Kurz zitiert: Von der Leyen und das „gigantische Personalproblem“ der Bundeswehr
Eine Interview-Aussage von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen erregt an diesem Karfreitag Aufsehen: Die Ministerin, so heißt es in den Nachrichtenmeldungen dazu, habe Alarm geschlagen und auf ein gigantisches Personalproblem der Bundeswehr hingewiesen.
Nun hat die Bundeswehr unbestritten ein Personalproblem, aber dennoch empfiehlt sich ein kurzer Blick darauf, was die Ministerin gesagt hat und in welchem Kontext. Das Interview haben Kollegen der Süddeutschen Zeitung geführt für Plan W – Frauen verändern Wirtschaft, ein Magazin dieser Zeitung. Und da ging es, das steht auch in der frei im Netz verfügbaren SZ-Zusammenfassung, um ihre Rolle als Ministerin und die damit einhergehende Verantwortung.
Die Passage mit dem Personalproblem war da nicht wirklich die wichtigste – aber offensichtlich die griffigste (auch für die Überschrift der SZ-Onlinefassung). Zur Dokumentation mal hier der Wortlaut dieser Passage (im Rahmen der üblichen, von der SZ für Zitate vorgegebenen Beschränkung, mehr als drei Sätze plus Überschrift mögen die nicht zugestehen):
Frage: Ist es auch ein Vorteil, Zivilistin zu sein?
Antwort : (…) Aus meiner Perspektive als Familienministerin und Arbeitsministerin war mir klar, dass dieses Unternehmen ein gigantisches Personalproblem hat. Im zivilen Bereich überaltert, kaum Systematik in der Nachwuchsgewinnung und wachsende Aufgaben vor der Brust.
Diese Frage reiht sich ein in mehrere Fragen, die mit den Erfahrungen von der Leyens seit oder auch bei Amtsantritt zu tun haben und in denen sie immer wieder auf ihre erste Afghanistan-Reise im Dezember 2013 als prägende Erfahrung verweist. Und in dem Zusammenhang lässt sich die Aussage mit dem Personalproblem auch als Erfahrung bei Amtsantritt verstehen. Wenn das Problem natürlich auch weiter besteht.
(Archivbild: von der Leyen in einem Hubschrauber CH-53 bei ihrer Somerreise 2015)
@klabautermann | 17. April 2017 – 13:44
„Nun hat ja das Heer in seiner Gefecht-der-verbundenen-Waffenweißheit insbesondere ihre organische Fernmeldetruppe und Logistiktruppe an die SKB out-structured. Der Senf ist also aus der Tube, und wie bekommt man ihn denn nun wieder hinein ?“
Ja, dieses „outsourced“ halte ich auch für einen großen Fehler und vor allem für einen Systembruch.
Nun kann man ja zum Ergebnis kommen, dass aus XY-Gründen ein Systembruch notwendig gewesen ist (obwohl ich dafür keinerlei Anhaltspunkte außer der Haushaltsproblematik sehe!), aber dann hätte man es halt auch konsequent machen müssen.
So haben wir in den TSK in Kern die alten Führungsgrundsätze beibehalten, aber ihnen gleichzeitig Kernressourcen weggenommen, die sie zur Umsetzung dieser Grundsätze brauchen.
Und die neugeschaffenen SKB/CIR Strukturen haben deswegen auch keinen gemeinsamen „Anker“. Weder soziokulturell noch organisatorisch-taktisch.
M.E.n. hätte man das ganze deutlich anders angehen müssen. Es gab ja immer schon die zentralem militärischen Dienststellen und die zentralen Einheiten des Sanitätsdienstes. Diese hätte man in der Tat aufwerten müssen, aber deutlich unterhalb der aktuellen Situation.
Das z.B. die strategische Kommunikation (Betrieb der Satelliten bzw. der Satelitenbodenstation in DEU) TSK-gemeinsam betrieben werden kann und sollte halte ich z.B. für nachvollziehbar. Das es daher dann auch ein oder zwei querschnittliche Fm-Btl/Vbde hierfür braucht ist auch klar.
Aber warum wurden klassische FmBtl die nahezu ausschließlich für LaSK-zentrierte Operationen gebraucht wurden (und werden) dem Heer entzogen? Jetzt läuft (bzw. fährt) nicht selten ein HptBtsm in AFG in der Wüste umher.
Oder milNW: Das eine zentrale milNW Plattform (KdoBeh) für die operativ-strategische Ebene geschaffen werden musste, war ja klar. Aber warum muss ich auch die TSK spezifischen Elemente in der EloKa TSK gemeinsam besetzt werden?
Hier gäbe es die Möglichkeit für eindeutige Aufgabenzuweisungen für Heer, Luftwaffe und Marine…
Oder ZSan. Klar spricht alles dafür die Krankenhäuser zentral zu betreiben. Bei der regionalen SanVers im Friedensdienst gibt es für beide Ansätze gute Argumente, da will ich „neutral“ bleiben.
Aber was sollen die SanRgt/LazRgt bitte schön bei ZSan? Was ist daran TSK-gemeinsam?
Summa Summarum: SKB/ZSan/CIR in der aktuellen Gliederung sind VIEL zu groß und haben aufgaben die noch nicht einmal annähernd TSK-gemeinsam sind.
„„Aber die Grenze ist halt, dass nur das Gefecht (und damit Tod und Leben) über die tatsächlich Anwendbarkeit von neuen Taktiken entscheidet.“, dann kommt mir das nicht gerade wie ein strukturiertes Ansatz based on experience vor, sondern eher wie „trial&error“.“
Damit haben Sie in der Tag nicht ganz unrecht ;)
@Koffer
Das erklärt aber nicht, warum es mit Hacker und Mörsermann nicht geht.
Irgendwie scheinen die Angelsachsen das hinzukriegen
Mit dem Umfeld war u.a. der Auftrag und dessen entsprechende Anforderungen gemeint. Wir organisieren das Heer ja auch nicht nach den Standards der Luftwaffe und erwarten positive Ergebnisse.
Mir ist jetzt nicht klar was am Soldatenstatus mit der Versetzbarkeit nach Belieben zu tun hat, nicht mal mit Einsetzbarkeit und das war schon so bei den ersten Berufssoldaten der Fall
@Sachlicher
Das mit dem BW kann es nur falsch machen schien mir der Eckpunkt von Wa-Ge´s Post zu sein.
@ThoDan | 17. April 2017 – 14:07
„Das erklärt aber nicht, warum es mit Hacker und Mörsermann nicht geht.
Irgendwie scheinen die Angelsachsen das hinzukriegen“
???
Beim besten Willen nicht! Natürlich haben die Briten und Amerikaner auch zentrale Dienste, aber es kämen weder dem einen noch dem anderen in den Sinne die Truppengattungen bzw. TSK gleichzuschalten.
„Mir ist jetzt nicht klar was am Soldatenstatus mit der Versetzbarkeit nach Belieben zu tun hat,“
Ich erinnere mich nicht an jede Diskussion in den Kommentaren dieses Blogs. Aber die Frage habe alleine ich Ihnen glaube ich schon mehrfach erläutert.
Gerne noch mal in Kürze:
Durch den in Streitkräften üblicherweise an Dienstgrade gebundenen Verwendungsaufbau, dem Wunsch nach Karrieremöglichkeiten für jedermann, die notwendige Unterscheidung zwischen Lang- und Kurzdienern (z.B. in SaZ einerseits und SaZ lang/BS andererseits) und der daraus resultierenden, zwingenden Personalrotation in relativ hohem Umfang im Vergleich zu Zivilunternehmen und ziviler „Normalverwaltung“ kann eine Standortsicherheit schon aus Gründen des „normalen“ Dienstbetriebs nicht gewährt werden.
Aus rechtlichen Gründen kommt noch das Prinzip des „treuen Dienens“ im Verbindung mit dem Allimentationsprinzip hinzu. In Kurzform: Der Soldat wird nicht entlohnt für sein arbeiten, sondern er schwört Treue und wird im Gegenzug angemessen versorgt/unterhalten.
Aus berufsethischen Gründen kommt schließlich noch das Prinzip der Bindung an den Dienstherren als ganzes und nicht die Betriebsstätte im speziellen hinzu.
Natürlich nicht rücksichtslos und sozialkalt umgesetzt. Sondern wo immer möglich fürsorglich und intelligent.
Alles Zusammen für einen Zivilisten natürlich nicht nachvollziehbar, aber für Soldaten (über all auf der Welt) normal.
@ klabautermann | 17. April 2017 – 13:44
.’…..dann kommt mir das nicht gerade wie ein strukturiertes Ansatz based on experience vor, sondern eher wie „trial&error“.‘
Um experience zu gewinnen muessen Sie etwas try-en.
Im alten Konstruktionsbureau von MAN in Augsburg (Schwerdieselbau) war die Glastuere graviert mit:
„Was wir 30 Jahre falsch gemacht haben nennen wir unsere Erfahrungen.“
@Sachlicher
Guter Kommentar, besonders ihr „Dirigenten“-Bild hat mir gut gefallen ;-)
@ThoDan
Die Argumentationen von Wa-Ge und Co basieren m.Auffassung n.im Prinzip auf zwei Axiomen:
1. Every Soldier a Rifleman
2. Every Chief a Tactical (Hero) Leader
Hinzu kommt die These: Combat drives the batlle, the battle drives the war.
Ich will jetzt nicht wieder meine Fliegenpilz-Persiflage bemühen, die ist ja „unkameradschaftlich“, aber in den Augen von Wa-Ge und Co muß natürlich alles, was die Bw macht, natürlich falsch sein. Wenn das nicht so wäre, dann würde ja das Welt-und Kriegsbild der Tolkien-Fraktion zusammenbrechen.
In Island heißt der Fliegenpilz übrigens „Berserkjarsveppur“, aber das ist eben auch eine Art Mythos, genau wie Myhos vom GdvW als „Mutter aller Gefechte“ ;-)
@klabautermann:
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir noch bei den konkreten Maßnahmen zur Verbesserung der Lage seit 2014 weiterhelfen könnten:
http://augengeradeaus.net/2017/04/kurz-zitiert-von-der-leyen-und-das-gigantische-personalproblem-der-bundeswehr/comment-page-1/#comment-265145
Auch zur Versachlichung der Diskussion.
Ansprechen, Beurteilen, Folgern.
@ThoDan | 17. April 2017 – 12:02
„Kann die BW es nicht nur falsch machen?
Warum kann man keine Kultur schaffen in der sich Mörsermann und Hacker wohlfühlen können?“
Weil die Bundeswehr im Einzelnen und der ganze Staatsdienst im Allgemeinen ein einziger „Neidfaktor“ ist. Sobald jemand etwas bekommt oder bekommen soll, will er der andere auch haben und erfindet zur Not Gründe wieso er dies braucht.
Dies fängt bei Besoldung an, geht über Auszeichnungen bis hin zu „Freiheiten“.
Es war irgendwann mal akzeptierte Realität, dass Rechte und Pflichten immer im Gleichklang zu einander standen. Sprich wenn du dir den Arsch aufreist, dann wird dies wahrgenommen und du wirst dafür belohnt. Es hat eine gesunde Bestenauslese gegeben. Der beste Mannschafter wird Uffz. Der beste Uffz wird Feldwebel, …
Irgendwann hat man festgestellt die Leute brauchen mehr Geld um Ihnen den Dienst atraktiver zu gestalten, also hat man entschieden wir befördern einfach alle Mannschaften nach vier Jahren zum Oberstabsgefreiten, egal ob der Mann/die Frau in der Zeit ein Vorzeigesoldat auf seinem Dienstposten war oder ob er die hälfte der Zeit standortfremd neukrank war weil seine Freundin ihn sonst verlassen hätte. (Übertreibung macht anschaulich). Das hat bei den alten Mannschaften eine Riesen Motivationsdelle hinterlassen, wie vor ein paar Jahren bei den Feldwebeln auch. Als Resultat haben wir einen Haufen OSGs in den Zügen, aber die Zugleistung ist geringer als es bei HGs/SGs/OSGs der Fall war. Ein riesen Motivationsschub ist weg, heute weiss jeder Mannschafter weiss er muss sich nicht anstrengen um OSG zu werden und wenn er es doch macht, bekommt er dadurch auch nicht mehr.
Das Gleiche mit Auszeichnungen. Man dachte, man tut der Truppe was Gutes und führt einen Gefechtsorden ein, um gefechtserfahrene Soldaten zu Ehren. Aber man hat die Vergaberichtlinien so geschrieben, dass der ganze Sinn der Auszeichnung innerhalb kürzester Zeit verfremdet wurde. Man hat angefangen Generalen im Landeanflug, deren Maschiene aus welchem Grund auch immer geflaret hat, ebenfalls diesen Orden zu verleihen. Als Konsequenz haben wir einen Inflationsorden mehr geschaffen und jegliche Hintergedanke bei der Stiftung des Ordens ist durch die Streitkräfte aus Neidgründen selbst kaputt gemacht worden.
„Das erklärt aber nicht, warum es mit Hacker und Mörsermann nicht geht.
Irgendwie scheinen die Angelsachsen das hinzukriegen“
Die Angelsachsen haben kein Problem mit Trennung oder Kompartmenisierung. Sie gehen das sehr praktisch an. Die wissen man braucht Menschen fürs Grobe und Menschen fürs Feine und lässt diese auf Ihre Weise glücklich werden. Die einen mischen sich da nicht in die Geschäfte des anderen ein, wenn es brennt ziehen dann aber beide gemeinsamt am selben Strang in die selbe Richtung.
Bei uns ist aber dieser Neidfaktor strukturel implementiert. Wenn wir ein Jägerbataillon aufstellen, müssen wir automatisch zwei andere Verbände ausser Dienst stellen. Wenn wir ein Kapfflugzeug einführen, heisst es, dass die Panzertruppe noch 10 Jahre länger den alten Panzer fahren muss. (Auch hier wieder, Übertreibung macht anschaulich).
Weiterhin versucht die Bundeswehr alles über einen Kamm zu scheren. Diese Beispiele die ich aufgeführt habe, es gab gute Gründe diese so einzuführen/ umzusetzen wie es erfolgt ist, aber nicht überall. Bei jedem dieser Beispiele und bei vielen mehr gab es berechtigte Kritik aus Reihen der Streitkräfte, es wurde trotzdem für alle gleichsam entschieden. Dem einen hat es gepasst, dem anderen eben nicht und er hat nun den Salat.
Deswegen auch meine These: Die Bundeswehr wird es nicht schaffen eine Kultur zu etablieren in der sich Hacker und Mörsermann gleichzeitig wohl fühlen.
Bei der Personalgewinnung und Personalführung gebe es meiner Meinung nach auch einen Ausweg und der heisst Dezentralisierung. Es muss nicht auf Verbandsebene sein, es würde vielleicht schon das Nivea Truppengattung ausreichen. Man hätte dann vielleicht mehr Lücke, aber jeden Fall weniger Krücke.
@MikeMolt
Ja, ein „schlauer Spruch“ auf Glastüren ersetzt natürlich jedes strukturierte Nachdenken ;)
Sie wissen schon, dass Experimente aka trial&error dadurch gekennzeichnet sind, dass sie „ergebnisoffen“ sind. In Sachen „Leben und Tod“ wünsche ich mir als Soldat einen etwas weniger ergebnisoffenen Ansatz seitens meiner Führung und Führer. auf der Grundlage von srukturiert aufbereiteten Lesson Learnt und deren Verfication durch kontrollierte Versuche, bei denen „Leben und Tod“ nicht der Empirie ausgesetzt sind. Im Labor darf mal gern etwas in die Hose gehen, auf dem Gefechtsfeld besser nicht, denn in einem Krieg ist nach dem Gefecht vor dem Gefecht.
@MikeMolto | 17. April 2017 – 14:28
„Was wir 30 Jahre falsch gemacht haben nennen wir unsere Erfahrungen.“
;) Nicht schlecht…
@klabautermann | 17. April 2017 – 14:35
„Die Argumentationen von Wa-Ge und Co basieren m.Auffassung n.im Prinzip auf zwei Axiomen:
1. Every Soldier a Rifleman
2. Every Chief a Tactical (Hero) Leader
Hinzu kommt die These: Combat drives the batlle, the battle drives the war.“
Ich glaube, damit kann man zumindest meine Grundauffassungen hinsichtlich der Basis für Landstreitkräfte bzw. landbasierte Operationen gut beschreiben.
Allerdings gestehe ich ohne Zögern ein, dass wir heutzutage deutlich größere „Zentralabteilungen/-dienststellen“ benötigen als früher und eine deutlich stärke „Schnittstellen“-Definition (wo notwendig sogar gegen den Willen der TSK) und ab der Ebene StOffz bzw. OStFw (teilweise auch HptFw/StFw auf ausgewählten DP) auch eine größere Qualifizierung und Orientierung an „Jointness“.
Aber ich gehe hier halt von einem festen Fundament (sowohl operativ-taktisch, als auch sozio-kulturell) und der erst darauf aufbauenden „Dachkonstruktion“ aus.
„aber in den Augen von Wa-Ge und Co muß natürlich alles, was die Bw macht, natürlich falsch sein.“
Ich kann nicht für @Wa-Ge sprechen, aber für mich sehe ich das nicht so. Ich glaube die Bw hat in den letzten Jahren sehr, sehr viele Dinge sachlich richtig gemacht und befindet sich insgesamt auf einem guten Weg.
Allerdings vergisst sie m.E.n. eine entscheidende Frage immer wieder: Streitkräfte bestehen aus MENSCHEN, gerade das Heer ist nicht Plattform-orientiert, sondern Organisationsorganisiert, aber auch die Marine (trotz ihres ausgeprägten Plattform-Denkens) wird von Menschen betrieben.
Und um Menschen zu außergewöhnlichem zu motivieren (und genau darum geht es ja in Streitkräften) muss ich zu allererst an sie denken und ihre „Herz“ mitnehmen.
Aber die Bw ignoriert immer wieder den menschlichen Faktor und handelt rein technokratisch und verschlimmbessert dadurch vieles.
@Memoria
https://neusprech.org/versachlichung/a | 17. April 2017 – 14:43
„Was lustig ist, handelt es sich doch bei der V. um eine Ableitung von versachlichen, das auf das Adjektiv sachlich zurückgeht, das wiederum das Lehnwort objektiv verdeutscht. Eine versachlichte Diskussion oder gar Debatte ist also ein Widerspruch in sich, eine contradictio in adiecto, vielleicht sogar ein Oxymoron. Denn eine Diskussion zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass die vertretenen Standpunkte eben nicht objektiv sind.
Daher lautet die Biermann-Haase-Erweiterung von Godwins Gesetz: Je länger eine politische Diskussion dauert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand die V. derselben fordert. Beziehungsweise, in Anlehnung an Richard Sexton: Wenn jemand die V. einer politischen Debatte fordert, ist die Debatte beendet und der Forderer der argumentative Verlierer.“
Ich schließe mich einmal Richard Sexton an. ;-)
@ klabautermann | 17. April 2017 – 14:35
„Die Argumentationen von Wa-Ge und Co basieren m.Auffassung n.im Prinzip auf zwei Axiomen:
1. Every Soldier a Rifleman
2. Every Chief a Tactical (Hero) Leader“
Herzlichen Glückwunsch, Sie haben 100% daneben getroffen.
Meine Argumentation basiert darauf, dass es einen Bedarf für unterschiedliche Characktere in den Streitkräften gibt und damit diese auch Glücklich in diesen werden, brauchen diese unterschiedliche „Dienstumgebungen“.
Um es preußisch zu sagen: „Es soll jeder nach seiner eigenen Fasson glücklich werden.“
Die Bundeswehr hat aber die Tendenz Entscheidungen und Politik nach dem selben Muster für alle zu machen egal ob es zweckmäßig ist oder nicht.
So nach dem Motto: Wenn es für die Einheit XY in Berlin gut ist Dienstort und Unterkunft zu trennen, dann ist dies auch für die Einheit YZ in Oberviechtach gut, und wenn nicht, dann wird es halt befohlen.
Wenn die Soldaten in X eine 41 Stunden Woche fordern, dann müssen wir sie auch den Soldaten in Y aufoktruieren, egal was in deren ANTRAs steht, sollen sie halt drei Jahre ausbilden bis die Dienstpostengerechte Ausbildung abgeschlossen ist.
Mir persönlich ist es Hupe ob jemand mit dem Mässer zwischen den Zähnen feindliche Stellungen aushebt oder in irgendeinem Büro Kaffe für jemanden kocht, wenn der Mann/ die Frau eine Uniform träft, dann ist er/sie ein Soldat.
@ Memoria | 17. April 2017 – 14:43
Nehmen Sie die Argumente des Klabauter nicht zu sachlich.
Erstens beweist er nur seine umfassende Belesenheit, Zweitens scheint mir in letzter Zeit der Genuss von Seeloewenpunsch oder was Klabautermaenner so trinken, zugenommen zu haben. Fliegenpilz schliesse ich aufgrund seiner frueheren Einlassungen aus.
@MikeMoltö
Na ja, in meinem Aletr braucht man halt a bisserl Visierwasser aka Zielwasser..
Hilft auch beim Brillenputzen um dann besser und mehr lesen zu können.
Ich gehöre halt nicht zu den Kapitänen, die es bereuen jemals ein Buch in die Hand genommen zu haben. ;-)
@ Mitlesender-PuO | 17. April 2017 – 11:08
„Aus meiner Sicht gilt es einen Ordnungshalt durchzuführen, sich zu sortieren und neu anzusetzen mit dem Ziel eine schlagkräftige Armee zu schaffen.“
1+
Neben dem „sortieren“ sollte dann neben dem „umsortieren/neu einordnen“ aber auch das „aussortieren“ auf allen Ebenen und auch Führungsebenen stehen.
@ThoDan | 17. April 2017 – 14:07
„Das erklärt aber nicht, warum es mit Hacker und Mörsermann nicht geht.
Irgendwie scheinen die Angelsachsen das hinzukriegen“
NACHTRAG
Ich habe soeben erst den Beitrag von @Mitlesender-PuO | 17. April 2017 – 11:08 gelesen.
Er unterstützt hier sehr deutlich, warum A nun einmal nicht gleich B ist…
Das ist übrigens auch ein wesentliches Problem des Ansatzes der aktuellen IBuK.
Wenn man ausschließlich Maßnahmen angeht, die nicht unsere Kernzielgruppe ansprechen, dann bekommen wir in diesem Bereich weniger gute Bewerber und werden dadurch in unserem eigentlichen Auftrag („Kampf“) schlecht.
Ich meine jetzt nicht, dass gute Bezahlung nicht wichtig ist und das Kindergartenplätze nicht auch für Väter und Mütter in der KpfTr wichtig wären.
Aber man müsste halt verschiedene Maßnahmen für verschiedene Zielgruppen angehen.
Und nebenbei akzeptieren, dass nicht alle Menschen in den Streitkräften gleich sind und deswegen ein Konzept A vielleicht im Bereich 1 funktioniert, aber für den Bereich 2 ein Konzept B notwendig ist…
@Mitlesender-PuO | 17. April 2017 – 11:08
+1
@ klabautermann | 17. April 2017 – 15:48
Buecher, geht ja noch,
aber den ganzen niemod’schen Hexenkram wie GPS, AIS, Ladungscomputer, ARPA, und GDMSS (und alls vernetzt und auf einem display – im Gegensatz zu KH 12 mit Sturhahns Ausweichregeln per ‚head up‘ Radar} macht die christliche Seefahrt heute doch zu einem Nerd-Abenteuer.
@klabautermann:
Ganz interessant und um zum Beginn der Diskussion zurück zu kehren:
Welche Maßnahmen hat vdL zur Verbesserung der Systematik der Nachwuchsgewinnung nun eingeleitet?
Sie waren ja der Ansicht, dass es hier ungerechtfertigte Kritik an vdL gibt.
Das Interview sollte auch einmal unter dem Aspekt des kommenden Wahlkrampfes betrachtet werden. Und da gilt es, sich im möglichst vorteilhaften Licht darzustellen, getreu dem 1. von der Leyenschen Axiom „Schuld sind immer die anderen“. Dieses Muster konnte man bisher auf jeder ihrer Stationen beobachten, besonders auffällig war es während ihrer Netzsperrenkampagne, in der sie monatelang ungerührt alternative Fakten verbreitet und Fachleute zu der Thematik der Unfähigkeit geziehen hat.
Grundsätzlich betrachte ich also alle Aussagen mit höchster Vorsicht. Und die interessanteste Frage – vielleicht wurde sie ja in der Langversion des Interviews gestellt – ist doch: In welchem Ministerium wird vdl nach der Wahl als nächstes auftauchen?
Gleich gibts Hiebe für mich … die Diskussion hatten wir ja schon: in wie weit sind denn die Job Center angehalten auf eine „Beschäftigung“ bei der Bw hinzuwirken? Es werden ja nicht alle untauglich sein.
Wäre es nicht möglich, für bestimmte Kategorien von Soldaten dann grundsätzlich keine Einsatzverwendung vorzusehen (außer freiwillig)?
@Thomas Melber | 17. April 2017 – 17:16
„in wie weit sind denn die Job Center angehalten auf eine „Beschäftigung“ bei der Bw hinzuwirken? Es werden ja nicht alle untauglich sein.“
Die Job Center arbeiten selbstverständlich bereits heute mit den KarrBB/KarrC der Bundeswehr zusammen.
Abhängig vom jeweiligen Ort gut oder weniger gut (die Job-Center haben ja eine Teilautonomie), aber grundsätzlich läuft es bereits heute.
Sicherlich wird man da in den nächsten Jahren noch optimieren können, aber der Anfang wurde bereits in 2011ff gemacht.
„Wäre es nicht möglich, für bestimmte Kategorien von Soldaten dann grundsätzlich keine Einsatzverwendung vorzusehen (außer freiwillig)?“
Das ist rechtlich derzeit nicht möglich. Es gibt kein „volles treues Dienen“ und „treues Dienen light“…
Natürlich könnte man das Recht ändern, aber warum sollte man das?
Wenn ein DP garantiert nicht einsatznotwendig ist, sollte man ihn dann nicht lieber an die WV abgeben oder sogar extern anmieten? So etwas ist zwar auf kurze Sicht teuer, aber auf lange Sicht immer günstiger (Pensionslasten, Verhinderung der Überalterung und stetig marktaktuelles know-how)…
Und gleich lässt der Hausherr den Watschenbaum umfallen…
Denkverbote sind „nicht hilfreich“. Ich wüßte nicht, wie man der Bw sonst dauerhaft mehr Bewerber zuführen kann (die dann natürlich für den vorgesehenen DP auch geeignet sein müssen).
@Blackbox | 17. April 2017 – 17:33
„Und gleich lässt der Hausherr den Watschenbaum umfallen…“
Warum? In der Zwischenzeit ist doch alles (glücklicherweise) wieder sachlich und Nachwuchsgewinnung gehört zum Thema des Fadens…
@T.W. oder habe ich hier etwas falsch verstanden?!
@ Thomas Melber | 17. April 2017 – 17:16
„Wäre es nicht möglich, für bestimmte Kategorien von Soldaten dann grundsätzlich keine Einsatzverwendung vorzusehen (außer freiwillig)?“
Das gibt es m.Kn. und Aussage eines Bekannten (TrArzt) Schon für Ärzte die als „Quereinsteiger“ für den Dienst in der Bw geworben wurden.
@MA | 17. April 2017 – 19:24
>>„Wäre es nicht möglich, für bestimmte Kategorien von Soldaten dann grundsätzlich keine Einsatzverwendung vorzusehen (außer freiwillig)?“
>“Das gibt es m.Kn. und Aussage eines Bekannten (TrArzt) Schon für Ärzte die als „Quereinsteiger“ für den Dienst in der Bw geworben wurden.“
Rechtlich gesehen ist das nicht möglich.
Natürlich kann die Personalführung, insbesondere bei „kurzfristigen und kurzzeitigen“ (was eigentlich nur bei SanOffz existiert) Quereinsteigern (rechtlich nur eingeschränkt verbindliche) Zusagen im Zuge der Verpflichtungserklärung machen. Aber das kann dann sicherlich nur ein „Gentlemen-Agreement“ für einen z.B. SaZ 3 oder so, den man braucht um eine Schwangerschaft zu „überbrücken“…
Nebenbemerkung (jetzt wird es aber glaube ich dann doch OT ;) ):
Faktisch macht die Personalführung das natürlich sehr häufig auch bei „normalen“ Sdt. So z.B. bei jemandem, den man gerade für eine andere Verwendung ausbildet. Ein zukünftiger Attaché für ein Land mit exotischer Sprache ist faktisch für 5 Jahre für einen Einsatz gesperrt.
Oder eine junge, alleinerziehende Mutter wir sicherlich aus Fürsorgegründen für einige Zeit nicht in den Einsatz geschickt.
Oder für einen Technik- oder IT-Spezialisten, den nur ein Idiot als Sicherungsgruppenführer in einen infanteristisch geprägten Einsatz schicken würde.
Aber das sind dann die Entscheidungen des Dienstherren und NICHT die der Betroffenen.
Jedenfalls steht auch die Personalführung „in der Truppe“ vor Herausforderungen: „lebensältere“ Mannschaftsdienstgrade sind durchaus keine Seltenheit mehr, und warum sollte es keine OSG / SU als BS geben?
@Thomas Melber | 17. April 2017 – 19:32
„Jedenfalls steht auch die Personalführung „in der Truppe“ vor Herausforderungen:“
Nein, Personalführung ist nicht das Problem. Menschenführung muss sich ändern. Interessanterweise übrigens in beide Extreme. Erwachsene OSG müssen anders behandelt werden, als 19jährige Wehrpflichtige. Wie Erwachsene halt ;) Andererseits muss es aber auch Möglichkeiten geben die Zügel bei diesen auf eine Art und Weise „anzuziehen“ (erzieherisch, disziplinar und personalführungstechnisch) wie es bei dem durchschnittlichen 19jährigen Abiturienten nicht notwendig war.
„und warum sollte es keine OSG / SU als BS geben?“
Weil es keinen Bedarf gibt für 60jährige OSG und diese auch viel zu „teuer“ sind.
Bei StUffz im technischen Bereich könnte das u.U. anders sein, aber da müsste man eine Erhebung machen ob sich das wirklich personaltechnisch und finanziell auszahlt. So oder so wären das aber selbst im Extremfall auch nur ganz wenige…
@Koffer
Nun ja, hilfsweise kann man bestimmte Tätigkeiten auch zivilen Kräften übertragen. Eine 60-jährige Vorzimmerdame geht ja auch.
@Thomas Melber | 17. April 2017 – 20:19
„Nun ja, hilfsweise kann man bestimmte Tätigkeiten auch zivilen Kräften übertragen. Eine 60-jährige Vorzimmerdame geht ja auch.“
Exakt.
Thomas Melber | 17. April 2017 – 20:1 Nun ja, hilfsweise kann man bestimmte Tätigkeiten auch zivilen Kräften übertragen. Eine 60-jährige Vorzimmerdame geht ja auch.“
Bei uns gab es keine Vorzimmendamen, es gab zivile Schreibkräfte beim Kdr und StvKdr. Die gingen aber nicht mit in den Gefechtsstand. Zivile Kräfte gab es schon immer in der Standortfernmeldestelle. Zivile Kräfte gab es in der Malerei, Sattlerei, Hauptlager, Dezentrale Beschaffung. An den Schulen gab es zivile Rechnungsführer, Küchenmeister, Köche. Im Fernmeldegerätehauptinstandsetzungswerk waren bis auf einige Offiziere nur zivile Kräfte tätig. Und auch im Depot Hesedorf kann habe ich nur wenige Offiziere und UmP in Erinnerung.
Gut, dann die erfahrene Schreibkraft im Vorzimmer Kommandeur. Gleichviel, die Frage ist, welche Tätigkeit unbedingt von einer Person im Soldatenstatus ausgeführt werden muß.
Und wenn man zu dem Schluß kommt: „ja, Soldatenstatus“, welche Anforderungen an diese Person üblicherweise gestellt werden müssen, womit wir wieder bei IGF u.ä. wären.
Die Mitarbeiter der HIL oder bei EADS gehen ja auch nicht über die HiBa.
@Mitlesender-PuO | 17. April 2017 – 11:08
Genau mein Ding ;-)
und ich dachte schon ich bin der einzigste der noch so denkt!
@Georg | 17. April 2017 – 13:37
„Seit 2010 mit dem nun verfolgten Konzept des „atmenden Personalkörper“ bekommt man eben qualifizierten Nachwuchs nur, wenn es der zivilen Wirtschaft schlecht geht und der Arbeitsmarkt auch qualifizierte Bewerber zwingt zur Bw zu gehen.“
Na,das ist aber nichts neues!
Das Problem hatte die Bundeswehr auch schon zu Zeiten von Wehrpflicht. Vorzugsweise in BW und BY….
Ich hoffe das weiß der ein oder andere Stratege in der „Planungsetage“ auch…
…kann man aber auch nur wissen wenn die Planungsetage auch mal in der Schlammzone / Truppe am Mann gearbeitet hat. Häufig habe ich aber den Eindruck das einige den Bezug zur Truppe mit ansteigender Art des Stabes/KdoBeh mit größer werdenden Schritten verlieren.
Ach und zum Thema „mangelnde Motivation“ von jungen Berufssoldaten am Beispiel der Hptm und HptFw. Ist mann selber Schuld daran. Wenn jeder „Eimer“ schon zum BS gemacht wird und danach gleich seine Prognose A14 / A9 erhält, muss sich keiner über diese Typen wundern!
Attraktivität an der falschen Stelle…
Und da Teile ich die Meinung dahingehend, das egal in welcher Truppengattung oder OrgBer, die Leute nicht unbedingt WLAN und LED-Einzelstuben-Gedönse wollen….
Die Masse will fordernde Aufgaben im geistigen und körperlichen Sinne!
Cyber Rekrutierung auf dänisch:
Abteilung wird beim Auslandsgeheimdienst aufgehängt, der sich Standort mit zentralisiertem militärischen Nachrichtenwesen teilt. Einarbeitung über die Hackerakademie (offizieller Titel), Vorauswahl hierfür durch Lösung eines anspruchsvollen IT-Problems, danach individuelle Auswahl und SÜ. Keinerlei ausbildungsmässigen oder laufbahngebundenen Voraussetzungen, reine aufgabenbezogene Leistungsauswahl – wenn Kandidat „21, Pickel, Körperklaus und Studium abgebrochen wegen vormittags nicht ansprechbar“ den Job kann, dann kriegt er ihn. Anwärterbezüge etwa 4000€, Gehalt nach der Hackerakademie verhandelbar. Explizite Eigenwerbung als anspruchsvoll, patriotisch und wertvolle Erfahrung. also realistisch als Station einer CyberSecurity-Karriere geplant statt als SaZ/BS/Beamtenkarriere. Möglichkeit, nach Abwanderung auftragsbezogen und phasenweise verbunden zu bleiben.
@Hejmdal | 17. April 2017 – 21:48
+1
Genauso könnte man „Cyber“ angehen. Und da es hierfür ja auch keinen Bedarf an zigtausenden DP gibt, wäre es auch bezahlbar… Außerdem hätte man die ganzen Probleme der Laufbahnverordnung (Beamte) oder von IGF (Soldaten) nicht.
Aber dazu müssten man halt „out-of-the-box“ Denken :(
@Hejmdal @Koffer Eventuell waere es auch mal wert bei Cyber den Blick ueber den Tellerrand zu suchen und eventuell das ganze in aehnlicher Weise zum Unit 8200 aufzuziehen in enger Verzahnung mit BW-Unis. Die Bewerber wuerden sich im Umkehrschluss auf ein Jahrzent oder so verpflichten. Dann haette man auch ein ansprechendes Ausbildungsangebot was mit der freien Wirtschaft konkurrieren koennte. (Besonders wenn man hierbei ein Alumni-Netzwerk etablieren koennte)
@Koffer
„Das sehe ich für das Heer anders. Wie sollen solche „Fachidioten“ mal BtlKdr werden, wenn sie nicht zuvor KpChef waren? Wie sollen sie KpChef sein, wenn sie zuvor nicht entweder ZgFhr oder EinsOffz waren?“
Auch das Heer besteht inzwischen nicht nur aus Zügen und Bataillione. Menschenführung lernt man auch in anderen Funktionen. Natürlich geht es auch um Gerätebediener (zB Piloten). Man muss halt wissen was man will und wenn man BtlKdr möchte muss man den Menschen die Gelegenheit geben Erfahrung zu sammeln. Doch evt will man in Zukunft nicht aus jedem StOffz im Heer einen BtlKdr machen, so wie man es in anderen TSK/Org Bereich schon lange macht.
@klabautermann
Bei diesem ganzen Akademisierungwahn geht leider der Kopenhagen-Prozess und der EQR (europäische Qualifikattionsrahmen) völlig unter. Wer meint, dass jeder Nerd auch ohne Studium einem Akademiker gleich zu setzen ist, muss sich nicht wundern, wenn der Facharbeiter/Meister/staatl. Geprüfte seine Zukunft in der Wirtschaft sucht und findet.
@Elahan
Nerds und Jocks – ein nettes Thema ;-)
Wie gesagt: Angebot und Nachfrage. Ich glaube, der Bedarf der Truppe an „echten Nerds“ ist viel geringer als in diesem Faden von vielen unterstellt wird. Was viel mehr gefragt ist sind Systemtechniker zur Administration der Systemsoftware, die auch in der Lage sind z.Bsp en defektes Modul zu tauschen. Solche Leute braucht man in der Tat nicht in den Rang eines Akademikers zu erheben. Und da kommt die BW eben nicht darum herum, sich etwas einfallen zu lassen, denn wenn bei einer „schnellen Brigade“ in einem echten Konflikt das Waffensystem Schluckauf bekommt, dann wird man kaum einen Firmennerd im T-Shirt dazu bringen in der FOB das Waffensystem wieder aufzusetzen.
Das muss man sich z.B. auf dem Scheibenhof „live“ angucken wie ineffektiv in Deutschland gearbeitet werden kann ;)
@MikeMolto | 17. April 2017 – 16:34
Lol, sie sind mir schon ein waschechter Seefahrtsromantiker ;-)
Nun ja, auf ein e-book passen eben mehr Bücher als in die Bücherkiste des Kapitäns. Ist halt so. Sie sind aber auch „Marinierter“ und von daher sagt Ihnen bestimmt der Begriff „Inneres Gefecht“ etwas. Da hier ja das Thema GdvW und „Nerds“ angesprochen wurde, sollte man konsequenter Weise auch den Gefechtswert nicht nur vom Gefecht,, sondern auch vom Einsatz her denken, also wie der Gefechtswert im „Kriegseinsatzfall“ aufrecht erhalten werden kann bei Verbänden/Einheiten, die fern der Heimatbasis eingesetzt werden. Marine und Luftwaffe sind ja schon weitestgehend in der Welt der vernetzten Führungs-und Waffeneinsatz-Systeme angekommen, das Heer steht an der Schwelle zu dieser Welt, Stichwort : NetworkCentricWarfare, was letztlich mit „Vernetzte Gefechtsführung“ übersetzt werden sollte, die eben über die Dauer eines „Einsatzs“ zu betrachten ist und nicht nur punktuell auf „das“ Gefecht fokusiert sein sollte. Das nennt man Systemic Sustainability./Systemische Nachhaltigkeit oder schlicht Durchhaltefähigkeit.
Wir leben nun einmal im Zeitalter der e-books und nicht mehr im Zeitalter der Bücherkiste. .;-)
@ klabautermann | 18. April 2017 – 9:58
Ebook hat meine (Lebens-)Steuerfrau. Ich bevorzuge hardcopy.(das laeuft auch ohne 230V/24V Versorgung.
Vom inneren Gefecht und vom Dauer des Einsatzes kommt es meiner Erfahrung nach viel mehr auf die Durchhaltefaehigkeit der Vorgesetzten an (noch klar denken koennen/lernen nach 36std auf der Bruecke oder am Plot/HOS?- kommt das nicht noch etwas aus Ihrer alten S-Bootzeit hoch?)
@Wa-Ge 17.04. 1451 Uhr
Der Neidansatz, dem ich folgen kann, ist noch zu ergänzen:
– Beamte gegen Soldaten
– BMI gegen BMVg.
Das gibt der Sache den Rest.
@Memoria
„Mens agitat molem!“ (deutsch: „Der Geist bewegt die Materie!“). Materie heißt Masse, Masse hat Trägheit. Diese Trägheit kann man nicht „per order de Mufti“ verändern. Wenn also der Kapitän einen Kurswechsel (Trendwende) befiehlt, dann kann er auf der Brücke rumtanzen und -schreien wie ein Derwisch, das ändert nichts an der Systemträgheit seines Supertankers. Der „nimmt sich“ eben seine Zeit und Strecke um auf neuen Kurs und neue Fahrt zu kommen. Und es ist auch nicht Aufgabe des Kapitäns seinem Schiffstechnischen Offizer zu sagen, wie er gefälligst die Antriebs- oder Steueranlage zu regeln hat, damit der Tanker schneller in Fahrt kommt oder dreht.
Sie können mich also noch tausend Mal „naggen“ in Sachen UvdL und Nachwuchsgewinnung, sie werden von mir keine Bestätigung dafür erhalten, dass ihre Kritik an UvdL „gerechtfertigt“ ist. Allerdings kann ich Ihnen versichern, dass ich den „Befund“ von UvdL in Sachen Personallage BW in vollem Umfang stütze. Und nu ist gut mit nagging.
@MikeMolto
„Meine“ Schnellbootszeit war die Zeit der vernetzten Systemboote und nicht der ostseerockenden Steinbeile (die hab ich allerdings in ihrer Endphase auch noch mitbekommen). Die Steinbeile brauchten in Ost-und Nordsee keine SUG im Verband – ein Systembootgeschwader jenseits von Calais-Dover ohne SUG war schon vor 40 Jahren nicht durchhaltefähig, auch wenn Kommandeur und Kommandanten nach 36 Stunden immer noch „klar denken“ konnten. Die Kommandeure und Kommandanten der Steinbeilgeneration haben die Offiziere der Systembootgeneration dann immer zum spielen mit der Torpedorechenscheibe auf die Brücke geschickt, wenn sie uns mit iher Systemallergie in der OPZ auf den Systemwecker gefallen sind ;-)
@klabautermann | 18. April 2017 – 10:24:
Verstanden. Fakten sind halt einfach störend.
@Memoria
Ja, „Fakten“ können in der Tat sehr störend wirken, z.Bsp. dann wenn man mit sogenannten „Fakten“ versucht eine gezielte Ver-Rauschung eines politischen Signals zu erreichen. An ihrem Rausstördender in Sachen UvdL werde ich mich nicht beteiligen, sorry ;-)
@Elahan | 18. April 2017 – 7:21
„Auch das Heer besteht inzwischen nicht nur aus Zügen und Bataillione.“
Darüber lässt sich durchaus streiten.
„Menschenführung lernt man auch in anderen Funktionen.“
Das bezweifle ich.
„Natürlich geht es auch um Gerätebediener (zB Piloten).“
Das sind die im Heer auch die einzigen Offiziere, die „Gerätebediener“ sind und diese werde zu 99% keine PersFhr.
„Doch evt will man in Zukunft nicht aus jedem StOffz im Heer einen BtlKdr machen, so wie man es in anderen TSK/Org Bereich schon lange macht.“
Das wollte man im Heer noch nie. BtlKdr ist eine Bestenauswahl und schon von der Definition her, soll es nicht jeder werden. Aber natürlich fallen gewisse Karrierepfade notwendigerweise weg, wenn man nicht ZgFhr/KpChef/BtlKdr war. In der KpfTr bedeutet die Kombi kein ZgFhr/KpChef z.B. mit großer Sicherheit EdK. und das mit Recht. In anderen TrGttg ist man da (auch mit Recht) großzügiger.
Die Frage ist halt, ob man PersFhr-StOffz nur außerhalb der KpfTr gewinnen will?!
@Klabautermann
Wenn du schon so auf vdL schwörst, mach Dich doch mal über ihre Hinterlassenschaften aus früheren Ministerien schlau, z. Bsp. die Beglückung aller ehrenamtlicher Übungsleiter mit dem erweiterten Führungszeugnis.
Dem BMVg wird es genauso ergehen!
Wenn die Gerüchte um die Umstrukturierung der Bundeswehr stimmen wird
sich das Personalproblem in Zukunft noch weiter verschlimmern, da mit
ihr auch die Aufstellung weiterer Bataillone einhergehen soll. Vor
kurzem hat die Bundesregierung (Laut Bild am Sonntag) einen Vertrag zum
Kauf von 100 ausgemusterten Leopard Panzern unterzeichnet, die
modernisiert und bis 2023 an die Truppe übergeben werden sollen. Sollte
das stimmen wäre es eine erste Bestätigung der Neuausrichtung. Nach Angaben der FAZ soll die Umstrukturierung im Sommer beschlossen werden.
[Aber hallo. Der Kauf der 100 Panzer wurde bereits vor drei Jahren angekündigt und war hier mehrfach schon Thema; als Beleg wie Sie es verstehen taugt es gerade nicht. Auch wenn es jetzt in der BamS stand. T.W.]
@Koffer
Da sie bezweifeln, dass man Menschenführung auch außerhalb der typischen Heeresverwendungen erlernen kann, gehe ich davon aus, dass sie die Bw und ihre Verwendungen nicht kennen oder eben eine andere Vorstellung von Menschenführung haben.
Ich habe StOffze/Generale in allen TSK/Orgbereichen kennengelernt welche von Menschenführung keine Ahnung hatten oder bewusst Menschen nicht führten.
Auch gibt es genügend Bsp für gute Menschenführer welche noch nie Kommandeur waren.
Menschenführung kann man, wenn man die Veranlagung hat erlernen und die Bw gibt genügend Möglichkeiten dies auch am lebenden Objekt anzuwenden und zu erfahren.
Personalführer müssen ihre Bereiche die sie Pers. technisch führen kennen und und ihr Handwerk verstehen.