Noch fünf Korvetten? Wollten wir doch schon immer.
Drei Wochen nach dem überraschenden Vorstoß zweier Koalitionsabgeordneter, kurzfristig die Beschaffung von fünf weiteren Fregatten Korvetten für die Deutsche Marine in Auftrag zu geben und das dafür nötige Geld bereitzustellen, hat das Verteidigungsministerium den Bedarf an diesen Kriegsschiffen konzeptionell begründet. Angesichts gestiegener Anforderungen der NATO, zusätzlichen Einsätzen und der Außerdienststellung anderer schwimmender Einheiten brauche die Bundeswehr dringend und vor allem recht bald die neuen Korvetten, heißt es in Schreiben aus dem Verteidigungsministerium an den Verteidigungs- und den Haushaltsausschuss. Dass das Ministerium noch im Frühjahr keinen Bedarf über die bereits vorhandenen fünf Korvetten hinaus geltend gemacht habe, sei eine Selbstbeschränkung angesichts der fehlenden Haushaltsmittel gewesen.
Der SPD-Abgeordnete Johannes Kahrs und sein CDU-Kollege Eckart Rehberg hatten Mitte Oktober zur Überraschung auch der eigenen Fraktionskollegen die Bestellung zusätzlicher Korvetten vorgeschlagen – bewusst als Nachbeschaffung der bereits vorhandenen Kriegsschiffe, um den zeitaufwändigen Prozess von Design und Ausschreibung eines neuen Projektes zu vermeiden. Dieser Ansicht schloss sich auch das Ministerium an und spricht ausdrücklich von Ergänzungsbeschaffung Korvetten Klassse 130 – allerdings ist nicht nur in der deutschen Werftindustrie umstritten, ob ein direkter Nachbau der schon vor Jahren in Dienst gestellten Boote möglich ist oder ob nicht schon die technische Entwicklung und veränderte Vorschriften zumindest in Teilen ein neues Design erzwingen.
Aus dem Schreiben des Ministeriums an die Abgeordneten vom 4. November:
In der seinerzeit gebilligten Leitlinie zur Neuausrichtung der Bundeswehr vom 4. April 2012 wurde der Umfang von fünf Korvetten festgeschrieben. Dies entspricht der heutigen Flottengröße. Diese Festschreibung folgte keiner konzeptionellen Herleitung, sondern war den nicht ausreichenden finanziellen Ressourcen des Einzeplans 14 geschuldet.
Der aktuelle Mehrbedarf begründet sich aus der Schere zwischen steigenden Einsatzverpflichtungen und sinkender Flottenstärke. Die kontinuierlich gestiegene Zahl der häufig zeitgleichen maritimen Einsätze der Bundeswehr verlief parallel zur Reduzierung der Marine durch mehrere Strukturentscheidungen seit dem Ende des Kalten Krieges. Die erst kürzlich beschlossenen Einsatzverpflichtungen haben diesen Trend noch verstärkt. (…)
Zur Erfüllung der aktuellen Einsatzverpflichtungen ergibt sich ein zeitgleicher operationeller Bedarf von ca. zehn Fregatten und Korvetten.
Die aktuelle NATO Forderung an Deutschland nach fünf Korvetten der Klasse 130 (K130), von denen vier Einheiten in der höchsten Bereitschaftsstufe (HRF1) vorzusehen sind, entspricht der Zielvorgabe, gleichzeitig für zwei NATO-Einsatzgruppen je zwei Korvetten abstellen zu können. Um dies durchhaltefähig erfüllen zu können, benötigt die Deutsche Marine einen Bestand von zehn Korvetten. (…)
Aus dem aktuellen Bestand an fünf Korvetten können im Durchschnitt weniger als zwei Einheiten durchhaltefähig für maritime Operationen bereitgestellt werden. (…) Mit der angestrebten Ergänzungsbeschaffung eines zweiten Loses K130 würde die operationelle Verfügbarkeit der Deutschen Marine in vergleichsweise kurzer Zeit signifikant erhöht. Die Anforderungen an die Deutsche Marine im Bereich Korvetten würden erfüllt, die Fähigkeiten zur Überwasserseekriegführung in Randmeeren würden quantitativ deutlich verbessert. (…) Für das Erreichen der aufgabenorientierten Ausstattung bis Ende der nächsten Dekade wäre die Nachforderung von fünf Korvetten nur unschädlich und ohne Verdrängungseffekte erreichbar, wenn diese durch eine entsprechende Anhebung des Einzelplans 14 finanziert würde.
Das BMVg bittet angesichts des dargestellten Sachverhalts und des anhaltend hohen Bedarfs um Unterstützung des Verteidigungsausschusses und des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages für das geplante Beschaffungsvorhaben.
Der Bericht enthält auch eine Übersicht über die Belastungen der Deutschen Marine, die schrumpfende Flotte – unterm Strich eine zwar nicht überraschende Übersicht, aber offensichtlich mit dem Ziel, dem Parlament noch mal drastisch vor Augen zu führen, wie überlastet die deutschen Seestreitkräfte inzwischen sind. Vor allem aber enthält der Bericht Begründungen, warum vor dem Vorstoß der beiden Koalitions-Haushälter aus dem Ministerium die Forderung nach den Korvetten nicht zu hören war. Unter anderem hätten bei dem Bericht an die Abgeordneten im Frühjahr, der von weiteren Korvetten erst nach 2030 ausging, weder das Weißbuch noch die Ergebnisse des NATO-Gipfels von Warschau vorgelegen, auch nicht die aktuellen NATO-Forderungen und weitere Untersuchungen zu maritimen Einsätzen und Nutzungsdauer der Schiffe.
Auf die Problematik, ob ein unveränderter Nachbau der Korvetten möglich und sinnvoll ist, geht das Ministerium in seinem Bericht an die Parlamentarier nicht ein. Durchgängig ist von einem zweiten Los K130 die Rede.
Das Schreiben kommt termingerecht zur Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses in dieser Woche. Und es steht zu vermuten, dass es trotz des Murrens aus den Koalitionsreihen einen entsprechenden Beschluss geben wird. Allerdings wird dann die interessante Frage, mit welchen Werften das realisiert wird – und ob die Unternehmen, die nicht das erste Los realisiert haben und auch keine Rechte an dem Design besitzen, diesen Prozess mitmachen.
Nachtrag: Die Reaktion des Grünen-Haushälters Tobias Lindner kommt nach seiner vorangegangenen Kritik an dem Koalitionsplan nicht überraschend:
Der Bericht versucht einen Akt zu rechtfertigen, der nicht zu rechtfertigen ist. Die Argumente, warum der Bedarf an fünf zusätzlichen Korvetten plötzlich aufkam, sind nicht belastbar. Es scheint wenig glaubwürdig, dass die Bundesregierung als großes Mitglied von Forderungen aus der NATO überrascht wird. Im März hatte die Bundesregierung in ihrem eigenen Bericht zur aufgabenorientierten Ausstattung betont, dass er eng mit dem Weißbuchprozess und aktuellen Beschlüssen der NATO verzahnt sei. Warum die Veröffentlichung des Weißbuches dann plötzlich eine neue Lage geschaffen hat, kann ich nicht nachvollziehen. Unklar bleibt auch weiterhin, wie das Verteidigungsministerium verhindern will, dass die Korvetten die eigentlich als Priorität genannten Projekte verdrängt. Es besteht bei der 130 Milliarden Euro Liste weiterhin eine Finanzierungslücke von 30 Milliarden Euro. Ministerin von der Leyen wirft all ihre neuen aufgabenorientierten Prozesse über den Haufen und macht nun weiter wie ihre Vorgänger. Der Bundeswehr ist mit diesem planlosen Vorgehen nicht gedient.
(Korrektur im ersten Satz: natürlich Beschaffung von fünf weiteren Korvetten, nicht Fregatten.)
@Memoria und Bang 50 DANKE!
Ich bin mal gespannt, wie in den nächsten zwei Jahren die Obsoleszenzen aufgelöst und die zwischenzeitlichen Produktänderungen eingespleist werden. Und wie parallel dazu die Inst-/Mat-Kapa hochgefahren wird…
@ Nur 2 Cent
Zitat: “ Und wie parallel dazu die Inst-/Mat-Kapa hochgefahren wird…“
Die Material- / Instkapazitäten sowohl der Marine als auch der Lw werden gar nicht hochgefahren. Die Bw-Führung hat sich nun mal entschlossen praktisch die gesamte Inst von Flugzeugen, vermutlich auch von Schiffen, von zivilen Auftragnehmern ausführen zu lassen. Dies sollte als Kompensation von verminderten Beschaffungsaufträgen laufen. Außerdem wurde durch die starke Reduzierung von Soldaten in Inst-Verwendungen die eigene personelle Bereitschaft zur Instandsetzung von Waffensystemen weitgehend abgebaut.
Nun bekommt die Industrie, z.B. Airbus den Auftrag die CH 53 aus Laupheim instandzusetzen. Die machen nun eine betriebswirtschaftliche Abwägung. Mit der Instandsetzung wird erst begonnen wenn für die nächsten zwei Jahre eine Auslastung der personellen Ressourcen sichergestellt ist. Dazu werden im Einzelfall auch hochgradige Spezialisten für die Instandsetzung auf dem freien Arbeitsmarkt eingekauft. Wo die herkommen ist klar und verständlich, es sind die mit 50 Jahren pensionerten StFw und OStFw aus Laupheim, die bei der Umgliederung des Heeresfliegertransportregimentes zur Lw in den Vorruhestand geschickt wurden.
Das Resultat ist dann folgendes. An manchen Tagen ist der verfügbare Klarstand an CH 53 in Laupheim gleich 0 Einheiten und im benachbarten Donauwörth bei Airbus stehen 19 CH 53 zur planmäßigen Instandsetzung, als Arbeitsvorrat für mehrere Jahre um die militärische Instandsetzungskapazitäten bei der Industrie gleichmäßig und für sehr lange Zeit auszulasten.
Conclusio: Ziel erreicht, aus dem EP 14 fließt kontinuierlich mehr Geld an die heimische Industrie. Der Einsatz- oder Kampfwert der Bw fällt dabei politisch akzeptiert hinten runter.
man könnte bzw. müsste natürlich SLA’s (Service Level Agreements) vertraglich vereinbaren, d.h. festlegen, wie lange eine bestimmte Massnahme/Instandsetzung dauern darf ….
Kann m.E. nicht sein, dass das die Industrie allein nach ihren Interessen regelt, sprich möglichst lange und gleichmäßige Auslastung …
halt alles eine Frage der Vertragsgestaltung …
@Georg
Nu ist aber gut. Können Sie mal Ihren ständigen Beissreflex auf alles was mit Industrie geschrieben wird mal einwenig runterfahren? Ewig die gleich Leier. Vor allem dann wenn Sie über den Bereich keine Ahnung haben ist es echt nervig. Für Ihre Welt mag dies in Teilen ja so zutreffen. Für die Marine ist dies eben nicht der Fall.
Welche Instandsetzungsebenen bei der Marine schon immer von wem wahrgenommen wurden haben ich und der Klabauter vor ein bis zwei Jahren schon mal erläutert.
Hier nochmal die Wiki-Kurzfassung:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Marinearsenal_(Deutschland)
Bereits ab MESt 2 (Materialerhaltungsstufe) kann bei Marine die Industrie mit dabei sein. Vor allem aber ab 3b (Motoren bspw.). Und das ist nicht erst seit gestern so. Und auch das Marinearsenal macht im Bereich der militärischen Anlagen nicht alles alleine. Auch da gibt es klare Stufen wer wann wie und überhaupt.
Für den Bereich der Ostsee ist schlimm, dass der Betrieb Kiel geopfert wurde. Auch für die Steuerung der Liegezeiten und Instandsetzungen.
Und an Bord macht die SAZV etwas Probleme für die Zeit für PME.
Aber das Zusammenspiel ist hier, entgegen der Annahme von Georg erprobt und seit Jahrzehnten bekannt.
Natürlich ist daran einzig und alleine die Industrie schuld. Manchmal glaube ich für manch einen wäre der Kommunismus mit Planwirtschaft und staatseigenen Betrieben das Beste. Dann müsste er nur noch über einen Haufen die ganze Zeit meckern.
Und mal noch zum Zeitplan. Da haben zwei Politiker eine Jahreszahl genannt. Ist diese realistisch? Eher nicht. Siehe @Memoria Langläufer und @2cent Konfiguration etc. und die Aussagen von @klabauter in den anderen Threads zum Thema. Sowas braucht Zeit. Und auch das bauen braucht Zeit @jas. Mit solchen Spekulationen (auch durch manche Journalisten und Abgeordnete gefördert) kommt keiner weiter. Das was hier gemacht wird ist alles andere als ein realistischer Terminplan sondern „Fischen im Trüben“…
Aber das macht ja bekanntlich am meisten Spaß…oder so…
@ NMWC
Ich achte Ihre Fachkompetenz sehr, deshalb möchte ich auch möglichst ernsthaft auf ihren Beitrag eingehen.
1. Zunächst habe ich von der Lw geschrieben und vermutet, dass es bei der Marine ähnlich läuft. Mir ist die Aufgabe und die Funktion des Marinearsenals Kiel einigermaßen bekannt und auch dass dieses Marinearsenal bei der letzten Strukturreform geopfert wurde zugunsten von industriellen Instandsetzungskapazitäten.
Das Modell „Marinearsenal“ als Bw-eigener Werftbetrieb fand ich immer als eine hervorragende Lösung (genauso wie die Lw-Werften und die heereseigenen Instandsetzungwerke). Bekanntlich sind die meisten davon abgeschafft und in industrielle Instandsetzungseinrichtungen überführt worden. Wie sie selber schreiben ist es für den Bereich Ostsee schlimm, dass das Marinearsenal Kiel geschlossen wurde.
2. Ich bin nicht pauschal gegen die Industrie, sondern ich behaupte die bw-eigenen Werftbetriebe waren und sind immer noch besser als die Industrie. Aber aus politischen Gründen ist immer mehr die Industrie als Instandsetzer bevorzugt worden zu lasten von eigenen Inst-Kapazitäten.
3. Ich werfe der Industrie nicht vor Geld verdienen zu wollen mit diesen Aufträgen. Sie optimiert aber das Geld verdienen zu lasten des Outputs an Inst-Leistungen. Dies ist eine mangelnde vertragliche und politische Kontrolle der Rüstungsindustrie und dieses Problem ist so alt wie die Bw.
Zitat:
„Natürlich ist daran einzig und alleine die Industrie schuld. Manchmal glaube ich für manch einen wäre der Kommunismus mit Planwirtschaft und staatseigenen Betrieben das Beste. Dann müsste er nur noch über einen Haufen die ganze Zeit meckern.“
Nein, nicht die Industrie ist schuld, dass sie Geld verdienen wollen, sondern die Politiker, die dies auf Kosten der Bw, deren Einsatzbereitschaft usw. ermöglichen.
Solange hier kein Umdenken der verantwortlichen Politiker und Generäle stattfindet, wird keine Besserung eintreten. Es kommt eben nicht darauf an, möglichst viel Geld aus dem EP 14 in die zivile Wirtschaft zu schleusen, so wie es Scharping und Schröder 1999 über 300 Vertretern der Wirtschaft in Berlin versprochen haben, sondern mit dem vorhandenen Geld einen möglichst hohe Kampfkraft der Bw zu erreichen.
Dabei deutet sich das nächste Drama schon an, die beschlossene Verlagerung der technischen Ausbildung der Lw-Soldaten für den Eurofighter soll nicht von Kaufbeuren nach Lechfeld erfolgen, sondern als eine Kompensationsmaßnahme für die wahrscheinlich nicht erfolgende Abnahme der Tranche 3b des Eurofighters, von Kaufbeuren zur Industrie (Airbus) nach Manching verlagert werden.
Meine Erkenntnis: Zivile Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie sind mehr wert als militärische Arbeitsplätze. Alle Generäle und Politiker senden dieses Signale.
Dies kritisiere ich und werde es auch immer kritisieren, aber nicht weil ich die Planwirtschaft mag, sondern weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass ein staatlicher Eigenbetrieb effizienter, wirtschaftlicher, reaktionsschneller und zielgerichteter arbeitet, als die Rüstungsindustrie deren primäres Ziel das Geld verdienen ist.
@ Georg | 14. November 2016 – 9:16
So etwa 2010 war ich mal für das Heer in der AG JADOC (Joint Air Defence Operation Center) tätig. Da hat man abends dann im Gespräch auch mal über den Zaun geschaut. Ein Marine-StOffz hat folgendes erzählt: Er habe mal bei Gesprächen mit einer Werft (an der DEU-Nordseeküste) einen ehemaligen Jahrgangskameraden getroffen. Der war wohl nach zwölf Jahren ausgeschieden und hatte später eine Anstellung bei ebendieser Werft gefunden. Kurz zuvor war wohl seitens des Ministeriums eine umfangreiche Untersuchung „Kostenvergleich zwischen Bw-Werftleistungen und zivilen Werftleistungen“ (oder so ähnlich) initiiert worden. In deren Ergebnis die zivilen Werften um Längen günstiger waren. Was die Bw-Fachleute in Uniform und wohl auch die Leute von den Arsenalen nicht nachvollziehen konnten. So fasste auch der Kapitän zu später Stunde am Tresen mal bei seinem einstigen Kameraden nach. Und der soll ihm dann (sinngemäß aus dem Gedächtnis von mir widergegeben) erklärt haben: Die angegebenen Preise decken die Kosten nimmer. Macht aber nix. Die während der (wohl vertraglich mit dem Bund vereinbarten?) Kostenbindungsfrist entstehenden Verluste würden durch andere Sparten der Werft gedeckt. Wenn diese Frist ausgelaufen sei, werde kräftig zugelangt und dann flössen die Gewinne. Und für die Marine gäbe es dann auch keinen Weg zurück mehr, weil die einst in den Arsenalen vorhandenen Fähigkeiten (Fachpersonal, Infrastruktur, Maschinen und Arbeitsmittel) nicht mehr existieren würden.
Das hörte sich damals recht schlüssig an – ob das aber so stimmt, weiß ich nicht. Aber vorstellen kann ich’s mir.
Hans Schommer
Plattformtechnik wird schon lange zivilgewerblich instandgesetzt. Allerdings erfordert es jemanden, der die vergabefähige Leistungsbeschreibung verfasst, den Auftrag vergibt und die Leistungserbringung überwacht bzw. abnimmt. Und wenn so weiter gemacht wird, prophezeie ich, dass die schönen neuen Schiffe bei der nächsten SBU mangels Kapa an der Kette liegen bleiben. Das Popcorn können wir schon mal warm stellen – aber als Steuerzahler schmeckt mir dieses stümperhafte Vorgehen gar nicht.
1. Die Korvette 130 2. Los ist bei taktischer und operativer Betrachtung so sinnig wie die polnische Kavallerie 1939, und die galt seinerzeit als die beste der Welt.
2. Korvetten vereinen die operativen Nachteile von Fregatten mit denen von Schnellbooten.
3. Man hat die F122, das Arbeitstier der Flotte, außer Dienst stellen müssen, aber nicht rechtzeitig für Ersatz gesorgt. Daher sind die verbliebenen Einheiten seit längerem völlig überlastet. Was die Flotte braucht, ist eine operative Pause durch Reduzierung der Einsatzverpflichtungen.
Die als „Stabilisierungskraft“ beschaffte F125 wird ja relativ zeitnah zulaufen und als größtes Offshore Patrol Vessel der Welt einen Teil der Aufgaben übernehmen können, so daß auch ohne K130 2. Los absehbar eine gewisse Entlastung der Restflotte zu erwarten ist.
Eine K 130 2. Los wird mit dem ersten Los nicht übermäßig viel gemein haben, was zu einer zusätzlichen Logistikkette für eine Kleinserie führen wird, die zwangsautomatisch teuer wird.
Statt 5 Korvetten zu beschaffen, wäre es durchaus eine Überlegung wert, 4 weitere MKS 180 zu bestellen, auch wenn der Entwurf nicht 100% geglückt und offenbar „design to coast“ ist. Immerhin käme man dann auf 8 baugleiche Einheiten einer Klasse, zumal für Intensivnutzung und Mehrbesatzungskonzept ausgelegt, was eine höhere Nutzungsintensität swie Kostenvorteile bei Logistik und Ausbildung zur Folge haben könnte.
(Bleibe nur die Frage zu beantworten, wo man die Besatzungen herbekommen will, aber die Frage stellt sich ja auch bei den Korvetten.)
Offenbar lassen die Zielsetzungen von zwei Herren in ihrem Interessengeflecht solche Überlegungen aber gar nicht erst zu.
@Kalle an Alle
Die Ostsee Zeitung berichtet im Artikel „Bis 2030 Milliardeninvestitionen in Marine “ von definitiv 6 zu bestellenden MKS, nicht 4.
Die fixe Bestellmenge von 6 MKS konnte ich allerdings sonst nirgends finden?
@Georg
War die Woche unterwegs und habe in einer Stadt an der Ostsee ein paar Zeremonien und anderem beigewohnt…Daher erst jetzt meine Antwort.
Vielen Dank für die umfassende Antwort. Dadurch wird es für mich nachvollziehbarer. Gleichwohl folge ich Ihnen für den Bereich der Marine nicht. Dort ist die Aufteilung zwischen Materialerhaltungsvorgängen zwischen Truppe und Industrie seit Jahrzehnten etabliert. Und auch jetzt ist dieses so, wenn ich auf die verschiedenen Stufen schaue und wer wann woran beteiligt ist. Sei es im planmäßigen, über das außerplanmäßige bis hin zur Sofortinstandsetzung. Die Kapazitäten sind sehr klar aufgeteilt und die Zusammenarbeit klar. Also kann ich nur festhalten das Sie für Ihren Erahrungsbereich dies gerne so festhalten können. Für meinen Erfahrungsbereich widerspreche ich Ihnen in aller Deutlichkeit.
@Hans Schommer
Dolle Räuberpistole. Und wissen Sie was? Mehr ist es dann auch nicht.
Reicht aber wohl zur Legendenbildung. Und Legenden sind ja hier bei AG gerne genommen.
Ihr werter Kamerad wollte wohl mal was zum Besten geben, ohne zu wissen worüber er redet. So ein Gebahren würde auch implizieren, dass das Arsenal nicht in der Lage wäre, die ihm zur Verfügung stehenden Mittel der verschiedenen Prüfungen zu nutzen, über Preisprüfung, Verhandlung und vieles mehr. Und das können die. Auch mit Unterstützung des BAAINBw (ich mache bei dem hier etablierten Bashing nicht mit, bei aller Kritik die im Einzelfall berechtigt sein mag) und des jeweiligen IPT’s. Dort sitzen Leute die seid Jahren wissen was sie tun. Und auch die Leistungen entsprechend einzuordnen wissen.
@Kalle an alle
Schön wie sie zuerst auf die Nachteile von Fregatten und Korvetten abheben, um dann am Ende auf mehr MKS zu kommen. Ohne von dem Ding zu wissen was es nun eventuell Birgit oder ach nicht. Denn es gibt keinen Entwurf. Es gibt eine Leistungsbeschreibung und ein Bieterverfahren, welches vor kurzem seinen angepassten Zeitplan bekommen hat. Ob der nun realistisch ist bleibt abzuwarten. KEIN Entwurf, kein finales Design, kein Vertrag. Netter Versuch also. Aber leider wurde das Wasser unterm Kiel dann doch ein wenig flach. Und dann schmeißen sie noch alle Aufgaben der verschiedenen Klassen munter durcheinander, nur weil alle Überwassereinheiten Patrol und Surveillance per se beherrschen. Ich empfehle dazu nochmal wärmstens die Grundlagenarbeit des Klabauter in den vorangegangenen Threads zum Thema. Dort findet sich auch was die Korvette wirklich kann und wo sie herkommt.
Woher wissen Sie denn wie das mit dem 2.Los im Detail so werden könnte?
Ich behaupte mal glatt Sie wissen es nicht. So wie viele andere auch die mitreden wollen, ohne wirklich zu wissen worüber sie tatsächlich reden. Ich persönlich empfinde das vielfach nur noch als anstrengend.
NMWC | 19. November 2016 – 0:18
„Dolle Räuberpistole. Und wissen Sie was? Mehr ist es dann auch nicht. …“
Ich habe – wie geschrieben – nur die Ahnung, dass da was dran sein könnte. Aber eben kein Wissen darüber. Ich hoffe ja auch drauf, dass die Marine weiß, was sie macht. Ich hab halt aber auch hutnah erlebt, was beim Heer so an „Bockmist“ fabriziert wurde und wird.
Und ich will auch keinem vom BWB oder BAAIN zu nahe treten.
Auf der anderen Seite hab ich aber auch erlebt, was im Arsenal in Kiel so alles gemacht werden konnte. War mit der Lehrsammlung HFlaTr und diversen Schießunternehmungen selbst jahrelang dort „Kunde“.
Hans Schommer
@ NMWC | 19. November 2016 – 0:18
Meine persoenlichen Erfahrungen sind bereits etwas antiquiert.
Aber das Problem mit ‚die Industrie verdient sich eine goldene Nase an der Marine‘ (mit Leistungen welche das MArs nie bringen konnte – also fehlte da die Konkurrenz) liegt in der damals oft unzureichend und heute praktisch nicht mehr vorhandenen, strigenten Bauaufsicht (Guetepruefung, Kostenpruefung und Baubegleitung vor Ort) seitens des MArs bzw BAAIN.
@MikeMolto
Auch da würde ich aus meiner recht aktuellen persönlichen Erfahrung sagen das es eine Einzelfallbetrachtung wo dieser „Tatbestand“ zutrifft. Da möchte ich nicht alles über einen Kamm scheren denn es gibt genug alte Hasen im Geschäft die das beherrschen. Folgen tue ich, wie oben selbst erwähnt, den strukturellen Problemen die mittlerweile aufkommen. Aber nun so zu tun als käme dies alles durch „die Dunkle Seite der Macht aka Industrie“.
Das missfällt mir hier immer mehr. Und übrigens, ohne diese ach so zu verteufelnde böse Industrie wir all diese tollen Spielzeuge gar nicht hätten. Was mich wieder zurück zu meinem Argument des Staatswesens bringt…SCNR
Bei Bundeswehr-Journal.de gibt es ein aktuellen Artikel bzgl Zukunft der Marine
Vizeadmiral Krause spricht hier davon dass definitiv 6 statt 4 MKS 180 kommen
Außerdem bestätigt er die 5 zusätzlichen Korvetten, 2 zusätzlich u212
Und Ersatz für sea Lynx …allles bis 2030
Denke die 2 „zusätzlichen“ mks180 ersetzen dann schon die f123
@Obibiber:
Interessant wie auch hier die Mär von den 130 Mrd. weiterhin geglaubt wird. Die damit verbundene Anhebung des Investanteiles im EPl. 14 ist nicht im Finanzplan bis 2020 abgebildet. Reines Wunschdenken von vdL und der servilen militärischen Führung.
Fazit: Es gibt keine weiteren MKS 180.
Die Ministerin hat noch nichtmal die 4 geplanten bestellt und wird das bis zur Wahl auch nicht tun.