Ein neuer Anlauf für den effizienten ‚Staatskonzern Bundeswehr‘
Die Bundeswehr, so der Originalton aus dem Verteidigungsministerium, muss unternehmerische Erfahrung nutzen und wirtschaftliche Ziele verfolgen. Die Zukunft heißt: Schnelle Innovation nutzen, Beschaffungszeiten anpassen, auf den neuesten Stand kommen und da bleiben, lautet die Forderung, mit der die Truppe aus ihren Dauerproblemen vor allem bei der Beschaffung von neuem Gerät und neuer Ausrüstung herauskommen will.
Wer glaubt, diese Zitate stammten von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen oder ihrer Rüstungsstaatssekretärin Katrin Suder, liegt kräftig daneben. Die Orientierung der Bundeswehr auf effizientes, wirtschaftliches Handeln diktierte mir der damalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping bei einem Interview im Juni 2001 in den Block. So schrecklich viel scheint sich in den fast 14 Jahren seither nicht geändert zu haben: Im Bendlerblock ist in diesen Tagen vom Aufbau eines Kennzahlensystems für den Ausrüstungsstand, die Fähigkeiten und die Einsatzbereitschaft der Truppe die Rede. Von Checklisten für Projekte, aus denen die jeweils aktuellen Zeitlinien, der Finanzbedarf, aber auch Veränderungen in den Anforderungen an neues Gerät beschrieben werden sollen. Von einer Veränderung einer gewachsenen (Un)Kultur, bei der Probleme auf jeder Hierarchiestufe ein bisschen geglättet wurden, bis an der Spitze nur Positiv-Meldungen ankamen.
Die Modernisierung des Staatskonzerns Bundeswehr, das haben sich von der Leyen und, wo es um die Rüstung geht, ihre Staatssekretärin Suder auf die Fahne geschrieben. Und offensichtlich recht schnell festgestellt, dass – ähnlich wie bei der Truppe selbst – auch in den Behörden, den Ämtern, zwar im Zuge des Umbaus der vergangenen Jahre viele neue Organisationskästchen gemalt wurden. Die aber oft genug gar nicht mit Personal gefüllt sind: Projekte laufen schleppend, weil entweder zu wenig Leute sich drum kümmern oder diejenigen mit Kenntnissen inzwischen auf einen anderen Dienstposten versetzt wurden.
Eine Aufgabe der Rüstungsstaatssekretärin ist deshalb, neben dem Aufbau des von der Ministerin gewünschten Kennzahlensystems für die Auskunft auf Knopfdruck, der rasche Personalaufwuchs für die Stellen, die die effiziente Truppe organisieren sollen. Zunächst soll die Personalstärke in den – teilweise neuen – Ämtern auf immerhin 90 Prozent gebracht werden. Und auch externe Expertise wird zeitlich begrenzt eingekauft: Für die Abnahme des neuen Transportflugzeugs A400M, bei dem die Bundeswehr auf möglichst rasche Lieferung weiterer Flugzeuge hofft, sollen kurzfristig Experten aus der Wirtschaft angeheuert werden. 15 fachlich qualifizierte Firmen-Mitarbeiter in der Realisierungs und Nutzungsphase des Projekts A400M sucht das Bundesamt für Ausrüstung, IT und Nutzung (BAAINBw) unter anderem für Unterstützung bei der Abnahme der deutschen A400M, IT-Sicherheit und Konzepte zur Weiterentwicklung der Materialbewirtschaftung bis zur Erstellung von Handbüchern und Anweisungen.
Die frühere McKinsey-Managerin Suder hat zudem ein paar Tricks aus ihrer alten Tätigkeit eingeführt. So können sich inzwischen Projektleiter bei Problemen direkt an die Staatssekretärin wenden – eine Konsequenz aus dem EuroHawk-Debakel, bei dem Informationen über Entscheidungen oder Warnungen des Projektmanagements entweder gar nicht oder erst sehr viel später an der Spitze des Ministeriums ankamen. Und an die Stelle der bislang üblichen Projektberichte mit ihrer über Jahrzehnte gewachsenen kryptischen, Ministeriums-internen Fachsprache sollen neue Berichtsformen mit den beliebten Ampelfarben Rot, Gelb und Grün treten – ohne das Potential für übergeordnete Stellen, die Beurteilung zum Beispiel eines Projektleiters von Gelb auf Grün zu korrigieren. (Nun könnte man darauf hinweisen, dass auch damals, unter Scharping, neue Ansätze aus der Welt der Unternehmensberater versucht wurden. Zum Beispiel mit einer so genannten Balanced Scorecard. Aber das wäre vielleicht nicht fair.)
Wie sich der neue Schwung, den die Rüstungssstaatsekretärin in den ganzen Beschaffungsapparat einbringen will, praktisch auswirkt – das ist vielleicht nach dem 12. März klar. An dem Tag kommt in Koblenz das Rüstungsboard zusammen, wo alle für diese Projekte Verantwortlichen mit der Ministerin und der Staatssekretärin die großen Beschaffungsvorhaben der Bundeswehr durchgehen wollen. Im Februar vergangenen Jahres, bei der letzten Sitzung dieses Rüstungsboards, verweigerte von der Leyen die Abnahme aller Statusberichte, die ihr die Beamten zu den Projekten vorlegten. Und feuerte den zuständigen Staatssekretär Stéphane Beemelmans und Rüstungsdirektor Detlef Selhausen.
Nachtrag: Auf der Bundeswehr-Webseite gibt’s auch was dazu.
(Foto: A400M am Produktionsort Sevilla)
Na, dann: Toi! Toi! Toi!
Wer über Jahre nur (Möglich)Macher fördert, muss sich nicht wundern, dass an nichts mehr gedacht wird. Das ist die Bundeswehr die ich kennengelernt habe.
„sollen neue Berichtsformen mit den beliebten Ampelfarben Rot, Gelb und Grün treten“
Nunja… dann kann man gelb immer noch weit genug auslegen, dass man rot eigentlich nicht braucht…
Wirklich neu ist das ja nicht… dann wird die Ampel zwar nicht korrigiert, aber auf der höheren Ebebe erklärt und relativiert.
Ich habe nur rote Kompanien…melde ich nach oben, zusammen mit der Meldung, dass de zugehörigen Bataillone damit gelb sind (man legt halt zusammen) und das wiederum zusammen mit der Meldung, dass das Regiment seinen Auftrag erfüllen kann (grün)…
Ausgleich Truppe/Truppe…
Schön finde ich auch das Auffüllen der Behörden und Ämter… nichts anderes wurde jetzt zu Lasten der Truppe jahrelang gemacht: Ämter/Kommandos neben bestehenden Strukturen aufbauen und die doppelte Personalbelastung durch ‚Heldenklau‘ in der Truppe kompensieren.
Damit sitzen die ganzen qualifizierten Leute im Amt/Kommando… sind für Einsätze nicht verfügbar (weil ja unentbehrlich), und was in der Truppe übrig bleibt trägt dann diese Balstung auch noch.
Irgendwie ist das wenig wirklich neu – aber naja, ich lasse mich gerne überraschen.
Am 12.März wird der ganz große Daumen nach oben gereckt werden.
Schließlich brauchen vdL und Suhr endlich mal wieder gute Nachrichten.
„Wir haben ein lange verfahrenes, feststeckendes Projekt in die richtige Spur gesetzt und sehen jetzt optimistisch in die Zukunft“.
Wem.Dienen.Wir
Also wenn man eine wirkliche Reform des System der Rüstungsbeschaffung will, dann muss man für den Beamtenapparat ein anderes Anreizsystem schaffen.
Nehmen wir mal die viel beschworene „Commercial of the shelf „-Lösung für ein zu beschaffenes Rüstungsprojekt. Gegen COTS arbeiten Industrie und BAAINBw und Bundeswehr allesamt dagegen.
– Die Industrie arbeitet dagegen, weil bei einem fertigen Produkt keine Entwicklungsarbeit, die auch für zvile Projekte genutzt werden kann, bezahlt wird.
– Koblenz arbeitet dagegen, weil je komplizierter eine Neuentwicklung ist, desto höher werden die eingesetzten Beamten besoldet also entweder gehobener Dienst oder höherer Dienst und je mehr Beamte benötigt man für das Projekt. Da man zur Konstruktion einer Bundesoberbehörde mit einem Behördenleiter B9 oder B10 ja auch einen entsprechenden Unterbau braucht, wird die komplizierte Neutentwicklung stets der vorhanden Lösung „vom Regal“ bevorzugt angewendet werden.
– Die Bw mit ihren Kdo-Behörden und Ämtern arbeitet dagegen, da eine Neuentwicklung auch da „seinen Mann“ ernährt, sprich Dienstposten schafft und man sich ja auch dort bei der Entwicklung eines neuen Waffensystems verwirklichen will.
– Die Politker arbeiten gegen eine COTS Lösung, da es ihnen primär um Industriesubventionen geht und nicht um adequate Ausrüstung für die Bw.
Bei den Politikern geht dies soweit, das der örtliche Bundestagsabgeordnete direkt im BMVg vorstellig wird, wenn das BMVg z.B. einen Materialerhaltungstitel umschichtet und einen regionalen Instandsetzer z.B. für Fahrzeuge nicht mehr berücksichtigt.
Wie will man bei dieser Gemengelage gut, günstig und zeitgerecht Rüstungsgüter entwickeln und beschaffen ?
Durch Umsetzung eines anderen Anreizsystems. Beim BAAINBw wird derjenige befördert / mit Prämien ausgezeichnet, der es schafft sein Projekt kosten- und zeitgerecht durchzuführen. Politiker haben ab sofort keinen Einfluss mehr auf die Beschaffung. Renitente regionale MdB die sich politisch sperren, wenn ihr Wahlkreis keinen Auftrag dabei bekommt, haben ab sofort nichts mehr zu entscheiden.
Wetten dass, dies funktionieren würde und deshalb nicht umgesetzt wird ?
PS: Der Präsident des vormaligen BWB hat sich lange Zeit gegen Personalreduzierungsschritte im Zuge der Bw-Verkleinerung gewehrt. Nachdem ihm 1000 DP gestrichen worden sind, er die Leute aber nicht versetzen wollte, sind ihm von BMVg die Haushaltskarten gesperrt worden.
Er „rächte“ sich indem er die Beschaffung der Bodendienstgeräte für den NH-90 nicht weiter bearbeitete, was die Herstellung der Einsatzbereitschaft für den NH-90 um 1-2 Jahre verzögerte. Nachdem dies dem BMVg nicht gefiel, wollte man den Präsidenten BWB wegbefördern, was er aber ablehnte. Daraufhin wollte man ihn gegen seinen Willen gesundheitsbedingt in den Vorruhestand schicken, was auch nicht gelang.
Konsequenz: Mit der nächsten Bw-Reform wurde der Präsident des BWB und jetzigen BAAINBw ein politischer Beamter, der gegen seinen Willen jederzeit pensioniert werden kann.
Und da redet Frau Suder über transparente Berichtssysteme ?
Mit den Managementmethoden/-modellen der BWL ist es so wie mit den berühmten Kästchen. Sie sind nur das Verpackungsmaterial einer bestimmten Funktionalität. Stellt man sich das mit gut klingenden Namen beschriftete Paket in den Raum, so bleibt es eben nur ein Paket. Erst wenn sich jemand erbarmt dieses Paket auszupacken und die Funktionalität zu testen, kann unter Umständen einen Gewinn für die Person entstehen. Somit hängt der Erfolg vom Umgang des Subjektes mit der Funktionalität ab und nicht vom Objekt selbst.
Dieser kleine aber feine Unterschied wird auch in der BWL Welt gerne übersehen und führt zuverlässig und regelmäßig zu Fehlschlägen.
Ein schönes Beispiel dafür liefert vdL. gleich mit. Schließlich möchte Sie „[…]Schnelle Innovation nutzen,[…]“ . Hier sollte der Verteidigungsministerin jedoch klar sein, dass Innovationen in der Zukunft stattfinden und somit nicht „schnell“ sein können. Innovationen können folglich im besten Fall frühzeitig erkannt werden, um Zeit für die Bewertung und Entscheidung zu gewinnen. Der ehem. Leiter der strategischen Planung bei General Electric Ian Wilson drückte es folgendermaßen aus: „Was wir in diesem Zeitalter des radikalen Wandels benötigen, ist der Gebrauch von Vorhersagen als einen Weg, um Zeit zu kaufen. Um die Gefahren aufzuspüren, bevor sie unhandhabbar werden und um die Gelegenheiten zu erfassen, bevor sie verloren sind.“
Um ein solches System zu schaffen, reicht es, wie oben bereits beschrieben, nicht aus ein Paar Modelle/Pakete in den Raum zu stellen. Für einen solchen Akt gedanklicher Leistung sind brillante Köpfe mit hohen Abstraktionsvermögen notwendig. Personen die entsprechende Determinanten erkennen können, sowie kohärente und konsistente Szenarioräume aus gegenwärtigen Trends und Datensätze ableiten können.
Aber selbst ein leistungsfähiges strategisches Instrumentarium ist nichts wert, wenn es von den hohen Entscheidungsträgern nicht verstanden wird bzw. Empfehlungen nicht in konkreten Handlungen münden.
In diesem Sinn wünsche ich der BW viel Glück – es liegt ein steiniger Weg voraus.
@Georg | 05. März 2015 – 20:00
Wir schauen wohl „nur“ auf die Vorhaben im Bereich Luft.
Das die Industrie sich die Entwicklungen neuer Technologie, die sie auch im Zivilen nutzen kann, am liebsten durch Andere – also dem Militär – bezahlen lässt, ist keine neue Erkenntnis. Das ist einfach ein Fakt. Lobbismus funktioniert.
Dass das BAAINBw immer die Neuentwicklung will, um die eigenen DP zu begründen/ zu schaffen, ist eine starke Behauptung. Eine Behauptung, die vorraussetzt, dass erst die Aufgabe und dann die STAN (hier OPK genannt) da wäre. Tatsächlich ist aber mit dem bestehenden OPK das gesamte Feld der immer neu (huch, das müssen wir können, aber die Fähigkeit ist schon seit 10 Jahren weggebrochen) aufwachsenden Fähigkeitslücken zu bearbeiten.
Das die verschiedenen KdoBhd immer auch schauen müssen, wass ein neues/Ersatz- WaSys mit ihrer STAN macht ist klar. Keiner will seinen eigenen Posten wegrationalisieren.
Und das gilt auch für den Politiker, der sich nicht durch die großflächige Reduzierung von Arbeitsplätzen in seinem Wahlkreis von der Wiederwahl abbringen lassen will.
Wenn Sachentscheidungen immer wieder durch Politische Vorgaben überstimmt werden, dann nutzen Anreizsysteme für die fachlich Kundigen aber immer überstimmten nichts.
Insofern ist auch das ganze CPM(nov.)-Regelwerk „für die Füße“. Der Projektleiter hat zwar alle Verantwortung, aber seine Entscheidungen werden im Zweifel immer durch die Vorhabenaufsicht revidiert.
@Georg:
„Wie will man bei dieser Gemengelage gut, günstig und zeitgerecht Rüstungsgüter entwickeln und beschaffen ?“
garnicht…. die Innovation hat man bei der Einführung der BWI-Systeme gesehen… IE6, weil das Jahre vorher mal wer ins Lastenheft schrieb…
Innovation ist auf den Entscheiderebenen einfach nicht gewollt. Letzten Endes auch bei der Truppe nicht bis zum Exzess… man will immerhin ausgereifte Produkte und nicht Versuchskaninchen der Industrie sein.
@Bang50
Noch mal genau lesen… Das Zitat schnelle Innnovationen nutzen stammte von Scharping, nicht von vdL.
Raus kommen wird nichts
2 t lauft schon seit 6 Jahre und es ist bis heute nichts heraus gekommen
und es gibt nicht mal ein plan
aber von 2 000 Geschützten Fahrzeuge sollte 7 000 werden aber da Passiert nicht
ENOK 6.1 und Boxer und EAGLE V sind bestellt aber keine LKW
@ T.W – Danke. Da ist mir ein Fehler unterlaufen. Ein typischer analyst bias welcher in einer strategischen Planung selbst Gegenstand der Analyse ist und somit als menschlicher Fehlerfaktor berücksichtigt werden muss.
In der grundsätzlichen Aufgabenstellung ändert dieser Fehler jedoch nichts. Eine strategische Planung ist eine enorme intellektuelle Leistung und der Aufbau eine gewaltige Aufgabe. Die BW steht hier erst ganz am Anfang eines langen und steinigen Weges.
Ich wünsche der BW aus vollem Herzen und ganz ohne Ironie ein gutes Gelingen.
Als würde COtS nicht auch Probleme mit den ganzen 37/10 „Verehrern“ bekommen, von der Tatsache mal abgesehen wieviele Dienstgrade die Qualität und Brauchbarkeit von COTS beurteilen könnten?
Q.e.d. ( “ Ampelfarben “ und vergleichbarer Unfug im Zuge des sog.“Controlling“. Quod erat demostrandum / Was zu beweisen war, Mathematiker kennen das ) :
Man hat es also immer noch nicht begriffen, daß wir über eine Armee reden, und nicht über einen zivilen Wirtschaftsbetrieb, der nach völlig anderen Kriterien betrieben werden muß, als eine staatliche Einrichtung. Diese erwartet zu recht von ihren Angehörigen gewisse Besonderheiten, ( z.B. sich im Zuge der Erfüllung der dienstlichen Aufträge totschießen
zu lassen ).
Das ‚Outsourcing Unwesen ‚ hat ja gerade wohl auch einen empfindlichen Rückschlag hinnehmen müssen. Ich rede von der LHD. Und denke, mittlerweile völlig entspannt, daran zurück, was gegen Ende meiner Dienstzeit mit unseren dienstlichen PC’s passiert ist, für die unser S6 plötzlich nicht mehr zuständig war.
Und, on top, das Ganze in Verbindung mit dem bedingungslosem Protektionismus zugunsten unserer Industrie, insbes. in Donauwörth … .
Nun denn !
Da kann Frau Suder beim MH90 mit dem neusten Stand und der kurzen Beschaffungszeit beginnen.
Mal etwas -aus meiner Sicht – positives: Laut ARD Deutschlandtrend sind 53 % der Deutschen für höhere Verteidigungsausgaben, 42% sind dagegen.
@Hohenstaufen
……auch noch wenn man deshalb die Steuern erhöht oder Sozialleistungen kürzt?
Auch wenn etwas OT, aber der letzte A400M-Thread ist schon länger geschlossen. Zu den so optimistisch vom BMVg erwarteten A400M’s:
Ich denke da ist es etwas zu früh bereits jetzt nach Unterstützungen für die Abnahme zu suchen (klingt irgendwie nach Zeitarbeitsjob auf Abruf). So wie ich das vor zwei, drei Wochen beim Herumstöbern auf den Webseiten französischer Zeitungen lesen konnte, vertritt das dortige Verteidigungsministerium wie auch die DGA vehement die Ansicht, Frankreich hätte einen Anspruch auf bevorzugte Belieferung mit dem A400M vor anderen Nationen. Wer die traditionell enge Verzahnung von Politik mit halbstaatlicher Industrie in Frankreich einzuschätzen weiß, wird wohl erwarten, dass dieser Ansicht entsprochen wird, auch wenn die Partnernationen murren werden.
So, jetzt aber bitte weiter mit so schönen Beiträge wie von Bang50, Georg und Anderen zur Beschaffungsstruktur und Bewertungskultur der Bundeswehr. Meine Meinung zum Outsourcing: Damit werden nur spezifische selbstbezogene Interessens-Ansammlungen gebildet, die dem gemeinsamen Interesse des Gesamten natürlicherweise entgegen stehen. Wettbewerb findet so nicht statt, da man sich von der einzigen ausgelagerten Quelle abhängig macht, und diese deshalb unter allen Umständen am Leben erhalten muß.
Oje. Beschaffungsprozedere bei der Bw? Bitte nicht mehr davon! „Den genehmigenden, oberen Behörden und Dienststellen ist es stets erlaubt der Truppe ihren Bedarf zu bestimmen.“ – z.T. mit Vorkommnissen jenseits der (soldatischen-) Vorstellungskraft. Solang die Truppe nicht mitbestimmen darf, sind sämtliche Pläne, Entwürfe und Vorhaben völlig für die Katz. Wenn alle Ebenen nur vor sich hinwursteln, ist alles für die Katz. Wenn die Zivilbevölkerung eh immer nur beim Stichwort „Bundeswehr“ ein lautes „Igitt!“ von sich gibt, ist alles für die Katz. Und wenn die Bundeswehr teilweise fähiges Personal gehen lässt oder versetzt oder abweist, ist alles schon drei mal für die Katz.
Der offensichtlichste Fehler ist allerdings eher in der Auffassung zu finden, die Bundeswehr müsse mehr wie ein Wirtschaftsunternehmen geführt werden und die Vorteile der privat-zivilen Geschäftsführung nutzen. Von mir aus – aber dann nennt es bitte nicht mehr staatliche Armee sondern Söldnerfirma.
@ Ex-HG nun Student
Zitat: „Der offensichtlichste Fehler ist allerdings eher in der Auffassung zu finden, die Bundeswehr müsse mehr wie ein Wirtschaftsunternehmen geführt werden und die Vorteile der privat-zivilen Geschäftsführung nutzen. Von mir aus – aber dann nennt es bitte nicht mehr staatliche Armee sondern Söldnerfirma.“
Völlig richtig, die Bw kann nicht wie ein Wirtschaftsunternehmen geführt werden.
Die Bw muss autark und durchhaltefähig einen ganz spezifischen Auftrag erfüllen.
Deshalb muss sie ihre Waffensysteme selbstständig betreiben und bis zu einem gewissen Grad instandsetzen können. Verschiedene Teile müssen auf Vorrat beschafft und eingelagert werden und können nicht „just in time“ beschafft werden, wenn sie benötigt werden. Personal muss ausgebildet und in Übung gehalten werden, obwohl es oftmals nicht für einen scharfen Einsatz eingesetzt wird und ganz wichtig:
Rüstungsbeschaffung ist nicht nationale Subventionspolitik, auf die der EU-Wettbewerbskommisar keinen Einfluss hat, sondern erfüllt den Zweck die eigene Armee bestmöglich auszustatten und keine zivilen Arbeitsplätze mit Steuergeldern bei der Industrie zu sichern.
Wenn man sich auf diese Bedingungen einigen könnte, dann würde es funktioniern, falls nicht dann sollte man den Anspruch aufgeben eine einsatzfähige Armee bereitzuhalten.
Aber offensichtlich haben Sie ja ihre Entscheidung getroffen und studieren nun für eine zivile Karrriere – mein Sohn ebenfalls.
Als langjähriger Mitleser fühle ich mich nunmehr gezwungen, bei diesem Thema erstmalig beizutragen:
Um nur mal einige der Mosaiksteinchen aus dem Gesamtbild „Probleme der Bundeswehr“ zu benennen:
* Die allgemeine IT-Kompetenz der Mitarbeiter ist eher durchschnittlich bis schlecht ausgeprägt. (Beispiel: Mancher glaubt, Excel zu beherrschen, wenn er bloß eine Tabelle ausfüllen können. Oder: Die Navigation im bundeswehreigenen Intranet, das seit dem Jahre 2000 existiert, ist vielen, zu vielen, nach wie vor fremd…) Das hört sich zunächst mal ganz banal an, aber was hat das mit den Problemen der Bundeswehr zu tun? Jede Menge: Wir leben im Jahr 2014, heute ist IT-Kompetenz schlicht das unverzichtbare Handwerkszeug für modernes Arbeiten. Wie will ich effizient arbeiten, wenn ein Großteil der Mitarbeiter kaum Verständnis für moderne IT hat? Sinnlos E-Mails hin und her zu schicken (als ein anderes Beispiel) macht effiziente Kollaboration, wie bei Projekten bekanntlich notwendig, sehr schwer. Es fängt schon bei solchen kleinen, banalen Dingen an. Davon bin ich zutiefst überzeugt.
* Ein daran anknüpfender Punkt wäre die SAP-Nutzung in der Bundeswehr. SAP würde mit Milliardenaufwand eingeführt und wird betrieben. Leider gibt es bereits Anzeichen der „Degeneration“. Neue Anwender werden z. T. nicht mehr vernünftig geschult. In ein einigen Bereichen ist die Teilnahme an wichtigen internen SAP-Schulungen komplett freiwillig. Es scheint die Meinung vorzuherrschen, die sichere SAP-Anwendung sei mit training-on-the-job machbar. Wer nur ein wenig Verständnis von SAP hat, der weiß, dass dies nur sehr schlecht gelingen. Wen wundert es, wenn die Qualität immer schlechter wird. Wichtige Projekte ziehen sich in die Länge und werden als kritisch eingestuft, da zu wenig qualifiziertes Personal zur Verfügung steht. Alles das wird offiziell „nach oben“ gemeldet. Konsequenzen? Fehlanzeige! Auf den Führungsebenen scheint vielmehr die Meinung vorzuherrschen, SAP sei eingeführt und laufe ja nun, also könne man Stellen in dem Bereich abbauen und Personal in andere Bereiche versetzen. (Auf die Personalpolitik gehe ich weiter unten näher ein.) Die Bundeswehr wäre die erste Firma, bei der SAP zum Dauerläufer wird.. Hahaha..
Aber schlimmer noch: Bis in die höchsten Ebenen hinein (!) wird schlicht die Notwendigkeit einer ERP-Software für ein Unternehmen wie die Bundeswehr angezweifelt, ebenso wie die Aussage zu vernehmen: „Die Bundeswehr benötigt kein Prozessmanagement, das funktioniert bei uns nicht. Das hält nur auf.“ Wohlgemerkt: Von der Fuhrungsebene (A16+)!! Prozessmanagement in einem Unternehmen wie dir Bundeswehr – verstanden als lästiger und überflüssiger Wurmfortsatz. Eigentlich unglaublich. Und da wundert man sich noch, dass Projekte nicht richtig laufen???
Im Ministerium wird Prozessmanagement gar völlig ignoriert. Nach Gutsherrenart geben Referate Erlasse raus, die nicht oder nicht mit dem richtigen Stellen abgestimmt sind und seitens des Prozessmanagements auf ihre Machbarkeit hin untersucht worden wären – als existiere Prozessmanagement in der Bundeswehr überhaupt nicht! Weithin: Null, aber wirklich NULL Verständnis für dieses Thema! Die leitet zum nächsten Punkt über:
* Wie der Ex-Verteidigungsminister de Maziere einst sagte: „Kästchen können wir gut, Beziehungen zwischen Kästchen nicht.“ Man mag von ihm als (Verteidigungs-)Minister halten, was man will (ich persönlich denke, dass es der Bundeswehr gerade mit der jüngsten Reform (genannt „Neuausrichtung“) und vor allem der Form der Durchführung selbiger, mehr geschadet als genützt hat.) Was bedeutet das Zitat? Im BMVg wir größter Wert auf die Aufbauorganisation gelegt. Alle paar Jahre wird der Laden Bundeswehr umstrukturiert, jedes Mal stärker, meist nicht beendet vor der nächsten Reform. Schon oft wurden „Übergangsstrukturen“ für einige Jahre eingerichtet.
Kaum Wert wird dagegen gelegt auf die Ablauforganisation. Dies hat schließlich viel mit Prozessen und ergo mit Prozessmanagement zu tun.
Sinn, Zweck und Aufgaben desselbigen werden jedoch weitgehend ignoriert (siehe oben): Kästchen ja – aber bitte keine Verbindungen dazwischen. Die Abläufe werden sträflich vernachlässigt. Das fängt schon bei der Beteiligung eines Prozessmanagements an. Daran, Dir Arbeitsweisen zu modernisieren, Stichwort IT (siehe oben) und Kollaboration, wagt man sich nur mehr als zögerlich heran. Dabei läge gerade hier ein enormes Potential!
* Stichwort Personalpolitik: Mit der Ressource „Wissen der eigenen Mitarbeiter“ wird grob fahrlässig umgegangen. Als habe es die Ideen des Wissensmanagements (das in der Bundeswehr noch in den Kinderschuhen steckt.) nie gegeben. (Das hat auch mir der Nutzung der IT zu tun…).
Mitarbeiter müssen nach einigen Jahren ihr Aufgabengebiet verlassen, in dem sie sich auskennen, und anderswo neu anfangen, wenn sie beruflich weiterkommen wollen. Hatte man das Problem in dem letzten Jahren allmählich erkannt und Mitarbeitern zumindest teilweise ermöglicht, sich in einem Bereich weiterzuentwickeln ohne persönliche Nachteile zu erleiden, so fährt das neue Personamt wieder die uralte Scheuklappen-Ideologie („Verwendungsbreite“).
Diese Personalpolitik, das Verschwenden der Wissensressourcen, ist schlicht unverantwortlich!
– – > Und wie will ich Projekte erfolgreich umsetzen mit Mitarbeitern ohne genügend IT-Kompetenz und zu Verfügung stehenden IT-Lösungen, unter Vernachlässigung des vorhandenen SAP-Systems, ohne durchgängiges Verständnis von Prozessmanagement und Wissensmanagement und deren Bedeutung, und unter sträflich Vernachlässigung der Wissensressourcen der eigenen Mitarbeiter???
Ein Blick auf die „Laufbahn“ der nicht mehr so neue Staatssekretärin lies eigentlich nichts anderes erwarten.
Das sich was ändern muss ist klar.
Vllt muss die Bundeswehr ja nicht immer eine Eierlegendewollmilchsau mit Goldrand bestellen.
zum Thema „Bundeswehr und Wirtschaft“: man sollte hier sicherlich nicht das Kind mit dem Bade auskippen. Weder in die eine noch in die andere Richtung. Sondern sinnvolle Grenzen ziehen.
Potential für die Einführung von bewährten Verfahren aus der Wirtschaft sehe ich in 2 wichtigen Punkten:
1. die Abwicklung von komplexen Entwicklungs- und Beschaffungsvorhaben: hier gibt es in der Wirtschaft in der Tat reichlich Erfahrungen (positive und negative). Egal, ob es um die Entwicklung einer neuen Produktlinie (z.B. wenn die Maersk-Reederei die nächste Containerschiff-Generation plant und einführt) oder um den Aufbau eines neuen Werkes irgendwo in der Pampa geht. Die hierbei erprobten Verfahren lassen sich mit Sicherheit auch auf die Entwicklung von militärischem Gerät übertragen. Nur möge man mir nicht mit diesen schwachsinnigen Ampeln kommen, damit wird auch im Zivil-Leben oft genug Unfug angerichtet. Der wichtigste Unterschied zwischen zivilen und militärischen Entwicklungs/Beschaffungsprojekten dürfte der politische „Stör-Faktor“ sein. Maersk kann seine Schiffe im Rahmen der geltenden Vorschriften weitestgehend so entwickeln, wie man sie gerne hätte – ohne dass zwischendurch jemand reinkommt und sagt: die rechte Hälfte muss aus Land xy kommen und über die linke Hälfte reden wir nach der nächsten Wahl nochmal, ob wir die überhaupt brauchen. Gegen solche Faktoren sind alle Methoden der Projekt-Steuerung komplett machtlos.
2. Logistik (im Sinne von Einkauf, Lagerung und Transport) zumindest im Friedensbetrieb und im eigenen Land: auch hier sehe ich keinen fundamentalen Unterschied zur zivilen Logistik – jedenfalls keinen, der nicht beherrschbar wäre. Das ist aber nicht mit ein bisschen Outsourcing und ein paar Phrasen getan, sondern härteste Knochenarbeit bei der Organisations- und IT-Entwicklung.
Ach ja, noch ein Nachtrag zum Outsourcing: in der zivilen Wirtschaft kursiert bei nüchtern denkenden Menschen der aus Erfahrung gewonnene Satz: erfolgreiches Outsourcen klappt nur bei Dingen, die man selbst gut im Griff hat (ist dann halt nur billiger). Der Versuch, ungelöste interne Probleme an irgendeinen Lieferanten abzuschieben, hat bisher meines Wissens noch nirgends und in keiner Branche wirklich funktioniert. Ganz im Gegenteil.
Das militärische Kerngeschäft sollte man davon aber säuberlich trennen, das hat aus meiner Sicht mit ziviler Wirtschaft eher wenig gemein.
@Hr. von Zitzewitz:
ich kann Ihre Argumente gut nachvollziehen (und vermute fast, dass wir in der gleichen Branche unser Geld verdienen). Man sollte aber bitte nicht so tun, als ob die strikte Ausrichtung einer Organisation auf SAP die Lösung aller Probleme wäre. Da gibt es in der Wirtschaft genügend Beispiele, dass dies nicht funktioniert. Auch wenn die Walldorfer das niemals zugeben würden und jedem an den Hals gehen, der solche Ketzereien äußert. Das ist keine abfälliges Urteil über SAP, sondern die schlichte Feststellung, dass Software und organisatorisches Umfeld zu oft nicht zueinander passen. Und mit vertretbarem Aufwand auch nicht passend gemacht werden können.
Die von Ihnen angeführten Beispiele (Vernachlässigung der Schulung etc.) gibt es übrigens überreichlich auch in zivilen Unternehmen.
Herr von Zitzewitz | 06. März 2015 – 9:51
„Jede Menge: Wir leben im Jahr 2014“
und ich dachte, es wäre schon 2015? (sorry, den konnte ich mir nicht verkneifen ;-)
Im Jahr 1999 sagte der ehemalige NATO-Generalsekretär Lord George Robertson auf dem Jubiläumsgipfel der NATO die wegweisenden Worte „Zu einer Krise kann ich kein Organigramm schicken“.
Und genau DA liegt das deutsche Verständnisproblem. Streitkräfte sind – qua volkswirtschaftlicher Definition – NIEMALS „effizient“. Streitkräfte müssen EFFEKTIV sein. Sie müssen in der Lage sein, personell, materiell und infrastrukturell den ihnen gegebenen Auftrag zu erfüllen. DEMENTSPRECHEND ist die Finanzausstattung der Streitkräfte zu gestalten. Alles andere führt zwingend zu DER „Bankrotterklärung“, die wir im Fall der Bundeswehr gerade erleben.
Mein alter Volkswirtschaftsprofessor hat uns bereits vor 25 Jahren in der Einführungsveranstaltung des 1. Semesters beigebracht, dass „das volkswirtschaftliche Gut ‚Äußere Sicherheit‘ nicht finanziell zu quantifizieren ist“. Ich bin gespannt, wann und OB derlei grundlegende Erkenntnisse auch mal auf der Leitungsebene des Bendlerblocks ankommen …^^
Wenn man Prozessmanagement und Wissensmanagement zusammen packt, dann erhält man ……………“Integratives Kompetenzmanagement“:
Davon ist die BW heute weiter entfernt als vor 10 Jahren, damals hat die Marine ein IT-unterstütztes Kompetenznetz prototypisch entwickelt und evaluiert. Das Projekt hatte natürlich gegen die zentralistische HERKULES/SAP Monokulturrevolution des Herrn Scharping und seiner „men in black“ nicht die geringste Chance und mit der Auflösung der Weiterentwicklungsabteilungen der TSK war dann dieses Thema abschließend vom Tisch.
@Hr. von Zitzewitz:
Zu großen Teilen Ihrer Aspekte würde ich Ihnen Recht geben.
Überspitzt würde ich aber sogar behaupten, dass jeder, der einen PC zu Hause hat schon ein IT-Spezialist ist. Zumindest wirkt das manchmal so wenn man manchen so zuhört…;)
Es wäre schön schön, wenn man erstmal effektiv wäre. Dann könnte man auch mal an die Effizienz oder gar Wirtschaftlichkeit denken. Aber wenn es egal ist was man macht, es letztlich nur erfolgreich („grüne Ampel“) sein muss passt mein Weltbild natürlich nicht so ganz zur Realität ;)
Die IT sollte aber m.E. nur zur Unterstützung da sein. D.h. man muss m.E. nicht IT-Spezialist sein um die eigenen Aufgaben zu erledigen, außer man ist im Bereich IT tätig.
[sarcOn]…mit Unterstützung von Excel. Ist natürlich besser wenn man schließlich Excel aber nicht SAP beherrscht [sarcOff]
Da fällt mir ein Zitat ein:
„Wer glaubt Ausbildung wäre zu teuer, der sollte es mal mit Ignoranz versuchen.“ ;)
SAP ist ja nicht wirklich intuitiv zu bedienen. Das hebt natürlich den Bedarf an Schulungen an und stellt somit ein umsatzsteigerndes Geschäftsmodell dar.
Das ist ein Irrglaube im Bereich (von nicht vorhandenem oder mangelhaftem) IT-Servicemanagement. Dass IT-Systeme so oder so einer ständigen Schulung bedürfen (schon alleine wenn es ein neues Release gibt) sollte gerade in der heutigen Zeit mittlerweile bekannt sein. Vielleicht fehlt es da an den entscheidenden Stellen an Know-How!?
Hmmmm… Ich würde hier empfehlen vom „Schwarz-Weiß denken“ abzuweichen. Prozesse brauchen einen definierten Input und generieren einen definierten Output. Die Bundeswehr ist aber kein Betrieb, der irgendetwas fertigt. Definierte Prozesse sind in diversen Bereichen der Bundeswehr garantiert sinnvoll, jedoch wird das „lineare Denken“ in anderen Bereichen zu Problemen führen. Dafür sind die Aufgaben der Bundeswehr zu komplex. Man hat zu viele Varianten für den im Prinzip gleichen Fall/Output. Jedoch gibt es schon einsatzbedingte Unterschiede zwischen den TSK (Schiffe fahren rum und man braucht eine Kiste dort, wo das Schiff mal ankommen wird, wobei ein Flugzeug grundsätzlich auf einem Flughafen landet und dort die Kiste benötigt wird. Das Ziel, die Kiste kommt da an wo das (Ersatz-?)Teil benötigt wird ist aber das gleiche. So als bildliches Beispiel auf die Schnelle). Wenn man weitere Faktoren mit einbezieht wird es beliebig kompliziert. Und das führt zu Differenzen zwischen den Prozessen mit gleichem Output, damit zu Handlungsunsicherheiten und damit zu Fehlern. Zuletzt sind die Prozesse dann aber auch nicht mehr „beherrscht“. Man schafft Workarounds für Sonderfälle, umgeht Prozesse etc… Das ist eine never ending story und die definierten Prozesse sind wirklich nur für’s Papier.
Wenn diese Aussage der Realität entsprechen sollte, dürfte das Projekt Einführung von SAP (also, SASPF) als „schon gescheitert“ angesehen werden (vgl. Wikipediaeintrag zu SASPF mit PZO und RealOrg). Wie viele Milliarden kostet der Spaß?
Auch zum Thema Personalpolitik gebe ich Ihnen vollkommen Recht!!:)
Danke für Ihren Kommentar. Gefällt mir persönlich sehr gut ;) auch wenn wir doch schon im Jahr 2015 leben ;)
Die Bundeswehr ist kein wirtschaftliches Unternehmen. Die sollte das tun für was sie geschaffen wurde und nicht anfangen irgendwas außer Sicherheit zu produzieren was man dann weiter verkaufen kann. Und wenn sie das, was sie tut und für was sie eben geschaffen wurde auch noch gut tun würde, würde auch die Attraktivität steigen.
@ Klabautermann
So ist es !
Wenn man uns arbeiten lässt und uns nicht ständig von der Führung Knüppel zwischen die Beine geworfen werden, dann ist es ganz erstaunlich was die Truppe leisten kann in der Hinsicht „Wissensmanagement“.
siehe Seite 41 Bericht „Wissensmanagement und Fernausbildung“
http://foeg.de/C125747A001FF94B/vwContentByKey/W29AX8T6309DBWNDE/$FILE/Magazin092013.pdf
@Handheld
Nun ja, Prozessmanagement würde ich nicht unbedingt mit „linearem input/output Denken“ gleich setzen. Wenn man sich mal den Rollenplan einer Fregatte ansieht, dann wird man sehr schnell feststellen, dass dahinter sehr viel „vernetztes Denken“ steckt.
Ich habe meinen Leuten immer klar gemacht, dass nur auf der Ebene Gottvater alle Prozesse gleich aussehen ;-)
Ansonsten kenne ich als Prozessformen:
1. Aufgabe (Ziel und Zielerreichungsschritte sind präzise definiert),
2. Projekt (Ziel definiert, Zielerreichung wird geplant und geleitet)
3. Experiment (Ziel ist ergebnisoffen, Experimentablauf definiert und kontrolliert) und
4. den militärischen Auftrag (Ziel grob definiert, Zielerreichung grob geplant)
Wenn man diese 4 Prozesse nun hinsichtlich ihres Unterstützungsbedarfes in Sachen human skill versus computer aid untersucht, dann wird man festellen, dass man mit dem „automatisierten Unsinn“ SASPF bei der BW nicht sehr weit kommen wird, selbst wenn ich die Mitarbeiter alle zu SAP-Virtuosen ausbilde. Man sollte sich vielmehr mal im BMVg über Kybernetische Organsisation, Planung und Führung einen K.O.P.F. machen
;-)
@klabautermann: :))
Sie haben mal wieder sowas von Recht ;)
@f28., Handheld
Ja, jaaa. Klar haben wir 2015. :-)) Normalerweise bin ich meiner Zeit ja oft voraus, aber auf so nem klitzekleinen iPhone 3GS-Screen ist das nicht so leicht. Und bei dem Thema sind die Gäule mit mir durchgegangen.
Trennung.
Sicher ist SAP kein Allheilmittel. Und die Probleme der Bundeswehr dabei auch nicht einzigartig. Aber Optimierungbedarf und -potential bei der Anwendung ist doch enorm.
Letztlich ist das aber auch bloß ein Symptom des vielzitierten Widerstands und Phlegmatismus des. Tankers Bundeswehr angefangen bei der obersten Bundesbehörde, und das zieht sich bis auf die unteren Ebenen durch. Wahrhaftes, aufrichtig gemeinten Commitment der Leitungsebenen habe ich schon seit Jahren nicht erlebt. Und diese Ebenen wundern sich immer, wie schlecht alles läuft.
Es fehlt in weiten Teilen eine „hands-on“ – Mentalität.
@Herr von Zitzewitz
Da ich ja nun das „Vergnügen“ hatte seit 1990 in nationalen und internationalen Kommandobehörden, Hauptquartieren und Ministerien in A15plus Verwendungen so meine Erfahrung mit IT-Unterstützung zu sammeln, sehe ich weniger „Widerstand und Phlegmatismus“ in den Führungsetagen der BW, sondern schlichte Überforderung.
Wenn man sich mal die Liste der administrativen und operativen Führungsunterstützungstools so anschaut, die ein gestandener Stabsoffizier in nationalen und internationalen Führungsetagen eigentlich „im Schlaf“ beherrschen sollte, dann kommt man schon ins Grübeln. Man verkommt da ganz schnell zum dressierten Affen wenn man zu viel hands-on Mentalität an den Tag legt ;-)
Powerpoint macht blöd !
@Klabautermann
Das will ich Ihnen keineswegs absprechen.
Die Ebenen, die ich meine, nutzen aber maximal Lotus Notes und MS Office. Da wird nicht mehr im profanen Sinne mit Anwendungen gearbeitet. (In SAP ist das für diese Ebenen auch nicht vorgesehen/nötig.)
@Herr von Zitzewitz
„unter Vernachlässigung des vorhandenen SAP-Systems“
Man sollte trotzdem nicht vernachlässigen, dass SAP fehlerhaft, schlampig, inkonsequent und unzureichend umgesetzt wurde.
Prozesse wurden von Anfang an nicht durchgehend oder bis zum Ende durchdefiniert oder inzwischen im Zuge von Anpassungen kaputtgespielt.
Das Nutzer-Rollen-Konzept ist jenseits von Verbesserungswürdig.
Aufgrund mangelnden Verständnisses entstehen dann Situationen, in denen ein Barbeiter TSK-weit Artikel sperren konnte, oder man kommt nichtmal in das System, weil es deutlich weniger Lizenzen als Nutzer für Citrix gibt.
Die Beurteiler und Personaler kennen die zwei befohlenen Auszeiten im Monat, in denen für den Beginn der Personalabrechnung das gesamte Personalwirtschaftssystem gesperrt wird, obwohl dies für viele Zugriffsarten absolut unsinnig ist (zum Beispiel das Schreiben von Beurteilungen)
Apropos Degenration: wie nennt man das eigentlich, wenn ein Fachlehrgang TSK von 2-3 Monaten Länge in einen Fachlehrgang ‚SK‘ überführt wird, der eigentlich nur ein verkappter Offz III des deutschen heeres ist, dann 6-8 Monate dauert, von denen 4-5 für Teilnehmer von Luftwaffe und Marine komplett verschwendet sind und diese dann in der Truppe für die Aufgabe ausgebildet werden müssen, die sie eigentlich auf dem Lehrgang hätten lernen sollen?
Die Heereslastigkeit der SKB vs immer noch nicht vereinheitlichter Verfahren in den TSKs produziert da einen Schadenfall nach dem anderen… insbesondere auch auf Systeme wie SAP hin betrachtet…
@Kerveros
Ich stimme Ihnen in allen Punkten uneingeschränkt zu! Vieles ist arg verbesserungswürdig.
Bloß… selbst das, was an Sinnvollem vorhanden ist (und das ist schon etwas mehr als null), wird „kaputtgespielt“.
@Herr von Zitzewitz
In einigen Punkten muss ich Ihnen aus eigener Erfahrung beipflichten.
IT-Kompetenz: ich habe über zwei Jahrzehnte in Kommandobehörden u.a. sogenannte „Inhouseschulungen“ für Grundlagen, Office-Pakete, Lotus Notes u.ä. organisiert und angeboten – aber selbst Leute, die sich bis in die AL-Besprechung hinein bis auf die Knochen blamiert haben, hat man über Jahre hinweg nicht dazu bewegen können, sich eine Schulung zu gönnen.
Andererseits glaubte jeder, der auf seinem Smartphone herumtippte, er könne beim Thema IT mitreden. Aus diesem Anlass haben der G2 und ich als G6 ohne Ankündigung einen Scan über das „Führungsgebäude“ gemacht und 22 (!!!!) unbekannte WLAN- Verbindungen im Umkreis des Jasmin-Raumes festgestellt; beim Lagezentrum nicht besser. Der letzte ChdSt hat dienstliche Termine u.a. auf seinem neuen IPad in der Cloud gespeichert.
Reaktion der Generalität gleich Null! Kein Wunder, wenn man als Goldfasan für die Eingabe des PKI-Codes und die Benutzung von LoNo selbst das Vorzimmer braucht. Für mich ist die fehlende Führungsunterstützungskompetenz der Generale eine wesentliche Ursache. Motto: „G6, regeln Sie das, aber lassen Sie mich damit in Ruhe!“
Wissensmanagement: Die Einführung einer strukturierten „Dateinamen Konvention“ zur Speicherung und die Führung und gezielte Rechtevergabe „Lesen-Schreiben-Löschen“ in den Ordnern der Abt-Laufwerke kann man auch nach längerer Anleitung nur als dilettantisch bezeichnen.
SAP: Seit den 90er Jahren existieren genügend Fachbücher, in denen beschrieben war, wie SAP strukturiert ist und dass es die Anpassung der Organisation an die Software erfordert. Auch dies ein schönes Beispiel dafür, dass die „Entscheider“ das Ausmaß ihres Tuns nicht im Geringsten einschätzen können und wollen, weil sie das „Fachchinesisch“ nicht verstehen und sich nicht beraten lassen. …. Es sei denn, man wollte SAP bei der Bw quasi das Anlegen einer „Software-Blaupause für Armeen“ ermöglichen! Ein gutes Geschäft … für SAP.
Ampeln: Lassen sich leichter umfärben und kurz begründen als z.Bsp. Strichaufzählungen.
Als Rudi der Radfahrer Anfang der 2000er Jahre einen nicht näher beschriebenen Korpsstab in Süddeutschland besuchte, gab es rechtzeitig vorher die Anweisung: „Der Minister will keine Probleme hören, höchstens Herausforderungen!“ Und das ist geblieben.
Aber wenn wir ehrlich sind, ist solch ein Verhalten viel älter und irgendwie menschlich. Schon als junger ZgFhr habe ich gelernt, dass gelegentlich ein schöner „Türke“ auch der Sache dienlich sein kann.
@Herr von Zitzewitz
Ich möchte Ihnen für Ihre aus meiner Sicht treffende Beschreibung der Bw-Prozesslandschaft danken. Häufig sind in der Vergangenheit jahrzehntelang bewährte, aber zugegebener Maßen in die Jahre gekommene Prozesse in der Bundeswehr durch vergleichsweise schnell zusammengezimmerte Prozesse abgelöst wurden. Eine nachhaltige Verbesserung und Wartung dieser Prozesse fand nicht statt.
Ich möchte auch die (zumindest empfundene) Ignoranz der übergroßen Masse des höheren Managements in der Bundeswehr für die Notwendigkeit einer durchgehenden IT-Unterstützung für alle wichtigen Prozesse in der Bundeswehr ausdrücklich bestätigen.
Da Strukturen passende Prozesse brauchen und umgekehrt, ist es nicht schwer zu verstehen, dass die Bw in den letzten 20 Jahren mehr als einmal zuviel umstrukturiert wurde. Natürlich muss man sich Entwicklungen anpassen. Aber doch bitte mit Herz und Verstand.
Das Schlimmste der letzten 15 Jahre ist für mich die schon zwanghafte Züge annehmende Strategie der Private-Public-Partnership Forcierung. Welche von der Bw outgesourcte Dienstleistung hat sich denn nachhaltig als Erfolg erwiesen? Mir fällt keine ein.
Auch beim Thema COTS wäre ich vorsichtig .Beim A400M hat sich dies im Cockpitbereich dem Spiegelbericht zufolge als Holzweg erwiesen.
Egal was wir in der Bundeswehr in Zukunft tun, wir benötigen Kompetenz, Konstanz und Konsistenz
@Herr von Zitzewitz
Tja gerade beim Thema Intranet ist der Glanz der fehlenden Usability nicht von der Hand zu weisen. Da darf dann übertrieben gesagt – jeder mal etwas machen. Von den Fachanwendungen will ich noch gar nicht reden. Dann noch ein Wiki zusammenzimmern und „Grün“. Aber da gibt es noch vieles mehr wo einem gruselt. Von Single-Sign-On sind wir m.E. immer noch weit entfernt.
Besonders glücklich wird man, wenn die diversen Suchmaschinen zum Einsatz kommen und die Relevanz der Ergebnisliste den Sucher erstmal auf eine Nachricht bringt wo X dem Y die Hand schüttelt anstatt auf die Facts zum Thema (btw. auf die dann in den Beiträgen auch nicht verlinkt wird). Wohl dem, der eine gute gepflegte Favoritenliste sein Eigen nennt. Was ist das Intranet? Schwerpunkt Nachrichtenportal aller oder Schwerpunkt Arbeitsmittel?
@KlausK
“ wenn man als Goldfasan für die Eingabe des PKI-Codes und die Benutzung von LoNo selbst das Vorzimmer braucht“
Gerüchten zufolge sollen ja ganze STäbe per WhatsApp geführt werden… ;)
Im Prinzip reicht es schon, sich die gesammelten Dramen um Lotus Notes herum anzuschauen, auf dem jeder seine eigene Anwendung aufbaut, um die Probleme zu verstehen.
Woher soll es aber auch kommen? Die Leute, die bei der Bundeswehr häufig IT verantworten, sind selten genug Informatiker – wozu auch, wenn sich der Job auf das Listenverwalten und Anfordern beschränkt?
IT-SiBes sind vom Verständnis geringfügig besser, werden aber seitens der Führung selten genug für voll genommen.
@Don Yogi
Das Verhältnis Nachrichtenportal:Arbeitsmittel würde ich für das Intranet der Bw mit 80:20 einschätzen.
Gelegentlich stößt man hier auf interessante Nachrichten (Beispiel: Am Tag X wurde bei der Veranstaltung Y die Datenbank Z vorgestellt. Will man dazu mehr erfahren, weil es im Zusammenhang mit dem eigenen Aufgabenbereich steht oder stehen könnte, so findet man im Intranet dazu… oftmals nichts.) Leider wird das Intranet mehr zur Selbstdarstellung genutzt als alles andere.
Das Potential des Intranet als Arbeitsmittel befindet sich auch nach 15 Jahren noch in den Anfängen.
Das kommt natürlich nicht von ungefähr. Das Thema Intranet liegt überwiegend in den Händen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Und dieser Bereich scheint kaum Interesse zu haben, das Intranet als Arbeitsmittel fortzuentwickeln. Intranetredaktionen als institutionalisierte Wissensbarriere. (Ich habe hier jedoch eine naive Hoffnung auf Besserung: Seit einigen Jahren (!) scheint wohl ein größerer Relaunch des Intranet vorbereitet zu werden. Leider arbeiten die daran Beteiligten im Geheimen. Man weiß nicht, was da vorbereitet wird, in welche Richtung es gehen wird. Klassisches Black Box-Problem).
Gerade für die Projektarbeit, um wieder den Schlenker zum Artikelthema hinzukriegen, wäre die Nutzung des Intranet als Arbeitsmittel jedoch überaus wichtig. Mit dem neuen WIKI scheint es zumindest eine erste Möglichkeit in der Richtung zu geben, die recht vielversprechend ist und eine Chance verdient.
Ein anderer Punkt, um beim ursprünglichen Artikelthema zu bleiben:
Ich sehe drei wichtige Themenfelder, mit denen sich die Bw beschäftigen muss, um auch das Management von Projekten zu verbessern. (Reihenfolge ist keine Rangfolge, alle drei Felder sind gleichwertig:)
Veränderungsmanagement
Prozessmanagement
Wissensmanagement
ad 1) Bislang absolut dilettantisch umgesetzt (sofern überhaupt). Es beschränkt sich häufig auf ein paar PowerPoint-Folien und wird oft nur alibimäßig umgesetzt.
ad 2) Vorhanden, jedoch von der Linienorganisation wie auch von den Führungsebenen ausschließlich rein technisch mit SAP assoziiert, d.h. nicht verstanden, nicht akzeptiert und als lästiges, überflüssiges Element weitgehend ignoriert.
ad 3) Weitestgehend nicht vorhanden bzw. kein strategischer Ansatz erkennbar. Demzufolge auch keinerlei Verständnis in der Organisation. (Meinen inoffiziellen Informationen zufolge sitzen in einem ministeriellen Gremium zu dem Thema überwiegend Leute aus dem Bereich Presse-/Öffentlichkeitsarbeit.. Leider ist auch dies hier eine Black Box.
– Vielleicht hat hier jemand mehr Infos dazu?)
Insgesamt kann ich den beiden Damen an der Spitze des Ministeriums nur viel Erfolg wünschen. Ich habe diesmal erstmal das Gefühl, dass sich etwas bewegen könnte.
Herrlich diese Diskussion.
Zum Thema Kästchen vs. Prozesse:
Man kann das Eine nicht ohne das Andere. Prozesse benötigen Kästchen, die Qualitativ und Quantitativ in der der Lage sind die durch den Prozess gegebenen Aufgaben abzuarbeiten. Und da reden wir dann von Personen.
Die einfache Wahrheit ist – man hat das Personal das man hat und man bekommt auch nicht mal nebenbei neues Personal (dass den Anforderungen des entsprechenden Kästchens genügt). Nein das Personal muss man dazu befähigen. Jeden entsprechend seiner individuellen Lernkurve. Wie man das macht könnte/müsste einem das Wissensmanagement sagen. Wissensmanagement kostest aber Ressourcen, die der einzelne nicht zu haben scheint.
In den vorangegangenen Reformen wurde jedesmal explizit auf neue Prozesse hin gearbeitet. Hat nur irgendwie nichts gebracht. So heißt es zumindest, aber stimmt das auch? Wenn wir von Prozessen reden dann sind das teilweise total unterschiedliche Sachen, auf völlig unterschiedlichen Komplexitäts- und Zeitskalen. Da gibt es z.B. einen Prozess bei der Dienstreisevorbereitung oder der Genehmigung von Gleittagen. Die haben einen recht geringen Komplexitätsgrad, die Zeitdauer zum Durchlaufen des Gesamtprozesses ist relativ gering. Ich selber (und wahrscheinlich viele andere Bw-Angehörige) arbeiten als Antragsteller regelmäßig damit. Die zuständigen Stellen bearbeiten in einer kurzen Zeit eine riesige Anzahl von „Projekten“ nach dem Prozess. Die Einflussnahme auf Entscheidungen von Außen auf Entscheidungen in dem Prozess sind mehr oder weniger nicht vorhaben.
Die andere Skala ist dann die multinationale Neuentwicklung eine Hauptwaffensystems. Die dauert (ja man könnte es auf den nicht funktionierenden Prozess schieben) deutlich länger als die Lebensdauer bzw. Gültigkeit des Prozesses beträgt. Hat Schnittstellen zu vielen anderen Prozessen. In den Prozess und auch angeschlossenen Prozess werden
Entscheidungen getroffen, die Auswirkungen auf das Projekt haben, aber nicht oder nur unzureichend durch das Projekt beeinflussbar sind (Änderung der Eingabegrößen). Die Bearbeitungsdauer in diesen Teilprozessen (selbst wenn diese transparent sind) ist teilweise so lang, dass man den Ausgang seiner nicht prognostizieren kann. Das gilt für die Bundeswehr und wenn es sich um ein Rüstungsprojekt handelt auch für die umsetzende Industrie.
Trotz der Orientierung an Prozessen (war ein wesentliches Element unter VM KTzG und seinem Sts Otremba) wurde durch die Nachfolger ein CPM(nov.) erlassen, der die Verantwortung für eine Projekt zum Projektleiter gibt. Das ist prinzipiell nicht verkehrt würde aber voraussetzen, das dieses Kästchen (Projektteam) über das Personal verfügen um in den Prozessen entsprechend meines ersten Satzes zu arbeiten. Genau das hat man aber nicht und wird man auch nicht bekommen. Das ist aber keine Schuld des Projektleiters und auch seine Vorgesetzten haben nur begrenzt Einflussmöglichkeiten. Auftrag und Ressourcen stehen in keinem sinnvollen Verhältnis.
Jetzt erinnern wir uns einfach mal an das Gutachten zur Neuausrichtung. Da wurde ja unter anderem eine Agenturlösung für die Rüstung propagiert. Diese wäre prinzipiell geeignet dem Projektleiter das Leben etwas zu vereinfachen. Prinzipiell, weil es neben der Verantwortung für ein Projekt dem Projektleiter auch noch Handlungsspielraum zur Verfügung stellen soll. Genau das aber würde voraussetzen, dass viele beteiligte Stelle sich in ihren Einflussmöglichkeiten auf das Projekt beschränken müssten (das geht vom Parlament/Haushaltsgesetzgebung bis hinunter zum Betriebsrat/Personalvertretung) Genau das wird aber nicht erreicht werden. Freiheit auch darüber welches Personal (qualitativ/quantitativ) er für das Projekt einsetzen will. Das will aber niemand.
Manchmal werden die Diskussionen auf die Frage ob Linien- oder Matrixorganisation geeignet wären gemünzt (BWB/IT-AmtBw). Meist hat man eh eine Mischform. Die einfache Erkenntnis ist aber wiederum: Auftrag und Ressourcen stehen nicht im Einklang. Ja das kann auch an den ungeeigneten Prozessen liegen, diese hängen aber teilweise von den zugrundeliegenden Normen ab. Das bedeutet: Die Gesamtaufgabe (Projekt sowie die Randprozesse) hängen von dem rechtlichen Rahmen ab in dem die Bw agiert. Einen Teil davon kann die Bw selbst beeinflussen, im Endeffekt leiten sich aber die Verwaltungsvorschriften aus den Gesetzen ab. Hier kommt der Effekt zu tragen, dass bei deren Umsetzung aufgrund von „nicht Schuld sein wollen wenn etwas zu ungunsten des Bundes läuft“ die Gesetze genau das Gegenteil von dem Erzeugen, was sie eigentlich beabsichtigen. Sie führen zu Ineffektivitäten. (Das wird zu einem Teil durch die Problematik Fehlerkultur angesprochen). Jetzt könnte man natürlich sagen: „Das ist so gewollt, Demokratie und Transparenz gibt es nicht umsonst!“. Stimmt, nur dann kann man wieder auf den Punkt zurückkehren und sagen: „Auftrag und Ressourcen stehen nicht im Einklang!“
Und dann folgt die nächste Binsenweisheit: Ein demokratischer Rechtsstaat und dessen Aufgabe zur Bereitstellung immaterieller Güter lässt sich schlecht mit betriebswirtschaftlich optimierte Modellen verheiraten.
Das wars zu der Globaldiskussion eigentlich.
Zu SAP und IT-Kompetenz:
Lehrgänge sind nicht der Weisheit letzter Schluss. Was bringt es wenn ich einen Lehrgang haben und dann nach einem gefühlten Jahr das erste mal an dem System arbeite, noch dazu möglicherweise in sehr unregelmäßigen Abständen? Da fällt die Kompetenz zwangsläufig gering aus. Das Nutzerkonzept SASPF (nur pers. Erinnerung einer frühen Papierlage) so soetwas wie einen „Nutzungsbetreuer“ je Orgeinheit vor, das ist derjenige, der sich von den x-Personen die SASPF benutzen am besten drin auskennt, weil er es äm häufigsten benutzt. Das wurde in IVF-VOCON (IT-Unterstützung zur Vorhabenführung) bereits so gemacht und ist der praktikabelste mir bekannte Ansatz. Das aber muss man organisatorisch abbilden. Meist hat man dann einen Sachbaerbeiter, der sich eben fast nur darum kümmert. Also sind wir doch wieder bei den Kästchen.
So genug im Kreis gedreht.
@ Herr von Zitzewitz
zu 3. Wissensmanagement
Es gibt ja verschiedene Ebenen wo Wissensmanagement angewandt werden kann.
Im Bereich der technischen Ausbildung in der Lw ist das Wissensmanagement schon recht weit fortgeschritten. So sind für jeden technischen Lehrgang am Technischen Ausbildungszentrum Lw Abt Süd die Ausbildungsunterlagen im Intranet einsehbar (natürlich nur nach Freischaltung bei berechtigten Interesse). So könnnen sich zukünftige Lehrgangsteilnehmer schon vorbereiten und das langfristige Ziel ist natürlich eine Fernausbildung (Lehrer und technische Hilfsmittel) um die Lehrgangszeiten zu reduzieren.
siehe Seite 41 Bericht “Wissensmanagement und Fernausbildung”
http://foeg.de/C125747A001FF94B/vwContentByKey/W29AX8T6309DBWNDE/$FILE/Magazin092013.pdf
Leider wird das Konzept der Fernausbildung mit Teletutoren oftmals aufgrund interner Schwierigkeiten konterkariert. Kein Chef kann erwarten, dass sich jemand einen Fernlehrgang in seiner Freizeit antut. Also muss er dienstliche Freiräume schaffen. Wenn dann am Büro das Schild „bitte nicht stören – Fernausbildungsstunde“ hängt, dann gilt dies natürlich auch für den Chef, Dezernatsleiter, Gruppenleiter usw. weil entweder respektiert man, dass sein Mitarbeiter eine lehrgangsartige Fernausbildung macht, auch wenn er körperlich anwesend ist, oder man tut es nicht, dann wird die Fernausbildung von den Betroffenen nicht akzeptiert werden.
Außerdem wurde hier ein Verfahrenstrainer für den Bodenprüflauf am Eurofighter entwickelt mit dem der Schüler alle Handgriff am Computer üben kann. Dabei kann er alle möglichen Fehler machen, bekommt Hilfestellung vom Programm und muss seinen Weg finden, seine Aufgabe richtig lösen (konstruktives Lernen). Nachdem er am Verfahrenstrainer sicher ist, kann er am Orginalgerät die gleiche Aufgabe machen. Vorteil ist, am Verfahrenstrainer geht nichts kaputt, die Anwendung ist dezentral verfügbar und Ausbildungszeit am Originalgerät (Eurofighter) wird eingespart.
Also Wissensmanagement ist für die Bw etwas Neues. Man muss die besonderen menschlichen Umstände berücksichtigen. Wenn ein Experte sein „Wissen“ der Allgemeinheit zur Verfügung stellen soll, dann darf er nicht indirekt dadurch benachteiligt sein das er dies tut und außerdem braucht man zum Wissenstransfer in ein Wiki, bzw der „Digitalisierung des Wissens und deren zielgerichteten Abrufmöglichkeiten“ eine Person die die Prozesse unterstützt, z.. B. eine kleine personelle Zelle „Wissensmanagement“.
@Georg
Ich gestehe, ich habe mit meiner Aussage zum WM wissentlich (und in unzulässiger Weise) verallgemeinert.
Ich weiß, dass die Lw und (in Teilen vielleicht) auch die Marine diesbezüglich Fortschritte vorweisen können. Insgesamt kann all dies nur ein Anfang sein, da sind wir uns sicherlich einig. Weithin spielt das Thema immer noch keine Rolle.
Ich bin gespannt, welche Ergebnisse der oben genannten Arbeitsgruppe in einigen Jahren zu erwarten sind.
Ich kann es nicht mehr hören….