Stichwort EU-Armee – alle Jahre wieder?
Und da ist es wieder, das Dauerthema EU-Armee. Am (heutigen) Sonntag vor allem, weil sich nach einem Bericht der Welt EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker dafür ausgesprochen hat; weil es am (morgigen) Montag dazu eine Studie des früheren NATO-Generalsekretärs Javier Solana geben soll (an der auch der deutsche Verteidigungsausschuss-Vorsitzende und künftige Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels mitgeschrieben hat); und weil Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen dazu in ihrem Deutschlandfunk-Interview der Woche was gesagt hat. Schauen wir also mal genauer drauf.
Juncker, so berichtet die Welt (Link aus bekannten Gründen nicht), habe Bemühungen um eine gemeinsame EU-Armee damit begründet, dass die Europäische Union damit die Bereitschaft zur Verteidigung ihrer Werte glaubhaft machen könne: Eine solche Armee würde uns helfen, eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik zu gestalten und gemeinsam die Verantwortung Europas in der Welt wahrzunehmen. Und dafür habe er viel Zustimmung aus den Mitgliedsländern erfahren. Bartels wiederum plädierte dafür, nicht den ganzen großen Wurf als einheitliche EU-Regelung anzustreben, sondern mit bilateralen Vereinbarungen der Mitgliedsländer zu beginnen.
Von der Leyen nannte im Deutschlandfunk ebenfalls die Vereinbarungen zwischen einzelnen Staaten als Beginn einer solchen europaweiten Armee:
Ja, ich muss erst einmal sagen, es ist schon wegweisend und ein absoluter Vorreiter, dass die Niederländer bereit waren, uns eine Brigade zu unterstellen, das haben wir sonst so nicht. Und das ist genau der Weg, den man gehen muss. Ja, und ich denke, dass wir auch in der Bundeswehr bereit sind, in besonderen Fällen auch einer anderen Nation Truppenteile zu unterstellen. Das ist das Ziel, denn das zeigt eben auch, wenn zum Beispiel die Niederländer uns einen so großen Vertrauensvorschuss geben, dass der gerechtfertigt ist. Den auch zurückzugeben zeigt die gute Zusammenarbeit. Und ich glaube, das, was das Wichtigste ist, es zeigt eben in Europa, 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg – und vor 70 Jahren waren wir Todfeinde –, dass heute der Frieden innerhalb Europas, in der Europäischen Union auf festen Füßen steht und wir Schritt für Schritt immer fester auch unsere Bündnisse knüpfen, gerade in der Sicherheitspolitik. Dieses Verflechten von Armeen mit dem Blick, eines Tages eben eine europäische Armee auch zu haben, ist meines Erachtens die Zukunft.
Nun könnte man natürlich erst mal fragen, warum die Bundeswehr nur bereit sein sollte, in besonderen Fällen auch einer anderen Nation Truppenteile zu unterstellen. Nach meiner Erinnerung hatten die Niederlande bei Unterstellung ihrer 11 Luchtmobielen Brigade unter die deutsche Division Schnelle Kräfte da nicht besondere Fälle als Voraussetzung genannt.
Jenseits dieser Details: Das alles klingt ganz in Ordnung, verblasst aber, wenn wir einen kurzen Realitätscheck machen:
1. Mit einer eigenen Armee könnte Europa glaubwürdig auf eine Bedrohung des Friedens in einem Mitgliedsland oder in einem EU-Nachbarland reagieren, gibt die Welt Juncker wieder. Da gibt’s doch gleich zwei Missverständnisse.
Zum einen das Missverständnis, das allein Militär glaubwürdig auf die Bedrohung des Friedens reagieren kann. Wird nicht seit Jahren, gerade von Deutschland, der vernetzte Ansatz propagiert? Also das Zusammenwirken zwar auch des Militärs, aber ebenso politischer, diplomatischer und nicht zuletzt wirtschaftlicher Mittel? Ist die EU mit ihrer Wirtschaftsmacht schwächer, weil sie als EU keine glaubhafte militärische Macht hat – obwohl zugleich die meisten EU-Mitglieder auch NATO-Mitglieder sind?
Zum anderen: Ob europäisches Militär glaubwürdig reagieren kann, hängt nicht von den Strukturen ab. Ob und wie die Streitkräfte der europäischen Länder agieren können, hängt vor allem von Stärke, Ausrüstung, Führung und Zusammenwirken ab. Und wenn die Europäer schon in der NATO ohne das Supermitglied USA nur eingeschränkt handlungsfähig sind, ändert sich das nicht dadurch, dass sie unter ein einheitliches EU-Kommando gestellt werden.
2. Eine solche Armee würde uns helfen, eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik zu gestalten und gemeinsam die Verantwortung Europas in der Welt wahrzunehmen, sagt der EU-Kommissionspräsident.
Da stellt sich die Frage, warum Europa ohne eine gemeinsame Armee weniger gut eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik gestalten können sollte. Denn auch hier ist das Problem nicht die Struktur, sondern der politische Wille, eine solche Armee als Instrument der gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik zu nutzen.
Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch daran, dass die EU mal mit der Aufstellung rotierender, gemeinsamer Verbände begonnen hat: Die so genannten EU Battle Groups. Ein Konzept, das bereits seit mehr als zehn Jahren existiert. Ein Blick in die Geschichte bei Wikipedia:
Als sich abzeichnete, dass die im Rahmen des European Headline Goals 1999 in Helsinki beschlossene EU-Eingreiftruppe (EU Rapid Reaction Force) 2003 nicht einsatzbereit sein würde, schlug die Geburtsstunde der EU Battlegroup-Idee auf dem britisch-französischen Gipfel in Le Touquet (4. Februar 2003). Im November desselben Jahres wurde sie auf einem weiteren Gipfel in London unter Hinweis auf die Erfahrungen aus der EUFOR-Mission Artemis erneut aufgegriffen. Bereits im Dezember mandatierte der Rat der Europäischen Union die Weiterentwicklung der Krisenreaktionsfähigkeit der EU. Anfang Februar 2004 signalisierte der Bundesverteidigungsminister Peter Struck Interesse an einer deutschen Beteiligung. Mit einem sogenannten „Food for thought“-Papier erfolgte die Vorlage beim Politischen und Sicherheitspolitischen Komitee (PSK). Am 17. Juni 2004 beschloss der Rat der EU den Aufbau der EU Battlegroups im Rahmen der Erfüllung des Headline Goals 2010. Noch im November 2004 konkretisierten die Verteidigungsminister der EU-Mitgliedsstaaten diese Planungen bereits mit der Benennung der ersten Verbände.
Als Erstbefähigung (Initial Operation Capability – IOC) wurde ab 2005 zunächst je eine Battlegroup einsatzbereit gehalten, mit der vollen Einsatzfähigkeit (Full Operation Capability – FOC) seit Januar 2007 sind es zwei Battlegroups pro Halbjahr.
Seit 2005 wird eine Battlegroup einsatzbereit gehalten. Eingesetzt wurden diese Battlegroups bislang genau kein Mal.
Nicht etwa, weil es keinen Bedarf dafür gegeben hätte: vor gut einem Jahr stand schon mal zur Debatte, dass der europäische Einsatz in der Zentralfrikanischen Republik von genau so einer Battle Group durchgeführt werden sollte. Der entsprechende Vorschlag des damaligen schwedischen Außenministers Carl Bildt wurde rundweg abgelehnt – vor allem von Deutschland. Und das, obwohl die EU ziemliche Mühe hatte, die Truppen für den Einsatz zusammenzubekommen. Am Ende retteten dann Infanteristen aus Georgien das Brüsseler Vorhaben (Georgien ist übrigens kein EU-Mitglied), während die Bundeswehr sich mit vier Stabsoffizieren in der Hauptstadt Bangui und zusätzlichen Stabsoffizieren im EU-Hauptquartier in Larisssa/Griechenland beteiligte.
Seit Anfang des Jahres gibt es übrigens eine Nordic Battlegroup, die EU Battlegroup 15, bei der Nicht-NATO-Staaten wie Schweden, Finnland und Irland eine wichtige Rolle spielen. Seit dem vergangenen Jahr betont diese Truppe unter schwedischer Führung immer wieder ihre Einsatzbereitschaft. In den ganzen politischen Überlegungen scheint sie allerdings bislang keine wirkliche Rolle zu spielen.
3. Mit einem gemeinsamen Hauptquartier wird alles gut. Das ist eines der technischen Missverständnisse: Denn innerhalb der EU gibt es schon etliche HQ-Stäbe, die sich auf die Führung von EU-Operationen vorbereitet haben (unter anderem bei der Bundeswehr in Ulm). Wer da mal in die Geschichte eintauchen möchte, google nach den Stichworten Tervuren und Pralinengipfel – schon vor mehr als zehn Jahren wurde darüber debattiert, ob ein ständiges EU-Hauptquartier nicht die große Lösung wäre.
Nun ist zwar richtig, und das betont zum Beispiel der deutsche Parlamentarier Bartels immer wieder, dass die Beistandsverpflichtungen, auch militärischer Art, in der EU nach dem Lissaboner Vertrag noch über die Beistandsverpflichtungen in der NATO nach Artikel 5 des Bündnisvertrages hinausgehen. Ob und wie das im Ernstfall umgesetzt werden könnte, scheint allerdings keine Frage zu sein, die auf der politischen Agenda weit oben steht. (Redet irgendjemand darüber, wie die EU-Mitglieder Estland, Lettland und Litauen bei einer möglichen Bedrohung unterstützt werden könnten? Ich meine, jetzt nicht von der NATO, sondern von einer durchsetzungsfähigen EU-Truppe?)
Zusammenfassung und Siegerehrung: Wenn wirklich ein größeres militärisches Gewicht der EU gefragt wäre, ist nicht in erster Linie eine Anforderung an Strukturen das Problem. Sondern der politische Wille, die EU als eine Einheit zu verstehen, die alle Bereiche abdeckt, bis hin zum Militärischen. Das ist bislang nicht erkennbar. Aber vielleicht wollte Juncker ja genau darauf hinweisen.
(Ach, und das Fass Parlamentsvorbehalt(e) hab‘ ich noch gar nicht aufgemacht – das beträfe ja nicht nur den Deutschen Bundestag, sondern auch noch paar weitere nationale Parlamente.)
Nachtrag: Dazu passend: Das bereits am Freitag erwähnte Reuters-Interview mit Heeresinspekteur Bruno Kasdorf ist jetzt auch in der deutschen Fassung online:
Die Bundeswehr werde das Kommando über ein Bataillon mit etwa 600 Soldaten an das polnische Militär übergeben, kündigte der Kommandeur des Heeres, Bruno Kasdorf, am Freitag in Strausberg bei Berlin an. Im Gegenzug übernehme eine deutsche Brigade das Kommando über ein polnisches Bataillon. Deutschland verstärkt damit die militärische Zusammenarbeit mit dem Nato-Partner Polen, der sich zunehmend von Russland bedroht fühlt.
Noch ein Nachtrag 11. März: Von der Stiftung Wissenschaft und Politik gibt es einen Zwischenruf zu dem Thema:
Um die europäische Armee wird eine ideologische Schlacht geschlagen, die Europas Verteidigung nicht voranbringt. Claudia Major und Christian Mölling fordern stattdessen pragmatische Schritte auf dem Weg zu einem verteidigungsfähigen Europa.
(Foto: Schwedische Soldaten – Jimmy Croona/Nordic Battle Group Combat Camera)
@Zimdarsen
Zitat
(Operation Atalanta) unter der Europäischen Flagge im Dienst.
Negativ Sir !
Alle Schiffe aller Nationen fahren unter Ihren Nationalflaggen. (Die am Heck…)
Im Mast weht der Stander der EU. Das ist der feine Unterschied
Nennt sich CHOP Change of operational CONTROL – niemals Command.
Und ja, ich würde als Deutscher Soldat immer noch für Deutschland (Flagge als Symbol)
sterben. That´s the ultimate sakrifice…
@roderich kiesewetter
Sehr hochnäsige Antwort…
Ich habe ihren Aufsatz gelesen bevor ich geantwortet habe. Deshalb habe ich so geantwortet. Und wer sprach von „gerne sterben“
Waren Sie zu Ihrer aktiven Zeit etwa nicht dazu bereit ?
@Freiherr vom Stein
BZ!
@Vtg-Amtmann
Leider Zustimmung. EZB Mrd für faule Papiere, das Geld verliert an Wert und wir sparen bei Investitionen für die Sicherheit.
Im Übrigen ist die Neuausrichtung das Gegenteil von europäisch abgestimmtem Vorgehen.
Eine Abstimmung in Europa ist nötig, doch leider ist der pol Wille für die Sicherheit mehr zu bezahlen , Opfer zu bringen nicht erkennbar.
@ Roderich Kiesewetter
„wieso Deutschland als “einzig unsicherer Kantonisten”? Gerade unser Land ist am Verlässlichsten, s. auch unser Engagement bei NRF/VJTF, das sucht seinesgleichen.“
Herr Kiesewetter, ich bin ob der Realitätsverweigerung allein dieses einen Satzes erschüttert. Haben Sie ernsthaft den Tenor aus den letzuten fünf-sechs Jahren in der NATO nicht mitbekommen, daß gerade Deutschland als unsicherer Kantonist gilt? Haben Sie ernsthaft nicht mitbekommen, daß viele in der NATO in Dokumenten wie „Anchoring the Alliance“ Deutschland als „lost nation“ abgestempelt haben? Haben Sie nicht mitbekommen, daß viele in der NATO Deutschland vorwerfen sich nicht am sicherheitspolitischen Dialog zu beteiligen und nur vorzutragen was man nicht will?
Oder haben Sie die auch hier im Blog verlinkte Studie des OSW aus Polen zum „transatlantischen Schwachpunkt Deutschland“ nicht gelesen? Haben Sie nicht gelesen, daß Polen und Balten nicht besonders gut auf das deutsche Beharren auf die NATO-Russland-Akte zu sprechen sind, eine Akte die Russland übrigens selbst vor Jahren entwertet hat?
Auch in der Lybien-Frage (auch wenn ich persönlich die Enthaltung & Nicht-Teilnahme Deutschlands an dieser Intervention gutheiße) wurde Deutschland schlichtweg Unzuverlässigkeit vorgeworfen und die Frage gestellt, wie man Deutschlands Reaktionen denn überhaupt vorhersehen sollte? Oder Mali. Oder die ZAR. Oder die Syrien-Frage 2013. Oder ISIS. Oder Oder Oder …
Nach meinem Dafürhalten ist die deutsche Politik in Punkto Sicherheit & Verteidigung nur in zwei Punkten verläßlich: Beim Abgeben rhetorischer Floskelbreitseiten und beim Verweigern der seit 25 Jahren überfälligen gesellschaftlichen Diskussion.
Am Wochenende äußerte sich der rechtspopulistische Verteidigungsminister Panos Kammenos:
„Wenn Europa Griechenland nicht ausreichend unterstütze, werde man die Flüchtlinge in Scharen weiterleiten. Und wenn unter den Flüchtlingen auch Mitglieder des „Islamischen Staates“ (IS) sein sollten, sei Europa selbst schuld.“
Auch eine Art der GSVP.
Auch in der Frage der SiPo wird es wohl ein Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten geben.
Sehr geehrter Herr Kiesewetter,
es ist gut und lobenswert dass Sie sich gemeinsamm mitt Herr Nietan mit einer zukünftigen europäischen Sicherheitspolitik beschäftigen. Dennoch möchte ich einige Anmerkungen zu Ihrem Fünfklang machen:
„Hierbei müssen in einem so genannten “Fünfklang“ folgende wesentlichen Fragen gestellt werden:
1. Welche Interessen beabsichtigen wir mit unserem sicherheitspolitischen Engagement zu erfüllen?
2. Welche Aufgaben können und wollen wir übernehmen?
3. In welchen Regionen der Welt wollen wir uns einsetzen?
4. Welche militärischen und zivilen Instrumente benötigen wir?
5. Wie erklären wir unserer Bevölkerung und unseren Partnern unser Engagement klar
und deutlich?“
1. Diese Frage steht u.a. rudimentär im aktuellen Weißbuch beantwortet. Als der ehemalige Bundespräsident Köhler dieses zitierte, führte der mediale und politische Druck zu seinem Rücktritt.
2. Aktuell kann die Bw gerade die Aufgaben nicht übernehmen, die von Seiten des BMVg angeboten werden (LuTrans, San). Okay, Stabsoffiziere sind bisher mehr als hinreichend vorhanden ;-)
3. Verteidigung Deutschlands am Hindukusch? In Afrika? Gute Frage.
4. Comprehensive Approach von BMVg, Außenministerium, Innenministerium und BMZ ist ein erfolgversprechender Ansatz, die erfolgreiche Umsetzung steht aber noch aus. Das Konzept der PRT in AFG wird hierbei ebenso kritisiert wie auch die Freiwilligkeit der Polizisten einer ausreichenden Zahl an Polizeiausbildern entgegensteht.
5. Genau das ist der Punkt. Solange es niemand versucht, weiß es keiner.
Allgemein ist die deutsche Politik in den vergangenen Jahren daran gescheitert, auch nur eine dieser Fragen auf Minister- oder Kanzlerebene zu beantworten und zu erklären. Gerade die Frage nach dem warum und wie militärischer Einsätze (oder sogar nach dem Sinn der Bw außer zur Deichsicherung).
Bevor wir es nicht schaffen, hier mal eine politische Linie zu finden und zu vertreten, brauchen wir uns nicht in Europa lächerlich machen.
Gerade die Niederlande haben aus ähnlichen Erfahrungen (Bsp. Srebrenica / weiches Mandat) sehr viel gelernt (Bsp. Mali).
Wenn diese Fragen jedoch geklärt sind, steht uns im Rahmen der SSZ wie Sie richtigerweise schreiben ein sinnvolles Mittel zur Zusammenarbeit zur Verfügung, hier sehe ich als geeignete Partner v.a. AUS, LUX, NED, SWE, FIN, POL, LIT, LAT und EST an.
Hier mag es sinnvoll sein, gemeinsam zu beschaffen, auszubilden und zu kämpfen, eine Unterstellung macht bei Fähigkeiten meines Erachtens Sinn, aber nicht bei kompletter Durchmischung auf Zug- / Kompanieebene wie bereits einige Vorredner schrieben.
DLF Interview mit Walther Stützle:
http://www.deutschlandfunk.de/eu-armee-derzeit-jaemmerliches-ergebnis-trotz-hoher-ausgaben.694.de.html?dram:article_id=313765
@ Roderich Kiesewetter et al.
Ihr Traktat ist leider exemplarisch für die Tendenz bei europapolitischen Integrationsfragen eine „Debatte“ initiieren zu wollen dann aber die eigentlich Diskussionswürdige Grundprämisse „ISt eine weitere Abtretung wesentlicher Staatsfunktionen an die EU sinnvoll, rechtlich zulässig und vom Souverän gewollt?“ a priori vorwegnimmt. Ob eine weitere Entstaatlichung Deutschlands gewollt ist ist keinesfalls sicher.
Zu den praktischen und ideengeschichtlichen Hindernissen für eine „EU-Armee“ haben csthor und freiherr vom stein schon das Wesentliche gesagt.
Vielleicht führen sie sich aber noch mal intensiv (das müssten sie ex officio eigentlich schon getan haben) die Rechtsprechung de BVerfG zur Nichtdispositiviät staatlicher Kernbereichsaufgaben zu Gemüte. Um es vorwegzunehmen: Eine Abdikation nationaler Verteidigung ist verfassungswidrig!
Abstrakte von der Realität losgelöste Politutopien und „Projekte“ haben die vielfältigen Probleme der EU überhaupt erst erzeugt ( Euro ist hier das Paradebeispiel). Das gleiche mit vitalfunktionen nationaler Souveränität zu versuchen ist angesichts der ungewissen Entwicklung der EU und der bereits jetzt im Zuge der Finanzkrise aufgetretenen Konflikte grob fahrlässig.
Wenn Sie die „Sachzwänge“, „konspirative Gremienentschlüsse“ und den generellen Hang zur Rechtsbeugung im Laufe der „Euro-Rettung“ Revue passieren lassen; wollen sie ernsthaft ähnliche Situation hinsichtlich der nationalen Verteidigungsfähigkeit Deutschlands oder Fragen zu Krieg und Frieden ermöglichen?
Das groteske Demokratiedefizit das auf allen Ebenen der EU vorherrscht (Gleichheit der Wahl) und das sich aufgrund der nationalen Interessen auch nicht beseitigen lässt disqualifiziert alle denkbaren Institutionen (Kommission/Parlament/Ministerrat) von vornherein für jegliche Entscheidungskompetenz bezüglich eines Streitkräfteeinsatzes.
Ihr Papier und die bisherige offizielle Resonanz auf Junkersche Föderalisierungsphantasien wirkt auf mich vor allem wie Eskapismus vor dem Ihnen übertragenen Mandat:
Mit den Steuermitteln die Ihnen im Überfluss zur Verfügung stehen eine glaubwürdige nationale Verteidigungskapazität aufrechtzuerhalten.
Schlagen sie doch mal was vernünftiges und kurzfristig erreichbares Vor!
– common funding für EU battle groups statt costs lie where they fall
teilnahme der battlegroups am reassurance prozess für die osteuropäer
Die Friede, Freude Eierkuchenpolitik der letzten 40 Jahre (68 er) bringt u.v.a. auch Herrn Kiesewetter hervor. Anstatt ehrliche gesellschaftspolitische Diskussionen in Gang zu setzen, wird die EU Armee mal wieder zur Profilierung missbraucht. So wird es nie funktionieren.
Ich kann dem Freiherr vom Stein und anderen nur zustimmen.
@Roderich Kiesewetter: Es ist gut, daß sie sich für einen höheren Verteidigungsetat einsetzen. Aber müsste der Etat nicht schon 2016 tatsächlich erhöht werden, damit die Bundeswehr über genug Waffen wenigstens für die NRF-Kräfte sofort verfügt?
Sie führen NRF an als Nachweis, das Deutschland seine Verpflichtungen gegenüber der Nato sehr zuverlässig erfüllen würde. Nur haben wir alle mitbekommen, daß NRF Einheiten einen Besenstil verwenden mussten, weil es an Waffenanlagen für den Boxer Radpanzer fehlte, vor allem aber fehlten auch Maschinengewehre MG 3 und Pistolen der Einheit fehlten.
Beiden haben wir an die Kurden geliefert! Wie kann es sein, daß selbst die NRF-Einheiten über zu wenige MG 3 und Pistolen verfügen?
Wieso sind diese Waffen nicht sofort nachbestellt worden nach der Kurdenwaffenhilfe? Und wenn es keine MG 3 vielleicht mehr gibt auf dem Markt, warum wurden dann nicht schnell genug MG 4 oder MG 5 für die NRF- Kräfte beschafft, damit diese ihre Aufgaben als schnelle Reaktionskräfte in der Nato erfüllen können?
@FvS 1+***
@all: In 2 Tagen AG zu diesem Thema mehr Fundiertes gelesen (breit& tief) als das was im ganzen Jahr aus den Qualitätsschreibstuben tickert.
@ Zimdarsen 15:49:
Entweder war diese Äußerung des griechischen Verteidigungministers mit Tsipris abgestimmt, dann ist es schlichtweg ein Erpressungsversuch und eine bodenlose Unverschämtheit der griechischen Regierung, oder sie war nicht abgestimmt, dann gehört der Herr gefeuert.
Sehr geehrter Herr Kiesewetter,
allein mit diesem Satz führen Sie eine ernsthafte Diskussion ad absurdum – solcherlei Phrasendrescherei mag vielleicht bei Ihren Kolleginnen und Kollegen im Elfenbeinturm noch funktionieren, hier ernten Sie für diese platten Attitüden allerdings nur ein müdes Lächeln. Die beiden von Ihnen genannten Engagements als gelungen zu bezeichnen, ist grotesk und passt irgendwie haargenau zum Argument der Realitätsverweigerung, welche der Politik heuer oft vorgeworfen wird.
Sie wissen genau wie die Masse hier, dass die „Speerspitze“ oder die NRF militärisch betrachtet ein schlechter Witz und politisch nicht wirklich gewollt sind – außer als Symbole vielleicht.
Wenn mich nicht alles täuscht, hatten wir im vergangenen Jahr die höchsten Steuereinnahmen aller Zeiten zu verzeichnen – und Sie argumentieren allen ernstes auf der Linie „dass nicht genügend Geld vorhanden sei“? Könnte dies dann nicht eher an der verkorksten EU(-Politik) an sich liegen, nach der andere Länder de facto und auf Gedeih und Verderb aller anderen Nationen subventioniert werden müssen?
Was macht Sie da so sicher?! Nur weil Deutschland das als eine Art Allheilmittel ansieht, trifft das noch lange nicht auf den Rest Europas zu, die Meinung der Briten dazu kennen Sie beispielsweise?
Ernsthaft, dieser politisch verordnete „Europe-or-die“-Ansatz bereitet mir zunehmend Kopfzerbrechen. Nur als kleine Erinnerung:
Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf. […] Grundgesetz, Artikel 87a (1)
Von Europaarmee steht da nichts…
Insp. Kasdorf im Radio ( MDR Info) gehört (Marienberg).
Unbeschreiblich. Den O-Ton kann ich nicht wiedergeben. Bitte googeln…
@SEAKING
„Alle Schiffe aller Nationen fahren unter Ihren Nationalflaggen. (Die am Heck…)
Im Mast weht der Stander der EU. Das ist der feine Unterschied“
Dass dies so ist, dürfte bekannt sein und warum dies so ist wissen sie auch.
Wenn ihnen an der Flagge so viel liegt, dann nehmen sie die AWACS, dort sind die LFZ mit Luxemburger Flaggen bestückt.
..und doch ist es wind eine multinationale Mission der EU. Wir treten nicht für deutsche Freiheit und unser Recht ein, sondern dienen dort zum Schutz humanitärer Hilfslieferungen für Somalia. Wenn dort einer stirbt, dann für Bürger aus Somalia.
Für mich spielt die Flagge keine Rolle, sondern die Sache und die wird im Eid beschrieben.
Sterben isT nicht der Dienst, sondern es kann einen im Selbigen ereilen, Berufsrisiko.
@ wacaffe
Bravo Zulu! Allein der erste Absatz … perfekt dargestellt!
@Zimdarsen
In der Sache 100% einig.
Die Dienstflagge der Deutschen Seestreitkraefte mit Schwalbenschwanz bedeutet eben noch etwas fuer mich .
Funktioniert in den NATO Battlegroups doch wunderbar und das seit jahrzehnten.
Deshalb werde ich auch nie „EUUT“ EU Uniform Traeger.
Ps: Fragen Sie mal alle Royal Navies der EU ob sie die EU Flagge am Heck hissen wuerden…
Auf den Punkt gebracht ist der Vorstoß in Richtung einer EU Armee doch nichts anderes als der Versuch bzw. die Hoffnung Kosten zu sparen!
Wird es dazu kommen? Nein! Wir Deutsche mögen ja ganz in Europa aufgehen. Frankreich oder Großbritannien haben aber ganz eigene Vorstellungen bezüglich der Aussen- und Sicherheitspolitik. Und solange man hier keinen gemeinsamen Nenner findet ist eine EU Armee nonsens!
Aussagen zur deutschen Verlässlichkeit treiben mir Schamesröte ins Gesicht…
vdLeyen: „und vor 70 Jahren waren wir Todfeinde“
Ich war vor 70 Jahren niemandes Todfeind! Und machen wir mit jedem eine gemeinsame Armee, dessen „Todfeind“ wir mal waren?
R. Kiesewetter: „Gerade unser Land ist am Verlässlichsten,“
Richtig! Wenn es knallt, sind wir nicht dabei. Darauf kann man sich verlassen. Und wenn unser „vernetzter Ansatz“ im Norden AFG nicht fruchtet, kommt eine US-Division und deren AirForce. Werden wir für den Süden angefragt, sind wir nur für den Norden verantwortlich. Und wenn Lybien droht, besteigen wir doch wieder die AWACS-Flieger über AFG. Und wenn es an der ostpolnischen Grenze raschelt, unterstellen wir ein dt. Btl einer polnischen Brig in Westpolen. Boxer brauchen wir auch dringender als die Litauer. Und Waffenlieferungen an ein von EU-Deutschland umworbenes und dann von Rußland angegriffenes Land zumindest als Möglichkeit offen zu halten, bringt irgendwie nichts. Schließlich hat Deutschland seine Freiheit und Einigkeit ja auch ohne Waffenlieferungen erhalten – so scheinen es zumindest maßgebliche ehemalige Bürger der DDR zu sehen. Jaja, verläßlich . . .
Hat hier eigentlich schon mal jemand den force generation process für eine EU Battle Group miterlebt? Ein verstärktes InfBtl plus Logistik und ein büschen Hubschrauber und so. Lw und Marine sowieso nur als vages Versprechen. Und man schaue sich den Flickenteppich NRF an . . .
Und ich möchte nicht wissen, was hinter diesen EU Agenturen zur Rüstung usw. wirklich steckt. Geldersparnis? Effektivität? Wahrscheinlich so wie beim Bw Mobilitätsmanagmenet, der LHD und dem Liegenschaftsmanagement . . .
Sehr geehrter Herr Kieswetter,
vielen Dank für das Diskussionsangebot. Besonders die nicht immer ganz einfache, sehr kritische und fachlich versierte Augen Geradeaus! Gemeinde erfordert Mut sich einer solchen Diskussion zu stellen. Daher nochmals vielen Dank.
Zu dem Papier „ Verteidigung europäisch gestalten“ welches von Ihnen (Herr Kieswetter) und Herr Nietan erstellt wurde, möchte ich in den folgenden Abschnitten Stellung beziehen.
• Abschnitt Herausforderungen und Ziele:
Hier mahnen Sie eine breite strategische Diskussion und die Klärung der als „Funfklang“ bezeichneten Fragen an. In der Tat, diese Diskussion ist seit dem Ende des Kalten Krieges mehr als überfällig. Die bisherige interventionistische Außen- und Sicherheitspolitik von Deutschland, hat sowohl im Ausland als auch im Inland zu einem massiven Reputationsschaden der exekutiven und legislativen Organe geführt. Ich persönlich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass mit Ende des Afg. Einsatzes dieses Thema weitgehend vergiftet ist. Leider dreht sich die Welt ohne Rücksicht auf uns weiter. Wir werden konfrontiert mit der zügellosen Gewalt der ISIS, welche keine Staatsgrenzen kennt und deren Antrieb der „heilige Krieg“ an sich ist. Im Ukrainekonflikt erleben wir die Rückkehr der staatlichen hard power – jedoch in einer evolutionär fortgeschrittenen Form der hybriden Kriegsführung, welche alle staatlichen und auch nicht-staatlichen Organe und Werkzeuge abstimmt und auf das Ziel hin ausrichtet.
Mit dieser Aussicht wird eine eigene Regelgebunde bzw. an Regeln orientierende Außen- und Sicherheitspolitik zwingend notwendig. Lassen Sie mich darlegen warum dies der Fall ist und warum gerade die Politik von einer solchen Vorgehensweise profitiert:
–> Klar definierte Regeln und Ziele sind dazu geeignet, brenzlige Situationen gar nicht entstehen zu lassen, weil sie klare rote Linien aufweisen. Ein feindlich gesonnener Akteur verliert den Anreiz eine solche rote Linie zu überschreiten, wenn mit klarer Satisfaktion dieses Grenzübertritts gerechnet werden muss (z.B. im Fall von Geiselnahmen). Im zwischenstaatlichen Konflikt, bringt eine regelorientierte Außen- u. Sicherheitspolitik notwendige politische Stabilität. Die beteiligten Akteure können sich an den gesetzten Regeln orientieren und eine zufällige/unbeabsichtigte Eskalation kann in einer aufgeheizten Stimmung vermieden werden.
–> Deutschland wird für seine Verbündeten und Partner wieder verlässlich. Darüber hinaus bewahrt ein solches Vorgehen vor Anfragen welche nicht den gesetzten Zielen und Regeln entsprechen. Eine Nicht-Teilnahme wie z.B. beim Irakkrieg lässt sich damit auch leichter für die deutsche Politik gegenüber dem Ausland vertreten.
–> Die deutsche Bevölkerung lässt sich leichter von Einsätzen überzeugen, wenn sich die Politik klar an langfristig definierten Zielen und Regeln orientiert. Letztlich muss jedem Politiker klar sein, dass ein Einsatz den Tod von Soldaten einschließen kann. In einem solchen Moment muss jeder Politiker in die Augen der Eltern schauen und glaubhaft vermitteln können, warum dieser Einsatz beschlossen wurde. Dies wird leichter auf Basis eines klaren Fundaments zu erreichen sein, als durch eine ad hoc Modifikation. Allgemeine Positionen wie „Deutschland wird am Hindukusch verteidigt“ werden in Zukunft nicht mehr ausreichend sein um die deutsche Bevölkerung von Einsätzen zu überzeugen oder diese zu legitimieren.
–> Eine regelgebundene bzw. regelorientierte Außen- u. Sicherheitspolitik ist die Voraussetzung einer tieferen europäischen Integration. Erst wenn klar ist, welche Ziele wir selbst verfolgen, können europäische Staaten sich zu uns positionieren bzw. mit uns verlässlich zusammenarbeiten.
–> Erst wenn Ziele klar und präzise definiert sind, können Strategen diese Ziele entsprechend operationalisieren und daraus ein militärisches, rüstungspolitisches, nachrichtendienstliches Instrumentarium entwickeln, welches wiederrum die Politik bei ihren Entscheidungen unterstützt und entsprechende Vorhersagen treffen kann.
Auf den letzten Punkt möchte ich noch einmal gesondert eingehen, da es sich hier um einen blinden Fleck handelt, welcher einer zukünftigen europäischen Kooperation im Weg steht: Der außen- u. sicherheitspolitische Diskurs erreicht in Deutschland nicht das internationale Niveau und kommt selten über einen Streit bzgl. der richtigen Anzahl von Kampfpanzern hinaus. Dies hat vor allem die Ursache in einer mangelnden theoretischen Ausbildung. Im Gegensatz zu den NATO-Partnern findet in Deutschland keine kriegs-/konflikttheoretische Ausbildung statt. Die Universitäten der Bundeswehr verfügen über keine Studiengänge für Kriegstheorie, Militärsoziologie bzw. Militärgeschichte, obwohl sie zumindest im Namen ihre Nähe zur Bundeswehr und damit den deutschen Streitkräften zum Ausdruck bringen. Damit fehlt in Deutschland der komplette fachliche und wissenschaftliche Unterbau, welcher für eine stringente strategische Diskussion und Positionierung notwendig ist. Dieser Mangel betrifft selbst die BW und fällt spätestens in der fehlenden Politikberatung schmerzlich auf. Im Ergebnis sind wir nicht in der Lage die Konflikte von gestern, heute und morgen zu denken. Da man hier international auf einem höheren Niveau ist, blamieren wir uns regelmäßig durch unpassende und unsachliche Äußerungen zu geopolitischen Entwicklungen. Dies hat jedoch handfeste Konsequenzen für eine europäische Zusammenarbeit. Deutschland wird leider inzwischen als weitgehend inkompetent und unprofessionell wahrgenommen wenn es um Sicherheitspolitik geht. Auf einen inkompetenten Partner möchte man sich jedoch nicht stützen, besonders wenn er noch dazu unzuverlässig/volatil ist.
Leider ist es damit auch noch nicht getan. Die Operation „Besenstiel“ wie auch die berühmte „Strickmütze“ sind zu Metaphern für einen schweren materiellen Mangel bei der BW geworden. Dafür ist maßgeblich eine Kultur der aktiven Realitätsverweigerung verantwortlich, welche leider von der Politik begünstigt bzw. gefördert und z.T. selbst betrieben wird (siehe. Stellungnahme Karl Henning vom 6. März). Eine europäische Kooperation wird keine Lösung für diese Probleme sein und sie darf nicht dazu verwendet werden, um vor den aktuellen Problemen davon zu laufen. Denn diese werden uns gerade bei der europäischen Kooperation auf die Füße fallen. Wenn europäische Verbände zusammen trainieren, lassen sich materielle Lücken kaum vertuschen (wie aktuell beim deutschen Gefechtsverband NRF geschehen). In der Konsequenz werden wir wieder als inkompetent und unfähig wahrgenommen. Die kürzlich erfolgte Kritik von Polen und den USA war für diplomatische Verhältnisse ungewöhnlich scharf und hat einen nachhaltigen Reputationsschaden hinterlassen.
Wenn man in Deutschland die europäische Kooperation vertiefen möchte, so muss im ersten Schritt verlorenes Vertrauen zurückgewonnen werden. Dazu müssen jedoch zuerst die nationalen Hausaufgaben erledigt werden:
–> Einer klare und verbindliche strategische Positionierung
–> Schaffung der notwendigen wissenschaftlichen Basis für strategische Planung und Analyse
–> Abstellen der materiellen Mängel und der Kultur der aktiven Realitätsverweigerung
Sollten diese schon an sich nicht geringen Aufgaben erledigt sein, kann in einem ersten Schritt die europäische Kooperation angegangen werden. Dazu werde ich später in einem zweiten Teil Stellung nehmen.
Bang50
@Roderich Kieswetter (Oberst d.R.) und @Dietmar Nietan („ExZivi“, und das meine ich absolut nicht negativ): Sie haben sich hier in AUGEN GERADEAUS „verteidigungspolitisch“ mit einem Arbeitspapier eingebracht. Der Gegenwind aus dem Hades ist zwar heftig, aber Sie wurden in unserer Community akzeptiert, sonst gäb es nicht so viel fundierte und konstruktive Beiträge sowie Reaktionen, sondern schlichtweg Ignoranz. Also berührt das Thema.
Ergo fehlt, von Ihnen Beiden ein bislang ebenso ernstes und kritisches Echo. Oder anders gesagt, Sie und auch wir sollten doch die Chance nutzen, über Konkreteres hier in AG mit Ihnen als MdBs zu diskutieren, weil augenfällig und damit auch mutig – kurzum „demokratisch“ – und auch aus zwei verschiedenen politischen Lagern, Sie gemeinsam und in in gleicher Sache die Diskussion gesucht haben. Dies nicht nur auf „Puper-Illu-Haarspray- und Muppets-Show-Niveau“ sondern sicherlich mit einem realpolitischen nationalen und europäischen Blick samt Background.
Bislang war die Kritik an Ihrem Arbeitspapier zwar nicht gerade erbaulich, aber vielleicht sollten wir uns deshalb und Ihren Weg zu einem „Joint & Combined“ und Ihre aktuellen verteidigungspolitischen Vorhaben genauer ansehenes und Sie als parlamentarische Insider ganz konkret dazu befragen? Die Chance auf konkrete Antworten wäre doch auch für Sie etwas Einmaliges. Deshalb folgende erste und sehr konkrete Fragen:
• Sind die „Operation Besenstil“ sowie weitere Ausrüstungsmängel der Marienberger NATO-Speerspitze“ und auch der BW insgesamt, es überhaupt noch wert, darüber und auch über den Insp-Heer und über dessen Truppenbesuch zu diskutieren? Oder sollte man besser still eine „Freer’sche Lösung“ abwarten, um zu sehen, was still noch auf dem Weg zu viel Schlechterem ist?
• Oder auf meiner persönlichen Strecke: Wie beurteilen Sie Herr Oberst d.R. und Ihr Kollege ZiVi i.R. denn den „Arnold-Wieker-NH90- MedEvac-Cluster“, als eine der angeblichen „Ultima-Ratio“ und die Sinnhaftigkeit sowie Realisierbarkeit dieser Idee der „Demonstration der europäischer Stärke“ (dies bitte bzw. bitter konkret)? Oder ist dies auch nur eine der vielen Todburten für ein „Joint & Combined“, hinter welchen nur reiner Populismus und ansonsten verteidigungspolitische sowie haushaltspolitische Verlegenheit steckt?!
@csThor hat sehr klug geschrieben: „… die deutsche Politik in Punkto Sicherheit & Verteidigung nur in zwei Punkten verläßlich: Beim Abgeben rhetorischer Floskelbreitseiten und beim Verweigern der seit 25 Jahren überfälligen gesellschaftlichen Diskussion.“
Danke vorab für Ihrer beider ehrliche Antworten, Ihrer hoffentlich alsbald erfolgenden aktiven Teilnahme an der hier gegenständlichen Diskussion und für die vielen weiteren projektbezogenen Fragen der Community an Sie beide.
@SEAKING
Da sind wir in der Diskussion doch schon weiter, nur wenige glauben, dass GB und FR in absehbarer Zeit bereit fur eine EU Armee sind.
Doch dies steht jetzt nicht zur Debatte, sondern wie kann die EU dem Vertrag von Lissabon und dem Bedürfnis der Menschen in Europa gerecht werden und für deren Recht und Freiheit sorgen.
Die aller meisten Staaten in der EU sind nicht in der Laage sich selbstständig zu verteidigen.
die EU Armeen sind schlecht abgestimmt und deshalb haben wir trotz hoher Ausgaben und 1,4Mio Soldaten eine relativ geringe Abschreckungs- und Schlagkraft.
Diesen Mangel gilt es zu beheben, ob und wann am Ende eine EU Armee steht ist sekundär und nicht bestimmbar. Weder Russland noch die USA oder China sind in wenigen Jahren entstanden.
Am Ende wird es keine Frage sein, was wir gerne hätten sondern zu was uns unsere Feinde zwingen.
An ALLE:
you make my day!
Vielen Dank, ich betreibe hier für mich SiPo im Selbststudium (während des Dienstes), und danke ganz ernsthaft allen hier. Innerhalb kürzester Zeit, auf den Punkt gebrachte, stichhaltige Argumentationen sind absolut mein Ding.
Ich weiß nicht ob Sie das kennen, dieses Gefühl der Wut und Ohnmacht, anhand der industriellen Oligarchie und im Nachgang politischen Pseudo- Entscheider geworfenen Nebelkerzen und der Reaktion von Kameraden oder auch der ganz normalen Mitmenschen.
Hier fehlt mir oft das Wissen, die Worte und nicht zuletzt die Geduld angemessen in meinem Umfeld zu reagieren.
Da sind dieser Blog und die meisten Teilnehmer ein echtes Stück Lebenshilfe.
Das Kellerkind
Es landete ein Raumschiff hier im Forum und ein exotisches Wesen der Gattung „MdB“ stieg heraus, um mit den Bewohnern der Schlammzone Kontakt aufzunehmen. Wie viele unzivilisierten Völker erwiesen sich die Bewohner zwar als herzlich, aber rauh in den Umgangsformen.
Wir werden sehen, wie es weitergeht. Flüchtet der MdB zurück in sein klimatisiertes Raumschiff und hebt schleunigst wieder ab? Oder erweist er sich als hartgesottener Forscher, der trotz eisigen Gegenwindes versucht, seine Mission fortzusetzen?
Fortsetzung demnächst hier in Ihrem Kino?
@Kiesewetter, Nietan & Bang 50
In der FAZ ist ja schon das Buch „Armee im Aufbruch“ besprochen worden und diese Militärwissenschaftliche Lücke der UniBw angesprochen worden. Eigentlich haben wir noch eine FüAk dafür, die aber auch eher politisch korrekt arbeitet. Im Übrigen ist an den UniBw ein „militärkritischer“ Geist am Werk, der solchen Ansätzen sicherlich „kritisch“ gegenüber stände.
Aber das Ganze beginnt ja auf der politischen Ebene. Wie sehen denn da die Sicherheitspolitischen Grundkenntnisse aus? Herr Kiesewetter, nach welchen Kriterien sind denn die Minister und Parl. Staatssekretäre ausgewählt worden? Ein Innenminister ohne Jurastudium ist unvorstellbar. Ähnliches gilt für den Finanzminister. Nennen wir die CDU mal beim Namen: Die letzten Vtdg-Minister waren ein Winzer und pol. Versorgungsfall aus Hessen, der erst gehen mußte als er das eigentlich gewünschte Ministerium endlich hatte, ein Ministeranfänger, ein ausgewiesener Innen-und Kanzleramtsminister (gar nicht so schlecht) und nun eine Sozial-und Frauenpolitikerin für die sonst kein Ministerium frei war.
Und all das in einer „Militär ist keine Lösung“ Gesellschaft, in der dann so getan wird, als ob alle anderen nur auf Militär setzen würden, wenn sie z.B. Waffen in die Ukraine liefern wollen oder den IS bombardieren. Diese Hilfsargumente mit noch schrägeren historischen Bezügen sind dabei so durchsichtig innenpolitisch-wahltaktisch, daß es schmerzt.
@f28
Besser hätte man es nicht auf den Punkt bringen können.
StMarc | 11. März 2015 – 9:20
“ @f28 Besser hätte man es nicht auf den Punkt bringen können.“
danke für die Blümchen. Aber das Bild vom „verschreckt das Weite suchenden Hr. Kiesewetter“ war doch zu verlocken.
@An Sie Alle: zunächst ganz herzlichen Dank für die überraschend vielen Kommentare. Mir ist als Oberst a.D. nicht d.R. schon sehr klar, auf was ich mich da eingelassen habe, zumal ich Augengeradeaus seit vielen Jahren lese und gerade 2010/2011 auch sehr aktiv mit eigenen Beiträgen und Aufsätzen begleitet habe. Zur Zeit bin ich auf einer sicherheitspolitischen Konferenz in Istanbul und an der syrischen Grenze. Ich gehe durch alle Kommentare und werde Ihnen dann ausführlich antworten. Eines sollte uns allen aber schon klar sein: so ein Blog, das zeigen auch die vielen anonymen Nutzernamen ist ein Abladeplatz von Frust und nicht nur persönlicher Enttäuschung, aber eben auch ein facettenreiches Juwel aus vielen qualifizierten Vorschlägen und Anregungen. Die letzteren greife ich gerne auf. Den teilweise heftigen Kritikern sage ich ganz offen: seid Ihr nicht froh, daß sich ein ehemaliger und immer noch Kamerad kümmert und Ihrer internen Debatte stellt? Also, etwas Geduld, ich rühre mich heute noch, spätestens morgen. Ich freue mich auf den weiteren Austausch. Herzliche Grüße RK
@Zimdarsen
Eine EU Armee hat ganz entscheident etwas mit Identifikation zu einer Instutituion und dem Vertrauen der Mütter und Väter der Länder zu tun, die Ihre Söhne und Töchter solch einer Institution überlassen.
Diese Identifikation „Wir sind Europäer, keine Deutschen, Italiener,Dänen, …Bayern, Sachsen…“ sehe ich nicht.
Das Vertrauen gibt es nicht.
Ich bin froh und dankbar dafür das ich in Europa lebe. Aber ich bin und bleibe Deutscher.
I say again „Check the flag of the Royal Navies“ und unsere. Da ist sind jahrhunderte alte Traditionen, Stolz und Identifikation symbolisiert…die (Royals und Volk) werden einen Teufel tun ihre Flaggen zu streichen.
Für mich gibt es keinen Grund für eine europäische Armee.
Unterstellung der benötigten Einheiten wie bisher innerhalb der NATO höchst erfolgreich praktiziert reicht. Wenn Deutschland irgendwann mal weiss was es will.
http://www.mc.nato.int/org/smg/Pages/default.aspx
Da muss „man“ mal Synergieeffekte innerhalb der EU nutzen :-)(
Der NH90 bringt es (wenn auch sarkastisch) bis zu „FRONTAL 21“, die Besenstiel Aktion wird in FAZ online nochmal aufgekocht und auch sonst sind unsere Streitkräfte z.Zt. doch recht Medienpräsent. Toll!
Dem Anschein nach werden es zwar immer mehr, die sich hier bei AG rumtummeln,
nur beschleicht mich das Gefühl, dass die überwiegende Mehrheit der Bundesbürger tagtäglich paralysiert durch anspruchsvolle Medienspektakel wie Musikantenstadel, Lindenstrasse usw, als auch stundenlange „Informationssendungen“ über den II WK,
langatmiges Gefasel von unseren Volksvertretern zu IRGENDWAS in sogenannten Talkrunden, von Rundfunkgebühren finanziert, den Bezug zum wirklichen , realen Leben überwiegend aus den Augen verloren haben.
Mutti hält den Ball flach. Wir wollen ja auch nicht negativ auffallen und dann kommt einer um die Ecke und spricht von der großen europäischen Armee.
Halleluja!!!!
Unserem Volk wurde Jahrzehnte lang eingebläut, dass wir den letzten Krieg auch schon wieder verloren haben und wir doch bitte für den Rest der Zeitrechnung soweit es geht friedlich bleiben.
Ein Bundesbürger, erzogen in diesem Geiste, wird nicht verstehen können und wollen (nicht in naher Zukunft), dass deutsche Soldaten bestmöglich und in einem nach oben offenen Finanzrahmen ausgerüstet sein müssen, damit sie mehr darstellen, als irgendwelche „Türken“ bei ILÜ 20…..
Nicht mal die Mehrheit unserer vom Volk gewählten Vertreter verstehen das.
Ich plädiere für den Fall der Fälle eine Armee zu leasen, die wir dann dem Auftrag entsprechend anfordern und nach Beendigung des Gefechts wieder vom Hof schicken.
Mit dem Bezahlen für Dinge die wir NICHT tun wollen, haben wir ja Erfahrung.
Sorry, aber der Split zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist völlig ausgeufert!
@Roderich Kiesewetter: Sorry, das „a.D.“ ist bekannt, das „d.R.“ war eher spitzbübisch gemeint. Ansonsten faire Reaktion von Ihnen, abgesehen von der m.M.n. nicht ganz vorurteilsfreien „Frust-Theorie“. Manchmal ist es wirklich für einen „a.D.“ erschreckend, wie sich die Bw selbst aus dem Inneren heraus sieht bzw. wie es um diese bestellt ist. Übrigens der harte Kern der Community kennt sich zumindest so gut, das man in etwa und vielfach auch sehr genau weiß, wer hinter dem jeweiligen Nick steht (nicht steckt!).
Sehr geehrter Herr Kiesewetter!
Ich hoffe wir haben Sie jetzt nicht verschreckt. Wir mögen hier böse bellen, aber beißen tun wir nicht. ;)
Ich möchte nochmals einen Argumentationsstrang aufgreifen, den andere hier angesprochen haben. Er bezieht sich auf die argumentative Schwäche bundesdeutscher Politik im Hinblick auf Sicherheit und Verteidigung und auch darauf, warum die so oft beschworene „gesellschaftliche Debatte“ nie Traktion bekam.
Zum Einen fällt hier das von Bang50 dargelegte Fehlen eines wissenschaftlich-theoretischen Unterbaus ins Gewicht. Wenn eines an den Debatten zu militärischen Themen der Zeit nach der Wiedervereinigung auffällt, dann das Fehlen eines rationalen und durch den Austausch von Argumenten gekennzeichneten Diskurses. Dies ist einerseits auf eben die fehlende theoretische Basis zurückzuführen, andererseits aber auch auf die Neigung diverser politischer und gesellschaftlicher Gruppierungen das Thema mittels hypermoralisierender Rhetorik emotional aufzuladen und somit allen potentiell Interessierten die Neigung zur Beteiligung zu nehmen. Jüngstes Beispiel für diese Entwicklung war der Versuch des vorigen Verteidigungsministers de Maiziere an der Leipziger Uni eine entsprechende Veranstaltung durchzuführen, der jedoch von einer antimilitaristischen linken Studentengruppierung durch gezieltes Stören sabotiert worden war. Daß die Politik das mehr oder minder stillschweigend zugelassen hat zeigt entweder die massiven Berührungsängste seitens der Volksvertreter mit diesem Thema oder ein nicht zu entschuldigendes Desinteresse derselben.
Mit dieser weniger als halbherzigen Beschäftigung mit einem DER Kernthemen eines jeden Staates tat und tut sich die Politik aber keinen Gefallen, denn im Gegensatz zum weit verbreiteten Irrglauben merken die Menschen sehr wohl, wenn eine Partei oder eine Einzelperson ein Thema wirklich ernsthaft vertritt oder nicht. Warum sollte der Michel das Thema also ernst nehmen, wenn es schon die eigenen Eliten scheinbar oder offensichtlich (je nach persönlichem Standpunkt) nicht tun? Hier geböte die Vorbildfunktion einer politischen Elite eigentlich ein beispielhaftes Vorangehen, das im Endeffekt vielleicht auch öffentliche Zustimmung für einen vormals höchst unpopulären Kurs durch argumentative Untermauerung, verständliche Erklärung der Umstände und Alternativen (sowie der potentiellen Folgen und ggf Kosten) und Demonstration von Verantwortungsbewußtsein, Leistungsbereitschaft und politischem Führungsvermögen generieren könnte.
These 1: Die „gesamtgesellschaftliche Debatte“ kam nie in die Gänge, weil die Menschen die Versuche als bestenfalls halbherzig und nicht glaubwürdig empfunden haben.
Der zweite Knackpunkt, und hier schließt sich der Bogen von „gesamtgesellschaftlicher Debatte“ zu den Thesen von Jean-Claude Juncker zur EU Armee, ist die von wacaffe angesprochene stillschweigende Annahme der Politik, daß die Deutschen allen Details der europäischen Einigung grundsätzlich positiv und unkritisch gegenüberstehen. Dies wird von vielen in meinem Bekanntenkreis in bezug auf das Verhältnis Deutschland – EU und der Rolle der BRD innerhalb der Union entweder als elitäre Abgehobenheit, akuter Realitätsverlust der politisch Verantwortlichen, Arroganz der Macht oder auch als naive Willfährigkeit gegenüber einer demokratisch nur mangelhaft legitimierten Brüsseler Beamtenelite angesehen. Diese Äußerungen, ohne sie jetzt inhaltlich bewerten zu wollen, zeigen meines Erachtens durchaus eine große Skepsis vieler gegenüber zumindest Aspekten des europäischen Einigungsprozesses. Die Menschen empfinden eine grundlegende Skepsis, wenn nicht defensive Ablehnung, gegenüber dem Projekt EU, das für sie in immer weitere Ferne rückt, dessen Funktionen, Ziele und Mechanismen sie immer weniger durchschauen und verstehen können. Die Euro-Krise und die Handlungen der Entscheider tun das Ihrige für die zunehmende Distanzierung der Bevölkerung gegenüber der EU. Die grundlegende Skepsis der Deutschen gegenüber dem Euro – von Herrn Dr. Kohl selbst eingeräumt als er zugab „wie ein Diktator“ entschieden zu haben, weil er nie im Leben eine demokratische Mehrheit der Deutschen für die Euro-Einführung hätte gewinnen können – wird durch die Rückschau damit bestätigt und das Gefühl des „Ausgeliefertseins“ gegenüber einer undurchsichtigen EU-Bürokratie und einer scheinbar auf staatliche Selbstauflösung fixierten deutschen Politik wird gestärkt. Eine echte Grundsatzdebatte, d.h. eine bei der auch grundsätzliche Fragen (wie die von wacaffe gestellte nach der Sinnhaftigkeit, juristischen Unbedenklichkeit und (v.a.) demokratischen Legitimation weiterer Souveränitätstransfers nach Brüssel) auf den Tisch kommen, bei der Umstände, Alternativen, Chancen, Risiken, Kosten, Nutzen und politische Ziele ernsthaft diskutiert und den Menschen die verschiedenen Handlungsoptionen argumentativ nähergebracht werden, wird nicht geführt, weil die Politik eine grundsätzliche Bejahung seitens der Bevölkerung voraussetzt, die nach meinem Dafürhalten so nicht existiert (und nie existierte).
These 2: Die Debatte über eine EU-Armee wird keine echte werden, da die Menschen a) keine ehrliche Debatte von der Politik erwarten (Erfahrungen aus der Euro-Einführung) und b) keine tiefgreifende Argumentation seitens der Politik stattfindet, da diese eine grundsätzlich positive Grundhaltung der Deutschen (aus Unkenntnis?) voraussetzt.
Mich würde Ihre Antwort auf diese beiden Thesen interessieren. :)
Roderich Kiesewetter | 11. März 2015 – 9:34
„…so ein Blog, das zeigen auch die vielen anonymen Nutzernamen ist ein Abladeplatz von Frust und nicht nur persönlicher Enttäuschung“
sicher auch, aber nicht nur. Hier schreiben auch einige Zivilisten, die nicht direkt persönlich betroffen sind (na ja, als Steuerzahler aber dann doch). Und da geht es dann nicht um „persönlichen Frust“, sondern vielmehr um schieres Entsetzen über die Kluft zwischen der Realität und dem Verhalten der politischen und militärischen Führung.
Vor einem Jahr habe ich hier noch die Frage gestellt, ob ein x-beliebige Einheit der BW nach der Alarmierung zur Ausrüstung greift, auf die Fahrzeuge hüpft, die Diesel startet und losfährt. Nach einem Jahr AG-Forum weiß ich, wie lächerlich diese Frage war. Die Sache mit dem NH90-Deal war dann nochmal ein Knaller obendrauf.
Erstmal die (unerfreulichen) Realitäten akzeptieren. Dann das kleine Einmaleins des Handwerks wieder lernen. Und das nötigste Werkzeug beschaffen. Dann das vergeigte Vertrauen wieder aufbauen.
Und DANN kann man vielleicht über politische Visionen reden, ohne auf allzuviel Spott zu treffen.
@csThor meine Stellungnahme folgt, hier nur mal ein ganz aktueller Tweet von mir
https://twitter.com/rkiesewetter/status/575603215112224768
Hochverehrter Herr Oberst-Adé-MdB-Kamerad Kiesewetter,
es ist in der Tat sehr lobenswert, dass Sie sich der Debatte stellen, wobei aga allerdings ein recht kompetentes sounding-board für food-for-thought darstellt – wie ich meine.
Was nun die Anonymität der Kommentatoren anbelangt, so sehe ich das als die virtuelle Variante der guten, alten Chatham House Rules. Zu Ihrem Thesenpapier erlauben Sie mir noch eine Anmerkung: es ist imho eine eher typisch deutsche, „politische“ (bzw. politisch korrekte) und weniger eine konzeptionell-analytische Schreibe, was natürlich bei einigen Kommentatoren die entsprechenden bullshit-Reflexe auslöst ;-) Das sollte man nicht mit „Frust“ verwechseln.
@ Roderich Kuesewetter | 11. März 2015 – 9:34
Ich will mal Klartext reden, schauen Sie also bitte auf den Inhalt und verstecken sich nicht hinter Form oder „beleidigt sein“. Das scharfe Wort soll lediglich der Klarheit der Worte und daraus folgend der Klarheit der Gedanken dienen und nicht beleidigen. Ich bin mir darüber im Klaren, dass viele gern beleidigt tun, damit sie sich möglicherweise unangenehmen Gedanken entziehen können.
Ja, wir halten Sie hier für wichtig und viel beschäftigt! Die Türken werden Ihnen sicherlich auch einen schönen Türken bauen (… Ihnen einen Wahrnehmungsraum aufspannen, damit Sie Entscheidungen treffen, die Ihrem Kommunikationspartner dienen …).
Ihr oben zitiertes Statement zeigt strukturelle Defizite auf, an denen unser bundesdeutscher Politbetrieb leidet.
Zuerst wäre da Zeitmangel. MdBs sind in der Regel in einen solch engen Terminkalender eingespannt, dass ihnen keine Zeit zum Denken bleibt. Gerade außen- und sicherheitspolitische Fragestellungen brauchen Zeit und Muße, um sie zu durchdringen. Weil ein MdB diese Zeit nicht hat, er sich aber profilieren muss, wird der Analyseprozess meist recht willkürlich aus Ressourcenmangel abgebrochen und ein Ergebnis verkündet. Dieses Ergebnis muss dann in Kategorien wie Mehrheitsfähigkeit, Kompatibilität zur Parteilinie und Medientauglichkeit passen. Ein grand strategy spielt eher keine Rolle. Die Beachtung eine grand strategy macht notwendig, bei jedem Schritt viele Parameter zu beachten. Die Beachtung vieler Parameter macht das Denken langsam und schwerfällig. Politiker müssen aber schnell und schlagfertig sein. Sie müssen ihr Denken vereinfachen und auf möglichst wenige Parameter reduzieren. Das macht politisches Tagesgeschäft inkompatibel zu einer nationalen grand strategy.
Dazu kommt dann Eitelkeit. Auch ein MdB möchte Harmonie und Zustimmung. Außerdem muss die Wiederwahl bzw. der Listenplatz gesichert werden, man will gemocht werden. Lobbyisten, die Honig schmieren, bekommen mehr Zeitfenster, als irgendwelche Leute, die unschöne Dinge verkünden und den MdB dann auch noch vermitteln, dass man ihn für Unkundig und sicherheitspolitisch schlecht gebildet hält. Kritikern wird dann gern ein Mangel an Dankbarkeit unterstellt („seid Ihr nicht froh, dass …“).
Diese Rahmenbedingungen machen es schwer, einem MdB ein korrektes Lagebild zu vermitteln und ihn rein bildungstechnisch in die Lage zu versetzen, außen- und sicherheitspolitische Urteilsfähigkeit zu entwickeln. Die Assimilationskraft der sicherheitspolitischen Mittelmäßigkeit im Raumschiff Berlin ist offenbar stärker. Außerdem will niemand als zweifelnd und damit unsicher-schwach erscheinen, sonst wird man (dem Nockherberg 2015 folgend) im Polit-Raumschiff von seinen Politiker-Kollegen gefressen. ;-)
Zum Thema anonym merke ich an, daß hiermit das nächste Diskussionsfeld „Staatsbürger in Uniform“ und „Innere Führung“ eröffnet wäre. Ich verzichte hier auf meinen DstGrd und habe einen Allerweltsnamen – das schützt vor allzu spontaner Reaktion. Aber die Erfahrung wegen MdB-verursachter Disziplinarermittlung aufgrund eines Leserbriefes in der IFDT (heute IF) oder die Aufforderung eines MdB, „dann ziehen Sie doch den Rock aus“ wenn man Diskussionsbeiträge nicht auf respektvolle Hinweise beschränkt, sondern auf Augenhöhe geht, machen vorsichtig.
@SEAKING
„Eine EU Armee hat ganz entscheident etwas mit Identifikation zu einer Instutituion und dem Vertrauen der Mütter und Väter der Länder zu tun, die Ihre Söhne und Töchter“
Stimmt und die ist relativ und verändert sich über die Jahre.
“ Diese Identifikation “Wir sind Europäer, keine Deutschen, Italiener,Dänen, …Bayern, Sachsen…”
In Pommern bin ich Bayer und in Südtirol Schwabe, in Schwaben bin ich Augsburger, in Augsburg Rucksackdeutscher, in GB bin ich Deutscher und in den USA Europäer. Wo ist das Problem
Herkunft ist relativ und Staaten künstlich und oft nicht natürlich gewachsen.,.
Betrachten sie nur die Regionen in Mitteleuropa wie oft da in den letzten 200 Jahren gewechselt hatten.
Auch ich bin froh und dankbar dafür das ich in Europa und der BRD lebe.
“ Für mich gibt es keinen Grund für eine europäische Armee.“
Die Begründung warum es irgendwann eine EU geben könnte, ist die selbe warum es eine BUNDES-Wehr gibt und keine württembergische.
Unterstellung der benötigten Einheiten wie bisher innerhalb der NATO höchst erfolgreich praktiziert reicht. Wenn Deutschland irgendwann mal weiss was es will.
Sehr geehrter Herr Kiesewetter,
ich finde es löblich, wenn endlich – eigentlich 25 Jahre zu spät – versucht wird eine Diskussion zur sicherheitspolitischen Rolle der Bundesrepublik in Europa und der Welt in Gang zu setzen. Wir Soldaten warten schon lange darauf. Wie soll diese Rolle aussehen? „Führen aus der Mitte“, hat unsere Ministerin gesagt. Das würde bedeuten, dass Deutschland dann als s.g. Anlehnungsmacht wohl zusammen mit Frankreich und auch Großbritannien die Hauptlasst dieser Rolle in Europa tragen müsste, finanziell genauso wie militärisch-personell. Als wirtschaftlich stärkstes Land ggf. sogar mehr als die beiden vorgenannten Länder. Will man das?
Um diese Frage zu beantworten kommt es m.E. darauf an, dass sich zunächst die Regierung, das Parlament, die Parteien und dann irgendwann auch die maßgeblichen gesellschaftlichen Gruppen dieser Tatsache bewusst sein und vor allem großzügig einig sein müssen. Erst dann kann über weitere Schritte nachgedacht werden. Ich betone, erst dann! Alles andere oder vorher initiierte ist aus meiner Sicht Augenwischerei und Selbstbetrug. Wesentlich wird dabei auch sein, ob dann Frankreich und Großbritannien dieses auch so sehen. Mit dieser Reihenfolge kann unsere Politik weiter zielführend arbeiten und zwar ergebnisoffen.
Natürlich ist diese Herangehensweise unangenehm langwierig, zäh und auch in der heutigen Gesellschaft und mit den genannten Partnern schwierig zum Ziel zu führen. Wie sagt die Kanzlerin in anderem Zusammenhang: Sie ist alternativlos!
So müssen Sie auch die kritischen Kommentare hier auf AG sehen. Die meisten Kommentatoren kommen als Insider/aktiver Soldat oder Interessierter für Sicherheitspolitik in dieses Forum und versuchen Großteils nicht, wie von Ihnen dargestellt, ihren Frust abzulassen, sondern, das tagtäglich Erlebte in den notwendigen Kontext zur Wahrnehmung in den Medien oder der Entscheidungen der Leitung zu stellen. Das dies, wenn man sich für eine Sache engagiert, nicht ohne Emotionen abgeht, ist selbstredend. Sie können dabei leicht erkennen, dass es eine riesige Kluft zwischen den Wahrnehmungen an der Basis und der militärischen und politischen Leitung gibt. Wir nennen das „Grüne Ampel Syndrom“. Dem aufmerksamen Leser von AG wird dies aktuell in den Diskussionen zur Entscheidung NH90 und zur Speerspitze der NATO vor Augen geführt.
Allerdings bleib festzuhalten, dass leider Ausstattung in der momentanen Qualität und Personalumfang der Bundeswehr in Quantität keine Umsetzung irgendwie gearteter Beschlüsse, zulassen.
Wichtig für die weitere Betrachtung – dann hat es sich vielleicht schon erledigt – ist, dass keiner auf die Idee kommen sollte, dieses Projekt als eine gute Möglichkeit zu sehen, Geld zu sparen. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn ich mehr Verantwortung will, muss ich Geld in die Hand nehmen. Das wurde von meinen Vorrednern schon ziemlich deutlich gemacht.
In diesem Sinne…
Sehr geehrter Herr Kiesewetter,
sollten Sie sich durch meine Anmerkungen und Beiträge angegangen fühlen, so sehen Sie es mir bitte nach. Ich bin Westfale und zudem geprägt durch die Erziehung zum Offizier nach „Trull´scher (Panzertruppen)Schule“ – und nach der wird ein Problem bzw. die eigene Meinung klar formuliert und nicht durch esoterisches Geschafel verwässert.
Ich würde es zudem begrüßen, wenn Sie die Kommentare hier nicht unbedingt als „Frust abladen gescheiterter Ex-Soldaten“ sehen würden, so wie Sie es weiter oben charmant formuliert haben – gerade bei solch einem wichtigen Thema (zu dem Sie Feedback gewünscht hatten) muss doch das geflügelte Wort „Hart in der Sache – fair im Umgang“ gelten. Ansonsten könnten Sie sich ja einfach weiter mit Ihren Kolleginnen und Kollegen im Elfenbeinturm austauschen… ;-)
Zur Anonymität stelle ich heraus, dass ich nach mehrjähriger Tätigkeit als IT-Sicherheitsbeauftragter in zwei TSK/OrgBereichen schlicht ein Problem damit habe, meine Identität (und sei es nur der Klarname) ins Netz hinauszuposaunen – und da ich keine Figur des öffentlichen Lebens, Mandatsträger o.ä. bin, nehme ich eben dieses Recht auf (Rest-)Anonymität im Internet in Anspruch.
Wünsche Ihnen eine gelungene Konferenz und freue mich auf Ihre Anmerkungen!
@ Zimdarsen
Sie verwechseln hier das Wachsen einer Nation mit dem Zusammenwachsen verschiedener anderer. Es gibt z.B. genügend Theorien, dass das Entstehen der Vereinigten Staaten von Amerika, gerade in der kritischen Anfangsphase, nur funktioniert hat, weil die Masse der Einwohner Briten aus den ursprünglichen 13 Kolonien waren und eben noch nicht der bunte „Völkermix“ späterer Zeiten – daher waren Ideale, Werteverständnis etc. auch überwiegend deckungsgleich. Ihre historischen Beispiele sind ferner aus den verschiedensten Gründen unzutreffend (zumal man in den USA als Person selten als „Europäer“ wahrgenommen wird, zumindest nicht (mehr) nach der ersten groben „Einordnung“, sondern sehr wohl als Brite, Italiener oder Deutscher).
Zudem sei anzumerken: Warum ist denn die Wahlbeteiligung in Europa, aber auch bei uns, in den letzten Jahren stetig zurückgegangen? Liegt dass nicht evtl. daran, das mittlerweile viele Europäer von eben dieser EU schlichtweg enttäuscht sind? Es kriselt an allen Ecken und Enden, die Währungsunion schlingert durch ihre schwerste Krise, der Euro fällt ins Bodenlose – und wir verfallen in eine (unehrliche, wie ich meine) Debatte über eine Euro-Armee bzw. EU-weite Kooperation bei Verteidigung und Rüstung. Wohlwissend, dass es gerade auf letzterem Feld in den vergangenen Jahrzehnten ein Desaster nach dem anderen gab, heißt unsere Devise Pooling&Sharing? Ernsthaft?
Ich bleibe dabei – so etwas wie eine „EU-Armee“ kann nur der letzte Schritt nach vielen anderen auf dem Weg zur europäischen Einheit darstellen, niemals aber ein Instrument, um eben dieses Ziel zu erreichen.
Wir sollten hier nicht länger persönliche Wünsche und Vorlieben in die Debatte einfließen lassen, sondern bei den Fakten bleiben; so z.B. der britischen Absage: „Verteidigung ist und bleibt eine nationale Aufgabe, keine europäische.“
Roderich Kiesewetter | 10. März 2015 – 13:40
Ihr Beitrag zeigt in jeder Hinsicht, dass Sie trotz – oder gerade weil – Obert i.G.a.D. meilenweit von der Realität entfernt sind. Sowohl was den Zustand der Truppe angeht als auch den Beitrag der Bundeswehr international und ihre Zukunft betrifft.
Ihre Versuche, den Sachverstand der Nutzer hier aufgrund Ihrer Anonymität zu delegitimieren, sprechen nicht für Sie…
@Zimdarsen
Biete ein Argumentationsremie an…
We shall see.
Front nach Backbord – Flaggengruss (Die Deutsche) – Abpfiff :-)
Zimdarsen | 11. März 2015 – 15:08
„in Pommern bin ich Bayer und in Südtirol Schwabe…“
schon klar, dass ist bei den Briten und Franzosen doch genauso. Ändert aber nix daran, dass beide sich auf absehbare Zeit niemals irgendeine andere Flagge als die Trikolore oder das White Ensign an das Heck hängen würden. Mag sein, dass es in D tendenziell etwas anders aussieht – aber damit sind wir nunmal ziemlich alleine.
(OT: Gemeinsamkeitsgefühle werden bekanntlich oft durch gemeinsam durchgestandene Kriege befördert. Könnte sein, dass ein gemeinsam durchgestandener Waffengang das Zusammengehörigkeits-Gefühl neu definieren würde. Aber das wollen wir schließlich auch nicht…)
@Roderich Kiesewetter:
1. Ich war lange genug in einer Partei und habe genug Wahlkämpfe mitgemacht um zu wissen, daß es nicht einfach ist für einen MdB etwas in Berlin durchzusetzen. Man hat seinen Wahlkreis, die Partei auf Kreis und Landesebene, wo man mindestens rumspringen muss und die Franktionsdisziplin und dazu auch noch eine Große Koalition und die Kanzlerin und die Verteidigungsministerin – und noch schlimmer der Finanzminister – gehören ihrer Partei an.
2. Aber damit weiß ich auch, daß man über Bande spielen kann. Das Sagen in der Großen Koalition haben die Kanzlerin und die beiden anderen Parteivorsitzenden. Die Verteidigungsministerin wirkt als Einzelkämpferin, die weder gut mit der CSU, noch mit der SPD kann. Ein höherer Verteidigungsetat wäre viel leichter durchzusetzen, wenn die Verteidigungsministerin sich die Unterstützung von Herrn Gabriel oder Herrn Seehofer besorgen würde.
Dies würde Sie aber nicht daran hindern, zusammen mit SPD oder CSU Abgeordneten sich die Unterstützung von Herrn Gabriel oder Herrn Seehofer zu besorgen, die einzigen die genug Einfluss haben auf die Kanzlerin, dass der Finanzminister mehr Geld rausrücken muss ob er will oder nicht.
Dafür gabe es einfache Ansatzpunkte. Herr Gabriel ist gegen den Leopardexport an Saudi-Arabien, aber da die Rüstungsindustrie jammert- und der Bundeswehr Leopard II Kampfpanzer hinten und vorne fehlen, müsste es da doch möglich sein, neue Leo`s für die Bundeswehr zu beschaffen!
Denn es fehlen ja Leo`s z.B. für das neue Panzerbataillon 414! Nachdem die Panzerzahl auf 225 gesenkt werden sollte, für 4 1/2 Panzerbataillone einschließlich dem gekadertern 8. Gebirgspanzerbataillon( die Panzerbataillonne 33 und 413 die noch bestehen, sollen ja wohl dieses Jahr in ein Panzergrenadierbatailon bzw. ein Jägerbataillon umgewandelt werden), ein Panzerbataillon aber 44 Leopardkampfpanzer hat, können wir mit den nur 20 Panzern, die nicht mehr abgegeben werden sollen, und damitg insgesamt nur 245 Panzern, das neue Panzerbataillon gar nicht ausrüsten, geschweige denn in den anderen Panzerbataillonen weg kommen vom Dynamischen Verfügbarkeitsmanagement, ohne neue Panzer zu kaufen.
Die Öffentlichkeit wurde zudem getäuscht, indem der Eindruck erweckt wurde vom Sprecher des Verteidigungsministeriums und der SPD, es seien noch wenigstens 300 Leopard vorhanden bzw. war von 100 älteren A 4 und A 5 Modellen die Rede, die jetzt gar nicht mehr da sein sollen bzw. schon an Polen verkauft worden sind.
Und plötzlich heißt es Verträge mit Polen sollen erfüllt werden, auch wenn wir damit zu wenig Panzer für die BW haben, ohne daß man auf die Idee kommt, sich mit den Polen an einen Tisch zu setzen und z.B. zu sagen, wir behalten die überzähligen Leo`s die noch da sind, ihr bestellt dafür neue bei KMW und wir subventionieren dies(wie wir dies ständig bei Israel tun).
3. Was den Vorwurf angeht, hier gäbe es zu viel Frust, so ist es für sicherheitspolitische Menschen, die hier fast täglich neue Hiobsmeldungen aus der Bundeswehr mitbekommen, schwer zu ertragen, daß die Regierung und das Parlament nichts dagegen zu tun scheinen. Wenn ich mir ein Auto bestelle und dies wird später als geplant geliefert, dann lease oder miete ich mir ein anderes und nehme sowas nicht als Gott gegeben hin, wie die BW jede Lieferverzögerung der Industrie tatenlos hinnimmt, statt für Ersatzmaterial zu sorgen.
Es wäre nur wirklich einfach zu sagen, die Materialreduzierungen für die Bundeswehrreform 2011 und das Dynamische Verfügbarkeitsmanagement haben sich angesichts der Lage in der Ukraine überholt, wir kehren zu den Obergrenzen vor der Bundeswehrreform zurück.
Ihr Kollege Rainer Arnold hat vorgeschlagen, alle 410 Puma abzunehmen und nicht nur die reduzierte Zahl. Dies wäre ein klarer Schritt wieder zur Vollausstattung. Leider habe ich bisher nicht gehört, ob dieser Vorschlag von der Regierung oder dem Verteidigungsausschuß unterstützt wird?
Die Transall konnten im letzten Jahr nicht mal mehr die Ministerin transportieren, vom A 4000 M wissen wir nicht, ob die Bundeswehr in diesem Jahr auch nur einen einzigen erhält, von den 5 geplanten Maschinen.
Trotzdem geschieht nichts, was ich nicht verstehen kann. Zwar hat die Ministerin letzte Jahr mal über Ersatzmaschinen nachgedacht, aber meines Wissens ist bis zum heutigen Tage keine einzige Ersatztransportmaschine gekauft oder geleast worden. Dabei gibt es so viele Herkules-Transporter z.B. ,daß ich mir nicht vorstellen kann, daß die BW nicht welche hätte kaufen oder leasen können(Frankreich und GB hatten mal ein Leasing direkt vom Hersteller geprüft) oder von Verbündeten ausleihen können, um nicht weiterhin blamiert dazustehen, nachdem die UN es abgelehnt hat sich vor den alten deutschen Transall in Mali fliegen zu lassen!
Außerdem wurde hier schon öfters darüber diskutiert, daß der A 400 M für kleinere Transporte oder Lasten eigentlich zu groß ist und es wirtschaftlicher wäre, diesen großen Militärtransporter durch einen kleineren zu Ergänzen. Aber auch dies ist bisher nicht geschehen, obwohl es mindestens zwei solcher Transportertypen auf dem Markt vorhanden sind.
Und auch was den unsinnigen Weiterverkauf von 13 A 400 M angeht, habe ich noch nichts gehört, daß man darauf verzichtet. Wir werden kaum den Kaufpreis beim Weiterverkauf erzielen, aber da die BW lieber unterstützt, statt zu kämpfen, wäre eine große Transportflotte sinnvoll. Wir sollten also alle Maschinen behalten, einen 2. Fliegerhorst damit ausrüsten, z.B. in der Nähe der Fallschirmjägerschule, damit dort besser ausgebildet werden kann und die Maschinen nicht jedesmal von weit her herangeführt werden müssen.
Moin, allgemein möchte ich feststellen, dass es sowohl für diese Seite, als auch für Herrn Kiesewetter spricht, dass hier derartige Diskussionen, in denen ein MdB sich stellt, stattfinden. Dies ist mit Sicherheit kein Zufall…
@zimdarsen ich teile Ihre positiven Punkte zu einer EU Armee. Es wird aber nie eine komplett aufgestellte EU Armee geben, sondern höchstens eine wie es die Kaiserliche Armee war, bestehend aus den Kontributionen der Stämme, respektive der Mitgliedsstaaten. Im Koalitionsvertrag haben wir zwei Modelle vorgeschlagen, via Anlehnungspartnerschaften bzw. Framework Nation. Die EU bietet das Midell der SSZ, steht alles im Aufsatz, brauche ich hier nicht ausführen. Eine nationale Bundeswehr mit „Breite vor Tiefe“ ist weder zukunftsfähig noch finanzierbar. Die Bundeswehr sollte auch nur mehr Geld erhalten, um ihre international notwendigen Fähigkeiten auszubauen, für die Landesverteidigung ist sie nicht mehr aufgestellt und auch nicht mehr geeignet.
@Demjenigen, der den ehrwürdigen Namen vom Stein missbraucht: Sie haben leider ein Zerrbild von Abgeordneten, es lohnt der Mühe nicht, man könnte jeden Ihrer Absätze zerpflücken. Verstehen Sie bitte, daß ich mich an die konstruktiveren Beiträge wende.
@Jan Hofmann: etwas mehr Zivilcourage im Sinn der Inneren Führung auch gegenüber MdB, gerade gegenüber denjenigen, die sich Ihnen wie beschrieben verhalten haben.
@Klabautermann: schätze seit Jahren Ihre Beiträge, immer lesenswert, danke.
@f28 Sie sprechen die mil Führung an. Seit General Naumann, der Maßstäbe gesetzt hat, war es für die politische Leitung offensichtlich geboten, Auswählen zu treffen, die so waren wie sie waren. Mil Führung muss unbestechlichen militärischen Ratschlag geben, ohne Getöse, vor allem aber ohne politisch möglicherweise absehbare Entscheidungen schon a priori zu inkludieren. Das aber geschah über Jahre mit allen bekannten Konsequenzen. Mil Führung muss wissen, daß die politische Leitung auf ungefilterten militärischen Rat angewiesen ist, weil sie sich in der Regel nicht mit Militär auskennt. Woher auch. Umso besser müssen die Ratgeber sein.
@csThor: Danke für Ihre beiden Thesen. Ich habe bereits im Jahr 2011 gemeinsam mit Andreas Schockenhoff das Thema sipo Generaldebatte und gesamtges. Debatte eingebracht. Mit der unnötig kurzfristigen Aussetzung der Verpflichtung hätte spätestens die Debatte starten müssen, es fand sich aber niemand, der die Kraft hatte, der grotesken Verführung, die Züge aus der grotesken Schlussphase des Films „Das Parfüm“ hatte, zu widerstehen. Im Bundestag wurde statt über Inhalte zu debattieren, beraten, wer zuerst reden darf oder soll oder so, die Bundeskanzlerin oder der Außenminister, warum nicht der Verteidigungsminister etc. Daran zebrach letztlich der erste Aufschlag. Nunmehr geht es viel besser, der Reviewprozess wird genauso wie der Weißbuchprozess oder die Ergebnisse der RüheKommission im Bundestag debattiert. Alles Anlässe für die breite Debatte. Im Land könnten die Kirchen das aufgreifen, sie tun es nicht, sondern bekämpfen viel lieber TTIP, weil es viel einfacher erscheint… Bitter, aber nüchterne Realität. Ihre zweite These teile ich, es wird keine breite Debatte über die Europa-Armee geben, aber ich bin sehr zuversichtlich, daß wir, also Herr Nietan und ich, die richtigen Themen gesetzt haben. Jetzt ist es an uns allen, auch Ihnen allen, das Thema zu verbreitern. Über eine reine Debatte zur Verbesserung der Bundeswehr und ihren inneren Misständen wie hier oft zu lesen, werden wir politisch gar nichts ausrichten. Das ist das Problem einer Berufsarmee, sie interessiert kaum noch jemanden. Deshalb Debatte breiter aufstellen, Helm auf und vorwärts durch die Aktenberge ;-)
Roderich Kiesewetter | 11. März 2015 – 23:14
Eine Bundeswehr mit „Tiefe UND Breite“ ist zukunftfähig und muss und ist auch finanzierbar. Für die Bundeswehr als „Schild und Schwert“ des wirtschaftlich stärksten und bevölkerungsreichsten Staates Europas aus politisch, finanzieller und moralischer Sicht als andere als „Tiefer UND Breite“ ein Armutszeugnis – was übrigens auch Großbritannien und Frankreich so sehen. Kleinere europäische Staaten können sich an die größeren anlehnen, aber mit Sicherheit nicht umgekehrt.
Und was sind Ihre „international notwendigen Fähigkeiten“, die es auszubauen gilt? Sanität und Logistik, dafür endgültige Auflösung der Artillerietruppe, so wie bereits mit der Heeresflugabwehrtruppe geschehen? Welche Fähigkeiten sind denn ausschließlich für die Landesverteidigung, nicht aber für die Bündnisverteidigung und „Einsätze im erweiterten Aufgabenspektrum“ geeignet?
Es schockiert mich, dass Sie den Verlust wesentlicher Fähigkeiten, insbesondere von Grundlagen wie dem „Gefecht der verbundenen Waffen“ offenbar nicht als problematisch betrachten – zumindest legt Ihre Ausdrucksweise das nahe.
@Roderich Kiesewetter
Damit ist also der verfassungsgemäße Auftrag und die Daseinsberechtigung der Streitkräfte (Art 89 GG) ihrer Meinung nach
a – nicht mehr gegeben
und
b – nicht mehr wichtig/anzustreben
???
Danke Herr MdB – keine Fragen mehr.
Freue mich ja schon auf ihren GG-Änderungsvorschlag…
Es gibt einschlägige BGH und EuGH Urteile zur Ab- und Aufgabe von Souveränitäten an übergeordnete und untergeordnete Systeme. Einfach mal Realpolitik im Rechtsstaat machen, das spart auch die Schreibmühe für ihre Werke, die ich mitunter bei „Fiktion“ einorden würde.
Sie MÜSSEN Art 89 GG VOLLUMFÄNGLICH erfüllen, bevor sie sich auf irgendetwas anderes konzentrieren. Und es wurde klar geurteilt, das ein verfassungsgemäßer Auftrag auch vollumfänglich erfüllt werden muss und es nicht mit einer „Papierarmee“ befriedigt werden kann.
Ich erwarte als Bürger von einem MdB, der seinen Schwerpunkt auch noch in SiPol legt, dass er genau dafür auch zuallererst Sorge trägt. Die Aufgabe des verfassungsgemäßen Auftrag, bei gleichzeitiger Forderung eines Anschluss an eine andere(!) Armee hat schon ein „Gschmäckle“
Bin auch gespannt wie sie einen nationalen Parlamentsvorbehalt in einer Framework Armee umsetzen wollen.
Danke für ihre Teilnahme an dieser Diskussion – aber ab hier bin ich schockiert…
@ Roderich Kiesewetter | 11. März 2015 – 23:14
Ich kann jetzt nicht behaupten, dass mich Ihre Antwort wundert. Sie wollen sich den Problemen nicht stellen, die Sie mit verursacht haben. Es ist eine typische Erscheinung bei politischem Versagen, den Kopf in Sand stecken zu wollen, statt die strukturellen Probleme zu versuchen zu erkennen. Als Karrierist tragen Sie in verschiedensten Funktionen Verantwortung für die Misere, in der unsere Verteidigungsfähigkeit steckt.
Das Vorbild für meinen Nickname hat seinerzeit wichtige drängende Probleme schroff angesprochen. 1805 kritisierte vom Stein den Außenminister Haugwitz als einen „Mann ohne Wahrhaftigkeit, einen abgestumpften Wollüstling, schwelgend in Genüssen aller Art“. Freiherr vom Stein war ein Mann der Wahrheit, der Klarheit und des stringenten Verstandes. Diese Denkschule sollte sich unsere Politik mal wieder zu Gemüte führen.
Muss es erst wieder zu einer verloren Schlacht kommen, wie seinerzeit der bei Jena und Auerstedt, damit die Verkrustungen in Verwaltung und Militär offenkundig und die Probleme behoben werden? Den Blutzoll sollte kluge Politik eigentlich verhindern. Die Lage heute erinnert strukturell in vielem an das Jahr 1805.
Weil Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein den „Kiesewetters“ seiner Zeit in die Suppe spuckte und dafür zeitweilig kaltgestellt wurde und sogar ins Exil gehen musste, wird er heute so geehrt und geachtet. Als Vorbild ist das Denken vom Steins meiner Ansicht sehr gut geeignet, weswegen ich diesen Namen mal wieder ins Gedächtnis rufen wollte (scheint gelungen zu sein).
In seiner Zeit hat Freiherr vom Stein Menschen Ihres Schlages bekämpft, Herr Kiesewetter. Wir sollten vom Stein weiter dafür ehren und Herr Kiesewetter sollte mal drüber nachdenken.
Die heute zu beobachtende selbstgefällige Arroganz im Umgang mit Kritik seitens der Inhaber der Macht gab es schon in der Vergangenheit. Das Entlassungsschreiben für vom Stein vom 3. Januar 1807 durch Friedrich Wilhelm III. ist da interessant: „ … daß ich mich leider nicht anfänglich in Ihnen geirrt habe, sondern daß Sie vielmehr als ein widerspenstiger, trotziger, hartnäckiger und ungehorsamer Staatsdiener anzusehen sind, der, auf sein Genie und seine Talente pochend, weit entfernt, das Beste des Staats vor Augen zu haben, nur durch Kapricen geleitet, aus Leidenschaft und aus persönlichem Haß und Erbitterung handelt … . Da Sie indessen vorgeben, ein wahrheitsliebender Mann zu sein, habe ich Ihnen auf gut deutsch meine Meinung gesagt, indem ich noch hinzufügen muß, daß, wenn Sie nicht Ihr respektwidriges und unanständiges Benehmen zu ändern willens sind, der Staat keine große Rechnung auf Ihre ferneren Dienste machen kann.“
Vor diesem Hintergrund: Ich werde weiterhin dem Vorbild vom Steins folgen und „respektwidriges und unanständiges Benehmen“ (in den Augen der Inhaber der Macht) an den Tag legen, um Verkrustungen aufzubrechen.