Exercise Watch: Marder bei ‚Persistent Presence‘ in Lettland
Vor lauter aktuellen Ereignissen ist vielen vermutlich gar nicht mehr bewusst, dass auch weiterhin deutsche Soldaten praktisch ständig an der Ostflanke der NATO unterwegs sind – die so genannte Re-Assurance, die Rückversicherung der östlichen Mitgliedsländer der Allianz läuft ja unverändert weiter. Persistent Presence, anhaltende Präsenz, heißt das im NATO-Jargon.
Aktuell gab es am vergangenen Wochenende einen Wechsel in der deutschen Präsenz: die Objektschützer der Luftwaffe wurden von Panzergrenadieren des Panzergrenadierbataillons 391 aus Bad Salzungen mit ihren Marder-Schützenpanzern abgelöst (siehe Foto oben). Eine Kompanie mit rund 200 Soldaten verlegte ins Baltikum.
Die Grenadiere bleiben bis Mitte November in Lettland; eine große NATO-Übung wie in den vergangenen Monaten gibt es dort nicht mehr, aber etliche kleinere Übungen.
Und die Frage an die Experten: Warum sind eigentlich die Eisenbahnwagen, mit denen die deutschen Marder zum Truppenübungsplatz Adazi in Lettland gebracht wurden, kyrillisch beschriftet?
Nachtrag: Die Marder wurden auf Breitspurwagen umgeladen, wie die Bundeswehr hier schildert. (Danke für den Leserhinweis)
(Und die Bitte um Entschuldigung für die zunächst falsche Überschrift – es muss natürlich Lettland heißen, nicht Litauen.)
Nachtrag 2: Im Rahmen von Persistent Presence sind deutsche Soldaten mit Kampf- und Schützenpanzern auch in Polen unterwegs:
Augustdorfer Soldaten für drei Monate in Polen stationiert
(Fotos: Streitkräfte Lettland, Gatis Dieziņš, RJC)
Im Baltikum oder noch in Polen muss eine Umladung erfolgt sein. Da im Baltikum Breitspur angesagt ist wird demnach der verfügbare Wagenpark in Breitspur benutzt. Nun findet zwischen den Baltischen Staaten und Russland sowie Belarus mit Sicherheit grenzüberschreitender Eisenbahnverkehr statt. Es ist also normal das bspw. Litauischer Wagenpark in Belarus oder Russischer Wagenpark in Estland anzutreffen ist. Und plötzlich steht ein Deutscher Marder auf einem Russischen Plattformwagen der eben auch mal irgendwann Russische T-irgendwas irgendwo in Südrussland transportierte.
Eisenbahnverladung in Bad Salzungen:
https://bw2.link/1uVrU
Andere Spurbreite der Bahngleise und daher Nutzung ehemals „sowjetischen“ Materials?
„Warum sind eigentlich die Eisenbahnwagen(…)kyrillisch beschriftet?“.Die Deutschen Wagen passen schlechthin nicht auf Litauische Schienen. Litauen hat die typische „Ostblockspurweite“ von 1520mm im gegensatz zu den West und Mitteleuropäischen 1435mm.
Die Spurbreitenthematik wurde m.E. seit Mai in Zusammenhang mit VJTF, Noble Jump, Saber Strike etc facettenreich ausdiskutiert, oder gibt’s Neues zur Spurwechselzone?
Na wir wissen jetzt halt belegt das tatsächlich umgeladen wurde. Wo genau das war oder wie lange das gedauert hat wissen wir nicht. Ansonsten einen schönen Dank an den Litauischen Wagenparkdisponenten und den Lettischen Fotografen für das schöne Motiv :-)
Super leistung von Bundeswehr, und in Baltikum sind wir für das sehr dankbar. Allerdinds, Marder’s sind in Letland nicht in Litauen :)
Weis jemand, warum die Kompanie mit 20 SPz und nicht mit 14, wie für eine Kompanie vorgesehen, eingesetzt wird? Hat man da gleich eine Reserve für mögliche technische Ausfälle mitgeschickt?
Interessant finde ich auch, dass sogar der BW-Artikel erwähnt, dass man die Kompanie erstmal personell aufstocken musste. Die Personalsituation scheint echt traurig zu sein…
@Gintaras
Oops, natürlich – bitte um Entschuldigung. (Im Text war es korrekt; die Überschrift habe ich korrigiert.)
Perikles | 05. Oktober 2015 – 11:47:
“ … Hat man da gleich eine Reserve für mögliche technische Ausfälle mitgeschickt? …“
30% Großgerätereserve? Hoffentlich nicht.
Vielleicht wurde auch ein Marder als Plattform für ein JFST mitgeschickt?
Befürchte, da ist alles dabei, was rollen und laufen kann.
Ich nehme mal an, dass sich Berlin keine weitere Klatsche in Sachen Bündnissolidarität erlauben will, wie das noch zu Beginn der Amtszeit von Dr. vdL der Fall war. Die Letten haben sicher nicht um eine Kp + gebeten…
Der Hinweis zum Personal sagt dann aber alles zur Wirklichkeit in den deutschen Streit“kräften“. Wollen wir hoffen, dass wenigstens keine schwarz angemalten Besenstiele auf den russischen Waggons waren…
Heute Vormittag war reger Betrieb auf der A27 Richtung Norden. EAGLE IV’s, Dingo’s, Füchse und Straßentankwagen schwer. Übrigens sehr viele noch im AFG Kleid.
Könnten das die Objektschützer gewesen sein? Gibt’s dazu Info’s wie verlegt wurde?
Das Breitspur-Problem erledigt sich wohl in absehbarer Zeit, da das Rail Baltica Projekt endlich richtig läuft und damit der durchgehende Aus/Umbau der Strecke von Polen bis Estland auf 1435 mm bereits im Gang ist. Verzögert hat sich das Ganze (wie bei EU-Projekten üblich) durch nationale Eitelkeiten. Die Letten haben gebockt, weil Riga nicht direkt in die Strecke Kowno-Tallin eingebunden war. Sie bekommen jetzt als Trostpflaster einen Abzweig nach Riga aus der Hauptstrecke heraus.(Etwa so wie das Geschrei um die rechtsrheinische ICE-Strecke erstickt wurde indem die Weltmetropolen Limburg und Montabaur auf dem Weg Frankfurt-Köln bedient werden. Verkehrsberuhigung auf der Schiene sozusagen). Da keine neuen Forderungen aus den baltischen Staaten mehr aufgetaucht sind, könnte das Projekt tatsächlich bis 2025 abgeschlossen sein. Das erste Teilstück bis Kaunas soll schon bis Jahresende fertig sein.
Zivi a.D. | 05. Oktober 2015 – 13:08
2025, nicht Ihr Ernst???
Ergänzung: Auch die Litauer waren sauer, dass Vilnius nicht auf der Strecke war, auch die bekommen ihren Abzweig, der wie die Schleife über Riga allerdings wohl erst im letzten Abschnitt fertig werden soll.
@Kaikowsky: Doch, das ist mein Ernst. Schließlich werden die ersten Teile schon früher fertig (s.o.) und für den militärischen Transport ist wohl weniger wichtig, ob in Tallin in 10 Jahren auch noch die letzte Weichenstraße im Hauptbahnhof auf 1435 umgestellt ist. Wir reden über ein paar Jahre, in denen es die lästige Umladerei (die es kaum gibt) oder vielmehr Umachserei (das Normale) von Wagons nötig ist.
btw: Von der behaupteten Umladerei glaube ich kein Wort, weil das hieße, dass man ausgerechnet für diesen Transport auf das normale Vorgehen durch automatisierten / mechaniserten Tausch der Drehgestelle oder Verschieben der Radscheiben auf den Achsen verzichtet hätte und stattdessen „von Hand“ umgeladen und damit ein besonders langwieriges, teures und aufwändiges Verfahren gewählt hätte. Wenn das aber trotzdem tatsächlich so passiert sein sollte, wäre dieser Blödsinn nur erklärbar, wenn die BW die Aktion auf eigene Faust geplant und organisiert hat.
Ganz großartig, endlich mal nicht diese leidigen Nachfrgaen über: „ObjSLw ? wozu das denn?“ oder „Objektschutz? was machen die denn da?“.
Man sollte nicht vergessen, dass die Jungs im letzten ISAF Schwung aus AFG nach fast 10 Jahren Mazar-e Sharif zurück nach Schortens verlegt haben. Großartige Arbeit, was das Regiment da geleistet hat und nun wieder vorne mit dabei… das Regiment ist eben doch eine der Speerspitzen der Lw !
Horrido und semper communis !
JuliettFoxtrott | 05. Oktober 2015 – 14:57
Nichts gegen ObjSchutzKrLw, trotzdem klären Sie uns doch mal auf, Struktur/Stärke/Gliederung/Ausr/Bewaffnung. Bestimmt bei Vielen die Ohren auf Empfang, danke.
@ Klaus-Peter Kaikowsky | 05. Oktober 2015 – 13:14
2025, nicht Ihr Ernst???
Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber warum sollte ein 10 Jahreszeitraum ungewöhnlich lang sein, wenn man für die Ex-DDR 25 Jahre benötigte bzw. für Vergleichs(ausbau)projekte in Polen ca. 15 Jahre.
@ Arno Nyhm | 05. Oktober 2015 – 10:29
Sowjetspurweite jenseits des Bugs bitte. Der Rest des Ostblocks hatte, mit Ausnahme von Schmalspurbahnen natürlich auf denen Normalspurwagons „huckepack“ genommen wurden, europäischen Normalspurstandard.
@ Stefan Büttner | 05. Oktober 2015 – 10:21
Da die Waggons z. T. sehr gepflegte Aufschriften haben, ließe sich das vermuten.
@Kalus-Peter Kaikowsky
@Thomas Wiegold
Dazu müsste Herr Wiegold zustimmen und auch Vorgaben (Textlänge, Wörter max etc.) machen.
@Juliett Foxtrott
Huch, müsste das eine längere Arbeit werden, oder ließe sich das hier, um nicht zu sehr OT zu werden, in zwei oder max. drei Absätzen erläutern?
Ein Klick auf das Titelbild führt zu einem Flickr-Album, anscheinend dem offiziellen Auftritt der lettischen Streitkräfte. Viele Bilder zeigen die Kolonne der Marder auf dem Marsch, aber ca. 20 befassen sich mit der Entladung des Zuges in Garkalne, einem östlichen Vorort von Riga.
Für Experten gibt’s da sicher viele interessante Details.
Die Bilder aus Bad Salzungen zeigen andere Waggons als jene aus Garkalne. Da wurde tatsächlich zwischendurch umgeladen.
Das mit dem Drehgestellwechsel oder „Radscheibenverschieberei“ war hier auch mal Thema, allerdings ohne Ergebnis.
Kurzer Einschub ohne Anspruch auf Korrektheit:
Soweit ich informiert bin, stellt der Objektschutz Luftwaffe (passiv) auch weiterhin die Komponente zum Betrieb des Feldlagers auf der Adazi Military Base im Rahmen für Persistent Presence.
Die PzGren hätte somit also Tle LeFlaRak aus Todendorf und ABC-Abwehr aus Bruchsal abgelöst, welche zur ‚Exercise in Exercise‘ „Silver Arrow“ zugegen waren. Letzte dürften auch die mit dem schweren Gerät gewesen sein.
Da gab es auch Artikel zu:
http://www.luftwaffe.de/portal/a/luftwaffe/!ut/p/c4/NYuxDsIwDET_yE4qwcDW0gVGhICyhTQqllInMm678PEkA3fSG-7p8Iml7FaanFJiF_GBg6fDa4O4gRP_ppXDAo2xO_iEjPd6GAP4xEErNbBS4SROk0BOorGaRaQYoBEHY_vO7M0_9ts21_PtWJb-1F0wz3P7A8zkrlM!/
Sowie:
http://www.streitkraeftebasis.de/portal/a/streitkraeftebasis/!ut/p/c4/NYsxD4IwEEb_0V1LNFE3CIMuDC6IiymlwQvQNsdZE-OPlw5-L3nLy4d33PAm0WiEgjcz3rCzdOrfsE79I9IHVseJLBi2T0pQKL2HMEnoHWOb34MDG7yTbHFeaPPIRgJDDCxzLi_mrQAN2CldV2qn_tPfsmgPzVkfdX2prhiXpfwBwrhh3A!!/
@Sachlicher
Bitte meine Anfrage nicht als meckernde Besserwissere zu begreifen.
Bin tatsächlich erstaunt, da ich den Eindruck habe, das Vorhaben ist in ökonomischem und auch strategischem Interesse der Balten angesichts seiner Nachbarn – im Osten – wenn 10 Jahre für den Streckenbau geplant sind.
Die Finanzen können sicher kein Stolperstein?
Angesichts dieser Bilder wird die Ministerin wohl glücklich sein, dass die Verlegung der Panzergrenadiere schön unterhalb der Wahrnehmungsschwelle bleiben.
https://www.flickr.com/photos/latvijas_armija/21338714964/in/dateposted/
Insgesamt zeigt dieser Flickr Stream exemplarisch, dass gewisse Bilder in den Medialen Richtlinien der Bundeswehr vermieden werden sollen bzw. unerwünscht sind, so zum Beispiel: Stärke durch Masse, Soldaten die durch Haltung ernsthafte Professionalität zeigen, Respekt anstatt „freundliches Desinteresse“ durch die Zivilbevölkerung etc. Jedenfalls sind vergleichbare Bilder auf Kanälen der Bundeswehr sehr rar. Auch wenn in letzter Zeit eine minimaler Wandel zu beobachten ist.
Oder kommt dass nur mir so vor?
Insgesamt ist es sehr erfreulich, dass die der deutsche Beitrag, sein wichtigstes Element, nämlich den Aufbau von Vertrauen in die Verlässlichkeit der NATO für die Sicherheit der baltische Bevölkerung, durchaus zuträglich ist.
Der Einschub ist korrekt! Das Objektschutzregiment der Luftwaffe Friesland ist seit Juli in Lettland und ist für die Errichtung des Feldlagers mit seinen Einsatzlogistikern verantwortlich. Rund 60 Frauen und Maenner unseres Verbandes sorgen dafür, dass die Kraefte der ABC Truppe der FlaRak und der PzGrenBrigade 37 felldmäßig untergebracht werden. Bis heute WELL DONE! Bei der Arbeit werden wir unterstützt durch Feldjäger und Sanitätskräfte.
@Frank
Tolles Bild. Kenne Gleiches aus persönlichem Erleben in den 80ern.
Nur ginge dies auf deutschem Territorium des Jahres 2015 kaum. Die Kp wäre zu go/no go im Umgang mit Zivilbevölkerung heftig belehrt worden, angefangen von: wer zahlt, wenn Kind runter fällt und sich den kleinen Finger ausrenkt.
Falls doch: kleine Anfrage im BT durch Grün und/oder Links.
Hoffe sehr, dies ändert sich.
Hier noch die bewegten Bilder dazu: https://www.youtube.com/watch?v=7dGLipdDxW4
@Frank
Da ist die Bundeswehr (und/oder die Politik) auch etwas paranoid. Leider ist so eine über Jahre gelertete Haltung nicht über Nacht abgeschüttelt.
Wir werden damit auch weiter leben müssen, so wie die Franzosen mit ihren leicht korrodierten Schiffen und Booten. Die Commandant Blaison sieht auch wieder aus(siehe Flicker).
Zusätzlich zu Übungen im Baltikum verlegen KPz/SPz der PzGrenBtl 212 / PzBtl 203 der PzBrig 21 Augustdorf im Rahmen PERSISTENT PRESENCE zu insgesamt dreimonatiger Präsenz nach Orzysz / Polen.
https://bw2.link/5mpkI