Probleme mit der Tradition: Bundeswehr verbietet ‚Treue um Treue‘
Mit (militärischen) Traditionen tut sich die Bundeswehr immer dann besonders schwer, wenn sie auf die Wehrmacht oder das 3. Reich zurückgeführt werden können oder nur könnten – und das führt bisweilen zu sehr emotionalen Diskussionen. So war es zum Beispiel, als dem damaligen Jagdgeschwader 74 sein Traditionsname Mölders aberkannt wurde. Jetzt hat das Deutsche Heer einen Traditionsspruch verboten, und auch das dürfte wieder für heftige Debatten sorgen: Treue um Treue, ein Wahlspruch, der insbesondere bei den Fallschirmjäger der Bundeswehr in Gebrauch ist (inzwischen: war) und auch im Zusammenhang mit dem Afghanistan-Einsatz immer wieder auftauchte. Wie auf dem obigen Bild des Wracks eines geschützten Transportfahrzeuges Dingo – das Fahrzeug war während des Gefechts am Karfreitag 2010 im Dorf Isa Khel bei Kundus, bei dem drei deutsche Soldaten ums Leben kamen, gesprengt worden. Monate später stellten Fallschirmjäger die Reste des Dingos sicher und erinnerten mit Treue um Treue an ihre gefallenen Kameraden.
Ein Erlaß mit Datum 6. Mai 2014, in Kraft gesetzt am 20. Mai, schreibt das Verbot dieses Spruches für das Heer fest. Die Weisung, die Augen geradeaus! vorliegt:
Im Verantwortungsbereich der DSK [Division Schnelle Kräfte, T.W.] wird der Wahlspruch „Treue um Treue“ zur Ehrung für die gefallenen Bundeswehrsoldaten vom „Karfreitagsgefecht“ des 02. April 2010 innerhalb von Liegenschaften der Bundeswehr genutzt. Darüber hinaus findet der Wahlspruch u.a. in Dienstgebäuden oder auch auf diversen Trinkbechern in Form einer Gravur Verwendung.
In Anlehnung an die Weisung FüSK II 4 [Abteilung Führung Streitkräfte im Verteidigungsministerium, T.W.] und als Ergebnis der durch den InspH [Inspekteur des Heeres, T.W.] beauftragten Untersuchung des Wahlspruches durch bundeswehreigene und externe Institutionen wird festgestellt, dass der Ausdruck nicht geeignet ist, Traditionen der Bundeswehr zu pflegen und in diesem Zusammenhang Treuepflicht zu symbolisieren.
In heutiger Wahrnehmung und in der Geschichte deutscher Streitkräfte ist der Wahlspruch im Wesentlichen durch die Verwendung als Motto der Fallschirmjägertruppe der Wehrmacht geprägt worden und mit dieser verbunden.
Es ist davon auszugehen, dass seine Verwendung in der Bundeswehr und insbesondere bei den Fallschirmjägern in der öffentlichen Wahrnehmung auch als Bekenntnis zu einer Traditionslinie Wehrmacht – Bundeswehr aufgefasst wird.
Mit Entscheidung InspH vom 06. Mai 2014 wird die Nutzung des Wahlspruches „Treue um Treue für das Deutsche Heer im dienstlichen Umfeld in jeglicher Form verboten.
Heeresinspekteur Bruno Kasdorf hatte da allerdings wenig Spielraum. Die in seinem Erlass genannte Weisung aus dem Ministerium, datiert vom 26. Februar 2013, verbietet ausdrücklich diesen Spruch für die Gedenktafeln für gefallene Bundeswehrsoldaten:
Im Einsatzgebiet AFG enthalten zwei Gedenktafeln für Gefallene der Bundeswehr die Inschrift „Treue um Treue“. (…)
Hierzu ist festzustellen: Die Inschriften sind nicht geeignet, Traditionen der Bundeswehr zu pflegen oder die den Soldaten der Bundeswehr abverlangte Tapferkeit und Treuepflicht zu symbolisieren. Vielmehr ist absehbar, dass die Inschriften zu Missverständnissen führen können, die einem würdigen Gedenken an die Gefallenen der Bundeswehr in der Öffentlichkeit abträglich sind. Der Wahlspruch „Treue um Treue“ ist daher auf Gedenktafeln für die Gefallenen der Bundeswehr nicht zu verwenden.
Allerdings ist mein Eindruck, dass die Fallschirmjäger, die mit diesem Spruch in Afghanistan (und in der Heimat) ihrer gefallenen Kameraden gedachten, dabei nicht unbedingt die Wehrmacht vor Augen hatten. Das Zitat findet sich unter anderem beim früheren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, aber es steht auch auf als Motto auf der Webseite der Schützenkompanie Wilten in Österreich, beim früheren Bundeswehr-Fallschirmjägerbataillon 273, als Überschrift im Spiegel – aber auch, laut Wikipedia, auf einem Denkmal für die Waffen-SS.
Über den Heeres-Erlass hatte am (heutigen) Donnerstag zuerst die Wochenzeitung Junge Freiheit berichtet (Link aus bekannten Gründen nicht).
(Ich bitte bei den Kommentaren in diesem Fall mal besonders dringlich um Sachlichkeit in der Auseinandersetzung.)
(Foto: Der beim Karfreitagsgefecht beschädigte, von der Bundeswehr gesprengte und später wieder sicher gestellte Dingo in Isa Kehl, mit Gedenken an die Gefallenen – via Johannes Clair/“Vier Tage im November“)
Haben die auf dem Zauberberg nichts zu zu, oder warum macht man sich über solche
Sachen Gedanken?
Mich kotzt es einfach an, was im Laufe der Jahre bei derBundeswehr
Tradition war, wird nach und nach abgeschafft.
Was bleibt noch?
Ich finde, dass mit derartigen Weisungen ein Identitätsverlusst bleibt, der durch keine neuen Parolen unsere Technokraten behoben werden kann.
Von Motivationsverlusst ganz zu schweigen.
Irgend wann muss einmal Schluss sein.
Ich bin raus und das ist auch gut so!
Haltet durch!
@Michael: Zumindest sollten sich die Fallschirmjägerkameraden keine Sorgen machen, dass sie beim nächsten Reformschritt dann wieder zurück zur Luftwaffe gehen. Wäre ja unerträglich. Und der Kampfhubschrauber Tiger muss sich auch keine Sorgen machen, in einen Topf mit dem Kampfpanzer Tiger geworfen zu werden……. außer es kommt bei einer KWA zur Bezeichnung Kampfhubschrauber „Königstiger“ :-D
***Spottmodus ist wieder aus***
Der Spruch „Treue um Treue“ könnte ja mit dem SS-Spruch „Meine Ehre heißt Treue“ verwechselt werden. Daher vorsorglich entsorgt.
Die Entsorgung von „Treue um Treue“ wird aus einer bestimmten Ecke sicherlich Applaus ernten, aber diese Ecke interessiert sich in der Regel nicht für den Dienst bei der Bundeswehr. Nur so ein Gedanke, weil in den letzten Wochen häufig von Attraktivität die Rede war.
Der Umgang mit Traditionen in der Bundeswehr ist eine Katastrophe. Stets lässt man sich durch äußere Kräfte treiben, nie stellt man sich demonstrativ hinter Tradition, Brauchtum und geehrte Persönlichkeiten. Hans-Joachim Marsaille scheint angezählt, bis zu Richthofen ist es nicht mehr weit.
Die BW entmilitarisiert sich nicht nur durch Reformen, sondern vor allem in den Köpfen.
Ich zitiere einen bekannten Österreicher: „Die edelste der Nationen ist die Resignation.“ (Nestroy)
Es wäre evtl. eine dankbare Aufgabe für einen Germanisten, das genauer zu erforschen, aber ich habe den Eindruck, dass »Treue um Treue« einfach nur eine etwas in Vergessenheit geratene deutsche Redensart handelt. So heißt es in dem Gedicht »An die Bonzen« von Kurt Tucholsky in der Weltbühne 1923 (Fundstellen können problemlos gegoogelt werden):
Wie man sich als Arbeitgeber vollends unattraktiv macht wird hier mehr als deutlich.
Da hilft es auch nichts, mit Flatscreens und Kühlschränken etc. gegenzusteuern (an sich ja nicht verkehrt). Außer, man will in Zukunft nur noch Soldaten, die nicht so sehr Soldaten sein sollen/wollen. Es deutet einiges darauf hin…
Ich empfehle an der Stelle Paragraph 12 des Soldatengesetzes nochmal genau zu lesen.
@NMWC
danke für die links
Wie wichtig den Betroffenen von 2010 der Zusammenhalt im Geiste und im „Dreck“ ist und war kann der geneigte Leser im Buch „Feindkontakt“ sehr hautnah nachlesen. Dort taucht der Spruch übrigens auch auf. Und man kann den klar als Beweis der Betroffenen einem umfänglichen Zusammengehörigkeitsgefühl zuordnen. Und ganz ehrlich. Ist gut so, dass es den Spirit der kleinen Kampfgemeinschaft noch als wesentliches und prägendes Moment in den Streitkräften gibt. Witzig (nein, nicht wirklich; eigentlich zum heulen) finde ich die Tendenz in der Bundeswehr, dass immer mehr das Motto „Hiermit befehle ich, was bereits befohlen ist“ ausgelebt wird. Umgesetzt werden muss der Befehl, jedoch sollte HIER die Politik ansetzen, Attraktivität zu gewährleisten. Oder darf keiner auf seine Arbeit stolz sein??
oder in Predigt über Psalm 111, 10 im ökumenischen Eröffnungsgottesdienst zum WS 2004/2005 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
„Und dann entsteht jene paradoxe, aber tragfähige und lebensförderliche Beziehung, in der beides gilt: Freiheit um Freiheit, Treue um Treue“
http://www.ekd.de/predigten/2004/041012_leicht_friedrich_schiller_universitaet.html
Ich verstehe es nicht was das soll, der Spruch taucht auch im jüdischen Glauben auf
http://books.google.de/books?id=rnPvLaabYegC&lpg=PA516&ots=9rU-RQ0ybG&dq=%22treue%20um%20treue%22%20psalm&hl=de&pg=PA516#v=onepage&q=%22treue%20um%20treue%22%20psalm&f=false
@chickenhawk
vielleicht sollten wir Tucholsky im dienstlichen Umfeld verbieten oder am besten gleich verbrennen ;-)
vdl scheint sich in der Traditionsfrage übrigens anders zu positionieren als man denken würde. Eine Umbenennung einer nach General Otto von Emmich benannten Kaserne hat sie kürzlich abgelehnt. Link aus bekannten Gründen nicht.
Es sind also wieder die hervorragenden Soldaten selbst (die militärische Führung), die sich diesen Unsinn ausgedachten haben. Auf einen Politiker wird man das kaum schieben können.
P.S.: Habe gerade gelesen, dass interne und externe Gutachten in Auftrag gegeben wurden. Sprich: Es gab sicherlich wieder ein „hochqualitatives“ MGFA-Gutachten (Ach die heißen jetzt ZMSBw). Wann wird dieser Laden eigentlich mal reformiert (geschlossen)? Wer solche „Freunde“ im eigenen Haus hat…
Ach Tucholsky, die Bibel und die Tora gleich mit auf den Index! ;)
@xyz
Das wundert mich nicht. Man hat doch tierisch Angst, dass da einem was angehängt wird von der Politik. Oh du meine Fahne im Wind..
es ist unerträglich !!! Soll es in der Bundeswehr bald heißen “ Kindergarten um Kindergarten“ ??
Tucholsky’s Werke sollten sofort aus allen Truppenbuechereien entfernt werden: Er plaediert fuer selbstaendiges Denken und das Ungewoehnliche zu tun…. Wo kommen wir denn da hin in der neuen Gesellschafts/Konzern-Armee?
@xyz:
„Sprich: Es gab sicherlich wieder ein “hochqualitatives” MGFA-Gutachten (Ach die heißen jetzt ZMSBw). Wann wird dieser Laden eigentlich mal reformiert (geschlossen)? Wer solche “Freunde” im eigenen Haus hat…“
Ein Gutachten dient der Entscheidungsfindung, ist jedoch nicht die Entscheidung. Das auf das ZMSBw abzuschieben wäre aus meiner Sicht unfair. Und die drei Traditionslinien der Bundeswehr lassen lassen in meiner Bewertung wenig Handlungsspielraum. Speziell wenn es nichts mehr aus sich selbst heraus erlaubt.
Mein Vater sagte mal zu mir: “ Junge, wir Deutschen machen immer alles zu hundert Prozent. Wir waren 100%ige Monarchisten, Nazis, Kommunisten oder Demokraten und heute sind wir zu hundert Prozent ein Volk von Bürokraten und Masochisten. Wenn der deutsche Michel könnte, würde er sich sogar noch mit der eigenen Stiefelspitze in den A**** treten.“
Jugendoffizier | 05. Juni 2014 – 17:52,
nicht ganz zutreffend.
Die Fahrzeuge/Kampffahrzeuge der Wehrmacht führten bis zum Polenfeldzug ein weißes Balkenkreuz. Das erwies sich als Visierhilfe. Daraus wurde dann ein schwarzes Balkenkreuz mit weißem Rand.
Am 1.Oktober 1956 ordnete Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz als Erkennungszeichen der Luft- und Gefechtsfahrzeuge der Bundeswehr an.
K. Müller | 05. Juni 2014 – 19:20
Auch nicht ganz zutreffend.
In der Wehrmacht war der Dienstgrad eines Generalleutnants ein „Zweisternegeneral“. Herr Kasdorf wäre nach der Rangordnung der Wehrmacht ein General der Infanterie („Dreisternegeneral“). Ich denke, hier hat man sich bei Aufstellung der Bw ganz bewusst an den Dienstgraden der Amerikaner orientiert, um sich von der Wehrmacht abzugrenzen.
Zum Thema: In dem Diensteid der Bundeswehr schwört der Soldat u.a., Deutschland „treu zu dienen“. Es ist deshalb kaum nachvollziehbar, dass der Dienstherr nun einen Leitspruch verbietet, der Treue als Leitmotiv enthält. Auch der Hinweis auf mögliche Missverständnisse überzeugt nicht, weil man ja sonst die Eidesformel auch in Frage stellen müsste.
Vielleicht geht es aber gar nicht um Missverständnisse, die aus möglichen Verknüpfungen zum Dritten Reich herrühren könnten.
Der jetzt verbotene Leitspruch lautet: „Treue um Treue.“ Wollten die Fallschirmjäger, die damals dieses Leitmotiv auf dem ausgebrannten Dingo in Afghanistan anbrachten ihrem „Dienstherrn“ vielleicht etwas mitteilen?
„Treue um Treue“ deutet auf die Wechselwirksamkeit von Treue hin. Ist diese Treue von einer der beiden Seiten enttäuscht worden und wollte man an die Treuepflicht des „Dienstherrn“ gegenüber den Soldaten im Einsatz( Krieg) erinnern?
„Treue um Treue“ gilt unter Kameraden. Die Kameradschaft endet spätestens ab B3-Besoldung und gilt schon gar nicht von Seiten der Politik in Richtung der Soldaten. Die Entscheidung ist mithin konsequent.
Eine Krimi-Kurzgeschichte mit dem Titel »Mrs. Bixby and the Colonel’s Coat« von Roald Dahl wurde 1960 für die US-Fernsehserie »Alfred Hitchcock Presents« verfilmt. In der deutschsprachigen Version trägt die Episode den Titel: »Treue um Treue«:
https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Hitchcock_Presents#Von_Alfred_Hitchcock_inszenierte_Folgen
@ Politikverdruss
Vielleicht ist diese ‚Erinnerung‘ ja auch richtig angekommen und wird deshalb verboten?!
Solche Schnellschüsse hatten wir in der Heeresflugabwehrtruppe (RIP) auch, da ging es um die Heeresflugabwehrschule bzw. den Namen der Kaserne. Die Vorwürfe gegen Generaloberst Günther Rüdel waren bei einer späteren Bewertung nicht haltbar. Da hatte der damalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping die Umbenennung aber schon lange verfügte.
http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnther_R%C3%BCdel#Die_R.C3.BCdel-Kontroverse_in_der_Bundeswehr
Stehen Soldat und Staat nicht in einem besonderen Treueverhältnis?
Wie wäre es denn mit folgender innovativer Arbeitsseidformel?
„Es macht mir nichts aus für die BRD zu arbeiten und die Gesetze und die Freizeit der Bevölkerung in Europas Mitte zu beachten. Ich schwör Dir echt!“
Spätestens dann wird es auch für den letzten treudoofen Soldaten Zeit, bei dieser fortschrittlichen Verteidigungsagentur die Kündigung einzureichen.
Um es kurz zu machen:
Mehr als 12 Jahre in der Truppe, und dann kommt so ein Mist.
Einfach ignorieren, und weiter machen wie bisher.
Das neue Schießausbildungskonzept nennt man ja jetzt auch lieber neuSAK statt nSAK. Genauso wie PolBil Besichtungen von Museen zur Bildung über die Vergangenheit der Bundeswehr und der Wehrmacht durchgeführt werden. Fotos sollen dabei aber lieber nicht gemacht werden und die Öffentlichkeit soll das lieber auch nicht mitkriegen.
Vielleicht braucht es da einfach noch eine jüngere Generation in den Ämtern bis sich diese Übervorsichtigkeit legt.
Wachbataillon – Semper talis genutzt durch 1. Garde-Regiments zu Fuß, Reichwehr und Wehrmacht.
Feldjäger – Suum cuique (Jedem das sein) – Ganz gefährlich, weil hing am Lagertor des KZ Buchenwald. Ebenfalls Preußen, Reichwehr und Wehrmacht.
usw.
Viel zu tun für unsere unterforderte und herausragende Generalität. Zeit ist schließlich kein Problem nach dem erfolgreichen Abschluss der Bundeswehrreform.
@gc:
„Und die drei Traditionslinien der Bundeswehr lassen lassen in meiner Bewertung wenig Handlungsspielraum.“
Diese drei Traditionslinien schließen aber alles andere nicht aus. Es sind nur drei wesentlich Linien. Ansonsten wurde dieser Erlass bisher eh gezielt ignoriert. Allein wenn man an dasWachbataillon denkt. Minister Manfred Wörner hat den Erlass leider trotz Ankündigung nicht rückgängig gemacht. Rühe hat ihn auch eher anders interpretiert.
Gedanken hierzu:
https://www.clausewitz-gesellschaft.de/index.php?id=545&tx_news_pi1%5Bnews%5D=24&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=492c769b05d78e6318910c9805a38914
@xyz
Sorr, der Link funktioniert bei mir nicht.
„Zeit ist schließlich kein Problem nach dem erfolgreichen Abschluss der Bundeswehrreform.“
Welcher :-))
Dazu fällt mir nur folgendes ein:
„Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang
Sollen in der Welt behalten
Ihren alten schönen Klang,
Uns zu edler Tat begeistern
Unser ganzes Leben lang –
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang!“
Es findet sich sogar mitten in Speyer in einen Brunnen gemeißelt.
Unsere Bundesregierung wird hoffentlich nicht diesen Brunnen abreissen.
Ist doch ok so! Wozu braucht eine Söldnerarmee eine Tradition? Es reicht doch ein Ehrenmal im Hinterhof des Bundesministerium für Angriff, um einen Anschein zu wahren. Zum Glück kann man dort eine Wand verschieben um den Pöbel zur Not „draußen“ zu lassen. Die Bundeswehr ist tot. Es lebe die mobile Söldnerarmee! Komisch, dass es manche noch immer nicht wahrhaben wollen. Aber mit ein paar Kniffs, werden die schön gefügig gemacht. Wer hat schon gern einen Termin beim millitärischen Abschirmdienst?
P. S. Ich hoffe, dass mein Sarkasmus nicht übersehen wird.
Der Nationalsozialismus hat viel Traditionelles – nicht nur im Bereich des Militärs – für sich vereinahmt und damit für nachfolgende Generationen verbrannt. „Treue um Treue“ ist genausowenig von den Nazis kreiert worden wie die Swastika. Letzteres wurde als Hakenkreuz zum hervorstechenden Symbol des Dritten Reichs und ist somit hernach zurecht geächtet. Die Bedeutung von „Treue um Treue“ hatte nicht nur eine patriotisch/national/nationalistische Komponente (als Extremform im Dritten Recih), sondern auch eine literarische (z.B.: Treue um Treue, Schauspiel von August Graf von Platen-Hallermünde, 1828), eine religiöse („Treue um Treue. Sei getreu bis an den Tod. Ein Geleitwort für unsere männliche Jugend“, Paul Blau, Generalsuperintendent in Posen,1912), eine musikalische („Treue um Treue“, [luftiger] Marsch, Karl Teige, gestorben 1922) aber vor allem eine gruppenbezogene bzw. auch ganz persönliche. „Treue um Treue“ war mal eine gängige Form um tiefgehende Beziehungen prägnant auszudrücken – auch Kurt Tucholsky nutzte sie. Eine stärkere Bezeichnung, eine (Schicksals)gemeinschaft, ein Vertrauensverhältnis, tiefe Bewegtheit, ja Liebe auszudrücken, ist in einer solchen Prägnanz kaum möglich. „Semper fidelis“ und „allzeit bereit“ klingen dagegen eher kindlich.
Die Frage stellt sich doch: wie kommt man jetzt, bald siebzig Jahren nach WWII, auf den Gedanken, der Spruch sei zu sehr Nazi-belastet?
Und wie will das BMVg mit all den Ehrenmalen der Weltkriege verfahren, auf denen „Treue um Treue“ steht? Herausmeißeln?
„Der Spruch “Treue um Treue” könnte ja mit dem SS-Spruch “Meine Ehre heißt Treue” verwechselt werden. Daher vorsorglich entsorgt.“
Nein, der Spruch steht wortwörtlich auf einem Denkmal der Waffen-SS, zehn Sekunden Google und selbst der in Militärgeschichte völlig unbewanderte Laie weiß das.
Aber das Schöne ist: so weit muss man gar nicht gehen, wenn man nur ETWAS militärgeschichtliches Verständnis hat und weiß, wie die ach so edlen Fallschirmjäger der Wehrmacht (auf die sich der Spruch im Zusammenhang mit dem Dingo angeblich bezieht) zum Beispiel auf Kreta gehaust haben, dann überfällt einen das kalte Grausen, wenn man sieht, wie Bundeswehr-Soldaten völlig distanzlos, kritiklos und unreflektiert damit um sich werfen und dann auch noch hochbeleidigt tun, wenn sie ihre brauntümelnde Wehrmachtsromantikscheiße im Dienst nicht mehr ausleben dürfen.
Insofern bin ich froh, dass es noch ein paar wackere im ZMSBw gibt, die auch nach Jahren der Ignoranz in höchsten Führungskreisen das Denken noch nicht aufgegeben haben und versuchen, diesen ekelhaft unreflektierten, leicht braun angehauchten Geist in der Bundeswehr auszumerzen. Und allen, die sich jetzt aufregen, empfehle ich, sich noch mal diverse Traditionserlasse der Bundeswehr und ein paar verdammte Geschichtsbücher anzuschauen, um sich von ihrer eigenen Ignoranz zu befreien. Das tut gut und ist gesund, meine Herren.
PR vs Soldatengedenken
Johannes Gross hat es so formuliert: „Je länger das Dritte Reich zurückliegt, umso mehr nimmt der Widerstand gegen Hitler und die Seinen zu.“
Wird die Welt friedlicher, wenn der Gebrauch der Losung „Treue um Treue“ verboten wird ? Wohl kaum. Aber die Bundeswehrsoldaten die ihn nutzten, werden völlig ungerechtfertigt in ein schiefes Licht gerückt.
Bald werden auch die Kommandos, „Augen RECHTS“ und „Die Augen LINKS“ verboten – könnte ja politisch anstößig sein. Also ab jetzt nur noch „Augen geradeaus“. Und Scheuklappen zur Grundausstattung, damit auch bloß nichts schief geht..
Warten wir es ab, dran-drauf-drueber oder Suum Cuique wird auch bald verboten. Die haben Sie doch nicht alle. Es wird dem Soldaten die Moral an der Truppe und der Stolz der Einheit geraubt.
„Ein Erlass (…), in Kraft gesetzt am 20. Mai, …“!! Soll noch einer sagen, daß die kein Gespür für Symbolik hätten…
@ xyz
‚ Jedem das Seine‘
“ Sei getreu bis in die Ewigkeit, so will ich Dir die Krone des Lebens geben “ ( Off.2, 10 )
…das Kameraden ist der Trauspruch von meiner Frau und mir! Wir haben ihn bewusst gewählt, da ich im Soldatenberuf diene und er uns auch in Zeiten der Trennung Halt gibt!
In den letzten Jahren habe ich mit Kopfschütteln die politischen Entscheidungen und die Umsetzung dieser als Soldat hingenommen! Aber was in der “ Neuzeit “ der Bundeswehr alles geändert und gestrichen wird, oder als Bereicherung für den Nachwuchs bejubelt wird… Ich bin sehr irritiert!
Da werden Hubschrauber über Nacht “ entheert “ damit sie beim Hochwassereinsatz Luftwaffenstylisch Sandsäcke fliegen, Kasernen und Einheiten umbenannt, Straßennamen geändert, Kinderbetreuung groß und körperliche Leistung klein geschrieben….
Was bitte sollen meine Frau und ich jetzt machen???
Unseren Trauspruch ändern? Muss ich es melden, das wir so einen Trauspruch haben? Fragen über Fragen….
…und wer bezahlt eigentlich die GEZ für unsere neuen Stuben, wenn die dann schön mit Flachbildschirmen ausgestattet sind?
Egal, ich freue mich immer wieder wenn man drei Kameraden findet, die ohne W-Lan Skat spielen können! ( Ironie aus )
Was hier nicht vergessen werden darf, sind die gefallenen Kameraden!!!
“ Wir können nicht das Leid aus der Welt schaffen, was wir können ist dies:
Einander die Tränen trocknen “ ( unbekannter Verfasser )
Ironie on: Auch wenn Dobrindt nicht so rumschreit und auch sonst nix mit diesem Herrn hier teilt, so sehe ich ab heute der Ankündigung und der Umsetzung von Infrastrukturprojekten mit großer Sorge entgegen:
http://www.youtube.com/watch?v=ayHY0rxyyLE
Ironie off
@Hohenstaufen
Exakt! Woran liegt das? Ein Teil würde ich damit begründen, dass mit dem Wegsterben der alten Generationen gewisse „Hemmschwellen“ fallen, aber auch dadurch dass neue extreme Elemente in der Gesellschaft solche Gegenreaktionen heraufbeschwören.
@all: wenn man das Alles hier ließt, kann man nur noch den Kopf schütteln. Man schaffe also als Hoheitszeichen bitte das Tatzenkreutz sofort ab, weil „anti-traditionserlass-affin“ und zu sehr an das Eiserne Kreuz erinnernd. Das gilt auch für sämtliche Ehrenkreuze der Bw! Mein vtaer und mein Großvater klopfen bereit an ihre Sargdeckel.
Ich denke da stattdessen eher an die stilisierte Darstellung eines aufgechlagenen Eies in blauer Linienführung mit innerem sowie äußerem grauen Rand (Print & Web) bzw. mit schwarzer Linienführung und innerem sowie äußerem weißen Rand auf Hardware (Fahrzeuge und LFZ).
Da wird dem bösen Feind bzw. Insurgent, egal wie gebildet, gleich optisch verdeutlicht was mit der Bw auf ihn zu kommt .“Nomen est Omen“, ab B6 wird nur noch nach Pässlichkeit der Vor- und Nachnamen befördert. Alle unpässlichen Namensträger ab B6 werden zum Uffz-FD degradiert, alle darunter werde als OG in die nächste Bw-KiITA kommandiert .(Ironie-Mod aus)!
vorgestern hab ich auf Frontal 21 einen Beitrag gesehen — in dem bei der Bundeswehr im Verhältnis zum englischen und französischem Heer wesentlich mehr zivile und innendienstliche Mitarbeiter je 1 kämpfender Soldat vorhanden sind — wenn man solche Erlasse liest, dann versteht man erst warum das bei uns so ist. Wenn wir da ganz sicher gehen wollen, dass ja kein Satz aus dem sog. 3 Reich bei der Bundeswehr Verwendung findet, dann sollte vielleicht einer dieser Beamten eine eigene Sprache erfinden, die dann die Soldaten erst lernen müssen. — Wenn dieser Spruch in einem Zusammenhang mit einem Kriegsverbrechen steht, dann versteht es sich von selbst dass er verboten wird. Wenn es aber nur einer von einer Einheit der Wehrmacht geführter Wahlspruch war, der auch noch historisch so belegt werden kann, dass er in unserer Sprache schon lange vorhanden war, dann sollten wir doch bitte auch langsam locker mi dieser Sache umgehen.
@Wotan:
Das waren jedoch keine Beamten, sondern Offiziere.
Oder wohl eher: Beamte in Uniform.
Was soll nun noch kommen?
Wird aus „Treue um Treue“ – „Wir dienen Deutschland“…
Aus „Rot scheint die Sonne“ – „Alle meine Entchen“…
Aus „Fallschirmjäger“ – „Soldat mit Fallschirm“…
Aus dem Adler eine Taube…
Aus dem Balkenkreuz eine Blume…
Ist jemandem bekannt, ob im Rahmen der Untersuchung des Wahlspruches durch bundeswehreigene und externe Institutionen auch Soldatinnen und Soldaten befragt wurden, die sich im Auftrag unseres Parlaments in Afghanistan im Einsatz befanden und die sich vor einer lebensgefährlichen Operation gegenseitig „Treue um Treue“ gelobten?
Ich betrachte diesen Befehl als ein erstaunliches Beispiel für fehlgeleitete political correctness und vorauseilenden Gehorsam in blindem Aktionismus, der letztlich den Ausbildungs- und Erziehungszielen der Truppenausbildung, die Herr Kasdorf wohl kennen sollte, klar zuwiderläuft.
Erstaunlich ist bereits die Formulierung in der Weisung des Ministeriums:
Dies ist nichts anderes als die Ansicht, dass möglicherweise, in der Zukunft Missverständnisse, ob des Hintergrundes der Absicht auftreten könnten. Dieser vage Generalverdacht, der sich mit etwas quellenfundierter Argumentation leicht zerstreuen ließe, wird hier aber zum Anlass genommen den Soldaten mehrerer betroffener Einsatzkontingente zu attestieren, ihre Art des Gedenkens an ihre Gefallenen sei nicht würdig. Diese Behauptung, die einer Recherche nicht standhält, ist schlicht eine Beleidigung gegenüber den Kameraden, die diese Gedenktafeln haben errichten lassen und zeugt von einem weit unwürdigeren Umgang mit dem Gedenken an die Gefallenen, als es die Gedenktafeln je hätten darstellen können.
Nun bezieht sich die Weisung tatsächlich nur auf zwei Gedenktafeln und die künftige Verwendung dieser Redewendung auf Gedenktafeln. Meiner Ansicht nach, hätte Herr Kasdorf also durchaus Spielraum gehabt, eine Weisung unterhalb des Komplettverbots zu erlassen. An diesem Punkt kann man feststellen, dass der Spruch „Treue um Treue“ in der Tat auch durch Gruppen mit Gedankengut genutzt wurde und wird, mit denen sich die Bundeswehr nicht gemein machen will und sollte. Allerdings nicht das Rückgrat aufzubringen mit einer fundierten Argumentation zu hinterlegen, warum die Truppe diesen Spruch gewählt hat und wofür er steht, sondern der Aussicht des vagen Generalverdachts zu kapitulieren, ist schlicht armselig.
Da erwächst im unterstellten Bereich ein tatsächlich gewachsenes Erinnern an gefallene Kameraden, im Gegensatz zum verordneten Gedenken an festgelegten Gedenktagen, und anstatt dieses Wachstum zu fördern und in eine Traditionslinie zu lenken, versucht die Führung es komplett zu verbieten. Statt den in der Truppenausbildung der Kampftruppe herzustellenden Willen zum Kampf, die Bereitschaft zur Tapferkeit und die Integrität der kleinen Kampfgemeinschaft zu stärken, wird gerade dieses soldatische Verständnis unter unbegründeten Verdacht gestellt. Die Aufschrift von Trinkbechern wird zum Ausdruck des fragwürdigen Werteverständnisses gemacht. Sollte der Geschäftszimmersoldat dessen orange Katze vom Trinkbecher „Mondays suck!“ verkündet, nun wegen mangelnder Dienstauffassung gemaßregelt werden?
Einer der Gründe, warum dies nicht funktionieren wird, ist der Mangel an inhaltlichen Alternativen. An anderer Stelle, war hier bereits die Rede von der derzeit geringen Verständlichkeit der Inneren Führung in der Truppe und ihrer Anwendung auf die Einsatzrealität in Afghanistan. Der Beitrag von Robert Mann über das Spannungsfeld von Warrior Ethos und Staatsbürger in Uniform bei den heutigen Einsatzsoldaten passt hier auffallend, stammen seine Beobachtungen doch ebenfalls aus der jetzigen DSK. Ein Blick in den Traditionserlass der Bundeswehr und die ergänzende Weisungslage, mit ihren vielen blinden Flecken in der Realität, erklärt auch nur, was denn alles nicht traditionswürdig sein kann. Da bleibt dann nicht mehr viel, womit der heutige Soldat sich prägnant identifizieren kann.
Und gerade deshalb, gehe ich davon aus, dass das Verbot der Formel „Treue um Treue“ diese nur noch weiter in den Köpfen verfestigen wird. Gerade trotzdem die Führung diese Formel und die dahinterstehende Identität verbieten will, wird man daran festhalten – und das ist bei der DSK auch gut so.
Treue ist eine neutrale „Tugend“ erst der Kontext gibt ihr Wert oder Unwert und btw die Fallschirmjäger der Wehrmacht sollen anscheinend doch verhältnismässig NS Nahe gewesen sein.
Daher ist der Spruch im militärischen Zusammenhang nicht unter Garantie unbelastet und die Gleichsetzung mit seinen religiösen Wurzeln kann bedenkliche Parallelen zeichnen.
btw Anscheinend hat vor einigen Jahren ein Vorgesetzter die Verwendung von Churchills Blut, Schweiss …Worten als aus der rechten Ecke kommend verboten(in einer Einheit die kurz vorher noch Waffen mit Hakenkreuz benutzt hat)
„Immer habe ich nach dem Grundsatz gehandelt: Treue um Treue, Vertrauen um Vertrauen“ P.v.H. Generalfeldmarschall und Reichspräsident.
Ich hätte da noch ein paar Vorschläge:
„Wahrschau“ bei der Marine könnte als Verstoß gegen die Oder-Neiße-Grenze gewertet werden. In Zukunft wird „Warszawa“ gerufen. Korrekte Aussprache wird durch entsprechende Unterweisung sichergestellt.
„Dran Drauf Drüber“ wird durch „Eigensicherung herstellen, Rückfragen, RoE beachten“ ersetzt
„Es braust unser Panzer“ heißt in Zukunft „Es fährt unser MuConPers unter Einhaltung von Verkehrsregeln und Abgasnormen“
Das Wort Soldat sollte man verbieten-Hitler war ja einer!
Wenn die alten Losungen abgeräumt werden, müssen sich die Soldaten eben eigene schaffen. Wer es aus einem Hinterhalt der Taliban geschafft hat, wird ja wohl noch in der Lage sein, seinen Kameraden auch ohne Vorbeter eine kurze ehrliche Aussage zu geben.
Waren die vor Hundert Jahren besser als heute? Wohl kaum. Das Leiden, die Angst und das Durchhalten und Zusammenstehen sind das selbe.
Aber, bei aller Kritik an der Bundeswehr, die heutigen Soldaten benehmen sich im Ausland so, wie das früher die Propaganda nur behaupten konnte.
Und dieser tatsächlich unter sehr schweren Bedingungen praktizierte Anstand ist vielleicht auch ein Anlaß dafür, mal zu erkennen, daß die BW bei allen Schwachpunkten ihren Vorgängern auch ein paar echte Punkte voraus hat. Damit meine ich nicht, daß der Soldat einfach alles von oben schlucken soll, aber er sollte meiner Meinung nach auch ein wenig Selbstbewußtsein haben und sich nicht an -in Teilen zumindest- schlechtere Armeen und deren Leistungen klammern.
Man vergleiche einfach mal Afghanistan und Partisanenbekämpfung im WKII, WKI und noch früher.
Unsere Soldaten sind viel besser als sie glauben. Wenn der Rückgriff auf eine Tradition verboten wird, kann man jammern oder eine neue Tradition begründen.