Abzug von US-Atombomben aus Incirlik? (Nachtrag: So wohl kaum.)
Bislang gibt es nur einen Bericht, mit unbestätigten Angaben aus anonymen Quellen, deshalb mit aller Vorsicht: Die USA sollen damit begonnen haben, ihre taktischen Atomwaffen vom türkischen Stützpunkt Incirlik abzuziehen und nach Rumänien zu verlagern:
Two independent sources told EurActiv.com that the US has started transferring nuclear weapons stationed in Turkey to Romania, against the background of worsening relations between Washington and Ankara.
According to one of the sources, the transfer has been very challenging in technical and political terms. (…)
Another source told EurActiv.com that the US-Turkey relations had deteriorated so much following the coup that Washington no longer trusted Ankara to host the weapons. The American weapons are being moved to the Deveselu air base in Romania, the source said.
Bislang ist euractiv.com, so weit ich sehen kann, das einzige Medium mit diesen Informationen. Deshalb noch nichts, was man als gesichert ansehen sollte.
Überraschend wäre es allerdings nicht. In den vergangenen Tagen war ein Bericht für den US-Kongress bekannt geworden, in dem eine mögliche Verlagerung der Waffen nach dem gescheiterten Putsch in der Türkei und dessen politischen Folgen untersucht wurde. In einem weiteren Bericht warnte ein Think Tank davor, dass die – vermutlich rund 50 – Nuklearwaffen in Incirlik in die Hände von Terroristen fallen könnten.
Die Atomwaffen auf der türkischen Basis sind, ähnlich wie die ebenfalls nie offiziell bestätigten US-Atomwaffen auf dem deutschen Fliegerhorst Büchel, Teil der so genannten nuklearen Teilhabe in der NATO. Ein Abzug dieser Waffen aus Incirlik wäre deshalb nicht nur ein Zeichen für eine deutlich geänderte US-Einschätzung der Lage in der Türkei, sondern hätte auch Signalwirkung in der Allianz.
Nachtrag: Wie schon in den Kommentaren erwähnt – diese Meldung ist recht zweifelhaft, und es spricht eigentlich immer weniger dafür, dass sie zutrifft. Allein schon die fehlenden Voraussetzungen an dem genannten Ort in Rumänien…
#US #nukes Deveselu(operational 3XAegis ashore)doesn’t have enough space prepared for nukes fm #Turkey DGDOI6/16/16 pic.twitter.com/fGbF493vRM
— RAJ (@rajfortyseven) August 18, 2016
… und natürlich der Punkt, dass eine entsprechende Stationierung eine bewusste Abkehr von der NATO-Russland-Grundakte wäre, was die USA bislang jedenfalls vermieden haben.
Was natürlich nicht ausschließt, dass es nicht doch einen Abzug dieser Waffen gibt – dann aber nicht nach Rumänien. Sondern an einen anderen Ort, an dem es Möglichkeiten und Infrastruktur gibt, Atomwaffen zu lagern.
Mit anderen Worten: Sollte es nicht aus anderen Quellen etwas Bestätigendes geben, legen wir das mal als Falschmeldung beiseite.
Nachtrag 2: Mal ganz davon abgesehen, dass Rumänien hart dementiert hat:
Bucharest Denies Reports That U.S. Is Moving Nukes From Turkey To Romania
(Foto: Marine Gen. Joseph F. Dunford Jr., chairman of the Joint Chiefs of Staff, speaks with a member of the U.S. Air Force after landing at Incirlik Air Base, July 31st, 2016 – DoD Photo by Navy Petty Officer 2nd Class Dominique A. Pineiro)
Zweifelhaft. 1. Das Photo bei EurActiv.com zeigt die ausgemusterte britische Sonderwaffe WE-177. 2. Laut Google Maps besitzt der Militärflugplatz Deveselu seit dem Ausbau zum Stützpunkt für die zukünftige Abwehr ballistischer Raketen (Aegis Ashore Missile Defense System) keine Start- und Landebahn mehr. 3. Ich bezweifele auch, dass es in Deveselu keine Lagermöglichkeiten für Sonderwaffen gibt.
Falls die Sonderwaffen von Incirlik verlegt werden, würden sie meiner Meinung nach erst zu den Basen in Europa verlegt werden, wo schon Sonderwaffen gelagert werden oder gelagert werden können (Ramstein AFB).
Erst mit dem nächsten POTUS wird es eine Debatte/Entscheidung geben, ob Sonderwaffen in Osteuropa stationiert werden. Der Militärflugplatz Łask in Polen wäre wohl dann der erste Kandidat. Dort sind auch F-16 der polnische Luftwaffe stationiert, die aber noch nicht für Sonderwaffen ‚verkabelt‘ sind.
Erstens: große technischen Schwierigkeiten gibt es beim Transport der B-61 nicht. Siehe PNAF durch die 4th Airlift Squadron at McChord Air Force Base.
Zweitens: Deveselu in Rumänien. Dort ist das AEGIS ashore für die NATO missile defence stationiert. Es gibt dort keine vaults oder sonstige Infrastruktur um Atomwaffen zu lagern.
Drittens: wenn die Bomben irgendwo nach Europa gehen, dann nur nach Aviano oder eventuell nach Rammstein, wo entsprechende Infrastruktur vorhanden ist.
Also mit ziemlicher Sicherheit eine frei erfundene Meldung
Stellt sich nur noch die Frage, wem nutzt diese Meldung?
Hat die Nato Russland nicht versprochen, keine Atomwaffen in Osteuropa zu stationieren? Deshalb glaube ich nicht an die Meldung, weil Atomwaffen der Nato in Rumänien würde sicher Ärger mit Russland geben.
Das käme einer Aufgabe der NATO Südostflanke gleich:
Die Türkei müsste Mann gegen Mann, Gerät gegen Gerät eine Invasionsarmee bekämpfen und dies in Angesicht desolater Führungsebene… Wäre Russland tatsächlich so gefährlich, bedeutete der Abzug der taktischen Sprengköpfe einen „Den Hunden zum Fraß vorwerfen gleich“.
@ all:
Habe in den Agenturen nur eine kurze Meldung zum Thema gefunden. Demnach soll der rumänische Verteidigungsminister Mihnea Moto Journalisten gegenüber geäußert haben, dass alles nur Spekulation sei. Es habe zum den Thema keine Diskussionen gegeben. Auch das rumänische Außenministerium (MAE) habe alle diesbezüglichen Meldungen zurückgewiesen.
Ein Abzug sehe ich nicht als eine Offenlegung einer kompletten Flanke. Die tatsächliche Rückversicherung sind ballistische Raketen, nichts anderes. Den Wert dieser Waffen sollte man nicht allzu hoch hängen.
Irgendwer hat vielleicht laut darüber nachgedacht, jemand bringt einfach den Stützpunkt in Rumänien ins Spiel, jemand rennt zur Presse und boom, da ist die Meldung.
Hauptsache erster sein.
Es wäre auch ein starkes Stück zu sagen, das türkische Soldaten die US Truppen überwältigen und die Bomben entwenden könnten.
Wenn man so weit wäre, müsste man eigentlich über den Rauswurf der Türkei aus der Nato nachdenken, die Herausgabe von Nato unterlagen und Datenlink Ausrüstung verlangen.
@P.Rombach: Eine entschiedene und klare Gegenrede ihrerseits. Ich muss ihnen in der Hinsicht zustimmen, als das es wohl keine unterschiedlich großen nuklearen Eskalationen geben wird. Wir sind also absolut im Bereich der Planspiele.
Die taktischen Waffen in vorgezogener Stationierung nehmen aber gerade dies an. Ein Partnerland der USA kann sich gegebenenfalls die Sprengköpfe „schnappen“ und gegnerische Truppen ausschalten. Hierbei ist es noch nicht nötig, dass ein weiteres NATO-Mitglied mit seinen strategischen Fähigkeiten eingreift.
Dies macht rundum die nukleare Abschreckung glaubwürdiger und wäre ein Hoffnungsschimmer. Denn der einen NATO Partner angreifender Staat müsste nicht umgehend gegen weitere NATO Staaten nuklear vorgehen und hätte trotzdem einen beträchtlichen Teil seiner Offensivkapatzitäten eingebüßt. Lender of Last Resort Containment?
Und gerade in der momentanen Lage kann ich mir nur erschwert vorstellen, dass ein NATO-Mitglied, wie z.B Frankreich oder GB, eine potentiellen nuklearen Gegenschlag der Russen zur Verteidigung Erdogans riskieren würde. So bitter es klingt; die Türkei ist gerade Heute auf diese 50+ Sprengköpfe am allermeisten angewiesen, um seine territoriale Integrität regulär behaupten zu können.
Wären die Dinger weg, würde sich erneut der Kalkulus eines möglichen Kontrahenten der Türkei ändern.
@AoR
Nun, es bedarf auch Trägersysteme – und natürlich die Fähigkeit, die Waffen „scharf“ machen zu können.
In wie weit sehen Sie die Türkei gefährdet? Durch welchen äußeren (staatlichen) Feind?
@Thomas Melber: Gefährdet ist immer relativ. Die momentane Stärke, wie auch das zukünftige Potential der Türkei die Vorherrschaft in der Region zu übernehmen (Demografie, Geografie, Wirtschaft) verdankt sie primär ihrer NATO Mitgliedschaft und Nähe zur EU. Was wohl auch im Interesse der USA ist. An zweiter Stelle sehe ich den Iran, der jedoch konfessionel Heterogen aufgestellt ist.
Ohne die Rückendeckung der NATO und EU würden sicherlich Begehrlichkeiten entstehen. Seit biblischen Zeiten die Perser, die Kriege mit dem Zarenreich, die Weltkriege zu welchen die osmanischen Truppen auf den einzigen Ölquellen Moskaus standen. Dann die berühmte Kain-Abel Linie und das Eindämmen der „demografiedynamischen“ arabischen Stämme.
So wie es ist ist Ankara momentan – in meine Augen – selbst sein größter Feind. Sollte sich da was ändern, wie z.B im Bereich nukleare Teilhabe und/oder Glaubwürdigkeit der kollektiven Verteidigung, müsste man die SItuation beobachten und – likely zum Nachteil der Türkei – neu bewerten.
(Technik ist meine Schwäche, wie so n Ding aufgebaut ist k.A … sicher weniger Komplex als bei Hollywood, sonst würden sie potentiell in Feindeshand gelangen?!?)
Ohne Technische Freigabe der USA können die Atombomben nicht benutzt werden und sind daher für jeden anderen praktisch Wertlos. Wenn die USA die Atomwaffen abzögen, könnten die auch gleich eine Menge an Personal an den jetzt Problem Türkischen Standort abziehen. Dürfte für das US Militär sicher sehr attraktiv sein.
Wenn die Türkei weiter so macht
fallen die Bomben unter die Türkei am ende
und die USA dürfen zuschauen wie die Türkei weiter und weiter Richtung China und Russland lauft
Guten Morgen :-)
OT: Ich finde den Blog sehr interessant, bin aber eher der stille Mitleser, da um auf dem üblichen Niveau mitzudiskutieren einfach die Aktualität bzw. der Abstand zu meiner aktiven Zeit und der Zugang zu aktuellen (teils auch internen) Informationen fehlt.
Also Lob und Anerkennung an die üblichen Verdächtigen für die vielen technisch und politisch sehr fesselnden Themen und Diskussionen, die mich auch schon teilweise zu Meinungsänderungen bewegt haben.
Zum Thema: Wie aufwendig ist es denn, die Bomben außer Landes zu schaffen? Muss man das offiziell machen?
Stelle mir das vor, dass die Bomben in einem Bunker unter US Kontrolle liegen, so hab ich das für Büchel immer verstanden, also Verpacken, in einen Flieger und ab nach XYZ. Wenn ich dann „business as usual“ weiter mache, dürfte das der Türkei bzw anderen Nationen nicht wirklich auffallen, oder? Vielleicht stelle ich mir das auch zu einfach vor!
Vielen Dank im Voraus & Glück ab!
DR1948
@DR1948
Normaler Weise werden lokale, nationale Kräfte als Sicherung eingebunden, wenn Sonderwaffen bewegt werden. Wenn dann der Zeitansatz deutlich vom Üblichen (Austausch 1-2 Waffen) abweicht, wird das wohl auffallen!
@all
Auch wenn die Sonderwaffen den Amerikanern gehören, wird ein Abzug wohl nicht ohne die NATO Nuclear Planning Group machbar sein! Alles andere ware ein riesiger politischer Affront.
http://www.nato.int/cps/en/natolive/topics_50069.htm
„…cover a broad range of nuclear policy matters, including the safety, security and survivability of nuclear weapons, communications and information systems, as well as deployment issues.“
@SvD
„Es wäre auch ein starkes Stück zu sagen, das türkische Soldaten die US Truppen überwältigen und die Bomben entwenden könnten.“
Das befürchteten die US-Streitkräfte sogar schon einmal von deutscher Seite, zu Zeiten eines Verteidigungsministers FJS… Für so unglaublich abwegig halte ich entsprechende Befürchtungen daher nicht unbedingt. Vor allem nicht in einer Phase, in der man die Sicherheitslage vor Ort für so labil hält, dass man Incirlik nur noch mit Flugzeugen anfliegt, die mit Raketenabwehr ausgerüstet sind (so zumindest Anfang August).
@Monsieurloi
Was, wenn sich TUR Nuklearwaffen auf legalem Weg – z.B. über PAK – zulegen möchte? TUR hat zwar den NPT ratifiziert, dieser kann aber aufgekündigt werden.
Die USA haben sicherlich nicht erst seit letztem Monat Optionen in der Schublade liegen, wohin im Eventualfall ein ggf. temporärer ggf. auch unsichtbarer Rückzug stattfinden könnte. Vielleicht nahm man die Juli-Ereignisse zum Anlass, mal früher den Staub von diesen Plänen abzuwedeln – mehr auch nicht.
Die USA sind nicht schlecht darin, Testballons steigen zu lassen um internationale Wassertemperaturen zu fühlen, aber auch um im strategischen Kommunikationsraum zu agieren anstatt zu reagieren.
@Monsieurloi
Die Frage ist was den höheren Stellenwert bekommt.
Die Sicherheit der Bomben oder die diplomatischen Beziehungen mit der Türkei.
—
Mal davon ab könnte sich das Thema in der Zukunft auch zerschlagen.
Die Modernisierung der B-61 soll 8 bis 11 Mrd. Dollar kosten.
Wenn dann noch aus der dummen Freifallbombe eine gelenkte werden soll, dann müssen die Trägerflugzeuge damit umgehen können, da der Gefechtskopf auf 50 kilotonnen reduziert werden soll.
Ob das was wird, ist so die Frage.
Ab 2019 soll mit Ausfall von Komponenten zu rechnen sein.
Das Pentagon begreift immer noch nicht, das es kein Geld mehr für solche Dinge hat und wohl auch nicht bekommen wird.
@SvD
„Die Frage ist was den höheren Stellenwert bekommt.
Die Sicherheit der Bomben oder die diplomatischen Beziehungen mit der Türkei.“
Meine Einschätzung: die Sicherheit der Wirkmittel.
Eventualfallplanung gibt es auch für befreundete Drittstaaten (PAK).
Ich habe das hier gefunden (sorce: Debkafile, 20.8.) .“ In an earthshaking Middle East development, the United States has begun secretly evacuating the tactical nuclear weapons it had stockpiled at the Southern Turkish air base of Incirlik and is transporting them to U.S. bases in Romenia.
(…)
weiter heißt es dort:
„the talks ground to a halt over Turkish insistence on assuming control of the nuclear arsenal and America s rejection of this demand.“
@TM: Gut erkannt. Um die Ambitionen der Türkei als islamistischer „Hub“ Manifest werden zu lassen, braucht sie m.E die Eigenschaften einer aktiven und eigenständigen Atommacht mit entsprechenden ballistischen Fähigkeiten. Gott bewahren, dann ist der Vertrag mit dem Iran nicht mehr das Papier wert …
Bzgl. PAK, die Dinger werden, hat mir n Ex-Marine mal gesteckt, sogar von den USA bewacht.
Aber die Waffen abzuziehen, was sich auf der Geostrategischen Karte ja physisch real bemerkbar machen würde für ein diplomatischen Warnschuss zu verwenden? Glaube ich nicht, da würden die USA eher die PKK drohen von der Terrorliste zu nehmen/ neubewerten, das hätte diplomatisch erhöhten Wert und würde nicht vieles ändern.
Es wäre auch klar dass dies nicht passieren würde da Narcoterror sehr ernst zu nehmen ist.
@Bennedikt: Danke, dann hat die Türkei also keine Möglichkeit ohne zumindest ein kleines Fingerschnippen der USA diese Waffen aktiv zu bekommen.
@Julia
Und welche Quelle wird dort angegeben?
Das ist alles unverändert sehr wolkig und klingt nicht so, als ob man das ernstnehmen sollte.
Das ist wohl ein
DEBKAfile Exclusive Report August 18, 2016, 4:43 PM (IDT)
@AoR:
Es gibt nicht nur die Möglichkeiten „alle Bomben bleiben da“ oder „alle Bomben werden abgezogen“.
Ein Signal könnten die USA auch senden, indem sie eine kleinere Anzahl Bomben abziehen. Zum Beispiel alle zwei Wochen eine mit einer Begründung der Art „nur im Rahmen einer Übung“.
@AoR
Die Frage ist ob die überhaup an die Bomben ran kommen.
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Gut dann reden wir mal über die Sicherheitsmaßnahmen.
Da das hier noch nicht zur Sprache kam, die US Airforce hat eigentlich ein einheitliches Sicherheitssystem für die B-61 in Europa (inkl. Türkei?!).
Je 4 Bomben werden direkt im Flugzeugshelter unterirdisch gelagert. 2 Stück in je einem bodenebenen gepanzerten Regal, das erstmal hochgefahren werden muss um an die Bomben zu kommen.
Die Deckplatte, dürfte so 30 cm dick sein.
Welche Sicherheitsschranken da schon drin sind weiß ich nicht, überwacht ist der Hangar sicher mit diversen Sensoren um unbefugtes Betreten zu melden.
In Bulgarien gibt es diese Einrichtungen sicher nicht.
Die Bomben müssen aber ohnehin eingestellt werden.
Da wäre die Detonationsstärke und der Zündmodus (was an der Bombe gehen sollte).
Zumindest letzteres sollte auch vom Cockpit aus möglich sein.
Aber ohne vorher mit der Kabelferbedinung die Bombe scharf gestellt zu haben geht nix. ‚Permissive Action Link‘ heißt das ‚kleine‘ Gerät, das es auch in zig Versionen gibt.
In US Bombern ist das samt Codeentsperre verbaut. Früher aber auch nur mit Zundfunktionswahl ohne jede Sperre.
Eingeführt wurde das erst ab 1962 in Europa und noch ein paar Jahre später für die in den US stationierten Waffen, was sich bis 1987 hinzog.
Passt gut zu der geschichtlichen Anmerkung mit Strauß.
Die Navy ist da jedoch ausgenommen, da geht alles noch mit On/Off Schaltern.
Die Bombenschaltung selber hat eine Zerstörungsfunktion, die über einen Code plus Drehgriff Betätigung ausgelöst wird.
Das US Personal könnte die Bomben so gänzlich unbrauchbar machen. Nach mehreren falschen Code eingaben zerstört sich das System aber auch selbst.
Man munkelt das sich die Gefechtsköpfe auch bei atypischen Umgebungsparametern selbst außer gefecht setzen.
Ein ICBM Sprengkopf z.B. bewegt sich in der Regel nicht.
Tut er es doch ist er wahrscheinlich gestohlen worden.
Dazu muss man anmerken, die Minuteman ICBM hatten lange den Code „00000000“ und bis vor kurzem wurden die Codes noch auf 5,25″ Disketten getauscht. Soviel zur Sicherheit. Geht aber noch schlimmer.
Großbritannien hat bis heute kein solches System.
Pakistan auch nicht.
Wie sieht das Kontrollpanel aus? Früher zumindest so:
https://abload.de/img/mqdefaulteuuuw.jpg
Dazu kam ein dicker Blechkasten mit den Bedienelementen und dem Kabelanschluss.
Der Schalter zum Aktivieren (Strike Enable Tr igger) musste separat aufgeschraubt werden und enthielt noch weitere Schaltkreise.
Codeingabe über A, B und C Drehschalter.
http://www.glennsmuseum.com/controller/pics/pc_front.jpg
Aber nach 50 jahren und 11 Versionen die in Dienst gestellt wurden…
Da wir auch noch die B61 im Land haben und einige Politiker meinen die tauge doch schön um Russische Panzerkolonnen zu zerstören, nutzen kann die in der Luftwaffe niemand.
Ohne US Code, der erst nach Freigabe durch den Präsidenten und Bestätigung durch den Verteidigungsminister übermittelt wird (sollte auch für Freifallbomben gelten?), Fernbedienung und Waffenmeister geht da nix.
Und wie man die überhaupt aus dem Boden bekommt ist auch so eine Frage.
Dazu habe ich leider noch wie etwas gelesen oder gesehen.
@SvD – danke die interessanten Ausführungen. Allerdings habe ich so meine Zweifel, ob die Waffen ohne Codes praktisch wirklich nutzlos sind. Wenn Unberechtigte in den Besitz einer solchen Waffen kämen, könnten sie versuchen, den primären Kernspaltungssatz durch Umgehen der Codekontrolle zu zünden. Im schlimmsten Fall gäbe es eine Kernspaltung, im „besten“ Fall die Wirkung einer schutzigen Bombe.
@SvD: Supi und Danke, soviel zu „Terroristen in die Hände fallen BlaBla“
Was wirklich interessant an @SvDs Ausführungen ist, gilt im Bezug auf @P.Rombach. Es gibt keine „Zwischenstufe der nuklearen Eskalation“. Taktische Bomben triggern auch die ICBM. Das bedeutet entweder play nice or we go totally MAD.
P.S: Wirft natürlich die Frage auf, wozu die Dinger und wozu 11Mrd. $ um sie zu erneuern? Aber als diplomatischer Warnschuss eignet sich das Thema dann wieder, die Stationierung als Solche hat nur marginalen strategischen Mehrwert.
@Kratylos
Die Bomben bestehen aus tausenden von Teilen und eine stolze Anzahl davon dürfte für den ‘Permissive Action Link‘ sein, der sehr tief in der Bombe sitzt.
Mit jeder neuen Version ist der PAL verbessert worden.
Die komplette Ansteuerung der Bombe geht nicht ohne den PAL, das System und die Steuerung sind untrennbar verbunden.
Manipulation, stupide Codeversuche usw sollten dazu führen das die Schaltkreise kurzgeschlossen oder überlastet werden und durchbrennen.
Die Bomben zu demontieren könnte dauern, wenn man nicht weiß was man tut und dann eine selbst entwickelte Steuerung einzubauen dauert wohl noch länger. Die will ja erstmal entwickelt und gebaut werden.
Für eine Nuklearmacht sollte das möglich sein, für die Türkei eher nicht.
Wieviel know how man aus den B-61 Simulatoren rausholen kann weiß ich nicht, wahrscheinlich eher nichts.
Die Waffenmeister brauchen nur die Handhabung und den PAL zu beherrschen.
Alles andere passiert in den Sandy Labs und den restlichen Nukleareinrichtungen (Regeneration, Auf- und Umrüstung, Ersatz von fehlbedienten PAL usw.)
Material für eine schmutzige Bombe findet sich selbst in der Medizintechnik.
Chemische Waffen sind viel leichter zu basteln, siehe Syrien und lösen nicht direkt den Untergang der Menschheit aus.
@AoR
Als Erstschlagwaffe, als Eskalation eines konventionellen Krieges, sähe man die Bomben nicht (rechtzeitig) kommen, gleiches gilt für die Marschflugkörper, die auch erneuert bzw. abgelöst werden sollen.
AGM-86 ALCM sollte der letzte US Vertreter dieses Typs sein.
Für landbasierte System ob konventionell oder nuklear hatte man mal 500km max. Reichweite vereinbart. So gingen gegen Ende der 80er gerade erst in Dienst gestellte Systeme in die Verschrottung.
Für Marschflugkörper von Schiffen, U-Booten oder Flugzeugen gibt es keine Beschränkung und 2000km werden die wohl mit Leichtigkeit fliegen.
Systeme über 5500km Reichweite sind wieder gänzlich erlaubt.
Das hat schon was von organisiertem Wahnsinn.
Bush Jr. hatte Russland die Aufkündigung des Abkommens angekündigt und Putin hat vor knapp 10 Jahren das gleiche getan.
Passiert ist aber nichts.
Problem ist, das China z.B. nicht mit im Boot ist und Russland sich mit chinesichen Waffenklassen konfrontiert sah, die man selbst nicht haben durfte.
Das die neueren russischen ballistischen Raketen genau 499km weit fliegen glaubt jetzt niemand so wirklich.
Es ist nur so, das die B61 das einzige System unterhalb einer ICBM ist, das der nuklearen Teilhabe zur Verfügung steht und neben vielleicht noch ein paar größeren B83 das einzige, was die USA in Europa stationiert haben.
In die F-35 soll sie auch integriert werden.
Die Navy hat auch keine Tomahawks mit Nuklearsprengkopf mehr im Bestand.
Auf russicher Seite herrscht da eine enorme Vielfalt.
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Selbst wenn es sowas wie eine gestaffelte nukleare Eskalation gäbe, die Spirale dürfte sich sehr schnell drehen.
Panzer hält man besser mit Cluster… ähh Flachenwaffen auf ;-)
Sowas wie die Smart Munition der Artillerie, nur mit 40 statt 2 Gefechtsköpfen:
https://www.youtube.com/watch?v=q5–TYIDAC4
Etwas detailirter:
https://www.youtube.com/watch?v=CY9gojFu-_U
Sollte sich auch problemos mit ballistischen Raketen und Markschflugkörpern ins Ziel bringen lassen.
Bei der Smart 155 Munition kriegen einige schon Heulkrämpfe… da sind 2 Gefechtsköpfe drin, das ja Clustermunition! Die zerstören sich auch noch selbst wenn sie kein Ziel finden! SKANDAL!
Und andere setzen dann einfach, ohne das an die große Glocke zu hängen, auf die B61 und riskieren damit das Ende der Welt.
Gut das sie die Bomben nicht nutzen können.
@SvD – Das PAL-System ist sicher eine notwendige Maßnahme für die Kontrolle von Nuklearwaffen, aber es kann nicht verhindern, daß die Waffen demontiert werden undTeile wie z.B. der primäre Fissionsprengstatz mit behelfsweise Zündvorrichtungen gezündet werden könnten. Was mir vorschwebt in Falle des Versuchs einer unauhorisieren Nutzung der Waffen, wäre, den chemischen Sprengstoff um dem primären Nuklearsprengsatz mit einer anderen Reagenz zu neutralisieren… Das radioaktive Material der Waffen kann dann zwar immernoch für eine schmutzige Bombe genutzt werden, aber das Risiko einer Kernspaltung wäre entschieden geringer.
@ Kratylos
Als schmutzige Bomben taugen Kernwaffen kaum, dafür strahlen die verwendeten Isotope U-235, U-238 und Pu-239 einfach viel zu wenig. Wie bereits erwähnt kommt man da leichter an wesentlich geeignetere Materialien.
Den primären Fissionssprengsatz einer Wasserstoffbombe selber zünden dürfte auch so gut wie unmöglich sein. Bei Implosionsbomben fliegt das ganze ohne die exakte Zündsequenz – die wiederum durch den PAL codiert wird – durch den Sprengstoff einfach auseinander ohne großen Schaden anzurichten.
Allen, die sich für den öffentlich bekannten Wissensstand zu den B61-Bomben, deren Sicherungseinrichtungen, Lagerung und Technik etc genauer interessieren, sei geraten, einen Blick in
http://vg08.met.vgwort.de/na/48a98f387271499fb8e2f9e031101861?l=http://www.bits.de/public/pdf/rr-12-1.pdf
zu werfen. Dort werden viele Fragen beantwortet.
Debkafile ist eine Quelle, die noch weniger vertrauenswürdig als STRATFOR ist. Dort werden regelmäßig Gerüchte und Falschmedungen in die Welt gesetzt. Insog´fern ist @Julia zu danken, dass sie auf die Herkunft der „Nachricht“ aufmerksam macht. Ich würde von einer klaren Falschmeldung ausgehen.
Die USA haben m.W. zweimal während Krisen in der Türkei Maßnahmen ergriffen, um ihre Nuklearwaffen im Lande schnell unbrauchbar machen zu können. Neben einem Abzug (in westeuropäische Depots, aber sicher nicht nach Rumänien) würde diese Option auch heute noch bestehen. Die Flugzeugshelter mit Vorrichtungen für die Lagerung von Nuklearwaffen in Incirlik wurden allerdings in den letzten beiden Jahren noch einmalö verbessert, die auf den Luftbildern bei google.-Maps gut erkennbar sind. Dabei wurde die Zahl der Shelter reduziert. Die WS3-Systeme können bis zu vier Waffen auf zwei Ebenen aufnehmen, werden aber meist für nur zwei Waffen genutzt.
Für einen Abtransport wären nur wenige Flüge der PNAC erforderlich. Er könnte wahrscheinlich erfolgen, ohne dass er größeres Aufsehen erregt – die Räumung von Ramstein und lakenheath letzten Jahrzehtn wurde erst deutlich im Nachhinein bekannt.
Ich habe es nur überflogen aber größere Ergänzungen zu dem was ich bereits zur Fremdbenutzung sagte, habe ich nicht gefunden.
Ich vergaß bisher allerdings einen Link:
Report Questions Necessity of Nuclear Weapons in Europe.
(Quelle weiter unten!)
http://www.defensenews.com/story/defense/policy-budget/2016/08/15/report-questions-necessity-nuclear-weapons-europe-stimson/88771552/
Und da defensenews zu schlampig ist die Quelle zu verlinken:
B61 LIFE EXTENSION PROGRAM
Costs and Policy Considerations
http://www.stimson.org/sites/default/files/file-attachments/B61-Life-Extension-Program.pdf
„Sowas wie die Smart Munition der Artillerie, nur mit 40 statt 2 Gefechtsköpfen:“
Nur mal interessenhalber. Wie würden wir so was abwehren können?
Öhm, ja…
Jedenfalls nicht mit Igelpanzerung. Die Gummischicht der Igelpanzerung soll nur Bomblets und Hohlladungen, die bei Kontakt zünden abprallen lassen oder letztere ’schräg stellen‘ damit die Panzerzerungsstärke durch den Anstellwinkel besser ausgenutzt wird (längerer Weg durch die Panzerung).
Die Frage ist auch gar nicht mal dumm, da die Russen sowas auch entwickeln.
Mit 15 Gefechtsköpfen stattlicher Größe kommen die mit ihrer PBK-500 auf 500 Kg, die US Version CBU-97 kommt mit 40 Gefechtsköpfen nur auf 420 Kg Gesamtgewicht.
https://www.youtube.com/watch?v=ehFPmRaWOsw
Das mit der Selbstzerstörung funktioniert noch nicht so gut ;-)
In Syrien lagen genug davon auf dem Boden.
Die neuere CBU-97 nutzt allerdings spezielle Gefechtsköpfe, deren Hohlladung sich teilt.
Der Großteil wird Richtung des Fahrzeuges verschossen, der außere Teil der Hohlladung bricht in ~16 kleinere Ladungen, die Kreisförmig um das zentrale Projektil verteilt werden.
Die Russen setzen auf ein großes Projektil.
Gegen die Masse an Gefechtsköpfen hilft keine Flugabwehr, auch nicht mit zig Lasern. Kein Selbstschutzsystem kann so viele Laser, Infrarot und Radarsensoren (bei den besseren Gefechtsköpfen) gleichzeitig bekämpfen.
Da braucht es schon einen Gluckstreffer gegen die Bombe, bevor die Submunition verteilt wird, die dann hoffentlich versagt.
Wenn man sonst keine SciFi EMP Schilde oder Mikrowellenwaffen mit größerer Reichweite hat (Russland und die USA basteln an so was rum…), dann hilft nur beten oder eine sehr dicke Dachpanzerung.
Da Russland die Konventionen zum Bann von Clusterbomben nicht gezeichnet hat, könnten die uns auch olle Billigbomben auf den Kopf werfen oder mit Artillerieraketensystemen und entsprechender Submunition beschießen.
Der Masse an tausenden Bomblets, die bei einem R-Artillerie runterkommen, ist schwer bei zu kommen.
Vielleicht helfen ja auch altbewährte Taktiken:
https://www.youtube.com/watch?v=IKqXu-5jw60
.
Die FAZ scheint sich hinsichtlich des Abzugs sehr sicher zu sein. Im gestern erschienenen Artikel „Operation Euphrat“ heißt es nämlich:
„[…] andererseits denkt Ankara laut darüber nach, den Luftwaffenstützpunkt Incirlik, von dem aus amerikanische Flugzeuge gegen den IS fliegen und wo bis vor kurzem amerikanische Atomwaffen gelagert waren, Russland zu öffnen.“