (Übergangs-Staatsoberhaupt) geworden.
Zudem einer der wichtigsten „Operateure“ des 20. Jhdt. Seine Grundsätze bilden noch heute wesentlichen Kern der „TF“ (Die Truppenführungsvorschrift des Heeres).
Also sowohl taktisch-operativ ein Genius, als auch akademisch und charakterlich einer DER soldatischen Heroen des 20. Jhdt.
@klabautermann | 07. Mai 2017 – 12:23
„Wer redet jungen Soldaten solch eine gequirrlte Kacke ein ?“
Warum schon wiederum so verletzend?
Lassen Sie dem Landser doch seine Musik… Muss ja nicht Ihre und meine sein ;)
@Shepard | 07. Mai 2017 – 13:06
„Die von mir skizzierten Überlegungen hinsichtlich etwaiger Tatbestände resultieren nicht aus der nicht gemeldeten Masterarbeit, sondern setzen – wie ausgeführt – Querverbindungen, gemeint ist Kenntnis oder Vermuten und Gewährenlassen nach Tatentschluss voraus. Bitte genau lesen!“
Ich habe das schon beim ersten Mal verstanden, aber ich halte die These einer Querverbindung zwischen dem AC SKA und/oder dem RB/WDA SKA mit staatsgefährdenden Absichten für (Begriff aus der Taktik) für „eine als abwegig zu verwerfende“.
@Elahan | 07. Mai 2017 – 13:37
„Wir benötigen eine Konkretisierung und Vorstellung einer Fehlerkultur in der Bw.“
Absolute Zustimmung. Ich habe in den letzten Jahren wenig Fehlerkultur erlebt.
Übrigens gerade nicht durch die aktuelle IBuK, was man da aus dem Ministerium hört, wird da ja eher durch Abschreckung und Abschottung geführt, als durch Fehlerkultur :(
Aber auch im unterstellten Bereich, wird selten der Recht auf Fehler zugestanden und der unterstellte Bereich zu „Verantwortungsfreude“ erzogen.
„Unsere DV benötigen mehr Zeit für Dienstaufsicht (einschl Gespräche), das bedeutet wieder mehr Personal für den Innendienst und weniger Büroarbeit für die Chefs.“
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„SG, WDO und SBG (mit BPersVG) geben den Rahmen für -verschärfter konstruktiv-kritischer Mitarbeit- vor, man muss es nur leben und dies gilt für die gesamte InFü.
Ggf muss man das eine oder andere weiterentwickeln und u.U. administrativ entfrachten und entbürokratisieren (siehe @Koffer).“
Volle Zustimmung.
Und damit ich hier nicht schon wieder von manchen Mißverstanden werde. Ich SG, WDO und SBG haben sich bewährt, aber eine Entbürokratisierung würde Platz/Zeit für (Menschen-)Führung schaffen. Gerade mit dem neuen SBG seit letztem Jahr ist es ja noch bürokratischer geworden :(
[persönliche Anmerkung: Beim BPersVG sehe ich das übrigens anders, da ist m.E.n. Hopfen und Malz verloren, aber ich akzeptiere natürlich die gesetzliche Vorgabe und das hier im Blog manche Kommentatoren dies anders sehen ;) ]
@audio001 | 07. Mai 2017 – 15:26
AUA!
Aber wer wird denn hier sachlich argumentieren wollen?!?! ;)
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Interessant an dem Fall finde ich eher, aus welchem Grund er seine Master-Arbeit noch einmal schreiben durfte? An zivilen Universitäten wäre nach so einer „Arbeit“ keine zweite Chance eingeräumt, sondern direkt die Ex-Matrikulation eingeleitet worden – womit ein erneutes Studium in diesem Bereich ausgeschlossen wäre und der BS „Geschichte“.
Warum werden auch an den Bundeswehr-Universitäten jedes Jahr Hunderte Studenten exmatrikuliert, weil eine nicht wiederholbare Scheinprüfung oder eben die Bachelor-/Master-Arbeit nicht wiederholungswürdig war, aber in so einem Fall wird dann ein Zweitversuch eingeräumt? Hätte die Schule in Frankreich dies nicht untersagen können? Da ist noch vieles zu klären…
Zum Thema „Tradition“ hat mir mal ein Kommandeur so schön gesagt „Tradition braucht der, der keinen eigenen geeichten inneren moralischen Kompass hat, nach dem er handeln kann“. Aus diesem Grunde kann ich diese ganze „Traditions-Debatte“ nicht nachvollziehen – warum man überhaupt Wehrmachtsgerät an die Wand hängen muss erschließt sich mir erst recht nicht, dass gehört ins Museum.
Vielleicht kann mir Herr @koffer einmal erklären, welchen Zweck Tradition überhaupt erfüllen soll in einer Welt, die gen Globalisierung, vollständiger Vernetzung und Vermischung läuft? „Nationale Traditionen“ haben dort kaum noch Platz – und gerade die aus der Zeit von 1933 bis 1945 sollten schleunigst verschwinden. Die Bundeswehr steht also in der Tradition der Widerstandskämpfer von 1944? Aha, also auch jenen, die gern das Kaiserreich wieder errichten wollten?
Die Tradition der Bundeswehr beginnt mit ihrer Aufstellung zum Schutz der FDGO und der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschlands – zumindest ist das meine Meinung. Aus der Geschichte davor muss man seine Lehren ziehen und verhindern, dass so etwas wieder passiert.