Bundeswehr im NATO-Osten: Reden wir über ein Bataillon
Die Frage, ob die Bundeswehr zur Unterstützung und Rückversicherung der östlichen NATO-Mitglieder künftig stärker an der Ostgrenze der Allianz unterwegs sein wird, hat an diesem Wochenende ein bisschen Staub aufgewirbelt. Hatte der Spiegel doch gemeldet:
Einem deutschen Regierungsvermerk zufolge drängen die USA, dass sich die Bundeswehr signifikant an der geplanten Stationierung von einander ablösenden Nato-Einheiten an der Ostgrenze der Allianz beteiligen soll. Vor allem von Großbritannien und Deutschland erwarten die USA demnach Truppen und Kriegsgerät für die Nato-Präsenz in den baltischen Staaten, Polen und Rumänien, dies habe Obama bereits im Nationalen Sicherheitsrat angekündigt.
Nun schien das, dem Aufmerksamkeitswert nach, für die deutsche (Medien)Öffentlichkeit eine überraschend neue Entwicklung. Für die Bundesregierung und Bundeskanzlerin Angela Merkel wohl kaum. Zuletzt am 20. April war Merkel bei der Pressekonferenz beim Besuch der litauischen Regierungschefin Präsidentin Dalia Grybauskaitė in Berlin danach gefragt worden:
Frage: Eine Frage an die Bundeskanzlerin. Wird Deutschland ein rotierendes Bataillon für einen dauerhaften Einsatz nach Litauen schicken und nicht nur zum Zwecke der Übungen? Wenn ja, wann wird das der Fall sein?
Merkel: Wir setzen die Beschlüsse von Wales um. Wir werden das in Warschau weiterentwickeln, und entsprechend dieser Maßgaben werden wir dann unseren Anteil übernehmen. Die allerletzten Entscheidungen sind noch nicht getroffen, wo genau wir nun arbeiten. Es werden jetzt die vorbereitenden Gespräche in Bezug auf den Nato-Gipfel geführt. Aber dass wir in Litauen durchaus heute schon sind, zeigt sich an dem Beispiel Air Policing. Wir haben natürlich keinerlei Vorbehalte, nicht auch weiter in Litauen mit dabei zu sein. Aber die endgültigen Entscheidungen müssen noch besprochen werden.
Nun ist das Air Policing, also der Beitrag der deutschen Luftwaffe zur Luftraumüberwachung über den baltischen Staaten, da nicht so ganz der passende Bezugspunkt – die deutschen Jagdflugzeuge sind nämlich, im Wechsel mit anderen Verbündeten, immer in Estland stationiert.
Aber in der Tat: schon im vergangenen Jahr war die Bundeswehr permanent in den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie in Polen präsent. Persistent Presence, Ständige Anwesenheit, heißt das Programm, zu dem immer eine deutsche Kompanie entsandt wird. Und das wird auch in diesem Jahr fortgesetzt: Insgesamt dürfte die Bundeswehr mehr als 5.000 Soldaten, über das Jahr verteilt, in die östlichen NATO-Staaten schicken.
Die Frage ist deshalb jetzt nicht, ob die Bundeswehr mit Soldaten an der Ostflanke der NATO (und das heißt teilweise: praktisch an der russischen Grenze) präsent ist. Das ist sie längst. Die Frage ist vielmehr, um wie viel diese Präsenz deutlich aufgestockt wird. Und ob die Bundeswehr in Bataillonsstärke, nicht nur in Kompaniestärke oder weniger, immer wieder mit anderen Truppen, also rotierend, anrückt.
Das dürfte in der Tat ein Thema für den bevorstehenden NATO-Gipfel im Juli in Warschau werden. Die USA werden darauf verweisen, dass sie mit der Stationierung einer zusätzlichen Panzerbrigade in Europa vorlegen – und die könnte, wie der künftige NATO-Oberbefehlshaber Curtis Scaparotti andeutete, aus dauerhaft präsenten und nicht nur rotierenden Truppenteilen bestehen.
Für die Bundeswehr steckt die Tücke dann im Detail. Ein (Kampftruppen)Bataillon mit Ausrüstung und Großgerät regelmäßig im Ausland? Vielleicht sogar mehrere gleichzeitig, weil in mehreren östlichen Mitgliedsländern dieser Wunsch ohnehin besteht und dann vielleicht auf dem Gipfel so vereinbart wird? Im vergangenen Jahr musste das Heer schon ziemlich daran arbeiten, einen Gefechtsverband – faktisch ein verstärktes Bataillon – für den Einsatz der provisorischen NATO-Speerspitze komplett ausgerüstet bereitzustellen. Und für diese Speerspitze soll die Bundeswehr im Jahr 2019 eine komplette Brigade liefern – das wird nicht so einfach, wenn die dazu gehörenden Bataillone immer im Osten unterwegs sind.
Ganz davon abgesehen, dass das auch eine innenpolitisch nicht unstrittige Frage wird – und die Bedrohungswahrnehmung im Osten des Bündnisses eine deutlich andere ist als in Deutschland.
Aber bei der Umsetzung von Gipfelbeschlüssen, das sagt ja die Bundesregierung, wird sie sich von niemandem etwas vormachen lassen. Auch die Beschlüsse des NATO-Gipfels in Wales 2014 habe sie vorbildlich umgesetzt, wie der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Schäfer, noch am vergangenen Freitag beteuerte:
Ich würde für die Bundesregierung gern sagen, dass die Maßnahmen, die auf dem Nato-Gipfel in Wales vor knapp zwei Jahren vereinbart worden sind, weitgehend umgesetzt sind. Dazu gehört insbesondere das Konzept der Reassurance in der östlichen Flanke der Nato. Deutschland und die Bundeswehr sind bei ganz vielen dieser Maßnahmen voranmarschiert. Über die Rolle der Bundeswehr und Deutschlands bei der Reassurance, so wie in Wales vereinbart, gibt es weder Grund, sich zu schämen, noch gibt es Grund, sich mit dem, was wir da getan haben, zurückzuhalten. Wir sind bei vielen Fragen sehr weit vorne und sehr aktiv gewesen.
Interessant wird zu beobachten, was das für den nächsten NATO-Gipfel bedeutet.
Nachtrag (weil jetzt erst wiedergefunden): Bereits vor einem Jahr waren Wünsche an Deutschland ziemlich klar formuliert worden*: Estland ist der Ansicht, dass es eine dauerhaftere Präsenz der europäischen Alliierten in Estland und der baltischen Region geben könnte unter Deutschlands Führung.
(*Deutsche Verlagswebseiten werden hier i.d.R. aus bekannten Gründen nicht verlinkt; wenn der Inhalt älter ist als ein Jahr, unterliegen sie nicht mehr dem Leistungsschutzrecht)
(Archivbilder Oktober 2015: Marder-Schützenpanzer der Bundeswehr in Lettland –
Gatis Dieziņš/Lettische Streitkräfte)
Auch ich bin gespannt, ob Kanzleramt, AA und BMVg – wie bereits bei der VJTF 2019 – fernab der Realitäten In Warschau Zusagen machen, um den außenpolitischen Druck abzumildern.
Egal ob dauerhaft oder in Rotation:
Wenn man sich in der NATO darauf einigt die Präsenz weiter zu erhöhen, dann wird Deutschland auch aus meiner Sicht mit Gefechtsverbänden vertreten sein. Absicht es ja wohl substantielles Verbände zusätzlich zur VJTF einzuplanen.
Aber mit welchem Material und Schlüsselpersonal?
Eine solche wesentliche Lageänderung würde das Heer2011 endgültig an den Rand des Kollapses bringen.
Aber man hat sich wohl schon wieder ins Eck manövriert – und negiert die Probleme an der Basis.
Die Bilder des Marder sind hier bereits ein Wink mit dem Zaunpfahl.
Das würde Spannend da die Bw immer noch die veraltet Version hat
Pz oder PzGren Btl und nicht wie Moderne Armeen Pz Btl aus 1 Staabs Kp und 2 und 3te Pz Kp 4 und 5te PzGren Kp dazu müsste auch eine 6 Kp mit Mörser und Aufkl Aufgestellt werden das ein Btl gibt was dann wirken würden
Die Struktur gibt es mal nicht
zu den mit den 2 Jahre Ruhe Zeit würde das 6 Btl Biennten
Deutschland ist der mit deutlichem Abstand größte europäische(!) Truppensteller im Rahmen Persistent Presence – verständlicherweise, angesichts der besonderen deutschen Rolle im Rahmen der Bündnisverteidigung in Mittelosteuropa. Aber bevor sich überhaupt die Frage stellt, ob wir unseren Beitrag nochmals erhöhen, muss auch die Frage erlaubt sein: was sind denn die Anderen bereit zu stellen? Und vor allem: Für wie lange? DEU ist seit 2015 präsent (übrigens @TW: 2016 das erste Mal in EST) und wird es auch 2017 and beyond sein – gilt das auch für evtl. Beiträge anderer europäischer NATO-Partner?
@DS:
Der britische Beitrag ist durchaus mit unserem – auch in den nächsten Jahren – vergleichbar.
@Alarich
Ihre Schrift ist einfach nur schlecht !
Und dieser Post von ihnen ist deshalb einfach nur sinnlos, da dieser nicht lesbar ist!
Wieso sind Sie nach meheren Jahren nicht willens die Sprache ihrer Mitmenschen vernünftig zu erlernen ?
Das wäre ein Zeichen der Höflichkeit ! Ihre Posts sind schlicht eine linguale Zumutung.
Polen setzt das die es ernst nehmen
http://de.sputniknews.com/militar/20160422/309408121/polen-armee-aufstockung-kosten.html
Da bin ich mal gespannt ob sich was in der BRD bewegt
Anscheinend können einige gar nicht schnell genug wieder nach Osten marschieren. man schüttelt nur noch mit dem Kopf.
[Unter wechselnden Nicks zu kommentieren, ist eher ein Kennzeichen von Trollen… Lassen Sie’s. T.W.]
So ganz unrecht hat die Kanzlerin aber nicht, wenn sie mit WIR die NATO meint, und darauf verweist das WIR (die NATO) auch in Litauen im Rahmen des Air Policing aktiv sind.
Šiauliai ist die erste Anlaufstelle für einen „scramble“ und danach kommt erst Ämari als Notlösung. Das Air Policing betrachtet die beiden Flugplätze als ein ganzes, es sind nicht zwei autark arbeitende Basen.
Es geht nicht um die Freude nach Osten zu kaschieren. Es geht darum die Freiheit von Völkern zu sichern die nicht Teil von Russland sein wollen. Diese Völker sind unsere Bündnispartner. Eigentlich sagt das alles, für die für die es nie klar genug sein kann: es ist ehrvergessen und lumpig zu kneifen wenn man beim Wort genommen wird!! Und RUSSLAND hat noch nie in der Geschichte eine andere Sprache als die der Stärke verstanden.
Ich werfe einfach mal die Bitte um einen sachlichen Debattenton in die Runde.
@Vader
Die Aussage der Kanzlerin machte schon recht deutlich, dass sie vom deutschen Engagement sprach.
@ TW verstanden! Ich melde mich für den Rest des Tages ab! *g*
@alarich 22:33: Das das Putin-Propaganda ist, sieht ein Blinder mit einem Krückstock. Als ob sich D um Truppenstationierung im Ausland z.B. Polen reissen würde. Demeintsprechend ist die „Parole“, dass Polen seine Armme um 50% vergrößern würde einzustufen.
Aussenstehender | 25. April 2016 – 0:19
Das ist die Frage oder man sucht einen Grund weitere Div Aufstellen zu dürfen
weil der Pole das auch tut
Ich denke Nächste Tage wissen wir mehr ob Polen Aufstockt oder nicht
Ungedienter | 24. April 2016 – 23:02
Darum müssen wir mehr tun als bis jetzt
Zum Thema Heeresaufstockung in Polen – Die Idee ist bereits einige Monate alt, sie kam – wenn ich mich recht entsinne – kurz nach der Wahl der neuen Regierung auf. Ist aber als Maßnahme hoch umstritten, v.a. wegen des enormen Finanzbedarfs für die Modernisierung der vorhandenen Truppe.
Das ist der strukturelle/materielle/personell Casus Knackus, für all die Wünsche und Verpflichtungen ist die Bundeswehr schlicht bei weitem zu ausgehöhlt und angesichts der reichlich überschaubaren „Erhöhung“ des Verteidigungshaushalts ist an eine kurzfristige Entspannung hier auch nicht zu denken. Mal ganz abgesehen von den Menthalitätsproblemen in Führung und Verwaltung.
Und das ist der politische Casus Knackus. Selbst wenn die obigen Probleme nicht da wären, so würde dieser allein schon für reichlich verknotete Innereien im politischen Berlin sorgen. Mal auf die Bevölkerung zugehen und ihr verklickern, was NATO Mitgliedschaft u.a. auch beinhalten kann? Fehlanzeige. Oder gar mal gegen die öffentliche Meinung agieren? Undenkbar. Könnte ja Pöstchen kosten … /s
Was immer die Polen und/oder die baltischen Länder in Sachen permanent presence (aka Stationierung) oder persistent rotational presence eines einsatzfähigen/einsatzbereiten deutschen Kampf-Btl erwarten, es ist schlicht und einfach strukturell nicht leistbar. Fernerhin ist das imho der Truppe aus vielerlei Gründen auch nicht zumutbar. Hinzu kommt, dass das Kosten/Abschreckungs-Nutzen-Verhältnis grottenschlecht wäre, und dann sind auch noch die Verdrängungseffekte in der BW-Planung und mit Blick auf das gesamte Aufgabenspektruml der BW zu bedenken. Die feste Bindung eines einsatzbereten Kampf-Btl an die Abschreckung in Osteuropa ist auch in Sachen Command&Control ein No Go, denn man müßte ja dieses Btl permanent dem SACEUR unterstellen als NATO Command Forces (?). Das ist nicht nur politisch undenkbar.
Schnapsidee hoch drei.
Mal ganz schnell eine Frage nach den „Basics“:
Wäre das Heer in den Zeiten von BwFuhrpark-Service (für die ganzen hü- und hümS-Fahrzeuge) und HIL überhaupt in der Lage, ein einsatzbereites KpfTrBtl mit all dem notwendigen Gedöns (vor allem in der St/VersKp) über einen solchen Zeitraum im Ausland zu dislozieren?
Haben die KpfTrBtl eigentlich inzwischen alle ihre Boxer für die GefStd oder rumpeln die noch mit M113 FüFu durch den Wald?
@Memoria: der britische Beitrag zu PersPres ist bis dato: nichts. Mal sehen, ob das bei enhanced Forward Presence anders wird und wie durchhaltefähig…
@ klabautermann
Guter Einwand. Sogar sehr guter Einwand …
Polen stellt 3 Brig auf
2 davon sollen schon 2017 im Dienst sein
Herr O sprach das er von BRD mehr erwartet wieder in Fernsehen
Bin mal gespannt wie sich unsere Regierung raus redet
@Alarich
Stellt POL drei ZUSÄTZLICHE Brig auf, oder gliedern die nur um?
Falls neue, welcher BrigTyp, welche Ausstattung mit Großgerät, wo disloziert?
Denn, zwei neue Brig bis 2017 ohne Vorbereitung hinsichtlich Rückgriff auf vorhandenes Mat / KaderPers ist eine Unmöglichkeit, wenn „Combat Ready“ das Ziel ist, was erwartet werden muss.
Klaus-Peter Kaikowsky | 25. April 2016 – 12:30
vielleicht Lesen Sie daraus wie
http://translate.googleusercontent.com/translate_c?depth=1&ei=bvcGUau9JInPsgaTpYHIDQ&hl=de&prev=/search%3Fq%3Dwww.armyrecognition.com%26hl%3Dde%26client%3Dopera%26hs%3DXHy%26tbo%3Dd%26channel%3Dsuggest&rurl=translate.google.de&sl=en&u=http://www.armyrecognition.com/april_2016_global_defense_security_news_industry/poland_will_increase_army_size_by_half_42504161.html&usg=ALkJrhh95a-1pjYsVlSJxizWgVd1omfuuw
Also falls Polen drei zusätzliche Brigaden aufstellt, wozu brauchen die dann noch uns ? /SCNR
Die Polen könnten jetzt ruhig mal bischen mehr machen, haben ja jetzt durch die Nichtteilnahme an der Flüchtlingskrise genügend freie Resourcen.
@TW Dalia Grybauskaite ist nicht die Regierungschefin, sondern die Präsidentin.
Das Airpolicing war bis Anfang 2014 ausschließlich auf dem FH Zokniai bei Siauliai in Litauen stationiert. Bis dahin, zuletzt 2012, waren also auch deutsche, damals Phantom, Flieger in LT.
Zudem mächte ich noch anmerken, dass, wenn man immer von „den Befürchtungen der Balten“ spricht, dann wird die These „die Russen kommen“ zwar lauthals von der politischen Kaste und den Medien in LT vertreten – ob die Mehrheit der Bevölkerung das auch so sieht, wage ich zu bezweifeln.
Insbesondere wird jeder Start, weil evtl. ein russisches Flugzeug sich der Grenze nähern könnte (die FH Zokniai auf der einen Seite und Kaliningrad auf der anderen sind jeweils unter 100 km von der RUS-LT Grenze entfernt) medial als Quasigrenzverletzung dargestellt. Dabei ist es wohl so, dass, wenn hier ein Flieger auf die Bahn rollt, da das gleich geschieht und umgedreht …
VG, B.
Der Zuwachs in POLEN:
http://www.armyrecognition.com/april_2016_global_defense_security_news_industry/poland_will_increase_army_size_by_half_42504161.html
Bekanntgabe aus Anlass „Ceremony inaugurating the NATO Force Integration Unit (NFIU) at the Polish city of Bydgoszcz.
Ehrgeizig, trotzdem, noch nachhaltiger gefragt: Wo kommt das Material her?
@DS:
Ich kann ihre Quelle natürlich nicht überprüfen, jedoch scheint sie mir fehlerhaft.
Ende letzten Jahres konnte ich mich augenscheinlich von der britischen Beteiligung an Persistent Presence, in Stärke eines KpfTrBtl, überzeugen. Siehe hierzu auch die Videodokumentation der polnischen SK auf Youtube unter dem Stichwort „Dragon 15“.
Alles in Allem denke ich jedoch, dass eine dauerhafte Stationierung, vergleichbar eines großen Übungsplatzes wie SHILO es war, möglich ist. Da ich jedoch um die Herausforderungen weiß, welche der truppenstellende Verband in Polen hatte, müsste vorher umfassend die Versorgungsleiste und auch die Verträge mit HIL etc. geprüft und angepasst werden.
@justanick: Gehen Sie bitte davon aus, dass der Wunsch nach mehr Unterstützung aus Deutschland auch in der Mehrheit der Bevölkerung Litauens so empfunden wird. Ich würde gerne mal sehen, wie das warme, trockene Berlin reagieren würde, gäbe es die fast täglichen Frechheiten Moskaus auch daheim.
Wenn hier auf die Probleme des Heeres hingewiesen wird, ein zusätzliches Bataillon in voller Stärke nach Polen oder ins Baltikum zu bringen, dann muss man leider feststellen, dass das BmVG mal wieder gepennt hat. Die politische Diskussion darüber hat nicht erst 2016 begonnen, das gerechtfertigte Verlangen ist schon alt.
Gruß aus Wilna.
@Bo:
Der angesprochene GBR Beitrag war kein Beitrag zu PersPres, sondern zu Assurance Übungstätigkeiten, die nicht mit einem längeren (gemessen in Monaten) Aufenthalt der GBR verbunden waren.
@LTC007:
Ja, das Verlangen ist älter als 2016. Deswegen beteiligt sich DEU ja auch seit 2015 bereits als wie gesagt größter europäischer Truppensteller an Assurance und Adaptation Maßnahmen der NATO. Die Herausforderungen mit Blick auf die Bündnisverteidigung andererseits sind aber nichts, wo mal eben in 1,5 Jahren Versäumnisse aus 20 Jahren zurückgedreht werden…
@Alarich | 24. April 2016 – 22:02 und andere
Vielleicht sollten wir mal aufhören hier einzelne Panzer und andere Fahrzeuge pro Einheit zu zählen. Es geht bei Persistent Presence nicht darum, schlagkräftige Kampfeinheiten aufzustellen, um sich aktuell anrollenden russischen Panzerdivisionen entgegen zu werfen. Es geht vielmehr um eine Demonstration von Entschlossenheit durch Präsenz und eine verstärkte Übungstätigkeit der NATO. Und zwar nach innen gegenüber den östlichen NATO-Mitgliedern (reassurance) und nach außen (deterrence).
Übrigens Übungstätigkeit: Von einigen Kommentatoren wurde und wird hier doch ständig darüber geklagt, dass in der Vergangenheit (vor allem bei Bodentruppen) nicht ausreichend geübt wurde. Nun macht man es – sogar im internationalen Rahmen – und es ist wieder nicht richtig. Man sollte in diesem Zusammenhang mal eher die Chancen von Persistent Presence sehen. Werden hierbei Mängel und Engpässe offenbar, ist es eine gute Gelegenheit gegenüber der Politik den Finger in die dann offenen Wunden zu legen. Wenn alle zusehen wird es mit der „weißen Salbe“ schwieriger.
@DS:
Dann erläutern sie mir bitte, wo genau unser Beitrag an PP ausserhalb der Übungstätigkeiten war.
@Patrick Horstmann:
Ich setze sogar noch einen drauf und behaupte, dass es nicht um Kampfkraft geht, sondern vielmehr darum, im Falle eines Angriffs (in welcher Art auch immer) sofort möglichst viele Natopartner gezwungenermaßen mit im Konflikt zu haben, da sie bereits erste Verluste erlitten haben. Klingt erstmal verschwörerisch, aber aus Sicht der Host-Nation evtl. nachzuvollziehen.
In den Bereichen, wo man 2015 in Polen geübt hat, war man ganz leicht in artilleristischer Reichweite aus dem Raum Kaliningrad. Versuchen sie doch mal herauszufinden, wieviel Munition die Kräfte vor Ort zur Selbstverteidigung hatten…
Patrick Horstmann | 25. April 2016 – 15:42
Ohne Gerät ist wieder Üben schwierig
Vito als KPz ist nur teil erfolgreich
aber nicht nur Gerät auch mehr Simolatoren gehören dazu
aber das gerät muss Vorhanden sein mit den 70 % war ein Flop wie ich immer schon schrieb
aber die Bw setzte das durch uns es kam auch so wie es über all Passiert ist
@LTC007 die Verwendung von Wilna statt Vilnius deutet eher nicht daraufhin, dass Sie engeren Kontakt zu denen haben, die ich mit Mehrheit der Bevölkerung meinte. Wilna wird im Wesentlichen im Umfeld der Botschaft benutzt. Selbst deutsche Unternehmen mit Niederlassungen hier tendieren eher zur Verwendung von Vilnius.
„… gäbe es die fast täglichen Frechheiten Moskaus …“
Was bitte meinen Sie damit?
Das Problem liegt hier vor allem in der Heraufbeschwörem einer Sicherheitslage. Wenn alle Seiten lange genug davon reden, dann kommt die Gefahr auch. Wäre nicht der erste Konflikt. Also verbal den Ball flach halten. Ich gehe davon aus, dass die meisten hier zwar keine Pazifisten sind, aber sehr wohl der Ansicht, dass es besser wäre, wenn das Militär nicht zum Einsatz kommen muss.
VG, B.
@justanick ich bin mit Litauen verwandschaftlich verbunden. Es ist ein wilder Mix aus deutschen, litauischem und polnischen Ortsnamen mit denen wir uns verständigen. Ich habe bisher keine negativen Rückmeldungen bekommen, wenn ich mal von Wilna, Kauno oder Memel gesprochen habe. Es ist eher so, dass der Fokus darauf liegt “ Wie stehst Du zu Litauen? “ da kann man schnell negative Gefühle wecken. M.E. Nach liegt das daran, dass Litauisch vier Dialekte hat, von denen zwei genauso weit weg von der Hochsprache sind wie diese zum Lettischen.
@BO
Unter dem Dach NATO Assurance laufen einerseits Übungsbeteiligungen in den Baltischen Staaten und Polen andernseits die jeweils dreimonatigen Aufenthalte einer KpfTrKp in einem dieser Staaten – diese sind die eigentlichen PERSISTENT PRESENCE Beteiligungen.
Dieses Jahr (nur Heer):
Übungen: IRON WOLF , Juni, LTU JgBtl 291; Dragoon Ride 16, von DEU nach EST, Tle AufklBtl; IRON SWORD, LTU, ArtTr; FLAMING THUNDER, LTU ArtBtl 295
PersPres: derzeit Tle JgBtl 291, 3.Quartal 1 KpfTrKp in EST, 4. Quartal 1 KpfTrKp
@KPK:
Immerhin ist Polen deutlich konsequenter als wir.
Wir wollen unsere PzBtl in den nächsten 6 Jahren wieder materiell mit KPz befüllen. Noch ist nicht klar wann die auch für das Material der 1./- gilt.
Echte politische Prioritäten ergeben auch die entsprechenden Finanzmittel – und umgekehrt.
@Bo | 25. April 2016 – 16:58
Genau das war bereits im Kalten Krieg Aufgabe der multinationalen AMF-Brigade. Hier ging es hauptsächlich darum, an den bedrohten NATO-Flanken rasch multinationale Präsenz und NATO-Solidarität mit dem bedrohten Bündnispartner zu demonstrieren. Nichts anderes ist das heute auch, nur die bedrohten Partner sind heute andere, das Verfahren ist vergleichbar.
Ich würde hier gerne noch anmerken, dass die bisherige Verfahrensweise Assurance bzw. Persistent Presence m.E. mittelfristig in eine feste institutionalisierte Struktur münden müsste. NRF bzw EUBG sind hierfür kein Ersatz. Diese beiden Elemente sind vielmehr seit Jahren institutionalisierter Dilettantismus. Kaum haben Truppenteile/ Verbände im Rahmen von diversen Zertifizierungsübungen gelernt, halbwegs effizient zusammenzuarbeiten, wird der Haufen nach der Standby-Phase wieder auseinander gerissen und das Spiel beginnt mit anderen Vbde/ TrT von vorne, während die bisherige Truppe im Zuge der nächsten Zeit die gerade erworbenen Fähigkeiten wieder verliert.
Das Minimum, das als nationaler Beitrag jeweils m.E. geleistet werden müsste, wäre ein KpfTrBtl bzw sbst Einheit; eine Mischung unterhalb Btl-Ebene ist ineffektiv.
Nur mal so als Hinweis: Wer mit dem vielsagenden Nick XXX hier kommentarlos einen Link zur NATO-Russland-Grundakte in die Kommentare wirft (obwohl diese Grundakte hier schon mehrfach verlinkt und zitiert wurde), will offensichtlich nur trollen und wird natürlich nicht freigeschaltet.
Auch ein paar andere so genannte Kommentare zu dem Thema mussten in dem Stil nicht sein und erscheinen deshalb auch hier nicht.
Und nicht vergessen: die Bundeswehr ist einer der attraktivsten Arbeitgeber des Landes! Mehrere Monate dienst ohne Ausgleich im Osten auf 41 Stunden Basis (ist ja Friedensdienstbetrieb und kein Einsatz!) werden sicherlich nicht die Motivation der Truppe steigern.
Aber Hauptsache SAZV!
Ja, das ist sarkastisch.
Aber letztendlich eine Facette des Gesamtproblems, dass wir nicht in der Lage sind, so etwas zu leisten, weil die Strukturen nicht dafür ausgelegt sind. Und nein, da hilft auch nicht noch mehr Personal. Nur weniger Zentren, Ämter und Stäbe, sondern eben Truppe.
Leider sehe ich nicht wirklich ein Wende bevorstehen.
Truppe wird es wie immer schaffen. Besser wird dadurch nichts.
@Auslanderdiener
Kein Ausgleich? Die Stationierungsdauer von 3 Monaten führt zum Anspruch auf Auslandsdienstbezüge in durchaus nennenswerter Höhe.
Und auch im Rahmen der SAZV kann dort sinnvoll Dienst geleistet werden
, ohne ging’s natürlich leichter.
@justanick: Wirklich hübsch, Ihr Link von der Verwendung des Begriffs Wilna hin zu meiner Kenntnis der litauischen Gesellschaft. Wilna wird übrigens auch von der Lufthansa verwendet, sei’s drum.
Was die Frechheiten Moskaus im bzw. über dem Baltikum anbelangt, kennen Sie als Teilnehmender hier sicher alle Einträge von T.W.
Für einen Verweis auf aktuelle Umfragen, aus denen Ihre Auslassung hervorgeht, dass die meisten „hier“ (Litauen?) keine Pazifisten sind, bin ich dankbar. Richtig ist: Niemand „hier“ will Krieg, wohl wahr. Aber si vic pacem, para bellum gilt zumindest noch im Baltikum, auch wenn man es zuhause längst vergessen hat. Es fällt auch einem sozialdemokratischen Außenminister Litauens schwer, „den Ball flach zu halten“, wenn man beinahe jeden Tag ins Triebwerk eines russischen Jets gucken muss.
@MBehringer: Litauen, Wilnal: Zonenstufe 7 für die Berechnung von Auslandsdienstbezügen.
Aber erst, wenn die Verwendung länger als 3 Monate dauert.
Und gekürzt wenn Gemeinschaftsunterkunft und Gemeinschaftsverpflegung bereitgestellt werden.
=> Wollen wir wetten? ;O)
Dennoch: in diesem Bereich sollte wir uns vor jeder Drückebergerei hüten. Die baltischen Länder haben jedes Engagement verdient. Ich wollte nicht in deren Lage sein. Also: Panzer marsch (ohne jeden militaristischen Einschlag bitte).
@justanick
“ …Ich gehe davon aus, dass die meisten hier zwar keine Pazifisten sind, …“
Diese Unterstellung ist eine Frechheit, wird doch im Umkehrschluss ausgesagt, hier posten mehrheitlich KALTE KRIEGER, mit gewetzten Messern zwischen den Zähnen.
Ich habe gerade die letzten Kommentare gelesen und überrascht zum Artikel selbst zurück gescrollt. Es geht hier doch immer noch um den Einsatz der Bundeswehr und anderer Nationen an der Ostflanke der NATO? Ich weiß nicht wie es anderen Lesern geht, aber mich interessieren eigentlich eher Fakten und auf diesen Fakten beruhende sicherheitspolitische Einschätzungen zu diesem Thema und weniger die geistig-moralische Einstellung der Kommentartoren hier und wie man sich gegenseitig einschätzt.
@justanick und @ KPK:
“ …Ich gehe davon aus, dass die meisten hier zwar keine Pazifisten sind, …“
Herr Wiegold retweetet eine interessante Umfrage der Bertelsmann-Stiftung und des polnischen Institute for Public Affairs IPA von März 2016:
Die befragten Deutschen antworten auf die Frage „Sollten deutsche Soldaten die Nato-Mitglieder Polen und die baltischen Staaten verteidigen, falls diese von Russland angegriffen werden?“: 57% nein, 12% unentschlossen, 31% ja. Die Werte für Italien sind 51% dagegen, 40% dafür, und die Werte für Frankreich: 53% dagegen, 47% dafür. Zur Studie: https://t.co/8N1Vc7mhXW – vgl. Grafik 9 und den Text darunter.
Mourir pour Gdansk ou Vilnius, Riga, Tallinn? Mais je vous en prie …
Noch ein Nachbrenner zum Thema Frechheiten: http://en.delfi.lt/lithuania/defence/nato-jets-scrambled-three-times-to-intercept-russian-bombers-last-week.d?id=71091980
@justanik
Wenn man unter Pazifismus versteht, dass man im weitesten Sinne eine ethische Grundhaltung, die den Krieg prinzipiell ablehnt jat und danach strebt, bewaffnete Konflikte zu vermeiden, zu verhindern und die Bedingungen für dauerhaften Frieden zu schaffen (frei nach Wiki) dann muss jeder Soldat der Bw von Amtswegen Pazifist sein!
…..und das ist gut so.
Die von TW verbreitete Umfrage ist jetzt auf dem größten litauischen Online-Newsportal Delfi gelandet. Die bis gerade eingegangenen Whatsapp- und Email-Reaktionen meiner litauischen Freunde (aus der Mitte der Gesellschaft) sind leider nicht zitierfähig. http://en.delfi.lt/eu/german-public-against-sending-troops-to-aid-baltic-defences.d?id=71100286
@LTC007
Schwacher Trost Ihrer baltischen Freunde kann sein, eine Mehrheit der Deutschen huldigt vermutlich noch dem Motto aus „Demo-gegen-alles-Zeiten“, vor allem gegen NATO etc.: Lieber Rot als Tot.
Wie eine seriöse Umfrage zum VgWillen von Deutschen-SK für Deutschland aussähe, will ich lieber gar nicht wissen!