Angriff auf Hospital in Kundus: US-Militär spricht von ‚menschlichem Versagen‘ (Update: MSF)
Der tödliche Luftangriff der USA auf ein Krankenhaus der Organisation Ärzte ohne Grenzen in Kundus in Nordafghanistan war nach Einschätzung des US-Militärs Folge menschlichen Versagens und wurde zudem von organisatorischen Mängeln begünstigt. Der Kommandeur der NATO-geführten Mission Resolute Support wie auch der US-Truppen in Afghanistan, US-General John Campbell, legte am (heutigen) Mittwoch in Kabul die wesentlichen Erkenntnisse der militär-internen Untersuchung des Zwischenfalls am 3. Oktober vor, bei dem mindestens 30 Menschen ums Leben kamen:
The report determined that the U.S. strike upon the MSF Trauma Center in Kunduz City, Afghanistan, was the direct result of human error, compounded by systems and procedural failures. The U.S. forces directly involved in this incident did not know the targeted compound was the MSF Trauma Center. The medical facility was misidentified as a target by U.S personnel who believed they were striking a different building several hundred meters away where there were reports of combatants.
The report also determined that the personnel who requested the strike, and those who executed it from the air, did not undertake appropriate measures to verify that the facility was a legitimate military target.
Nach Campbells Angaben soll der Vorfall auch für die beteiligten Soldaten Konsequenzen haben:
I can tell you that those individuals most closely associated with the incident have been suspended from their duties, pending consideration and disposition of administrative and disciplinary matters.
Das vom US-Militär veröffentlichte Statement hier: 25 Nov – GEN Campbell statement on the Kunduz MSF Hospital Investigation
Und die Pressekonferenz Campbells als Video:
(Ergänzung: Die Zusammenfassung der Aussagen von Stars&Stripes: Kunduz airstrike was ‚direct result of human error,‘ general says)
Nun kann man vermuten, dass an dem Ergebnis menschliches Versagen von vornherein nicht zu zweifeln war – denn alles andere hätte das Eingeständnis eines Kriegsverbrechens bedeutet. Vor einer Bewertung des US-Statements würde mich allerdings die Stellungnahme von Ärzte ohne Grenzen (Médecins Sans Frontières, MSF) interessieren, die ich bislang noch nicht gesehen habe.
Nachtrag: Noch keine Stellungnahme von MSF, aber erste kurze Infos von deren Sprecherin in Afghanistan:
US military hasn’t shared investigation report with @MSF. Gen Campbell briefed us via phone on initial findings shortly before press conf.
— Kate Stegeman (@KatesCurious) November 25, 2015
US version of events leaves @MSF with more questions than answers. Errors outlined illustrate gross negligence on part of US forces #Kunduz — Kate Stegeman (@KatesCurious) November 25, 2015
Nachtrag 2: Eine erste Stellungnahme von Christopher Stokes, MSF General Director:
The US version of events presented today leaves MSF with more questions than answers. It is shocking that an attack can be carried out when US forces have neither eyes on a target nor access to a no-strike list, and have malfunctioning communications systems. It appears that 30 people were killed and hundreds of thousands of people are denied life-saving care in Kunduz simply because the MSF hospital was the closest large building to an open field and “roughly matched” a description of an intended target.
The frightening catalogue of errors outlined today illustrates gross negligence on the part of US forces and violations of the rules of war. The destruction of a protected facility without verifying the target – in this case a functioning hospital full of medical staff and patients — cannot only be dismissed as individual human error or breaches of the US rules of engagement. MSF reiterates its call for an independent and impartial investigation into the attack on our hospital in Kunduz. Investigations of this incident cannot be left solely to parties to the conflict in Afghanistan.
(Archivbild: MSF)
Na also,
Schuldige gefunden,
alles wieder gut.
Wie einfach so ein Vorfall auch sein kann, immer wieder bewundernswert,
Werferfehler
Bitte was??? Das wars? Es starben mehrere Dutzend Menschen bei einem illegalen Angriff auf ein völkerrechtlich geschützes Objekt. Das ist ein Fall für die Gerichte. Von mir aus US-Militärgerichte. Aber Suspendierung??? Das ist echt bissel flach.
pi
Menschliches Versagen also im konkreten Fall.
Upps – falsches Haus, kann doch passieren. Ist so typisch für US Großmachtverhalten. Schlimm!
Das Wort Versagen passt auch zum US dominierten Ansatz in Afghanistan.
Ziele nicht erreicht, unzulässige Methoden und Mittel. Hunderte Gefallene, Hunderte zivile Opfer. Taliban in weiten Teilen wieder an der Macht. Kabul ein Zentrum der Korruption. Drogenhandel läuft bestens. Frauen gesteinigt etc, etc.
Wahrscheinlich werden die Schuldigen im konkreten Fall nicht zur Verantwortung gezogen. Kennen wir schon aus dem Irakkrieg.
@RobertThomp
Es ist nicht eine Frage der Meinung, sondern wie man sie äußert. Da sind Sie in Ihren Kommentaren ein wenig unter dem Niveau hier.
Ein Kriegsverbrechen bleibt ein Kriegsverbrechen ; – (
Ab nach Den Haag ; – )
Achne, das gilt ja nicht für das Imperium.
Da reicht halt schon „menschliches Versagen“ und alles ist vom Tisch …
So, gerne noch mal für alle: Es wäre nett, wenn das meist recht differenzierte Argumentieren in den Kommentaren hier erhalten bliebe und nicht in simplifizierende Aussagen abgleiten würde. Danke.
Buschtrommeln berichten von Beschuß des Krankenhauses mit dem C-130 Gunship !
Dazu könnten die Schadensbilder passen …
Pikanterweise gibt es Gerüchte das es vorher zum Einatz von Boden-Luft-Kampfmitteln gekommen sein soll …
Ich denke man wird die Wahrheit wie so oft nicht finden und nur unbestätigt von 4-Augen lesen können ;-) Da funktioniert ein USDOD wie ein BMVg ….
‚Menschliches Versagen‘ heisst nicht unbedingt ‚human error‘ – ‚error‘ kann auch Fehler, Irrtum und Weiteres bedeuten.
Ausserdem ‚compounded by system and procedural failures’…..
Man darf auf das Ergebnis des court martial gespannt bleiben, wenn es denn veroeffentlicht werden wuerde.
Tragische Verwechslungen von Zielen in unübersichtlicher Lage beim Häuserkampf werden sich nie vermeiden lassen.
Um das Einordnen zu können wäre ein Vergleich mit militärischen Handlungen und deren Wirkung auf die Zivilbevölkerung anderer Nationen in gegenwärtigen und historischer Kriegen notwendig.
Demnächst kommt die Aussage:
„Der tödliche Angriff auf den Irak war nach Einschätzung des US-Militärs Folge menschlichen Versagens und wurde zudem von organisatorischen Mängeln begünstig.“
….oder gab’s die schon?
@ Hohenstaufen
„…Die MSF hatte allen Parteien in den vergangenen Monaten mehrfach die genauen Koordinaten aller Gebäude der Klinik mitgeteilt, zuletzt am 29. September. Ein solches Vorgehen, ist üblich, um zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser zu schützen. Das Krankenhaus war durch große Tücher, die auf dem Dach befestigt waren, klar als solches zu erkennen…“
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bombardierung_der_Klinik_von_%C3%84rzte_ohne_Grenzen_in_Kundus
Wie kann man da noch von einer Verwechslung sprechen? Was hätten die „Ärzte ohne Grenzen“ denn noch alles zur Vorsorge ausrichten sollen? Der Verursacher der Tragik ist eindeutig auf Seiten der USA zu suchen. Und da bitte schön nicht auf das schwächste Glied der Befehlskette zeigen und das wars dann…
Und zu Den Haag:
https://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Strafgerichtshof
Die USA, Russland und andere sind nicht dabei, warum wohl?
Erlaube mir dem o.a. Mehrheitstenor folgende Gegenthese ggü. zu stellen:
Kein Einsatz von US/RSM-Kräften zur Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte bei der Rückeroberung/Befreiung von Kunduz. Hätten’s das afghanische Militär und Polizei dann in absehbarer Zeit alleine geschaft? Ich denke nicht.
@Hohenstaufen:Ich glaube keine Sekunde an den schlichten Irrtum in der behaupteten Form, vor allem nicht wegen des klaren Geständnisses „. . . striking a different building several hundred meters away . . .“ Halten wir fest: Die US-Untersuchung zieht nicht in Zweifel, dass ihren Stäben die exakten GPS-Koordinaten des Objektes bekannt waren, wie von MSF übermittelt. Jedes stinknormale PKW-Navi ist wenigstens so genau, dass solche „Verwechslungen“ nur bei besonderen technischen Problemen vorkommen können. Solche Probleme wurden hier nicht vorgebracht. Die US-Kräfte waren also auch genau da, wo sie glaubten zu sein.
Die von Ihnen angeführten „unübersichtliche Lagen im Häuserkampf“ kann ich mir lebhaft vorstellen, wenn da eine Patrouille angegriffen wird und sich wehren muss. Dann kann die Crew wohl in die Lage kommen, ihren Vogel nach Sicht navigieren und ebenso aufs Geratewohl ihre Waffen einsetzen zu müssen. Die Amerikaner haben aber nichts vorgebracht, was auf diesen Fall deutet sondern im Gegenteil schon im Vorfeld eingestanden, dass die ursprüngliche Meldung über angegriffenen eigene Leute in dem Gebiet falsch war. Die Crew hat hat vielmehr das getan, was ihr aufgrund vorausgegangener Planung befohlen war: Genau dieses Objekt angreifen.
@aufreger
Verstehe Ihre „Gegenthese“ nicht – die Wahl war zwischen Nichtstun und ein Krankenhaus bombardieren?
@ Zimdarsen | 25. November 2015 – 18:51
Sir, gerade Sie muessten den Inhalt des ‚cluster fuck up‘, wie er nun mal passiert kennen. in der Bw zwar selten mit toedlichem Ausgang, aber dennoch….
Und dann schreit einer ueber die primary ‚im getting fire from this place’…. oder wie auch immer. Dann sind einem die Kameraden am Boden naeher als ein paar AFG….
Es ist nicht zu billigen, aber so etwas passiert.
Verwerflich und als Kriegsverbrechen wuerde ich bezeichnen, wenn die C-130 vorsaetzlich, dh mit Wissen dass es sich um ein Hospital gehandelt hat, gefeuert haette.
Das Niveau mancher Kommentare erinnert mich an die stark die deutsche Hochnäsigkeit ggü. Fehlern der US-(Luft)Streitkräfte vor dem Kunduz-„Zwischenfall“.
Meine Meinung:
1. wer viel macht, macht Fehler
2. wer nichts macht, macht keine Fehler
3. der Erfolg des deutschen Approach in RC-N und anderen Krisengebieten der Welt wird auch in diesem Blog immer wieder (zu Recht) kritisch analysiert
4. wer von Den Haag oder ähnlichem redet, sollte sich kurz noch einmal mit der internationalen Abarbeitung des Kunduz-Zwischenfall beschäftigen (dauert nicht lang)
Ja, es ist schlimm das unbeteiligte Menschen in einem nach Völkerrecht geschützen Objekt durch Beschuss gestorben sind, aber ich unterstelle mal niemanden Absicht sondern erlaube mir von einem Fehler auszugehen. Das Us-Militär ist intern nicht dafür bekannt zimperlich mit Soldaten umzugehen die gegen geltendes Recht verstossen haben, nur die öffentliche Blossstellung gehört nicht dazu.
Und wer dafür plädiert, darf sich mal fragen ob es Zufall war das bei der ersten Befragung nach Kunduz mit P4 ein Reporter der Washington Post anwesend war, der den Namen Oberst Klein der ganzen Welt zugänglich gemacht hat, oder ob da nach den ganzen belehrenden Worten der deutschen Brunnenbauer nicht mal der Spiegel vorgehalten werden sollte. Die beiden US-Piloten des Kunduz-Zwischenfall sind meines Wissens nach übrigens nie wieder geflogen!
Die Operation fand bei Nacht statt und die US SOF on the ground und auch die AC-130 crew hatte garantiert keine detaillierte Orts-und Lagekenntnis, denn die sind ja wohl als eine Art QRF von den afghanischen Kräften zu Hilfe gerufen worden und hat sich wohl zu sehr auf deren „Lagebild“ verlassen………..und nun versteht man auch die widersprüchlichen und merkwürdigen Statements aus Kabul direkt nach dem Vorfall
Aber das strategische outcome passt ja wieder in das altbekannte Muster: USA und Co müssen „länger bleiben und mehr tun“…………..aufgrund ihrer Nachlässigkeiten wird man die beteiligten US-Soldaten wohl zur Strafe versetzen……wahrscheinlich nach Irak oder Jordanien/SCNR
Zivi a.D. | 25. November 2015 – 19:32
Zu solch einem „Trefferergebnis“ kann es auch kommen, wenn der falsche Krypto-Schlüssel eingelesen ist.( Jetzt laufen Sie aber nicht gleich zu Ihrem PKW und prüfen Ihr GPS-System … das kann verschlüsselung nicht.)
Vielleicht haben sich die ausführenden Soldaten ja zu sehr auf das GPS verlassen.
@MikeMolto „Verwerflich und als Kriegsverbrechen wuerde ich bezeichnen, wenn die C-130 vorsaetzlich, dh mit Wissen dass es sich um ein Hospital gehandelt hat, gefeuert haette.“
Halten wir fest:
1) http://augengeradeaus.net/2015/10/neue-details-zum-luftangriff-auf-msf-klinik-hospital-unter-taliban-kontrolle-vermutet/#more-21809
Ergo: Es war bekannt, dass es ein Krankenhaus war
2) http://www.nbcnews.com/nightly-news/video/cockpit-crew-in-doctors-without-borders-strike-questioned-legality-545354307855
Ergo: Die beteiligten Soldaten hatten (aus guten Gründen) offenbar erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der ganzen Operation.
Also: was fehlt noch, um ehrlicherweise den Strich drunter zu ziehen und zu sagen „dass die C-130 vorsätzlich, dass heißt mit Wissen dass es sich um ein Hospital handelt, gefeuert HAT“?
@T.W.
Zunächst an dieser Stelle OT: Gute Besserung.
Die Unterstützung der afghanischen Kräfte durch RSM (vornehmlich US-Militär) zur Rückeroberung von Kunduz war m.E. notwendig. Ansonsten wäre die Stadt entweder heute noch in Hand der Taliban bzw. es so lange gewesen, dass es für diese ein noch größerer Propagandaerfolg gewesen wäre, als es die Einnahme ohnehin schon war.
Dem Einsatz von militärischer Gewalt ist gewiss nichts Positives abzugewinnen. Nur leider ist dies – wie im vorliegenden Fall – oftmals alternativlos. Militäropertionen sind grundsätzlich auch nie so chirurgisch präzise, wie es oftmals verkauft wird und beinahe eben so oft geglaubt wird.
Demzufolge ist das Zerstören von „ungerechtfertigten Zielen“ und das Töten von Unschuldigen/Unbeteiligten nie gänzlich ausschließbar. Gleichwohl muss das immer das Ziel von Streitkräften sein … Kann aber dann doch passieren. Ob aus Fahrlässigkeit oder Absicht kann ich im vorliegenden Fall nicht abschließend beurteilen.
Ich respektiere die Entscheidung der Verantwortlichen, der Einnahme von Kunduz den eigenen Militäreinsatz entgegen zu setzen, also die Stadt freizukämpfen. Das die Gefahr von Kollateralschäden im bebauten Gelände wesentlich größer als auf der „grünen Wiese“ ist, muss in die Güterabwägung vor der Entscheidung mit bedacht werden und ist während der Opertion zu vermeiden. Doch wie bereits erwähnt, es lässt sich nicht in der wünschenswerten Absolutheit verhindern. Und natürlich muss bei Verdacht, des Verstosses gegen die gültigen Normen ermittelt und ggf. bestraft werden.
Aber die simple Empörung über die US-Cowboys finde ich zu einfach, denn es lässt einerseits die Komplexität der Gefechtssituation außer acht und noch vielmehr beantwortet es nicht die Frage, ob man den Kunduz den Taliban hätte überlassen sollen.
Nochmal: ich befürworte nicht ein rücksichtsloses Vorgehen unter Inkaufnahme ziviler Opfer aber ich sehe die Notwendigkeit, die Rückeroberung durchzuführen. Diesen Widerspruch muss man sehen und in der Praxis nach besten Wissen und Gewissen auflösen. Nichtstun ist m.M.n. keine Option.
Und wieder mal „Secrecy“………
JFK hatte dazu eine Meinung:
[Ey, auch Du musst mir nicht mit solchen Webseiten kommen. Wer Werbung für die Ansicht machen will, dass 9/11 doch irgendwie… also anders… also jedenfalls erfahren wir nicht die Wahrheit … außer hier… Nee, bitte nicht. T.W.]
Die vorliegende Erklärung für den Vorfall ist nur eine Vernebelung der Tatsachen.
Die bisherigen Erklärungsversuche der Amerikaner hatte ich hier schon mal zusammengefasst:
http://augengeradeaus.net/2015/10/neue-details-zum-luftangriff-auf-msf-klinik-hospital-unter-taliban-kontrolle-vermutet/comment-page-1/#comment-214838
Wenn man 2 Tage vor dem Angriff von dem JSOC ein E-Mail an Ärzte ohne Grenzen schickt und nachfragt ob sich ein hochrangiger Taliban-Mann in dem Krankenhaus aufhält, dann ist der Angriff 2 Tage später kein Versehen, sondern volle Absicht.
Die AC-130 Crew soll vor dem Angriff auf die Koordinaten des Hauses nochmals bei der Bodenstelle nachgefragt haben, offensichtlich war der Besatzung bewusst, dass diese Koordinaten ein Krankenhaus beinhalten.
Flüchtende aus dem brennenden Haus sollen auf der Flucht noch beschossen worden sein.
Konsequenz dieser ganzen Indizien und Fakten:
Der Angriff auf das Krankenhaus war ein „preplanned strike“. Ziel des Strikes war es den hochrangigen pakistanischen Führungsoffizier der Taliban zu töten (manche Stimmen sagen auch der Schattengouverneur der Taliban für die Provinz Kunduz habe sich in dem Krankenhaus aufgehalten).
Also bitte jetzt nicht mit der menschlichen Fehlerkette anfangen zu argumentieren, denn ein Luftschlag mit „Wissen und Vorsatz“ ist Absicht und kein Versehen !
@blackstone13
Zum Beispiel eine aus der Luft erkennbare Markierung auf dem Dach anbringen, die man seitens der AC-130 gesehen hätte… so einfach…
@Heiko Kamann: Ich glaube gern, dass es da mehr gibt als ich weiß und das es solche technischen Fehler geben kann. („Mein Heimnetzwerk . . . . „). Aber: Dann hätte das in die heutige Stellungnahme gehört. Unsere Verbündeten (und das bleiben bis bei aller Kritik ja glücklicherweise) hätten heute die Chance gehabt, so etwas vorzubringen, wenn es etwas in der Art gäbe. Haben sie nicht, also gibt es nichts. Was wäre das denn für eine „Untersuchung“, wenn die Army/DoD jetzt noch nachträglich damit kämen? Dann lachen wirklich alle Hühner. Dann wäre die Glaubwürdigkeit auf Putin-Niveau abgestürzt. Danz ehrlich: Könnten Sie das selbst dann noch anders sehen können? Ganz ehrlich?
@ Zivi a.D. | 25. November 2015 – 20:14
„2) http://www.nbcnews.com/nightly-news/video/cockpit-crew-in-doctors-without-borders-strike-questioned-legality-545354307855
Ergo: Die beteiligten Soldaten hatten (aus guten Gründen) offenbar erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der ganzen Operation.
Also: was fehlt noch, um ehrlicherweise den Strich drunter zu ziehen und zu sagen „dass die C-130 vorsätzlich, dass heißt mit Wissen dass es sich um ein Hospital handelt, gefeuert HAT“?“
Sorry, komme nur auf die Seite, aber der Link oeffnet nicht. NBC ist natuerlich aber uach die zuverlaessigste Quelle….
@Hohenstaufen
„Tragische Verwechslungen von Zielen in unübersichtlicher Lage beim Häuserkampf werden sich nie vermeiden lassen.“
Richtig! Jemand hätte den US-Einheiten mitteilen müssen, daß es sich bei dem roten Kreuz nicht um eine Zielmarkierung handelt. Schuld ist klar die MSF.
Es gab in diesem Punkt keine unübersichtliche Lage. Die Position des Krankenhaus ist seit Jahren bekannt und die Zeiten, in denen Flieger mit Kompass und Karte navigierten sind auch vorbei.
Zivi a.D. | 25. November 2015 – 21:52
Ja, da hätte man drüber reden können. Aber mal ehrlich; wenn im Bezug mit der Bundeswehr das Wort „Krypto“ erscheint, werden feuchte Flecken im Flecktarn erkennbar.
Sollte tatsächlich ein „Schlüsselfehler“ das Problem gewesen sein, müssten die USA etwas mehr über das verschlüsselte GPS berichten … das hätte aber ggf. auch wirtschaftliche Folgen.
@ Kerveros
– Koordinaten übermitteln: check.
– Gebaüde sichtbar markieren: check.
Gebäude wird angegriffen.
– Beschuss melden und um sofortige Feuereinstellung bitten: check.
Gebäude wird weiterhin mehrmals beschossen.
— Tja, und nun Ihr Beitrag: „Zum Beispiel eine aus der Luft erkennbare Markierung auf dem Dach anbringen, die man seitens der AC-130 gesehen hätte… so einfach…“
Welche Markierung und Zeichen brauchens denn noch? Die angreifende Maschine hatte keine Nachtsicht, kein GPS, kein Funk, usw. ? Ja, nee, is klar, SO EINFACH.
– Ergebnis 30 Tote, Verletzte und Rückzug der Organisation, das Krankenhaus wird aufgegeben und die Bevölkerung in der Region hat nun überhaupt keins mehr.
— Mission accomplished —
Ich muss mich korrigieren, die US-Freunde hatten offenbar DOCH ein technisches Problem mit ihrer Navigation und Kommunikation. („During the flight, electronic system onboard the aircraft malfunctioned, preventing the operation of an essential command and control capability and eliminating the ability of the aircraft to transmit video, send/receive email, or send/receive electronic messages. „). Damit spielte „menschliches Versagen“ dann doch eine andere Rolle als gedacht. Zumal wenn die Darstellung im Spiegel zur Sache (“ US-Luftschlag auf Krankenhaus in Kunduz: Pentagon räumt Versagen ein“) so zutreffen sollte.
Mehrere Wochen und 3.000 Seiten Untersuchungsbericht später kommen die USA zu dem Schluss „direct result of human error, compounded by systems and procedural failures“ und man habe daraus gelernt.
Mit anderen Worten NSTR – wie erwartet.
@Kerveros
…..um das Krankenhaus noch besser treffen zu können?
Sie wussten, dass dies ein Krankenhaus war, was hätte das Kreuz bewirken sollen.
P.S.: Keiner hatte damit gerechnet, dass in dieser Zeit Häuser von westlichen Flugzeugen bombardiert würden und die Taliban haben keine Lfz.
@Zivi a.D.
Hm. Wenn ich das richtig sehe, beruht der SpOn-Bericht auch nur auf dem hier verlinkten US-Dokument. Oder lesen Sie da anderes heraus?
@Zimdarsen
Sie machen es sich da ein wenig einfach:
1. Wussten die Leute im Flugzeug ja wohl eben nicht, dass dort ein Krankenhaus ist.
2. Hätten sie es damit aus der Luft erkennen können (die AC-130 sieht das Zielgebiet mit Kameras)
3. Ist das Krankenhaus ja wohl auch nicht neu dort, d.h. womit zum fraglichen Zeitpunkt jemand gerechnet hat, ist für diese Betrachtung hinreichend irrelevant.
Das ich die Abweichung der Bordgeräte aufgrund eines Ausweichmanövers, wie im Bericht beschrieben, dann mal sehr merkwürdig finde, steht auf einem anderem Blatt.
Die letzte Meldung über Aktivitäten des „Schattengouverneurs“ der Taliban für die Provinz Kunduz, die ich finden konnte, stammt aus den Tagen vor dem Vorfall. Danach konnte ich nichts mehr finden.
Ich spekuliere; aber es gäbe unabhängig von sonstigen Erwägungen möglicherweise gute sicherheitspolitische Gründe dafür, warum die amerikanische Seite ggf. im Fall der MSF-Einrichtung im Rahmen des Spielraums des HVR getroffene Abwägungen nicht öffentlich macht. Ein „Fehler“ gefährdet den öffentlichen Rückhalt des Einsatzes schließlich weniger als eine durch ein entsprechendes Eingeständnis ausgelöste öffentliche Diskussion darüber, dass Abwägungen zu Ungunsten des Risikos Unbeteiligter in solchen Einsätzen routinemäßig getroffen werden.
@Diebels
Ob Sie sich bewusst sind, was Sie da geschrieben haben?
bedeutet eine Abwägung, die ein eindeutiges Kriegsverbrechen ist – der Schutz eines Krankenhauses unterliegt eben nicht den Abwägungen, mit denen der Tod unbeteiligter Zivilisten u.U. hingenommen werden kann.
Wenn Sie ein Kriegsverbrechen vermuten, warum sagen Sie das nicht einfach?
@T. Wiegold
Meine Spekulation war völkerrechtlich in einem Punkt nicht korrekt. Falls sie zutrifft, wurde formal wohl eher mit dieser Regelung gearbeitet worden: https://www.icrc.org/customary-ihl/eng/docs/v1_cha_chapter2_rule10
Die Amerikaner legen hier ihre eigenen Standards an und legitimieren sich dabei regelmäßig so, etwa bei der Bekämpfung von Zielen innerhalb religiöser Stätten, was häufiger vorkommt. Kritik, die sich auf eine andere Interpretation des HVR beruft, war für die Amerikaner dabei bislang nur im Rahmen des Perception Management relevant. Nur in diesem Zusammenhang spielt es für die Amerikaner m.E. eine Rolle, ob man ihr Vorgehen in Deutschland für ein Kriegsverbrechen hält oder nicht.
@TW: Der Spiegel-Bericht enthält Details, die ich im verlinkten Dokument nicht erkannt habe und schließe daher auf zusätzliche Quellen. Die Probleme bei SPON habe ich bisher auf der Ebene der Einordnung der Tatsachen (und daraus folgenden Verzerrungen) gesehen in den Bereichen, die ich selbst beurteilen kann, Ergänzungen durch freie Dichtung a la Bild ist mir dagegen kaum untergekommen.
@all: Nicht nachvollziehbar ist für mich die SPON-Darstellung, dass die C-130 auf dem Weg zum Einsatz eine Ausweichbewegung gemacht und dabei die „richtige“ Spur verlor sodass deshalb nicht das richtige Objekt getroffen wurde. Reine Spiegel-Phatasie? Das kommt mir jedenfalls sehr merkwürdig vor. Ich meine auch aus den neueren Statements eine gewisse Skepsis der Experten herauslesen zu können. Missverständnis meinerseits?
@ Zivi a.D.
Ein soches Flugzeug wie die AC 130 Gunship hat mehrfach redundante Navigationssysteme und weiß daher immer genau (Delta < 100 m) wo es sich befindet, auch nach einem Schlenker aufgrund einer Ausweichbewegung. Auch wenn das E-Mail System mit der Zielzuweisung, mit der schriftlichen Kommunikation der gesamten Einsatzkräfte, versagt haben sollte, war immer noch eine Sprechfunkverbindung mit dem Forward Air Controller am Boden vorhanden. Der hat / hätte die Koordinaten des Ziels auch mit Sprechfunk durchgeben können und müssen. Dies ist seine ureigenste Aufgabe und auch die Kontrolle des Feuers nach dem ersten Beschuss. Eine Zielzuweisung mit "das erste große Gebäude neben den großen freien Feld" ist abenteuerlich und für mich frei erfunden. Ich kann mir auch nicht vorstellen, das so ein (fliegender) Artillerieeinsatz einer High-Tech Nation im Jahre 2015 angefordert wird.
Es gibt eine menschliche Fehlerkette, die zu Fehlentscheidungen führen kann. Der Beschuss dieses Krankenhauses war keine unglückliche Verkettung von einzelnen Fehlern, sondern war absichtlich und vorgeplant, wie sich auch aus der Historie der Pressemeldungen und Nachrichten in der Zeit nach dem Vorfall vom 03.10. ergibt.
Zwei interessante Artikel:
http://www.nzz.ch/international/stress-und-pfusch-1.18653157
http://www.nytimes.com/2015/11/26/world/asia/afghanistan-kunduz-hospital-airstrike.html?_r=0
„…….But a senior United States military official, speaking on the condition of anonymity, said one of those punished was the Army Special Forces commander on the ground in Kunduz during the fighting. The official would not identify the commander by name but said the officer, a captain, was relieved of his command in Afghanistan on Wednesday morning…….“
Case closed …and no questions please…….
Ein Hauptmann verliert sein Kommando und das war’s ?
So langsam wird es kritisch mit der politisch-strategischen Führungslosigkeit des US Präsidenten. Das ist ja noch nicht einmal mehr „leading from behind“, das ist no-lead-whatsoever !
Ich finde es erschreckend wie polemisch-populistisch hier einige Schreiber handeln.
Eine Suspendierung ist nicht das Ende einer Ermittlung sondern die Einleitung einer Ermittlung – Fakt und Punkt.
Die Aussage „das war bekannt“ ist Quatsch. Es ist auch bekannt dass man nicht verkehrt auf die Autobahn fahren darf und trotzdem kommt das vor. Vermutlich aus den gleichen Gründen.
Es ist zu kritisieren dass das Militärgericht im geheimen tagt. Angeblich da Kommandoeinheiten beteiligt waren. Und nachts ist es kälter als draussen.
@ Wait&C | 28. November 2015 – 10:29
„Es ist zu kritisieren dass das Militärgericht im geheimen tagt. Angeblich da Kommandoeinheiten beteiligt waren. Und nachts ist es kälter als draussen.“
Wenn Sie wissen, dass die Suspendierung der Beginn einer Untersuchung ist, sollten Sie eigentlich auch wissen, das in den USofA jedes combat court martial (general or special) und damit auch die Untersuchung dazu als US-confidential (nicht NATO-confidential) eingestuft ist und dadurch immer geheim (innerhalb der US Forces) ablaeuft.
@MikeMolto
Das macht es aber nicht vertrauenerweckender