Britisches Air Policing über Estland: „Intercept“ russischer Transportflieger
Es ist ein Mentalitäts-, vielleicht auch ein Kulturunterschied: Während die deutsche Luftwaffe ihre Einsätze beim Air Policing, der Luftraumüberwachung über dem NATO-Partner Estland, eher nicht so plakativ kommuniziert, gehen die Briten da ganz anders vor. Bei ihrem ersten scharfen Einsatz von der estnischen Basis Amari seit der Verlegung Ende April stiegen die Eurofighter Typhoon der Royal Air Force am (heutigen) Donnerstag auf, um drei russische Transportmaschinen näher in Augenschein zu nehmen, die ohne Transponder und ohne Funkkontakt unterwegs waren – allerdings, darauf deutet die Mitteilung des britischen Verteidigungsministeriums hin, im internationalen Luftraum über der Ostsee:
Royal Air Force Typhoon fighter jets have carried out their first intercept of Russian aircraft in this round of NATO’s Baltic Air Policing mission (BAP).
The jets, which deployed to the region less than three weeks ago, were scrambled from Amari air base in Estonia, to intercept three Russian aircraft approaching the Baltic states. The military transport aircraft identified as a AN-26 ‘Curl, AN-12 ‘Cub’ and IL-76 ‘Candid’ were intercepted as they were not transmitting a recognised identification code and were unresponsive.
Defence Secretary Michael Fallon said:
“This is another example of just how important the UK’s contribution to the Baltic Air Policing Mission is. We were able to instantly respond to this act of Russian aggression – demonstration of our commitment to NATO’s collective defence.” (…)
One of the pilots involved in the mission said:
“The scramble went exactly as planned, we launched our Typhoon aircraft quickly and then using our advanced sensors and mission systems, combined with support from our Battlespace Managers on the ground, carried out textbook intercepts of the three aircraft.”
Wie die britischen Luftstreitkräfte sind auch deutsche Eurofighter in regelmäßiger Rotation in Ämari im Einsatz; das Baltic Air Policing wurde seit Beginn der Ukraine-Krise deutlich aufgestockt. Allerdings kommuniziert die Bundeswehr auf Anfrage die Zahl der Alpha Scrambles, der scharfen Einsätze zur Luftraumüberwachung – und hält sich sonst ziemlich zurück. Zumal wenn, wie im aktuellen Fall, von einer möglichen Luftraumverletzung der baltischen Staaten durch die russischen Flugzeuge offensichtlich nicht die Rede ist (sonst hätte es das britische Verteidigungsministerium mit Sicherheit in die Mitteilung geschrieben).
Aber es gibt dadurch auch aktuelle Archivbilder von der RAF:
(Aufmacherfoto: Image of a Russian An26 Curl aircraft being shadowed by a RAF Typhoon aircraft – Alle Bilder: Royal Air Force/Crown Copyright/Open Government License)
Gähn ;-)
Aber warum ist dann von einem „act of Russian aggression“ die Rede?
Na ja, das Befliegen internationalen Luftraumes ist seitens Rußlands ohne Anmeldung bei der NATO, der EU, der VN und natürlich beim Kraftfahrtbundesamt in Flensburg ein unglaublich aggressiver Akt. Sozusagen eine Vergewaltigung westlicher Werte /SCNR
Von den abgebildeten Flugzeugen ist nur die An-26 in Kaliningrad (Chrabrowo) selbst stationiert.
@klabautermann, unnötige Beiträge!
@Stefan B.
Jau, fast genau so unnötig wie diese “ Mitteilung des britischen Verteidigungsministeriums“…;-)
Naja, ein nicht einhalten von internationalen Flugverkehrsregeln und damit eine mögliche Gefährdung ist schon ein Aggressiver Akt.
Ist ja nichts anderes als wenn dir im dunkeln ein ohne Auto ohne Scheinwerferlicht entgegen kommt. Da ist es egal ob er auf seiner Seite fährt oder nicht. Das Auto stellt eine potentielle Gefahr da.
Aber es gibt anscheinend noch genug die glauben Putin darf alles und der Westen ist immer böse.
Dann mal noch einen schönen Tag zusammen :-)
@Markus Grünewald
Da kolportieren Sie wieder mal den altbekannten Unsinn von internationalen Verkehrsregeln, die angeblich auch für militärische Fahrzeuge in internationalen Luft- und/oder Seeräumen zu beachten seien. Das ist bullshit, und allen voran sind es die USA, die unter Berufung auf „freedom of navigation“ grundsätzlich ohne eingeschaltete Transponder durch die Gegend fliegen und schippern. Die „Verantwortungslosigkeit“ ist also recht gleichmäßig verteilt, aber „aggressiv“ ist es nur, wenn die Russen sich die gleichen Rechte herausnehmen wie z.Bsp. die USA ? Geradezu grotesk wird es imho, wenn der „agrresive Akt“ nicht von Kampflugzeugen, sondern von Transportfliegern „begangen“ wird. Britischer Humor ? Der war auch schon mal besser.
Wie auch @klabautermann sehr genau weiß, geht es hier nicht um britischen Humor. Sondern um messaging. Und in welche Richtung, ist schon klar, wenn man einen Blick auf den Twitter-Account zum NATO-Gipfel in Warschau wirft:
(Im Klartext: Über Pseudo-Information von NATO-Seite kann ich mich genau so ärgern wie über Propaganda von anderer Seite.)
Wie sagte doch ein von mir geschätzter Vorgesetzter bisweilen:
„Wenn wir schon der eigenen Propaganda glauben, ist alles zu spät.“
@T.W.
Diese „messaging“ ist mittlerweile unter BLÖD-Zeitungs-Niveau !
Wenn die Russen von St.Petersburg nach Kaliningrad über die Ostsee fliegen, dann ist das eigentlich ein Innlandflug aus russischer Sicht, so als ob sie nach Smolensk fliegen…..da kommen die auch an den baltischen Staaten vorbei. – warum sich also anmelden ? Einige Message-Composer bei der NATO produzieren nur noch SPAM. Ziemlich mieses Militainment und Top-Gun-Effekt nahe am Nullpunkt.
Bestimmt waren die drei Maschinen voll mit Spetsnaz oder WMD…… /scnr
Man kann sich nur noch wundern, warum die NATO mantra-artig derart platte Bilder bemüht. Mittlerweile wissen wir, dass die osteuropäischen Staaten Fracksausen haben – da braucht es keine wöchentlichen Erinnerungen an die 2%-Vereinbarung…
@Voodoo
….und täglich grüßt das Murmeltier ;-)
@Klabautermann, wenn die Russen von St. Peterburg nach Kaliningrad über die Ostsee fliegen, dann sind diese im internationalen Luftraum unterwegs wo sie bspw. zwischen Tallin und Helsinki NICHT alleine sind. Da gibt es zahlreiche kreuzende Linienflüge auch wenn da wohl die Flughöhen differieren. Ganz so egal ist das daher nicht, Konfliktpotential scheint gegeben.
Wenn man im Gegenzug über US-Aufklärer über der Ostsee unmittelbar vor Kaliningrad irritiert ist dann einerseits weil diese da überhaupt und zweitens diese ebenfalls ohne Flugplan und Transponder unterwegs sind. Das wird jetzt schon seit einer gefühlten Ewigkeit so kommuniziert. Es finden sich aber (zunehmend?) Informationen wie diese hier:
https://mobile.twitter.com/BalticWatch/status/731007346969878528
https://mobile.twitter.com/BalticWatch/status/729594608762621952
https://mobile.twitter.com/BalticWatch/status/727024869074952193
Wer übrigens den Anlass zur Meldung sucht, ich zitiere den Hausherr:
„Bei ihrem ersten scharfen Einsatz von der estnischen Basis Amari seit der Verlegung Ende April…“
https://mobile.twitter.com/DefenceHQ/status/730794755282640896
Es ist doch völlig normal das so etwas mitgeteilt wird, von unnötig kann da keine Rede sein.
@stefan büttner
ich nenn es trotzdem WARMONGERING (vulgo SÄBELRASSELN) was die briten hier betreiben. und genau das sollte (gentle-)man hier unterlassen. bei agression, klar, deutliche sprache und antwort. aber ansonsten gilt: auch der ton macht die musik. auf beiden seiten !
semper fortis
@beobachter: Psychologie – statistisch betrachtet entstehen 90% der Streitigkeiten aufgrund des Tons/ übertragene Gefühlslage und nur zu 10% aufgrund des tatsächlichen inhaltes auf allen Ebenen der Kommunikation. Und dann hat jeder Staat noch genug Isolation für „overthinking“ unter Interessensdruck bei Gesichtwahren. Nicht die besten Vorraussetzungen.
Ich finde es schon seltsam wenn Flieger egal welcher Zugehörigkeit ohne TransponderSignal im Internationalen Luftraum unterwegs sind.
Das hat nix mit Säbelrasseln zu tun, das ist schlichtweg einfach nur gefährlich!!