Bundeswehr prüft Einsatz im Norden Malis
Im westafrikanischen Staat Mali ist Deutschland militärisch engagiert – in der Ausbildungsmission der Europäischen Union; kürzlich übernahm der deutsche Brigadegeneral Franz Xaver Pfrengle das Kommando über EUTM Mali. Doch die EU-Mission im vergleichsweise sicheren Süden des Landes ist nur ein kleiner Teil des internationalen Engagements in Mali, wesentlich größer ist die UN-Mission MINUSMA, in der vor allem afrikanische Staaten, aber auch einige europäische Länder in einem robusten – d.h. auch mit Kampf verbundenen – Einsatz gegen Islamisten im Norden Malis vorgehen. Die Bundeswehr beteiligt sich mit einigen Stabsoffizieren daran; die Niederlande deutlich offensiver, unter anderem mit Kampfhubschraubern.
Jetzt zeichnet sich ab, dass Deutschland über sein Ausbildungsengagement in der EU-Trainingsmission hinaus auch bei MINUSMA mit mehr Kräften gefordert ist, mit anderen Worten: Sich auch in den Kampfeinsatz im Norden des Landes einbringen soll. Es gibt entsprechende Wünsche der Niederlande, die von ihrem engen Verbündeten Deutschland Unterstützung einfordern, und jetzt wird geprüft, ob und was die Bundeswehr zuzsätzlich tun kann. Das teilten der Parlamentarische Verteidigungs-Staatssekretär Markus Grübel und der Außenamts-Staatssekretär Markus Ederer am (gestrigen) Mittwoch den Obleuten von Verteidigungs- und Auswärtigem Ausschuss des Bundestages mit:
Aus Sicht der Bundesregierung könnte eine Erweiterung der Beteiligung der Bundeswehr an der Mission MINUSMA einen sinnvollen Beitrag zur fortschreitenden Stabilisierung des Landes liefern.
Die Niederlande beteiligen sich seit 2014 substantiell mit einem Kontingent in Gao im Norden des Landes an MINUSMA. Gegenwärtig planen die Niederlande eine Einbindung von Kooperationspartnern im Kreise der Europäischen Union, die einzelne Module übernehmen könnten. Vor dem Hintergrund der engen deutsch-niederländischen Kooperation im Verteidigungsbereich haben die Niederlande besonderes Interesse an einer Zusammenarbeit mit Deutschland in Gao signalisiert.
Im Einvernehmen mit dem Auswärtigen Amt und abgestimmt mit dem niederländischen Partner, plant das Bundesministerium der Verteidigung daher eine Erkundungsmission nach Mali zu entsenden, die den genauen Bedarf und die Möglichkeit eines deutschen Beitrags ergebnisoffen prüfen soll. Diese Erkundung wird neben den militärisch-taktischen Erfordernissen auch der Sicherheitslage, der Verfügbarkeit von Ressourcen und den logistischen Aspekt einer möglichen Beteiligung der Bundeswehr sorgfältig Rechnung tragen.
Das lässt offen, welche deutschen Fähigkeiten nach Nord-Mali gehen könnten – die Niederlande scheinen besonderes Interesse an Aufklärungsfähigkeiten zu haben, bis hin zu Drohnen wie LUNA.
Klar ist, dass für eine Erweiterung der Bundeswehr-Beteiligung an MINUSMA das derzeit geltende Mandat geändert werden müsste. Die zuletzt am 19. Juni vom Bundestag gebilligte Verlängerung sieht bislang vor:
Für die an MINUSMA beteiligten Kräfte der Bundeswehr ergeben sich folgende Aufgaben:
– Lufttransport in das Einsatzgebiet und innerhalb des Einsatzgebietes von MINUSMA sowie Unterstützung bei der Verlegung und der Folgeversorgung von Kräften von MINUSMA;
– Wahrnehmung von Führungs-, Verbindungs-, Beratungs- und Unterstützungsaufgaben;
– Einsatzunterstützung durch ggf. temporär bereitgestellte Luftbetankungsfähigkeit für französische Kräfte, die aufgrund eines Unterstützungsersuchens des Generalsekretärs der Vereinten Nationen eine Bedrohung für MINUSMA abwenden sollen.
Der Lufttransport ist inzwischen eingestellt, weil die UN an den eingeschränkten Fähigkeiten der deutschen Transall keinen Bedarf mehr hatten.
Der Norden Malis ist, wie sich erst Anfang dieser Woche zeigte, weiterhin ein gefährliches Gebiet. In der Nähe von Timbuktu fielen am vergangenen Montag bei einem Angriff vermutlich islamistischer Gruppen elf malische Soldaten.
(Foto: Niederländische Chinook-Transporthubschrauber in Mali – defensie.nl)
Da kann ich nur an eine ganz interessante Mini-Serie der Niederländischen Streitkräfte auf youtube errinern auf die TW vor ein paar Monaten aufmerksam gemacht hatte: https://www.youtube.com/playlist?list=PLJjF2VrIfQEsRmhSxtIAKXPVaO6uc_NqI
(Englische Untertitel sind zuschaltbar)
Bietet einen schönen Einblick in die Tätigkeiten der Niederländer bei MINUSMA.
@ TW
Das is keineswegs „klar“.
darunter subsumiert ihenen jeder jurist mentoring,kampfunterstützung,targeting hilfe usw. sofern das politisch gewünscht ist.
mit dem gegenwärtigen mandat wären daher drohnen, Fernspäher, zielaufklärung etc. ohne weiteres möglich wenn die politische führung das souverän verträte. letztlich alles, abgesehen von selbstinitiierter Gefechtsbeteiligung.
Auslegungsbedürftige Begriffe muss man eben auslegen. Die restriktivste Auslegung ist dabei nicht immer die zutreffende geschweige denn sinnvollste.
die niederländer mit KSK oÄ auch bei direct action zu unterstzützen wäre europäisch solidarisch, im deutschen interesse und relativ gefahrlos für eigene kräfte. DAS wäre ein sinnvoller beitrag (der dann tatsächlich eine mandatsänderung erforderte)
@wacaffe
Nun gut, schauen wir noch mal ins Mandat:
Das ganze mit max 150 Mann.
Da hieße eine Ausweitung im Norden Malis ohne Mandatsänderung schon, die Grenzen ziemlich zu strapazieren. Zumal ja eine breite politische Unterstützung in der Regel angestrebt wird.
@ TW
und da haben wir es schon wieder
„– Experten zur Wahrnehmung von Führungs-, Verbindungs-, Beratungs- und
Unterstützungsaufgaben;“
Fernspäher,KSK,Drohnen
ich verstehe ja worauf sie hinaus wollen. Mit den obergrenzen und der politischen kosntellation ist eine mandatsänderung absehbar.
mir ging es eher um kritik an allzu enger wortlautauslegung von mandatstexen die auch in der vergangenheit immer wieder flexible reaktion auf die gegebenheiten vor Ort verhindert hat.
mandate müssen „atmen“ können sowohl was operationsführung als auch kontingentgrößen angeht. ansonsten macht man sich für den geger kalkulierbar, und gefährdet so Soldaten und die Erreichung des Einsatzziels
Luna, Hubschrauber, SpWg Fennek, SpezKr, MilNW, Sicherungskräfte – das ist doch für das Weltklasseheer und die SKB gar kein Problem.
Es stellt sich die Frage, welche Forderungen – offiziell wohl „Wünsche“ – NLD aufgestellt hat.
Dazu die tagesaktuelle Übersicht der NLD – Kräfte in MALI.
https://www.defensie.nl/onderwerpen/mali/inhoud/nederlandse-bijdrage
Wesentliches in Übersetzung, wie Großgerät und TrStärke.
– 4 Apache, Longbow
– 3 Chinook, CH-47, Trsp und EvacOp
– Bushmaster
– 3 Zg SpecialOps vom Korps Mariners
– Fennek in AufklVersion
– UAS Raven
– HUMINT
– EloKa
– C-IED
– San
– Log
– 1 Zg Marechaussee, MilPol vgl Gendarmerie/Carabinieri als Ausb für malinesische Pol
– Ziv Helfer zum Aufbau der Verwaltung
– HQ in GAO.
Im MINUSMA-HQ in Bamako betreiben die NLD eine ASIFU (All Source Information Cell) mit Außenstellen in Gao und Timbuktu. Insgesamt umfasst das NLD Kontingent 450 Kräfte. Damit ist auch der SP der NLD Aufträge benannt, nämlich Aufklärung und Erkundung.
Der NLD KtgtFhr, Oberst M. Zimmermanns, betreibt folgenden WebLog
https://www.defensie.nl/onderwerpen/mali/inhoud/weblog/2015/een-nieuwe-etappe-in-het-vredesproces
Ein recht guter Überblick über die Lage:
http://www.longwarjournal.org/archives/2015/08/aqim-claims-killing-malian-soldiers-near-timbuktu.php
Mal schauen was wir am Ende an „mehr Verantwortung“ übernehmen wollen und können.
Man kann nur hoffen, dass sich alle Beteiligten darüber im Klaren, dass es sich nicht um eine klassische Blauhelmmission handelt.
Au ja wieder ein bisschen Containment-Politik. Ein bisschen Placebo-Kampf gegen den Islamismus. Ein paar Jahre, bis der Ehrenhain in Potsdam erweitert werden muss und dann ab in den nächsten Placebo-Einsatz, den der Gegner einfach aussitzt wie er es schon immer getan hat.
Geschäft wie üblich.
Mali… Ein Land das ich je Vielzahl der dort aktiven Akteure deutlich unübersichtlicher ist als Afghanistan. Ein Land in dem auch die MINUSMA zumindest bei den afrikanischen Kontingenten teilweise erheblich Opferzahlen zu beklagen hat. Terroristische Bedrohung die auch die Franzosen schon empfindlich zu spüren bekommen haben.
Wo selbst die Ambitionen der regierungsnahen Kräfte von außen nur schwer zu beurteilen sind. Diese Liste lässt sich beliebig vorsetzen, denn auch wenn der Fokus der deutschen Berichterstattung seit Weggang des Lufttramsportkontigentes sich deutlich verschoben hat sind für den interessierten Leser die Meldungen zumindest international noch verfügbar.
Ich kann aus meiner persönlichen Erfahrung nur vor einem solchen Engagement warnen, die Erfahrungen aus EUTM sind ja auch sehr gut. Aber der Norden des Landes ist ein Spielplatz der sich nicht ohne Gefahr betreten lässt und bei dem sich auch keine genauen Aufgaben aus dem Umfeld direkt ableiten lassen. Das bisherige Mandat deckt die Bedürfnisse nicht ab und selbst die UN hat derzeit keine Ahnung wie sie die Konflikte der beteiligten Akteure überhaupt befrieden soll.
Bei den Dimensionen des Landes ist eine Beteiligung mit LUNA auc nur so regional einsetzbar das der Sinn und Nutzen von Anfang an in Frage zu stellen ist.
Ja, Aufklärungsplattformen mit Reichweiten ab 400 km sind hier sicherlich sinnvoll, leider verfügt die Bundeswehr hier nur über sehr begrenzte Möglichkeiten die darüber hinaus vertraglich auch anders gebunden sind.
Aus Sicht Malis ist eine weitere Beteiligung zur Belegung des Konfliktes sicherlich wünschenswert, aber aus meiner Sicht ist das ganze mit militärischen Mitteln nur sehr eingeschränkt möglich. Dafür sind die Positionen der einzelnen Akteure einfach zu unterschiedlich.
Unerwartet und unverhofft, wird dies nun der Lackmus Test für die Europäisierung der deutschen SiPo. Nicht nur die Niederländer dürften auf die deutsche Solidarität gespannt sein, auch Frankreich, Polen und die potentiellen Mitglieder der „European NH90 FAM Unit“ werden das geschehen mit Argusaugen verfolgen.
Diesmal steht also die Außenwahrnehmung im Focus.
In der Bildzeitung kann man den“ freundlich Desinteressierten“, die 100 Fallschirmjäger zur Ausbildung von Kurden, vielleicht noch als Großeinsatz gegen den IS verkaufen. Nicht aber so hier. Da hilft auch das perfekteste Kameralächeln der Welt nicht weiter.
Kann man dort nicht den EUROHAWK – dann als AFRIHAWK – fliegen lassen? Und: in-Übung-halten der Heroniten wäre auch notwendig.
Ich bin mir mit der Kontingentstärke von 150 Mann nicht so sicher ob da überhaupt mehr Einsatz möglich ist. Bei Gründung der KSK rechnete man mal mit 200 Soldaten zur Unterstützung wenn 12 Soldaten der KSK im Einsatz sind. 2/3 der Unterstützung im Gast- und Einsatzland.
Das Reicht nicht und ohne Mandatserweiterung sehe ich in der Richtung wenig Möglichkeiten.
@ svens
das ist ja das problem.
der auftrag muss die personelle und materielle dimension des mandats bestimmen.
macht man es anders herum garantiert man die unerreichbarkeit des politisch definierten ziels unabhängig von anderen faktoren.
abgesehen davon täte es den deutschen streitkräften grundsätzlich ganz gut sich in punkto „tooth to tail ratio“ mal in ders praxis mit dem französischen ansatz vertraut zu machen und künftig schlankere strukturen zu implementieren.
@ wacaffe
Dann hat man aber nicht den Arbeitsschützer, den ADSB, den Umweltschutzbeauftragten und den Beauftragten für die Prüfung von Tritten und Leitern vor Ort und das DEU Ktgt könnte schweren Schaden dadurch erleiden.?
„Terrorismus, Kriminalität und Verarmung können mittelfristig starke Auswirkungen auch auf Europa haben“, heißt es in dem Schreiben der beiden Ministerien, über das zuerst der verteidigungspolitische Blog „Augen geradeaus!“ berichtet hatte
http://www.spiegel.de/politik/ausland/mali-bundesregierung-prueft-einsatz-der-bundeswehr-im-norden-a-1047077.html
Herzlichen Glückwunsch
pi
Mali ist 5-mal so groß wie die BRD. Da sagt die Zahl 150 Mann eigentlich schon alles.
Die Sache ist vergeigt, noch bevor sie angefangen hat.
„Klotzen, nicht kleckern ist derzeit in Ihrer Armee nicht verfügbar. Das tut uns leid.“
Schade, dass Mali nicht Mitgliedsstaat der NATO ist.
Die Bw könnte dann die Verlegung und den Einsatz der IVJTF unter Realbedingungen üben.
So wird vermutlich nur die Sicherheit Deutschlands nach dem Hindukush eben in Mali verteidigt.
Scherz beiseite. Woher sollen denn neben „Experten“ für Dies und Das denn die Ausrüstung kommen, wenn die aktuelle NRF bereits für Übungsvorhaben geplündert wird?
Die Sprache vom „gefährlichen Norden“ kann nicht militärischem Selbstverständnis entsprechen. Deutsche Soldaten sind gefährlich (zumindest noch einige davon), und es sind die Islamisten die sich Sorgen machen müssen wenn sie zum Einsatz kommen, und nicht umgekehrt.
@Delta0219:
Der deutsche Soldat ist Professionell, der Unterschied zwischen gefährlich und professionell liegt darin, dass Professionelle Kräfte zielgerichtet agieren und eine Kommandostruktur haben, die auch befolgt wird.
Schwupps, schon wird wieder LUNA in die Diskussion gebracht.
Hat schon in der Ukraine nur zum Schenkelklopfer gereicht.
MALE brauchts dann schon. S.O. @Murazor.
Hier ein Rückblick bzgl. UAS im Kongo.
hDDp://www.betterworldcampaign.org/assets/pdf/bwc-white-paper-the-uns-use-of-uavs-in-th-drc-may-2013.pdf
@CRM-Moderator
In AFG ist LUNA auch geflogen, und das ziemlich erfolgreich. Das System hat seine Grenzen, aber bei der Topographie im Norden Malis (außer: Gebirge) sollte es keine Probleme geben. Und man kann auch im Relaisbetrieb fliegen. Voraussetzung: genügend Systeme.
Allerdings ist LUNA eben nicht so sehr für eine weiträumige Überwachung 24/7 geeignet, auch wenn sie das prinzipiell kann.
In der UKR im Winter ist es eben tatsächlich „zu kalt“, in MLI besteht eher keine Vereisungsgefahr.
LUNA mit HERON (und vielleicht EUROHAWK), der Mix machts.
@Sven S
Wenn Profis den Befehl bekommen, sich des Feindes anzunehmen, ist dies für diesen schlechter ausgerüsteten und ausgebildeten, unprofessionelleren Feind eben gefährlich…
Ansonsten klingt es m.E. immer etwas zaghaft und ängstlich, in einem militärischen Zusammenhang vom „gefährlichen Norden“ etc. zu sprechen. Das klingt tatsächlich so, als müsse man deutsche Soldaten beschützen und nicht so, als sei die Bundeswehr gerade dafür gemacht sich solcher schwierigen Lagen anzunehmen. Man kann ja durchaus bezweifeln, dass sie wirklich für den Kampf gegen solchen Feind optimiert ist, aber von ihr zu sprechen wie von einer Schulklasse auf Klassenfahrt finde ich doch übertrieben.
@Thomas Melber
„Allerdings ist LUNA eben nicht so sehr für eine weiträumige Überwachung 24/7 geeignet, auch wenn sie das prinzipiell kann.“
Meine Meinung dazu:
LUNA ist nicht für eine weiträumige Überwachung 24/7 geeignet.
Ihre Füllwörter könnten Verwirrung stiften. Vor allem wenn ich „Relaisbetrieb“ und „prinzipiell“ lese. In der Abkürzung LUNA steckt ja schon der Ausschluss von weiträumig mit drin. Legendär auch die Verlustrate.
https://de.wikipedia.org/wiki/EMT_Luna
In der Ukraine war/ist neben der Vereisungsproblematik auch das Problem, dass man auf Grund der begrenzten Reichweite in den schraffierten Gebieten zwischen die Fronten geraten kann. Und diese Problematik kann einen auch in Mali ereignen, wenn man mangels Reichweite etwas näher an die Problemzonen ran muss….haben wir uns auch schon mal drüber ausgetauscht.
;o)
Beginnend bei
http://augengeradeaus.net/2014/10/deutsche-drohnen-in-die-ukraine-da-ist-noch-einiges-offen/comment-page-1/#comment-154981
und die folgenden Kommentare.
Weiterhin:
http://augengeradeaus.net/2015/02/nach-dem-gipfel-von-minsk-standby-fuer-bundeswehr-luna/#comments
http://augengeradeaus.net/2014/10/drohnen-in-der-ukraine-die-camcopter-der-osze-sind-schon-da/
http://augengeradeaus.net/2014/10/bundeswehr-will-jetzt-doch-luna-drohnen-in-die-ukraine-schicken/
http://augengeradeaus.net/2014/09/bundeswehr-prueft-einsatz-von-heron-drohnen-in-der-ukraine/#comments
@ Leser0815:
Das mit der Kommandostruktur und der Professionalität war, zumindest zum Teil, sarkastisch gemeint.
Auch wenn ich kein „früher war alles besser!“ Rufer bin, habe ich doch im Zusammenhang mit der Bundeswehr immer wieder das Gefühl, dass es mit dem Ausbildungs- und Ausrüstungsstand eher schlechter als besser wird.
Als Beispiel: Wir waren mindestens 4 Tage pro Monat auf Übung, oft zwar nur in benachbarten Kasernen, aber ich konnte meinen Funktrupp blind und total übermüdet innerhalb von 45 Minuten voll einsatzbereit bekommen. Bei meiner alten Einheit sind nun keine Ressourcen mehr für (Verlege-)Übungen vorhanden. Nichteinmal auf den StoPl fahren die regelmäßig…
BTT: Genau diese Einheiten die in meinem Beispiel genannt werden, sind aber Einheiten die im Bereich Führungsunterstüzung dringend benötigt werden. Ohne Fernmelder weiß der Greni nicht wo er hinschießen soll und um Hilfe rufen kann er schon garnicht.
Ich bin mal gespannt was da nach der Sommerpause alles kommt. Auf jedenfall könnte das ein sehr dreckiger Einsatz werden.
@CRM-Moderator
Richtig ist, daß LUNA für die Aufgaben, die das System auch übernehmen mußte, nicht konzipiert wurde und auch die personelle Ausstattung (Anzahl Operateure) nicht für einen 24/7 Betrieb ausgelegt ist.
Nichts desto trotz kann LUNA das grundsätzlich, man nutzt sie dann aber schnell ab.
Der Überwachungs- / Aufklärungsraum ergibt sich aus den technischen Daten. Ob dies im gedachten Einsatzraum ausreichend ist kann ich nicht beurteilen. Wie gesagt, HERON o.ä. wäre dafür natürlich besser geeignet.
Grundsätzlich könnte man auch mit einem Klapprad an der Tour de France teilnehmen.
Grundsätzlich kann man mit einer Gabel auch eine Suppe essen.
Grundsätzlich konnte man auch 2007 bei Harekate Yolo mit Ch-53 MEDEVAC in Afg stellen. Nur nicht nach Sonnenuntergang…hust…
Grundsätzlich kann man das Wort grundsätzlich immer verwenden, was aber grundsätzlich zur Verwirrung führen kann über die wahren Möglichkeiten. Dies führt dann grundsätzlich zu unangenehmen Überraschungen und Peinlichkeiten (neudenglisch: caveats) wenn es ans Eingemachte geht.
Grundsätzlich einverstanden?
;o)
Herr Wiegold, das hat was:
http://www.telegraaf.nl/binnenland/24352286/__Duitse_militairen_wellicht_naar_Gao__.html?utm_source=t.co&utm_medium=referral&utm_campaign=twitterfeed
„De Telegraaf“ zitiert AG als Beleg für eine größere DEU Beteiligung bei MINUSMA.
„…, na berichten van de Süddeutsche Zeitung en het weblog Augen Geradeaus …“
Demnach geht in Kürze ein Fact Finding Team nach GAO, StO des NLD HQ.
Siehe dazu auch meine Info „Klaus-Peter Kaikowsky | 06. August 2015 – 13:31“ zu Stärke, Struktur and Auftrag des NLD Kontingents.
Gaa zo door = weiter so!
@CRM-Moderator
LUNA ist nicht erste Wahl für eine weiträumige 24/7 Überwachung, aber wenn ich keine anderen assets habe muß ich das nehmen, was eben verfügbar ist und mich meinen Möglichkeiten anpassen.
Andernfalls verzichte ich auf das asset ganz.
Zudem sind die taktischen Aufgaben ja noch nicht bekannt.
Bitte, bitte nehmt unser LUNA-System.
Bitte, bitte!
Wir werden es schon irgendwie taktisch begründen.
Bitte, bitte!
Deutschland braucht etwas PR in Afrika und fürs Heer.
Gefangen im Action Bias.
@CRM-Moderator
Bei Einsätzen bin ich kein Befürworter der olympischen Idee – „dabei sein ist alles“. DEU bietet an was es stellen kann. Wenn das nicht gewünscht ist, dann eben nicht.
Das ist analog zu den privaten Fliegern für die Sprungausbildung (mangels Gerät privat oder gar nicht).
Übrigens, was ist aus den HERON geworden?
Der Heron?
Weiterhin bei der Lw und in AFG.
Die Gerüche der afrikanischen Gerüchteküche wehen auch bis nach MeS.
Doch erstmal ist zu klären ob und wann in AFG überhaupt Schluss sein soll.
Da werden demnächst die Worte der Ministerin (2016 ist Schluss) nochmal ins Gedächtnis gerufen werden müssen….hust…
;o)
Der Heron in Mali wird wohl Wunschvorstellung bleiben müssen, bildgebende Mittel in dieser Flexibilität und Qualität sind wohl das Letzte was man nach den bisherigen Erfahrungen aus Afg. rausholen wird.
Vielmehr stellt sich doch die Fragem ob wir im Moment tatsächlich Qualitäten haben welche qualitativ aber auch quantitativ Sinn ergeben würden?
@Thomas Melber 07 August 2015 – 14:02
„…Der Überwachungs- / Aufklärungsraum ergibt sich aus den technischen Daten….“
Muss Widerspruch geltend machen. Denke, Ihre Absicht, die Begrenztheit des Systems als Wirkgrenze herauszustellen, ist angekommen.
Dennoch, um Missverständnissen zuvorzukommen:
1. Auftrag des Ktgt
2. BdL
3. Entschluss
4. Op-Befehl
4.1 Ziffer 3a
4.2 Ziffer 3b (ff)
Und dann habe ich den mir zugewiesenen Raum, bei dessen Festlegung die technische Leistungsfähigkeit seitens der Operateure NATÜRLICH Berücksichtigung fand.
Also, ALLES geht vom Auftrag aus. Sofern der Auftrag mit verfügbaren Mitteln aufgrund begrenzter Leistungsfähigkeit nicht erfüllbar ist, handelt erneut der Operateur, durch:
5. Änderung des Auftrags oder
6. Verfügbarmachung. anderer Mittel oder Möglichkeiten des Handelns.
@KPK
Das Beispiel AFG zeigt, daß an erster Stelle der (politisch motivierte) Auftrag steht. Daraus wird ein optimales Kräftedispositiv abgeleitet das regelmäßig nicht in Ansatz gebracht werden kann.
Das ändert am Auftrag dann aber nichts.
Die Folgen sind überdehnte Räume, mangelhafte Auftragserfüllung – sei es in der Zeit (Durchhaltefähigkeit) oder im Raum.
Der Operateur kann seine Anträge stellen, die Antwort darauf ist dann meist: „schön, daß wir darüber gesprochen haben“.
Ich hatte nicht das Gefühl, zumindest in den letzten Jahren ab 2009, das die BW in Afghanistan schlecht ausgerüstet ist.
Dem Feind in Mali haushoch überlegen.
Da kommt es dann auf die Robustheit des Mandats an und dessen Umsetzung.
Nach einem Bericht der Rheinischen Post geht man nach ersten Überlegungen bei MINUSMA von 350 Soldaten aus.
Fähigkeiten: UAS, SpezKr, Lufttransport, Eigensicherung durch Infanterie, Unterstützungskräfte.
Gerade im Bereich Lufttransport wird das ja dann interessant.
Aber eben auch im Bereich UAS.
Ob da der nächste Realitätsschock für die Führung und die Presse ansteht?
Zumal mir nicht klar ist, was man am Ende bezwecken will.
Wieder ein „just be“-Einsatz mit unklarem Auftrag, unzureichenden ROE, ungenügenden Kräften und Mitteln?
Im September sollen die Ausschüsse informiert werden.
@Memoria
Sind die 350 DEU DP? Wie ist eigentlich derzeit unsere Obergrenze gem BT-Beschluss. Kämen wir mit +350 darüber hinaus?
Ja 350 Deutsche. Derzeit ist der Umfang und auch der Auftrag nicht vom Mandat gedeckt.
Man geht davon aus, dass der Einsatz im Januar 2016 beginnt.
Aus meiner Sicht ist das sehr viel Symbolpolitik und Aktionismus, aber sehr wenig Realitätssinn und Zielvorstellung.
@Memorial
Letzteres sehe ich nicht so. Immerhin haben die NLD offiziell angefragt. Die „Robben“ auf dem Zahnfleisch und sind wenigstens so kameradschaftlich nicht einfach die Flagge einzuholen wie DEN in AFG mit MedEvac.
Nota Beine, das NLD Heer hat ca 30.000(!)
@Memorial
Letzteres sehe ich nicht so. Immerhin haben die NLD offiziell angefragt.
Die „Robben“ auf dem Zahnfleisch und sind wenigstens so kameradschaftlich nicht einfach die Flagge einzuholen wie DEN in AFG mit MedEvac.
Nota bene, das NLD Heer hat ca 30.000(!)
Naja DNK hat von Anfang angesagt, dass sie das ein Jahr machen. Wir haben hält nicht richtig hingehört.
Wenn man in den Einsätze geht sollte man sich klar sein was man da erreichen will. NLD war ja auch eher aus sachfremden Erwägungen da (MINUSMA-Chef kam aus NLD, Ausgleich für das Srebrenica-Trauma).
Nun kann man nicht mehr und die Deutschen haben ja oft genug erzählt, das Mali SP unserer Außenpolitik ist.
Nun dürfen wir eine Aufgabe über nehmen, von der nicht klar ist was das Ziel ist und gleichzeitig verschärft sich die Lage vor Ort erheblich.
Bei den gewünschten Fähigkeiten stehen wir zudem nicht wirklich gut da.
Aber das sind wohl für manche in Berlin zu viele Fakten.
Nur so als Ergänzung: MALI hat eine hervorragende Infrastruktur und man braucht dort sicher keine Hubschrauber. Richtig?
@avpat:
Siehe Bild oben ;).
Gerade beim Lufttransport will man sich einbringen, wo wir uns ja bei MINUSMA mit der Trall komplett blamiert haben.
Bin mal gespannt, ob noch einige glauben man geht mit NH90 und CH-53GA dort hin.
Mit 350 PAX inkl. DEU Kräfte für Eigensicherung ist die Decke viel zu kurz. Die Politik vergißt immer, daß man im Einsatz im Schichtbetrieb unterwegs ist – 24/7/365.
@Thomas Melber:
Noch ist ja nicht einmal klar was man erreichen will, was man beitragen soll, will und (!) kann – dann kann man auch über eine Obergrenze sprechen.
Es wird auf jeden Fall im Herbst unterhaltsam
@Memoria
Wenn NLD den Stab übergeben möchte / muß wird unser Kräfteansatz in etwas ebenso hoch sein müssen, mit ähnlicher force posture (wird spannend!).
Was man erreichen will / mu0 ergibt sich aus dem Mandat.
Bei Vorlagen im VA u.a. sollte man bei Karten immer im Vergleich die Größe z.B. NRWs oder BYs als insert mit darstellen, zumindest aber prominent das Entfernungslineal.
Mali ist mit enormen Landwegstrecken „gesegnet“, schon daher wird das schwierig. Um es mal positiv zu sehen: wenn wir da mit den NL etwas hinbekommen, dann dürfte es dem Franzmann schwer fallen, uns andernorts nach Afrika zu ziehen.
Nach meinem recht neuen Stand ist das Erkundungskommittee übrigens noch nicht einmal abgereist. Das wird auch sicher noch dauern. Wäre denkbar, dass NL gar nicht abziehen will. Sondern sich zusätzliche DE Beiträge erhofft. Wichtig ist der Einsatz da allemal.
Wobei man ja die Tiger wieder herausholen könnte. Diesmal mit adäquater Bewaffnung (Flechette), und der Sensor ist ja schon ordentlich.
Vielleicht mal zur Einordnung ein Blick auf die allgemeine Lage.
Die UN haben nach den Friedensverhandlungen den Auftrag von MINUSMA angepasst:
http://www.un.org/en/peacekeeping/missions/minusma/mandate.shtml
Mit der UNSR-Res 2227 vom 29.06.15 kommt MINUSMA eine noch aktivere Rolle bei der Unterstützung der malischen Sicherheitskräfte zu:
„In support of the Malian authorities, to stabilize the key population centres and other areas where civilians are at risk, notably in the North of Mali, including through long-range patrols, and, in this context, to deter threats and take active steps to prevent the return of armed elements to those areas;“
Insbesondere der letzte Teilsatz (take active steps…) sollte verdeutlichen, dass es sich nicht um einen Blauhelmeinsatz handelt wie man sich derlei in Berlin wohl noch allzuoft vorstellt.
Der Ansatz erinnert eher an das Vorgehen von MONUSCO.
Aufgrund der Parteilichkeit von MINUSMA kommt es im Norden immer häufiger zu Protesten gegen MINUSMA.
Die Niederlande haben den MINUSMA-Einsatz übrigens erst im Juli 2015 bis zum Ende des Jahres 2016 verlängert hat:
http://www.government.nl/news/2015/06/19/dutch-participation-in-fight-against-isis-and-un-mission-in-mali-to-continue-for-a-further-year.html
Jedoch darin bereits ankündigt:
„The Netherlands will work towards handing over a number of tasks to other countries over the coming period.“
Es geht also wohl darum knappe, teure oder gefährliche Teilbereiche abzugeben.
Mal sehen inwiefern man sich da mit den Deutschen einigen kann.
Die politischen Weichen scheinen jedoch schon gestellt zu sein, ob man sich in Regierung und Parlament auch nur ansatzweise im Klaren darüber ist auf was man sich da einlässt?
Bisher habe ich eher den Eindruck, dass sachfremden Überlegungen (mehr sichereitspolitische Verantwortung übernehmen, mehr Verantwortung in UN-Einsätzen, mehr Engagement in Mali als SP-Land, Anlehnungsmachtkonzept, engere Kooperation mit NL, etc) dominieren.
Aus den letzten 10 Jahren mission creep hat man wenig gelernt.
Zudem noch ein sehr interessanter Einblick in die sehr interessante ASIFU von MINUSMA
:http://www.militairespectator.nl/thema/operaties/artikel/asifu
Hier zeigt sich aus meiner Sicht sehr plastisch:
1. UN-Einsätze sind anders als NATO-Einsätze (das weiss unsere Marine schon, aber die Landstreitkräfte?)
2. MINUSMA ist anders als viele UN-Einsätze – siehe ASIFU
3. Die Niederlande haben hier viel gelernt, Schweden wiederum viel von den Niederländern
4. Deutschland spielt bei ASIFU eine passive Rolle
5. Die Lage in Nord-Mali verschlechtert sich erheblich
6. MINUSMA ist oft unentschlossen bzw. aktionistisch.
Diese und weitere „ground truths“ sollte man sich sehr genau anschauen bevor man den Einsatz ausplant und Entscheidungen hierüber trifft.
Hat man überhaupt auf hoher Ebene Interesse an einem umfassenden Lagebild?
Dabei könnte nämlich herauskommen:
Unklare Ziele von MINUSMA, UN-typische Blockaden, verschlechternde Lage, wenig passende Fähigkeiten der Bw (und anderer Ressorts), Schwerpunkt Mali weiterhin sinnvoll?