Aus dem Einsatz lernen: Die Afghanistan-Verschwörer?
Ab und an muss man sich auch mal gepflegten Verschwörungstheorien widmen. Was sehen Sie, geneigte(r) Leser(in), oben auf dem Foto? Klar, deutsche Soldaten in Afghanistan. Aber auch den Kern einer Verschwörung, die den Bendlerblock und damit die ganze deutsche Sicherheitspolitik bestimmt!
Zu dem Ergebnis kommen jedenfalls die MDR-Sendung Fakt und der Berliner Tagesspiegel in einer Koproduktion. Die Webseite dazu
ist optisch wunderbar gemacht, alle Achtung. Für den Inhalt… würde ich da ein paar Fragezeichen dran machen. Um nur eines zu erwähnen: Wenn alle die Stabsoffiziere aus dem Einsatz am Hindukusch jetzt in einem Netzwerk Strippen ziehen, warum fehlt dann in der Aufzählung der Drei-Sterne-General Bruno Kasdorf, einst auch im ISAF-Hauptquartier und heute Inspekteur des Heeres? Auf der Connection-Startseite finde ich ihn jedenfalls nicht…
Aber die Leser hier haben bestimmt noch mehr dazu zu sagen. (Bereits aufgelaufene Kommentare verschiebe ich hierher.)
(Foto:
Sie waren zusammen im Afghanistan-Einsatz. Jetzt sitzen sie auf entscheidenden Posten im Ministerium. Sie prägen das Bild, das sich die Ministerin macht. Sie bestimmen Ausrichtung, Struktur und Selbstverständnis der Truppe. Welche Folgen hat das für Deutschlands Sicherheit?
http://www.afghanistan-connection.de/
[Keine Links zu deutschen Verlagswebseiten… Sie kennen das. Aber das ist in diesem Fall auch gar nicht nötig, weil es für dieses Projekt von Tagesspiegel und MDR eine eigene Webseite gibt. T.W.]
@ Elahan
Sehr lesenswert, besonders gefällt mir die Stelle „Das neue Konzept sieht zum Beispiel vor, dass der Soldat, wenn er beschossen wird, nicht etwa in Deckung geht – sondern sich frontal zum gegnerischen Schützen hindreht und zurückschießt. […] im Kampf gegen einen schwer bewaffneten, gut ausgebildeten Soldaten einer professionellen Armee eines anderen Staates wäre es selbstmörderisch.
@axel_F
Als Grundsatz für den Feuerkampf gilt: Wirkung geht vor Deckung
http://www.dersoldat.at/wirkung-vor-deckung?PHPSESSID=i7h8rb8d6qp43b8bdaqgcqqsr0
Bei der Polizei ist das anders.
@ Elahan
Wirkung geht vor Deckung aber nicht Wirkung ohne Deckung.
Ich hoffe wir sind uns einig das es auch andere Möglichkeiten gibt zu Wirken als frontal aufrecht stehen zum gegnerischen Schützen. Zur Info ich bin in beiden Ausgebildet aber ich denke wir führen jetzt keine Grundsatzdiskussion über das nSAK.
In dem Artikel ist vieles im Argen (so u.a. die Aussagen des sogenannten „Militärhistorikers“ – das bin ich auch, was qualifiziert mich das zu Beurteilungen der aktuellen Lage?) – das Konzept zum Feuerkampf musste beispielsweise geändert werden, weil man sich mit der kompletten dienstlich gelieferten Schutzausrüstung schlicht nicht mehr so einfach hinlegen kann und schnell mal als „hilflose Schildkröte“ endet. Das bedeutet aber nicht, dass die grundlegenden infanteristischen Kniffe zuhause nicht mehr gelehrt werden!
Zugegeben gibt es ein Problem, wenn eine hochspezialisierte Infanterieeinheit (wie z.B. unsere Fallschirmjäger) kurz nach oder vor einem Einsatz eine „alte“ Übung fährt, in der es nicht um ISAF geht, sondern eine normale infanteristische Lage. Dann kam es nämlich schon vor, dass der ISAF-Drill Oberhand gewann und sich unzweckmäßig bemerkbar machte (dazu gibt es schöne Videos von BwTV).
Grundsätzlich wage ich aber zu behaupten, dass der Soldat schon weiß, wann er sich zum Gegner drehen kann und wann er lieber im Dreck liegt ;-)
@Elahan
OMG! Da hätte der Tagesspiegel vielleicht mal mit jemandem sprechen sollen, der etwas davon versteht. Die im Artikel festgestellten Beziehungen sind doch eher laienhafte Fehlinterpretation vorhandener Beobachtungen.
Das fängt mit der Afghanistan Connection an. Der umfangreichste Auslandseinsatz der Bundeswehr hat nun einmal dafür gesorgt, dass seit 12 Jahren regelmäßig wieder Offiziere nach Afghanistan geschickt wurden. Die Personalpolitik der Bundeswehr hat in den letzten Jahren das Kriterium „Bewährung im Einsatz“ auch als wichtig für die Förderung erkannt und damit ergibt sich – Wunder über Wunder – dass viele Offiziere in Führungspositionen und im Ministerium Einsatzerfahrung aus Afghanistan haben. Ich wage sogar zu prophezeien, dass es mit der Zeit immer mehr werden, wenn all die ZgFhr und KpChefs aus dem Einsatz irgendwann im Ministerium als StOffz sitzen werden.
Soe eine Einsatzerfahrung ist sicher prägend und man muss aufpassen weiterhin professionell und objektiv zu reflektieren, ob die gemachte Erfahrung tatsächlich generelle Auswirkungen auf Strategie, Taktik und Ausrüstung der Bw haben sollte. Da wären wir dann beim dysfunktionalen Lessons-learned Prozess der Streitkräfte und der überschaubaren intellektuellen Auseinandersetzung mit der Kriegführung und unterschiedlichen Kriegsbildern. Sich aber darüber aufzuregen, dass es in den Streitkräften ein Selbstbild des Kämpfers gäbe, ist ja geradezu ironisch. Stabilisierung und Absicherung von Wahlen sind und waren nun wirklich nie Kernaufträge der Streitkräfte. Die Erfahrung Afghanistan löst nun nur langsam die Erfahrung Bosnien und „damals bei der Übung in Shiloh“ ab.
Auch die entscheidung zugunsten einer Ausrichtung weg von der gepanzerten Kampftruppe zur leichten Infanterie hatte doch mehr mit den Kosten und der Flexibilität der Infanterie zu tun, als der Prägung der beteiligten Offiziere. Abgesehen davon, dass diese Entscheidungen lange vor der Wirksamkeit einer Afghanistan-Connection im Ministerium getroffen wurden, waren es politische Entscheidungen, dass die Armee für das große gepanzerte Gefecht nicht mehr gebraucht würde und man sich mehr auf Auslandseinsätze mit einem begrenzten level of ambition ausrichten solle. Wo kämen wir da auch hin, wenn die Struktur und Ausstattung der Streitkräfte sich am Auftrag orientierten und nicht an politischen Absichten. Und ebenso absurd ist der Vorwurf, die verminderte Einsatzbereitschaft der Lw und M sei auf eine Afghanistan-Connection zurückzuführen. Hier rächen sich, wie an anderer Stelle beschrieben, die Einsparungen der letzten zwanzig Jahre, die durchaus mit der Einsatzbelastung auch durch Afghanaistan zu tun haben, und die verzögerten Beschaffungsvorhaben für Ersatzsysteme. Das Heer kommt mit seiner Einsatzbereitschaft derzeit auch nicht besser weg, als die anderen TSK – Stichwort Verfügbarkeitsmanagement.
Herrlich ist aber die Einlassung eines Militärhistorikers, das neuSAK sei gegen eine professionelle Armee selbstmörderisch. Zunächst ist das fälschlich verkürzt, da der Soldat tatsächlich zurückschießt und dann in Deckung geht und nicht etwa gar nicht in Deckung geht. Dies hatte auch gar nichts, mit der Bewaffnung und den Fähigkeiten des Gegners in Afghanistan zu tun, sondern der Gefechtssituation und der Ausrüstung der eigenen Truppe. Trägt die Truppe 30kg Körperpanzerung, Ausrüstung und am Besten noch einen Rucksack macht sofort in Deckung gehen schlicht keinen Sinn, denn dann liegen die Soldaten wie die Schildkröten in der kill zone und kommen nicht mehr weg. Feuer erwidern und ausweichen macht da durchaus auch gegen eine professionelle Armee Sinn, wenn man denn überhaupt noch weg kommt.
Insgesamt stellt der Artikel eine Aneinanderreihung von Fehlschlüssen, Teilinformationen und viel bemühter Interpretation dar, die keiner fachlichen Überprüfung mit Sachverstand stand hält. Es handelt sich aber um ein schönes Beispiel für fundamentale Atributionsfehler. Nur weil etwas korreliert, heißt das nicht, dass es kausal ist.
Zitat: „“Ich denke, dass eine Friedensarmee von der geistigen Haltung her ganz anders funktioniert als eine Kriegsarmee”, sagt Neu. „
ich sehe nur
einen General mit MP7 aber ohne Schutzweste oder trägt er seine drunter?
einen und Oberstleutnant mit G3 einen mit G36
und alle mit 9mm
Interessant finde ich eher, daß es in dem Bericht auch heißt, daß VDL die Ablösung des Chefs des Beschaffungsamtes angekündigt hatte:
„Die Ministerin reagierte rasch: Leyen kündigte an, den Chef des Bundeswehr-Beschaffungsamtes, Harald Stein, von seinen Aufgaben entbinden zu wollen. Als Nachfolger wurde kurzzeitig der stellvertretende Inspekteur der Streitkräftebasis, Erich Pfeffer, genannt, was eine neuerliche Machtausweitung der Connection bedeutet hätte: Pfeffer ist Generalleutnant des Heeres. “
Diese Meldung von AG wurde dann als angeblicher Blödsinn zurückgewiesen vom Ministerium.
Da war wohl eher das Dementi Blödsinn und man hat Angst vor der eigenen Courage bekommen und sich letztendlich nicht getraut einen Militär zum Chef des Beschaffungsamtes zu machen.
Natürlich stellt die Website einiges verzerrt, falsch oder auch nur pointiert dar.
Z.B. das Thema Finanzen – wenn ich da lese „die Anfang 2015 verfügbare Finanzbedarfsanalyse für 2016“ und einen Satz später heißt es „Vor 2016 keine Informationen mehr darüber, was die Truppe braucht und was das kosten soll?“ dann muss ich konstatieren: Setzen – sechs.
Auf der anderen Seite aber sehe ich durchaus die Gefahr, dass Einiges aus dem Artikel auch stimmt.
„Vom Einsatz her denken“ führt leider dazu, dass man Zuküftiges an gegenwärtigen Einsätzen ausrichtet.
Beispiele gefällig ?
Die Fregatte F 125 – die größte Fregatte der Welt – ist für Einsätze wie ATALANTA, UNIFIL oder ACTIVE ENDEAVOUR prima geeignet. Seeraumüberwachung, Schutz von Handelsschiffen, gegebenenfalls ein bisschen Piratenjagen. Was sie aber nicht mehr kann, ist Unterwasserseekriegsführung (also UJagd) – die traditionelle Hauptaufgabe einer Fregatte – und Luftzielbekämpfung kann sie auch nur sehr eingeschränkt.
Wozu aber auch? Immerhin betreiben wir die letzten 13 Jahre ja nur noch Seeraumüberwachung…… und somalische Piraten haben keine UBoote, oder?
Das gleiche auf dem Feld der IT. Egal wie man es nennt – German Mission Network, HAFIS oder wie auch immer – die Architektur fusst nur auf Afghanistan-Erfahrungen.
Also: funktionierende Standleitung in die Heimat, Fernadministration von zu Hause, im allergrößten Notfall Satellitenanbindung. Und eine entsprechende Infrastruktur im Einsatzgebiet. Für mich eins der besten Beispiele für „Afghan-centric warfare“.
Die Liste ließe sich bestimmt viel weiter fortsetzen….
Fazit: wir haben verlernt, über den Einsatz hinaus zu denken.
Wir versteigen uns darin, zu glauben, es kämen nur noch Einsätze a la ISAF, ATALANTA o.ä.
Wir richten die zukünftige Ausrüstung an heutigen Einsatzrealitäten aus, anstatt am „worst case scenario“ – und der heißt für Streitkräfte nun einmal „Großer Vaterländischer Krieg“. Landesverteidigung. Mit Allem, was dazugehört.
Natürlich kann man aus den Einsatzszenarien der vergangenen knapp 25 Jahre (wer erinnert sich noch an SHARP GUARD ?) richtige und wichtige Schlussfolgerungen ziehen.
Aber die dürfen eben nicht lauten. „So soll es sein, so wird es blieben“.
Schon bemerkenswert, dass die Macher des Projektes mit Namen und Reputation einstehen, während hier die Zahl der kritik-übenden Kommentatoren mit Pseudonymen agieren.
Denke, entlang dieses plakativen Aufmachers müssen diverse Rollen untersucht werden. Mit Sicherheit auch die der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr.
Cynic2 | 07. Oktober 2014 – 10:54
Nein, entweder sind die beiden *investigativen Journalisten* einfach nur dumm oder sie betreiben eine gezielte InfoOp/PsyOp gegen die Bundeswehr und das BMVg, denn soviel Dummheit ist einfach nicht möglich. Deshalb gehe ich im Schwerpunkt von letzterem aus, allerdings mit einer gehörigen Portion Dummheit aus.
Für mich sieht das ganze so aus als ob jemand da ein Hünchen zu rupfen hat. Das der Artikle sich über denn Rausschmiss der Beamten mit ihren „Erfahrungswissen“ aufregt sagt doch schon alles. Die Leute wurden doch zu recht entlassen. Die „Sorge“ das jetzt zu viele Positionen im BMVg mit Militär besätzt sind ist auch so ne Sache. Ist schliesslich das Verteidigungsministerium. Und mir gefählt die Andeutung nicht das die Soldaten irgend wie nicht vertrauenswürdig sind. Gar nicht demokratiefest oder so.
Man kann gerne die Leitlinie Afghanistan kritisieren, das die Landes/Bündnisverteidigung zu kurz komme etc. aber dafür muss man keine Verschwörungstheorie über eine Afghanistan-Connection zusammenbasteln. Armeen machen öfters den Fehler für den letzen Krieg zu planen. Davon abgesehen sind viele der Meinung das solche Einsätze weiterhin die norm sein werden, auch wenn nicht in der Grössenordnung.
Es ist völlig logisch das man das knappe Geld dort ausgibt wo es gebraucht wird. Und die Luftwaffe und Marine sind nun mal seltener im Einsatz, bzw. wird deutlich mehr Infanterie gebraucht. Die Mängel bei der Ausrüstung auf diese angebliche Connection zurück zu führen ist Schwachsinn.
Klar politisch motiviert!!
Kernauftrag der Bundeswehr ist nach Priorität 1 boch immer Landesverteidigung. Laut den VPR. Oder jemand schreibt diese mal um. Ja, Einsatzerfahrung ist wichtig. Aber sollte eben auch nur Erfahrungen für eine Einsatzoption darstellen. Und nicht die einzige Zukunft
Sind die Journalisten da alles selbst darauf gekommen oder sind diese gezielt aus dem Ministerium, z.b. von Beamten oder nicht Heeressoldaten, gefüttert worden, die es stört, das einige wichtige Posten mit Militärs besetzt worden sind bzw. Heeressoldaten und weitere Posten an Militärs/Heeressoldaten verhindern wollen durch die Einspannung der Presse?
Und wenn hier auf das Umfeld der Militärs um die Ministerin gezielt wird, stellt sich auch die Frage, ob nicht eigentlich die Ministerin getroffen werden soll!!!
Eine angebliche Herresconnection entscheidet bestimmt nicht für die Bewaffnung der F 125. Und hinter den Plänen mehr Infanterie, weniger Panzer, die wir seit 2011 haben, steckt doch keine Strategie, sondern nur Sparmaßnahmen. Dies zeigt sich daran, daß zuerst ein Jägerregiment 1 aufgestellt wurde, dieses jetzt zum Jägerbataillon 1 wieder verkleinert wird und dafür gepanzerte Einheiten wiederum zum Jägerbataillonen umgegliedert werden. Eine wirkliche Strategie für mehr Infanterie ist hinter diesem Chaos nicht zu erkennen.
Auch wenn die Landes/Bündnisverteidigung jetzt wieder wichtiger wird angesichts der Ukraine-Krise, bleiben doch Auslandseinsätze die wahrscheinlichsten Einsätze der BW und da sollten wir die Soldaten nur bestens geschützt und ausgerüstet hinschicken und können jetzt nicht die Einsatzarmee für die Landesverteidigung beschränken.
Sondern weil der Kalte Krieg wieder teilweise zurück ist, muss mehr Geld wieder für Verteidigung ausgegeben werden, damit auch für die Landesverteidigung und die Ersatzteile zu Hause genug Geld da ist.
Kann TW mal erklären, wo auf auf der Website die versprochenen Verschwörungstheorien zu finden sind? „Wenn alle die Stabsoffiziere aus dem Einsatz am Hindukusch jetzt in einem Netzwerk Strippen ziehen, …“ Wo wird behauptet, dass alle Stabsoffiziere, die in AFG waren, zu diesem Netzwerk gehören? Das Merkmal AFG-Einsatz ist ein notwendiges, aber kein hinreichendes Merkmal für die Zugehörigkeit zu diesem Netzwerk.
Was mich beunruhigt, ist auch mehr die Mentalität vieler AFG-Veteranen. Der Grad der Menschenverachtung steigt in der Bundeswehr massiv an. Zurückhaltung, um Zivilisten zu schonen, wird mittlerweile als Zumutung empfunden. Es herrscht immer mehr die Ansicht, dass man im Zweifel lieber einmal zu viel „aus Versehen“ Zivilisten tötet, als sich vielleicht einer Gefahr auszusetzen. Das ist aus der Perspektive des Soldaten auch nachvollziehbar, aber das ist eben der Grund, warum man Kriegseinsätze generell ablehnen sollte. Es gibt keine „sauberen“ Kriegseinsätze, die Zahl der Kriegsverbrechen nimmt mit der Länge eines Kriegseinsatzes zu, weil Soldaten abstumpfen und sich brutalisieren. Deshalb: Schluss mit Kriegsabenteuern, bewaffnete Neutralität und Transformation der Bundeswehr zur Milizarmee mit dem einzigen Auftrag Landesverteidigung.
@Boots on the Ground @GermanMetal
Von Dummheit möchte ich da nicht sprechen und für eine gezielte IO-Kampagne ist das nicht kritisch genug. Man könnte wohl argumentieren, dass da ein, zwei Sachen mit Zündstoff in sehr viel eher harmlosem Inhalt verpackt werden, um authentisch zu wirken. Was ich in der Tat vermisse, wäre eine genauere Betrachtung der Beteiligten Journalisten, zumal Herr Starke einerseits offenbar als Mitautor fungiert, andererseits in seiner Eigenschaft als „Militärhistoriker“ als Experte in einem Beitrag angeführt wird. Insbesondere bei Herrn Starke habe ich aus seinen Beiträgen den persönlichen Eindruck, dass hier ein Reservist plötzlich mit einer Armee konfrontiert wird, die er aus seiner Dienstzeit in Geisteshaltung und Tätigkeiten nicht wiedererkennt. Einige Aspekte davon kann er in der Tat ganz gut analysieren und beschreiben, aber an anderer Stelle verfällt er mangels tieferen Einblicks und Gesamtzusammenhangs einfach auf absurde Theorien und Sichtweisen. Vielleicht hätte er in seinen Interviews in Seedorf einige dieser Dinge einmal ansprechen sollen und sich eine Innenansicht holen sollen.
Der Umfang der Website und auch einige Inhalte sind durchaus bemüht, aber in ihrer Gesamtheit doch zu oberflächlich – betrachtet man z.B. die Artikel zu Shahabuddin und Halmazag. Da hätte sehr viel detaillierter gearbeitet werden können. Hier wäre in der Tat zu fragen, ob Informationen verkürzt wurden, um die Schlussfolgerung zu rechtfertigen oder ob die Autoren einfach nicht mehr wissen und deshalb zu falschen Schlüssen kamen.
Dass das ganze eine gezielte PsyOp/InfOp gegen die Bundeswehr und das Ministerium ist, zeigt sich auch daran, dass die Webseite nicht nur die „Afghanistan-Connection“ aufgreift, sondern jedes Thema, dass die Bundeswehr und das Ministerium in einem schlechten Licht erscheinen lassen – beispielsweise: angebliche Militarisierung der Gesellschaft durch Orden und Ehrenzeichen, Transformation von der Friedens- zur Einsatzarmee, angebliche und tatsächliche Ausrüstungsprobleme (insb. G36), Diskriminierung von Frauen in der Bundeswehr etc.
Ganz ehrlich? All diese „investigativen“ Formate im deutschen TV (Fakt, Monitor, Kontraste, Frontal 21 etc) sind IMO einfach nur platte Radaubuden, die mit reisserischer Wortwahl scheinbare „Skandale“ medial auszuschlachten versuchen. Deswegen schenke ich denen seit Jahren keinerlei Beachtung mehr …
@Boots on the Ground
„Dass das ganze eine gezielte PsyOp/InfOp gegen die Bundeswehr und das Ministerium ist, …“
So lange sie das nicht beweisen können, ist es eine wilde Verschwörungstheorie. Und nein, ihre persönliche Interpretation der Handlungsmotive anderer Personen ist kein Beweis. Statt sich mit den unterstellten Motiven zu befassen und über die zu spekulieren, kann man sich doch einfach am Inhalt abarbeiten.
Daniel Lücking | 07. Oktober 2014 – 16:07
Ach Herr Lücking, warum haben Sie sich denn nicht noch als „Experte“ zur Verfügung gestellt? Dann wäre die „Reputation“ dieses „Projekts“ noch höher gewesen…
Es ist im Übrigen bezeichnend, dass ihr wesentlicher Kritikpunkt sich auf die Anonymität der Kritiker bezieht, anstatt deren – aus Ihrer Sicht wohl nicht zutreffende – Kritik anzugehen. Haben Sie keine Argumente bzw. Kritikpunkte der Kritik?
Die beiden Autoren desavouieren sich mit ihrer in weiten Teilen recht schlampigen Recherche und mit ihren oft abenteuerlichen Konstrukten selbst. Damit kann man als Nichteingeweihter wohl kaum noch zwischen Dichtung und Wahrheit unterscheiden.
Eine der wenigen wirklich wichtigen Kernaussagen des Artikels droht damit unterzugehen: Die Bundeswehr der Zukunft darf sich nicht nur bzw. nicht zu einseitig an Afghanistan orientieren. Punkt. Das hätte man aber ohne all den anderen Schnickschnack treffender darstellen können.
Nebenbei: Den guten alten Budde als Personenschützer für Altbundespräsident Köhler zu bezeichnen, hebt das Niveau natürlich ungeheuerlich (siehe Foto).
@csThor
Man erinnere sich an die „Streng geheimen“ (sprich – wenn überhaupt – VS-NfD) Afghanistan-Papiere, die vor einigen Jahren durch die WAZ veröffentlicht wurden.
Wobei die aktuelle Seite zumindest vom Layout sehr professionell wirkt.
Was mich allerdings beunruhigt sind die Vorwürfe man würde Leute schützen, wie Klein, oder Informationen zurück halten. Oder Einsatzbefehle und Leitlinien nicht beachten. Das sind schon schwere Vorwürfe. Und da zumindest mMn im Fall Kunduz/Klein die falschen Konsequenzen gezogen wurden macht mich das stutzig.
Nachdem ich mir mal die anderen Seiten der doch ziemlich umfangreichen Seite angesehen habe muss ich sagen das ich da irgendwie keinen klaren Faden entdecken kann. Es scheint an allem Kritik zu geben. Es könnte ein Gegenschlag gegen die Kampaigne vdLeyen, Gauck und Steinmeiers sein. Manche Kritik ist auch richtig, nur finde ich etwas eigenartig das man vdLeyen dafür verantwortlich macht wo sie doch grade erst im Amt ist, bzw. viele der Entscheidungen Jahre zurück gehen. Und das mit der angeblichen Connection macht mich stutzig. Das die Leute immer gleich eine „Verschwörung“ sehen müssen stat eine zufählige anreihung von Fehlern. Vieleicht war das mit der politisch motivierten Kampaigne doch zu einfach.
@csThor:
„sind IMO einfach nur platte Radaubuden, die mit reisserischer Wortwahl scheinbare “Skandale” medial auszuschlachten versuchen“
Nunja, gewisse Anteile der Berichte sind nicht unbedingt mediale Ausschlachtung.
Lustigerweise wurde das teilweise rechtswidrige Verhalten aber auch vom zivilen Anteil des BMVg gedeckt – die ominöse ‚Connection‘ des Militärs kann ich da nur bedingt nachvollziehen.
Gehen wir doch einfach mal davon aus, dass in jedem ‚Skandal‘ ein Fünkchen Wahrheit steckt – der sicherlich ungeeignet ist, Licht ins Dunkel zu bringen, aber dennoch gut genug, da nicht mit brennbaren Stoffen in der Nähe zu hantieren ;)
@Boots on the Ground
Ist viel zu lesen … aber konkrete Fallbeispiele hätten ihnen nicht entgehen sollen. Wie auch immer – gehen Sie mal auf diesen Beitrag:
https://www.facebook.com/pages/WirDientenDeutschland/209595742509997
Alles Annahmen und Vermutungen. Und ja Seilschaften gibt es und gab es schon immer. Ob nun gerade diese Seilschaft für den Zustand der Bw verantwortlich gemacht werden kann, sei mal dahin gestellt.
Dass nun auch Soldaten im BAAIN Bw sind finde ich gut. Leider ist die Struktur im BAAIN derart schlecht, dass sich bisher durch den „Neuzugang“ keine Besserung eingestellt hat. Seit der letzten Umgliederung ging es nur weiter bergab mit den Projekten.
Aber es ist gut dass wir mal drüber gesprochen haben, ist ja auch schön mal andere Sichtweisen zu lesen.
Die Kommentare sind fast interessanter als der Beitrag.
@Daniel Lücking: Ich hab grade ne ganze Reihe Artikel auf der Webseite gelesen – und? Nicht als Vermutungen, Andeutungen, Interpretationen usw. und Probleme (Ausrüstung, Ausbildung, Struktur), die hier bereits seit langem bekannt sind und diskutiert wurden und werden, und von den Autoren geschickt zu einer Verschwörungstheorie verstrickt werden. Zeit und Nerven sind es nicht wert, das alles zu lesen und / oder hier zu diskutieren.
Aus Ihrem Facebook-Kommentar werde ich auch nicht schlauer – auf welcher Grundlage soll es eine Entlassungswelle geben? Aufgrund der angeblichen Afghanistan-Connection, die sich daraus speist, dass inzwischen doch eine Mehrzahl der Offiziere in Afghanistan gedient hat?
@ Daniel Lücking
Sie sind ja namentlich als Zeitzeuge in dem Bericht erwähnt. Ich zweifle in keiner Weise an Ihren Ausführungen. Dennoch bitte ich, weil der hier diskutierte Artikel der beiden Tagesspiegel-Autoren von festen Tatsachen ausgeht, um eine Präzisierung: Wie hart sind Ihre Informationen, dass die beiden festgenommenen Afghanen tatsächlich durch die örtlichen Behörden exekutiert wurden? Gesicherte Erkenntnis oder „nur“ beiläufige Bemerkung eines Dritten, z.B. des Landeskundlichen Beraters? In einem früheren Interview haben Sie nach meiner Erinnerung mal in der Öffentlichkeit von letzterer Variante gesprochen. (Damit dürfte Ihre entsprechende Einschätzung auch nicht eingestuft sein.)
Was für ein Schwachsinn!!!
Ich gehe sogar noch weiter es gibt nicht nur die Afghanistan Connection, sondern auch noch die Generalstabsausbildungs-Connection. Alle Offiziere sind Generalstabsoffiziere und gehören somit einer geheimen Bruderschaft an, die nur eines im Sinn hat: Die Machtübernahme.
Vielleicht sind auch noch alle Rechtshänder oder Helmträger, das eröffnet ja völlig neue Interpretationsmöglichkeiten.
Es ist schon unglaublich, auf was manche Journalisten anspringen und dann auch noch schlampig recherchiert, wie das Beispiel InspHeer zeigt.
Das ist ja knallharte Recherche – mit sehr wenig Verständnis für die Logik des Personalwesens der Bundeswehr.
Generalstabsoffiziere -> Pflichttor Einsatz -> ministerielle Verwendung(en). Nach 10 Jahren ISAF war das eben der prägende Einsatz.
Da schüren wohl einige Unzufriedene die Kohlen.
Ganz ohne Brimborium ist aber die Frage berechtigt prägt die Vergangenheit zu sehr die Zukunft?
Denn Generale wollen ja stets den letzten Krieg gewinnen.
@ Memoria
Mit Ihrer unerschütterlichen Generalsphobie können Sie glatt Journalist in einschlägigen Blättern werden. Sorry für diesen Einschub, der einfach mal sein musste. ;-)
Der Kern steckt in den Dokumenten, die den Hergang des Tages schildern.
Keine der drei offiziellen Ministeriumsversionen, die mittlerweile existieren entspricht der anderen, Gregor Gysi bezeichnet es als Vertuschung. Ich stehe zu meiner Zeugenaussage – gehe aber davon aus, dass als einer von vielleicht einer handvoll da nie eine Beweisführung möglich sein wird.
Aber DREI Lügen-Versionen des Minsteriums dürfen GERNE analysiert werden. Dann lass ich mich auch wegen Verleumndung verurteilen.
Absender war der Landeskundliche Berater – der dürfte im Nebenjob entweder beim BND gewesen sein oder eben tagtäglich in Kontakt zu diesem gestanden haben.
Sie dürfen mir aber auch gerne sagen, lieber @KeLaBe, dass ich den Aussagen eines ranghohen, bestvernetzten Bundesbeamten nicht mehr trauen soll. Übernehme ich dann für sämtliche anderen …
Ein Gespräch zwischen zwei Personen nennen ich übrigens nicht „beiläufige Bemerkung.“
Seit Juni 2013 habe ich mehrfach um Aufklärung der Hintergründe gebeten – außer Schweigen kam nichts aus den Ministerien. Der Fakt, dass der Umgang mit Kriegsgefangenen kaum geregelt ist, dass sich Ausweichkonstrukte geschaffen werden, um um die Regelungen der Genfer Konvention herum zu kommen UND das systematisch die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung KLEIN-geredet dokumentieren längst zahlreiche andere Journalisten.
Also, Herr KeLaBe:
Machen Sie mal den Rücken gerade und erzählen mir ihren KlarNamen, Dienstposten und Einsatzverwendungen.
Ohne das bleiben Sie nur eine der zahlreichen Stimmen im Internet … nicht mehr als ein Troll …
Schönen Abend noch!
@KeLaBe:
Generalsphobie? Habe ich keine.
Nur eine Phobie gegen realitätsferne Führung – egal wo.
Das mit dem General und dem letzten Krieg ist einfach ein allgemeine Redensart, die auf die Rückwärtsgewandheit von Großorganisationen hinweist.
Zudem habe ich mit meinem Kommentar ja eher die Generale der angeblichen Afghanistan-Connection in Schutz genommen.
@ Daniel Lücking
Danke für die Antwort, die ich in ihrer Form allerdings für reichlich unangemessen halte. Daher keine weiteren Fragen an Sie.
Ich kann nachvollziehen warum bei „Afghanistan-Connection“ erstmal an eine Verschwörungstheorie gedacht wird: Sehr viele angerissene Themen, keines grundsätzlich aufgearbeitet, der Mangel an Fachwissen ist erkennbar, mit der grossen Gieskanne wird Schlechtes über Alles gegossen, garniert mit ein paar Trivialwahrheiten und keine einzige relevante Quellenangabe – ich übertreibe mal gezielt, Wirkung vor Deckung in der dargestellten Form als „Verschwörung“ durch geheime Ministeriumsverschwörer darzustellen grenzt schon an eine Chewbacca-Verteidigung. Dazu kommt dass die Autoren natürlich auf dem aktuellem Shitstorm elegant mitreiten um nicht zu sagen sie springen auf den „Bandwagon“. Dazu kommt eine beinahe schon „rötzerhafte“ Fragerei nach Fakten die weder geheim noch umstritten noch interessant sind und eine Struktur die sich formlos vom hundersten ins Tausendste rettet. Bei diesem Artikel ist den Autoren nach 66% der Arbeit die Lust oder das Geld ausgegangen.
Aber: Im Prinzip stimmen mehrere grundsätzliche Thesen, sie werden treffend und leicht lesbar angerissen und das sollte reichen um den Text stellenweise ernst zu nehmen. Eine adequate Nachbearbeitung könnte ihn uneingeschränkt lesenswert machen.
Für mich die drei wichtigsten Thesen dieses Artikels:
1. Der Afghanistan-Einsatz hat Spuren in der Führung hinterlassen.
2. Die Bundeswehr ist nur begrenzt zur Landesverteidigung in der Lage.
Sonst noch was? Nein? Dann mach ich Feierabend.
@D.Lücking
Gefährlich in den OT abschweifend: Sich auf Gregor Gysi zu berufen? Dröhnendes Gelächter. Ob das der richtige Unterstützer für Ihr Anliegen ist? Fragen Sie mal Vera Lengsfeld. Genug OT.
@Daniel Lücking
Da es ja kein Krieg war (ist), gibt es demnach auch keine Behandlung von „Kriegsgefangenen“. Punkt! Wenn man Verbrecher an die Strafbefolgungsbehörden ausliefert und in diesem Land die Todesstrafe auf bestimmte Verbrechen gilt, dann ist das halt so, oder man darf nicht ausliefern (oder nicht gefangen nehmen).
P.S.: Ich persönlich bin davon überzeugt, dass man den „gemeinen“ Taliban, Al Shabab oder auch ISIL Kämpfer nicht rehabilitieren kann. Aber das ist nur meine bescheidene Meinung.
Es klang ja in einigen Kommentaren schon an.
Momentan ist es ja en vogue „gegen“ die Bundeswehr berichten. In vielen Fällen mag das ja auch berechtigt sein, in diesem Fall ist es einfach nur lächerlich.
Wenn viele Fische dicht beieinander schwimmen, ist das nicht gleich eine Verschwörung, es könnte auch einfach nur ein Schwarm sein.
Klar sind fast alle (Gen)StOffz die heutzutage an relevanten Positionen sitzen ehemalige ISAF-Soldaten, wie denn auch sonst. Hätten Sie sich verweigert würden sie eben nicht da sein.
Mal davon abgesehen, dass man eben mit Speck Mäuse fängt. Es ist schon seit Jahren gängige (und bekannte) Praxis, dass ein Jahr Einsatz eben mit dem 2. oder 3. Stern belohnt wird.
Im konkreten Fall haben die meisten genannten Offiziere nicht einmal gemeinsam in einem Kontingent / Dienstort gedient. Oftmals liegen mehrere Jahre dazwischen. Klar kennt man sich von der FüAk/ Kommandoübergaben/ Prösterchen im Ministerium. Und was den Einfluss eines A16/B3ers in den Streitkräften angeht, nunja er ist begrenzt.
Die Tatsache, dass Kneip zum nächsten GI aufgebaut wird, war spätestens nach dem Anschlag in PEK halb offensichtlich.
Nun denn, wenn hier zwei Redaktionen ein Jahr lang recherchiert haben, ist das nicht mehr als eine gigantische Verschwendung journalistischer Resourcen.
(Hm, ich bin heute mit anderen Sachen ziemlich ausgelastet und schaue hier nur gelegentlich rein, würde aber sehr darum bitten, von persönlichen Anwürfen Abstand zu nehmen – es ist mitunter an der Grenze.)
Das ist ja eine „nette Seite“. Hat zumindest ein schönes Layout. Ob es eine Pizza- bzw. eine Afghanistan-Connection gibt… nunja… =)
Beim „näheren Betrachten der Seite (1.Ordnung ;-))“ ist mir aufgefallen, dass der Adjutant von Fr. vdL (OTL seines Zeichens) mit einem Oberst mit dem gleichen Namen wie der OTL zu tun hat. Ist ja nett (oder doch ein kleiner „unglücklicher“ Fehler).
Unabhängig von der „Verschwörungstheorie“ (ich finde sowas ja immer spannend. Hat was von einem Thriller… kann man da keinen Film draus machen?) muss ich über 1-2 Aspekte doch länger nachdenken:
– Differenzierung zwischen Beamten und Militärs:
Das soll es ja über alle Ebenen geben. Hat etwas von Schubladendenken (genau mein Ding ;-) ). Jedoch könnte man auch mal die Frage in den Raum stellen, ob nicht gerade im BAAINBw das „verwaltungssichere Handeln“ und damit die (ACHTUNG! SCHUBLADE!!) Beamtenmentalität auch bei immer mehr Militärs aufzufinden ist!? Sind Militärs nicht auch quasi Beamte nur mit einem „kleinen Unterschied“ (das mit der Waffe im Einsatz)? =)
– Vom Einsatz her Denken (rein auf AFG bezogen):
Naja, dieser m.E. an sich gute Ansatz kann ruhig auch anders interpretiert werden. Ein Einsatz ist ja doch ein „dehnbarer“ Begriff. ATALANTA dürfte ja auch ein Einsatz sein… Ich befürworte eine Interpretation analog der „freien Wirtschaft“: Kundenorientiert denken. D.h. was braucht der Kunde (bzw. im Falle des Serviceleisters „BAAINBw/AIN“ oder wie sie alle heißen) um einen Mehrwert für sein Schaffen zu erhalten. Da würde ich mich nicht einmal auf AFG festlegen. Dass Hubschrauber auch auf hin und her wankenden Plattformen benötigt werden wurde ja letzt schon verkündet.
– Einseitige Beratung der Ministerin
Ja, da muss ich an P. Watzlawick denken: „Wenn die Lösung das Problem ist“. Das stellt in jeder Ebene, im Beruflichen wie im Privaten immer ein… nunja, „Problem“ dar. Man sollte sich hin und wieder versuchen von den üblichen Denkmustern zu befreien. Nur weil heute die Lösung eines Problems funktioniert, muss die gleiche Lösung für ein (ähnliches) Problem morgen nicht ebenfalls die „richtige“ sein… Vielleicht könnte hier Fr. vdL aktiv werden und „an der Spitze“ sich einen „bunteren Blumenstrauss“ zurechtbinden!? (wenn nötig. Scheint ja recht grau zu sein… da oben =) )
Wie schon gerade erwähnt: Das sollte auf jeder Ebene vollzogen werden. Es gibt immer noch eine Alternative (ausser bei Fr. Merkel, da ist auch etwas mal „alternativlos“ =) ) Gut, ich bin ein wenig philosophisch geworden…
– Immer weniger Kontrolle (durch Zivilisten)
Naja, wer lässt sich schon gerne kontrollieren? Wobei das ja eigentlich eine Managementaufgabe ist: Kontrolle. Okay, wir streichen das „eigentlich“. Auch sehr beliebt: Diese wird gerne an anderen Stellen durch Bürokratie ersetzt.
Ob das Militär bzw. das BMVg ein Problem damit hat sich speziell von „Zivilisten“ kontrollieren zu lassen…? Finde ich fragwürdig. Kann vielleicht ein richtiger Soldat näheres zu sagen!? =)
– „Von wegen Transparenz“
Na, das ist an sich nichts Neues, für mich aber mit das Interessanteste. Wenn nicht beim Militär, besonders als Soldat (zivile Beamten schließe ich hier mit ein: Inklusion beginnt ja im Kopf), wo dann sollte es so wichtig sein harte Fakten, so weh sie auch tun, zu melden (nicht nur beim Wehrbeauftragten, sondern auch beim nächsten Vorgestzten). Ist dies nicht besonders wichtig bei der Erstellung des RICHTIGEN Lagebildes? Und damit notwendig beim Treffen von Entscheidungen?
Es scheint so als wäre das, sofern man die ein oder andere Meldung in den Medien (ACHTUNG: war Absicht!) betrachtet, im Geschäftsbereich BMVg/AIN oder wo auch immer Mode, gerade NICHT für Transparenz zu sorgen. Und das nicht nur an der Spitze (des Eisbergs…). Ich erinnere mich an einen Artikel der „Zeit“ („Ein Ministerium fliegt auf Autopilot“) oder Bemerkungen in den Medien, das BMVg wäre „unführbar“. Wie schaut es denn aus mit parlamentarischen Anfragen? Gibt es da Belege für, dass hier nicht für Transparenz gesorgt wird? D.h. werden Anfragen wissentlich falsch bzw. unvollständig beantwortet? Wie wollen dann die Parlamentarier die richtigen Entscheidungen für die Bundeswehr treffen? Erwartet man derzeit von der Politik richtige Entscheidungen bzgl. der Bundeswehr?
Alles in allem glaube ich, dass die Bundeswehr mit dem Einsatz in AFG eine Aufgabe hatte. D.h. sie konnte sich beweisen. Jeder konnte, sofern er etwas für AFG getan hat, einen Beitrag zum Gesamten leisten (ja, ich bin ein Fan davon, dies als Motivationsgut herzunehmen). Dass da der Blick auf andere – ich nenne sie mal – „Einsätze“ verliert ist für mich vorstellbar, da menschlich. Vielleicht ist auch das ein Teil des Kulturproblems der Bundeswehr?!
Zuletzt möchte ich meinen elend langen Post nochmal mit Paul Watzlawick beschließen:
Auch ich glaube an die „Kettenreaktion der Gütigkeit“. Um einen Kulturwechsel herbeizuführen sollte man selbst damit anfangen. Der Gegenüber wird das erkennen und (besonders wenn er selber einen kleinen „Vorteil“ davon hatte) das Verhalten nachahmen. Die Homepage ist nett gemeint, die Qualität der Recherche kann ich nicht beurteilen, würde persönlich aber nicht an eine „Afghanistan-Connection“ glauben. Eignung, Leistung und Befähigung führen bestimmt eher zur Karriere als „soziale Pluspunkte durch Vitamin B“ oder andere Dopingprodukte… (das war Ironie. Kann man in E-Mail etc. so schlecht deuten und sollte verboten werden. Besonders wenn keine Smilies hinzugefügt werden ;-) )
P.S.: Ich finde die Kommentare hier auch fast interessanter als die Homepage zu dieser „Verschwörung“, würde mir aber mit Popcorn trotzdem den Thriller im Kino angucken! Wann kommt der denn?? Hab nur den Trailer gesehen…
Als Aussenstehender und Unwissender:
Da sitzen drei Soldaten mit Einsatzerfahrung an Schreibtischen und planen….und das teilweise aus eigenener Erfahrung heraus!?
Natürlich werden diese Erfahrungen in Empfehlungen umgesetzt…was denn auch sonst!???
DAS soll eine Verschwörung sein????
Ich lache mich kaputt…..
Es ist eher eine Verschwörung, dass bestimmte und politisch gefärbte Berichte vornehmlich von bestimmten Redaktionen kommen, die alles andere sind, aber nicht konservativ!!!
Was dabei heraus kommt?? Eine journalistische Müllhalde!!!!
“
Gigantische verschwendung journalistischer Resourcen.““
streiche „journalistischer“, ein derart primitivistisches manipulationsprojekt hat mit informationsvermittlung nichsts mehr zu tun.
Terminologische Unsicherheit, fachliche ahnungslosigkeit, versuch kritik mit tendenziösen „Experten “ vorzubeugen…
Gute Propaganda ist wenigstens noch intellektuell anerkennenswert. Der Tagesspiegel erguss schmerzt nur noch.
Schicke Seite ohne Neuigkeitswert für Kundige. Die sind aber auch nicht das Zielpublikum. Ähnlich wie im Fall der Afghanistan-Papiere steigt die Investigativleistung der Journalisten im gleichen Maße wie die Unkenntnis der Leserinnen und Leser. Aus der Fleißarbeit wäre Journalismus geworden, wenn die beiden Redakteure auch die Betroffenen hätten zu Wort kommen lassen. So ist es ein Content Marketing-Projekt.
Sascha S.:
„[…] So ist es ein Content Marketing-Projekt.“
Ah, so nennt man das dann.
„Wir wollten gar kein Journalismus, wir wollten mal was neues machen: ein Content Marketing-Projekt“.
Ich gebe zu, als Laie (was ich nunmal bin) hätte ich das so nicht gedacht. Aber klar… Jetzt sehe ich den Sinn darin :) (welchen Vorteil hat man mit so einem „Content-Marketing Projekt?)
Der Afghanistaneinsatz hat natürlich eine Generation von Offizieren geprägt. Auch wenn sich zumindest bei einigen dieser Offiziere die Betrachtung der künftigen Einsatzanforderungen verengt hat und sie alle Fähigkeiten in den Streitkräften durch die „Afghanistan-Brille“ betrachten, so befinden sie sich geistig im 21. Jahrhundert. Wer in Afghanistan war, der kennt die heutigen technologischen, gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen für den Einsatz von Streitkräften in bewaffneten Konflikten. Auch wenn es ein asymmetrischer Konflikt war/ist, so konnte/kann man dort auch für symmetrische Konflikte hinreichend viel lernen. Diejenigen, die nun die Landesverteidigung ins Blickfeld rücken und ein Mangel an Kampfpanzern proklamieren, betrachten die Welt in der Regel auch durch eine Brille – und zwar die des kalten Krieges. Viele dieser (Ex)Offiziere haben die technologischen Revolutionen und gesellschaftlichen Veränderungen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte nicht realisiert bzw. schaffen es nicht die richtigen Schlüsse für die Streitkräfte daraus zu ziehen. Ihre Rezepte sind die der 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts. Diese Rezepte waren schon damals diskussionswürdig. Heute sind sie nicht mal mehr das. Die kalten Krieger sind daher noch weniger geeignet Lösungen für die Herausforderung der Landesverteidigung im 21. Jahrhundert zu finden als die „Afghanistan-Connection“.
@ Chris Topf | 07. Oktober 2014 – 19:19
q– Immer weniger Kontrolle (durch Zivilisten)
Naja, wer lässt sich schon gerne kontrollieren? Wobei das ja eigentlich eine Managementaufgabe ist: Kontrolle. Okay, wir streichen das “eigentlich”. Auch sehr beliebt: Diese wird gerne an anderen Stellen durch Bürokratie ersetzt.
Ob das Militär bzw. das BMVg ein Problem damit hat sich speziell von “Zivilisten” kontrollieren zu lassen…? Finde ich fragwürdig. Kann vielleicht ein richtiger Soldat näheres zu sagen!? uq
Die ‚zivile Kontrolle‘ ist ein Relikt aus der Gruendung der BRDeutschland, als die USA den deutschen Administratoren ‚Demokratie‘ beibringen wollten/mussten und in dem die damaligen Dolmetscher/Uebersetzer die verordnete ‚civil control‘ (der preussischen Kriegstreiber) statt mit ‚politischer Leitung‘ (gemeint war Leitung durch die gewaehlten Gremien) mit ‚ziviler Kontrolle‘ uebersetzt haben.
Daraus haben auch fast alle Verwaltungsbeamten den Auftrag abgeleitet, die Soldaten kontrollieren zu muessen….):)
@MikeMolto:
Ja, das mit der Übersetzung von „control“ :)
Aber bei der Aussage dass Kontrolle an sich eine Managementaufgabe ist sind wir uns einig!?;)
Also mir ist diese „Connection“ lieber, als eine ahnungslose Politikerriegie, die unsere Jungs in so einen Brunnenbohreinsatz schickt, der sich dann als handfester Krieg entpuppt.
@Chris Topf
Content Marketing ist eine Werbetechnik, die Interesse, Vertrauen und Bindung bei einem Interessenten herstellen soll. Eine Person oder Organisation bietet Informationen in ansprechender und übersichtlicher Weise an, so dass der Interessent dies praktisch findet und für diese Informationen wiederkommt. Bsp. ein Hersteller von Frühstücksflocken gibt Ernährungshinweise und Rezepte für gesundes Frühstück, der Interessent kommt immer wieder auf seine Website und gewinnt einen positiven Eindruck dieser Marke. Man will sich einen (guten) Namen machen.
Bedenkt man, dass die Mehrheit des Inhalts auf der Website gar nicht selbst recherchiert ist, sondern nur bereits öffentliche Vorgänge zusammenfasst, passt die Erklärung mit dem content marketing durchaus. Daraus erklärte sich auch, warum da Rüstungsdebakel angeführt werden, die mit AFG nichts zu tun haben oder der Beitrag über KPz in AFG, der abrupt endet ohne das man weiß, was der Autor jetzt eigentlich bezweckte. Es handelt sich um Füllstoff, der dem Interessenten scheinbar ein umfassendes Bild des Themas präsentieren soll, wobei die Einzelbeiträge unvollständig recherchiert und häufig tendenziös sind – von den fehlenden Quellenangaben mal ganz abgesehen, aber es soll ja auch kein Journalismus sein.
Der eigentliche Aufmacher, die Afghanistan-connection wird durch die Auflistung mit anderen bekannten Skandalen (Kunduz-Affäre, NH90, A400M, al-Masri…) wird suggeriert, auch die Afghanistan Connection sei so ein Skandal. Und bei der derzeit starken Beschäftigung der Medien mit der Bw schafft dieser „Skandal“ es vielleicht auch in einige überregionale Medien für ein zwei Tage.
Das Ergebnis des Content Marketing Projektes ist, dass über die Urheber gesprochen wird. Oder hatten sie schon von den Autoren gehört? Eben.