McKinsey-Frau tritt Amt als Staatssekretärin im BMVg an, Umgliederung an der Spitze
Als neue beamtete Staatssekretärin im Verteidigungsministerium hat die 42-jährige McKinsey-Direktorin Katrin Suder (Foto oben re.) am (heutigen) Freitag ihren Dienst angetreten. Nach Angaben des Ministeriums erhielt sie von ihrem Staatssekretärskollegen Gerd Hoofe (in Vertretung von Ministerin Ursula von der Leyen) ihre Ernennungsurkunde; zugleich wurde auch ihr Aufgabenbereich festgelegt:
Frau Dr. Suder wird die Abteilung Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung unmittelbar unterstellt. Zudem obliegt ihr die Zuständigkeit für Rüstungspolitik und die Angelegenheiten der Abteilung Planung.
Damit wird Suder ausdrücklich auf den Bereich der Rüstungsbeschaffung und -politik festgelegt. Im Unterschied zu ihrem im Februar gefeuerten Vorgänger Stephane Beemelmans gehören Bereiche außerhalb dieses eng gefassten Bereiches nicht zu ihren Zuständigkeiten. Beemelmanns waren die Abteilung Politik, der Generalinspekteur der Bundeswehr mit den ihm unterstellten Abteilungen, die Abteilung Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (AIN) und der Stab Organisation und Revision unterstellt gewesen.
Der Kollegen Johannes Leithäuser hat in der heutigen FAZ (Link aus bekannten Gründen nicht) noch ein paar Details mehr dazu aufgedröselt, die inzwischen vom Verteidigungsministerium bestätigt wurden. So bringt Suder aus ihrem bisherigen Unternehmen, der Beratungsfirma McKinsey, einen Beauftragten für die strategische Steuerung nationaler und internationaler Rüstungsaktivitäten mit, der nach B6 besoldet wird, allerdings befristet auf zwei (nicht drei) Jahre. Mit der direkten Unterstellung der Abteilung AIN, die ebenfalls ab heute von Generalmajor Benedikt Zimmer und damit erstmals von einem Soldaten geführt wird, dem Beauftragten für die strategische Steuerung – auf dessen genaue Aufgabenbeschreibung ich gespannt bin – und dem mittelbaren Zugriff auf die Planungsabteilung hat die neue Staatssekretärin damit so ziemlich alle ministerialen Möglichkeiten, die Rüstungspolitik und -beschaffung zu kontrollieren. Die Planungsabteilung wird ab Oktober von Generalmajor Erhard Bühler geführt und ist zwar formal direkt dem Generalinspekteur unterstellt, der aber für die Angelegenheiten dieser Abteilung Suder unterstellt zugeordnet (KORREKTUR, da hat mich jemand auf das Wording aufmerksam gemacht…) ist und nicht wie für seine übrigen Abteilungen Strategie und Einsatz und Führung Streitkräfte dem anderen Staatssekretär Hoofe.
Außerdem, auch das eine von der FAZ ausgegrabene und vom BMVg bestätigte Information, will das Ministerium wieder eine neue Lagezelle, Stabsstelle für die Bebobachtung der aktuellen Lage oder wie auch immer sie heißen wird, einrichten. So etwas ähnliches gab es ja schon mal, den Einsatzführungsstab im Ministerium, der nach der im Oktober 2011 getroffenen Entscheidung mit der Neuordnung des Ministeriums im Frühjahr 2012 aufgelöst wurde. Dieser Stab hatte ja eine kontinuierliche Beobachtung der Ereignisse und, falls nötig, eine schnelle ministerielle Reaktion sicherstellen sollen. Die neue Stabsstelle dürfte allerdings ein wenig mehr politisch denn militärisch geprägt sein und wird, entschieden ist das wohl noch nicht, eher in der Politik-Abteilung unter dem Abteilungsleiter Geza von Geyr, dem ehemaligen BND-Vize, angesiedelt werden.
Der Vollständigkeit halber noch die vom BMVg veröffentliche Vita Suders:
Katrin Suder wurde am 27. September 1971 in Mainz geboren. Sie studierte Physik an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen und erwarb an der Ruhr-Universität Bochum einen Bachelor in Theater- und Sprachwissenschaften. In Bochum promovierte sie am Institut für Neuroinformatik. Sie war Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes.
Seit 2000 arbeitete sie bei der Unternehmensberatung McKinsey und übernahm 2007 das Berliner Büro. Seit 2009 war sie für die Aktivitäten von McKinsey im deutschen öffentlichen Sektor verantwortlich und war ab 2010 als einzige Frau Direktorin bei McKinsey in Deutschland. Suder arbeitete seit einigen Jahren als Managerin an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und Privatwirtschaft.
Nachtrag: Der Bericht zur Ernennung auf bmvg.de (da sich auf diesen Seiten die Links ständig ändern, erlaube ich mir mal, den Text hier zu zitieren):
Stellvertretend für die Bundesministerin der Verteidigung vereidigte Staatssekretär Gerd Hoofe am 1. August die neue beamtete Staatssekretärin Dr. Katrin Suder. „“Wir stehen vor Herausforderungen. Es sind spannende Zeiten. Damit verbinden sich auch ganz besondere Chancen und Möglichkeiten. Ich danke Ihnen, dass Sie diese künftig mitgestalten wollen!“”, sagte Staatssekretär Hoofe in seinem Grußwort während des Empfangs, an dem auch Familienangehörige der Staatssekretärin teilnahmen. Bereits tags zuvor hatte Bundesministerin Ursula von der Leyen ihre neue Staatssekretärin im Ministerium empfangen.
Dr. Suder, die bis Juli die Berliner Dependance der Unternehmens- und Wirtschaftsberatung McKinsey leitete, folgt Staatssekretär a. D. Stéphane Beemelmans nach. Mit ihrem Amtsantritt übernimmt sie die Zuständigkeit für den Bereich Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (AIN) und verantwortet so die Rüstungsprojekte der Bundeswehr. Zudem obliegt ihr die Zuständigkeit für Rüstungspolitik und die Angelegenheiten der Abteilung Planung.
Suder hat sich auf ihre neue Aufgabe gut vorbereitet. Dabei stand das Thema Rüstung und die aktuelle Untersuchung von zentralen Rüstungsprojekten durch eine externe Beratergruppe im Fokus ihrer Aufmerksamkeit. Aber auch darüber hinaus hat sich die neue Staatssekretärin intensiv über die Bundeswehr informiert: „“Ich habe unter anderem versucht, mich mit der Kultur der Bundeswehr auseinanderzusetzen. Innere Führung ist eine hochinteressante und faszinierende Führungsphilosophie.“” Die nun vor ihr liegenden Aufgaben geht Suder mit Zuversicht und Entschlossenheit an: „“Die hervorragende Arbeit, die bereits geleistet wurde“” gelte es jetzt aufzunehmen und dann Entscheidungen herbeizuführen.
Die 42-jährige Suder studierte in Aachen und Bochum Physik und Theaterwissenschaften und promovierte im Bereich Neuroinformatik. Sie ist die erste Frau, die den Posten des beamteten Staatssekretärs im Bundesverteidigungsministerium bekleidet.
„Natürlich ist die Position und die damit verbundene Verantwortung etwas ganz Besonderes. Ich empfinde es auch als Brückenbildung zwischen verschiedenen Teilen der Gesellschaft. Ich komme aus der Wirtschaft und finde, es ist auch ein Signal zu sagen: ‚Ich möchte diese Stelle ausfüllen und dazu beitragen, dass Soldatinnen und Soldaten hervorragende und moderne Ausrüstung haben.‘ Ich finde das ist ein Statement – und dazu eines, was ich gerne und voller Überzeugung mache!“
(Foto: Suder mit Hoofe bei der Ernennung – Bundeswehr/Gubner)
Mit der positiven Seite der ‚Agentur‘-Version in Schweden kann man wohl in DL generell nicht argumentieren.
– Die deutsche Gesellschaft und die Rahmenbedingungen sind erheblich komplexer als die schwedische Realitaet.
Allerdings hat die Agentur fuer den Politiker erhebliche Vorteile:
– Er hat einen Puffer zwischen sich und der Verantwortung
– Er braucht nur Ziele vorzugeben, wenn sie nicht erreicht werden (koennen) ist das nicht sein Versagen.
Also alles, was sich unsere Politische Leitung wuenschen mag.
sehr wahrscheinliches Scenario!!
Eine Beschaffungsagentur wird der Truppe nicht dienen, aber wann kam es darauf schon an?
„Wenn man das BAAINBw zu einer Agentur macht.“
Oder zu einem Verein…..wie der VdRBw e.V. oder das Bundeswehr-Sozialwerks e.V. :-)
Wenn die Soldaten schon für Ausbildung und Fürsorge mit Zuschuß zahlen müssen, warum dann nicht auch gleich für ihre Ausrüstung?
@Memoria:
Also AIN II ist auch nicht zu groß. Wenn man sich ansieht was von Rü III und Rü IV übrig blieb. Wir haben jetzt einen UAL der Forschungsdirektor und auch noch „Außenminister“ der AIN ist. Dazu verteilt auf zwei Dienstsitze.
Im Detail:
AIN II 1 und AIN II 2 sind mit Ihren Aufgaben ausgelastet. Neben der kompletten Wehrtechnischen Forschung (Auftragsforschung, Grundfinanzierung) den internat. Kooperationen im Forschungsbereich muss derzeit vermehrt auf die Analysephase I und deren Funktionieren geworfen werden. Die neuen Prozesse im Bereich IPP tun Ihr Weiteres.
AIN II 3 bis AIN II 5 beinhaltet alle Länderreferenten und müssen alle wichtigen MOU betreuen. Ich hab jetzt keine genauen Einblick aber die schiere Anzahl an Nachverhandlungen bestehender MOU (z.B. Drehflügler) belasten da schon. Die Koordinierung mit Pol II ist mir nicht ganz klar.
AIN I 5 arbeit, soweit einschätzbar sehr solide. Insgesamt ist aber die Rollenverteilung zwischen Plg, HC und AIN (Planern und Bewirtschaftern) immer noch nicht so richtig gut. Dabei kommt die Einbindung PlgABw erschwerend hinzu.
AIN I 4 ausgelastet, reicht ein Blick in die Aufgaben. Denen müssen ja insbesondere bei den zahlreichen Anfragen alle anderen zuarbeiten, was zeitweise je nach Referat eine höhere zweistellige Prozentzahl der Arbeitszeit bindet.
Die anderen drei Referate kann ich schlecht einschätzen. Insbesondere AIN I 1 braucht sehr erfahrene Mitarbeiter, denen ausreichend Zeit zur Reflexion gegeben werden sollte. Neben der Erfahrung im Projekt und Querschnittsbereich braucht es hier Abstraktionsvermögen bei gleichzeitig sehr genauer Kenntnis der Arbeitsweise im Ministerium.
AIN III sehe ich aktuell als personell ausreichend aufgestellt. AIN IV ebenso. Bei letzteren finde ich die meiner Meinung noch immer noch vorhandene Vermischung Bedarfsträger/Bedarfsdecker einerseits glücklich andererseits genau das Gegenteil. Es kann vorteile haben so aufgestellt zu sein. Es passt halt nur nicht ganz in die Philosophie.
AIN V kann ich Ihnen nur zustimmen. Wenn man sich dazu mal überlegt, an wie wenigen die Nutzung hängt ist man schockiert. Man sollte das hier nochmal festhalten. Die Fachaufsicht bestrifft nicht wie früher nur die Realisierung der Projekte. Die Nutzung ist dazugekommen. Das ganze ist jetzt in einer Unterabteilung. Früher drei Unterabteilungen (ohne Nutzung!)
Abt. Plg wird ja bereits umstrukturiert. Meiner Meinung nach verbessert das einige Zuständigkeiten/Prozesse etwas. Die Kategorisierung nach Dimensionen sowie Domänen zwischen Plg I und Plg II ist irgendwie Schwierig. Koordination mit Pol ist mir auch noch nicht ganz klar.
Zu den anderen Abteilungen kann ich nicht im Detail Aussagen treffen. HC leidet wohl etwas darunter, dass ehemalige Abteilungsleiter nicht mehr da sind. Anscheinend sinkender Einfluss im BMF, nicht nur auf Leitungsebene.
@woody: „Wenn man sich dazu mal überlegt, an wie wenigen die Nutzung hängt ist man schockiert. “
Stimmt!
Aber: Der Materialverantwortliche für die Einsatzreife ist der Präsident des BAAINBw. Die Ausübung von Fachaufsicht über einen MaterialVERANTWORTLICHEN erscheint mir eigentlich überflüssig…
@Klaus Vanselow:
Und wer nimmt dann die Lobby für MatErhalt im Rahmen der ministeriellen Prüfungen der FBA wahr? Glaube zwar nicht, dass dies im Moment nötig ist, bisher gibt sind die Mittel dort ausreichen (gemessen an der industriellen Kapazität).
@ MikeMolto
> Dennoch haben saemtliche Minister, incl dem hochgelobten H. Schmidt, erfolglos versucht das Beschaffungswesen der Bw (den Mist) wesentlich zu verbessern – und sind damit gescheitert.
Dafuer tragen sie die politische Verantwortung. Keiner ist deshalb zurueckgetreten, Schmidt wurde sogar Kanzler, was wie eine Analogie und ‘Spur’ auch fuer vdL bedeuten kann.
Also gut, wenn mir soweit zurückgehen, dann kann ich nur sagen: Wenn wir bei der Bundeswehr was ändern wollen, dann brauchen wir eine komplett neue Armee. Beispiel: Ich war auf einem Schiff und wir waren in einer Werft. Dort hatten wir einen rutschfesten Bodenanstrich bekommen. Als ich das erste mal über das neue Deck gelaufen war, war ich begeistert. Endlich konnte man sich bewegen, ohne dass man ständig aufpassen musste nicht auszurutschen. Ich hatte mal einen Eimer mit Wasser umgekippt, bin durch die Pfütze gelaufen und ich stand einfach fest da. Der heue Anstrich hatte maximal 1 Woche gehalten. Dann hat irgend ein dämlicher 11er mit einem Normallack drüber gestrichen und es war wieder rutschig wie zuvor.
Die Beschaffung kann beschaffen, was sie auch immer beschaffen will. Die Truppe wird es schon schaffen, daraus einen unbrauchbaren Mist zu machen. Die Truppe braucht Schrott, die kann ohne nicht leben.
schon mal jemand gelesen, wie es in den 50ern mit der Beschaffung des Spz HS 30 gelaufen ist? Nichts Neues unter der Sonne . . .
@ Wolfgang-2 | 03. August 2014 – 22:05
Shit happens, ueberall.
Aber Ihre letzte Aussage diskriminiert Sie derart, dass ich auf Ihre Einlassungen nicht mehr antworten werde. Schade um unsere Zeit,
ich bin naemlich allergisch – gegen Dummheit.
Ihr müsst euch ja nicht mögen. Aber hier müsst ihr anständig miteinander umgehen. Der Kommentarton ist derzeit ziemlich übel. Könntet ihr das berücksichtigen?