Kurz zitiert: Von der Leyen und das „gigantische Personalproblem“ der Bundeswehr
Eine Interview-Aussage von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen erregt an diesem Karfreitag Aufsehen: Die Ministerin, so heißt es in den Nachrichtenmeldungen dazu, habe Alarm geschlagen und auf ein gigantisches Personalproblem der Bundeswehr hingewiesen.
Nun hat die Bundeswehr unbestritten ein Personalproblem, aber dennoch empfiehlt sich ein kurzer Blick darauf, was die Ministerin gesagt hat und in welchem Kontext. Das Interview haben Kollegen der Süddeutschen Zeitung geführt für Plan W – Frauen verändern Wirtschaft, ein Magazin dieser Zeitung. Und da ging es, das steht auch in der frei im Netz verfügbaren SZ-Zusammenfassung, um ihre Rolle als Ministerin und die damit einhergehende Verantwortung.
Die Passage mit dem Personalproblem war da nicht wirklich die wichtigste – aber offensichtlich die griffigste (auch für die Überschrift der SZ-Onlinefassung). Zur Dokumentation mal hier der Wortlaut dieser Passage (im Rahmen der üblichen, von der SZ für Zitate vorgegebenen Beschränkung, mehr als drei Sätze plus Überschrift mögen die nicht zugestehen):
Frage: Ist es auch ein Vorteil, Zivilistin zu sein?
Antwort : (…) Aus meiner Perspektive als Familienministerin und Arbeitsministerin war mir klar, dass dieses Unternehmen ein gigantisches Personalproblem hat. Im zivilen Bereich überaltert, kaum Systematik in der Nachwuchsgewinnung und wachsende Aufgaben vor der Brust.
Diese Frage reiht sich ein in mehrere Fragen, die mit den Erfahrungen von der Leyens seit oder auch bei Amtsantritt zu tun haben und in denen sie immer wieder auf ihre erste Afghanistan-Reise im Dezember 2013 als prägende Erfahrung verweist. Und in dem Zusammenhang lässt sich die Aussage mit dem Personalproblem auch als Erfahrung bei Amtsantritt verstehen. Wenn das Problem natürlich auch weiter besteht.
(Archivbild: von der Leyen in einem Hubschrauber CH-53 bei ihrer Somerreise 2015)
Der zivile Teil der Bundeswehr findet also auch endlich mal Erwähnung.
Jetzt würde mich mal interessieren, was denn genau der zivile Teil verkehrt macht (wenn man einigen Ausführungen hier folgt)?
@Koffer
Ich hatte mich auch auf die Zivilverwaltung bezogen, aber andererseits gibt es da noch einen anderen Weg ?
Als die Ältere n als Kader zu nutzen?
Experimentiert man nicht genau so, wenn man sich neuem verschließt?
Nur auf der anderen Art?
Mit Wirtschaftlich verstehe in dem Zusammenhang , wie man am wirkungsvollsten die Streitkräfte dazu befähigt ihre Aufgaben zu erfüllen.
@ThoDan | 15. April 2017 – 16:56
„Ich hatte mich auch auf die Zivilverwaltung bezogen,“
Damit haben Sie dann recht. die Zivilverwaltung ist in der Tat vollkommen überaltert. Zum einen wegen der Sparmaßnahmen Ende der 90/Anfang der 2000 und zum anderen durch die Maßnahmen zur „Verkleinerung durch Nicht-Einstellung“ seit dem.
„aber andererseits gibt es da noch einen anderen Weg ? Als die Ältere n als Kader zu nutzen?“
Man braucht Ältere in den Streitkräften für bestimmte Aufgaben (Spezialisten, Verwaltungen, Ausbilder, Führung), aber man braucht sie in einem gesunden Verhältnis zu Jungen. D.h. man benötigt (grob gesprochen) eine Alterspyramide und das ist in den Streitkräften derzeit deutlich außer Kontrolle geraten.
In der Verwaltung hingegen benötigte man sie nahezu gleichmäßig über alle Altersbänder verteilt. Und auch hier (allerdings aus ganz anderen Gründen) ist es außer Kontrolle geraten.
„Experimentiert man nicht genau so, wenn man sich neuem verschließt?
Nur auf der anderen Art?“
Nein.
„Mit Wirtschaftlich verstehe in dem Zusammenhang , wie man am wirkungsvollsten die Streitkräfte dazu befähigt ihre Aufgaben zu erfüllen.“
In der Tat ist das die Aufgabe der Streitkräfte „wirkungsvollste“. Aber das ist nicht die gängige Definition von Wirtschaftlichkeit.
Wie gesagt, Wirtschaftlichkeit meint (im Regelfall) Effizienz. Streitkräfte hingegen benötigten in erster Linie Effektivität und nur nachrangig Effizienz.
So schlimm kann das PersProblem ja nicht sein.
Oder weshalb kann sich das BAPersBw leisten
auf etliche positive Antworten i.S. Interessenbekundung zur freiw. DstZeitVerl von BS mehr als 6 Mon nicht zu reagieren
@Koffer
Ich meinte, gibt es jetzt noch einen andereb Weg , als die Alten Soldaten in der Luecke einzusetzen ?
Die haben wir nämlich AFAIK.
Könnte n sie mir bitte erklaeren, warum sich neuem zu verschließen ein geringeres Risiko für Soldaten ist?
Wer hat denn das komplette Interview gelesen? Ich leider nur die Zusammenfassung online. Sehe es garnicht so kritisch. Stimmt doch, dass die Altersstrukturen im zivilen und militärischen nicht ausgewogen ist und die Nachwuchsgewinnung verbessert werden muss.
@Koffer
Selbstverständlich kann TdM (außer, dass auch er zur Regierung gehörte welche die Wehrpflicht aussetzte) als Minister nichts für die Aussetzung der Wehrpflicht, nur für die Art und Weise der Umsetzung in seiner Amtszeit.
Sein größter Fehler war die Überhastung/fehlende Sorgfalt.
Daraus resultierte die zu hohe Anzal der SaZ und die Reduzierung der BS und ziv Beschäftigten.
Eignung, Leistung, Befähigung und Verfügbarkeit sind die Kategorien.
Das Alter, Geschlecht, Religion oder Neigung spielt da eher keine Rolle.
Genau das hat UvdL erkannt und sie hat ein Attraktivitätsprogramm gestartet ohne das es in der Bwnoch viel schlimmer aussähe.
Leider kommen im Moment die Bestandssoldaten etwas ins Hintertreffen.
Glücklicherweise zeigt das Attraktivitätsprogramm schon Wirkung: es gibt jetzt einen neue General, der sich darum kümmern darf.
@Elahan
Eignung, Leistung und Befähigung sind leider Worthülsen.
Das „Attraktivitätsprogramm“ hat Stellen besetzt, aber nicht die Personalprobleme der Bw gelöst. An mancher Stelle sogar verschlechtert.
Wen man einen 40 Jährigen einstellt und in die Infaterie schickt, dann wird der Mann da mehrere Jahre einen Dienstposten besetzen, aber er wird sehr große Schwierigkeiten haben die körperlichen Anforderungen zu erfüllen und wird daher nicht sehr oft für den Dienst zur Verfügung stehen. Wenn der Mann dann auch noch kognitive Defizite mitbringt wird man ihm leider auch keine administrative Stelle geben können.
Unterm Strich, der Zug ist auf dem Papier voll, die Ausrückstärke ist aber unter 70%, was übrigens in der Infaterie heutzutage eher die Regel als die Ausnahme ist.
Die Zentralisierung der Personalgewinnung und des Personalmanagements ist einer der größten Fehler der Bw Geschichte gewesen. Und das rächt sich nun. Der Soldat heute ist Spezialist, in jeder Truppengattung und Teilstreitkraft. Daher braucht man viele unterschiedliche Typen von Mensch, vom Krieger bis Nerd. Und die kriegst du nicht durch einen Prozess geschleust.
Die Bw muss einsehen, dass nicht über einen Kamm modernisiert werden darf. Man wird niemals eine Kultur schaffen in der ein Mörsermann und ein Hacker sich gleich wohl fühlen werden.
Wenn man es mit Cyber ernsthaft meint, dann dürfen diese Leute nicht in Uniform gesteckt werden. Wieso soll ein IT Talent sich für die Bw entscheiden, wenn er hier nur einen Bruchteil der zivilen Entlohnung bekommt, solche „spaßigen Sachen“ wie Grundausbildung, Feldwebel/Offizierausbildung machen muss und ständig Gefahr läuft alle paar Jahre versetzt zu werden?
Und dann noch die Gewissheit, dass sich alle vier Jahre nach einer Wahl die Struktur sich ändern kann/wird und aus rein politischem Proporz sein Dienstort sich mehrere 100km verschiebt.
Wenn im BMVg einer der Meinung ist, dass man diese Nachteile gegenüber dem Wettbewerb durch 41 Stunden Woche und Kühlschrank/Flatscreen ausgleichen kann dann gute Nacht. Solches Personal ist Problemlösungsorientiert, da wird bis zu Umfallen in die Tastaturgehauen bis man sprichwörtlich im sitzen einschläft. Solche Leute sind es gewohnt nach eigenen Regeln zu funktionieren und selbst Klassische Zivile Arbeitgeber haben Schwierigkeiten diese für sich zu gewinnen, weil man die Arbeitskultur in Konzernen bereits als zu spießig und zu einengend zu langsam empfindet.
Und die Bw will tatsächlich um die besten Köpfe aus diesem Bereich werben? Viel Spaß! Das rausgeschmissene Geld wäre viel sinnvoller in einer Entwicklung für EMP Bomben investiert, bei Bedarf kastriert man die eigene und gegnerische IT und haut dem Gegner die Rübe auf die althergebrachte Art und Weise ein.
Und selbst wenn die Bw eigene Talentschmiede für IT Personal mal anläuft und Erfolge hervorbringt, wird es keine zwei Jahre dauern bis die Jungs und Mädels abgeworben werden und zum Entschluss kommen dass es viel mehr Spaß und Erfolg bringt ein Startup zu gründen.
@Mainzelmännchen | 15. April 2017 – 19:36
Ist es Ihnen persönlich erfahren? Falls ja, dann ist das ganz einfach verloren gegangen, hinterm Schrank gefallen etc. Andernfalls, man soll nicht alles glauben, was einem erzählt wird.
@Wa-Ge
Stimmt, das Personalproblem der Bw ist nicht gelöst ;-)
Wer weiß, dass er bei der Einstellung nach x Jahren seinen Arbeitsplatz (Dienststelle) verliert, sucht sich einen anderen Arbeitgeber.
Es gibt viele Gründe warum die Bw Personalprobleme hat und die wenigsten kann ein IBuK lösen.
@e.Lefgrün
Ne,ne, nix Gerüchteküche, weiß wovon ich schreibe. Es gibt Mal wieder keine einheitlichen Vorgaben zur Bearbeitung.
@mainzelmännchen
Ich weiß ja nicht wie gut sie in Mathematik sind, aber sie können sich ja einmal an einer analytischen Lösung in Sachen StrukturENanpassung versuchen. Die drei Strukturen, die analytisch anzupassen wären, sind:
– Dienstpostenstruktur (in Reformzeiten dynamisch, komplex,“konzeptionell“ geregelt) – aka SollOrg/“Organisation“
– Haushaltsstellenstruktur (relativ statisch, linear, „gesetzlich“ geregelt)
– Personalstruktur (begrenzt dynamisch, komplex, „gesetzlich“ geregelt)
Wie bringt man also zwei vorrangig „gesetzlich“ geregelte und deshalb „räge“ Strukturen in Zeiten hoher Veränderungsdynamik in Deckung mit dem Bedarf der „Organisation“, denn Personal folgt der Organisation und nicht umgekehrt.
Ich kann Ihnen jetzt schon verraten, dass sie keine analytische Lösung finden werden.
Ihre Forderung nach „einheitlichen Vorgaben“ ist also schlicht und einfach nicht erfüllbar, Für jeden der von mir angeführten Strukturbereiche gibt es einheitliche Vorgaben, diese sind allerdings nicht aufeinander „abgestimmt“ durch eine Art „Automatikgetriebe“. Und auch ein-e Minister_in hat nicht die „Macht“ ein solches „Automatikgetriebe“ quasi zu befehlen. Hinzu kommt, dass die BW eben kein „geschlossenes“ System (mehr) ist nach Wegfall der Wehrpflicht. Nachwuchsgewinnung kann sich also nicht mehr auf interne Nachwuchs-/Personalgewinnung konzentrieren, sondern muß sich den „Kräften“ eines freien Arbeitsmarktes stellen und den interessiern irgendwelche „einheitlichen Vorgaben“ des BMVg einen Scheißdreck. Externe Nachwuchsgewinnung hat also eindeutig Priorität vor interner Personalgewinnung, und da die Kapazitäten der Personalmaschinerie der BW – wie alles andere auch – endlich sind, ist es imho nachvollziehbar, dass antragstellende Bestandssoldaten länger warten müssen als die Bewerber von „Außen“, insbesondere in Zeiten, in denen die BW unter einer strukturellen – quasi chronischen – Unterbesetzung von qualifizierten Dp „leidet“.
In jedem Fall bringt Fr. von der Leyen den nächsten Einsatz ins Gespräch: Blauhelmmission in SYR unter deutscher Beteiligung.
„“An einer solchen Blauhelm-Mission [in SYR] wird sich wohl auch Europa beteiligen müssen, und auch Deutschland wird gefragt sein“, …“
ZEIT Online / Zitat WAMS.
@ Wa-Ge | 15. April 2017 – 23:11
„Eignung, Leistung und Befähigung sind leider Worthülsen.“
1+
@Thomas Melber: Ich habe es heute auch schon gelesen auf Welt.de und nur den Kopf geschüttelt. Zum Glück für die BW wird es in Syrien noch über Jahre keinen Frieden geben und wird der BW damit dieser hochgefährlich Einsatz erspart bleiben.
Denn ich glaube nicht, daß die USA und Russland ihre Verbündeten in Syrien so unter Kontrolle hätten, daß ein Waffenstillstand funktionieren würde. Wahrscheinlich würde es zugehen wie bei den Waffenstillständen in der Ostukraine, und die Blauhelme würden immer wieder von allen Parteien beschossen werden.
Und da ein solcher Waffenstillstand die ISIS nicht betreffen würde, würde diese sicher alles tun, um durch Selbstmordanschläge die Blauhelmtruppen und damit auch deutsche Soldaten zu treffen. Die USA würden sicher nicht die Führung der Blauhelmtruppe übernehmen wollen, so daß auch damit gerechnet werden muss, daß die Blauhelmtruppe, wie üblich, sehr schlecht geführt würde, es sei denn, Frankreich würde deren Kommando übernehmen.
Vor allem befürchte ich, daß VDL nicht versteht, daß ein Kriegseinsatz in Syrien, wie USA oder Frankreich, mit Artillerie und Spezialkräften für die beteiligten Soldaten ein geringes Risiko birkt , weil man selbst angreift, als Patrouillen oder Checkpoints von Blauhelmtruppen, die ein leichtes Ziel bieten für Selbstmordangriffe.
HiHi Jungs……….UvdL sndet eine Botschaft an Herrn Trump, die da lautet: nix NATO in Syrien, wenn dann allenfalls Europa und VN wenn „Frieden“ herrscht. Gleichzeitig bedient sie „ganz brav“ den US-Narrative und in Sachen „Giftgas“ und bashed Rußland und Assad.. Mit anderen Worten: Deutschland wird sich weder durch die US via NATO, noch durch die Franzosen via EU mit boots-on-the-ground in die syrische Schlammzone ziehen lassen.
Zero Sum Public Diplomacy………..
@Klabautermann
Na, Sie haben`s ja drauf. Bin echt beeindruckt. Rechtfertigt aber trotzdem nicht, dass PersFhr mangels Regelung unterschiedlich „abarbeiten“. Wenn abgefragt wird, dann dürfen die Angeschriebenen wohl davon ausgehen, dass man sich in „Kölle“ auch im Vorfeld Gedanken gemacht hat; was soll dann langes liegen lassen also rechtfertigen ? Habe im Übrigen auch keinerlei Wertung zur Wertigkeit einzelner Formen der Personalaquisition abgegeben.
@mainzelmännchen
Die Personalführer müssen einerseits „in Alternativen“ planen, andereseits muß alles, was sie so anstellen, „gerichtsbelastbar“ sein. Es kommt also auf die Art der „Anfrage“ an. Weiterhin sollte Ihnen bekannt sein, dass man als Soldat zwar Anspruch auf Bearbeitung und Entscheidung hat eines Antrages hat, es gibt da aber keine gesetzlich verbindlichen Fristen. Wenn also ein Personalführer eine Anfrage z.Bsp. an mehrere „mögliche“ Kandidaten richtet, dann muß er zunächst einmal bis zur letzten Antwort warten (oder bis die Antwortfrist abgelaufen ist), dann wird ausgewertet und dann geht der gerichtsfeste Personalauswahlkonferenzzbasar los, denn eine „Konkurrentenklage“ ist ja nun auch kein Beschleunigung des Prozesses. Das alles kostet eben Zeit. „Man“ macht sich “ in „Kölle …. im Vorfeld Gedanken“, ganz bestimmt mehr als Sie sich offenbar vorstellen können. Und als ehemaliger DDO, der eine 3-Farbentruppe vom HGefr bis zum Oberst i.G. zu führen hatte, konnte ich mich mit eigenen Augen davon überzeugen, wieviel Gedankenschmalz das Personalamt so entwickelt. Personal folgt der Organisation, der Bedarfsträger Truppe redet also bei jeder Personalentscheidung auch noch ein Wörtchen mit, denn der möchte natürlich möglichst Dp-gerecht und natürlich mit Triple-A-Leistungsträgern „bedient“ werden.. It’s a bazar (if not a zoo) ;-)
@ThoDan | 15. April 2017 – 19:51
„Ich meinte, gibt es jetzt noch einen andereb Weg , als die Alten Soldaten in der Luecke einzusetzen ?“
Mehr junge Soldaten (SK) und mehr junge Beamte (WV) ;)
Ich weiß, leichter gesagt als getan, aber dennoch unumgänglich, denn die Alten bringen uns ja auch nichts. Die neuen Zahlen (190-200k bis 2024 zzgl. mehr als geplante Zivilsten in der WV) sollten ja kein Selbstzweck sein, sondern sich aus einem Bedarf ableiten.
Der Bedarf wiederum spiegelt sich nicht in „noch mehr Verwaltung“, sondern in „mehr opative Kräfte“ wieder. D.h. selbst wenn wir die Lücke mit Alten schließen könnten, würde uns das ja gar nichts bringen, weil sie die falschen wären…
„Könnte n sie mir bitte erklaeren, warum sich neuem zu verschließen ein geringeres Risiko für Soldaten ist?“
Sie sollten nochmals lesen, was ich geschrieben habe. Ich haben nicht gesagt, dass man sich neuem grundsätzlich und immer verschließen sollte. Ich habe vielmehr (sinngemäß) gesagt, dass an Bewährtem festzuhalten in der Taktik zumeist (!) deswegen das geringere Risiko ist, das es erprobt und eben bewährt ist. Experimente hingegen bergen immer die Gefahr des Fehlers in sich. Das Prinzip „try und error“ ist daher (wo immer möglich) abzulehnen, wenn es um Menschenleben geht.
@Elahan | 15. April 2017 – 21:43
„Selbstverständlich kann TdM (außer, dass auch er zur Regierung gehörte welche die Wehrpflicht aussetzte) als Minister nichts für die Aussetzung der Wehrpflicht, nur für die Art und Weise der Umsetzung in seiner Amtszeit.“
Da stimme ich allerdings zu. Da hätte vieles besser und weniger hastig laufen können (und müssen).
„Daraus resultierte die zu hohe Anzal der SaZ und die Reduzierung der BS und ziv Beschäftigten.“
Hier wiederum stimme ich überhaupt nicht zu. Wir brauche noch viel mehr SaZ und deutlich weniger BS.
Oder aber einen Systemwechsel (à la BO light, bzw. SaZ 25 deluxe).
Das ist übrigens der eine große und leider langfristig wirkende Fehler, den der von mir eigentlich sehr geschätzte TdM begangen hat. Die Chance zu einem Systemwechsel ergab sich vermutlich nur einmal, nämlich genau zum Zeitpunkt der Aussetzung der Wehrpflicht. Hier hätte man allen erklären müssen, dass durch diese Entscheidung ein umfänglicher Neuanfang notwendig gewesen wäre.
Aber hier hat er einfach „zu langweilig“ und „zu verwaltend“ gewirkt und zu wenig „gestaltend“. Leider…
@Elahan | 16. April 2017 – 2:58
„Wer weiß, dass er bei der Einstellung nach x Jahren seinen Arbeitsplatz (Dienststelle) verliert, sucht sich einen anderen Arbeitgeber.“
Dafür gibt es keinen Beleg. Ganz im Gegenteil, sowohl die historische Situation in DEU belegt das Gegenteil, als auch die aktuelle Situation im (vergleichbaren) Ausland.
„Es gibt viele Gründe warum die Bw Personalprobleme hat und die wenigsten kann ein IBuK lösen.“
Stimmt. Dann sollte sie aber auch nicht so tun als ob und Aussagen treffen, die mehr wie persönliches Marketing wirken, als wie die Aussage des obersten Vorgesetzten aller Soldaten.
@klabautermann
Oooh,DDO beeindruckt mich natürlich umso mehr. Ich bleib dabei, so holt man Betroffene nicht mit. Und der altbackene Grds. Pers. folgt Org. scheint mir wohl eher -ein -Grund für das Personalproblem zu sein. Haben andere ausser Ihnen ja auch erkannt, zukünftige Stellenbündelung en kommen ja nicht von ungefähr. Externe gewinnt man mit den Alte-Zöpfe-Srüchen auch nicht. So und nu-Lied aus.
@Wa-Ge | 15. April 2017 – 23:11
„Die Zentralisierung der Personalgewinnung und des Personalmanagements ist einer der größten Fehler der Bw Geschichte gewesen“
„Man wird niemals eine Kultur schaffen in der ein Mörsermann und ein Hacker sich gleich wohl fühlen werden.“
Beim lesen ihres Kommentars kam mir Tolkien in den Sinn. Der war ja auch der Auffassung, dass alles, was nicht Kampf UND Krieg ist, als „tatenlos“ zu betrachten sei, und das darf es in seiner Welt der Kriegerhelden nicht geben. Diese Welt ist also folglich auch „tittenlos“, Frauen haben darin keinen Platz. Und „Nerds“ natürlich auch nicht, denn die verfügen über magische Kräfte, genau wie Hexen und Magier, und das ist für einen echten Krieger unehrenhaft, von diesen Kräften abhängig zu sein. Echte Männer und vor allem Krieger sollten auch nicht heiraten und Kinder in die Welt setzen, dann das beinträchtigt nicht nur ihre Manneskraft sondern auch ihre Kampfmoral.
In einem solchen Weltbild ist es natürlich auch völlig schlüssig, dass man aus der Kriegskasse “ viel sinnvoller in eine Entwicklung für EMP Bomben investiert, bei Bedarf kastriert man die eigene und gegnerische IT und haut dem Gegner die Rübe auf die althergebrachte Art und Weise ein.“
Was für einen Stoff rauchen sie denn so ? Fliegenpilze ?
@Mainzelmännchen | 16. April 2017 – 12:23
„Und der altbackene Grds. Pers. folgt Org. scheint mir wohl eher -ein -Grund für das Personalproblem zu sein.“
Ich kann ihre persönlichen Bedenken gegen dieses Prinzip zwar durchaus verstehen, aber da für die Streitkräfte die Einsatzfähigkeit die oberste Richtschnur ist (ergibt sich aus Art. 87a GG), muss dieses Prinzip weiterhin grundsätzlich Gültigkeit haben.
Das spricht natürlich nicht gegen Härtfallregelung und eine „abwägende“ Anwendung bei dem (wo möglich) berechtigte Interessen von Betroffenen einfließen und im Einzelfall (wo notwendig) sogar ggü. den Interessen des Dienstherren überwiegen können.
Aber im Grundsatz gilt (und muss gelten) Personal folgt Organisation.
„Haben andere ausser Ihnen ja auch erkannt, zukünftige Stellenbündelung en kommen ja nicht von ungefähr.“
Ich habe erhebliche Zweifel daran, dass uns das im Großen weiterbringt. Bei einigen Spezialistendienstposten sicherlich, aber querschnittlich werden hierdurch vermutlich mehr Probleme geschaffen, als gelöst.
@klabautermann | 16. April 2017 – 12:44
„Was für einen Stoff rauchen sie denn so ? Fliegenpilze ?“
Abgesehen davon, dass Sie @Wa-Ge Dinge in den Mund legen, die er noch nicht einmal ansatzweise gesagt hat empfinde ich Ihren Ton als nicht kameradschaftlich und dem zielführenden Diskurs in den Kommentaren dieses Blogs nicht dienlich.
Sollten wir gerade an Ostern nicht etwas freundlicher mit einander umgehen?!
@klabautermann
Ostereier sind zum Essen und nicht zum Rauchen da!
Bitte fantasieren Sie keine Botschaften in Aussagen rein, die niemals getätigt wurden.
Meine Aussage bezog sich in kleinster Weise darauf ob Frauen, Homosexuelle, Dicke oder Nerds in die Streitkräfte gehören, sondern darauf, dass es keine einheitliche Kultur gibt, in denen alle geforderten Spezialisten gleichzeitig glücklich werden.
Es wird immer Soldaten geben die lieber Puderzucker oder die Peitsche zur ordentlichen Auftragserfüllung brauchen. Und das ist mit Einheitsbrei nicht erreichbar.
Man wird es einfach nicht schaffen ein System zu finden in dem sich Krieger und Nerd gleichzeitig wohl fühlt. Um es übertrieben zu sagen, der eine kann nur bei Zucht und Ordnung existieren während der andere größtmögliche Freiheit braucht.
Das hat auch nichts mit dem Geschlecht oder der sexuellen Orientierung zu tun, sondern der generellen Lebenseinstellung.
@Mainzelmännchen
Wie altbacken ist denn „so holt man Betroffene nicht mit.“ ? Sie mögen das für einen Evergreen halten, aber ich fürchte, das ist ein lästiger Ohrwurm, der sie hoffentlich auch nach „Lied aus“ nicht zu sehr plagt ;-)
@ Wa-Ge
Bitte den Zusammenhang beachten!
„Eignung, Leistung und Befähigung sind leider Worthülsen.“
Natürlich sind -Eignung, Leistung, Befähigung und Verfügbarkeit- Grundlagen als Anspruch.
Was würden sie als anzustrebende Kriterien verwenden?
1. Verfügbarkeit
2. Eignung
3. Befähigung
4. Leistung
Wenn keiner für einen bestimmten Posten Verfügbar ist, dann sind der Rest Worthülsen.
Doch der Wunsch muss sein, jeden DP optimal zu besetzen und das hat erstmal nichts mit Alter, Geschlecht, Religion oder sonstiger Orientierung zu tun.
Wir könne im Moment jedoch nicht alle Stellen besetzen.
Also, was ist ihr Lösungsansatz?
Was macht denn einen Arbeitgeber attraktiv? Gute Arbeitsbedingungen, ein gutes und angemessenes Gehalt, Aufstiegschancen. Grundsätzlich ist das alles gegeben. Doch dann schlägt die „Planwirtschaft“ durch: Beförderungsstau, keine Einweisung von auf höherwertige Dienstposten versetzte Soldatinnen und Soldaten etc.
Wenn „der Dienstherr“ glaubt, er könne der Öffentlichkeit den Dienst in der Bundeswehr als attraktiv verkaufen, dann irrt er gewaltig, solange nicht diese Negativbeispiele angegangen werden. Wo sonst kann es sich ein Arbeitgeber beispielsweise leisten, qualifizierte und motivierte Mitarbeiter jahrelang auf einem herausgehobenen Dienstposten treu dienen zu lassen, ohne sie von Anfang an angemessen zu bezahlen (ich weise auf die Problematik A12FD/A13g hin)? Wenn der Dienstherr nicht die finanziellen Mittel hat, sein Personal Zug um Zug zu alimentieren, dann müssen solche Stellen halt unbesetzt bleiben, oder aber er (sie) verlängert „Altgediente“ ständig weiter und stattet sie zudem mit einem Kampfrollator aus…
Ein Anspruch auf Beförderung besteht nicht, so die Rechtslage. Aber Moral, Sitte und Anstand gebieten es, eine erbrachte Leistung adäquat zu bezahlen. Offenbar hat dieses auch die Bundesregierung erkannt, die zum 31.12.2015 „klammheimlich“ den §46 BBesG ersatzlos strich. Dieser regelte die Zahlung einer Ausgleichszulage für auf höherwertigen Dienstposten tätigen Mitarbeitern, die nicht befördert werden konnten, ab dem 18. Monat…. So macht man jungen Menschen ein „treues Dienen“ wahrlich schmackhaft!
@ Wa-Ge 23:11 Uhr
Zitat: Wenn man es mit Cyber ernsthaft meint, dann dürfen diese Leute nicht in Uniform gesteckt werden. Wieso soll ein IT Talent sich für die Bw entscheiden, wenn er hier nur einen Bruchteil der zivilen Entlohnung bekommt, solche „spaßigen Sachen“ wie Grundausbildung, Feldwebel/Offizierausbildung machen muss und ständig Gefahr läuft alle paar Jahre versetzt zu werden?
Und dann noch die Gewissheit, dass sich alle vier Jahre nach einer Wahl die Struktur sich ändern kann/wird und aus rein politischem Proporz sein Dienstort sich mehrere 100km verschiebt. “
Hier stimme ich mal völlig mit Ihnen überein. Es stellt sich mir nur die Frage warum ein guter Mechaniker oder Elektroniker, der auch im zivilen Berufsleben eine Perspektive hat, sich aus den gleichen angeführten Gründen für eine Lfz-technische oder schiffstechnische Laufbahn als Soldat entscheiden sollte ?
Offensichtlich muss es noch irgend einen zusätzlichen Anreiz geben, dass sich junge Leute auch heute noch mit einem qualifizierten Beruf dafür entscheiden Soldat zu werden.
Zitat: „Wenn im BMVg einer der Meinung ist, dass man diese Nachteile gegenüber dem Wettbewerb durch 41 Stunden Woche und Kühlschrank/Flatscreen ausgleichen kann dann gute Nacht. Solches Personal ist Problemlösungsorientiert, da wird bis zu Umfallen in die Tastaturgehauen bis man sprichwörtlich im sitzen einschläft.“
Das Gleiche gilt für viele andere Tätigkeiten als Soldat in der Bw. Also der Schiffstechniker wird alles dafür tun, dass sein Schiff läuft, der Lfz-Techniker wird alles dafür das sein Flugzeug einsatzklar ist und der ausgebildete Sanitäter wird im Rettungseinsatz alles dafür tun, das Leben eines Verwundeten zu retten !
Wenn also nicht der Flachbildschirm, der Kühlschrank auf der Bude und die 41-Stunden Woche der Anreiz ist, damit sich junge Leute entschließen Soldat zu werden, was ist es dann ?
Für den Infanteristen können Sie die Umstände selber beurteilen, für die Techniker möchte ich mal sagen, man muss sie in die Lage versetzen, dass sie wirklich am Flugzeug oder am Hauptwaffensystem etwas machen können. Dazu gehört einerseits dass überhaupt genügend Flugzeuge / Hubschrauber vorhanden sind, damit der Lfz-Techniker am Gerät auch beschäftigt werden kann und andererseits er oder sie am technischen Gerät auch etwas machen darf und nicht alle Arbeiten außerhalb der täglichen Wartung für die Industrie reserviert sind.
Und genau hier krankt das System !
Anspruch, Werbung und Wirklichkeit klaffen zu weit auseinander. Mit der Umstrukturierung der Bw in ein Wirtschaftsunternehmen wird diese Schere immer größer. Wenn man die Soldaten nicht mehr ausreichend in ihrer Haupttätigkeit dienen lässt, stellt sich keine Berufszufriedenheit ein. Analog dazu ist die Führung vom DV aufwärts nicht mehr an der Einsatzfähigkeit und Einsatzwilligkeit seiner Waffensysteme und seiner Soldaten orientiert, sondern an der Erfüllung von bestimmten Kriterien, die von oben vorgegeben werden.
Nachdem die Bw prozessorientiert ( u.a. zur Abbildung der Prozesse in SASPF) umgestaltet worden ist, sind die Vorgesetzten vom GI bis zum einfachen DV jetzt „zum Erfüllungsgehilfen einer Checkliste“ geworden. Was als Prozess nicht implementiert ist, existiert eben nicht ! Das merkt der junge Soldat relativ bald nach seiner Fachausbildung wie der Hase in der Truppe läuft und zieht seine persönlichen Konsequenzen für seine eigene Zukunft.
Zitat: „Das rausgeschmissene Geld wäre viel sinnvoller in einer Entwicklung für EMP Bomben investiert, bei Bedarf kastriert man die eigene und gegnerische IT und haut dem Gegner die Rübe auf die althergebrachte Art und Weise ein.“
Na dann wünsche ich mal viel Spaß, wenn kein Funkgerät, kein Handy, kein Waffenrechner für die Artillerie, keine Aufklärungsdrohne, kein Flugzeug, kein Panzer, kein Schiff mehr funktioniert. Ich vermute mal sie wären dann bei der Kriegsführung von 1860/61 kurz nach der Erfindung des Maschinengewehres.
PS: die Eisenbahn zur schnellen Verlegung von Truppe und Material an die Front würde dann auch nicht mehr funktionieren. Aber es bleiben ja noch ein paar Oldtimerautos a la Kuba und das Fahrrad, vorausgesetzt es ist kein E-Bikes ;-)
@Georg: Gut erkannt! Und daher werden Sold- und Lohnkosten weite Teile des Weges zu den 2% BIP machen. Und der FWD sollte zum Aspekt eines Betriebspraktikums mit akzeptabler Besoldung umfunktioniert werden.
@Georg | 16. April 2017 – 14:27
„Mit der Umstrukturierung der Bw in ein Wirtschaftsunternehmen wird diese Schere immer größer.“
Stimme Ihnen zu, wenn man Soldaten suggeriert, die Bw wäre so ähnlich wie ein Wirtschaftsunternehmen, denn entsteht natürlich auch ein Denken und eine Anspruchshaltung wie in einem Unternehmen. Dies wieder wird dann regelmäßig enttäuscht und wirkt dann als „Boomerang“.
„Wenn man die Soldaten nicht mehr ausreichend in ihrer Haupttätigkeit dienen lässt, stellt sich keine Berufszufriedenheit ein.“
Absolut! Ich glaube könnte gerade für Spezialisten und Techniker eines der größten Probleme liegen.
„Nachdem die Bw prozessorientiert ( u.a. zur Abbildung der Prozesse in SASPF) umgestaltet worden ist, sind die Vorgesetzten vom GI bis zum einfachen DV jetzt „zum Erfüllungsgehilfen einer Checkliste“ geworden. “
+1 (leider)
@AoR | 16. April 2017 – 14:45
„Und daher werden Sold- und Lohnkosten weite Teile des Weges zu den 2% BIP machen.“
Das halte ich für nicht möglich. Selbst wenn wir jedem Sdt durchschnittlich monatlich EUR 1000,- zusätzlich zahlen würden, selbst dann würde wir ja pro Jahr nur 2,4 Milliarden benötigen und das macht noch nicht einmal 0,1% BIP aus.
Darüber hinaus sollte Geld niemals der Hauptmotivator für Soldaten sein. Eine solche Motivation hält nicht bis in den Schützengraben…
„Und der FWD sollte zum Aspekt eines Betriebspraktikums mit akzeptabler Besoldung umfunktioniert werden.“
Verstehe ich nicht. Das ist es doch bereits jetzt schon. Und es funktioniert sehr gut…
Leute, mal so in die Runde gesagt: Es ist Ostern, ich hätt auch gern ein bisschen frei statt mich um Kommentare hier zu kümmern – und möchte deshalb sehr dafür plädieren, manche doch recht unschönen Anwürfe hier einfach zu lassen. (Ja, auch du, Klabautermann.)
@T.W.
Ok – ich werde Pitbullshit über Ostern und Weihnachten einfach künftig ignorieren,
Was „Fliegenpilze“ anbelangt verweise ich auf Wiki und „altnordische Berserker“.
Ansonsten bist Du als Ü40 natürlich zu „Haus- und Hof-Pflege“ verdammt, aber das bedeutet ja nicht, dass ein „freiwilliger Ü40-Kammerjäger“ sich ein wenig mit den vrituellen “ víkingr“ ironisch über die Feiertage befasst. ;-)Aber Dein Wunsch ist mir Befehl…….
@ koffer
„Das aktuelle Verhalten von vielen (jungen wie alten!) Soldaten alles schlecht zu reden und pauschal alles abzulehnen, was von oben kommt und alles zu hinterfragen ist m.E.n. durchaus bedenklich.“
Dieses Verhalten teile ich auch nicht, allerdings sollte man sich hier wirklich einmal fragen, ob Amtsautorität die Ursache des Problems liegt. Die Frage und die Unterscheidung zwischen Anlass und Ursache ist die Entscheidende. Der aktuelle „Zustand“ der Streitkräfte ist vielleicht der Anlass zu diesem Verhalten, die Ursache ist aber schon wesentlich älter – und die heißt Frustration.
Warum fängt man alles zu hinterfragen? Genau, wenn man dafür Anlass bekommt. Es sind auch hier die altbekannten Ursachen. Beispiele?
Die „integrierte Klar-Zeige-Automatik“ vieler Führungsebenen – getreu dem Motto, es gibt nur Herausforderungen, keine Probleme. Alles muss machbar sein, der Maßstab wird dabei zu weit es geht heruntergeschraubt (siehe z. B. „Flaggenstock vs einsatzfähige Fregatte“ bei der Marine).
Eine Personalführung, die auch heute noch Fachlichkeit in der Offizier-Ausbildung negiert und lieber den „einfach führbaren, querschnittlich einsetzbaren Generalisten“ fördert. Hier müsste man im BAPersBw einmal umdenken und Personalführer und Personalentwickler mit einer „Stammlaufbahn“ in diesem Bereich aufbauen – d. h. entsprechende akademische Ausbildung, Fortbildungen im Personalmanagement und Operations Research. Und nicht wie bisher, dass der Personalführer alle 2 Jahre durchgewechselt wird, alle Absprachen dahin sind und damit jegliche Personalentwicklung im Keim erstickt wird.
Sie haben gesagt, Personal folgt der Organisation? Genau, dass muss es auch! Aber dazu muss man Personal auch für entsprechende Dienstposten und Laufbahnen entwickeln. Aktuell wird es doch eher so verstanden, dass das Personal im wahrsten Sinne der Organisation folgt – nämlich nach der nächsten Transformation/Reform/Weiterentwicklung der Bundeswehr von einem Standort zum nächsten. Damit zertrümmert man sämtliche Arbeitsbeziehungen in den Prozessen und vernichtet Fachwissen – und diese Arbeitsbeziehungen („Das wissen, wer für etwas zuständig ist und wer bei Problemen mein Ansprechpartner ist!“) halten eine Organisation am Laufen. „Durchoptimierte Prozesse der Papierverwaltung“ bringen da überhaupt nichts.
Fast alle Soldaten, die ich noch kenne, können ihre Kritik sauber darstellen und sie sind in 90 % der Fälle auch schlüssig. In vielen Fällen geht es um die Vollausrüstung und den Anspruch einer Armee – nämlich sich messen zu können und für die Sicherheit des eigenen Landes einstehen zu können.
Erlauben Sie mir zum Schluss auch einmal eine „ganz offene“ Meinungsäußerung? Die Personen, die jetzt in den Führungspositionen der Bundeswehr stehen, haben den Zustand der Bundeswehr mit verschuldet. Und jetzt sollen diese Personen, gegängelt durch politische Ränkespiele, plötzlich eine 180° Wende hinlegen und die Probleme angehen? Ich bitte Sie, da macht man den Bock zum Gärtner. Wenn ich in eine Firma gerufen werde, um Probleme zu lösen, ist der Verursacher in vielen Fällen schon Geschichte – ergo „beruflich um orientiert“. Gravierendes Versagen wird da nur in den ganz, ganz, ganz obersten Ebenen folgenlos bleiben.
Und damit, um des Friedens willen, Frohe Ostern, genießen Sie das schöne Wetter bei einer Hopfenkaltschale – das Leben ist viel zu kurz.
@ T. W.
Sie haben meine vollste Bewunderung. Ihre Arbeitsauffassung sollte vielen zum Vorbild reichen!
@Koffer
Warum sollte ich einem „@Wa-Ge“ gegenüber einen „kameradschaftlichen“ Ton anschlagen ? Häh ? Also ehrlich……..;-) Wenn schon die ironische Frage nach „Fliegenpilz-Konsum“ an die Adresse eines anonymen „Nick“ als „unkameradschaftlich“ angesehen werden, dann kann @T.W. diesen Blog wirklich dicht machen. Ansonsten:
see my klabautermann | 16. April 2017 – 16:36
@DeltaR95 | 16. April 2017 – 16:42
„Hier müsste man im BAPersBw einmal umdenken und Personalführer und Personalentwickler mit einer „Stammlaufbahn“ in diesem Bereich aufbauen“
Aber das gibt es doch schon seit langem. Die Personalführer sind überwiegend lange Jahre im Bereich der PersFü tätig.
Ganz im Gegenteil, ich bin mir nicht sicher, ob etwas dienen außerhalb der Blase nicht hin und wieder mal ganz gut tun würde ;)
Die Lw setzt hier ja schon seit Jahre auch auf eine frühe Identifizierung von PersFhr. Das Heer hatte das bisher erst ab der Ebene StOffz konsequent gemacht, aber wechselt jetzt (beginnend ab diesem Jahr) auch sein System und identifiziert sogar schon Lt/OLt als zukünftige PersFü. Ich halte das nicht unbedingt für gut.
„Die Personen, die jetzt in den Führungspositionen der Bundeswehr stehen, haben den Zustand der Bundeswehr mit verschuldet. Und jetzt sollen diese Personen, gegängelt durch politische Ränkespiele, plötzlich eine 180° Wende hinlegen und die Probleme angehen?“
Naja, in gewisser Weise haben Sie sich hierzu ja bisher auch drängen lassen. Es ist ja nicht so als hätte die Generalität die Probleme nicht schon früher oft (intern und leise) angesprochen, sie haben nur die Konsequenzen nicht (immer) gezogen.
Von daher habe ich Hoffnungen, dass sie, wenn sie die Freiheiten bekämen, auch das richtige tun würden. Ich sehe aber bisher nicht, dass die Politik klüger geworden wäre. Siehe hierzu auch der neulich schon in einem anderen Faden diskutierte Aufsatz von Prof. Neitzel in der Süddeutschen.
@klabautermann | 16. April 2017 – 16:56
„Warum sollte ich einem „@Wa-Ge“ gegenüber einen „kameradschaftlichen“ Ton anschlagen“
Ja, genau das würde ich mir wünschen. Ein kameradschaftlicher Umgang hier in den Kommentaren würde die Fachkompetenz im Blog weiter steigern, da hierdurch die Sachebene weiter ausgebaut werden könnte.
„Wenn schon die ironische Frage nach „Fliegenpilz-Konsum“ an die Adresse eines anonymen „Nick“ als „unkameradschaftlich“ angesehen werden,“
Aber wir beide haben ja auch anonyme Nicks…
Durch unsere Aussagen wissen die Mitkommentatoren genug über uns um unsere Positionen einordnen zu können und unser dienstliches (bzw. bei Ihnen ehemaliges dienstliches) und privates Umfeld kann/hat uns ja auch identifiziert.
Wichtig ist doch nicht ob wir (teil)-anonym sind, sondern wie wir mit einander umgehen, oder?!
In einem weiteren Interview mit der WamS hat sich die Ministerin zu einem möglichen Engagement Deutschlands nach einem Frieden in Syrien geäußert:
„An einer solchen Blauhelm-Mission wird sich wohl auch Europa beteiligen müssen, und auch Deutschland wird gefragt sein.“
Eine solche Mission wäre jedoch weniger mit einem Blauhelmeinsatz, sondern eher mit dem Irak am 2003 vergleichbar.
@DeltaR95
„Hier müsste man im BAPersBw einmal umdenken und Personalführer und Personalentwickler mit einer „Stammlaufbahn“ in diesem Bereich aufbauen“
Wird zur Zeit gemacht, die ersten Personaloffiziere in der -Stammlaufbahn- sind schon in der Ausbildung. Personalführung muss gelernt sein und diese Laufbahn berhindert nicht, dass dieser Personenkreis in der Truppe Erfahrung sammelt. Wenn sie fähig in Ihrer Verwendung sind, ist mir dies lieber als wenn sie in ihren Vorverwendungen igend ein Gerät bei der Bw bdienen konnten.
Unterm Strich bleibt doch festzustellen: Mindestens in den letzten 10 Jahren hat die Gewinnung von ausreichend befähigtem Personal in der benötigten Anzahl für die Bw nicht geklappt!
Egal was nun über mögliche Einsätze und neu geschaffene Organisationsteile der Bw fabuliert wird: Es gibt nicht einmal den Ansatz eines Konzeptes bei der Bw, um nunmehr neues Personal nach Qualität und Quantität gewinnen zu können! (Mehr noch: Qualifiziertes Personal verläßt die Bw!)
Und wir stellen uns nun noch einmal die Frage: Wer oder was ist dafür verantwortlich, dass die Personalgewinnung nicht gelingt!?- Und was war(en) der/die entscheidende(n) Fehler in den Entscheidungen zur Bundeswehrreform …
Die Bundeswehr hat ein Personalproblem? Kaum zu glauben.
Was mir als Berufsunteroffizier im Heer immer wieder auffällt ist, das sich die Attraktivität im Attraktivitätsprogramm immer nur aufs Materielle und Weichspülen stützt.
Hat man in den Stabsabteilungen den Bezug zur Schlammebene verloren? Manchmal macht es den Anschein dass dem so ist. Natürlich werden junge Männer und Frauen auch aufgrund finanzieller Anreize Soldat bzw. Soldatin, man muss ja schließlich auch leben können. Dies ist aber nicht Alles!
Würde man sich einmal umhören und zuhören warum junge Menschen als Bsp. zu den Fallschirmjägern wollen oder zur Panzertruppe, dann würde man feststellen das das nichts mit Flatscreen, WLAN oder einem Spiegel auf der Stube zu tun hat. Auch ist eine Einzelstube nicht attraktiv. Man wird nicht Soldat um Einzelgänger zu sein. Jedoch laufen viele Maßnahmen der vermeintlichen Attraktivitätsoffensive offenbar in diese Richtung.
Es gilt hier auch innerhalb der Bundeswehr zu differenzieren. Als Bordeauxträger lache ich mich fast täglich „neukrank“ über den Regulierungswahn und die Weichspülerei der oberen Führung. Ich vermisse die gesunde Härte in der Ausbildung und Führung.
Warum ist es wichtiger jungen Soldaten in der Grundausbildung pünktlich Dienstschluss zu verschaffen als diesen die Grenzen des eigenen Körpers und Geistes aufzuzeigen, ihnen etwas beizubringen an soldatischer Härte? Warum hat man Angst dass die Rekruten aufgrund von vermeintlichen hohen Anforderungen kündigen? War es dann nicht vielleicht die falsche Klientel für die man mit zweifelhaften Maßnahmen geworben hat?
Ich stimme „Wa-Ge“ zu wenn er meint das z.B. Cyber-Spezialisten nicht in Uniform gesteckt werden sollten, gehe aber noch weiter….jemand der Infanterist werden will, will keinen Kuschelkurs bekommen.
Ein angehender Infanterist will Lagerfeuerromantik, körperliche Forderung und Förderung, im Dreck kriechen und auch mal nass werden.
Unterhält man sich einmal mit dem einen oder anderen Rekruten der die Bundeswehr verlässt wird man feststellen, dass dieser geht, weil die Erwartungen an eine Armee andere sind als an einen Polizisten oder Schlosser oder anderen zivilen Beruf.
Aus meiner Sicht gilt es einen Ordnungshalt durchzuführen, sich zu sortieren und neu anzusetzen mit dem Ziel eine schlagkräftige Armee zu schaffen.
@ audio
Zitat.: „Und wir stellen uns nun noch einmal die Frage: Wer oder was ist dafür verantwortlich, dass die Personalgewinnung nicht gelingt!?- Und was war(en) der/die entscheidende(n) Fehler in den Entscheidungen zur Bundeswehrreform …“
Aber viele der Foristen hier haben ihre individuelle Antwort auf diese Frage – nur die will keiner hören !
Also – macht mal schön weiter so, irgendwann wird der Wurm, bzw. der Köder hoffentlich auch dem Fisch schmecken und nicht nur wie bisher derm Angler !
Das ganze Personaldesaster offenbart sich doch aus dem „Jahresbericht 2016“ (58. Bericht) des Wehrbeauftragten. (siehe Seite 9 ff „Personalmangel“)
Selbst wenn man/frau unterstellt, dass bestimmte neue „Ausbildungs- und Verwendungsreihen“ erst aufwachsen müssen,- es mangelt an einem grundsätzlichem zukunftsfähigen Konzept der Personalgewinnung! (Übrigens: Das benötigte Personal in den „Ausbildungs- und Verwendungsreihen“ die unzureichend besetzt sind, fehlt mit vergleichbarer (ziviler) Qualifikation auch im Arbeitsmarkt!)
Und da ist es weder mit ein paar (professionellen) „Personalführern und Personalentwicklern“ im BAPersBw getan, noch mit einer wie auch immer gearteten neuen Form der Personalwerbung;- hier geht es um eine grundsätzlich neue Ausrichtung der Personalpolitik, um im Wettbwerb mit dem Arbeitsmarkt zu qualifiziertem Fachpersonal bestehen zu können!
Solange das Problem nicht von der Ursache her angegangen wird, mutiert dieses langsam aber sicher zu einer der vielen sattsam bekannten „unedlichen Geschichten“ im BMVg!
Oder ist irgend jemand da, der eine Bereinigung des Personalproblems der jetzigen Führung im BMVg ernsthaft zutraut …
Mich würde mal interessieren in welchen Bereichen das Personaldilemma am deutlichsten in Erscheinung tritt. Abgesehen von irgendwelchen Spezialisten im Bereich des Cyber-Dingsbums. Sind das eher Msch und Fw in den Kampftruppen/Truppendienst oder Fachdiener die gesucht werden? Oder liegt das Problem in den höheren Stäben? Wer weiß da verlässliche Zahlen? Danke!
@audio001
„Und wir stellen uns nun noch einmal die Frage: Wer oder was ist dafür verantwortlich, dass die Personalgewinnung nicht gelingt!?- Und was war(en) der/die entscheidende(n) Fehler in den Entscheidungen zur Bundeswehrreform …“
Da gibt es nicht den einen Verantwortlichen. Auch haben zur jetzigen Situation nicht nur falsche Entscheidungen (Fehler) sondern auch unvorhersehbare Entwicklungen geführt.
Zu den unvorhersehbaren Entwicklungen gehört der wirtschaftliche Aufschwung der letzten 10 Jahre, ebenso wie die Situation von Familien einschl. der Veränderungen im deutschen Bildungssystem. Auch der Trend der jungen Bürger eher im sozialen Umfeld zu bleiben war nicht vorhersehbar. Die Pflege von Angehörigen ist bei kleinen Familien (wer hat noch sechs Geschwister?) als Soldat fast unmöglich. Die Wohnungsfürsorge ist im Prinzip abgeschafft und der Partner muss heute eine eigene berufliche Existenz führen. Früher in Pension zu gehen wird nicht garantiert, also kein Attraktivitätsmoment. Auch hat sich für einen Teil der Bestandssoldaten der Einsatzrythmus und Gefährdung in die Lebenswirlichkeit begeben. Selbstverständlich ist die Aussetzung der Wehrpflicht mit verantwortlich, dass die unterschiedlichen Bw Verwendungen/Möglichkeiten einem großen Teil der Bevölkerung nicht bekannt werden. Abwesenheit von Zuhause war früher eine nette Abwechslung, heute ist es die Regel. Die Veränderung auf dem Arbeitsmarkt gibt der Bw im Moment den Rest.
Es fehlen der Bw-Facharbeiter (qualifizierte Unteroffiziere). Warum sollte ein Facharbeiter mit Familie zur Bw (oder als SaZ bleiben) gehen, wenn er davon ausgehen kann, dass er in X Jahren den Arbeitsplatz verliert? Dass ein Beachelor Leutnant wir und ein Meister Feldwebel, passt nicht mehr ins System. Im Alter in dem sich bei der Bw entscheidet ob man lönger bleibt, gründen Meister im ziv Bereich oft ihre Firma.
Was ist die Perspektive für einen jungen Vater/Mutter als Facharbeiter/Meister/Betriebswirt bei der Bw? Worin ist die Bw für die Ü 30 attraktiv? Was tut die Bw für ihre Bestandssoldaten (Multiplikatoren)?
@Wa-Ge
Kann die BW es nicht nur falsch machen?
Warum kann man keine Kultur schaffen in der sich Mörsermann und Hacker wohlfühlen können?
In verschiedenen Waffengattungen gar?
ITler in Uniform können die witklich durch Zivilisten(Illegale Kombatanten) ersetzt werden?
Wenn keine Nerds wegen der „unspassigen“(Warum sind die unspassig?) kommen, warum können sie dann nicht auf diese Verzichten?
Warum kann die BW ihre Dienst und Arbeitszeiten nicht dem Umfeld anpassen und wenn wir dabei sind die Besoldung der geforderten Leistung und Qualifikation?
Wobei ich frage worauf sich diese Aussage gründet?
Versetzungen, hm wieso gehen keine Verträge wo das Recht auf Nichtversetzbarkeit garantiert wird, oder die mit ensprechenden Abfindungen als Kündigung durch die BW?
Krieger, Zucht und Ordnung
Wie kriege ich das mit den Panzerreitern Ottos des Großen auf dem Lechfeld überein?
Oder mit den Teilnehmern am ersten Kreuzzug, wo die Truppen ihren Führern ein Ultimatum stellte endlich in die Gänge zu kommen
@Koffer
Ok jetzt habe ich es mit den BS verstanden.
Beim Experiment reden wir aneinander vorbei, glaube ich.
Das fängt IMPOV Prüfen einer Idee im Kopf an führt über Labor, Tests in einem kontrollierten Umfeld etc. weiter und endet erst nachdem es auf diesem Weg für besser befunden wurde bei den normalen Truppen im Einsatz.
@Elahan | 17. April 2017 – 10:00
„Wird zur Zeit gemacht, die ersten Personaloffiziere in der -Stammlaufbahn- sind schon in der Ausbildung. Personalführung muss gelernt sein und diese Laufbahn berhindert nicht, dass dieser Personenkreis in der Truppe Erfahrung sammelt.“
Das sehe ich für das Heer anders. Wie sollen solche „Fachidioten“ mal BtlKdr werden, wenn sie nicht zuvor KpChef waren? Wie sollen sie KpChef sein, wenn sie zuvor nicht entweder ZgFhr oder EinsOffz waren?
Die bisherige Spezialisierung im Heer überwiegend erst nach der KpChef-Verwendung hatte sich bewährt und den (relativ geringen) Bedarf an OLt/Hptm im ehemaligen PersABw konnte man auch durch Einzellfallkarrieren lösen.
„Wenn sie fähig in Ihrer Verwendung sind, ist mir dies lieber als wenn sie in ihren Vorverwendungen igend ein Gerät bei der Bw bdienen konnten.“
Es geht doch nicht um „Gerätebindung“. Es geht vielmehr um Menschenführung und Truppenerfahrung und beides kann man nicht im BAPersBw sammeln.
@ThoDan | 17. April 2017 – 12:02
„Warum kann man keine Kultur schaffen in der sich Mörsermann und Hacker wohlfühlen können?“
Unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Aufträge, unterschiedliche Strukturen.
„Warum kann die BW ihre Dienst und Arbeitszeiten nicht dem Umfeld anpassen und wenn wir dabei sind die Besoldung der geforderten Leistung und Qualifikation?“
Weil unser Auftrag anders ist als das „Umfeld“.
„Versetzungen, hm wieso gehen keine Verträge wo das Recht auf Nichtversetzbarkeit garantiert wird, oder die mit ensprechenden Abfindungen als Kündigung durch die BW?“
Weil der Soldatenstatus sowohl rechtlich, als auch inhaltlich nichts mit „Verträge“ zu tun hat.
„Das fängt IMPOV Prüfen einer Idee im Kopf an führt über Labor, Tests in einem kontrollierten Umfeld etc. weiter und endet erst nachdem es auf diesem Weg für besser befunden wurde bei den normalen Truppen im Einsatz.“
1. Wo als notwendig erkannt und möglich ist, wird es ja auch gemacht.
2. Aber die Grenze ist halt, dass nur das Gefecht (und damit Tod und Leben) über die tatsächlich Anwendbarkeit von neuen Taktiken entscheidet. Dadurch gehen Veränderungen nur bis zu einem gewissen Grade ohne zwingende Notwendigkeit.
Interessant ist hierbei übrigens auch, dass Armeen überall auf der Welt WENN sie von der Notwendigkeit einer Veränderung überzeugt sind viel konsequenter und schneller reagieren als zivile Organisationen.
Ich halte das ingesamt für eine gute Situation. Wenn man hin und wieder bewußt einen „Stachel“ setzt um das „bequem werden“ zu vermeiden ist struktureller Konservativismus für Streitkräfte ansonsten etwas gutes.
@Elahan
Ich denke einmal, dass die einschneidenste Änderung in Sachen „Facharbeiter“ die völlige Umgestaltung des Ausbildungs-und Qualifizierungssystems in Deutschland war/ist; Stichwort: Bologna. Und natürlich die Kommerzialisierung des „Arbeitsmarktes“.
Damit unterliegt der „Facharbeitermarkt“ in Deutschland im nun in viel größerem Maße als früher den sogenannten „Konjunkturzyklen“ – die manchmal recht dynamisch sein können, ja sogar „sprunghaft“. Man schaue sich einmal das Thema „Sofortprogramm zur Deckung des IT-Fachpersonals“ aka „Greencard“ im Zusammenhang mit dem Platzen der Dot-Com-Blase an. Oder das „Internet-Phänomen“, das zu einer I-Net-Informatiker-Schwemme führte, obwohl der Bedarf in der Industrie realiter noch gar nicht so groß war. Nächster Faktor: Generation Praktikum und massive Reduzierungen in der mittelständischen und Großindustrie in Sachen „Firmenausbildung“. Auch hier hat die BW fröhlich mitgemacht – ich erinnere mich noch gut an die Zeiten , als z.Bsp. an den technischen Schulen der Marine und den Marinearsenalen qualifizierte Berufsausbildung durchgeführt wurde. Und die Marineschule in List produzierte Meisterköche, die eine volle zivilberufliche Qualifikation besaßen.
Nun, mitgegangen, mitgefangen könnte man sagen. Die „Old-Economy“-Bestandssoldaten der BW sind nun natürlich etwas verwirrt und verärgert, dass die „New-Economy“-Zeitsoldaten nun so massiv gefördert werden, um den Bedarf zu decken. Aber da sollte man ganz cool bleiben, denn der „Nerd-Bedarf“ der BW ist vielleicht viel kleiner als die Cyberisten annehmen. Die Streitkräfte sind noch lange nicht im 4.o-Zeitalter angekommen, man schaue sich einmal die ganzen legacy-systems an, die eben proprietär-elektrotechnisch und nicht „over-IP“ laufen. Die BW sollte ihre FachausbildungsKapa in den technischen Verwendungsreihen wieder hoch fahren (Betriebsausbildung) und vielleicht auch den Bereich Verwendungsreihenwechsel inkl. fachlich qualifizierter Nachschulung liberalisieren (Binnenarbeitsmarkt). Das kostet natürlich Geld, aber imho ist gerade die alte Formel „Invest to Safe“ im Human Capital vielleicht eine bessere Anlage als die Auffüllung des Panzerbestandes auf 130%. Ziemlich totes Kapital, wenn mich einer fragt ;-)
@Sierra Oskar | 17. April 2017 – 11:33
Durch die AVR’s bereitet die Laufbahn der Unteroffiziere ohne Portepee momentan das größte Kopfzerbrechen.
—
@Elahan | 17. April 2017 – 11:56
Ja.
Allgemein hapert es mMn sehr viel an der Unternehmenskommunikation. Die Innere Führung verlangt, wo immer möglich durch Einsicht zu führen und Verständnis herzustellen.
Die Bundeswehr hatte ein erfolgreiches Personalkonzept: Aus Wehrpflichtigen wurden Soldaten auf Zeit als Mannschaften und Unteroffiziere ohne Portepee geworben, ergänzt durch die Freiwilligenannahmestellen der Teilstreitkräfte. Aus den besten Unteroffizieren wurden Unteroffiziere mit Portepee geworben. In jede Phase wurden Laufbahn- und Verwendungslehrgänge eingebaut. Die Truppe ergänzte durch Unteroffizier- und Offizierweiterbildungen, durch Patenschaft „älterer UmP und junger UoP“, usw.
Aus den besten UmP wurden im Zusammenspiel Truppe, Personalmanagement und Laufbahnlehrgängen Offiziere geworben, regelhaft des Fachdienstes, vereinzelt des Truppendienstes.
Voila das Rückrat an Personal stand.
Dazu kamen die meist zentral geworbenen Offiziere des Truppendienstes und die Reserveoffizieranwärter nebst Reserveoffiziere.
Diese ließ man dann aufwachsen.
Das war so. Das funktionierte aber irgendwann nicht mehr, weil das Konzept entweder zu viele Ressourcen verschlang, Ressourcen benötigte, die gar nicht (mehr) da waren oder sich nicht mehr plausibel begründbar bereitstellen ließen.
Grund 1: Die Spezialausbildung wurde zu komplex, als dass sie ein UoP in zwei, gar in einem Jahr, absolvieren konnte und lediglich als SaZ 6 Jahre ließen die Ausbildungsinvestitionen gerade noch gerechtfertigt erscheinen. Zum SaZ 6-12 in der UoP Laufbahn waren aber immer weniger bereit.
Die Beispiele Truppenfernmeldeinstandsetzungsunteroffizier, Waffeninstandhaltungsunteroffiziere waren in allen TSK exemplarisch: hochwertige, marktgesuchte, Ausbildung bis zu 2,5 Jahre und das beim SaZ 4.
Grund 2: Es gab (und gibt) den an sich richtigen Gedanken, das Schulen Fachwissen vermitteln und keine allgemein-militärischen Themen, die Truppe keine Zeit mehr hat für Unteroffizierlehrkompanien, usw.
Grund 3: Auch der Gedanke, dass die Stehzeit -insbesondere die der SaZ Offiziere- war im Grundsatz ganz sicher wichtig.
Was ist daraus gemacht worden? Ein Attraktivitätsprogramm. Alles sollte attraktiver werden, man verkaufte es rein als solches, mehr noch: jetzt war man modern und auch sonst… Man hätte auch Tacheles reden können mit Hinblick auf die personelle Lage und auf die Ressourcenlage.
Und so zieht sich das eben durch…
@ThoDan | 17. April 2017 – 12:02
Kann die BW es nicht nur falsch machen?
Ehrlich währt am längsten. Was rechtlich, haushaltstechnisch und organisatorisch nicht geht. Das geht eben nicht.
Z. B. gab es im Bereich der Fachverwendungen, aber auch allgemein in der Sanität, den Feldjägern und im Kraftfahrausbildungswese sehr viele und stichhaltige Gründe für eine 3jährige UmP-Anwärterausbidung. Aber in vielen Bereichen in denen es auf befähigte Unterführer ankam und ankommt, gab und gibt es begründete, aber allzu oft unbegründet beantwortete, Kritik.
Warum kann man keine Kultur schaffen in der sich Mörsermann und Hacker wohlfühlen können?
Man kann diese Kultur schaffen. Innere Führung kann das. „Betriebskultur“ ist nur eben genau so nuanciert wie andere Kultur auch. Musikkultur ist ein gutes Beispiel: Klassik, Hardrock, Popmusik, usw. sind eigene Genres, die klientelbezogen wirken aber unter Führung eines guten Dirigenten miteinander harmonieren können.
Das muss man aber lernen und umsetzen wollen.
@ klabautermann
Gute Idee, die Ausbildung zu intensivieren und zivilberufliche Abschlüsse zu ermöglichen.
Allein die Praxis läuft immer noch in die gegensätzliche Richtung. Bei uns wird gerade die Bw-Lehrwerkstatt zugemacht. Also die 3 1/2 jährige Ausbildung für Schulabgänger zum zivil anerkannten „Fluggerätemechaniker“ und „Elektroniker für Geräte und Systeme“. Dies ist noch die Folge der letzten Strukturreform von 2010. Wie gut man auf dem zvilen Markt in Süddeutschland „Fluggerätemechaniker“ oder „Elektroniker“ für eine Fachlaufbahn als Fw-Anwärter gewinnen kann, kann sich jeder selber ausmalen.
Die Bw hatte mitte der 70er Jahre eine Ausbildungsinitiative gestartet mit Fortbildung der Fw zum zivil anerkannten Meister oder Techniker (Fortbildungsstufe A oder B). Dies war natürlich für viele ein Anreiz zur Bw zu kommen. Mit den passenden Rahmenbedingungen (Standortsicherheit usw.) sind dann von diesen so weiter gebildeten Kameraden viele in die BS-Laufbahn gerutscht.
Seit 2010 mit dem nun verfolgten Konzept des „atmenden Personalkörper“ bekommt man eben qualifizierten Nachwuchs nur, wenn es der zivilen Wirtschaft schlecht geht und der Arbeitsmarkt auch qualifizierte Bewerber zwingt zur Bw zu gehen.
Das ist eben die von der Bundesregierung angestrebte Ökonomisierung der Bw, bei der jeder Kandidat seine eigenen Marktchancen gewichtet (Selbstvermarkter oder Selbstunternehmer) und dann eine entsprechende Entscheidung trifft. Ob Personen mit dieser Mentalität wirklich die richtige Grundeinstellung für einen längerdienenden Soldaten haben, darf bezweifelt werden.
@Koffer
„…………..struktureller Konservativismus für Streitkräfte ansonsten etwas gutes.“ Da stiime ich Ihnen zu. @closius hat ja in dem anderen Faden die durchaus zutreffende Bemerkung gemacht, dass die organische Fernmeldeausstattung und die Einsatzlogistik der Panzertruppen mitentscheidende Faktoren der Blitzkriegsstrategie waren. Nun hat ja das Heer in seiner Gefecht-der-verbundenen-Waffenweißheit insbesondere ihre organische Fernmeldetruppe und Logistiktruppe an die SKB out-structured. Der Senf ist also aus der Tube, und wie bekommt man ihn denn nun wieder hinein ? Oder will man das gar nicht ? Dann muß man sich aber auch darüber im klaren sein, dass „man“ sich fragen lassen muß, dass das die Fähigkeit zum schnell verlegbaren GdvW ohne organische Führungsunterstützungs-undLogistikkräfte ein Strkturbruch mit den hier so hochgelobten Warfighting-Structures&Culture deutscher Sturmtruppen seit Kaiser’s Zeiten darstellt Wenn sie schreiben: „Aber die Grenze ist halt, dass nur das Gefecht (und damit Tod und Leben) über die tatsächlich Anwendbarkeit von neuen Taktiken entscheidet.“, dann kommt mir das nicht gerade wie ein strukturiertes Ansatz based on experience vor, sondern eher wie „trial&error“.
Das USMC hat im Pazifikkrieg zur Übertragung geheimer Kommunikation „Native American Code Talker“ an vorderster Front eingesetzt, die trugen selber keine Waffen, allerdings hatten die ihre persönlichen BuddyBuddy-Guards ;-) Just think about is.